Atzenhain

Ortsteil von Mücke (Hessen)
(Weitergeleitet von Atzelhan)

Atzenhain ist ein Ortsteil der Gemeinde Mücke im mittelhessischen Vogelsbergkreis. Der Ort liegt am Fuße des Vogelsbergs an der Lumda.

Atzenhain
Gemeinde Mücke
Koordinaten: 50° 38′ N, 8° 59′ OKoordinaten: 50° 38′ 10″ N, 8° 58′ 53″ O
Höhe: 276 (271–307) m ü. NHN
Fläche: 10,06 km²[1]
Einwohner: 963 (30. Juni 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 96 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35325
Vorwahl: 06401
Der Ort
Der Ort

Ortsgeschichte

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Evangelische Kirche Atzenhain

Mittelalter

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Die älteste schriftliche Erwähnung von Atzenhain stammt aus der Zeit um das Jahr 1300 als „Azenhagen“.[3][4] Im 15. Jahrhundert hieß es „Atzenhene“.[5] Die Ortsnamenforschung führt den Namen Atzenhain auf den Rufnamen „Atzo, Azzo“ zurück.[6]

Die erste Schule wurde schon um 1600 erbaut.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Atzenhain:

„Atzenhain (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt unfern der Lumda, 1 St. von Grünberg, hat 81 Häuser und 445 Einw, die außer 1 Kath. evangelisch sind. Der Ort hat 1 Kirche und 3 Gemeinde Backhäuser. – Atzenhain gehörte zum Gericht Niederohmen, welches 1370 Landgraf Heinrich II. von dem Stift St. Stephan zu Mainz zu Lehen trug.“[7]

In Atzenhain galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[8]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Atzenhain im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis als Ortsteil in die Gemeinde Mücke eingegliedert.[9][10] Für Atzenhain wurde ein Ortsbezirk gebildet.[11]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Atzenhain angehört(e):[1][12][13]

Gerichte seit 1803

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In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Atzenhain das „Amt Grünberg“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Atzenhain zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[19] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Atzenhain wurde dem Amtsgericht Alsfeld zugelegt.[20]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Atzenhain 894 Einwohner. Darunter waren 18 (2,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 135 Einwohner unter 18 Jahren, 396 zwischen 18 und 49, 228 zwischen 50 und 64 und 135 Einwohner waren älter.[21] Die Einwohner lebten in 396 Haushalten. Davon waren 117 Singlehaushalte, 117 Paare ohne Kinder und 126 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 291 Haushaltungen lebten keine Senioren.[21]

Einwohnerentwicklung

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  • 1791: 354 Einwohner[22]
  • 1800: 367 Einwohner[23]
  • 1806: 374 Einwohner, 76 Häuser[16]
  • 1829: 445 Einwohner, 81 Häuser[7]
  • 1867: 485 Einwohner, 93 bewohnte Gebäude[24]
  • 1875: 450 Einwohner, 103 bewohnte Gebäude[25]
Atzenhain: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2022
Jahr  Einwohner
1791
  
354
1800
  
367
1806
  
374
1829
  
445
1834
  
451
1840
  
459
1846
  
518
1852
  
524
1858
  
513
1864
  
501
1871
  
561
1875
  
540
1885
  
503
1895
  
503
1905
  
472
1910
  
506
1925
  
531
1939
  
526
1946
  
730
1950
  
727
1956
  
644
1961
  
630
1967
  
629
1970
  
621
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
894
2015
  
890
2022
  
963
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Mücke[2]; Zensus 2011[21]

Konfessionsstatistik

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Ortsbeirat

Für Atzenhain besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Atzenhain) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[11] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 56,31 %. Alle Mitglieder gehören der „Bürgerliste Atzenhain“ an.[26] Der Ortsbeirat wählte Thomas Röhrich zum Ortsvorsteher.[27]

Infrastruktur

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Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung
  4. Trennung von Justiz (Landgericht Grünberg) und Verwaltung
  5. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  6. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Mücke.

Einzelnachweise

  1. a b c d Atzenhain, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b „Daten und Fakten“. In: Internetauftritt. Gemeinde Mücke, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Januar 2024. (Daten aus Web-Archiv)
  3. Niedergeschrieben wurde sie in einem Kopialbuch zwischen 1400 und 1425.
  4. Stephan Alexander Würdtwein: Dioecesis Moguntia. Band III. Mannheim 1777. S. 291.
  5. UB Gießen. Handschriften 556/60. S. 32.
  6. Lutz Reichardt: Die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach in Hessen. Namenbuch. Dissertation. Göppingen 1973. S. 40.
  7. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 16 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
  9. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 1. a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  11. a b Hauptsatzung. (PDF; 147 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2024.
  12. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) III. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 256 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 419 (online bei Google Books).
  18. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  19. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  20. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  21. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 80, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  22. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 197 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  23. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 212 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  24. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  25. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  26. Ortsbeiratswahl Atzenhain. In: Votemanager. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2024.
  27. Ortsbeirat Atzenhain. In: Webauftritt. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2024.

Literatur

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Commons: Atzenhain – Sammlung von Bildern