Großharras
Großharras ist eine Marktgemeinde mit 1072 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Mistelbach in österreichischen Bundesland Niederösterreich.
Marktgemeinde Großharras
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Mistelbach | |
Kfz-Kennzeichen: | MI | |
Fläche: | 42,66 km² | |
Koordinaten: | 48° 40′ N, 16° 15′ O | |
Höhe: | 206 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.072 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 25 Einw. pro km² | |
Postleitzahlen: | 2034 (Großharras) und 2063 (Zwingendorf) | |
Vorwahl: | 02526 | |
Gemeindekennziffer: | 3 16 16 | |
NUTS-Region | AT125 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Zwingendorf 35 2063 Zwingendorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeisterin: | Sonja Platzer (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (19 Mitglieder) |
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Lage von Großharras im Bezirk Mistelbach | ||
Pfarrkirche Großharras | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geografie
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Großharras liegt im nördlichen Weinviertel in Niederösterreich im Hügelland südlich der Pulkau etwa auf halbem Weg zwischen Laa an der Thaya und Haugsdorf. Der zur Gemeinde gehörende Ort Zwingendorf liegt an der durch das Pulkautal führenden Pulkautal Straße B 45. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 42,66 Quadratkilometer. Fast neunzig Prozent der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, etwa 2½ Prozent sind bewaldet.[1] GemeindegliederungBearbeiten |
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Das Gemeindegebiet umfasst drei Katastralgemeinden bzw. gleichnamige Ortschaften (Fläche: Stand 31. Dezember 2018;[2] Einwohner Stand 1. Jänner 2024[3]):
- Diepolz (662,49 ha; 143 Ew.)
- Großharras (1.510,67 ha; 444 Ew.)
- Zwingendorf (2,093,04 ha; 485 Ew.) mit den Meierhöfen Alicenhof und Karlhof
Mit der NÖ. Kommunalstrukturverbesserung erfolgte zum 1. Jänner 1970 die Zusammenlegung mit dem einen Kilometer entfernten Diepolz.[4] und zum 1. Jänner 1971 die Zusammenlegung mit dem fünf Kilometer nördlich liegenden Zwingendorf.[5]
Nachbargemeinden
BearbeitenSeefeld-Kadolz | Tschechien | |
Mailberg | Laa an der Thaya | |
Nappersdorf-Kammersdorf | Stronsdorf |
Geschichte
BearbeitenDas Dorf Großharras, das sicherlich bereits vor seiner erstmaligen urkundlichen Nennung im Jahre 1156 besiedelt war – am Ortsrand an der Straßengabelung Richtung Kammersdorf wurde 1876 ein Langobardengrab aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts gefunden, dessen Grabbeigaben im Niederösterreichischen Landesmuseum zu besichtigen sind – wurde im Zuge der zweiten deutschen Besiedelung wahrscheinlich im 11. Jahrhundert gegründet und von fränkischen Siedlern aufgebaut. Der Ortsname Harras wird vom mittelhochdeutschen „har-roze“, also Flachsröste, abgeleitet.
1255 wird die Pfarrkirche von Großharras, die ursprünglich dem hl. Pankraz, später der Hl. Dreifaltigkeit geweiht wurde, von den Seefeldern den Johannitern in Mailberg (Malteser-Ritterorden) übertragen und ist deshalb eine der fünf Malteserkirchen in Österreich.
Die geografische Lage des Ortes im Grenzraum zu Mähren bedingte die Involvierung in zahlreiche Konflikte des Thayaraumes (Schlacht bei Mailberg, Ungarneinfälle, Hussitenkriege, Dreißigjähriger Krieg).
Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts konnte wie in vielen anderen Dörfern der Umgebung der Protestantismus Fuß fassen, sodass 1574 der protestantische Magister Leopold Zerer als Schulmeister tätig war. Im Laufe des 17. und frühen 18. Jahrhunderts bestimmte allerdings im Zuge der Gegenreformation der Katholizismus das religiöse und kulturelle Leben.
1763 kam es zu einem Streit zwischen der Herrschaft Kadolz und 34 Kleinhäuslern, weil diese aufgrund steigender Schutzgeldzahlungsforderungen den Naturalrobot verweigerten. Die Regierung vermittelte im Streit, indem Schutzgeldobergrenzen festgelegt und die Verpflichtung zum Naturalrobot festgelegt wurden. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde der Kleinhäusler Thomas Walter in das Temescher Banat verwiesen.
Im 19. Jahrhundert konnte die Ortsentwicklung auch durch Choleraepidemien (1836 und 1866, als die Preußen nach der Schlacht von Königgrätz die Krankheit einschleppten) und Großbrände (zum Beispiel 1858: gesamtes Neustift abgebrannt, 1863: 13 Häuser und 6 Scheunen abgebrannt, 1871: 9 Häuser abgebrannt) nicht aufgehalten werden. Der Brandgefahr suchte die Kommune durch die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1884 Herr zu werden.
Nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1918 hat das Dorf mit den Problemen einer an den Rand gedrängten Gemeinde und den ökonomischen Strukturveränderungen (Bedeutungsverlust der Landwirtschaft, Mangel an Arbeitsplätzen im sekundären und tertiären Sektor) zu kämpfen. Diese Veränderungen spiegeln sich in der Bevölkerungsentwicklung wider. Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Großharras zwei Bäcker, vier Binder, zwei Dachdecker, zwei Eisenwarenhandlungen, ein Elektrizitätswerk, ein Elektrotechniker, zwei Fleischer, zwei Friseure, drei Gastwirte, drei Gemischtwarenhändler, ein Glaser, eine Hebamme, eine Milchgenossenschaft, ein Milchhändler, ein Müller, ein Sattler, drei Schmiede, zwei Schneider und zwei Schneiderinnen, zwei Schuster, ein Tischler, zwei Viktualienhändler, ein Wagner, ein Weinsensal, zwei Zimmermeister und einige Landwirte ansässig.[6]
Im Jahr 1944 wurden von den Gutsbesitzern Erwin und Wilhelm Riedl für zwei Monate ungarische Juden als Zwangsarbeiter im landwirtschaftlichen Bereich eingesetzt.[7]
Im Jahr 2006 feierte der Ort sein 850-jähriges Bestehen.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenNach dem Jahr 1939 hatte Großharras einen starken Rückgang der Bevölkerungszahl. Die Abnahme verringert sich seit der Jahrtausendwende.[8][9][10]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Schloss Großharras
- Katholische Pfarrkirche Großharras Hl. Dreifaltigkeit
- Katholische Pfarrkirche Zwingendorf hl. Laurentius
- Katholische Ortskapelle Diepolz hl. Maria
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenIm Jahre 2001 gab es 42 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten, nach der Erhebung 1999 gab es 107 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Nach der Volkszählung 2001 betrug die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort 505, die Erwerbsquote lag 2001 bei 43 Prozent.
Tourismus
BearbeitenNach dem Bau der Therme Laa und deren Eröffnung im Jahr 2004 versucht man, wie die übrigen Gemeinden des Landes um Laa, touristische Impulse zu setzen. So wurde in den letzten Jahren gezielt ein Netz von markierten Radwegen angelegt, nachdem der europäische Weitwanderweg 630 bereits seit Jahren von Wanderern frequentiert wird. Beherbergungsbetriebe laden Gäste zum Bleiben ein. Die für die Region Weinviertel typischen Kellergassen können unter fachkundiger Führung besichtigt werden. In den Sommermonaten kann man bei den heimischen Winzern die „Offene Kellertür“ besuchen und bei Grünem Veltliner, Weißburgunder, Blauem Portugieser und Zweigelt die Atmosphäre der romantischen Kellergasse genießen.
Die Pfarrkirche ist einen Besuch wert, da sie eine von neun Kirchen des Malteserordens in Österreich ist und die Silberbauerorgel im Kircheninneren unter Denkmalschutz steht.
Um Zwingendorf befinden sich bemerkenswerte Salzstandorte mit einer spezifischen Fauna und Flora.
Seit 1675 gibt es in Großharras das „Gasthaus zur Traube“, welches als Treffpunkt der ansässigen Bevölkerung diente. 1927 erwarb die Familie Holzer den Betrieb, der noch bis heute unter dem Namen Landgasthaus Holzer besteht und einen Treffpunkt für gesellschaftliche Ereignisse sowie ein Kommunikationszentrum für die ansässige Kultur und Wirtschaft ist.
Durch Großharras verläuft mit dem Ostösterreichischen Grenzlandweg ein österreichischer Weitwanderweg.
Öffentliche Einrichtungen
BearbeitenIn Großharras befindet sich ein Kindergarten[11] und eine Volksschule.[12]
Politik
BearbeitenGemeinderat
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Der Gemeinderat hat 19 Mitglieder.
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Bürgermeister
Bearbeiten- bis 2010 Franz Breindl (ÖVP)
- 2010–2020 Josef Windpassinger (ÖVP)[19]
- 2020–2022 Josef Kindler (ÖVP)[20]
- 2022–2024 Rudolf Dötzl (ÖVP)[21]
- seit 2024 Sonja Platzer (ÖVP)[22]
Wappen
Bearbeiten- „Gespalten von Rot und Silber, vorne ein silbernes Johanniterkreuz, hinten eine rote Flachsbrechel. Ein gespaltener Schild, dessen rechtes Feld auf rotem Grunde ein silbernes Johanniterkreuz und dessen linkes Feld auf silbernem Grunde eine rote Flachsbrechel zeigt.“
Wappenerklärung: Das weiße Malteserkreuz (Johanniterkreuz) in Rot verweist auf die seit 1255 bestehende Malteserpfarre, eine der wenigen in Österreich. Die Flachsbrechel versinnbildlicht die Entstehung des Ortsnamens Großharras aus mhd. harroce – Flachsröste.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Ehrenbürger der Gemeinde
- Johanna Mikl-Leitner (* 1964), Politikerin (ÖVP) und Landeshauptfrau von Niederösterreich. Sie wuchs in Großharras auf und besuchte dort die Volksschule.
Literatur
Bearbeiten- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 2. Band: Fatzihof bis Herrnlois. Mechitaristen, Wien 1834, S. 250 (Harras (Groß-) – Internet Archive).
- Heimatbuch des Verwaltungsbezirkes Mistelbach. Wien 1959
- Marktgemeinde Großharras (Hrsg.): Festschrift anlässlich der Markterhebungs- und 800-Jahr-Feier der Marktgemeinde Großharras am 30. September 1956. Großharras 1956
- Marktgemeinde Großharras (Hrsg.): Jubiläumsbroschüre 850 Jahre Großharras: 1156–2006. 50 Jahre Marktgemeinde Großharras. 1956–2006. Großharras 2006.
Weblinks
Bearbeiten- Großharras in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- 31616 – Großharras. Gemeindedaten der Statistik Austria
- Website der Gemeinde Großharras
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Großharras, Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 12. Oktober 2020.
- ↑ CSV-Datei aus REGIONALINFORMATION.zip (1.221 kB); abgerufen am 12. Jänner 2019
- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ LGBL. NÖ. Nr. 047/1970
- ↑ LGBL. NÖ. Nr. 116/1971
- ↑ Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 264
- ↑ Zwangsarbeitslager für ungarische Juden in Österreich, Eintrag Großharras auf deutschland-ein-denkmal.de
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Großharras, Bevölkerungsentwicklung. Statistik Austria, abgerufen am 19. November 2019.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Großharras, Wohnbevölkerung. Statistik Austria, abgerufen am 19. November 2019.
- ↑ Einwohnerzahl und Komponenten der Bevölkerungsentwicklung:. Statistik Austria, abgerufen am 19. November 2019.
- ↑ Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 25. Oktober 2020.
- ↑ Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Großharras. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 18. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Großharras. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 18. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Großharras. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 18. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Großharras. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 18. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Großharras. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 18. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Großharras. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 18. März 2020.
- ↑ Der Ortschef in Großharras tritt ab. 20. Februar 2020, abgerufen am 23. März 2021.
- ↑ Großharras. Gemeinde Großharras, abgerufen am 23. März 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Großharras: Dötzl wird neuer Bürgermeister. 2. Februar 2022, abgerufen am 23. März 2022.
- ↑ Bürgermeisterin. In: Marktgemeinde Grosharras. Marktgemeinde Grosharras, abgerufen am 16. März 2024.