Antiparallelität ist ein Begriff aus der Elementargeometrie, der die Lage zweier Geraden bezüglich eines Winkel oder eines weiteren Geradenpaars beschreibt. Er findet insbesondere in der Dreiecksgeometrie Anwendung.

g1 und g2 sind antiparallel h1 und h2, aus der Gleichheit der roten Winkel folgt die Gleichheit der übrigen Winkel aufgrund der Eigenschaften von Nebenwinkeln und Scheitelwinkeln
g1 und g2 sind antiparallel bezüglich des Winkels in A, gleichfarbige Winkel sind gleich groß
g1 und g2 sind antiparallel bezüglich h

Definition

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Gegeben sind zwei Geradenpaare   und  , dabei schneidet     in   und   in   und   schneidet   in   und   in  . Die Geraden   werden dann als antiparallel bezüglich   bezeichnet, wenn sie an   und   die gleichen Schnittwinkel bilden jedoch in umgekehrter Reihenfolge (siehe Zeichnung).[1][2]

Schneiden sich die Geraden   in einem Punkt   und besitzen damit einen Schnittwinkel, dann bezeichnet man   auch als antiparallel bezüglich des Winkels in  , sofern die vier Schnittpunkte   auf den Schenkeln des Winkels liegen. Betrachtet man die Winkelhalbierenden des Winkels in  , so bilden   mit ihr die gleiche Schnittwinkelfolge jedoch in umgekehrter Reihenfolge.[3]

Diese Eigenschaft der Schnittwinkel von   mit der Winkelhalbierenden kann man verwenden, um die die Antiparalletität von   bezüglich einer einzelnen Geraden anstatt eines Geradenpaars zu definieren. Das heißt,   sind antiparallel bezüglich einer Geraden  , wenn sie mit dieser die gleichen Schnittwinkel in umgekehrter Reihenfolge bilden. Diese Definition erhält man auch aus der Eingangsdefinition, wenn man dort zulässt, dass die Geraden   identisch sein können.[4][1]

Die Bedingung für die Schnittwinkel in der Eingangsdefinition ist äquivalent dazu, dass die vier Schnittpunkte   auf einem gemeinsamen Kreis liegen, also ein Sehnenviereck bilden.[3]

Man beachte, dass ein Geradenpaar   gleichzeitig parallel und antiparallel zueinander sein kann, in diesen Fall ist das Sehnenviereck ein symmetrisches Trapez. Möchte man einen solchen Fall ausschließen, das heißt zueinander parallele Geraden sollen nicht zueinander antiparallel sein, dann muss man in der Eingangsdefinition zusätzlich verlangen, dass sich die beiden Geraden eines Geradenpaars auch selbst schneiden.

Anwendungen und Eigenschaften

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Rote winkel sind gleich groß, ED und die Tangente in B sind antiparallel zu AC und stehen senkrecht auf MB
 
Symmedian CF halbiert Strecken antiparallel zu AB, Median CD, Winkelhalbierende CE

Sind zwei Geraden   antiparallel bezüglich   , dann sind die beiden Geraden   auch antiparallel bezüglich  .[1] Sind die beiden Geradenpaare   und   jeweils antiparallel bezüglich eines dritten Geradenpaars  , dann ist   auch antiparallel bezüglich   beziehungsweise   antiparallel bezüglich  .[2]

In einen Dreieck ist die Verbindungsgerade zweier Höhenfußpunkte antiparallel zur dritten Dreiecksseite (bezüglich des ihnen gegenüberliegenden Dreieckwinkels). Die Tangente an den Umkreis eines Dreiecks, die durch einen seiner Eckpunkte verläuft, ist antiparallel zur gegenüberliegenden Dreiecksseite. Die Verbindungsgerade von Umkreiskreismittelpunkt und einem Eckpunkt steht senkrecht auf allen Antiparallelen zur der dem Eckpunkt gegenüberliegenden Dreiecksseite.[3]

Ein Symmedian durch den Eckpunkt eines Dreiecks halbiert alle Strecken, deren Enden sich auf den am Eckpunkt anliegenden Dreieckseiten befinden und die zur gegenüberliegenden Dreieckseite antiparallel sind.[5][6]

Literatur

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Commons: antiparallel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c A.B. Ivanov: Anti-parallel straight lines. In: Encyclopaedia of Mathematics
  2. a b Cristina Blaga, Paul A. Blaga: Directed Angles. In: Didactica Mathematica. 36. Jahrgang, 2018, S. 25–40 (ubbcluj.ro [PDF]).
  3. a b c Roger A. Johnson: Advanced Euclidean Geometry. Dover 2007, ISBN 978-0-486-46237-0, S. 172–173
  4. What Is Antiparallel? auf cut-the-knot (abgerufen am 19. Februar 2024)
  5. Eric W. Weisstein: Antiparallel. In: MathWorld (englisch). (abgerufen am 21. Februar 2024)
  6. Ross Honsberger: Episodes in Nineteenth and Twentieth Century Euclidean Geometry. MAA, 1995, S. 87–88 (Digitalisat)