Bahnstrecke Lohr–Wertheim

ehemalige Eisenbahnstrecke in Bayern und Baden-Württemberg
(Weitergeleitet von Bahnstrecke Wertheim–Lohr)
Lohr Bahnhof–Wertheim
Streckennummer (DB):5213
Kursbuchstrecke (DB):803 (1976)
416f (1946)
Streckenlänge:37,1 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C4 (Lohr Bahnhof–Lohr Stadt)
Maximale Neigung:
Minimaler Radius:264 m
Höchstgeschwindigkeit:50 km/h
Zugbeeinflussung:PZB (Lohr Bahnhof–Lohr Stadt)
Strecke
von Würzburg
Bahnhof
0,000 Lohr Bahnhof
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Aschaffenburg
ehemaliger Bahnhof
1,680 Lohr Stadt
Blockstelle
1,852 Lohr Stadt (Anst)
Abzweig geradeaus und von links
Anschluss Gerresheimer Lohr GmbH
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
6,000 Rodenbach
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
9,550 Neustadt (Main)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
15,230 Rothenfels (Unterfr)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
17,710 Hafenlohr
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
20,450 Marktheidenfeld
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
26,570 Lengfurt-Trennfeld
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
32,200 Bettingberg
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
32,300 Bettingbergtunnel (730 m)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
34,500 Kreuzwertheim
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
34,900 Kaffelsteintunnel (231 m)
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
35,500 Mainbrücke Wertheim (178 m)
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
35,600 Schlossbergtunnel (626 m)
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
Tauber
Abzweig ehemals geradeaus und von links
von Lauda
Bahnhof
37,120 Wertheim
Strecke
nach Miltenberg West

Quellen: [1][2][3][4]

Die Bahnstrecke Lohr–Wertheim, auch als Ostspessartbahn bekannt, ist eine Nebenbahn in Bayern und Baden-Württemberg. Sie verlief größtenteils entlang dem Main von Lohr Bahnhof an der Bahnstrecke Würzburg–Aschaffenburg nach Wertheim, wo Anschluss an die Bahnstrecken nach Miltenberg und nach Lauda bestand. Die Strecke wurde 1881 in Betrieb genommen worden und in den 1980er und 1990er Jahren bis auf das verbliebenen Abschnitt Lohr Bahnhof–Lohr Stadt stillgelegt und abgebaut worden.

Geschichte

Bearbeiten

Inbetriebnahme und Verkehr

Bearbeiten

Der Betrieb der 37,1 Kilometer langen Strecke wurde am 1. Oktober 1881 durch die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen aufgenommen, 1,6 Kilometer der Strecke lagen auf badischem Gebiet. Jedoch wurde die Verbindung bereits 1885 von der bayerischen Eisenbahnverwaltung als eine der am schlechtesten frequentierten Strecken ihres Netzes bezeichnet, was sich auch in den nachfolgenden Jahrzehnten nicht wesentlich änderte.[5]

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein großer Teil der Züge bereits in Gemünden, einige fuhren auch über Wertheim hinaus bis Miltenberg durch. Einen Aufschwung im Güterverkehr nahm die Strecke ab 1959 für etwa zehn Jahre zur Versorgung der Autobahnbaustellen der Bundesautobahn 3 und für Transporte vom Kieswerk Faulbach zu den Baustellen der Bundesautobahn 7.

Stilllegung und Rückbau

Bearbeiten

Der Personenverkehr wurde zwischen Lohr Stadt und Wertheim am 30. Mai 1976 eingestellt, der Abschnitt Lohr Bahnhof–Lohr Stadt folgte am 22. Mai 1977. Der Güterverkehr zwischen Lengfurt-Trennfeld und Wertheim wurde am 26. Mai 1979, zwischen Lohr Stadt und Lengfurt-Trennfeld am 29. September 1991 eingestellt. Die Strecke ist dort 1980/81 bzw. 1993 abgebaut worden.[6]

Verbliebener Güterverkehr nach Lohr Stadt

Bearbeiten

Im Abschnitt Lohr Bahnhof–Lohr Stadt wird heute noch Güterverkehr, vor allem zur Versorgung der dortigen Glashütte der Gerresheimer Lohr GmbH (ehemals Spessart Glas), durchgeführt.[6]

Mögliche Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach Lohr Stadt

Bearbeiten
 
Bahnhof Lohr Stadt

Die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf dem Abschnitt Lohr Bahnhof – Lohr Stadt wird diskutiert. Im Nahverkehrsplan des Landkreises ist diese Maßnahme enthalten.[7]

Im Zielfahrplan des Deutschland-Takts ist eine stündliche Regionalbahn von Lohr Stadt über Würzburg nach Marktbreit vorgesehen.[8] Ende Februar 2022 stellte die Bayerische Eisenbahngesellschaft in einer Potenzialanalyse fest, dass die Reaktivierung bis Lohr Stadt ein Fahrgastpotential von 1560 Personenkilometern pro Kilometer Streckenlänge aufweist und damit das erste von vier Reaktivierungskriterien erfüllt ist.[9]

Streckenbeschreibung

Bearbeiten

Betriebsstellen

Bearbeiten
 
Der ehemalige Bahnhof in Hafenlohr, inzwischen in Privatbesitz

Deckenbaubahnhof Bettingen

Bearbeiten

Bei der Wertheimer Ortschaft Bettingen bestand während des Baus der Bundesautobahn 3 bei Kilometer 30,4 ein so genannter „Deckenbaubahnhof“ an der Bahnstrecke. Dort wurde in Ganzzügen Baumaterial für die Autobahn angefahren, die in einen Tiefbunker an einem Anschlussgleis gekippt wurden.[10]

Wertheim

Bearbeiten

Kunstbauwerke

Bearbeiten

Die drei Tunnel der Bahnstrecke – der Bettingbergtunnel, der Kaffelsteintunnel und der Schlossbergtunnel Wertheim – wurden 1980/81 verschlossen. Der Bettingbergtunnel diente der Daimler-Benz AG nach Stilllegung der Strecke eine Zeit lang für Versuche mit dem Spurbus.[11]

Die Eisenbahnbrücke über den Main von Kreuzwertheim nach Wertheim wurde 1984 demontiert und 175 Kilometer weiter mainaufwärts bei Schweinfurt an der Bahnstrecke Kitzingen–Schweinfurt installiert. Die Eisenbahnbrücke über die Tauber in Wertheim wurde stillgelegt.

Literatur

Bearbeiten
  • Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahnen zwischen Neckar, Tauber und Main. Band 1: Historische Entwicklung und Bahnbau. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-88255-766-4.
  • Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahnen zwischen Neckar, Tauber und Main. Band 2: Ausgestaltung, Betrieb und Maschinendienst. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-88255-768-0.
  • Manfred Schneider, Viktor Jagodics (Hrsg.): Die Lohrer Bahn. GHK-Verlag, Kreuzwertheim 2005, ISBN 3-00-017942-9.
  • Andreas Kuhfahl: Nebenbahnen in Unterfranken. Eisenbahn-Fachbuchverlag, Neustadt bei Coburg 2003, ISBN 3-9805967-9-6, S. 167–182.
Bearbeiten
Commons: Bahnstrecke Lohr–Wertheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Infrastrukturregister. DB Netze.
  2. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  3. Bundesbahndirektion Stuttgart. Karte im Maßstab 1:400000. Ausgabe B. Deutsche Bundesbahn, November 1983 (blocksignal.de).
  4. Bundesbahndirektion Frankfurt (Main). Karte im Maßstab 1:400 000. Ausgabe B. Deutsche Bundesbahn, Mai 1983 (blocksignal.de).
  5. Alexander Wörn: Die Nebenbahn Lohr – Wertheim. In: Der Schienenbus. Nr. 2, 2014, S. 11.
  6. a b Alexander Wörn: Die Nebenbahn Lohr – Wertheim. In: Der Schienenbus. Nr. 2, 2014, S. 12.
  7. Jürgen Kamm: Verhandlungen zur Reaktivierung des Stadtbahnhofs Lohr. In: Main-Post. 2. April 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 19. Juni 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.mainpost.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Zielfahrplan Deutschland-Takt Zweiter Gutachterentwurf Bayern. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Abgerufen am 19. Juni 2019.
  9. Gute Perspektiven für Reaktivierung der Bahnstrecke nach Lohr Stadt. Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, 21. Februar 2022, abgerufen am 21. Februar 2022.
  10. Faulbacher Kies für Autobahn bei main-echo.de, abgerufen am 16. Mai 2016
  11. Günter Dutt: Ein Streifzug durch 150 Jahre Tunnelbauwerke in Württemberg. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte. Nr. 28. Uhle & Kleimann, 1996, ISSN 0340-4250, S. 47–63.