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Vegaphobie (englisch, deutsch: Vegaphobie oder Veganophobie ) ist eine Abneigung gegenüber Vegetariern und Veganern. Diskriminierung von Veganern, vegane Lebensweise. [1][2][3][4][5]

Der Begriff tauchte erstmals im englischen Sprachraum in den frühen 2010er Jahren auf, im Deutschen in den späten 2010ern, zeitgleich mit einem Anstieg des Veganismus in den späten 2010ern.

[6][7]

Mehrere Studien haben gezeigt, dass es in der Gesellschaft vegaphobe Gefühle/Empfindungen gibt, also Vorurteile oder Abneigungen gegenüber veganer Ernährung und Lebensweise. Diese Einstellungen können aus verschiedenen Gründen entstehen, wie zum Beispiel Unkenntnis über die Vorteile einer veganen Ernährung oder kulturelle Normen. Es ist wichtig, solche Vorurteile zu erkennen und darüber aufzuklären, um ein besseres Verständnis und mehr Akzeptanz für unterschiedliche Lebensstile zu fördern.

[7][8][9][10]

Positive Gefühle gegenüber Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren existieren ebenso. Aufgrund ihrer Ernährungsweise können sie als tugendhafter, weniger maskulin und stärker prinzipientreu wahrgenommen werden.

[11] Vegaphobie ist ein Begriff, der verwendet wird, um eine Abneigung oder Angst gegenüber veganer Ernährung oder veganem Lebensstil zu beschreiben. Menschen mit Vegaphobie könnten negative Einstellungen gegenüber Veganern haben oder sich unwohl fühlen, wenn sie mit veganen Lebensweisen konfrontiert werden. Diese Phobie kann aus verschiedenen Gründen entstehen, darunter kulturelle Prägungen, Missverständnisse über die vegane Ernährung oder persönliche Vorlieben.

Es ist wichtig zu beachten, dass Vegaphobie nicht offiziell als psychische Störung anerkannt ist, sondern eher als gesellschaftliches Phänomen betrachtet wird. Der Begriff wird manchmal auch humorvoll oder ironisch verwendet, um die Spannungen zwischen Veganern und Nicht-Veganern zu beschreiben.

Terminologie

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Der Anarchist Caspar Der Soziologe Matthew Cole und die Soziologin Karen Morgan verwendeten den Begriff vegaphobia (Vegaphobie) und das davon abgeleitete Adjektiv vegaphobic (vegaphob) in einer 2011 erschienenen Studie, um Vorurteile speziell gegenüber Veganern zu beschreiben.

[1][12] Spätere Autoren und Autorinnen verwendeten den Begriff veganphobia in diesem Sinne.[13][14]

Nachfolgende Studien definierten vegephobia als duale Abneigung gegenüber vegan als auch vegetarisch lebenden Menschen.

[9][15][16] 2019 fügte eine Studie über Vegaphobie den Begriff vegaphobe (vegaphob) für eine Person mit Vegaphobie hinzu.[17] Die Schauspielerin und Produzentin Jola Cora verwendete 2013 auf einem Konferenzbeitrag ebenso das Konzept dualer Abneigung, allerdings mit dem Titel "Vegephobia, what is it?" (Vegephobie mit 'e').[18]

Situation in Deutschland, UK

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"In den Medien, in der Popkultur und sowie in der fortschrittlichen, aufgeklärten Gesellschaft ist es immer noch weitgehend akzeptabel, sich über Veganer lustig zu machen", schreibt Farhad Manjoo 2019 in der New York Times in einem Meinungsbeitrag gegen das Verspotten von Veganern.

[19]

Manjoo zitiert die Ergebnisse der Studie eines Psychologen und einer Psychologin aus Kanada (2015), in der die Bevölkerung vegane Menschen negativer bewertet als Atheisten und Immigranten, sie werden nur leicht besser bewertet als Drogenabhängige. Vegan lebende Menschen erhalten darin schlechtere Beurteilungen als vegetarische; vegan lebende Männer werden schlechter bewertet als vegane Frauen. Veganer werden besser eingeschätzt wenn sie durch gesundheitliche Gründe motiviert sind statt durch ethische oder tierrechtliche Bedenken.

[8][12][19][20][21]

Unter ca. 1000 belgisch-flämischen Fleischkonsumenten, die 2016 befragt wurden, war Vegaophobie gegenüber vegetarischen Menschen bei Männern häufiger als bei Frauen, bei älteren Menschen häufiger als bei jüngeren und häufiger bei Menschen mit der festen Absicht weiterhin Fleisch zu konsumieren sowie weniger gebildeten Menschen.

[22]

Eine Umfrage unter 300 US-Bürgern untersuchte die Reaktion von Fleischkonsumenten, wenn sie daran erinnert werden, dass Fleisch von Tieren stammt. Die Studie zeigte, dass dies ein Unbehagen beim Fleischverzehr steigerte und auch zu einer weniger negativen Beurteilung von Veganern führte.

[9]

Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit Veganern, die sich von Menschen, die Fleisch essen, diskriminiert fühlen.

[15]

Im Jahr 2018 ergab eine Umfrage des Gewichtsreduktionsprogramms Lifesum unter mehr als 1.000 britischen und amerikanischen Veganern, dass 80 % der Befragten in irgendeiner Form anti-vegane Vorurteile erlebt haben.

[23]

Es gibt auch Menschen, die nicht auf eine pflanzenbasierte Ernährung umsteigen, weil sie befürchten, als Veganer stigmatisiert zu werden.[24]

Das britische Schokoladenunternehmen Cadbury machte 2022 auf tausende "gemeine tweets" gegen vegane Schokolade aufmerksam.

[25][26]

Haltungen der Medien

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Laura Wright äußerte 2015, dass Medienorganisation und der weitere Diskurs vegane Ernährung regelmäßig falsch darstellen, indem sie Situationen hervorhob, in denen Medienstellen den Tod von Kindern auf eine „vegane Ernährung“ zurückführten statt auf die elterliche Vernachlässigung.

[27]

2011 fand eine Medienanalyse heraus, dass Veganismus und Veganer in den britischen Medien als lächerlich diskreditiert werden oder als schwierig bis unmöglich in der Praxis durchzuhalten.

[1]

Negative Punkte waren (in der Reihenfolge der Häufigkeit) Veganismus lächerlich machen, fälschlicherweise Veganismus mit Askese gleichzusetzen, den Mythos weiterzuführen dass Veganismus schwierig oder unmöglich aufrechtzuerhalten sei, Veganismus als Mode-Trend beschreiben, Veganer als sentimental darzustellen und als feindselig zu definieren.

[1]

Die Studie fand heraus, dass von 397 Artikeln 20 % neutral, ungefähr 5 % positiv and 75 % negativ waren.

[1]

2018 verlor ein britischer Lebensmittel-Redakteur seinen Job, nachdem er in einer E-Mail davon sprach, „Veganer einen nach dem anderen zu töten“ (killing vegans one by one).

[28][29]

In sozialen Medien werden manche Veganer auch für ihre Entscheidung attackiert, nur mit anderen Veganern sexuelle Beziehungen zu haben.

[30]

Gründe für Vegaphobie

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Es gibt viele Theorien, die eine negative Haltung gegenüber Veganern zu erklären versuchen.[31]

Negative Haltungen gegenüber veganen oder vegetarischen Menschen sind am häufigsten unter Menschen mit konservativen oder rechtsgerichteten Überzeugungen zu finden, am ausgeprägtesten in rechtsextremen Gruppen.[15][8][32][33]

Für rechtsgerichtete Anhänger ist Fleischkonsum nicht nur ein Genuss, sondern auch Teil ihrer Einstellung gegenüber dem Leben.[16] Folglich werden jene, die sich gegen Fleischkonsum einsetzen als eine Bedrohung für ihren Lebensstil wahrgenommen.

[32] Eine Studie aus dem Jahr 2019 konnte eine positive Korrelation zwischen Weltanschauungen, die auf sozialer Dominanz basieren, und negativer Wahrnehmung von Veganern feststellen.[8]

Eine mögliche Erklärung basiert auf dem Fleisch-Paradoxon: viele Fleischesser wollen Tieren nicht schaden.

Veganer erinnern Fleischesser an diese kognitive Dissonanz. Ein Weg um diesen inneren Konflikt beizulegen und die Dissonanz zu lindern ist, Vorurteile gegenüber Veganern aufrechtzuerhalten.

[15][34][35][36]

Ein anderer möglicher Grund ist, dass einige Menschen sich von Veganern und Vegetariern für das Fleischessen verurteilt fühlen. Das Diskreditieren als Gutmenschen von Personen, die aus ethischen Gründen vegan leben, ist dementsprechend ein Weg, das Urteil über sich selbst zu entkräften. Diese negativen Haltungen gegenüber Veganern sind stärker, wenn angenommen wird, dass diese sich moralisch überlegen fühlen.

[37][38]

Während der Fleischkonsum vielleicht einen inneren Konflikt in Bezug auf das Töten und Essen von Tieren hat, werden ökologische Gründe gegen den Fleischverzehr bei dieser Theorie nicht betrachtet. Umweltschutzktivisten sehen möglicherweise keinen Konflikt darin, Fleisch zu essen, da sie ihre individuellen Umweltauswirkungen durch ihren Fleischkonsum als gering einschätzen.

[39]

Veganer werden nicht immer aus ideologischen Gründen diskreditiert. Manchmal kann der Grund sein, dass es schwierig ist, sich das Essen miteinander zu teilen.

[40] Eine Umfrage-Analyse fand heraus, dass 30 % der Singles die Fleisch konsumieren vorzugsweise keine Vegetarier oder Veganer daten würden, da man dadurch nicht so häufig Essen teilen kann, und dass sie als zu wählerisch wahrgenommen werden ist ein häufiger Grund für Fleischesser, Vegetarier/Veganer bei der Partnersuche tendenziell zu vermeiden.

[41]

Individuen, die romantische Beziehungen mit Vegetariern aus diesen Gründen vermeiden, weiten dieses Verhalten auch auf nicht-Vegetarier aus; 66 % der Befragten fanden wählerisch sein beim Essen abtörnend und ca. 40 % der Befragten einer anderen Studie gaben an, es widerstrebe ihnen, sich mit gluten-intolerante Menschen zu verabreden.

[41][42]

Diskriminierung

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Straftaten gegen Veganer

gegen Vegetarier

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In den frühen 1990er Jahren bezeichnete McDonald’s seine Pommes Frites als vegetarisch, obwohl deren Aroma Rindfleisch-basiert war. Dies führte 2002 zu einer Beilegung in Höhe von 10 Millionen US Dollar, da es Hindus und andere Vegetariern entgegen ihrem Gewissen fehlleitete.[43]

2020 äußerte sich ein Parlamentsabgeordneter der AfD abwertend gegenüber einer Person, die in der Kantine des Deutschen Parlaments vegetarisches Essen bestellte: „Euch kriegen wir auch noch, ihr Körnerfresser“.

[44]

gegen Veganer

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Der Philosoph Oscar Horta verbindet Vegaphobie mit Diskriminierung gegenüber Veganern, was er unter anderem am Arbeisplatz beobachtet.

[45]

Vegan lebenden Personen wurde in einzelnen Fällen gekündigt oder aufgrund ihrer veganen Lebensweise vom Bewerbungspool ausgeschlossen.[46][47]

Eine Umfrage der Anwaltskanzlei Crossland Solicitors fand heraus dass sich unter 1000 britischen veganen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen fast ein Drittel am Arbeitsplatz diskriminiert fühlte.[48]

Eine Londoner Gesundheitsbehörde (eine Einheit des UK National Health Service) veröffentlichte 2017 eine Stellenanzeige für Ergotherapie, die sinngemäß lautete, dass Kandidaten, die sich vegan ernähren nicht berücksichtigt werden können und dass "Veganismus und andere hoch restriktive Ernährungsweisen nicht untergebracht werden können". Nach Anfechtungen der Vegan Society änderte die Behörde die Anzeige und entschuldigte sich.

[49][50][51]

Einer Veganerin wurde der Schweizer Pass von lokalen Autoritäten verwehrt,

[52]

einem Veganer in England wurden mit KFC Hühnchen beworfen[53]

in beiden Fällen in Reaktion auf ihren rechtmäßigen Tierrechts-Protest. 2018 antwortete William Sitwell, damals Redakteur des Waitrose Food Magazins, auf die Anfrage nach einer veganen Kolumne mit dem Vorschlag "einer Serie zur Ermordung von Veganern, einen nach dem anderen".

[54]

Eine vegane College-Studentin aus Bristol sollte einen Schlachthof inklusive einer Bullenkastration besichtigen, wenn sie ihren Kurs in Tiermanagement bestehen wolle. Die Universität überprüfte dies nach Unterstützung von Seiten der Vegan Society.[55]

Eine Grundschule in Solihull verbot einem fünfjährigen Kind, Sojamilch mit in die Schule zu bringen. Der Vater des Kindes benötigte drei Monate und die Hilfe der Vegan Society, um die Gesinnung der Schule zu ändern.

[56]

Wenn einige Menschen von der veganen Ernährungsweise anderer erfahren, fangen viele an, all die tierbasierten Lebensmittel aufzulisten, die sie mögen, ohne zu berücksichtigen, dass dies bei Veganern zu Unwohlsein führen kann ("Ich liebe Schnitzel einfach").

[57]363

Manche Veganer verwenden im Englischsprachigen den Begriff veganphobia (mit 'n') wenn sie Vorurteile und Diskriminierung speziell gegenüber Veganern diskutieren.

[13][14][58]

Vegaphobie als ein Hindernis auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

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Regine Bendl, Giuseppe Delmestri und Petr Kudelka Vegaphobie: Ein Hindernis auf dem Weg zur Nachhaltigkeit Artikel in Chancen und Grenzen der Nachhaltigkeitstranformation. Ökonomische und soziologische Perspektiven Hrsg. Fred Luks 1. Auflage: 2019 Springer Gabler ISBN 978-3-658-22437-0 235 Seiten (Vegaphobie-Artikel auf S. 201-229)

Die Vegane Gesellschaft hat zu diesem Thema das Buch „Vegan im Recht – Österreich Edition“ herausgebracht, welches sich eingehend mit der rechtlichen Einordnung von Veganismus beschäftigt sowie verschiedene Fälle der Diskriminierung von Veganer/-innen praxisnah analysiert (Kudelka et al. 2017).

Literatur https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-22438-7_12

Zusammenfassung Veganer/-innen, noch mehr als Vegetarier/-innen, werden in westlichen Gesellschaften stigmatisiert und diskriminiert. Die Stigmatisierung von Veganern ist weder sozial nachhaltig noch rational. Die sich daraus ergebende Abwertung pflanzlicher Gerichte erschwert sowohl eine Reduktion des Fleischkonsums, um die Kosten des Gesundheitssystems zu reduzieren, als auch die Einhaltung der in Paris beschlossenen Klimaziele, bedingt durch den hohen ökologischen Fußabdruck tierischer Produkte. Wir präsentieren zuerst Ergebnisse internationaler Forschung bezüglich der Stigmatisierung und Diskriminierung von Veganer/-innen, um uns anschließend der Situation in Österreich zuzuwenden. Wir präsentieren konkrete Beispiele von Diskriminierung und erörtern die kulturellen und gesellschaftlichen Gründe dieses Phänomens. Anschließend diskutieren wir mögliche Lösungen des Problems, einerseits aus juristischer Sicht durch eine rechtliche Anerkennung des Veganismus als Weltanschauung, andererseits aus der Sicht des Diversitätsmangements in Organisationen. Wir unterstreichen dabei die wichtige Vorreiterrolle von Universitäten, welche sich als Institutionen fundiertem Wissen, Unvoreingenommenheit, Schutz vor Diskriminierung und Wahrung demokratischer Chancengleichheit verschrieben haben, einnehmen sollten. Wir beenden das Kapitel mit einem transformativen Gedankenexperiment: Wenn die Hälfte der Bevölkerung vegetarisch oder vegan wäre, dann würde es viel leichter fallen, die Klimaziele zu erreichen, Tierschutz und artgerechte Haltung von Tieren zu gewährleisten und bessere pflanzliche Gerichte für alle zu produzieren.

Wir stehen vor multiplen ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen. Ob wir heute den Weg zu einer ernstgemeinten nachhaltigen Entwicklung einschlagen und unser Handeln an dem höchsten Nachhaltigkeitsziel – einem guten Leben für alle – orientieren, ist maßgeblich für das (Über-)Leben der heutigen und zukünftigen Generationen. Mit der veganen Lebensweise wird nicht nur ein Zeichen gegen Tierausbeutung gesetzt, sondern sie wirkt sich auch positiv auf Gesundheit und Umwelt aus. Der Konsum von tierischen Lebensmitteln – allen voran Fleisch – ist hingegen maßgeblich an massiven Umweltproblemen, wie Klimawandel, Bodendegradation und Wasserverschmutzung, beteiligt. Doch statt die Entscheidung für eine vegane und nachhaltige Lebensweise zu begrüßen, stehen viele Personen Veganer:innen negativ, teils sogar angriffig und herabwürdigend gegenüber. Diese diskriminierende Haltung wird auch als Vegaphobie bezeichnet. Sie stellt nicht nur eine Belastung für das jeweilige Individuum dar, sondern ist ein Problem von gesamtgesellschaftlicher Relevanz, da sie den Weg zur Nachhaltigkeit maßgeblich erschwert.

Dieses Thema wird im neu publizierten wissenschaftlichen Sammelband „Chancen und Grenzen der Nachhaltigkeitstransformation“ von der Universitätsprofessorin Regina Bendl (WU Wien), dem Universitätsprofessor Giuseppe Delmestri (WU Wien) und unserem Juristen Petr Kudelka aufgegriffen. Die Autor:innen stellen internationale Forschungsergebnisse und konkrete Beispiele der Diskriminierung von Veganer:innen vor. Weiters identifizieren sie kulturelle und soziale Gründe dieser Diskriminierung und präsentieren Lösungsansätze: Da ethischer Veganismus als Weltanschauung anzusehen ist – wie es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bereits 1993 festgestellt hat – sind Veganer:innen vor Diskriminierung zu schützen. Weiters ist der Veganismus in den letzten Jahren zu einer bedeutenden Diversitätsdimension geworden. Nicht nur die Wissenschaft beschäftigt sich vermehrt mit dem Veganismus, etwa im Rahmen des Change and Diversity Management, sondern auch zukunftsorientierte und verantwortungsbewusste Unternehmen, die ein attraktiver Arbeitgeber sein wollen, setzen sich vermehrt mit dem Thema auseinander.

Die Problematik der Vegaphobie ist real, jedoch darf eines nicht vergessen werden: Der Veganismus ist zu einer bedeutenden sozialen Bewegung und Lebensweise geworden und heute aus der Nachhaltigkeitsdiskussion nicht mehr wegzudenken!

Siehe auch

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  • Fleischkonsum
  • Karnismus
  • Veganismus
  • Speziesismus
  • xenophobie

"Du musst doch gar nichts machen als Veganer. Weder musst du in eine Sekte eintreten, noch musst du auf ein Buch schwören oder Mitgliedsbeitrag zahlen oder bei Vollmond den Wimpel raushängen.

   Du musst einfach nur die Viecher in Ruche lassen! Sonst nix! und dann hast du alles getan gegen multiresistente Keime, verschmutztes Trinkwasser, keine Freihandelsabkommen, die so unsäglich sind, du hast die Regenwälder noch usw. Du hast dann ganz viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Pharmaindustrie kriegt richtig eins vor den Bug, wenn du vegan lebst. Man hört dann immer vegan leben, das ist ja nur Lifestyle. Mir fällt fast keine politisch heftigere Tat ein, die mehr Fliegen mit einer Klappe schlägt, als die vegane Lebensweise."
   Hagen Rether

Weiterführende Literatur

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Veganer verklagt Arbeitgeber wegen Diskriminierung https://www.spiegel.de/lebenundlernen/job/arbeitsrecht-veganer-klagt-gegen-diskriminierung-a-1303069.html

https://www.veganblatt.com/veganer-rechte

Obwohl häufig in den Medien über die vegane Ernährung berichtet wird und die Anzahl der vegan lebenden Menschen auch zunimmt, sehen sich Veganer im Alltag immer wieder auch Vorurteilen, Diskriminierungen und Ausgrenzungen ausgesetzt. Die meisten Veganer lassen sich hiervon aber nicht beeindrucken und berichten, durch diese Erfahrungen nicht belastet zu werden. Dies ist in aller Kürze zusammengefasst das Ergebnis einer weiteren Auswertung unserer nach wie vor laufenden Vegan-Umfrage, die vegan.eu zusammen mit Gleichklang.de durchführt.

Bisher haben 1071 vegan lebende Personen im Alter von 16 bis 83 Jahren, unter ihnen ca. 70% Frauen und ca. 30% Männer (sowie eine intersexuelle Person), unsere Fragen beantwortet. Lediglich 7,3% der Befragten gaben an, dass sie noch niemals im Alltag wegen ihrer veganen Lebensweise diskriminiert oder ausgegrenzt worden seien. Demgegenüber berichteten entsprechend mehr als 92% der befragten Veganer, bereits Ausgrenzung oder Diskriminierung erlebt zu haben.

Mit welchen negativen Reaktionen ihres sozialen Umfeldes müssen vegan lebende Personen rechnen?

Am häufigsten beklagt wurden in unserer Umfrage Verspottung (92,1%), der Vorwurf des Extremismus (71,7%) und die Forderung, ein nicht veganes Gericht zu essen (48,5%). Veganismus ins Lächerliche zu ziehen oder als Extremismus zu bezeichnen, stellen insofern besonders häufige negative Verhaltensweisen dar, mit denen nicht-vegan lebende Menschen auf die vegane Lebensweise reagieren können. Seltener berichteten die von uns befragten Veganer über allgemeine Beschimpfungen (24,9%), Vorwürfe des Kindesmissbrauches (19,7%), sowie Kontaktabbrüche oder Ausladungen (17,8%). Vorwürfe des Kindesmissbrauchs sind besonders bitter und beziehen sich auf die fehlgeleitete Annahme, dass es eine Form der Körperverletzung sei, wenn Eltern ihre Kinder vegan ernähren (siehehier und hier). Positiv ist zu bewerten, dass selbst direkt betroffene vegane Eltern, die ihre Kinder tatsächlich vegan ernährten, nur zu 26% über entsprechende Vorwürfe berichteten. Trotz aller reißerischen Medienberichte und Vorbehalte erleben also demnach ca. ¾ der veganen Eltern, die ihre Kinder vegan ernähren, keine direkten verbalen Angriffe durch ihr soziales Umfeld. Dies stimmt mit den positiven Erfahrungen von Ann-Marie Orf im Interview mit vegan.eu überein. Vermutlich suchen sich vegane Eltern, die ihre Kinder vegan ernähren, ein sie unterstützendes soziales Umfeld und haben sich genug Wissen und Informationen verschafft, um selbstbewusst mit dieser Thematik umgehen zu können.

Nur sehr selten berichteten unsere Befragten übrigens über direkte Bedrohungen (2,1%) oder gar körperliche Angriffe(0,3%) aufgrund ihrer veganen Lebensweise.

Während nach unserer Umfrage nahezu alle vegan lebenden Personen eine oder mehrere negative Reaktionen ihrer Umwelt auf ihre vegane Ernährung bereits erleben mussten, ist die gute Nachricht, dass sich die meisten dadurch offenbar nicht oder höchstens zu einem geringen Grad verunsichern lassen:

59,7% der durch uns befragten Veganer gaben an, dass sie sich durch negative Reaktionen auf ihre vegane Ernährung nicht oder wenig belastet fühlten. Dem stehen allerdings immerhin 22,4% der Befragten gegenüber, die unter den negativen Reaktionen ihrer Umwelt etwas leiden. 9,8% schilderten sogar einen deutlichen und 8% gar einen starken Leidensdruck aufgrund erlebter Diskriminierung und Ausgrenzung.

Gleichklang-Psychologe Dr. Guido F. Gebauer meint, dass der geringe Belastungsgrad der meisten vegan lebenden Personen aufgrund erlebter Diskriminierungen sich wahrscheinlich damit erkläre, dass die Entscheidung für eine vegane Lebensweise bereits den bewussten Bruch mit einem gesellschaftlichen Mehrheitskonsens beinhalte. Wer sich hierfür entscheide, der kalkuliere typischerweise bereits vorher mögliche negative Reaktionen der Umwelt ein und bereite sich auf diese vor. Dadurch entstehe eine Immunisierung, die es den meisten Veganern ermögliche, unter negativen Reaktionen ihrer Umwelt nicht oder nur minimal zu leiden. Dennoch stellten Ausgrenzung und Diskriminierung gegenüber vegan lebenden Personen ein gesellschaftliches Problem sei, welches bei einigen vegan lebenden Personen zu einer nicht unerheblichen oder sogar zu einer starken psychischen Belastung führe. Hierzu trügen vermutlich auch immer wieder zu beobachtende reißerische Presselberichte bei (siehe hier ein besonders gravierendes Beispiel), die über Gesundheitsschäden durch eine vegane Ernährung berichteten, die in Wirklichkeit nicht der veganen Ernährung an sich, sondern offensichtlichen Umsetzungsfehlern anzulasten sei. Gerade unberechtigte Vorwürfe der Schädigung von Kindern aufgrund einer gut geplanten veganen Ernährung, andere Beschimpfungen oder auch der Extremismus-Vorwurf könnten durch eine undifferenzierte Berichterstattung der Medien gefördert werden und bei besonders vulnerablen Menschen zu einer Beeinträchtigung ihres Wohlbefindens und im schlimmsten Fall einer Schädigung ihrer seelischen Gesundheit führen.

Insgesamt machen die Umfrageergebnisse deutlich, dass trotz des Trends zur veganen Lebensweise und auch oftmals positiver Berichterstattung gesellschaftliche Vorbehalte und Ausgrenzungen vegan lebender Personen und Familien weiterhin fortbestehen. So begrüßenswert es ist, dass sich die Betroffenen hiervon mehrheitlich nicht beeindrucken lassen, so können derartige gesellschaftliche Vorbehalte durch resultierende Mikroaggressionen im Alltag dennoch das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit einzelner betroffener Personen schädigen. Weitere Aufklärung über die Gründe für eine vegane Ernährung und ihre Umsetzungsmöglichkeiten sind erforderlich, um diesem Missstand entgegenzuwirken, Menschen vor Diskriminierung zu schützen und dadurch gleichzeitig die Ausbreitung der veganen Ernährung weiter zu fördern.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Matthew Cole, Karen Morgan: Vegaphobia: derogatory discourses of veganism and the reproduction of speciesism in UK national newspapers. In: The British Journal of Sociology. 62. Jahrgang, Nr. 1, 1. März 2011, S. 134–153, doi:10.1111/j.1468-4446.2010.01348.x, PMID 21361905.
  2. Vegephobia, what is it? Why is it important to fight it? (Jola Cora) [IARC2013]. In: ar-conference.org.
  3. Nathan Stephens Griffin: Understanding Veganism: Biography and Identity. Springer, 2017, ISBN 978-3-319-52102-2, S. 24, 47, 120 (englisch, https://books.google.combooks?id=z70tdwaaqbaj&q=vegaphobia&pg=pa120/).
  4. Jones, R. C: (2016) Veganisms. In Castricano, J. & Simonsen, R. R. Critical Perspectives on Veganism. Palgrave Macmillan. p. 25
  5. Regine Bendl, Giuseppe Delmestri, Petr Kudelka: Vegaphobie: Ein Hindernis auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. In: Chancen und Grenzen der Nachhaltigkeitstransformation : Ökonomische und soziologische Perspektiven. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-22438-7, S. 201–229, doi:10.1007/978-3-658-22438-7_12.
  6. Tani Khara: Why do vegans have such bad reputations?, Australian Broadcasting Corporation, November 7, 2018. Abgerufen im July 20, 2019 
  7. a b Manisha Krishnan: There's a Term For Hating On Vegans And It's Vegaphobia. Vice Media, 26. November 2018, abgerufen am 20. Juli 2019.
  8. a b c d Madeline Judge, Marc S. Wilson: A dual-process motivational model of attitudes towards vegetarians and vegans. In: European Journal of Social Psychology. Band 49, Nr. 1, Februar 2019, S. 169–178, doi:10.1002/ejsp.2386 (wiley.com [abgerufen am 14. April 2022]).
  9. a b c Megan Earle, Gordon Hodson, Kristof Dhont, Cara MacInnis: Eating with our eyes (closed): Effects of visually associating animals with meat on antivegan/vegetarian attitudes and meat consumption willingness. 24. Juni 2019, abgerufen am 22. März 2022 (englisch).
  10. Frédéric Vandermoere, Robbe Geerts, Charlotte De Backer, Sara Erreygers, Els Van Doorslaer: Meat Consumption and Vegaphobia: An Exploration of the Characteristics of Meat Eaters, Vegaphobes, and Their Social Environment. In: Sustainability. Band 11, Nr. 14, Januar 2019, ISSN 2071-1050, S. 3936, doi:10.3390/su11143936 (mdpi.com [abgerufen am 24. März 2022]).
  11. Matthew B. Ruby, Steven J. Heine: Meat, morals, and masculinity. In: Appetite. Band 56, Nr. 2, 1. April 2011, ISSN 0195-6663, S. 447–450, doi:10.1016/j.appet.2011.01.018 (sciencedirect.com [abgerufen am 14. April 2022]).
  12. a b Why do people hate vegans? In: the Guardian. 25. Oktober 2019, abgerufen am 5. Mai 2021 (englisch).
  13. a b Banned vegan TikToker complains 'veganphobia is real' – after comparing animal rights to coming out as LGBT+. In: uk.news.yahoo.com. Abgerufen am 8. Juni 2021 (britisches Englisch).
  14. a b Dr Corey Wrenn: A Month of Vegan Research: Veganphobia. In: Corey Lee Wrenn, Ph.D. 8. November 2016, abgerufen am 8. Juni 2021 (amerikanisches Englisch).
  15. a b c d Cara C. MacInnis, Gordon Hodson: It ain’t easy eating greens: Evidence of bias toward vegetarians and vegans from both source and target. 2017, doi:10.1177/1368430215618253 (semanticscholar.org [abgerufen am 24. März 2022]).
  16. a b Kristof Dhont, Gordon Hodson: Why do right-wing adherents engage in more animal exploitation and meat consumption? In: Personality and Individual Differences. Band 64, 1. Juli 2014, ISSN 0191-8869, S. 12–17, doi:10.1016/j.paid.2014.02.002 (sciencedirect.com [abgerufen am 1. April 2022]).
  17. Frédéric Vandermoere, Robbe Geerts, Charlotte De Backer, Sara Erreygers, Els Van Doorslaer: Meat Consumption and Vegaphobia: An Exploration of the Characteristics of Meat Eaters, Vegaphobes, and Their Social Environment. In: Sustainability. Band 11, Nr. 14, Januar 2019, ISSN 2071-1050, S. 3936, doi:10.3390/su11143936 (mdpi.com [abgerufen am 24. März 2022]).
  18. VeganKanal: Vegephobia, what is it? Jola Cora at IARC 2013 Luxembourg. 12. September 2013;.
  19. a b Farhad Manjoo: Stop Mocking Vegans In: The New York Times, 28. August 2019. Abgerufen am 21. Mai 2021 (amerikanisches Englisch). 
  20. 为何人们讨厌纯素食主义者? In: 澎湃新闻 (The Paper). Abgerufen am 15. Juli 2021.
  21. Abigail Higgins: Why do people hate vegans so much? 2. November 2018, abgerufen am 14. April 2022 (englisch).
  22. Frédéric Vandermoere, Robbe Geerts, Charlotte De Backer, Sara Erreygers, Els Van Doorslaer: Meat Consumption and Vegaphobia: An Exploration of the Characteristics of Meat Eaters, Vegaphobes, and Their Social Environment. In: Sustainability. Band 11, Nr. 14, Januar 2019, ISSN 2071-1050, S. 3936, doi:10.3390/su11143936 (mdpi.com [abgerufen am 24. März 2022]).
  23. There's a Term For Hating On Vegans And It's Vegaphobia. In: www.vice.com. Abgerufen am 5. Mai 2021 (englisch): „a new survey from Lifesum, a weight loss app, of UK and US-based vegans found that eight out of 10 respondents had experienced “vegaphobia” which it defined as a prejudice against vegans.“
  24. Kelly L. Markowski, Susan Roxburgh: “If I became a vegan, my family and friends would hate me:” Anticipating vegan stigma as a barrier to plant-based diets. In: Appetite. Band 135, 1. April 2019, ISSN 0195-6663, S. 1–9, doi:10.1016/j.appet.2018.12.040 (sciencedirect.com [abgerufen am 14. April 2022]).
  25. Derek Momodu: World's first 'Mean Tweetshop' opens in London to challenge scepticism towards plant-based chocolate. In: mirror. 23. März 2022, abgerufen am 27. März 2022 (englisch).
  26. Syraat Al Mustaqeem: Mean Tweetshop: Cadbury’s wraps plant-based chocolate in vegan slurs. In: www.standard.co.uk. 23. März 2022, abgerufen am 27. März 2022 (englisch).
  27. Laura Wright: The Vegan Studies Project: Food, Animals, and Gender in the Age of Terror. University of Georgia Press, 2015, ISBN 978-0-8203-4856-8.
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