Bahnstrecke Wellington–Johnsonville

Eisenbahnlinie in Wellington, Neuseeland

Die Bahnstrecke Wellington–Johnsonville ist eine eingleisige, elektrifizierte, 10,5 km lange Eisenbahnstrecke des Vorortverkehrs der neuseeländischen Hauptstadt Wellington.

Wellington–Johnsonville
Elektrotriebwagen 4103 der Baureihe FP im Bahnhof Khandallah, 2011
Elektrotriebwagen 4103 der Baureihe FP im Bahnhof Khandallah, 2011
Streckenlänge:10,5 km
Spurweite:1067 mm (Kapspur)
Kopfbahnhof Streckenanfang
0 Wellington
ehemaliger Bahnhof
Pipitea Point
Abzweig geradeaus und nach rechts
North Island Main Trunk Railway
Tunnel
Outlet-Tunnel (126 m)
Tunnel
Kaiwhara-Tunnel (98 m)
Tunnel
Gorge-Tunnel (151 m)
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
Wadestown
Tunnel
Lizard-Tunnel (199 m)
Tunnel
Ngaio-Tunnel (127 m)
Haltepunkt / Haltestelle
Crofton Downs
Bahnhof
Ngaio
Haltepunkt / Haltestelle
Awarua Street
Haltepunkt / Haltestelle
Simla Crecsent
Haltepunkt / Haltestelle
Box Hill
Bahnhof
Khandallah
Tunnel
Kaka-Tunnel (104 m)
Haltepunkt / Haltestelle
9,3 Raroa
Tunnel
Tui-Tunnel (104 m)
Kopfbahnhof Strecke ab hier außer Betrieb
10,5 Johnsonville
Strecke (außer Betrieb)
North Island Main Trunk Railway vor 1937

Quellen: [1]
Bahnhof Wellington: Ausgangspunkt der Strecke
Haltepunkt Awaru Street
Endbahnhof Johnsonville

Lage im Netz

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Die Strecke nimmt ihren Ausgang im Bahnhof Wellington und führt über die Vororte Ngaio und Khandallah nach Johnsonville. Den Bahnhof Wellington verlässt sie auf gemeinsamer Trasse mit der North Island Main Trunk Railway (NIMT) um nach ca. 2 km in einer 90°-Linkskurve nach Westen abzubiegen. Aufgrund des gebirgigen Geländes weist die Strecke erhebliche Steigungen, zahlreiche Kurven, Brücken und sieben Tunnel auf. Die Strecke bedient neun Bahnhöfe, vier davon (Crofton Downs, Awarua Street, Box Hill und Raroa) liegen in einer Kurve. Auf der Strecke bestehen drei Kreuzungsmöglichkeiten: in den Bahnhöfen Ngaio und Khandallah und unterhalb von Wadestown in der Ngaio-Schlucht.

Geschichte

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Die Strecke wurde als südlichster Abschnitt der späteren NIMT von der Wellington and Manawatu Railway Company gebaut. Der Bau begann 1879 und der erste Abschnitt nach Paremata ging am 24. September 1885 in Betrieb. Die Manawatu Railway Company wurde im Dezember 1908 verstaatlicht und Teil des New Zealand Railways Department (NZR).

Die Strecke war im Betrieb schwierig. Züge, die nach Norden fuhren, benötigten auf den steilen Steigungen von Lambton nach Ngaio Schiebelokomotiven und bei schweren Zügen, die von Johnsonville nach Raroa in südliche Richtung fuhren, eine zusätzliche Lokomotive zum Bremsen.[2] Die NZR entschloss sich deshalb zum Bau einer Strecke, die die schwierige topografische Situation umging, hauptsächlich durch zwei längere Tunnel. Diese Tawa-Flat-Umgehung der NIMT ging 1937 in Betrieb.

Die Konsequenz für die nun umfahrene Altstrecke war, dass sie nördlich von Johnsonville stillgelegt und der Abschnitt Wellington–Johnsonville für den Nahverkehr der Hauptstadt modernisiert wurde. Die verbliebene Reststrecke wurde mit 1500 V Gleichstrom elektrifiziert und ein Kreuzungsbahnhof (ohne Bahnsteige) in Wadestown zwischen den Tunneln Nr. 3 und Nr. 4 eingebaut. Der neue Betrieb startete am 4. Juli 1938, nach der offiziellen Eröffnung am 2. Juli.[3] Der Verkehr erfolgte mit Elektrotriebwagen, was die Fahrzeiten verkürzte. Die Haltepunkte Raroa (1940), Box Hill (1956) und Crofton Downs (1963) wurden nachträglich noch hinzugefügt.[4]

Im Juli 1969 wurde das zweite Bahnsteiggleis in Johnsonville entfernt und der Güterbahnhof aufgegeben. Dort wurde ein Abstellgleis angelegt, das mit Weichensperren zum Betriebsgleis abgesichert ist. 1984 wurde das Streckenende in Johnsonville um 100 m nach Süden verlegt, um Platz für ein Einkaufszentrum zu schaffen.

1984, 1993 und 2006/07 wurde die Strecke auf Schließung oder Modernisierung überprüft, ohne dass es zu wesentlichen Änderungen kam.[5] 2009 wurden die Tunnelböden der Strecke um 12 cm abgesenkt und die Kreuzungsgleise verlängert, damit modernere Fahrzeuge eingesetzt werden konnten.

Infrastruktur

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Die Strecke verläuft eingleisig durch sehr steiles Gelände, das auf einer Länge von 10 km um etwa 150 m über dem Meeresspiegel ansteigt, wobei sich der höchste Punkt (152 m) am Nordende des Kaka-Tunnels befindet. Die Steigung liegt bei bis zu 25 ‰. Neben den sieben Tunneln gibt es auch noch sechs größere Brücken, um das schwierige Gelände zu meistern. Die Signalisierung erfolgt über einen Selbstblock.[6]

Drei Unterwerke entlang der Strecke entnehmen Elektrizität aus dem 11.000-Volt-Netz von Wellington Electricity auf und wandeln sie in 1500-Volt-Gleichstrom um.

Ursprünglich wurde für ein Schlachthaus in der Ngauranga-Schlucht das Vieh von einem an den Bahnhof Johnsonville angrenzenden Viehhof durch die Straßen der Stadt getrieben. Nach Protesten wurde am 2. Februar 1958 ein Anschlussgleis in der Nähe von Raroa eröffnet. Der Viehtransport wurde um 1973 eingestellt. Seither findet auf der Strecke nur noch Personenverkehr statt.

Heute betreibt Transdev Wellington den ÖPNV auf der Strecke im Auftrag des Greater Wellington Regional Council. Angeboten wird ein Halbstundentakt, der zu Spitzenzeiten auf 15 Minuten verdichtet wird.

Infrastrukturverbesserungen für die Strecke umfassen den Austausch von Oberleitung und Masten, der Schwellen in den Tunneln und die Stabilisierung stark gefährdeter Hänge. Die Arbeiten sollen 2022 abgeschlossen sein.[7]

Literatur

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  • Geoffrey B Churchman: The Story of The Wellington to Johnsonville Railway. 2. Aufl. IPL Books, Wellington 1998. ISBN 0-908876-05-X.
  • Bruce J Hermann: North Island Branch Lines. New Zealand Railway & Locomotive Society, Wellington 2009. ISBN 978-0-908573-83-7, S. 64–67.
  • D. G. Hoy: Rails out of the Capital. New Zealand Railway and Locomotive Society, Wellington 1970, S. 22–23.
  • David Parsons: Wellington’s Railway: Colonial Steam to Matangi. New Zealand Railway & Locomotive Society, Wellington 2010. ISBN 978-0-908573-88-2, S. 126–129, 203–205.
  • John Yonge (Hg.): New Zealand Railway and Tramway Atlas. 4. Auflage. Quail Map Company, Exeter 1993. ISBN 0 900609 92 3

Einzelnachweise

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  1. Open Railway Map; Yonge: New Zealand Railway and Tramway Atlas, Taf. 16.
  2. Heine, S. 97.
  3. Invitation to the opening ceremony of the Johnsonville electric multiple unit service in July 1938; abgerufen am 13. November 2020.
  4. NZR: Opening of New Stations, Johnsonville Line. In: Evening Post vom 8. Januar 1938; abgerufen am 13. November 2020.
  5. Sinclair Knight Merz: North Wellington public transport study: Technical Evaluation Report vom 15. November 2006; abgerufen am 13. November 2020.
  6. NN: Johnsonville Line Signalling; abgerufen am 13. November 2020.
  7. Kiwi Rail: Wellington Metro upgrade – Johnsonville Line (Memento des Originals vom 20. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kiwirail.co.nz; Bruce Taylor: Wellington Timetable Changes and Infrastructure Upgrades. In: The New Zealand Railway Observer 349 Juni/Juli 2018 = 2/2018, S. 62f.