Bahnhof Franzensfeste

Verkehrsknotenpunkt in Südtirol an Brennerbahn und Pustertalbahn

Der Bahnhof Franzensfeste (italienisch Stazione di Fortezza) ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Südtirol. Seine Bedeutung ergibt sich aus dem Umstand, dass hier die Brennerbahn und die Pustertalbahn aufeinandertreffen, wodurch er die Funktion eines Trennungsbahnhofs hat.

Franzensfeste / Fortezza
Aufnahmsgebäude
Aufnahmsgebäude
Aufnahmsgebäude
Daten
Lage im Netz Trennungsbahnhof
IBNR 8300089
Eröffnung 1867
Architektonische Daten
Architekt Wilhelm von Flattich
Lage
Ort/Ortsteil Franzensfeste
Provinz Autonome Provinz Bozen
Region Trentino-Südtirol
Staat Italien
Koordinaten 46° 47′ 20″ N, 11° 36′ 37″ OKoordinaten: 46° 47′ 20″ N, 11° 36′ 37″ O
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Franzensfeste / Fortezza

Liste der Bahnhöfe in Italien

Der Bahnhof befindet sich auf 747 m Höhe direkt neben dem kleinen Dorfzentrum von Franzensfeste am Eingang des Wipptals wenige Kilometer nördlich von Brixen. Das enge, schluchtartige Tal bietet hier zwischen Eisack, Franzensfester Stausee und Berghängen nur wenig Platz und wird zu großen Teilen von Verkehrsinfrastrukturen wie dem Bahnhof, der A22 und der SS 12 beansprucht.

Geschichte

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Das Dorf Franzensfeste gehört zu den jüngeren Siedlungen Südtirols: Es entstand erst in den zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts knapp nordwestlich der namensgebenden Festung Franzensfeste und seine Geschichte ist eng mit jener des Bahnhofs verknüpft. Bei der Inbetriebnahme des Abschnitts der Brennerbahn zwischen Innsbruck und Bozen 1867 wurde an der Stelle des heutigen Bahnhofs eine kleine Station aus Holz errichtet. Bereits 1869 wurde mit Blick auf die im Bau befindliche Pustertalbahn mit der Erweiterung des Bahnhofs sowie dem Bau eines neuen Aufnahmsgebäudes begonnen. Mit der Fertigstellung der Pustertalbahn 1871 nahm nicht nur die Bedeutung des Bahnhofs enorm zu, auch das in seiner Nachbarschaft entstehende Dorf Franzensfeste erlebte als neuer Verkehrsknotenpunkt einen großen Aufschwung.[1]

Nach der Annexion Südtirols durch Italien infolge des Ersten Weltkriegs erhielt der Bahnhof Franzensfeste weitere wichtige Zusatzfunktionen als Warenumschlagplatz, für das Militär und als Standort für die Zollabfertigung der nahen Brenner-Grenze. Dementsprechend wurde das Gelände ab 1924 großzügig erweitert. Auf die 1950er Jahre datieren eine Renovierung der Baulichkeiten und ein Ausbau der Gleisanlagen.[1]

Ende des 20. Jahrhunderts ging der Flächenbedarf des Bahnhofs stark zurück. Nach dem Bau der A22 hatte sich der Güterverkehr zunehmend auf die Straße verlagert, das Ende des Kalten Kriegs brachte das militärische Interesse an der italienischen Nordgrenze zum Erliegen und durch den EU-Beitritt Österreichs 1995 verschwanden auch die Zölle. Große Teile des Bahnhofsgeländes liegen dementsprechend brach.[1]

Seit der Erhöhung der Bahnsteige und dem Bau von Aufzügen 2016/17 ist der Bahnhof barrierefrei.[2]

Baulichkeiten

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Der Bahnhof Franzensfeste zeichnet sich durch eine Vielzahl an Bauten aus diversen Epochen aus. Den ältesten Baubestand bilden das von Wilhelm von Flattich entworfene Aufnahmsgebäude und ein nordseitig gelegenes Bahnwärterhaus aus dem 19. Jahrhundert. Diese stechen mit ihrer Holzschindelverkleidung deutlich aus der sonstigen Architektur an der Brennerbahn heraus und stehen seit 2004 unter Denkmalschutz. Das Verwaltungs-, Fracht- und Zollgebäude zwischen den beiden historischen Bauten stammt aus den 1950er Jahren. Diverse Zubauten wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet.[1]

Funktion und Zukunftsaussichten

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Der Bahnhof Franzensfeste ist betriebstechnisch ein Trennungsbahnhof zwischen der Brennerbahn und der Pustertalbahn. Die Pustertalbahn schwenkt nach Verlassen des Pustertals in nördliche Richtung ins Wipptal und endet am Bahnhof Franzensfeste. Bis Ende 2024 war Franzensfeste Umsteigebahnhof aus Richtung Bozen bzw. Brenner ins Pustertal. Im Bahnhof hielten internationale EuroCity- und Railjet-Fernverkehrszüge, die Deutschland, Österreich und Italien miteinander verbinden. Auch war der Bahnhof bis 2024 Knotenpunkt im regionalen Taktfahrplan. Der Schienennahverkehr wird dabei durch Züge der SAD und der Trenitalia abgewickelt.

Im Dezember 2024 endete der Personenverkehr von Franzensfeste ins Pustertal, auch die internationalen Fernzüge halten seitdem nicht mehr im Bahnhof.

 
Schematische Grafik der Riggertalschleife

Die Riggertalschleife soll ab Anfang 2026 Fahrgästen, die von Bruneck Richtung Brixen und Bozen unterwegs sind, den Umweg und den Umstieg in Franzensfeste ersparen. Dazu wird eine zusätzliche Trasse gebaut, bei der das Riggertal (ein kurzer Talabschnitt am Eisack) mittels einer Brücke überquert wird und die Züge aus dem Pustertal nicht mehr ausschließlich Franzensfeste, sondern alternativ Richtung Süden Brixen ansteuern können. Durch diese Maßnahme ist eine Verkürzung der Fahrzeit von Bruneck nach Brixen bzw. Bozen möglich.[3] Während der Bauarbeiten an der Schleife wird ab Dezember 2024 das Pustertal mit Bussen bedient, die allerdings nicht in Franzenfeste, sondern in Brixen den Anschluss an die Brennerbahn herstellen.

Der im Bau befindliche Brennerbasistunnel wird sein Südtiroler Portal knapp nördlich vom Bahnhof Franzensfeste haben, wenig südlich vom Bahnhof wird die Zulaufstrecke in den Schalderer Tunnel münden. Die den Brennerbasistunnel mit dem Schalderer Tunnel verbindenden Gleise werden zwar durch das Bahnhofsgelände führen, betrieblich hier aber nicht mit der Bestandsstrecke verknüpft sein und lediglich eine Nothaltestelle aufweisen.

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Commons: Bahnhof Franzensfeste – Sammlung von Bildern
  • Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts

Einzelnachweise

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  1. a b c d Andreas Gottlieb Hempel: Bahnhof Franzensfeste. Kuratorium für Technische Kulturgüter (tecneum.eu), abgerufen am 17. November 2015.
  2. Bahnhof Franzensfeste: Anpassungsarbeiten haben begonnen. Autonome Provinz Bozen – Südtirol, 8. November 2016, abgerufen am 19. Juni 2017.
  3. Riggertalschleife: Die Planung beginnt. Südtirol Online, 9. Juni 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2015; abgerufen am 17. November 2015.