Balladenjahr

1797 schrieben Goethe und Schiller viele ihrer Balladen

Als Balladenjahr bezeichnet man in der deutschen Literaturgeschichte das Jahr 1797,[1] in welchem innerhalb weniger Monate viele der bekanntesten Balladen Goethes und Schillers entstanden, wie Der Zauberlehrling (Goethe) oder Der Ring des Polykrates (Schiller). Die Balladen wurden in dem von Schiller herausgegebenen Musenalmanach für das Jahr 1798, dem sogenannten Balladenalmanach, erstmals veröffentlicht.[2]

Einträge Goethes und Schillers im Inhaltsverzeichnis des Musenalmanachs für das Jahr 1798
Goethe, unter anderem mit Der Zauberlehrling
Schiller, unter anderem mit Der Ring des Polykrates

Zugehörige Balladen

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Johann Wolfgang von Goethe

Friedrich Schiller

Der Begriff entstammt einem Brief Schillers: „Auch ist dieses einmal das Balladenjahr […]“, schrieb er am 22. September 1797 an Goethe.[3] Später wird der Begriff mehrfach in der Literaturwissenschaft verwendet.[4]

Hintergrund

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Die Texte entstanden in einer Phase enger Zusammenarbeit der beiden Dichter, die sich 1788 zum ersten Mal begegnet waren. Schiller konnte Goethe für die Mitarbeit an den Horen, später auch zur Mitwirkung am Musen-Almanach auf das Jahr 1798 gewinnen. Es entwickelte sich ein fruchtbarer Briefwechsel über Dichtung und Dichtkunst. In den zur gleichen Zeit entstehenden Xenien kritisierten beide Dichter in aphoristischer und satirischer Weise Missstände der Literatur und erregten damit großes Aufsehen. Zugleich befassten sich beide Dichter in dieser Zeit mit der Theorie der literarischen Gattungen.[5] In diesem Zusammenhang erfuhr die literarische Form der Ballade spezielle Aufmerksamkeit. In seiner Schrift „Über naive und sentimentalische Dichtung“[6] hatte Schiller vom modernen Dichter gefordert, über den Zustand der Naivität hinauszugehen, da die Darstellung des Ideals den Dichter mache. Im Unterschied zur Volksballade solle die Kunstballade bewusst sittliche Lehren vermitteln. Gestalten und Geschehnisse sind der tragenden Idee unterworfen, die Gestaltung zielt mit straffer Handlungsführung und sprachlichem Schwung auf unmittelbare Wirkung beim Hörer bzw. Leser. Den Balladen wurde die Aufgabe zugewiesen, den Rezipienten zu Anteilnahme und Wertungen aufzufordern, ihm seine Möglichkeiten des menschlichen Handelns zu zeigen und die Balladenwelt mit seiner bisherigen Lebenserfahrung zu vergleichen – laut Goethe solle der Leser „die Literatur urteilend genießen“. Außerdem sollten die Texte die Vielfalt sprachlicher Schönheiten der deutschen Sprache demonstrieren.

Entstehung

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Beide Dichter verabredeten, eine größere Zahl an Balladen zu verfassen, um ihre theoretischen Absichten literarisch zu verwirklichen: Wir haben uns vereinigt, in den diesjährigen Almanach mehrere Balladen zu geben und uns bei dieser Arbeit über Stoff und Behandlung dieser Dichtungsart selbst aufzuklären[…].[7] Die Texte entstanden in einer Art künstlerischen Wettstreits, wurden jedoch häufig vor ihrem Erscheinen brieflich diskutiert. Die Balladen erschienen zumeist im Musenalmanach auf das Jahr 1798 Ende September 1797.

Rezeptionsgeschichte

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Obwohl die Xenien im zeitgenössischen Verständnis wohl einen höheren Stellenwert beigemessen bekamen als die Balladen, haben letztere wegen ihres breiten Adressatenbezuges und ihrer didaktischen Intention Eingang in die Schullektüre deutscher Bildung erfahren.

Literatur

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  • Joseph Kiermeier-Debre (Hrsg.): Goethe & Schiller – Die Balladen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006, ISBN 978-3-423-13512-2.
  • Kindlers neues Literaturlexikon (KnLL). München 1988, ISBN 3-89836-214-0.
  • Karl Moritz: „Deutsche Balladen“. Analysen für den Deutschunterricht. Paderborn 1972, ISBN 3-506-72814-8.
  • Christine Träger: Ballade. In: Wörterbuch der Literaturwissenschaft. Hrsg. von Claus Träger, Leipzig 1986, ISBN 3-323-00015-3, S. 61–61.
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Wikisource: Balladenjahr – Quellen und Volltexte
  1. Ballade auf Literaturwelt.com, abgerufen am 11. April 2008 (Memento vom 22. August 2009 im Internet Archive)
  2. Musenalmanach 1798 - Friedrich Schiller Archiv. In: friedrich-schiller-archiv.de. 1. Februar 2011, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  3. Brief von Schiller an Goethe vom 22. September 1797. wissen-im-netz.info, archiviert vom Original am 9. November 2011; abgerufen am 7. Juni 2011.
  4. Vgl. dtv-Atlas zur deutschen Literatur, 7. Auflage, München 1983, S. 167; Kindlers Neues Literatur Lexikon, Bd. 6, Stichwort Goethe, Briefwechsel Schiller und Goethe, S. 449.
  5. vgl. Goethe/Schiller: Über epische und dramatische Dichtung. Entstanden 1797, Erstdruck in: Kunst und Altertum. Stuttgart 1827, Bd. 6, Heft 1; Goethe/Schiller: Über epische und dramatische Dichtung (Memento vom 16. November 2007 im Internet Archive)
  6. Textausgabe in wissen-im-Netz: Die sentimentalischen Dichter (Memento vom 14. Dezember 2014 im Internet Archive).
  7. Goethe an Johann Heinrich Meyer am 14. Juli 1797, Berliner Ausgabe Bd. 15, S. 320