Als Bandlose Aufzeichnung bezeichnet man in der Videotechnik professionelle digitalen Alternativen zur professionellen Aufnahme bewegter Bilder. Die Bandlose Aufzeichnung ergänzt oder ersetzt Film oder Videokassetten als Aufnahmemedium für bewegte Bilder.

Bandlose RED ONE Kamera

Gefertigt werden die meisten Fernseh- und Kinoproduktionen auf Band oder Film, jedoch bieten bandlose Methoden einige Vorteile, jedoch auch Nachteile.

Nahezu alle relevanten Hersteller professioneller Kameras bieten Geräte zur bandlosen Aufzeichnung an, darunter Canon, Sony, Grass Valley, Panasonic, Red Digital Cinema Camera Company, Ikegami und ARRI.

 
XDCAM PDW-1500 Rekorder

Anders als bei der bandbasierenden und filmbasierenden Aufzeichnung hat sich noch kein Aufzeichnungsmedium als Standard etablieren können. Während zur TV-Produktion im semiprofessionellen Umfeld das DV-Band in den Formaten DV, HDV, DVCAM, DVCPRO und im professionellen Umfeld das Halbzollband in den Formaten Betacam, Digital Betacam, DVCPROHD und HDCAM zusammen über 90 % Marktanteil haben, ist bei der bandlosen Produktion kein einheitlicher Standard für Medien in Sicht.

Die meisten Hersteller bieten unterschiedliche Medien an. Benutzt werden Speicherkarten (CompactFlash, P2, SxS), Festplattenspeicher (IDE, SATA, REV) und optische Speicher (Blu-ray Disc, DVD, Professional Disc). Jedes Speichermedium bietet hierbei unterschiedliche Vorteile.

  • Speicherkarten sind sehr robust, haben keine beweglichen Verschleißteile, aber bieten das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis und haben die geringste Aufzeichnungsdauer.
  • Festplatten sind erschütterungsempfindlich, haben bewegliche Verschleißteile, aber bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis und haben die längste Aufzeichnungsdauer.
  • Optische Speicher liegen in allen Aspekten zwischen den beiden anderen Lösungen.

Erschwerend kommt für eine schnelle Verbreitung bandloser Medien hinzu, dass viele Hersteller die Speichermedien proprietär entwerfen und ihre dadurch bedingten Lieferantenmonopole benutzen, um überhöhte Preise für die Medien zu erzielen, anders als bei bandbasierenden Formaten, bei denen ein reger Mitbewerb die Preise reguliert.

Formate und Videocodecs

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Auf den Speichermedien werden die aufgezeichneten Bild- und Tonspuren in unterschiedlichen, stets datenreduzierten Dateiformaten gespeichert. Auch hier hat sich Stand September 2007 noch keinerlei Standard etablieren können. Alle Hersteller bieten eigene, proprietäre Formate an, welche wiederum nicht mit denen der anderen Anbieter kompatibel sind. Die verwendeten Formate umfassen unter anderem klassische digitale Videoformate MPEG-2, DV, DVCAM, JIF wie auch eher aus der IT-Welt entstammende Formate, beispielsweise der Hersteller Adobe, Avid, Apple, welche wiederum auf unterschiedlichen Medien gespeichert werden können.

Um einen reibungslosen bandlosen Produktionsweg herzustellen, müssen somit Medium und das auf diesem abgespeicherte Format kompatibel sein.

Liste der Anbieter

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Hersteller Modell Medien Sensor­formate Sensor­auflösung/MP Formate Framerate Bajonett Farbtiefe Modelle seit Preis Web­site
Canon Cinema EOS CompactFlash-Speicherkarte, nicht proprietär, bei 4K mit C500 externe Festplatte S35 mm CMOS C100/300: 1 * 8,29 MP, C500: 1 * 8,85 Material eXchange Format, MPEG-2 422, C500: RAW, RGB 444 PAL, C500: RAW 4096x2160 50p, C100/C300/C500 50Mbps u. 35 Mbps: 1.920 × 1.080/50i,25p, 1.280 × 720/50p,25p; 25 Mbps: 1.440 × 1.080/50i,25p 35 mm Arri PL oder Canon EF C100: 8bit YUV420, C300: 8bit YUV422, C500: 12bit YUV444 C100, C300, C500 Januar 2012 C100: ab 6725 €, C300: ab 13000 €, C500: ab 24000 € [1]
Canon XF CompactFlash-Speicherkarte, nicht proprietär 16:9 1*1/3 CMOS, 16:9 3*1/3 CMOS 1 * 2,07 MP, 3 * 2,07 MP Material eXchange Format, MPEG-2 422 PAL, 50 Mbps u. 35 Mbps: 1.920 × 1.080/50i,25p, 1.280 × 720/50p,25p; 25 Mbps: 1.440 × 1.080/50i,25p nicht wechselbar 8bit YUV422 XF 100/105, XF 300/305 Juni, 2010 ab 2520 € [2]
Panasonic AVCCAM SDHC-Speicherkarte 16:9 1/4,1 (3 *) CCD oder CMOS; (3 *) 960*540 (versetzt) MPEG-4 AVC/H.264 720@1-60p (?), 1080@50, 60i, 1080@1-60p nicht wechselbar, Micro Four Thirds 8bit YUV420 AG-HMC40/41, AG-HMC70/71, AG-HMC150/151, AG-AC130, AG-AC160, AG-HMR10(AVCCAM-Recorder), AG-HCK10G (Fingerkamera f. AG-HMR10), AG-AF100/101 2008 ab 2.400 € [3]
Panasonic P2 interne Speicherkarte, proprietär 16:9 1/3-2/3

3* CCD; 3*1/3 CMOS

1280*720 oder 1920*1080 DVCPRO50, DVCPRO HD, AVC-Intra 100, AVC-Intra 50 PAL, 720@1-60p, 1080@1-24p fix oder 1/3 oder 2/3 8bit YUV422, 10bit YUV422 HPX171, HPX250, HPX371, HPX500, HPX2700/3700, HPX2100/3100 2004 ab 5000 € [4]
Ikegami Editcam 3 interne Speicherkarte/-platte, proprietär 16:9 3*2/3 CMOS 1024*576 DV 25/50, IMX 30/40/50, JFIF PAL, 720@1-60p, 1080@1-24p B4 2/3 8bit YUV422 DNS33W 2006 ab 35.000 € [5]
Ikegami Editcam HD interne Speicherkarte/-platte, proprietär 16:9 3*2/3 CMOS 1920*1080 Avid DNxHD 1080/59,94i, 1080/50i, 1080/23,98p, 720/59,94p, 720/50p B4 2/3 8bit YUV422 HDN-X10 2007 ab 55.000 € [6]
RED One nicht proprietär: interne CompactFlash-Speicherkarte, proprietär: Festplatte, angedockt. S35 mm CMOS 12,6 MP, 4900 × 2580 Quicktime, RedCode PAL, NTSC, 720, 1080: 1-120p, 4k 1-60p. 35 mm Arri PL, Canon, Nikon, 2/3 10bit RGB444, 12bit RAW One 2007 ab 20.000 € [7]
Sony NXCAM Memory-Stick-Speicherkarte, SDHC-Speicherkarte, Festplatte 16:9 1/3 u. 1/5

(3 *) CMOS; 1*CMOS (MC50)

(3 *) 1,03 MP MPEG-4 AVC/H.264, MPEG-2 PS PAL, 720@1-60p, 1080@1-24p nicht wechselbar 8bit YUV420 HXR-MC50, HXR-MC1P, (HDR-AX2000), HXR-NX5 2010 ab 1.400 € [8]
Sony XDCAM internes optisches Medium, nicht proprietär 16:9 1/2-2/3

3* CCD

3 * 1,5 MP DV, DVCAM, IMX30/40/50, MPEG HD422 PAL, 720@1-60p, 1080@1-30p B4, 1/2 u. 2/3 8bit YUV420, 8bit YUV422 PDWF355L, PDW530, PDW700, PDWF800, PMW500(Aufzeichnung auf SxS) 2004 ab ~12.000 € [9]
Sony XDCAM EX SxS-Speicherkarte, nicht proprietär 16:9 1/2 u. 2/3

3 * CMOS

3 * 2 MP DVCAM, XDCAM HD PAL, 720@1-60p, 1080@1-24p Sony 1/2",B4 2/3" 8bit YUV420 PMW EX1/EX1R, PMW EX3, PMW 320, PMW350 2007 ab 5.200 € [10]
Thomson Grass Valley Infinity Compact Flash Speicherkarte, Rev Festplatte, beides nicht proprietär 16:9 2/3

3 * CCD

3 * 2 MP DV25, JPEG 2000, MPEG-2 PAL, 720@1-60p, 1080@1-24p B4 2/3 8bit YUV422 Infinity 2007 ab 25.000 € [11]

Vorteile

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Drei Ansichten einer CompactFlash-Typ-I-Karte
 
XDCAM Blu-ray Disc

Trotz des Medien- und Formatschaos bietet bandlose Produktion zahlreiche Vorteile und wird, wenn auch größtenteils als Insellösung innerhalb eines Senderstandortes oder einer Produktionsfirma eingesetzt. Die meisten Geräte haben zwar noch Kinderkrankheiten aber lassen diese gerade hinter sich. Relevante Vorteile sind:

  • Das Zuspielen entfällt. Bei der bandlosen Produktion kann direkt auf dem Aufzeichnungsmedium ein Beitrag oder eine Sendung geschnitten werden.
  • Non-linearer Zugriff: Während auf Band nur ein sequenzieller Zugriff möglich ist, kann auf bandlosen Speichermedien selektiv ein aufgezeichnetes Bild durch ein anderes ersetzt werden.
  • Kopieren mit hoher Geschwindigkeit: Bandbasierende Systeme bieten meist nur einfach, selten doppelte oder vierfache Kopiergeschwindigkeit. Bandlose Systeme bieten hier erhebliche höhere Geschwindigkeiten, vor allem in Fernsehauflösungen.

Nachteile

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Noch sind bandlose Systeme mit einigen Nachteilen behaftet, es ist jedoch zu erwarten, das sich diese in den nächsten 10 Jahren erheblich abschwächen.

  • Preis: Die Speichermedien sind noch erheblich teurer als bandbasierende Formate. Während Bänder typischerweise dutzende Euro kosten, gibt es reihenweise bandlose Medien, die hunderte kosten.
  • Archiv: In vielen Umfeldern wird das aufgezeichnete Bildmaterial archiviert, und bandlose Formate haben hier mit zahlreichen Implementierungs- und Akzeptanzproblemen zu kämpfen.
  • Formatvielfalt: Durch das Ringen der unterschiedlichen Anbieter um ihre eigenen Standards herrscht fast überall eine komplette Inkompatibilität zwischen den einzelnen Subnormen.
  • Standard und Abgabe: Die meisten Sender akzeptieren bandbasierende Master, die wenigsten bandlose, und wenn doch, oft nur in einer speziellen Medien/Formatkombination. Dementsprechend liefern viele Zulieferer wiederum auf Band an, was zu einer erheblichen Verlangsamung der Verbreitung der bandlosen Produktion führt. Dies stellt ein klassisches Henne-Ei-Problem dar.
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