Arnold Callmann

Bankier in Weimar

Isidor Arnold Callmann (* 6. April 1850 in Weimar[1], † nach 1894) war ein jüdischer Bankier in Weimar.

 
Das Gebäude des väterlichen Bankhauses, gleichzeitig Wohnhaus der Eltern, Am Markt 21, Weimar

Arnold Callmann war ein Sohn des Weimarer Bankiers August Callmann und dessen Ehefrau Cäcilie, geb. Hirschberg. Er besuchte zunächst das Gymnasium, dann die Realschule in Weimar. Anschließend trat er als Prokurist in das väterliche Bankhaus A. Callmann am Markt 21 ein. Nach dem Tod des Vaters 1869 führte er die Bank mit seiner Mutter weiter. 1873 verließ er das Familienunternehmen und arbeitete bei verschiedenen auswärtigen Bankhäusern.[2]

1877 eröffnete Callmann gemeinsam mit dem Bankier Karl Stöter[3] ein eigenes Bankgeschäft A. Callmann & Co.[2], das sich 1879 an der Adresse Schillerstraße 9 befand.[3]

Am 25. November 1879 heiratete Arnold Callmann die geschiedene evangelische Ottilie Knittel (geb. Heyne).[4] Aus dieser Ehe ging im Juli 1882 ein Sohn hervor.[5]

Nach dem Austritt seines Geschäftspartners im Jahr 1881 führte Callmann sein Bankhaus A. Callmann & Co. alleine weiter. Die Adresse des Geschäftslokals wird im Adressbuch 1882 mit Schützengasse 3 angegeben.[6] Die Geschäfte liefen von Jahr zu Jahr schlechter, und im Sommer 1888 war Callmann in unlösbare Probleme verwickelt.[7] Die Bank erlosch, und Callmann wurde im Januar 1889 vom Landgericht Weimar wegen Wechselfälschung, Unterschlagung anvertrauter Werte und Untreue zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.[2] Auch das von ihm gegründete Unternehmen Apoldaer AG für Metallindustrie ging unter. Callmann wohnte zu jener Zeit im Haus Kurthstraße 12.[8] Der Weimarer Hofbäcker Hermann Türk, der 1879 sein Trauzeuge gewesen war,[4] erwarb es aus der Callmannschen Konkursmasse und baute es aus.[9]

Laut einer Quelle verließ Arnold Callmann Weimar bereits im Jahr 1889.[9] Die Umstände, die ihm dies trotz seiner vorherigen Verurteilung ermöglichten, sind nicht dokumentiert. Seine Ehe wurde Anfang 1891 geschieden, wie ein entsprechender Vermerk im Heiratsregister belegt.[4]

Im Alter von 44 Jahren verließ Arnold Callmann seine Heimat und wanderte nach Brasilien aus. Seine Überfahrt begann am 12. Juli 1894 in Hamburg, von wo aus er mit dem Dampfschiff Santos nach Rio de Janeiro reiste.[10] In Brasilien soll Callmann als Gärtner gearbeitet haben.[11] Vor seiner Auswanderung hatte sich Callmann bereits in botanischen Kreisen engagiert. Er gehörte als ordentliches Mitglied dem Botanischen Verein für Gesamtthüringen an[12] und wurde im Sommer 1887 Mitglied des Vereins Deutscher Rosenfreunde.[13] Im selben Zeitraum trat auch ein G. Leuzinger diesem Verein bei, dessen Wohnsitz mit Rio de Janeiro angegeben wurde.[13] Diese Bekanntschaft könnte Callmann möglicherweise den Einstieg in seinem neuen Lebensumfeld erleichtert haben.

Arnold Callmanns weiteres Schicksal in Brasilien sowie Ort und Zeitpunkt seines Todes sind nicht dokumentiert.

Seine Schwester Laura verließ Weimar. Georg und Otto Callmann ertränkten sich im Mai 1900 im Kochelsee, nachdem ihr (von den Eltern geerbtes) Bankhaus A. Callmann zusammengebrochen war.[14]

Sein Sohn Friedrich Wilhelm Arnold Callmann, in Schönfeld bei Greiz wohnhaft, änderte im Jahr 1901 offiziell seinen Familiennamen. Gemäß einem Randvermerk vom 18. September 1901 in seinem Geburtsregister wurde ihm vom Großherzoglich Sächsischen Staatsministerium, Departement für Justiz, die Genehmigung zur Führung des Familiennamens „Heyne“ erteilt. Dieser Name entsprach dem Geburtsnamen seiner Mutter.[5] Friedrich (später Frederick) Heyne emigrierte zunächst nach Südafrika und anschließend nach Brasilien. In Pernambuco, Brasilien, wurde 1914 sein Sohn Volker Wolfgang Heyne geboren. Später kehrte Friedrich Heyne nach Südafrika zurück, wo er zuletzt in Bloemfontein lebte. Er starb Ende 1955 in Johannesburg.[15]

Literatur

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  • Juden in Rudolstadt. Projektleiter: Karl-Heinz Swirszczuk. Selbstverlag Staatliches Gymnasium »Fridericianum«, Rudolstadt 1997. (2. Aufl. 1999) (S. 40‒44: Genealogie Callmann.)

Einzelnachweise

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  1. Geburtsanzeige in Weimarische Zeitung vom 10. April 1850, S. 226.
  2. a b c Ausführliche Darstellung in Jenaische Zeitung vom 16. Januar 1889, Landgerichtsverhandlungen.
  3. a b Vgl. Adreß-Buch für die Großherzogliche Haupt- und Residenz-Stadt Weimar. 1879, S. 12. Ein „C. Stadler“, wie im Zeitungsbericht über die Gerichtsverhandlung angegeben, ist in den Adressbüchern 1879 und 1882 weder als Mitinhaber der Bank noch als Privatperson aufgeführt.
  4. a b c Standesamt Weimar, Heiratsregister, Eintrag Nr. 122/1879; eingesehen auf ancestry.de am 21. September 2024.
  5. a b Standesamt Weimar, Geburtsregister, Eintrag Nr. 286/1882 vom 2. August 1882; eingesehen auf ancestry.de am 21. September 2024.
  6. Vgl. Adressbuch 1882, S. 13.
  7. Vgl. Leipziger Tageblatt vom 16. August 1888, Vierte Beilage, S. 3469, 2. Spalte (Weimar).
  8. Vgl. Adressbuch 1888, S. 14.
  9. a b Christiane Weber: Villen in Weimar, Bd. 2, RhinoVerlag Arnstadt und Weimar 1997, S. 183 ff. Alle Angaben zu Callmann und seinen sonstigen Geschäften entstammen dieser Quelle.
  10. Hamburger Passagierlisten 1890–1899, Direkt Band 088 (1. Jul. 1894 – 31. Dez. 1894); eingesehen auf ancestry.de am 21. September 2024.
  11. Laut der Genealogie in: Juden in Rudolstadt. Projektleiter: Karl-Heinz Swirszczuk. Selbstverlag Staatliches Gymnasium »Fridericianum«, Rudolstadt 1997. (2. Aufl. 1999), S. 40‒44.
  12. Mitglieder-Verzeichnis (Bestand am 31. März 1888). In: Geographische Gesellschaft für Thüringen (Hrsg.): Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft für Thüringen zu Jena. Band 6. Gustav Fischer, Jena 1888, S. 192 (Digitalisat).
  13. a b Neu angemeldete Mitglieder, vom 21. Juni bis 20. August 1887. In: Rosen-Zeitung. Nr. 5, 1887, S. 80 (Digitalisat).
  14. Vgl. die Berichte in Jenaische Zeitung vom 17. Mai 1900, 2. Seite, Weimar, vom 18. Mai 1900, 2. Seite, Weimar, vom 19. Mai 1900, Titelseite, Weimar und vom 24. Mai 1900, Titelseite, Thür. u. Nachbarstaaten.
  15. Sterberegister Johannesburg, eingesehen auf familysearch.de am 21. September 2024.