August Mersy

badischer und amerikanischer Offizier und in der badischen Revolution im Mai 1849 kurzzeitig Stellvertreter des Kriegsminister

August Theodor Mersy[Anm. 1] (* 25. September 1821 in Karlsruhe; † 22. Oktober 1866 in Belleville (Illinois)) war ein badischer und amerikanischer Offizier und in der badischen Revolution im Mai 1849 kurzzeitig Stellvertreter des Kriegsministers Karl Eichfeld.

August Mersy um 1864 als Colonel der Unions-Armee.

Vor der badischen Revolution 1849

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Mersy war der Sohn des badischen höheren Postbeamten Joseph Anton Mersy[1] († 18. April 1849)[2] und dessen Ehefrau Karoline geb. Schäffer († 6. Januar 1839).[3]

Mersy trat 1838 in den badischen Militärdienst und besuchte zwei Jahre die Militär-Bildungsanstalt in Karlsruhe. Am 31. August 1840 wurde der Portepeefähnrich Mersy zum Leutnant im 3. Infanterieregiment[4] und am 4. November 1844 zum Oberleutnant ernannt.[5] 1847 wurde er Regiments-Adjutant im 3. Infanterieregiment.

Während der badischen Revolution 1849

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Ludwigshafen brennt.

Mersy befand sich bei Ausbruch der Revolution in Rastatt.[6] Am 11. Mai wollten hier revoltierende Soldaten gefangene Kameraden des 3. Regiments aus der Wilhelmskaserne befreien. Mersy befand sich unter der kleinen Gruppe von Offizieren unter dem Regimentskommandanten Oberst Ignaz von Pierron[Anm. 2] – dessen Adjutant Mersy war – die die aufrührerische Menge mit gezogenem Säbel vertrieben.[7] Im weiteren Verlauf der Rastatter Meuterei wurde gezielt Jagd auf Offiziere gemacht, wobei die für Kasernendisziplin und Strafen zuständigen Regimentsadjutanten Mersy und von Göler besonders gesucht wurden.[8] Mersy hielt sich in Rastatt versteckt und konnte verkleidet entkommen.[9] Mersy stellte sich jedoch schnell dem Landesausschuss der Volksvereine zur Verfügung. In der badischen Revolutionsregierung wirkte Mersy kurzzeitig als Stellvertreter des am 14. Mai eingesetzten Kriegsministers Karl Eichfeld und wurde am 25. Mai 1849 abgelöst.[10] In der badischen Revolutionsarmee wurde Mersy Oberstleutnant und Kommandeur der 3. Division, die hauptsächlich aus fünf Volkswehrbataillonen bestand.[11][Anm. 3]

Anfang Juni erhielt Mersy das Kommando über den linken Flügel der Revolutionstruppen am Neckar und wurde auch Stadtkommandant von Mannheim.[12]

Unter seinem Kommando leitete Corvin die Verteidigung der Rheinbrücke und bombardierte das von Preußen/Bayern besetzte Ludwigshafen. Nach der verlorenen Schlacht bei Waghäusel beorderte Mieroslawski die in Mannheim liegenden Truppen nach Heidelberg um eine Einschließung durch preußische und Reichstruppen zu verhindern. Auf dem Mannheimer Bahnhof wurde Mersy am 22. Juni 1849 mit anderen Offizieren und Funktionären der Revolutionsregierung durch die Mannheimer Bürgerwehr und meuternde Dragoner[13] verhaftet, aber durch Volkswehreinheiten gleichen Tags wieder befreit.[14][Anm. 4]

 
Ölgemälde von Franz Seraph Stirnbrand, Gefecht in Gernsbach

Nach dem verlorenen Gefecht bei Waghäusel zog sich die badische Revolutionsarmee auf die sogenannte Murglinie zurück. Oberst Mersy erhielt vom Oberbefehlshaber Ludwik Mierosławski den Befehl über die 1. Division die den rechten Flügel der Linie im Raum Gernsbach bildete. Durch seine Niederlage im Gefecht in Gernsbach und Bischweier am 29. Juni 1849 konnte das Neckarkorps der Reichstruppen unter Eduard von Peucker verstärkt um eine Division der Preußen und württembergische Grenztruppen die Linie durchbrechen und letztlich die Festung Rastatt einschließen. Mersy ersuchte danach bei Mierosławski um seine Entlassung,[15] die aber nicht gewährt wurde. Mersy zog sich zusammen mit den Resten der Revolutionsarmee nach Freiburg zurück. Auf dem Rückzug der geschlagenen Revolutionsarmee wurde der Oberst und Generaladjutant Mersy am 3. Juli 1849 vom Oberbefehlshaber Sigel[Anm. 5] dem Kommandeur des linken Flügels, Friedrich Doll, beigeordnet.[16] Diese Kolonne zog sich über Lörrach und Nollingen auf den Hochrhein bei Säckingen zurück und von dort am 9. Juli 1849 mit ca. 600 Mann und sechs Geschützen über die Holzbrücke in die Schweiz nach Stein, wo sie entwaffnet wurde.[17]

Die großherzogliche Regierung drängte die Schweiz zur Ausweisung der republikanischen Flüchtlinge, die dann am 16. Juli 1849 erfolgte.[18] Mersy ging zunächst nach Frankreich und emigrierte dann in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Am 12. Januar 1850 wurde Mersy wegen seiner „Beteiligung am Maiaufstand“ aus der Offiziersliste gestrichen.[19] Wegen „beharrlicher Landesflüchtigkeit“ wurde Mersy am 26. Juni 1850 „des badischen Staatsbürgerrechts für verlustig erklärt“.[20] Das großherzogliche Hofgericht des Mittelrheinkreises verurteilte Mersy am 18. Oktober 1850 in Abwesenheit wegen „Teilnahme am Hochverrat“ zu 15 Jahren Zuchthaus.[21]

In den Vereinigten Staaten von Amerika

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Mersy verließ Le Havre am 2. Oktober 1849 auf dem amerikanischen Segelschiff Argo und erreichte am 6. November 1849 New York. Er ließ sich im Bundesstaat Illinois in Belleville im St. Clair County nieder, das hauptsächlich von deutschen Einwanderern besiedelt war. Er arbeitete als Angestellter eines Handelshauses und später als Kassierer für die Bank of Belleville und wirkte überdies als Notar.[22] Am 15. April 1861 folgte er dem Aufruf Abraham Lincolns zu den Waffen und führte überdies eine große Anzahl deutscher Emigranten nach Springfield, wo das 9th Illinois Infantry Regiment formiert wurde. Mersy übernahm zunächst das Kommando über die A-Kompanie des Regiments. Als Regimentskommandeur wurde Eleazer A. Paine gewählt. Die Mannschaften wollten Mersy, aber da er in Amerika bisher fast ausschließlich unter Deutschen gelebt hatte, hielt man seine englischen Sprachkenntnisse noch nicht für ausreichend, um mit den höheren Dienststellen der Armee zweifelsfrei kommunizieren zu können. Er wurde jedoch zum Oberstleutnant gewählt und damit der Stellvertreter von Paine.[23] Am 5. September 1861 wurde Mersy Oberst und Kommandant des reorganisierten Regiments.[24] Am 6. September gehörte sein Regiment zu den Truppen die Paducah (Kentucky) besetzten. Die erste Kampfhandlung von Mersys Regiment war die Schlacht um Fort Donelson vom 12. bis zum 16. Februar 1862 bei der das Regiment am 15. Februar 1862 ein Drittel der Soldaten durch Tod oder Verletzungen verlor und Mersy selbst leicht verwundet wurde.[25] In der Schlacht von Shiloh verlor das Regiment am 6. April über die Hälfte seiner Soldaten und Mersy wurde wieder verwundet.[25] In der Zweiten Schlacht um Corinth (3./4. Oktober 1862) übernahm Mersy das Kommando über die 2. Brigade der 2. Division der Army of the Tennessee, nachdem Richard James Oglesby verwundet wurde, und behielt dieses Kommando auch fast das ganze Jahr 1863.[26] Ende Mai 1864 kam Mersy mit seiner Brigade zu General Thomas William Sweenys 2. Division des von Grenville M. Dodge befehligten XVI. Armeekorps. Während des Atlanta-Feldzuges kämpfte er in der Battle of Dallas und im weiteren Verlauf des Feldzugs zeichnete sich seine Brigade in der Battle of Atlanta (22. Juli) zweimal durch besonderen Einsatz in kritischen Situationen aus, wobei Mersy wieder verwundet wurde und sein Kommando abgeben musste.[27] Am 25. Juli 1864 verließ er Shermans Armee vor Atlanta und wurde am 20. August aus der Armee entlassen, da seine dreijährige Dienstzeit endete. Nach seinem aktiven Dienst erhielt Mersy – wie andere Obersten, die lange eine Brigade geführt hatten – am 13. März 1865 den Brevet-Rang eines Brigadiergenerals des Freiwilligenheeres.[28][29]

Mersy wirkte nun als gewählter Friedensrichter in Belleville. Er starb am 21. Oktober 1866 an Bauchwassersucht und wurde auf dem Walnut Hill Cemetery in Belleville beigesetzt.[30]

Literatur

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  • Heinrich Raab, Alexander Mohr (Bearbeiter): Revolutionäre in Baden 1848/49. biographisches Inventar für die Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe und im Staatsarchiv Freiburg. Kohlhammer, Stuttgart 1998, ISBN 3-17-015373-0, S. 621.
  • Karl von Wechmar: Handbuch für Baden und seine Diener oder Verzeichniß aller badischen Diener vom Jahre 1790 bis 1840, nebst Nachtrag bis 1845. Heidelberg 1846, S. 77 Digitalisat der BLB Karlsruhe
  • Otto Julius Bernhard von Corvin-Wiersbitzki: Erinnerungen eines Volkskämpfers, Gebrüder Binger, Amsterdam 1861, Band 3, S. 263–282 online in der Google-Buchsuche.
  • Earl J. Hess: The Obscurity of August Mersy: A German-American in the Civil War. In: Illinois Historical Journal, Vol. 79, No. 2 (Summer, 1986), pp. 127–138 (12 pages) jstor
  • Marion Morrison: A History of the Ninth Regiment Illinois Volunteer Infantry, with the Regimental Roster, Monmouth, Ill., J.S. Clark, printer, 1864, S. 89–90 Internet Archive
  • Gustav Körner: Memoirs of Gustave Koerner, 1809-1896 : life-sketches written at the suggestion of his children, Band 2, Cedar Rapids, Iowa : Torch Press, 1909 Internet Archive
  • Grenville M. Dodge: The battle of Atlanta and other campaigns, addresses, etc., Council Bluffs, Iowa, 1910, S 47, 56–57 Internet Archive – Hier wird Mersy irrtümlich Mercer geschrieben.[28]
  • General August Mersy. Unsere Tage. Blicke aus der Zeit in die Zeit. Culturgeschichtliche Revue in zwanglosen Heften. Achter Band (Zweite Folge. Vierter Band.), Braunschweig 1867, S. 373 Google Digitalisat
  • Report of the Adjutant General: (1861–1866), Band 1, von Illinois. Military and Naval Department, S. 337–347 Google Digitalisat
  • Friedrich Engels: Die deutsche Reichsverfassungskampagne. In: Karl Marx – Friedrich Engels – Werke, Band 7, Dietz Verlag, Berlin/DDR 1960, S. 109–197; hier S. 185–191 (geschrieben 1849/50) [1]
  • Paul Siegfried: Basel während des zweiten und dritten badischen Aufstandes 1848/49. 106. Neujahrsblatt der GGG. Basel 1928. e-periodica
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Commons: August Mersy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. In der Literatur zur badischen Revolution wird überwiegend die falsche Schreibweise Mercy verwendet. Alle offiziellen badischen und amerikanischen Quellen verwenden nur die Schreibweise Mersy.
  2. Zur Person siehe Siehe Karl von Wechmar: Handbuch für Baden und seine Diener oder Verzeichniß aller badischen Diener vom Jahre 1790 bis 1840, nebst Nachtrag bis 1845. Heidelberg 1846, S. 6 Digitalisat der BLB Karlsruhe
  3. Vermutlich aufgrund seines Rufes bei den Linientruppen (siehe oben) wurden ihm keine Linientruppen zugeordnet. Zur Division gehörten auch die vom polnischen Oberst Theophil Mniewski befehligten Einheiten, die bei der Verteidigung der Rheinlinie gegen die Preußen versagten.
  4. Wilhelm Adolph von Trützschler war von der Revolutionsregierung in Mannheim als Zivilkommissar eingesetzt und wurde an einem anderen Ort in Mannheim von der Bürgerwehr gefangen gesetzt und den kurz darauf einrückenden preußischen Truppen übergeben. Er wurde trotz seiner Immunität als Abgeordneter der Nationalversammlung standrechtlich erschossen.
  5. Mierosławski hatte inzwischen Baden verlassen.

Einzelnachweise

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  1. Siehe Karl von Wechmar: Handbuch für Baden und seine Diener oder Verzeichniß aller badischen Diener vom Jahre 1790 bis 1840, nebst Nachtrag bis 1845. Heidelberg 1846, S. 77 Digitalisat der BLB Karlsruhe
  2. Todesanzeige von August (Oberleutnant und Regimentsadjutant für die Hinterbliebenen)
  3. Karlsruher Zeitung Nr. 12 vom 12. Januar 1839, S. 115.
  4. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungs-Blatt Nr. XXXI. vom 28. September 1840, S. 236.
  5. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungs-Blatt Nr. XXXIV. vom 24. Dezember 1844, S. 311.
  6. Siehe Corvin S. 253–254
  7. Karl Alois Fickler: In Rastatt 1849. Mit einem Plane von Rastatt, Rastatt, 2. Auflage 1899, S. 42.
  8. Karl Alois Fickler: In Rastatt 1849. Mit einem Plane von Rastatt. Rastatt, 2. Auflage 1899, S. 61.
  9. Karl Alois Fickler: In Rastatt 1849. Mit einem Plane von Rastatt. Rastatt, 2. Auflage 1899, S. 70–71.
  10. Regierungs-Blatt Nr. XXXVIII. vom 27. Mai 1849, S. 326.
  11. Staroste, Band 2, Beilage Nr. 10, S. 275–276 Google Digitalisat
  12. Siehe Corvin S. 253
  13. Es handelte sich um die Dragoner die durch ihre Flucht bei Waghäusel die Niederlage der Revolutionsarmee herbeiführten.
  14. Siehe Corvin S. 288–294.
  15. Wortlaut des Gesuchs bei Staroste, Band 2, S. 63 Internet Archive
  16. Beilage Nr. 174 der Karlsruher Zeitung vom 24. Juli 1849.
  17. Siehe Siegfried S. 82
  18. Karlsruher Zeitung Nr. 173 vom 22. Juli 1849.
  19. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungs-Blatt Nr. IV. vom 31. Januar 1850, S. 37.
  20. Beilage zu Nr. 151 der Karlsruher Zeitung vom 29. Juni 1850.
  21. Karlsruher Zeitung Nr. 248 vom 20. Oktober 1850.
  22. Siehe Morrison.
  23. Siehe Hess S. 129
  24. Siehe Hess S. 130
  25. a b Siehe Hess S. 132
  26. Siehe Hess S. 134
  27. Siehe Hess S. 137 und Dodge.
  28. a b Siehe Hess S. 138
  29. und John H. Eicher, David J. Eicher: Civil War High Commands, Stanford University Press, Stanford 2001, S. 388 Google Digitalisat
  30. Col August Mersy in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 18. Dezember 2023.