B4 Bay 65

Abteilwagen für den Einsatz in Personenzügen für die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen

Bei den bayerischen AB Bay 65 bzw. B4 Bay 65 handelt es sich um ursprünglich zweiachsige Abteilwagen für den Einsatz in Personenzügen für die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen, welche ursprünglich von den Königlich privilegierten Bayerischen Ostbahnen (B.O.B.) beschafft wurden. Sie wurden von den Betriebseigenen Werkstätten der Königlich Bayerische Staatseisenbahnen zu vierachsigen Drehgestell-Abteilwagen umgebaut und dann unter dem Blatt 111 im Wagenstandsverzeichnis vom 31. März 1913 geführt.

B4 Bay 65
Nummerierung: 17 805 bis 17 810
Anzahl: 6(3)
Baujahr(e): 1865 (Umbau 1890/91)
Ausmusterung: vor 1930
Bauart: Abteilwagen
Gattung: AB / B4
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 8.840 mm
Länge: 7.600 mm
Höhe: 3.260 mm
Breite: 2.600 mm
Fester Radstand: 3.200 mm / 9.500 mm
Leermasse: 6,8 t bis 8,5 t
Raddurchmesser: bayer. Form 38
Bremse: teilweise mit Wsbr
Kupplungstyp: Schraubenkupplung nach VDEV
Fußbodenhöhe: 1245 mm
Klassen: A.B. und B.

Geschichte

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Für die Personenbeförderung auf den von ihr betriebenen Linien beschaffte die B.O.B. in den Jahren zwischen 1856 (erstes Geschäftsjahr) und 1875 (letztes Geschäftsjahr und Übernahme durch die K.B.E.) ca. 100[1] Wagen der Gattung A.B. Von diesen wurden 1876 noch insgesamt 91 Stück von der K.B.Sts.B übernommen[2] und in ihrem Wagenpark ebenfalls als Gattung AB eingereiht.

Beschaffung

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Als dritte Serie von Personenwagen der Gattung AB wurden im Jahre 1865[3] insgesamt sechs kurze Wagen beschafft. Als auch für die K.B.Sts.B. die Notwendigkeit der Beschaffung von Drehgestell-Abteilwagen aufkam, entschied man sich 1890, zunächst jeweils zwei der zweiachsigen Altbestandswagen der B.O.B. auf ein neues Untergestell mit Drehgestellen zu setzen. 1891 folgten dann die übrigen vier Altwagen, so dass der K.B.Sts.B insgesamt drei Drehgestellwagen für den Einsatz in Schnellzügen zur Verfügung standen.

Verbleib

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Auf Grund des Alters der Wagen und weil im amtlichen Verzeichnis der Reichsbahn von 1930 keine Wagen dieses Typs mehr verzeichnet sind, ist davon auszugehen, dass sie bis zu diesem Termin ausgemustert waren.

Konstruktive Merkmale

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Untergestell

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Der Rahmen der Wagen war bis auf die äußeren Längsträger komplett aus Holz aufgebaut. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen nach VDEV. Die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen in der Lieferversion Stangenpuffer der B.O.B.-Bauart mit einer Einbaulänge von 555 mm und 360 mm für die Pufferteller.

Laufwerk

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Die Wagen hatten aus Blechen und Winkeln genietete Achshalter der kurzen, geraden Bauform. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper des bayerischen Typs 23 mit einem Durchmesser von 1.024 mm. Die jeweils 1.764 Millimeter langen Tragfedern hatten je sieben Blätter mit einem Querschnitt von 96 × 13 Millimeter. Alle Wagen der Lieferversion waren ohne Bremseinrichtungen.

Mit dem Umbau in den Jahren 1890 und 1891 wurden die Wagen auf bayerische Drehgestelle der kurzen Bauart mit 2.500 Millimeter Radstand gesetzt. Sie erhielten dann Räder der bayerischen Form 38. Außerdem erfolgte der Einbau einer Handspindelbremse sowie der durchgehenden Druckluftbremse Typ Westinghouse.

Wagenkasten

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Der Rahmen des Wagenkastens bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Die Wände waren außen mit Blechen und innen mit Holz verkleidet. Die Blechstöße waren mit Holzleisten verkleidet. Die Stirnwände waren gerade, die Seitenwände ab der Höhe der Griffstangen für die Laufbretter leicht nach unten eingezogen. Das flache Tonnendach ragte nur geringfügig über die Seitenwände hinaus.

Mit dem Umbau zu Drehgestellwagen erhielten die Wagenkästen entsprechende Verlängerungen von 750 Millimeter an den Wagenenden sowie einen zusätzlichen Mittelteil (für die Toiletteneinbauten) von 1.000 Millimeter. Der Wagenkasten erhielt wegen des großen Drehgestell Abstands von 9.500 Millimeter nachstellbare Spannstangen in der Höhe der äußeren Längsträger.

Ausstattung

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Die Wagen hatten in der Ursprungsausführung als Gattung AB jeweils nur 3 Abteile. Alle Abteile waren mit Polsterbänken ausgestattet, welche sich in der Ausführungsqualität zwischen den Klassen leicht unterschieden. Ein mittleres Abteil war der Ersten Klasse, die beiden anderen der Zweiten Klasse zugeordnet. Die Wagen hatten je zwei mit Öl befeuerte Lampen, welche so in den Abteil-Zwischenwänden eingebaut waren, dass sie jeweils zwei Abteile beleuchteten. Die Belüftung erfolgte durch Kiemenlüfter über allen Fenstern.

Mit dem Umbau der Wagen durch die bahneigenen Werkstätten in Regensburg[Anm. 1] erhielten die Wagen durch die Zusammenfassung von je zwei Wagenkästen mit zusätzlichem Zwischenteil und dem Einbau von Toiletten eine gänzlich andere Abteilstruktur. An beide Wagenenden wurden, zugänglich mit einem Seitengang der über zwei Abteile ging, Toiletten eingebaut. Zusätzlich erhielt eine Seite ein kleines Bremserabteil mit einer Handspindelbremse. Die ursprünglichen Wagenkästen blieben mit ihrer Abteilstruktur zwar erhalten, aber die viersitzigen Polstersessel der Ersten Klasse wurden durch dreisitzige ersetzt. In der Wagenmitte wurden auf einer Breite von 1.000 Millimetern zwei Aborte hintereinander eingebaut, wovon jeweils einer den Zugang von dem benachbarten Abteil der Zweiten Klasse erhielt. Zur Beleuchtung erhielten die Wagen nunmehr neun Gaslampen. Der zur Versorgung der Lampen notwendige Gasbehälter hing in Längsrichtung unter dem Untergestell.

In einem zweiten Verfahren zwischen 1897 und 1913 wurden die Abteile der Ersten Klasse unter Beibehaltung der Sitzaufteilung in solche der Zweiten Klasse umgewidmet und der Wagen lief fortan unter der Gattung BB.

Skizzen, Musterblätter, Fotos

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Wagennummern

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Blatt-Nr.
Herstelld.
Gattungszeichen je Epoche
Wagennummern je Epoche (mit Direktionsangaben)
Fahrwerk / Ausstattung / Zusatzinfos
(siehe jeweilige Legende)
Bau-
jahr
Her-
steller
Anz. B.O.B.
bis
1872
B.O.B.
ab
1872
KBE
ab
1876
KBE
ab
1884
KBE
ab
1893
KBE
ab
1894
KBE
ab
1907
DR
(ab 1923)
Ausge-
mustert
Anz.
Ach-
sen
Brem-
sen
Bl. Hz. Art u. Anz. Abteile
(Sitze)
Mil. Bemer-
kung
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
4
1872
A.B.

1875
A.B.
27
1879
P.I./II.
37
1891
P.I./II.
Plan
1893
A.B.
55
1897
A.B.
111
1913
BB.
B4 Bay 64
[Anm. 2]
A 1. 2. 3. O M Radstand als Drehgestellwagen 9.500 Millimeter
1864 Klett 6 46 66 17 805 17 805 1 201 201 <1930 2(4) (Wsbr) Öl
(G)
(D) 0
(4)
1
(8)
[10]
2
(16)
[26]
(36) Umbau zu Drehgestellwagen in den eigenen Werkstätten in Regensburg im Jahr 1890
47 67 17 806 17 806
48 68 17 807 17 807 2 202 202 <1930 Umbau zu Drehgestellwagen in den eigenen Werkstätten in Regensburg im Jahr 1891
49 69 17 808 17 808
50 70 17 809 17 809 3 203 203 <1930 Umbau zu Drehgestellwagen in den eigenen Werkstätten in Regensburg im Jahr 1891
51 71 17 810 17 810

Anmerkungen

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  1. siehe erläuternder Text im Verzeichnis von 1891
  2. fiktive Bezeichnung gemäß den Gattungskonventionen, da sehr wahrscheinlich nie ein Wagen zur Deutschen Reichsbahn kam

Einzelnachweise

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  1. siehe die Wagenverzeichnisse der B.O.B. von 1872 und 1875
  2. siehe Konrad, Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band II, Seite 11
  3. siehe Angaben in den Wagenverzeichnissen zu dem Wagentyp
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Literatur

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  • Zusammenstellung der Wagengattungen der Königlich privilegierten bayerischen Ostbahnen. 1872.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juli 1879. 1879.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juni 1879. 1891.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897. 1897.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913. 1913.
  • Konrad, Emil: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band 2. 1. Auflage. Franckh, Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.