Axel Bojanowski

Diplom-Geologe und Journalist

Axel Bojanowski (* 1971 in Hamburg) ist ein deutscher Wissenschaftsjournalist, Verfasser populärwissenschaftlicher Bücher und in leitender Funktion für das Wissenschaftsressort der Zeitung Die Welt tätig.

Axel Bojanowski (2018)

Schule und Studium

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Bojanowski wuchs in Hamburg auf und machte dort sein Abitur.[1] Er studierte Geowissenschaften (nach eigenen Aussagen mit den Schwerpunkten Paläoklimatologie, Geophysik und Meereskunde) mit einem Diplomabschluss über Klimaforschung.[2] Studienorte waren Heidelberg, Kiel und London.[1]

Berufliche Tätigkeiten

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Seit 1997 arbeitet Bojanowski als Wissenschaftsjournalist, zunächst freiberuflich für Medien in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Großbritannien; zu den Printmedien, in denen er veröffentlichte, zählen Die Zeit, Nature Geoscience und Geo.[1][3][4] Von 2006 bis 2009 folgte die ständige Mitarbeit bei der Süddeutschen Zeitung und beim Stern.[4]

Von 2010 bis 2019 arbeitete er als Redakteur in der Wissenschaftsredaktion von Spiegel Online.[4] Dort verfasste er auch die Kolumne „Graf Seismo“, in welcher er wissenschaftliche Zusammenhänge „in klarer Sprache präzise und unterhaltsam“ erzählen sollte.[5] Von Oktober 2019 bis Anfang 2020 war Bojanowski Chefredakteur der populärwissenschaftlichen Zeitschriften Bild der Wissenschaft und Natur der Konradin Mediengruppe.[6][7]

Seit August 2020 ist er für die Zeitung Die Welt als Chefreporter Wissenschaft tätig.[4][8][9]

Positionen

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Bojanowski äußert sich häufig zu Klimathemen. Er teilt ausdrücklich den wissenschaftlichen Konsens, dass der Klimawandel menschengemacht ist[10] und „riskante Folgen“ zeigt.[11] Es sei deswegen richtig, „das Experiment mit dem Klima am liebsten schnell stoppen zu wollen“.[12] Er glaubt aber, die Forschung zu diesem Wandel sei mit großen Unsicherheiten verbunden.[13] Bei einem „komplexen, multikausalen Thema wie Klimaforschung“ gebe es kaum Sicherheit.[11] Vor diesem Hintergrund habe Klimajournalismus die Aufgabe, nicht nur die großen Risiken des Klimawandels, sondern auch die Unsicherheiten der Klimaforschung sichtbar zu machen. Insbesondere die Unsicherheiten, die mit Langzeitprognosen verbunden seien, werden nach Meinung von Axel Bojanowski häufig nicht ausreichend vermittelt.[14][15]

Bojanowski äußert in seinen Artikeln immer wieder Kritik sowohl an Klimawissenschaftlern als auch an anderen Journalisten oder Fernsehmoderatoren, die zum Klimawandel berichten. Diese würden bei der Darstellung von Forschungsergebnissen unwissenschaftlich nachhelfen und auf diese Weise politisieren.[16] Bojanowski behauptet eine Tendenz zum Aktivismus und zur Homogenisierung im Klimajournalismus. Wer auf Unsicherheiten hinweise, laufe Gefahr, als Klimaleugner ausgegrenzt zu werden;[17][13] wer weder den Klimawandel bestreite noch ihn dramatisiere, könne im moralischen Meinungskampf zwischen Gut und Böse schnell als Verräter gelten.[18] Ein Hindernis für eine unparteiische Berichterstattung sei zudem der Umstand, dass vorzugsweise Klimawissenschaftler mit ausgeprägtem Sendungsbewusstsein und einer Agenda um Stellungnahmen gebeten würden, jedoch „nicht unbedingt jene Gelehrten mit ausgleichendem Gemüt“.[17]

Bojanowski ist nach Meinung von Dorothee Menhart und Michael Siegel davon überzeugt, dass es zu „einer gefährlichen Verhärtung der Fronten führe, wenn die Argumente von Klimaskeptikerinnen und -skeptikern außer Acht gelassen werden.“[19]

Sachbücher

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Bojanowski hat vier populärwissenschaftliche Sachbücher verfasst. Gemäß der populärwissenschaftlichen Monatszeitschrift Spektrum der Wissenschaft hat der Autor in seinen Büchern „eine Reihe spannender geowissenschaftlicher Geschichten zusammengetragen“. So erzählt er beispielsweise in seinem Buch von 2017 von der „Erkundung leuchtender Nachtwolken, dem Trockenfallen des Mittelmeers vor sechs Millionen Jahren oder der Erforschung von Erdbeben und Vulkanen“. Seine Art, Geschichten zu erzählen, sei fesselnd, er stelle Fakten verständlich und korrekt dar. Gemäß Spektrum der Wissenschaft sind seine Bücher aber auch „zum Teil recht reißerisch“.[20]

Über Bojanowskis Buch, das 2024 erschien, urteilt "The European": "Nicht nur Klimahysteriker, sondern auch sogenannte Klimaleugner bekommen in dem Buch ihr Fett weg und der Autor zeigt, wie Industrielobbys mit fragwürdigen Studien versuchten, den Klimadiskurs zu ihren Gunsten zu wenden".[21]

Rezeption

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Der Klimaforscher Hans von Storch lobt Bojanowski: „Hätten wir doch bloß mehr solcher Wissenschaftsjournalisten!“[22]

Der „Cicero“ bescheinigt Bojanowski eine Mittelposition: „Ohne sich der spürbaren Klimahysterie unterwerfen zu wollen, verfolgt der Welt-Autor in seinen Recherchen einen möglichst rationalen Mittelweg: Einerseits will man die Erwärmung stoppen, andererseits braucht man billige Energie.“[23]

Das Portal „Ruhrbarone“ bezeichnet Bojanowski als „Aufklärer“ und schrieb: „Axel Bojanowski versucht das zu tun, was Journalisten tun sollten: sachlich über eine Wissenschaft berichten, die wie kaum eine andere politisiert und emotionalisiert wurde … Wenige können ihr Wissensgebiet so klar und gut lesbar für Laien aufarbeiten wie er. Sein Credo lautet: ‚Das Klimaproblem ist zu bedeutend, um darüber nachlässig oder effekthascherisch zu berichten.‘“[24]

Axel Bojanowski war 2018 Teilnehmer der WissensWerte, einer jährlichen Zusammenkunft von Wissenschaftsjournalisten, bei der er seinen Ansatz der Klimawandelkommunikation vortrug. Laut NDR Zapp stand er dort mit seinen Positionen „ziemlich alleine da“. Streitpunkt war insbesondere die Frage, ob und in welchem Umfang über Unsicherheiten in der Klimaforschung berichtet werden sollte.[14][25]

Bojanowskis veröffentlichte während der Dürre und Hitze in Europa 2018 einen Kommentar bei Spiegel Online, in dem er vor einer zu „hysterischen Debatte“ warnte. Bojanowski behauptete unter anderem, dass die Zahl der Feuer in Europa zurückgehe. Die Waldbrände in diesem Jahr rechtfertigten keine „überhitzte“ Berichterstattung. Bojanowskis Kommentar wurde durch den Journalisten Christopher Schrader kritisiert.[26]

In Kontext: Wochenzeitung, einer Beilage der taz, wurde Bojanowskis Artikel „Die unterschätzte Macht der grünen Lobby“[27] als ein Artikel gesehen, der den „Auftakt zu einer Kampagne der Springer-Medien Welt und Bild gegen Greta Thunberg und deren Klimaschutzbewegung Fridays for Future“ gebildet habe.[28]

Der Klimawissenschaftler Stefan Rahmstorf hat nach eigenen Angaben „mehrfach sachliche Fehler von Bojanowski bei Redaktionen beanstandet“.[29] Bojanoswki hatte zudem die Meeresspiegeluntersuchungen vom Meeresforscher Simon Holgate so interpretiert, dass es laut den Daten keine Beschleunigung des Anstiegs des Meeresspiegels gebe. Laut Rahmstorf antwortete ihm Holgate auf Nachfrage dazu, dass Bojanowski seine Ansichten falsch dargestellt habe.[30] Rahmstorf lastet Bojanowski an, immer wieder Narrative von Lobbyisten der fossilen Energien in „Mainstream-Medien“ übernommen und so salonfähig gemacht zu haben; so habe Bojanowski in einem Artikel in der Welt vom 15. August 2004 in perfider Weise den Eindruck erweckt, die Autoren der sogenannten Hockeyschlägerkurve hätten den Verlauf ihrer Temperaturkurve später selbst wesentlich korrigiert. Tatsächlich stammte die angebliche Korrektur aber von zwei der Klimaleugnerszene nahestehenden Fachfremden und war nie in einer seriösen Fachzeitschrift erschienen.[31]

Der Volksverpetzer hat in mehreren Artikeln beleuchtet, wieso Bojanowski von Journalisten und Wissenschaftlern vorgeworfen wird, „nicht 'Alarmismus' sachlich zu kritisieren, sondern – zufällig ganz im Einklang mit lobbyfinanzierten Desinformationskampagnen – die korrekt dringenden Warnungen herunterzuspielen und Zweifel zu streuen“.[32][33][34]

Auszeichnung

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Bojanowski wurde 2023 vom Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler mit dem Preis Stein im Brett für seine geowissenschaftlichen Beiträge ausgezeichnet.[35]

  • Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Der Klimawandel zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft. Westend. Neu-Isenburg 2024, ISBN 978-3-86489-461-9.
  • Wetter macht Liebe. Wie Wind und Wolken unsere Gefühle verändern und andere rätselhafte Phänomene der Erde. Deutsche Verlags-Anstalt. München 2017, ISBN 3-421-04763-4. (Auch übersetzt ins Chinesische und ins Estnische.)
  • Die Erde hat ein Leck und andere rätselhafte Phänomene unseres Planeten. Deutsche Verlags-Anstalt. München 2014, ISBN 978-3-421-04619-2.
  • Nach zwei Tagen Regen folgt Montag und andere rätselhafte Phänomene des Planeten Erde Deutsche Verlags-Anstalt. München 2012, ISBN 978-3-421-04534-8. (Auch übersetzt ins Koreanische, Italienische und Niederländische.)
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Commons: Axel Bojanowski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Axel Bojanowski: Zur Person. In: axelbojanowski.de. Abgerufen am 7. Juni 2021 (Website des Journalisten).
  2. Die Homogenisierung der Klima-Berichterstattung ist ein Problem. 20. September 2019, abgerufen am 7. November 2024.
  3. Think like a journalist. In: nature.com. 30. Juni 2011, abgerufen am 31. Mai 2023 (englisch).
  4. a b c d Axel Bojanowski. In: Die Welt. Abgerufen am 7. Juni 2021.
  5. Graf Seismo. In: Der Spiegel (online). Abgerufen am 14. Juni 2021 (Liste der Artikel in der Kolumne).
  6. Axel Bojanowski wird Chef bei Bild der Wissenschaft. In: Horizont, 8. August 2019. Axel Bojanowski: Die Homogenisierung der Klima-Berichterstattung. In: Schweriner Volkszeitung, 24. September 2019.
  7. Andrea Stegemann. In: wbg-wissenverbindet.de. Abgerufen am 25. Juli 2021.
  8. Marc Bartl: Poschardt holt Bojanowski als Chefreporter zur Welt. In: Kressköpfe. 10. Februar 2020, abgerufen am 7. Juni 2021.
  9. Poschardt holt Bojanowski als Chefreporter zur Welt. In: kress.de. 20. Februar 2020, abgerufen am 2. Mai 2023.
  10. „Ich wollte ein anderes Problem lösen“ (Interview mit Klaus Hasselmann). In: Welt am Sonntag, 10. Januar 2021.
  11. a b Ulrike Bremm: „PR ist wirkungsmächtig im Umweltjournalismus“. In: Fachjournalist. 27. August 2020, abgerufen am 9. Juni 2021 (Interview von U. Bremm mit A. Bojanowski).
  12. Nils Heisterhagen: Wir sollten Experten zuhören, die keine Patentrezepte predigen. In: blog-bpoe.com. 17. April 2021, abgerufen am 9. Juni 2021 (Interview von N. Heisterhagen mit A. Bojanowski).
  13. a b Axel Bojanowski: Der Klimajournalisten-Blues. In: axelbojanowski.de. 10. Juli 2020, abgerufen am 9. Juni 2021.
  14. a b Daniel Bouhs, Carsten Pilger: Von wegen Klima – Wissenschaftsjournalisten wettern. In: ndr.de. 21. November 2018, archiviert vom Original; abgerufen am 9. Juni 2021.
  15. Julian Rodemann: 30 Sekunden für die Polarschmelze. In: Süddeutsche Zeitung. 18. Dezember 2020, abgerufen am 9. Juni 2021.
  16. Axel Bojanowski: Verfälschter Klimawandel. In: Die Welt, 5. August 2020.
  17. a b Axel Bojanowski: Die Homogenisierung der Klima-Berichterstattung ist ein Problem. In: Übermedien. 20. September 2019, abgerufen am 9. Juni 2021.
  18. Axel Bojanowski: Journalisten im Klimakrieg – Essay. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 47–48/2019. 15. November 2019, abgerufen am 9. Juni 2021.
  19. Dorothee Menhart, Michael Siegel: Kontroverse Wissenswerte. In: wissenschaftskommunikation.de. 7. Dezember 2018, abgerufen am 16. August 2020.
  20. Tim Haarmann: Geschichten, die die Erde schreibt. In: spektrum.de. 16. August 2017, abgerufen am 7. Mai 2023.
  21. Die Wissenschaft ist die Verliererin in der Klimadebatte. In: https://www.theeuropean.de/. 13. Juli 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  22. Hans von Storch: Zur Sache Klima. In: globkult.de/. 15. August 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  23. „Die Klimapolitik fällt Deutschland jetzt auf die Füße“. In: cicero.de. 28. Juni 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  24. Der Aufklärer. In: ruhrbarone.de. 25. Juni 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  25. Kontroverse Wissenswerte. In: Wissenschaftskommunikation.de. Abgerufen am 13. November 2022.
  26. Christopher Schrader im Gespräch mit Brigitte Baetz: Berichterstattung über Klimawandel - Für Leugner ist kein Platz mehr. In: deutschlandfunk.de. Abgerufen am 13. November 2022.
  27. Die unterschätzte Macht der grünen Lobby, auf welt.de
  28. Jürgen Lessat: Medienversagen in der Klimakrise: Nicht auf der Höhe der Zeit. Abgerufen am 13. November 2022.
  29. Stefan Rahmstorf: Fehler im Artikel "Rüpeleien unter Klimaforschern" von Axel Bojanowski. Website des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Abgerufen am 15. August 2020.
  30. “Axel Bojanowski misrepresented my views”Stefan Rahmstorf: SPIEGEL zum Meeresspiegel. In: KlimaLounge. 15. Juli 2011, abgerufen am 7. Mai 2023.
  31. Earth System Analysis - Potsdam Institute: Prof. Stefan Rahmstorf: Die Klimadebatte - Zwischen Wissenschaft, Querdenkern & Populisten. Vortrag bei der re:publica 2023 in Berlin. In: youtube. 22. Juni 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.
  32. Volksverpetzer Team: Blamage: Weltklimarat zerstört "WELT"-Fake über "Kipppunkte". In: Volksverpetzer. 21. März 2023, abgerufen am 7. Mai 2023.
  33. Volksverpetzer Team: WELT lässt Klimakrise-Leugner Fake News unwidersprochen verbreiten - Faktencheck. In: Volksverpetzer. 20. Juni 2022, abgerufen am 7. Mai 2023.
  34. Jan Hegenberg: WELT will Klimawandel verharmlosen & nutzt dafür Studien, die das Gegenteil belegen. In: Volksverpetzer. 23. Juli 2021, abgerufen am 7. Mai 2023.
  35. Wissenschaftler-Verband ehrt WELT-Autor Axel Bojanowski - WELT. 29. Februar 2024, abgerufen am 1. März 2024.