Altlichtenwarth

Gemeinde im Bezirk Mistelbach, Niederösterreich

Altlichtenwarth ist eine Gemeinde mit 754 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Mistelbach in Niederösterreich.

Altlichtenwarth
Wappen Österreichkarte
Wappen von Altlichtenwarth
Altlichtenwarth (Österreich)
Altlichtenwarth (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Mistelbach
Kfz-Kennzeichen: MI
Fläche: 20,46 km²
Koordinaten: 48° 39′ N, 16° 48′ OKoordinaten: 48° 38′ 52″ N, 16° 47′ 45″ O
Höhe: 231 m ü. A.
Einwohner: 754 (1. Jän. 2024)
Bevölkerungsdichte: 37 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2144
Vorwahl: 02533
Gemeindekennziffer: 3 16 01
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Florianigasse 150
2144 Altlichtenwarth
Website: www.altlichtenwarth.at
Politik
Bürgermeister: Gerhard Eder (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(15 Mitglieder)
12
3
12 
Insgesamt 15 Sitze
Lage von Altlichtenwarth im Bezirk Mistelbach
Lage der Gemeinde Altlichtenwarth im Bezirk Mistelbach (anklickbare Karte)AltlichtenwarthAsparn an der ZayaBernhardsthalBockfließDrasenhofenFalkensteinFallbachGaubitschGaweinstalGnadendorfGroßengersdorfGroßebersdorfGroßharrasGroßkrutHausbrunnHerrnbaumgartenHochleithenKreuttalKreuzstettenLaa an der ThayaLadendorfMistelbachNeudorf im WeinviertelNiederleisOttenthalPillichsdorfPoysdorfRabensburgSchrattenbergStaatzStronsdorfUlrichskirchen-SchleinbachUnterstinkenbrunnWildendürnbachWilfersdorf (Niederösterreich)Wolkersdorf im WeinviertelNiederösterreich
Lage der Gemeinde Altlichtenwarth im Bezirk Mistelbach (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Blick auf Altlichtenwarth
Blick auf Altlichtenwarth
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie

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Altlichtenwarth liegt im Weinviertel in Niederösterreich. Die Fläche der Gemeinde umfasst 20,46 Quadratkilometer. Davon sind 87 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 3 Prozent sind bewaldet.

Gemeindegliederung

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Es gibt nur die Katastralgemeinde Altlichtenwarth.

Nachbargemeinden

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Bernhardsthal
Großkrut   Hausbrunn
Hauskirchen Neusiedl an der Zaya

Geschichte

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Der Ortsname von Altlichtenwarth erklärt sich folgendermaßen: Lichtenwarth, (amtl. Altlichtenwarth); erste urkundliche Erwähnung 1232 als Liehtenwart[1], 1357 als Altenliechtenwart[2], etymologisch wörtlich „bei der lichten Warte“, womit wohl ein „Aussichtspunkt in einer Lichtung“ gemeint ist, mittelhochdeutsch „warte“ für einen Platz, von dem aus gespäht wird.[3]

Die erste Kirche wurde im 12. Jahrhundert auf einem Lösshügel am Nordrand des Ortes, unweit einer Burg der Herren von Liechtenstein erbaut. Altlichtenwarth und seine Umgebung waren Urbesitz der Liechtensteiner seit dem 12. Jahrhundert, auf dieses Geschlecht dürfte auch die damalige Gründung der Pfarre zurückgehen. Am 7. Juni 1232 wurde in Wien das Dokument ausgestellt, in dem Altlichtenwarth zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird.[4] Inhaltlich ging es um eine Rechtssache, die der Babenbergerherzog Friedrich der Streitbare unterfertigte. Unter den genannten Zeugen findet sich der Pfarrer des Ortes Marchwardus de Liehtenwart. In seine Amtszeit fiel der große Umbau der Kirche in den Jahren 1230/40. Die Anfänge der Pfarre gehen jedoch viel weiter zurück. Aus einem Siegel aus 1258 geht hervor, dass sich Heinrich I. von Liechtenstein auch nach Lichtenwarth genannt hat[5]. 1391 tauschten die Liechtensteiner die Pfarre Altlichtenwarth gegen die Kirche Maria am Gestade in Wien, 1409 wurde dieser Tausch wieder rückgängig gemacht. Altlichtenwarth blieb bis 1968 (Patronatsverzichtserklärung) / 1978 (wirksam) Patronatspfarre der Fürsten von Liechtenstein.

Im Zuge der Ersten Wiener Türkenbelagerung und des Türkenkrieges fielen osmanische Soldaten auch in Altlichtenwarth ein. Während des Dreißigjährigen Krieges verstarben 1645 46 Menschen an der Pest. Im gleichen Jahr und im Jahr darauf kamen 309 Einwohner Altlichtenwarths im Zuge der Kämpfe gegen schwedische Truppen unter Lennart Torstensson und dessen verbündete ungarische Truppen unter Georg I. Rákóczi ums Leben. Auf dessen Truppen bezieht sich vermutlich auch die Sage vom Blutbad am Kirchweihtag, die sich in Altlichtenwarth erhalten hat. Es wird berichtet, dass die Leute aus ihren Verstecken kamen und das Kirchweihfest feierten, nachdem die Soldaten mordend und sengend das Dorf verlassen hatten. Doch der abziehende Feind hörte das Glockengeläute, kehrte zurück und richtete in der Kirche ein solches Gemetzel an, „daß das Blut in Bächen über die Kirchenschwelle rann“.

Im Jahre 1679 forderte eine Pestepidemie in Altlichtenwarth erneut 134 Tote. Noch heute wird an einem bestimmten Tag eine Prozession zur Pestkapelle abgehalten. Im Zuge der Kuruzenaufstände unter Franz II. Rákóczi kamen 1706 77 Einwohner Altlichtenwarths ums Leben, so findet sich im Sterbebuch ein Verzeichnis aller derjenigen, welche in Erdställen verblichen sind. Die Cholera forderte 1849 103 Tote innerhalb eines Monats, sodass bei knapp 1.000 Einwohnern mehr als 10 % der Bevölkerung verstarben.

Im Ersten Weltkrieg fielen 57 Altlichtenwarther als Soldaten an der Front.

Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in Altlichtenwarth zwei Bäcker, zwei Binder, ein Dachdecker, ein Fellhändler, ein Fleischer, ein Friseur, zwei Gastwirte, drei Gemischtwarenhändler, ein Maler, drei Sattler, zwei Schlosser, drei Schmiede, drei Schneider, zwei Schuster, vier Tischler, zwei Wagner und mehrere Landwirte ansässig. Weiters gab es im Ort eine Bierniederlage der Brauerei Schwechat und einen Weinsensal.[6]

Während des Zweiten Weltkriegs hatte Altlichtenwarth 74 Gefallene zu beklagen. Gegen Ende des Krieges war das Dorf auch selbst Kriegsschauplatz. Darüber befindet sich im Archiv des Heeresgeschichtlichen Museums ein ausführlicher Bericht. Demnach wurde Altlichtenwarth am 18. April 1945 zunächst kampflos der Roten Armee überlassen, welche den Ort besetzte. Noch am Abend des 18. April wurden viele Frauen und Mädchen durch Rotarmisten vergewaltigt. Die deutschen Truppen verschanzten sich auf dem Hutsaulberg und dem Silberberg und bereiteten sich mit drei Panzern auf einen Gegenstoß vor. Dieser erfolgte in der Nacht auf den 19. April, wobei es Soldaten der Waffen-SS mit Unterstützung leichter Artillerie gelang, die sowjetischen Truppen aus dem Ort hinauszudrängen. Dabei kam es auch zu Nahkämpfen, die auf beiden Seiten viele Opfer forderten (59 deutsche und 27 sowjetische Soldaten wurden in Altlichtenwarth begraben). Während die deutschen Soldaten das Dorf bis zum Morgen des 20. Aprils besetzt hielten, gelang den meisten Bewohnern die Flucht in Richtung Waldviertel und Oberösterreich, lediglich 50 sehr alte Menschen blieben zurück. Am Morgen des 20. April 1945 mussten die deutschen Truppen schließlich der sowjetischen Übermacht weichen. Altlichtenwarth wurde in den darauf folgenden Tagen und Wochen vollständig geplündert, zumal die Bewohner erst Wochen oder Monate nach ihrer Flucht zurückkehrten. Im Zuge der Kampfhandlungen wurden 50 Gebäude vollständig zerstört, weitere 40 durch Beschuss schwer beschädigt, sodass kein einziges Haus ohne Schaden blieb. In der Zeit von Mai bis Oktober 1945 mussten täglich durchschnittlich 50 Bewohner, vielfach Frauen und Mädchen zur Zwangsarbeit in den Grenzort Rabensburg, wo sie Pferde zu betreuen und Hausarbeit zu leisten hatten. Auch zu diesem Zeitpunkt wurden die Frauen und Mädchen missbraucht und zogen sich dabei schwere Erkrankungen zu. Bis Ende des Jahres 1945 hielten Soldaten der Roten Armee Altlichtenwarth besetzt.[7]

Einwohnerentwicklung

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Seit dem Jahr 1991 ist die Wanderungsbilanz positiv.[8]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Pfarrkirche Altlichtenwarth
 
Kriegerdenkmal aus 1923
 
Kellergasse Silberberg
  • Katholische Pfarrkirche Altlichtenwarth hl. Nikolaus
  • Aussichtswarte mit Kriegerdenkmal auf dem Hutsaulberg, 1923 vermutlich nach einem Entwurf des Liechtenstein-Architekten Karl Weinbrenner erbaut. Siehe auch: Literatur.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Im Jahr 2010 gab es 42 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, davon waren 23 Haupterwerbsbetriebe, die über drei Viertel der Flächen bewirtschafteten. Im Jahr 1999 waren es 76 Betriebe, davon 30 im Haupterwerb.[9] Im Produktionssektor gab es fünf Betriebe, die vierzehn Arbeitnehmer beschäftigten, überwiegend im Baugewerbe. Der Dienstleistungssektor beschäftigte in 21 Betrieben 44 Personen, fast die Hälfte davon in sozialen und öffentlichen Diensten (Stand 2011).[10][11]

In der Gemeinde gibt es einen Kindergarten und eine Volksschule.[12]

Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom hier behandelten Ort.

Motiv: Gemeindeamt/Rathaus der Gemeinde

Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht.
BW

Gemeinderat

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Der Gemeinderat hat 15 Mitglieder.

Bürgermeister

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  • bis 2014 Franz Gaismeier (ÖVP)
  • seit 2014 Gerhard Eder (ÖVP)[19]

Im Jahr 1969 wurde der Gemeinde folgendes Wappen verleihen: In einem blauen Feld auf einem grünen Dreiberg stehend, ein silberner zinnenbekrönter gemauerter Wachtturm mit schwarzem geschlossenen Tor und darüber liegendem ebensolchen Fenster.[20]

Literatur

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  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 4. Band: Leis bis Neusiedl. Sollinger, Wien 1834, S. 35 (LichtenwarthInternet Archive).
  • Aussichtswarte mit Kriegerdenkmal auf dem Hutsaulberg von Dieter Friedl in Zusammenarbeit mit Andreas Berger, Dr. Richard Edl und Catherine Saiko, Bernhardsthal im Oktober 2023
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Commons: Altlichtenwarth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. BUB II, 138
  2. Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 7. Wien 1876, DXXI, S. 530 (archive.org – „Hanns pfarrer ze Altenliechtenwart“ als Verkäufer): „1357. 28. September. Hanns, Pfarrer zu Altlichtenwart, Paul der Tungossinger etc., verkaufen an das Kloster Garsten ihr freieigenes Gut zu Mödring.“
  3. Schuster, Elisabeth: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen, Wien 1990, S. 42
  4. Die Urkunde auf lehre.hki.uni-koeln.de, abgerufen am 24. März 2013
  5. Beschreibung Aussichtswarte am Hutsaulberg
  6. Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 187
  7. Heeresgeschichtliches Museum/Militärhistorisches Institut (HGM/MHI), Militärgeschichtliche Forschungsabteilung (MilFoA), Studiensammlung, Bestand 1945, Schachtel 5, Fasz. 45/9, Gemeindeberichte Niederösterreich, Bezirk Mistelbach
  8. Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Altlichtenwarth, Bevölkerungsentwicklung. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  9. Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Altlichtenwarth, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  10. Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Altlichtenwarth, Arbeitsstätten. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  11. Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Altlichtenwarth, Beschäftigte. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  12. Gemeinde Altlichtenwarth, Schule und Bildung. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  13. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Altlichtenwarth. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 22. März 2020.
  14. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Altlichtenwarth. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 22. März 2020.
  15. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Altlichtenwarth. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 22. März 2020.
  16. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Altlichtenwarth. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 22. März 2020.
  17. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Altlichtenwarth. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 22. März 2020.
  18. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Altlichtenwarth. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 22. März 2020.
  19. Gemeinde Altlichtenwarth, Gemeindeamt und Politik. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  20. Gedächtnis des Landes, Orte: Altlichtenwarth. Niederösterreichische Museum BetriebsgesmbH, abgerufen am 12. Oktober 2021.