Amt Teuschnitz
Das Amt Teuschnitz war ein Verwaltungsgebiet des Hochstiftes Bamberg, eines reichsunmittelbaren Territoriums im Heiligen Römischen Reich. Das dem Fränkischen Reichskreis zugeordnete Hochstift Bamberg war ein geistliches Fürstentum, das bis 1802 existierte.
Geografie
BearbeitenDas im Nordosten des Hochstiftes gelegene Amt Teuschnitz war das nördlichste bambergische Amt.[1] Seine bambergischen Nachbarämter waren das Amt Kronach im Westen und Süden sowie das Amt Nordhalben im Südosten.[2] Nördlich des Teuschnitzer Amtes lag das zum Fürstentum Bayreuth gehörende Amt Lauenstein und nordöstlich davon das Fürstentum Saalfeld und die Grafschaft Reuß-Ebersdorf.
Geschichte
BearbeitenBis zum Jahr 1388 stand das Gebiet des Amtes Teuschnitz unter der Herrschaft reichsunmittelbarer Adeliger, dann ging es durch käuflichen Erwerb in den Besitz des Hochstiftes Bamberg über.[3][4] Ebenso wie das benachbarte bambergische Amt Kronach wurde es um die Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem Oberamt aufgewertet.
Struktur
BearbeitenDie Verwaltung des Amtes Teuschnitz bestand aus einem Oberamt, einem Vogteiamt, einem Steueramt und einem Centamt.[5] Die Amtsleitung hatte ein Oberamtmann, der auch als Stadt-, Amts- und Centrichter fungierte. In Personalunion nahm dieser auch die Aufgaben des Vogtes und Kastners von Rothenkirchen wahr. Zum Amtspersonal gehörten noch ein Steuereinnehmer, ein Amtsknecht sowie Schultheißen in zwölf Ortschaften des Amtsbezirks. Der Verwaltungssitz des Amtes befand sich in Teuschnitz. Das hierfür genutzte Amtshaus wurde 1844 nach einem Stadtbrand abgebrochen, an dessen Stelle befindet sich heute das Rathaus der Stadt.[6]
Vogteiamt
BearbeitenDas Vogteiamt Teuschnitz war eines der 54 Vogteiämter des Hochstiftes Bamberg.[7] Sein Vogteibezirk umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften:[8]
- Die Dörfer Buchbach,[9][10], Förtschendorf,[11][12], Haßlach bei Teuschnitz,[13][14], Hirschfeld,[15][16] Kehlbach,[17][18] Marienroth,[19][20] Rappoltengrün,[21][22] Reichenbach,[21][22] Steinbach am Wald[23][24] Tschirn,[25][26] Wickendorf,[27][28] und Windheim,[29][30] (alle mit Ausübung der Dorf- und Gemeindeherrschaft)
- Die Stadt Teuschnitz[23][31] sowie die beiden Einöden Rauschenberg[21][19][20] und Rauschenhof.[21][27][28] (mit Ausübung von vogtei- und grundherrschaftlichen Rechten)
Centamt
BearbeitenDas Centamt Teuschnitz war eines der 29 Centämter des Hochstiftes Bamberg.[7] Sein Hochgerichtsbezirk umfasste den gesamten Vogteibezirk des Teuschnitzer Amtes sowie die Stadt Teuschnitz, die ein Mediat dieses Amtes war.[5][32] Außerdem lag auch noch das Gebiet der hochstiftischen Verwaltung Rothenkirchen in diesem Gerichtsbezirk.[2]
Steueramt
BearbeitenDas Steueramt Teuschnitz war eines der 46 Steuerämter des Hochstiftes Bamberg.[7] Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörten neben den bambergischen Kammerlehen auch die Besitzungen der Stadt Teuschnitz.[33]
Die wirtschaftliche Bedeutung des Amtes für das Hochstift Bamberg war unterdurchschnittlich und wurde daher als Amt II. Klasse (von 5) geführt. Die Steuererträge des Steueramtes betrugen im Schnitt in der Amtszeit von Peter Philipp von Dernbach (1672–1683) 2200 und in der Amtszeit von Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683–1693) 1682 fränkische Gulden pro Jahr.[34]
Persönlichkeiten
BearbeitenOberamtmänner
Bearbeiten- Franz Joseph von Redwitz (1796)[35]
- Christoph Philipp Freiherr von Treutenberg (1774)[36]
- Ferdinand Christoph von Künsberg (1760–1765)[37]
- Franz Ludwig Ernst Josef Ignatz von Bibra (1757–1760)[38]
- Karl Dietrich von Künsberg (1748–1757)[39]
- Wolf Philipp von Lindenfels (1720–1748)[40]
- Dietrich Carl von Erthal (1714–1720)[41]
- Johann Georg von Schaumberg (1708–1713)[42]
- Johann Ludwig Pfreumder von Bruck (vor 1677)[43]
Andere Beamte
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
- Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672–1693). Selbstverlag des Historischen Vereins Bamberg, Bamberg 1976, ISBN 3-87735-083-6.
- Claus Fackler: Stiftsadel und geistliche Territorien 1670–1803. Eos Verlag, 2007, ISBN 978-3-8306-7268-5.
- Johann Georg Prändel: Die pfalzbairische Provinz in Schwaben, die beiden Fürstenthümer Bamberg und Würzburg, und das Herzogthum Berg enthaltend. In: Erdbeschreibung der gesammten pfalzbairischen Besitzungen: mit steter Hinsicht auf Topographie, Geschichte, physische Beschaffenheit, Land- und Staatswirthschaft. Uhlmannsche Buchhandlung, Amberg 1806.
- Hochstift Bamberg (Hrsg.): Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. Bamberg 1796.
- Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
- Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
Weblinks
Bearbeiten- Territorium und Struktur des Hochstiftes Bamberg im Historischen Lexikon Bayerns, abgerufen am 9. April 2020
- Die Verwaltung des Hochstiftes Bamberg im Historischen Lexikon Bayerns, abgerufen am 9. April 2020
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 32.
- ↑ a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Dorf- und Gemeindeherrschaft und Vogteirechte 1792“.
- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 25.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 202.
- ↑ a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 446.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 211.
- ↑ a b c Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 712.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 446–447.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 465.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 577.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 471.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 580.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 477–478.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 584.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 479.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 585.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 482.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 587.
- ↑ a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 490.
- ↑ a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 591.
- ↑ a b c d Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 499.
- ↑ a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 596.
- ↑ a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 508.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 600.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 513.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 603.
- ↑ a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 519.
- ↑ a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 606.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 520.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 607.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 602.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichtsbezirke 1792“.
- ↑ Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 447.
- ↑ Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg : (1672 - 1693), 1976, ISBN 3-87735-083-6, S. 377.
- ↑ a b Bamberger Hofkalender : für das Jahr ... 1796, S. 165, Digitalisat
- ↑ Fürstlichen Hochstifts Bamberg Hof-, Stands- und Staats-Calender: 1774, S. 123, Digitalisat
- ↑ Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 164–165.
- ↑ Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 167.
- ↑ Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 165.
- ↑ Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 161.
- ↑ Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 155.
- ↑ Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 169.
- ↑ Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 161.
- ↑ Fürstlichen Hochstifts Bamberg Hof-, Stands- und Staats-Calender: 1774, S. 124, Digitalisat
Koordinaten: 50° N, 11° O