Im folgenden habe ich meine Jury-Stichpunkte ausformuliert – wegen der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit sind allerdings bestimmt jede Mengen Holprigkeiten in den Texten, die ich zu entschuldigen bitte – zum Glück müssen die folgenden Anmerkungen keinen Schreibwettbewerb gewinnen... Es wird sicher auffallen, dass ich hauptsächlich Kritikpunkte und weniger das viele Gute, Informative und sehr oft auch Herausragende der Artikel benannt habe – dies ergibt unrelativiert einen irreführenden Eindruck von der Qualität der Artikel oder meiner Einschätzung derselben. Letztlich ist es eine Folge meiner Lesemethode, bei der ich die Dinge, die mir als unrund, fehlend, unrichtig, stilistisch ungeschickt etc. aufgefallen sind, jeweils sofort notiert habe, während ich die vielen positiven Aspekte nicht nach jedem Satz, sondern größtenteils summarisch am Ende gewürdigt habe. Daraus resultiert leider ein etwas schiefes Bild – dass im folgenden oft auch stilistische Problemchen aufgeführt sind, nicht aber die oft herausragenden Textteile inmitten derer sie stehen, soll also nicht heißen, dass ich letztere nicht wahrgenommen hätte – im Gegenteil. Ich bin nach wie vor allen Teilnehmern herzlich dafür dankbar, dass sie am Schreibwettbewerb teilgenommen und durch ihre Arbeit allesamt die Wikipedia nach vorn gebracht haben. In diesem Sinne und mit freundlichem Gruß --mmr 01:09, 18. Apr 2005 (CEST)

Ein Artikel, der das Thema Diadochen sehr detailliert und vielseitig darstellt.

Nach der guten Einleitung haben mir insbesondere die Kapitel zu Verwaltung, Wirtschaft und Kultur, aber auch der Abschnitt zu den vier vorgestellten Diadochen sehr gut gefallen. Dagegen habe ich das Kapitel zum Zerfall des Alexanderreichs als unübersichtlich empfunden, was vermutlich auch daran liegt, dass die Schilderung der Ausgangslage im vorhergehenden Abschnitt zu viel voraussetzt und den Leser auf sehr geringem Raum mit zahlreichen Namen konfrontiert, die sich zumindest beim ersten Lesen nicht einprägen – so muss man regelmäßig „zurückblättern“, um sich zu vergewissern, welcher Name gerade zu welchem Herrscher gehört – vielleicht wäre es hier nützlich gewesen, die Charakterisierung der vier Diadochen vorzuziehen. Dazu kommen einige Begriffe, die nicht vorausgesetzt werden sollten: Polis/Poleis, Chiliarch, Ephebe, achaimenidisches Reich, Korinthischer Bund; sie sollten etwa mit zwei, drei Worten oder einem Halbsatz im Text erklärt sein. Auch das Antipater „weiterhin“ in Makedonien und Griechenland herrschen sollte, bleibt unklar, wenn man nicht den Alexander-Artikel vorher gründlich gelesen hat. Personen werden manchmal, aber nicht immer bei ihrem ersten Auftreten vorgestellt; ob Diodor, Gottfried Benn oder Michael Rostovtzeff – hier schadet es nie, etwa von „dem deutschen Dichter Gottfried Benn“ oder „dem antiken Historiker Diodor“ zu sprechen. Inhaltlich blieben bei mir zwei Fragen zurück: Inwiefern kann man sich als Makedone durch Vertreibung von Makedonen aus Athen eine Machtstellung erkämpfen (lt. Artikel Demetrios) und was sind denn nun die Zahlenangaben etwa für die Schlacht bei Ipsos, wenn sie schon gemäß Artikel realistisch sind? Hinsichtlich des Wirtschaftsabschnittes meine ich mich zu erinnern, dass sich unter den Diadochen erstmals eine großräumige Münzwirtschaft, also so etwas wie ein gemeinsamer „Währungsraum“ etablierte – ist das korrekt? Literatur und Weblinks sehen gut aus, auch wenn mich die häufigen Literaturverweise mitten im Text gestört haben – gegebenenfalls sollten die Angaben, die den Lesefluss unschön unterbrechen, in den Quellenabschnitt integriert werden.

Fazit: Ein sehr guter Übersichtsartikel mit leichteren Schwächen in der Darstellung des politischen Geschehens, den ich wegen des breiten und schwierigen Themas etwas besser bewertet habe.

Ein sehr schöner Artikel, der das Leben und die Bedeutung dieses römischen Kaisers sehr gut herausstellt.

Eine gute Einleitung, in der allerdings die Bedeutung des Vesuv-Ausbruchs für die Biographie des Titus (Leitung der Hilfsmaßnahmen) stärker herausgestellt werden sollte, ordnet den Kaiser sinnvoll in die römische Geschichte ein. Der Aufbau des Textes hat mir gut gefallen; ebenso der kritische Umgang mit den antiken Autoren. Was mir etwas fehlte, waren im wesentlichen zwei größere Fragen: Zum einen: Wie stand Titus persönlich zur Zerstörung des jüdischen Tempels – hat er, wie Josephus es darstellt, dies zu verhindern versucht oder wird dies in der Forschung als Legende angesehen, die den Kaiser vor Anschuldigungen in Schutz nehmen sollte? Und wie passt dazu, dass er überlebende Gefangene bestrafte (und was hat man sich genau darunter vorzustellen)? Zweitens: Wie war sein Verhältnis zu seinem Bruder zu Lebzeiten – meines Wissens hat er diesen selbst zu seinem Nachfolger auserkoren. Im Abschnitt zu Titus in der Kunst könnte man auf die zeitgenössische Darstellung, etwa auf dem Titusbogen etwas stärker eingehen; literarisch sind außerdem noch zwei französische Theaterstücke von Corneille und Racine interessant, die die Liebesgeschichte zwischen Titus und Berenice (und den dahintersteckenden Konflikt zwischen Staatsräson und Liebe) auf sehr unterschiedliche Weise behandeln; beide sind Gegenstand einer zeitgenössischen Komödie „Berenice de Moliere“, die ebenfalls die Titusgeschichte nochmal ausgräbt, um denselben Konflikt zu thematisieren. Bei den Anekdoten könnte man kurz erwähnen, dass Titus sich seinem Vater gegenüber beschwert haben soll, dass dieser Geld für die Benutzung öffentlicher Toiletten nahm (als Hintergrund für das „pecunia non olet“) und kurz darauf eingehen, dass Titus als Kaiser angeblich keine Hinrichtungen angeordnet hat und zudem gesagt haben soll, er habe jeden Tag verloren, an dem er niemanden glücklich gemacht habe (diem perdidi); beides würde die Idealgestalt Titus noch einmal anschaulich werden lassen. Einige Kleinigkeiten: Die Begriffe „Cursus honorum“, „Prätor“, „Zensor“, „Onager“ sollten bei ihrem ersten Vorkommen kurz erläutert werden; Germanicus, Cassius Dio kurz in zwei, drei Worten charakterisiert werden; auch Berenice, von der man später mehr erfährt, wird zunächst ohne Erklärung eingeführt. Der Artikel lässt sich angenehm lesen – die Formulierung, dass den jüdischen Aufständen „einige Legionäre zum Opfer gefallen waren“, hört sich allerdings etwas untertrieben nach Räuberbande an und erklärt nicht die Notwendigkeit, gleich 7 Legionen zu entsenden. Literatur und Weblinks sehen gut aus; die Quellendiskussion fällt hier besonders positiv auf, auch die Kommentierung der Weblinks ist vorbildlich.

Fazit: Eine überzeugende Kaiserbiografie, die nicht nur die politischen Geschehnisse, sondern auch die Persönlichkeit selbst lebendig werden lässt. Einige Punkte wie insbesondere eine Diskussion seiner Verantwortung für die weltgeschichtlich so bedeutsame Zerstörung des Jerusalemer Tempels wären noch ergänzenswert; sonst sind mir keine gewichtigen Kritikpunkte aufgefallen.

Der Artikel bietet einen sehr guten Überblick über Cauchys Leben und gibt eine solide Einführung in sein Werk.

Die Einleitung fasst schön das Wichtigste schon einmal zusammen, der Lebenslauf ist sehr übersichtlich dargestellt, wobei der Einfluss des Zeitgeschehens auf sein Leben deutlich wird. Ein paar kleinere Punkte: Ich kenne Cauchy als Baron – davon finde ich nichts im Artikel; „er absolvierte die Aufnahmeprüfung, die von Jean Baptiste Biot durchgeführt worden war“ – muss entweder „eingeführt worden war“ oder „durchgeführt wurde“ heißen. „Jede Woche ein Paper“ ist bei einem so traditionsbewussten Franzosen keine gute Überschrift; wer die Bourbonen und wer Hermite war, sollte in zwei, drei Worten erklärt werden. Die Werkdarstellung ist solide; hier haben sich aber zwei Ungenauigkeiten eingeschlichen, man sollte außerdem noch einige wichtigere Resultate ergänzen und vor allem die Verständlichkeit für Nicht-Mathematiker etwas verbessern. Das Epsilon-Delta-Kriterium ist meines Wissens nicht von Cauchy, sondern von Weierstraß, auch wenn Cauchy der erste war, der Grenzwertprozesse eingeführt hat, allerdings noch mit der etwas unpräzisen Vorstellung, dass sich zwei Punkte beliebig aneinander annähern. Die Ausführungen zur Dispersion von Licht sind mir unverständlich; ebenso die zwei Fragezeichen in der Vorlesungsübersicht. Was fehlt: Die Ablösung der Differentialrechnung vom physikalischen Vorbild (Grenzwertdefinition), die rigide Definition des Integrals über (heute fälschlicherweise Riemann-Summen genannte) Aufsummation von Rechtecken, der erstmalige Beweis des Hauptsatzes der Differential- und Integralrechnung. Der enorme Schritt, die Analysis auf komplexe Zahlen auszudehnen, müsste stärker betont werden; insbesondere die Vorstellung zwischen komplexen Grenzen zu integrieren, war bahnbrechend – hier muss unbedingt sein Integralsatz kurz erläutert werden, der eine tiefe Verbindung zwischen Analysis und Topologie (Windungszahlen!) aufdeckt – dazu wäre allerdings eine (kurze) Erläuterung des Begriffs der komplex differenzierbaren Funktion sinnvoll. Bei den Differentialgleichungen hat er das Interesse erstmals von der Praxis (Lösungen finden) auf die Theorie (Existenz- und Eindeutigkeitssätze) gelenkt. Folgen und Reihen müssten kurz anschaulich gemacht werden; die Widerlegung von Lagranges Auffassung, dass jede Funktion durch ihre Reihenentwicklung approximiert werden kann, kurz erwähnt werden – auch das ein Beitrag zur methodischen Strenge. In der Statik wäre das Rigiditätstheorem wichtig: Ein komplexer Körper, der nur von ebenen Flächen begrenzt wird, die untereinander durch frei bewegliche Scharniere verbunden sind, ist unbeweglich. Daneben gab es Beiträge zur Hydrodynamik (Wellentheorie) und zur Zahlentheorie, die man zumindest erwähnen sollte. Bei den sonstigen Leistungen wäre etwas mehr Hintergrund notwendig; ohne sind die jetzigen Angaben auch für Vorbelastete unverständlich. Am Ende wäre eine kurze Aufzählung der Hauptwerke schön gewesen; Literatur und Weblinks sehen dagegen gut aus.

Fazit: Eine sehr schöne Biographie mit solider, aber für Nicht-Mathematiker oft wohl nicht ganz verständlicher Werkdarstellung, die zudem noch um einige wichtige Forschungsergebnisse Cauchys erweitert werden sollte.

Der Artikel liefert eine sehr übersichtliche und im Großen und Ganzen gut lesbare Biografie dieses Comic-Zeichners, auch wenn noch kleinere stilistische Schwächen bestehen, die den Gesamteindruck allerdings nur wenig trüben.

Der Entwicklungsgang Herrimans, Einflüsse wie die karge Landschaft des Monument Valleys und auch Einwirkungen auf andere Comic-Zeichner und Künstler werden herausgestellt, was mir besonders gut gefallen hat. In diesem Zusammenhang hätte ich mir allerdings ein paar mehr Details gewünscht, etwa zur Frage, wie genau sich denn nun etwa die Landschaft Arizonas in seinen Comics widerspiegelt, welche Ornamente er in seinen Comics aufgreift etc. Für die „expressionistischen und surrealistischen Bildkompositionen“ wären ebenfalls ein paar Hintergrundinformationen sinnvoll gewesen – so wirken diese Ausdrücke leider etwas schlagworthaft. Im Abschnitt 1922-1940 führt dies leider zu unnötigen Verständnisproblemen, wenn von einem Wandel des kulturellen Klimas die Rede ist, das modernistische Ansätze unpopulärer werden ließ – bis zu diesem Zeitpunkt hat der Leser noch nichts von modernistischen Einflüssen in Herrimans Werk gehört. Allgemein wirkt sich die Trennung von Leben und Werk manchmal etwas ungünstig aus, etwa wenn Krazy Kat auf einmal als das „lustigste, fantastischste und künstlerisch befriedigenste Kunstwerk, das heute in Amerika geschaffen wird“ bezeichnet wird, ohne dass deutlich wird, wieso ein Comic, der ja zunächst nur einer von vielen war, auf einmal zu einer derartigen Ehre kam, welche Eigenschaften ihn also aus der Masse der Konkurrenzprodukte heraushoben. Eine Kleinigkeit: Der Ausdruck “rassistische Südstaaten” ist nicht NPOV, dies sollte sich aber leicht ändern lassen. Literatur sieht gut aus, bei den Weblinks hätte einer pro Website gereicht.

Fazit: Eine solide Biografie, die auch die Bedeutung des Werks in knapper, manchmal vielleicht zu knapper Form behandelt und die betrachtete Persönlichkeit in Einflüssen und Auswirkungen schön in einen Kontext einordnet.

Der Artikel bietet eine solide und, was die äußeren Lebensumstände angeht, wohl auch mehr oder weniger vollständige Lebensbeschreibung dieser Frau, lässt aber leider weder ihre literarische Bedeutung erkennen, noch die Person hinter dem Lebenslauf deutlich werden.

Schon zu Beginn ist unklar, inwiefern etwa die Haltung der Brüder etwas mit ihrem Besuch des Gymnasiums zu tun haben. Warum eine – offenbar traditionell erzogene – Jüdin aus dem „Ghetto“ dann auf einmal den Entschluss fasst, nach Berlin zu gehen und dies dann – gegen den Willen des Vaters?, hierzu leider keine Informationen – auch durchführt, bleibt leider im Dunklen. In Berlin schließt sie sich daraufhin anarchistischen Kreisen an – das scheint mir ein ziemlicher Sprung zu sein, der aber ebenfalls nicht motiviert wird. Die materielle Existenzgrundlage der ersten Jahre bleibt ebenfalls unklar.

Die Wirkung im Kreis der Zeitschrift „Die Aktion“ wird leider nicht plastisch gemacht, etwa was denn genau die Aktionskreise und –bälle waren, die sie anscheinend organisierte. Auch die Frage, warum sie auf einmal eine Buchhandlung eröffnet, bleibt leider unbeantwortet – war die finanzielle Situation der Familie so gut, dass man nebenbei noch ein Geschäft gründen konnte? Der Stellenwert der „antinationalen Sozialistenpartei“, der sie dem Artikel folgend angehörte, bleibt verschwommen – gab es hier mehr Mitglieder als sie selbst und ihren Ehemann? Auch die Beziehungen zu Leo Trotzki fallen mehr oder weniger vom Himmel, jedenfalls bleibt unklar, woher die Beziehungen zum S. Fischer Verlag stammen, die dabei anscheinend ausschlaggebend waren. Die Geschehnisse in Frankreich werden übersichtlich geschildert, erlauben aber nur einen Blick auf die äußere Lebenssituation. Im Hinblick auf die Emigration nach Mexiko bleibt die Frage, warum das Ehepaar – einmal in New York – nicht dort blieb. Literatur und Weblinks sind solide.

Fazit: An dem Gerüst der Lebensdaten scheint mir wenig auszusetzen – allenfalls dass die Beschriebene wohl als Alexandra Ramm und nicht bereits mit dem Namen des Ehemanns geboren wurde. Darüberhinaus findet sich leider nur wenig, das die Person Ramm-Pfemfert anschaulich werden lassen könnte; Informationen zu Rolle und Rang als Übersetzerin und Publizistin, erst recht zur Galeristin fehlen ebenso wie eine plastische Schilderung ihrer Persönlichkeit oder ihres künstlerischen Werdegangs – der Artikel bleibt daher sehr stark an der Oberfläche und hat nach meinem Dafürhalten noch kein Exzellentenniveau erreicht.

Der Artikel stellt den sportlichen Werdegang Chamberlains ganz in den Vordergrund und bietet eine solide Zusammenfassung der wichtigsten Zahlen seiner Sportlerkarriere.

Leider erfährt man gar nichts über Eltern, Geschwister, Freundinnen/Frauen oder etwaige Kinder, auch sonst nichts über die Persönlichkeit Chamberlains. Weder seine außersportlichen Interessen (was genau studierte er eigentlich auf dem College?) noch sein nicht-leistungsbezogenes Verhalten auf dem Spielfeld (eher ruhige oder eher aggressive Spielerpersönlichkeit) werden erwähnt – eine Ausnahme stellt lediglich die kurz angesprochene Leichtathletik dar, von der aber nur Leistungskennzahlen erwähnenswert scheinen; das Thema hängt dadurch recht isoliert in der Luft. Insgesamt liest sich der Artikel in großen Teilen mehr wie eine Beschreibung eines Basketballroboters als wie die eines Menschen – Daten, Fakten, Zahlen finden sich zu Genüge, daneben leider kaum etwas, so dass der Artikel etwas von Rekord zu Rekord hüpft. Ein zweites Problem ist die doch deutliche Fanlastigkeit des Artikels – zahlreiche Abkürzungen werden auch bei ihrem ersten Auftreten nicht erläutert – wer oder was NCAA, MVP, NBA oder ABA sind, was mit Minutenschnitt, Rookie oder einem Trade gemeint ist, wird leider nur indirekt deutlich; gerade weil in vielen Fällen nur jeweils zwei, drei Wörter notwendig gewesen wären, um auch dem Nicht-Eingeweihten die Bedeutung dieser Begriffe klarzumachen, fällt dies negativ auf. Dies zeigt sich leider auch bei den diversen Zahlen, die nur manchmal in ein Verhältnis gesetzt werden, das ihre Bedeutung auch dem Nicht-Fan erkennbar werden lässt. Bei all den Fakten überrascht es dann, dass einige Behauptungen gänzlich unbelegt bleiben – Beachvolleyball auf Weltklasse-Niveau, Boxkampf gegen Muhammad Ali (!), gestemmtes Gewicht von 225 Kilogramm – hier bleibt der Artikel die Belege schuldig. Ein eingefügtes „angeblich“ hilft da auch nicht weiter – solche Angaben müssen entweder einer Quelle zugeschrieben oder alternativ weggelassen werden.

Fazit: Eine etwas fanlastige Sportlerbiographie, die die äußeren Zahlen, Fakten, Daten wohl sorgfältig zusammengetragen hat, den Menschen Chamberlain aber leider ganz hinter der Statistik verschwinden lässt.

Der Artikel bietet die wichtigsten Basis-Informationen zu diesem Filmkomponisten, leider aber auch kaum mehr.

Eine Einordnung in den weiteren Zusammenhang, etwa durch Vergleiche mit Kollegen, unterbleibt leider ebenso wie die Herstellung eines Zusammenhangs zwischen persönlicher Biografie und Werk. Die Einleitung bietet gerade das nackte Minimum an Information, der Abschnitt Leben ist ebenfalls extrem kurz, einzelne Formulierungen, wie die, das Poledouris mit seiner Frau verheiratet ist, wirken unfreiwillig komisch, andere, etwa die zur Reisetätigkeit dagegen trivial. Der Bezug zu George Lucas bleibt ebenso unklar. Der Werk-Abschnitt ist im wesentlichen eine zeitlich gegliederte Aufzählung seiner Arbeiten, die weder wichtige Einflüsse auf sein Werk aufzeigt, noch Zusammenhänge zwischen seinen Stücken und damit eine mögliche musikalische Entwicklung diskutiert. Inhaltlich bleibt der Grund unklar, warum er als Komponist für die Eröffnungsmusik zu den Olympischen Spielen ausgewählt wurde. Eine Wurzel dieser Probleme ist wohl nicht zuletzt die Trennung von Werk- und Lebensbeschreibung, die mir insgesamt als sehr unglückliche Gliederungsentscheidung erscheint. Der Stil-Abschnitt enthält dann zumindest in Ansätzen das, was ich eher in einem Werkkapitel erwartet hätte, bleibt aber leider sehr unpräzise. Warum die Ausbildung am Klavier die musikalische Ausrichtung gerade auf Prokofjew lenkte und erst recht, warum das in Kontrast zu Mozart und Haydn stehen soll, die mit ihren Sonaten und Sonatinen in der Regel eher zum täglichen Brot der Klavierschüler gehören, bleibt leider ein Geheimnis. Auch den Kontrast zwischen „pompösen“ und „ruhigen“ Werken“ kann ich nicht sinnvoll zu Prokofjew einerseits und Mozart/Haydn andererseits in Beziehung setzen. Schön ist auf der anderen Seite die Zusammenstellung des Gesamtwerks (Vollständigkeit aber nicht überprüft). Ob es Literatur zu Poledouris gibt, weiß ich nicht, ist für den Gesamteindruck des Artikels allerdings auch unerheblich; die Weblinks sehen vernünftig aus.

Fazit: Ein Artikel, in dem der Grundstein schon gelegt wurde, der aber sowohl hinsichtlich der Gliederung als auch inhaltlich noch auf weiter Strecke der Überarbeitung und Erweiterung bedarf. Von Exzellenz leider noch eine Stück entfernt.

Der Artikel stellt in insgesamt überzeugender Weise das Leben eines bedeutenden Sportfotografen vor.

Besonders gut hat mir die Integration von künstlerischer Entwicklung und Leben gefallen, daneben haben die (leider wenigen) Vergleiche mit anderen Fotografen einen positiven Eindruck hinterlassen. Die Einleitung des Textes ist leider sehr kurz und gibt noch keinen Eindruck seines Lebens – hier sollte man noch zwei bis drei ergänzende Sätze schreiben, die den restlichen Text zusammenfassen. Der Textaufbau mit seinem Verzicht auf eine starre Trennung von „Leben“ und „Werk“ ist mit wenigen Ausnahmen überzeugend; zu letzteren gehören der Tod seines Kollegen Parer und dessen scheinbares Wiederauferstehen im nächsten Abschnitt, der wenig aussagekräftige Punkt „Sonstiges“ und die etwas isoliert am Ende stehenden Zitate – beides sollte besser in den Rest des Textes eingearbeitet werden. Hinsichtlich der Zitate ist zusätzlich anzumerken, dass die Übersetzungen fehlerhaft sind: superbly heißt in diesem Zusammenhang nicht „herrlich“, lovably cantankerous mit „auf liebenswerte Weise streitsüchtig“ wiederzugeben, wirkt im Deutschen eher komisch, character heißt hier „Persönlichkeit“ und nicht „Charakter“ und waltzing Mathilda ist ein australisches Lied/Ballade, das man spontan anstimmen, in das man aber nicht hereinplatzen kann. Inhaltlich sind mir ein paar Problemstellen aufgefallen: „Sie fanden sich in einem Wüsten-Stellungskrieg wieder, [...], ohne ihnen die entscheidenden Möglichkeiten zu geben“ – welche Möglichkeiten? „Bald darauf engagierte Wilson Hicks den Neuseeländer“ – wer ist Wilson Hicks? „Dies führte in den USA zu heftigen Irritationen, hatte aber im Vergleich zum Einsatz der Amerikaner in Somalia keine politischen Folgen“ – soll hier ein Bezug zum Somalia-Einsatz der Amerikaner unter Bill Clinton hergestellt werden? Das schiene mir etwas sehr weit hergeholt. „Somit fand Silks Betrachtungsweise [...] ihre zeitlose Gültigkeit bestätigt“ – zeitlose Gültigkeit an einem einzelnen Bild festzumachen, ist etwas arg hochgegriffen. Dazu kommen doch eine ganze Reihe von Rechtschreib- und Grammatikfehlern, die zusammen mit dem nicht immer überzeugenden Stil den Artikel etwas abwerten. Mich haben hier insbesondere Anglizismen wie Raids, Story, Events etc. gestört, aber auch Formulierungen wie „Seine Bilder [...] galten [...] als vorbildlich in bildlicher Hinsicht.“, „dienen der Biologie und Zoologie bei der Erforschung...“, „seit 1947 hatte er seinen Wohnsitz in die Vereinigten Staaten verlegt“ (1947 hatte er ihn verlegt und seit 1947 lebte er dort) und allzu saloppe Ausdrücke wie „in den Staaten“ oder schwammige Formulierungen wie „was in gewisser Weise eine Reminiszens an seine Anfänge war“ trüben leider etwas den Gesamteindruck. Das Fehlen von Bildern ist natürlich sehr bedauerlich, aber aufgrund der urheberrechtlichen Probleme wohl nicht zu umgehen; es hat daher bei mir nicht zur Abwertung geführt, zumal einige der Fotografien über Weblinks zugänglich sind.

Fazit: Ein sehr informativer Artikel, der nicht nur Fakten präsentiert, sondern auch das Besondere an diesem Fotografen lebendig werden lässt. Leider wird der Gesamtausdruck durch einige inhaltliche und stilistische Holprigkeiten, sowie die im Detail nicht immer überzeugende Gliederung etwas getrübt.

Der Beitrag liefert einige Grunddaten zu Mafia-Jäger Borsellino und ist ansonsten eine Kurzchronik des Kampfes gegen die Mafia.

Bereits die Einleitung ist etwas sehr kurz geraten und müsste wohl etwas ausführlicher die spezielle Rolle Borsellinos bestimmen. Im ersten Absatz Jugend, unter dem kurioserweise auch das Studium abgehandelt wird, werden die Namen Falcone und Bruscetta nicht erklärt – dass es sich um Mafiamitglieder handelt, wird hier anscheinend als Allgemeinwissen vorausgesetzt. Welchen Einfluss die Geburt (und das Aufwachsen?) in einem Armenviertel Palermos auf Borsellino hatte, bleibt leider im Dunklen, dass sein Vater Apotheker war, erfährt man auch nur anlässlich seines lakonisch erwähnten Verschwindens. Wieweit dieses doch wohl sehr einschneidende Ereignis Motivation für Borsellino war, sich in dem ja sehr gefährlichen Kampf gegen die Mafia zu engagieren, bleibt ebenso undeutlich wie die Frage, warum er als Jurist für seinen Vater die Apotheke weiterführen kann – auch in Italien werden Apotheken hoffentlich von ausgebildeten Apothekern/Pharmazeuten betrieben. Den zweiten Abschnitt würde ich als ausformulierten Lebenslauf bezeichnen, wenn etwas mehr vom Leben Borsellinos darin enthalten wäre – außer einigen Hin- und Herversetzungen ist aber mehr vom allgemeinen Antimafia-Krieg und den beständigen Attentaten auf Kollegen die Rede. Inhaltliche Unklarheiten (was haben die Beziehungen zu seinem Kollegen Falcone mit der Möglichkeit, den Westen Siziliens abzudecken zu tun) schwächen den Beitrag leider weiter, auch unklare Formulierungen wie etwa „Borsellino [...] wiederholt die Anschuldigungen, was Ratlosigkeit hervorruft“ – wer ist hier ratlos und warum? – erleichtern nicht eben das Verständnis der Hintergründe. Im Abschnitt Attentat tauchen zahlreiche Personen auf, deren Namen nicht erwähnt wurden; schon elementare Fragen wie die nach den Tätern (mal von „die Mafia“ abgesehen) werden nicht beantwortet (falls unbekannt, gehört diese Information ebenfalls in den Text, Vermutungen sollten aber doch wohl existieren). Fehlende Literaturangaben (ein Verweis auf andere Artikel reicht hier nicht) machen den Artikel nicht besser. Insgesamt bleiben sowohl der Mensch Borsellino (hatte er Freundin/Frau oder Kinder?) als auch seine spezifische Rolle im Antimafia-Kampf sowohl zu Lebzeiten als auch als Symbolfigur nach seinem Tod im Dunklen; eine Einordnung in das übergeordnete Themenfeld Mafia findet überhaupt nicht statt. Vom Aufbau ist der Artikel eine schlichte Reihung von äußeren Ereignissen, die auf das Herstellen von inneren Zusammenhängen leider verzichtet. Stilistisch sehe ich weder besondere Meriten noch herausragende Probleme.

Fazit: Ein Artikel, der noch viel Arbeit braucht, um die Hürde zum Exzellenten zu schaffen, auch wenn eine Ausgangsbasis für den weiteren Ausbau bereits vorhanden ist, die eine erste Orientierung zum Thema erlaubt.

Der Beitrag zu Gert Hoffmann liefert einen soliden Überblick zur Person und Politik dieses Kommunalpolitikers.

Die Einleitung ist allerdings sehr kurz und hätte etwas stärker die Bedeutung der NPD-Mitgliedschaft für das Verständnis seiner Biografie herausstreichen müssen. Als sehr unglücklich empfinde ich die Gliederung, die, indem sie Leben, Politik und Partei sowie Familie auseinanderreißt, dafür sorgt, dass der erste Abschnitt sich wie ein ausformulierter Lebenslauf liest, in dem einzelne Lebensstationen zusammenhangslos nebeneinanderstehen, während der Hauptteil zwar deutlicher die politische Gesinnung aufzeigt, die aber nun ohne Bezug zu seiner „äußeren“ Biografie etwas in der Luft hängt; der letzte Abschnitt besteht nur aus einem einzigen Satz, der auf jeden Fall im Lebensabschnitt besser platziert gewesen wäre. Inhaltlich fehlt mir ein bisschen der Ursprung seiner politischen Gesinnung – gibt es keine Quellen, woher die extrem rechte Haltung, mit der er sogar gegen die damals ja noch wesentlich konservativere CDU opponierte, stammt? Auch der plötzliche Wechsel zur CDU bleibt unmotiviert. Hinsichtlich der Probleme, die seine NPD-Mitgliedschaft ihm später in Hildesheim bescherte, bleibt im Unklaren, wie und warum er sich in Gifhorn halten konnte, warum ein Stadtdirektor eines verhältnismäßig kleinen Städtchens auf einmal zum Regierungspräsidenten Sachsen-Anhalts berufen wird und warum die Vergangenheit im heutigen Braunschweig anscheinend keine Rolle mehr spielt (57,4 Prozent der Stimmen sprechen ja eine recht deutliche Sprache). Auch die Frage, ob er sich je von der Mitgliedschaft in der NPD distanziert hat, wird leider nicht beantwortet. Zur Rolle in der Braunschweiger Kommunalpolitik werden mehrere wichtige Punkte angesprochen, die zumindest einen guten Eindruck seiner politischen Agenda vermitteln, obwohl sich die Einzelpunkte nicht zu einem Gesamtbild zusammenfügen; der Satz zum Widerstand der Braunschweiger Bevölkerung wirkt ohne Quellenangabe/Zuschreibung zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe etwas POV. Stilistisch ist der Beitrag bis auf die humorvolle Information, dass Hoffmann mit seiner eigenen Frau verheiratet ist, solide, die Literatur etwas unausgewogen, was allerdings durch den bereitsgestellten Weblink auf seinen offiziellen Lebenslauf wieder ausgeglichen wird.

Fazit: Ein solider Artikel zu einem deutschen Kommunalpolitiker mit bräunlich gefärbter Vergangenheit, deren Auswirkungen auf die heutigen politischen Positionen dieses Menschen zumindest ansatzweise deutlich werden, der aber aufgrund einer sehr unglücklichen Gliederungsentscheidung und oft fehlender Hintergrundinformationen leider etwas abfällt.

Der Beitrag zur Heavy-Metal-Band Mägo de Oz bietet eine kurze Darstellung des Werdegangs der Band und eine brauchbare Einführung in ihr Werk.

Die Einleitung des Beitrags sieht gut aus und fasst einige wichtige Punkte zusammen. Der Abschnitt Entstehung behandelt nicht ganz der Überschrift gemäß den gesamten Werdegang der Band. Hier fällt sofort auf, dass die bürgerlichen Namen der Musiker fehlen, was nicht sehr schön ist; dafür finden sich einige triviale Angaben wie die, dass sie vor ihrem ersten Auftritt keine große Fangruppe besaßen – die meisten Schriftsteller dürften vor Veröffentlichung ihres ersten Buches auch recht unbekannt sein. Positiv ist, dass man den Stellenwert auf dem spanischen „Musikmarkt“ recht gut einschätzen kann; Angaben über den kommerziellen Erfolg fehlen allerdings weitgehend. Daneben wüßte ich gerne, seit wann die Flöte zu den keltischen Instrumenten gezählt wird. Insgesamt ist dieser Abschnitt noch zu wenig informativ; alle Hintergründe zu individuellen Musikern und der eigentlichen Gründungsgeschichte fehlen. Der Werkabschnitt ist leider auf halber Strecke stehengeblieben; immer dann wenn es interessant wird (Die Geschichte von Don Quijote wird neu erzählt.), bricht der Artikel ab – gerade an solchen Stellen wäre Vertiefung angesagt gewesen. Warum keltische Elemente zu den Einflüssen der spanischen Kultur gerechnet werden, bleibt unklar. Dafür hätte man Sätze wie „Symbolisch ist dies wohl weniger antikatholisch als vielmehr metaphorisch [...] zu deuten.“ oder „Das Album Gaia widmet sich thematisch der Urmutter der Erde, was man [...] als Album über den Aufschrei der Natur deuten könnte“ besser weggelassen. Überhaupt lässt der Artikel stilistisch einiges zu wünschen übrig – nicht nur dass ganze Sätze manchmal ohne Verb zu Ende gehen, auch sonst finden sich zahlreiche verbesserungswürdige Stellen: „Seitdem veröffentlichen sie [...] immer an diesem Tag“ (dem 22.März 1994) – besitzen sie eine Zeitmaschine? „Gesanglich ist Jose die Leadstimme der Band.“ – existieren auch nicht-gesangliche Leadstimmen? „So sind an den beiden letzten Alben auch Sergio als Gesangsstimme vertreten.“ „Internationale Bekanntheit besitzt die Band in Deutschland und Frankreich, weltweit ist die Band noch weitgehend unbekannt.“ „Einsatz von keltischen Einflüssen“ – inwiefern kann man Einflüsse, denen man normalerweise ausgesetzt ist, aktiv einsetzen? Wie spiegelt man „historisch-kritisch“ Geschichten dar? Inhaltlich stellt sich zudem die Frage, wer die Geigen spielt, die auf dem dritten Album erklingen, wo es doch – dem Artikel gemäß- nur einen Geiger gibt. Literaturangaben, etwa Artikel aus Heavy-Metal-Magazinen fehlen leider vollkommen.

Fazit: Ein Artikel, dessen Werkabschnitt gute Ansätze aufweist, diese aber leider nicht entschlossen genug aufgreift, der die kommerzielle Seite der Musik beinahe gänzlich ignoriert und zudem noch zahlreiche stilistische Schwächen aufweist. Auch hinsichtlich der eigentlichen Bandgeschichte wird man noch ein bisschen Arbeit in den Artikel stecken müssen, bis er exzellent ist.

Der Artikel erlaubt einen guten Überblick über die Entwicklung kirchlicher Strukturen in Österreich von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert.

Eine Verbindung zu außen- und innenpolitischen Ereignissen der jeweiligen Zeit wird jeweils hergestellt, wenn sie auch meist nicht in die Tiefe geht. Zwei in meinen Augen sehr wichtige Punkte fehlen, die damit zusammenhängen, dass sich der Artikel im wesentlichen auf die Entwicklung der kirchlichen Institutionen beschränkt: Dies ist zum einen die Entwicklung der Theologie, wie sie sich in der österreichischen Christentumsgeschichte widerspiegelt, zum anderen, gewissermaßen am entgegengesetzten Ende, das Thema Volksfrömmigkeit und Glauben im Leben des einzelnen Bauern/Handwerker etc. Beides gehört in meinen Augen zu einer Geschichte des Christentums dazu. Beispiele sind etwa die Erwähnung einer Synode 1848, ohne auf deren Themenschwerpunkt oder Beschlüsse einzugehen, der Hinweis auf die Konkordate, ebenfalls ohne deren Inhalt plastisch werden zu lassen, Aussöhnung mit den Sozialdemokraten, ohne dass zuvor etwas ausführlicher auf Konflikte eingegangen worden wäre, Seeligsprechungen durch Papst Johannes Paul II., bei denen der Hintergrund unklar bleibt, etc. Die vorhandenen Teile zur äußeren Kirchenentwicklung sind dagegen sehr ausführlich und wohl weitgehend vollständig, was positiv zu werten ist. Mir stellt sich allerdings die Frage, inwieweit auch von Österreich Initiativen zur Slawenmission ausgingen. Die Abschnitte zum Dreißigjährigen Krieg lassen leider die Behandlung der Protestanten unter Kaiser Ferdinand II. außen vor, der Abschnitt zum Nationalsozialismus stellt die Christen weitgehend als Verfolgte dar, ohne auf die sicher auch in Österreich zu konstatierende Kooperation mit den Nationalsozialisten einzugehen – hier muss wohl auf jeden Fall noch etwas mehr Hintergrundinformation in den Artikel. Von kleineren grammatischen Fehlern und stilistischen Schwächen abgesehen ist er allerdings verständlich geschrieben, wenn er sich auch teilweise durch eine sehr faktenreihende Vorgehensweise mehr als ausformulierte Chronik liest. Gelegentlich, aber selten setzt der Artikel etwas viel Hintergrundinformation voraus, etwa was die Rolle der Waldenser oder die Person Clemens-Maria Hofbauers angeht – hier wäre jeweils ein erklärender Halbsatz sinnvoll gewesen. Die Literaturangaben sind sehr ausführlich, auch wenn ich die Notwendigkeit für mehr als 100 Jahre alte Veröffentlichungen nicht unbedingt sehe; Weblinks wurden sparsam eingesetzt und gut kommentiert.

Fazit: Ein mehr als solider Artikel zur österreichischen Kirchengeschichte, der allerdings angesichts des Themas zu einseitig auf die kirchlichen Institutionen fokussiert ist und in Teilen etwas chronikhaft daherkommt.

Der Artikel gibt einen soliden Überblick über diese russisch-schwedische Schlacht.

Besonders hervorzuheben sind eine vernünftige Einleitung, eine sehr gute Einordnung in das Zeitgeschehen durch die Vorgeschichte und der Ausblick auf die historischen Auswirkungen der Schlacht. Leider gibt es keine Karten im Artikel, was die Details wenig anschaulich werden lässt. Dazu kommt eine unnötige POV-Stelle: „Jeder, der nach Poltawa kommt, stattet der denkwürdigen Stätte, wo die Heldentat des Volkes [gewürdigt wird], unbedingt einen Besuch ab.“ – sowas muss wirklich nicht sein. Inhaltlich gibt es ein paar Probleme: So sahen die Schweden dem Artikel nach keinen anderen Ausweg, als von Polen Besitz zu ergreifen – keinen Ausweg, um was zu vermeiden? Diese Formulierung stellt den Überfall auf ein – anscheinend – unbeteiligtes Land etwas arg nonchalant dar. Die Taktik Peters des Großen bestand darin, die einzelnen Truppenteile des Gegners zu vernichten – nun ist das wohl meistens das Ziel einer Armee, aber wie genau wurde das denn bewerkstelligt? Warum verbargen sich sechs schwedische Schwadronen im Wald nördlich von Poltawa? Starben bei der Schlacht nun 9.000 Soldaten (erste Angabe) oder 11.000 Soldaten (zweite Angabe)? Welche Waffen wurden von den beteiligten Parteien eingesetzt? Dazu kommen leider einige grammatische und stilistische Schwächen: Dass Peter der Große seine Infantrie im Zentrum, die Kavallerie auf der rechten Flanke und General Bours auf der linken Flanke antreten ließ, lässt auf einen sehr mutigen General schließen und erklärt vielleicht die Entscheidung Karls XII. auf der linken Flanke anzugreifen, aber vielleicht war das doch nicht ganz so gemeint? Einige Herrscher- und sonstige Namen werden leider nicht erläutert – wer war zum Beispiel Masepa? Lange Hauptsatzreihungen wie „Der Krieg wurde allerdings fortgesetzt.“ ... „Die russischen Truppen besetzten den Ostseeraum.“ ... „1721 war der Nordische Krieg beendet.“ wirken etwas langweilig. Die Formulierungen hinsichtlich der umgekommenen schwedischen und russischen Soldaten erscheinen insgesamt etwas kalt und erinnern ungut an militärische Trophäenjagd – dass ein Viertel der Infantrie verlorenging, liest sich ganz anders als die Angabe, dass bei dem Angriff 5.000 schwedische Soldaten starben. Literatur fehlt leider ganz, sollte aber doch bei so einem Ereignis zu finden sein.

Fazit: Ein guter, aber noch nicht exzellenter Artikel zu einem Ereignis, dass die russische Geschichte geprägt hat – mit etwas Arbeit im stilistischen Bereich, einigen inhaltlichen Ergänzungen, Literaturangaben und ein oder zwei Karten als Verständnishilfe könnte der Artikel aber in meinen Augen bald soweit sein.

Der Artikel lässt in anschaulicher Sprache eine der größten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten lebendig werden.

Herausragend ist die gute Einfassung mit Hintergrundinformationen zur Stadt, genauen Informationen zur Entstehung des Sturms, Auswirkungen auf die Stadtgeschichte etc. Die Gliederung ist übersichtlich und der Text im allgemeinen sehr gut lesbar. Sehr wünschenswert wären zwei Karten – eine, die die großräumige Bewegung des Sturm nachzeichnet und eine, die das Gelände der Stadt Galveston zeigt – viele Ortsangaben sind ansonsten etwas unanschaulich. Inhaltlich wäre es schön, den Namen der Insel zu erfahren, auf der Galveston liegt. Ein kleineres Problem habe ich zudem mit der Aussage, dass ein von Lousiana nach New York reisendes Dampfschiff vom Sturm eingeholt wurde – nach meinen geografischen Vorstellungen müsste das sich nach Osten bewegende Schiff in den Sturm hinein gefahren sein. Leicht abgewertet wird der Beitrag durch nicht zu vernachlässigende Probleme in Grammatik und Stil, gelegentlich fehlen Verben, der Plural etc. Andere Problemstellen: die Insel „bildete die südliche Grenze der Galveston Bay“ – ich nehme an, das tut sie noch heute? „Direktor des Galveston Nationales Wetteramt“ – hier scheint die Übersetzung aus dem Englischen durch, „gegen ihren Untergang kämpften“ wird zweimal unmittelbar hintereinander gebraucht, „lunchten“ ist in meinen Augen ein unnötiger Anglizismus, „Der Galveston-Hurrikan traf in einem Winkel von 90 Grad auf die Stadt“ - ein Winkel wozwischen? „Der Galveston-Hurrikan kostete mehr Menschen das Leben als die dreihundert Hurrikane [...] zusammen – hier müsste korrekterweise der Galveston-Hurrikan ausgenommen werden; „es sind die Möglichkeiten der Wettervorhersage, die dafür sorgen, dass die Stadt von einem Sturm nicht mehr in solchem Ausmaß getroffen wird“ – es ist klar, was gemeint ist, aber Wettervorhersagen können den Weg und die Energie eines Sturms nicht beeinflussen; „Erika Larson“ ist vermutlich ein Tippfehler. Der besseren Verständlichkeit wegen sollte man Antigua (Karibikinsel) und Anemometer (Windmesser) kurz durch zwei, drei Worte erklären.

Fazit: Ein schon fast exzellenter Artikel, der sehr lebendig geschrieben ist, ohne unsachlich zu werden und viele Hintergrundinformationen bereitstellt. Einige stilistische Schwächen sollten aber noch behoben werden.

Der Artikel beschreibt in überzeugender, aber angemessen nüchterner Weise die Entwicklung des Konzentrationslagers Sachsenhausens.

Besonders hervorzuheben ist das sehr gute Übersichtskapitel am Anfang, in dem allerdings Angaben zu den Opferzahlen der NS-KZ´s fehlen. Auch im Hauptteil wird keine Gesamtzahl für das eigentliche KZ Sachsenhausen genannt – Schätzungen bestehen aber wohl doch bestimmt und sollten im Artikel genannt werden. Was mir etwas gefehlt hat, sind einerseits detailliertere Angaben zu den Opfern, insbesondere den verschiedenen Opfergruppen und andererseits konkrete Informationen zu den Tätern – die beiden Lagerkommandanten hätten mit einer näheren Erläuterung der von ihnen persönlich geleiteten bzw. angeordneten Verbrechen in den Haupttext integriert werden sollen. Der zu Recht sehr nüchterne Stil lässt zudem manchmal die menschliche Dimension der Verbrechen, die in Sachsenhausen begangen wurden, zurücktreten – dem hätte man etwa mit zitierten Zeitzeugenberichten, die ja auch in der Literatur zu finden sind, entgegenwirken können. Umgekehrt sollte der Literaturkommentar zum Buch von Erika Riemann neutraler formuliert werden, wobei die faktische Information natürlich bestehen bleiben sollte. Wer Erich Mühsam war, könnte auch noch kurz erläutert werden. Ansonsten sehen Literaturliste und Weblinks gut aus.

Fazit: Ein sehr guter Artikel zu einem der düstersten Themen der deutschen Geschichte, die sich finden lassen; sprachlich überzeugend, aber durch den Verzicht auf Zeitzeugenberichte manchmal etwas zu distanziert; einige wichtige Angaben zu Opfern und Tätern fehlen zudem. Der Artikel sollte aber mit relativ wenig Arbeit zu einem Exzellenten ausgebaut werden können.

Der Beitrag versucht, die Sozialpolitik im Nationalsozialismus zu beschreiben und Zusammenhänge mit der nationalsozialistischen Ideologie insgesamt herzustellen; dies gelingt leider nur stellenweise.

Nach einer akzeptablen Einleitung beginnt der Artikel sinnvoll mit einer Vorgeschichte, die sogar das Ende des ersten Weltkriegs mit einbezieht – dies ist ein vielversprechender Anfang. Leider wird darauf nicht aufgebaut, da die soziale Situation innerhalb der Weimarer Republik praktisch nicht zur Sprache kommt; Erklärungen zum Sozialprogramm der Nationalsozialisten vor der Machtergreifung hängen daher vollkommen in der Luft – der plötzliche Sprung zum Röhm-Putsch ist unmotiviert; sein Zusammenhang mit der Sozialpolitik wird nicht dargelegt. Die folgenden Kapitel stehen ohne inneren Zusammenhang nebeneinander; eine einordnende Klammerung fehlt. Hinsichtlich der Frauenarbeit fehlen etwa die Erwähnung der Mutterkreuze und die Konditionierung in den Mädchengruppen (BdM). Der Abschnitt Ideologie nennt die Rasseideologie als alleinigen Hintergrund der Sozialpolitik – aber müsste man nicht auch, den Versuch, die Bevölkerung „ruhig zu halten“ und die Kriegsvorbereitung hier nennen? Der Absatz zur Rasseideologie selbst steht dagegen etwas verloren und unangebunden im Raum – er müsste hier viel stärker auf die sozialpolitischen Vorstellungen bezogen werden. Insgesamt weist der Artikel nur sehr wenig Tiefe auf, die gerade bei einem so wichtigen Thema notwendig wäre; jenseits der Schlagworte bleiben Absichten und Ziele des NS-Staates im sozialen Bereich undeutlich; die unverzichtbaren Begriffe Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit etwa tauchen nur als „Siehe auch“-Verweis auf, hätten hier aber wesentlich stärker in den Artikel integriert werden müssen. Inhaltlich problematisch finde ich die nicht weiter qualifizierte Aussage, dass die NSDAP aus der Arbeiterschaft stammt oder dass Krieg und Holocaust nur aus finanzpolitischen Gründen beschlossen worden sein könnten – eine so undifferenzierte Aussage halte ich auch als Nicht-Historiker anlässlich des doch recht umfangreichen Wissens um Hitler und seine vielfach geäußerten Pläne für abwegig. Der Absatz zur Reichsprogromnacht und „Judenbuße“ trennt durch den späteren Satz „Auf diese Weise profitierte die gesamte Bevölkerung von dem Holocaust.“ nur sehr unscharf zwischen Judenverfolgung und Holocaust – inwiefern die Bevölkerung konkret auch von letzterem profitierte, hätte stärker herausgestellt werden müssen. Einige Begriffe und Namen, die kurz hätten erklärt/eingeführt werden sollen: Rüstungskonjunktur, Tiefenrüstung, VO, Brüning-Regierung. Stilistisch ist der Artikel weitgehend unauffällig, obwohl Einzelstellen verbessert werden müssten: am Ende des Ersten Weltkriegs „brach die Stimmung zusammen“ – erinnert mich eher an schlecht verlaufene Party als an das, was wohl gemeint ist; Holocaust und Judenverfolgung als „gravierendste rassenideologische Maßnahmen“ zu bezeichnen, wirkt auf mich extrem verharmlosend, auch wenn ich natürlich den Autoren keineswegs die Absicht dazu unterstellen möchte. Die Literaturangaben sehen für mich sehr gut aus; die Weblinks auf Zeitungsinterviews und Sendungszusammenfassungen überzeugen mich dagegen nicht wirklich und sind zudem etwas auf einen Autor (Götz Aly) fixiert.

Fazit: Ein Artikel, der einige wichtige Informationen zur Sozialpolitik der Nationalsozialisten zusammenträgt, aber leider weder in Tiefe noch in Breite das – allerdings auch sehr schwierige - Thema angemessen abdeckt. Für Exzellenz muss wohl noch einiges an Arbeit in den Artikel gesteckt werden.

Der Artikel stellt in überzeugender Weise Geschichte und Bedeutung dieses heraldischen Symbols dar.

Herausragend sind die sehr gute Einleitung, der Vergleich mit anderen Pferdesymbolen in der heraldischen Tradition, aber auch die lebendig erzählte Geschichte, die jedoch nur selten den Bezug zum eigentlichen Thema verliert (eine Ausnahme bildet der Napoleon-Abschnitt, der etwas gestrafft werden könnte). Schön gegliedert und sehr angenehm zu lesen, fallen nur selten einige grammatische und stilistische Problemstellen auf, die sich aber schnell beseitigen ließen. Im Kapitel zum Ursprung stellte sich mir die Frage, warum eine Tradition der Stammesidentität notwendigerweise schon bestanden haben muss; es erscheint mir zumindest möglich, dass eine solche Tradition gezielt von den Landesherren etabliert werden sollte. Wie derselbe Abschnitt zudem selbst feststellt, kann das erst 1933 verliehene Wappen der Grafschaft Kent nicht als Indiz für eine lange Tradition angesehen werden – hier wird zu Beginn des betreffenden Absatzes der gegenteilige Eindruck erweckt. Dies sind jedoch im Verhältnis zur Gesamtqualität des Textes nur Kleinigkeiten. Die Literaturangaben sehen gut aus; Weblinks gibt es etwas sehr viele, was aber durch die gute Kommentierung und Gliederung teilweise wieder wettgemacht wird.

Fazit: Ein herausragender Artikel zu einem sehr speziellen Thema, der meiner Ansicht nach von kleineren stilistischen Problemen abgesehen schon jetzt exzellent ist. Für mich eine der ganz großen Überraschungen des Wettbewerbs.

Der Artikel zu diesem Indianerstamm ist sehr informationsreich und stellt ein paar interessante Vergleiche mit anderen nordamerikanischen Stämmen an.

Die Einleitung könnte etwas ausführlicher sein; andererseits ist der ISO-Code ihrer Sprache an solch prominenter Stelle etwas fehlplatziert. Die Gliederung ist insgesamt überzeugend, auch wenn die Aufspaltung der Stämme besser in den Geschichtsabschnit integriert werden sollte und die Karte etwas weiter oben besser positioniert wäre. Die Angabe, dass die Zahl der Stammesmitglieder von 3500 auf 3250-3560 stieg, muss überarbeitet werden. Einige Fragen, die nach dem Lesen blieben: Warum haben sich Berg- und Fluss-Absarokee getrennt; was bauten die Ackerbauern unter den Absarokee an; wer waren die Piegan und warum waren die Absarokee so auf ihre Bekämpfung aus? Was bedeutet es, dass sie kulturell dem Areal der Plains zuzuordnen sind? „Früher mussten Hunde Hab und Gut ziehen“ – was heißt früher und wie hat man sich das Ziehen vorzustellen – auf Schlitten? Welche Beeren und Wurzeln wurden gesammelt? Wie wurden die Pferde verziert? Was muss man sich unter dem Recht auf ein Medizin-Lied vorstellen? Warum tauchen Weiße in der Mythologie auf – zeigt das nicht, dass diese erst sehr spät entstanden sein kann? Gibt es Vermutungen, warum die Absarokee ein so enges Verhältnis mit den Weißen anstrebten? Auf welche Weise erhielt ein neugeborenes Kind seinen Namen? Wurden wirklich 100.000 Quadratkilometer Land gegen Essensrationen (!) getauscht? (Ich bin mir der Ausbeutung der Indianer bewusst, aber dieser Tausch sieht nun doch arg ungerecht aus.) Warum wurde später noch weiteres Land abgetreten? Inwiefern waren die Männer von der Änderung der Technologie betroffen? Warum wurden die Internate für die Kinder später wieder abgeschafft? Was ist ein Tipiplane? Die guten Pferde „erregten den Neid der feindlichen Stämme ... und brachte ihnen den Hass vieler ein?“ – wer ist hier konkret gemeint? Kurz erwähnt werden sollte, wer Lewis und Clark sind (Anthropologen?). Literatur und Weblinks sehen gut aus.

Fazit: Ein solider Artikel zu einem Indianerstamm, der schon viele Informationen vermittelt, aber noch einige Fragen offenlässt.

Ein sehr informativer Artikel zu einem bundespolitischen Machtinstrument, der zusätzlich eine schöne Zusammenstellung der Situation auf Landesebene enthält.

Die Einleitung fällt positiv auf, könnte aber noch ein bis zwei Sätze zur Situation in Österreich und der Schweiz enthalten, um einen ersten Vergleich herzustellen; ansonsten beschränkt sich der Artikel sinnvollerweise auf die Situation in Deutschland. Der geschichtliche Hintergrund wird kurz, aber präzise herausgearbeitet, die Frage der Legitimität gut beschrieben. Hier sollte aber um des besseren Verständnisses willen (kurz) der Unterschied zwischen Legalität und Legitimität erklärt werden, damit auch der politisch nicht vorgebildete den Hintergrund der Diskussion versteht. Die Gliederung ist im Großen und Ganzen sinnvoll; allerdings scheint mir der zweite Absatz im Abschnitt Politische Wirkung falsch eingeordnet – der Inhalt müsste weiter nach vorne (steht dort allerdings teilweise auch schon). Nicht verstanden habe ich die letzten beiden Punkte im Abschnitt Legalität und Legitimität: Bei dem ersten scheint es auf einmal um die Vertrauensfrage zu gehen – aber was hat die mit dem Misstrauensvotum zu tun? Der zweite Punkt lässt im Unklaren, warum die Regierung keine Fragen stellen darf – vermutlich ist das ein technischer Begriff aus den Rechtswissenschaften, aber was hier genau gemeint ist, entzieht sich leider meinem Verständnis. Bezüglich des NPOV sollte im Absatz zu Kohls Vertrauensfrage erwähnt werden, dass er selbige wohl nicht nur wegen Skrupeln hinsichtlich der Legitimation seiner Regierung sondern auch aus machtpolitischen Gründen gestellt hat. Die historischen Abschnitte sind ebenso wie der Länderüberblick prima. Ansonsten ist der Artikel in nüchternem, aber nicht langweiligem Stil gehalten; Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind: Kürzel wie BverfGE sollten ausformuliert werden; ich kann mir gerade eben zusammenreimen, dass das wohl für Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts stehen soll, Oma weiß das aber vermutlich nicht. Bei „Ein einzelner Bundesminister kann also aus der Bundesregierung nicht herausgeschossen werden.“ hat „also“ keinen Bezug – vorher ist von Bundesministern nicht die Rede; außerdem lässt sich bestimmt ein schöneres Wort als „herausgeschossen“ finden. „Rainer Barzel als Ersatz für Bundeskanzler Willi Brandt...“ hört sich unschön nach Ersatzteil an. Als Plural von „Votum“ würde ich „Voten“ bevorzugen. Literatur und Weblinks sehen gut aus.

Fazit: Ein Artikel, der sein Thema aus zahlreichen Perspektiven beleuchtet und eine große Informationsfülle zur Situation auf Länderebene zusammengetragen hat. Kleinere Probleme sollten sich schnell beheben lassen, so dass der Artikel hoffentlich bald auf dem Weg in die Exzellenten ist.

Der Beitrag behandelt in vorbildlicher Weise ein schwieriges wirtschaftspolitisches Thema mit großer Aktualität.

Die Einleitung ist akzeptabel, könnte aber etwas ausführlicher sein. Besonders gut gefallen haben mir häufige Vergleiche mit der angelsächsischen Aktionärskultur, die gute historische Einordnung, eine für das Thema ausgesprochen neutrale Darstellung, die Argumente für und gegen die Ablösung der „Deutschland AG“ anführt und keine offensichtlichen Präferenzen der Autoren erkennen lässt; daneben müssen der weitgehend jargonfreie Stil und die anschaulichen Beispiele hervorgehoben werden. Die Gliederung überzeugt weitgehend, obwohl insbesondere die letzten Absätze des Geschichtskapitels nicht wirklich mehr auf die Geschichte bezogen sind; der Abschnitt Weichenstellungen könnte zudem einen einleitenden Satz vertragen – Mannesmann fällt hier etwas vom Himmel. Kleinere inhaltliche Fragen, die offen blieben: Der Artikel spricht davon, dass mit dem Fall Mannesmann feindliche Übernahmen als weitgehend akzeptiert gelten können – kann man dies wirklich so eindeutig konstatieren? Warum schafft ausgerechnet eine „linke“ Bundesregierung die Voraussetzungen für eine stärker am „share holder value“ orientierte Wirtschaft? Warum vergibt die Weltbank Kredite an Beteiligungsgesellschaften, die damit in Deutschland Kredite aufkaufen? Der Abschnitt „Im Kontext der wirtschaftlichen Krise“ ist stark auf „Heute“ fixiert, sollte aber bedenken, dass in ein, zwei Jahren „Heute“ schon wieder soweit in der Vergangenheit liegt, dass die dortigen Ausführungen möglicherweise nicht mehr aktuell sind – daher besser auf „Beginn des 21. Jahrhunderts“ beziehen. Einige Worte, die der Kurzerklärung im Text bedürfen: Global Player, Squeeze out, Private Equity, Basel II, BCG; statt „risikoavers“ könnte man wohl ohne Verlust „risikoscheu“ schreiben, was mir besser verständlich scheint; bei den Firmen Nokia, Intel, General Electric sollte kurz der Firmenstandort, der in diesem Zusammenhang wichtig ist, erwähnt werden. Stilistisch ist der Artikel wie bereits erwähnt weitgehend vorbildlich; kleinere Probleme: bei der „Übernahme des italienischen Reifenherstellers Pirelli“ ist wohl die Übernahme durch selbige Firma gemeint; der Börsenwert kann exponentiell zunehmen aber kaum einen exponentiellen Zuwachs annehmen (Abschnitt Firmenwerte); statt von „Deals“ könnte man auch von Vertragsabschlüssen reden (Abschnitt Private Equity) und für faule Kredite dürfte die Nachfrage wohl gering sein, so dass die Formulierung „faule Kredite im Angebot“ (Abschnitt Wirtschaftliche Krise) recht unglücklich ist. Literatur fehlt leider völlig, hier sollte es aber doch Möglichkeiten geben.

Fazit: Ein sehr schöner Artikel, der ein hochkomplexes Thema übersichtlich und neutral und zudem in zahlreichen Facetten darstellt und mich trotz anfänglicher Skepsis weitgehend überzeugt hat. Wegen des komplexen Themas habe ich den Artikel etwas höher gewertet.

Nachtrag: Durch die Jury-Beratungen wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass der Beitrag möglicherweise URV-Material enthält – dies wäre natürlich ein absolutes K.O.-Kriterium.

Der Artikel bemüht sich, die Vorteile des Electronic Customer Relationship Management für Unternehmen und deren Kunden herauszustellen, ist aber leider über weite Strecken unverständlich.

Das beginnt schon mit der Einleitung, die zwar darlegt, dass es keine genaue Definition des Begriffs gibt, aber doch eine Einordnung in einen größeren Zusammenhang hätte leisten müssen. Der nicht allgemeinverständliche Begriff des Customer Relationship Management wird ohne Erklärung vorausgesetzt, was leider den gesamten nachfolgenden Artikel entwertet, da ohne eine (kurze) Einführung in die betriebswirtschaftliche Bedeutung dieses Begriffs ein Verständnis des spezielleren Themas ECRM unmöglich ist. Auch in späteren Abschnitten des Artikels zeigt sich dieses Manko – man kann zwar meist erahnen, worum es ungefähr geht, aber da eine Enzyklopädie Wissen und nicht Ahnen bereitstellen soll, reicht dies leider nicht. Der Praxis-Abschnitt sagt etwa wenig über die Praxis aus; „ist ECRM nicht losgelöst vom zugrundeliegenden Konzept zu sehen“ – welchem Konzept? „Wichtig ist vor allem die Verinnerlichung der Philosophie der Kundenzentrierung.“ – sollte nicht jedes Management von Kundenbeziehungen kundenzentriert sein? (Mit anderen Worten: Werden hier nicht Selbstverständlichkeiten ausgebreitet?) „Für viele Anwendungen ist die Existenz einer Addressbasis durchaus ausreichend.“ – welche Addressbasis? Was ist mit „mobilen Applikationen“ gemeint? Dienstleistungen fürs Handy? Was ist in diesem Zusammenhang mit Kommunikationskanälen gemeint, was mit „Medienbruch“? Das System erlaubt „eine Auswertung der Daten in Echtzeit“ – welche Daten sind gemeint? „Vergleich verschiedener Lösungen, der sonst von Hand erstellt werden müsste“ – welche Lösungen sind hier angesprochen? Wie werden die angegebenen Einsparungen erreicht? Das Problem wird hoffentlich klar – der Artikel bleibt zu sehr im Allgemeinen, ohne die erläuterten Grundsätze, die in abstrakter Form (wenn ich richtig „ahne“) oft recht trivial erscheinen anhand von Beispielen plastisch (und damit hoffentlich weniger trivial) werden zu lassen - dadurch wirken viele Aussagen sehr wolkig. Ein inhaltliches Manko ist, dass keinerlei Probleme angesprochen werden – obwohl erfahrungsgemäß bei jeder neuen Technologie auch irgendein Haken ist. Der Stil ist wie bereits erwähnt oft durch Jargon geprägt, der zugunsten des nicht betriebswirtschaftlich vorbelasteten Lesers beseitigt werden sollte. Zur Literatur: Gibts nur die aufgeführte Diplomarbeit zum Thema? Wenn es wirklich so eine wichtige Rolle spielt, wie der Artikel dies suggeriert, sollten sich doch auch weitere Literaturhinweise finden lassen, zumal ja auch die Diplomarbeit auf vorhandener Literatur aufbauen wird.

Fazit: Ein Artikel, der trotz guter Ansätze wesentlich stärker auf den Kunden, sprich: Leser, fokussiert werden sollte. Zunächst einmal müssten dazu ausführlichere Hintergrundinformationen bereit gestellt werden, auf denen man dann weiter aufbauen kann. Beispiele und eine Überarbeitung des Stils weg vom BWL-Jargon wären weitere Möglichkeiten, sich konstruktiv mit dem Artikel auseinanderzusetzen.

Ein ansprechender Artikel, der eine erste Einführung in ein wichtiges ideengeschichtliches Thema bietet.

Eine gute Einleitung, in der allerdings die Begriffe Slawophile/Panslawismus kurz erläutert werden sollten, bereitet den Leser angemessen auf die folgenden Inhalte vor. Das Einführungskapitel ist von der Idee her sehr gut konzipiert, bleibt aber im Detail leider etwas wolkig – es kommt nicht gut heraus, was denn nun mit dem „originär russischen Element der russischen Kultur“ gemeint ist, zumal man (naiv) annehmen könnte, alle Elemente der russischen Kultur seien russisch. Die Westler werden als Gegenströmung erwähnt, das wohl beiden Gruppierungen zugrundeliegende Bild des „Westens“ aber nicht konkretisiert – insbesondere wäre es schön zu wissen, inwiefern Anarchismus/Sozialismus als besonders westliche Phänomene galten. Die Charakteristika der russischen Zivilisation nach Danilewskij werden leider nicht deutlich – außer dass sie nicht-westlich sein sollen. Im Dostojewskij-Abschnitt ist unklar, was konkret mit anthropozentrischem Progress gemeint ist – der Prozess der Industrialisierung, die Ideen der Aufklärung, eine demokratische Staatsform oder alles zusammen? Davon abgesehen müsste ein Bandwurmsatz in diesem Abschnitt beseitigt werden. Inhaltlich würde mich interessieren, warum Gutsbesitz und Feudalsystem nicht als wichtiger Bestandteil russischer Kultur galten – wo doch gerade das Feudalsystem in Russland verhältnismäßig lange Bestand hatte. Ganz fehlen mir Angaben dazu, ob es so etwas wie ein offizielles oder halb-offizielles Programm gab, inwieweit die offizielle Politik der Zaren von der Konzeption der russischen Zivilisation beeinflusst wurde (gerade der Begriff Messianismus lässt ja auch die Deutung notfalls gewaltsamer Missionierung zu), wie die Strömung historisch entstand und – der besseren Einordnung halber – wie ihr Programm von außen, also etwa mit den Augen eines Westlers gesehen wurde. Hinsichtlich der Neoslawophilen – inwiefern werden hier wirklich größere Gemeinsamkeiten mit Arabien oder Indien als mit dem Westen gesehen – ersteres Staaten, die mit Russland ja nicht einmal im weitesten Sinne die Religion teilen (was im Westen trotz Säkularisierung ja zumindest ansatzweise noch anders ist). Sind die Slawophilen evtl. stärker durch ihre Ablehnung westlichen Gedankenguts als durch eigene Positionen zu charakterisieren? Der Stil ist durchweg sehr schön, Literatur und insbesondere die gut kommentierten Weblinks sehen gut aus.

Fazit: Ein Artikel, dessen vorhandene Teile mir sehr gut gefallen haben, bei dem aber leider doch noch eine ganze Reihe interessanter und in meinen Augen zentraler Fragen offen bleiben.

Ein Text, der eine ganze Reihe von Philosophen zusammen mit ihrer Auffassung von Glück kurz vorstellt, aber leider zu sehr der chronologischen Perspektive verhaftet bleibt und zudem zu stark auf die westliche Philosophie-Tradition fokussiert ist.

In der etwas kurzen Einleitung findet sich leider der einzige Bezug auf außereuropäische Glücksphilosophien, hier hätte der Artikel mehr bieten müssen. Die Frage, inwiefern Philosophie überhaupt ein Thema „abschließen“ kann, bleibt unbeantwortet; das Glück ein „Wert“ ist, wird ohne weitere Reflektion in den Raum gestellt. Der Hauptteil des Artikels leidet erheblich unter der meines Erachtens sehr unglücklichen Entscheidung, den Artikel chronologisch statt sachlich zu gliedern. Auf diese Weise erhält der Leser im Wesentlichen eine zusammenhangslose Reihung einzelner Philosophenmeinungen, ohne die gegenseitigen Einflüsse wirklich anschaulich herauszuarbeiten. Die Unterteilung in vier Hauptrichtungen wäre hier ein guter Ansatz für eine thematische Gliederung gewesen – im Antikenabschnitt steht er leider falsch, da die Unterteilung ja für die Philosophie als Ganzes Geltung haben soll. Leider gibt es auch keine Diskussion der Zusammenhänge und Unterschiede zwischen den vier vorgestellten Ansätzen. Im Abschnitt zu Platon (die Lebensdaten sind hier übrigens überflüssig) fehlt mir die Verbindung von Glück und Gerechtigkeit ebenso wie die Verbindung zwischen Glück und der Idee des Guten, dem Zentralthema Platons. Diogenes von Sinope hätte seinen eigenen Abschnitt verdient gehabt; Glück durch Askese lässt sich zudem nicht sauber einer der vier vorgestellten Hauptrichtungen der Glücksphilosophie zuordnen. Bei Aristoteles fehlt mir der Begriff der intellektuellen Tugend und die Idee des kontemplativen Glücks, die er höher stellt als die Glücksverwirklichung in der Politik. Die Abschnitte zum Alten und Neuen Testament sind im Mittelalter nicht sehr sinnvoll untergebracht; beide Themen hätten gesondert abgehandelt werden müssen. Im Neuen Testament gibt es übrigens auch nicht einfach eine Gleichsetzung von Glück und Schmerzfreiheit, wie der Artikel behauptet. Augustinus würde ich nicht als mittelalterlichen Philosophen ansehen, dafür fehlen Thomas von Aquin und die mittelalterlichen Mystiker in diesem Abschnitt. Im Abschnitt zur Moderne hätte man das verbriefte Recht des US-Bürgers auf „pursuit of happiness“ erwähnen müssen. Hinsichtlich des Utilitarismus hätte die Frage nach der Messbarkeit des Glücks behandelt werden sollen – wie genau wird das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl ermittelt? Einige unerklärte Stellen, die Verständnisschwierigkeiten hervorrufen könnten: „im Dionysischen“ und „Negativität des Glücks“– was damit gemeint ist, sollte kurz erläutert werden. Der Ausdruck „im Gegenzug“ in der Einleitung hat keinen Bezug – ich kann jedenfalls nirgendwo einen solchen Gegenzug finden. Bei „Am Ende gesteht Russell ein“ wird nicht deutlich, welches Ende hier gemeint ist, bei „wie auf diese Arbeit“ ist unklar, auf welche Arbeit sich dies bezieht. Falls der Artikel selbst gemeint ist, wäre das ein unerwünschter Selbstbezug. Was gar nicht im Artikel zur Sprache kommt, ist die Beziehung zwischen Liebe und Glück und die Frage nach der Planbarkeit des Glücks (kann man Glück suchen oder verliert man es nicht genau in dem Moment, wo man dies tut) Die Literaturangaben sind nicht besonders überzeugend, hier hätte ich mir mehr spezifische Literatur gewünscht – die Gesamtausgabe Platons oder die Kritik der praktischen Vernunft von Kant sind viel zu umfangreich, als dass sie für den Normalleser von größerem Nutzen sein könnten; moderne Bücher, die sich dem Thema Philosophie des Glücks widmen, fehlen dagegen – vielleicht von Marcuse abgesehen – ganz.

Fazit: Eine übersichtliche, aber doch noch sehr lückenhafte Zusammenstellung von Philosophen-Meinungen, die durch die sehr unglückliche Gliederungsentscheidung leider keine wirkliche Durchdringung des Themas erlaubt und zudem die Rolle des Glücks in den östlichen Philosophien ganz vernachlässigt.

Ein schöner Artikel zur Kalligraphie in westlicher Tradition, der in meinen Augen das Themengebiet aber nicht ganz vollständig darstellt.

Die Einleitung hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn hier eine Einordnung in den übergeordneten Zusammenhang Kalligraphie notwendig gewesen wäre – dafür hätte man sich die entsprechenden „Siehe-Auch“-Verweise am Artikelende sparen können. Die Gliederung sehe ich insgesamt als gelungen an, auch vom Ausdruck hat mir der Artikel gefallen, kurz erklären sollte man „Capitalis monumentalis“. Was mir gefehlt hat, sind zum einen Informationen zur Kalligraphie in griechischen und byzantinischen Buchstaben, die ich wie auch der Artikel in seiner Einleitung zur westlichen Kalligraphie dazu zählen würde. Der Name „humanistische Kursive“ deutet schon einen Zusammenhang zwischen Kalligraphie und Humanismus an, der mir etwas gefehlt hat (versuchte Rückkehr zum „Schriftideal“ der Antike), auf die Verbindung zwischen Kalligraphie und Typographie hätte man zudem etwas ausführlicher eingehen können. Hinsichtlich des Aufkommens der modernen Kalligraphie hätte ich mir etwas mehr Informationen dazu gewünscht, dass diese Rückbesinnung auf die „schöne“ Handschrift auch eine Reaktion auf die immer stärkere Technisierung im Rahmen der industriellen Revolution war, die eben auch Auswirkungen auf das Schriftverständnis hatte. Schließlich fehlt mir etwas die Rolle der Kalligraphie im Kunsthandwerk, etwa bei der Verzierung von Gegenständen und in der (modernen) Kunst – das Royal College of Arts in London bietet meines Wissens dazu eigene Kurse an. Sehr positiv zu werten sind die schönen Bilder und eine illustrative Tabelle, dafür war mir die siehe-auch-Liste zu lang; insbesondere sollten Links immer auf die deutschen Wikipedia-Artikel und nicht die der englischen Wikipedia gesetzt werden. An Literatur und Weblinks habe ich nichts auszusetzen.

Fazit: Ein Artikel, der mich in seinen vorhandenen Teilen überzeugt hat, der aber dem Thema entsprechend noch um Informationen zur Kalligraphie in Griechisch/Kyrillisch und einige historische Hintergrundinformationen erweitert werden sollte.

Der Artikel bietet eine akzeptable Übersicht zu diesem Theaterstück, wenn auch einerseits oft zuviel Hintergrundwissen vorausgesetzt wird und andere Teile wie etwa die Aufführungsgeschichte zu kurz kommen.

Die Einleitung ist in Ordnung, auch wenn ich mir eine kurze Einordnung des Dramatikers Büchner dort gewünscht hätte. Der Abschnitt Entstehungsgeschichte bietet insgesamt zu wenig Hintergrund zur Beziehung zwischen Autor und Werk, der Abschnitt zum historischen Hintergrund zieht leider keine Verbindung zu Büchners Werk; der Inhalt der angesprochenen Gutachten etwa wird nicht erwähnt. Im Abschnitt zu den Manuskripten hätte ich mir mehr Details gewünscht; mir ist zum Beispiel nicht klar geworden, ob es sich um verschiedene Versionen desselben Stückes handelt, oder ob das ganze Stück auf den verschiedenen Blättern einmal vorhanden ist (unvollständig). Details zur Szenenfolgen, die erst im nächsten Abschnitt beschrieben wird, machen den Editionen- Abschnitt schwer nachvollziehbar; auch Werner Herzogs Film fällt etwas vom Himmel; außer einer – an sich recht langweiligen – Aufzählung der Editionen gibt es in diesem Kapitel kaum Inhalt – wenn man die Editionen komplett aufführen möchte, hätte man hier etwas mehr „Fleisch auf die Knochen bringen“ müssen, etwa durch eine kurze Erklärung, wo die Schwerpunkte anders gesetzt sind. Die Handlung selbst hätte gliederungsmäßig wesentlich weiter nach vorne gemusst; ohne sie ergeben die vorhergehenden Kapitel nur schwer Sinn; eine weniger reihende Darstellung hätte mir zudem besser gefallen als die Szenenfolge. Mir fehlte zudem eine kurze Charakterisierung der einzelnen Persönlichkeiten des Stücks, auch hinsichtlich der Frage, wie diese dramaturgisch angelegt sind. Hinsichtlich der Struktur als offenes Drama: War dies eine künstlerische Entscheidung oder ist sie Folge des frühen Todes Büchners? „Über Woyzeck“ hätte ich sehr gerne mehr erfahren, insbesondere, um zu verstehen, warum das Stück so populär geworden ist. Leider gibt es hier nur Zitate, die uneingebettet in einen interpretatorischen Zusammenhang dastehen. Zur Aufführungsgeschichte gibt es leider nur ein Beispiel einer konkreten Inszenierung, deren Besonderes nicht besonders herausgestellt wird; Details wie Schauspielernamen oder Kostümverantworliche halte ich in diesem Zusammenhang sogar für irrelevant. Für gut halte ich den Abschnitt zu Auswirkungen auf andere Künstler, auch wenn die Herzog-Verfilmung etwas mehr Platz verdient gehabt hätte. Die Begriffe „Expressionismus“ und „Moderne“ haben mir ebenso gefehlt wie Angaben zur Sprache des Stücks. Hinsichtlich der Verständlichkeit gibt es ein paar kleinere Mängel: „lebte er nun wieder in Straßburg“ – wieso wieder? Wer sind Fritz Bergmann, Burghard Dedner, Michael Mayer oder Werner R. Lehmann? Literatur gibt es leider gar nicht – bei einem der wichtigsten deutschsprachigen Theaterstücke sollte es da aber ganze Bibliotheken geben. Zwei Weblinks finde ich unanpassend – eine Einzelrezension im Kölner Generalanzeiger scheint mir viel zu speziell und der Link auf die Punk-Band gehört in deren eigenen Artikel und nicht zu Woyzeck selbst.

Fazit: Ein Artikel, der viele Informationen zum Thema Woyzeck zu bieten hat, aber es leider nicht schafft, dieses moderne Drama in seiner literatur- und theatergeschichtlichen Bedeutung lebendig werden zu lassen.

Eine sehr gute Einführung in dieses Kartenspiel, die durch eine detaillierte Regelübersicht besticht, wenn auch der Nicht-Regelteil im Vergleich dazu etwas kurz ausgefallen ist.

Besonders gut gefallen hat mir die Einleitung, doch auch die Erläuterung des Doppelkopfblatts ist sehr anschaulich gestaltet. Angenehm fand ich zudem die Idee, den Detailregeln eine Einführung in den „groben Spielablauf“ voranzuschicken. Auch der Regelteil ist durchweg sehr gut; oft sind auch die Teilkapitel nochmal eigens eingeleitet, was ebenfalls bei mir Pluspunkte gebracht hat. Bei den Turnierspielregeln des TSR wäre es meiner Ansicht nach konsequenter gewesen, die Spielvorbereitung und –findung in der Gliederung weiter nach oben zu nehmen, da der Leser ja durch den Teil zum „groben“ Spielverlauf mittlerweile eine gute Orientierung besitzt; Damen- und Bubensolo könnte man zusammenfassen, das ist aber nur ein untergeordneter Punkt. Etwas inkonsequent ist, dass teilweise im TSR-Abschnitt im Gegensatz zur Überschrift auch einzelne Varianten beschrieben werden, was mich (kein Doppelkopfspieler) teilweise verwirrt hat – entweder strikt trennen oder Varianten und TSR zusammendarzustellen wäre hier wohl die bessere Lösung gewesen. Einige inhaltliche Dinge, die ich nicht verstanden habe: Gehören die Spieler mit den Kreuz-Damen jetzt zur Kontra- oder zur Re-Partei? Findet die Sonderregel zu den „Dullen“ immer Anwendung, und wenn nein, wann? Wie spielt man mit sechs oder sieben Personen (Möglichkeit steht in der Einleitung), wenn selbst der DDV dies nicht weiß? Zwar verstanden, aber unglücklich formuliert finde ich die Aussage, dass „ein Farbstich rumgehen kann“ – hier müsste für Nicht-Doppelkopf/Skat-Spieler kurz ausgeführt werden, was damit gemeint ist. Den Abschnitt zur Erwiderung habe ich dagegen nicht „dechiffrieren“ können. Im Abschnitt Alternative Spielauswertung steht im ersten Absatz: „...so fallen lediglich die Gewinnkriterien für keine 90 und keine 60 weg.“ – müsste dies nicht „keine 90 und keine 30“ heißen? „Mehrere Böcke kann man dann aneinander anschließen lassen oder man lässt sie parallel laufen.“ – was bedeutet hier „parallel laufen“. Im letzten Abschnitt hängt der Satz „In diesem Zusammenhang ist vor allem das Essener System zu nennen.“ etwas in der Luft. Gefehlt hat mir ein kurzer Vergleich mit anderen verwandten Kartenspielen, insbesondere Schafkopf und Skat, deren Kenntnis mit „wie man es vom Schafkopf oder Skat kennt“ meines Erachtens allerdings nicht vorausgesetzt werden kann. Auch konkrete Angaben etwa zu Spielen außerhalb der eigenen vier Wände (gibt es „professionell“ organisierte Turniere – der Name Turnierspielregel deutet so etwas an), aber auch ein paar Details zum Phänomen des „ums Geld spielen“ wären wünschenswert gewesen. Auch der Taktik und Strategie-Teil hätte ein kleines bisschen ausführlicher ausfallen können. Stilistisch ist mir der etwas zu häufige Gebrauch von „nach den TSR des DDV“ aufgefallen, der mit der Zeit etwas penetrant wirkt. „Wer ein Solo spielt, sollte sich genau überlegen, ...“ und der restliche Absatz klingt etwas nach Ratgeber. Literatur und Weblinks sehen gut aus.

Fazit: Ein Artikel, der mir als Nicht-Doppelkopfspieler einen sehr guten Einblick in die Regeln des Spiels gegeben hat, der aber außerhalb des Regelteils nicht sonderlich viel zu bieten hat und daher für mich nicht zum Spitzenfeld gehört. Mit kleineren Erweiterungen sollte er aber bald zu den Exzellenten Artikeln zählen.

Der Artikel bietet einen guten Einblick in diesen Sammlerkreis, ist aber mit einer Länge von einer DIN A4-Seite für die erfolgreiche Teilnahme am Schreibwettbewerb schlicht zu kurz. Die absolute Länge sollte meiner Meinung nach nur in Ausnahmefällen eine Rolle spielen – dieser ist einer davon.

Ein paar der Fragen, die bei mir nach dem Lesen nach offen blieben: Handelt es sich in erster Linie um eine Sammlervereinigung oder doch eher um einen Historiker-/Wissenschaftlerkreis – mir ist der Zusammenhang zwischen Sammeln und Forschen nicht ganz klar geworden. Hinsichtlich der Kongresse, die hier mit einer längeren Liste aufgeführt sind, hätte mich mehr interessiert, wie diese ablaufen; also was dort eigentlich stattfindet; lassen sie sich auch als Sammler-„Messe“ verstehen, wo Material getauscht/gehandelt wird oder handelt es sich eher um Vortragsreihen und Ausstellungen? Die Gründung der Vereinigung bleibt auch etwas im Dunkeln – da sie auf dem ersten Kongress gegründet wurde, würde man gerne erfahren, wer diesen Kongress warum einberufen hat. Hinsichtlich der angegebenen Kooperation mit einflussreichen Museen wäre es interessant zu wissen, was tatkräftige Unterstützung bedeutet und warum die Museen so bereitwillig in ihrer Zusammenarbeit sind – welchen Sinn sehen die Museen selbst in einer Kooperation. Die interne Struktur der Gruppe wird auch nicht ganz deutlich – ist sie eher nach Nationalitäten oder nach Interessengebiet der Sammler (Figuren, Literatur, etc.) organisiert? Welchen Gewinn zieht das individuelle Mitglied aus seiner Mitgliedschaft und wie sehen umgekehrt die Beziehungen zum Weltschachbund aus? Ansonsten ein verständlicher Artikel, auch wenn es im ersten Satz „Sammler von und Sachverständige für“ heißen müsste. Positiv sind mir die beiden Bilder aufgefallen; Literatur fehlt leider, der Weblink ist natürlich O. K.

Fazit: Ein Artikel, der noch ein paar Extra-Informationen gebraucht hätte, um sich ernsthaft der Konkurrenz des Wettbewerbs zu stellen. Hinsichtlich des sehr speziellen Themas trotzdem ein brauchbarer Überblick.

Ein Artikel, der ein Computerspiel beschreibt und dabei viele Informationen, auch zu Fanszene und Spielreiz, zusammengetragen hat, aber neben einer teilweise unsauberen Gliederung auch sprachlich noch eine Überarbeitung braucht.

Die Einleitung ist noch etwas dürftig und könnte zwei oder drei weitere Sätze gebrauchen, die das Besondere an diesem Spiel stärker herausstellen; auch dass es sich um ein – wenn auch anscheinend sehr anspruchsvolles – Computerspiel handelt müsste hierhin. Der Abschnitt „Stärken und Schwächen“, wäre hinter einer konkreten Beschreibung des Spiels besser positioniert gewesen; so hängt die Angabe zur „akkurate(n) Nachbildung der Fahrphysik“ etwas in der Luft. Warum eine steile Lernkurve notwendigerweise eine Schwäche bezeichnen muss, wurde für mich auch nicht klar – es kann ja auch Zeichen einer sehr anspruchsvollen und damit ausgereiften Simulation sein. Der Abschnitt „Warum 1967“ beruht anscheinend auf Spekulationen („möglicherweise“) und müsste konsequenterweise gestrichen werden – wenn sich die Spiele-Entwickler selbst zu diesem Punkt geäußert haben, kann es natürlich bleiben, aber persönliche Vermutungen haben in einer Enzyklopädie nichts verloren. Davon abgesehen frage ich mich, inwiefern man einen schrecklichen Unfall als Motivation für die Auswahl des Rennjahrs ansehen kann – hier habe ich doch etwas gestutzt. Die folgende Beschreibung der Strecken/Fahrer/Autos ist übersichtlich. Der Abschnitt Strecken enthält jedoch mit „Viele Formel-I-Kenner wussten nicht...“ Informationen, die nicht zur eigentlichen Beschreibung gehören und besser die nachfolgenden Abschnitte zur Rezeption des Spiels erweitert hätten. Der Abschnitt „Die Simulation“ trägt die falsche Überschrift, da sich ja der gesamte Artikel der Simulation widmet; das einleitende Zitat hätte zudem etwas besser eingeordnet werden müssen; die Trennung vom folgenden Teilkapitel ist hier ungünstig; letzteres müsste stark umgeschrieben werden – hier ist momentan zuviel Fan- und zuwenig Außenperspektive drin. Die Angaben zur großen Detailverliebtheit der Simulation, die den Spieler zahlreiche Parameter einstellen lässt, müssten wieder nach vorne zur Spielbeschreibung, ebenso die Abschnitte Modifikationen, Update und Patches und Systemvoraussetzungen – sie alle hätten weiter nach vorne gemusst, getrennt von Informationen zur Fangemeinde und zum kommerziellen Erfolg. Einzelheiten zu Programmfehlern halte ich bei aller Vorliebe für detailreiche Artikel für irrelevant. Ganz gefehlt hat mir ein Vergleich zu anderen Rennsimulationen, der das Spiel gewissermaßen in die „Geschichte“ dieser Spielgattung hätte einordnen können. Die größten Probleme hat der Artikel allerdings nicht hier, sondern im Bereich Verständlichkeit, Stil und Ausdruck. Zunächst ein paar Stellen, die eine Erklärung vertragen würden: Was ist besonders an einer „harten Gummimischung“, dass ihre Simulation so wichtig wäre? Was sind „Softwarerenderer“, „3D-Beschleuniger“, „Engine(s)“, „Add-Ons“, „Tools“, „Big Block V8-Motoren“, „Slicks“? Was ist „sehr guter Netzwerkcode“, was hat man sich unter „virtuelle(m) Sport“ vorzustellen und kann man „Fahrzeugsetup“ nicht auch als „Fahrzeugeinstellungen“ bezeichnen? Die häufige Angabe „bis zum heutigen Tag“ könnte bald schon veraltet sein und sollte durch eine konkrete Zeitangabe ersetzt werden. Man kann meines Erachtens nicht „einem Rennen ... beitreten“, sondern höchstens an einem Rennen teilnehmen; über die Künstliche Intelligenz wird ausgesagt „Bei den ersten Rennen fährt sie noch recht verhalten“ – aber wie hat man sich fahrende Intelligenz vorzustellen? Stilistisch wirken „muss man Geduld, Geduld und nochmals Geduld aufbringen“, „Anstatt mit dem Auto zu kämpfen muss man mit ihm verschmelzen.“ Oder „dass man in die zone geraten kann“ nicht gerade überzeugend und zu fanbezogen. Der häufige Gebrauch von „man“ lässt den Text teilweise wie einen Ratgeber erscheinen; „die man sich alle kostenlos über das Internet herunterladen kann“ könnte man etwa durch „die alle über das Internet zugänglich sind“ neutralisieren. Literatur fehlt leider, was bei dem Thema aber keine große Rolle gespielt hat; Weblinks sind schön gegliedert, auf die Forums- und Linklisten-Links hätte ich allerdings verzichtet.

Fazit: Ein Artikel, der durchaus seine Meriten hat, etwa in der Darstellung von kommerziellem Erfolg, Fangemeinde oder einigen Charakteristika des Spiels, die ihn über eine reine Spielbeschreibung hinausheben. Die inkonsequente Gliederung und vor allem die teilweise doch stark aus Fanperspektive geschriebenen Teile müssten aber noch einmal überarbeitet werden.

Dies war ohne Zweifel der Artikel, der mir von allen das größte Kopfzerbrechen bereitet hat. Sehr schön illustriert und auch inhaltlich mit vielen schönen Teilen hängt der Artikel für mich auf halber Höhe zwischen einem einführenden Artikel zur musikalischen Notation insgesamt, der wesentlich mehr auf grundsätzliche Fragen hätte eingehen und zudem internationaler hätte ausfallen müssen, und einem Artikel zur Westlichen Musiknotation, in dem mir umgekehrt nun auch wieder einige wichtige Aspekte fehlten. Die Entscheidung, beide Themen in einem Artikel abzuhandeln, habe ich letztlich als äußerst unglücklich empfunden, weil der Artikel in seiner jetzigen Form meiner Auffassung nach leider keinem der beiden Themen wirklich gerecht wird.

Bereits die Definition ist unpräzise, denn einerseits müssen nicht immer alle drei angeführten Elemente (Tonstärke, -höhe und –dauer) vorhanden sein, andererseits können natürlich auch weitere, über den individuellen Ton hinausgehende, musikalische Elemente wie Phrasierung, Artikulation etc. festgehalten werden. Auch eine eigenständige Notenschrift ist nicht unbedingt notwendig. Danach folgt der Abschnitt zur „modernen“ Notenschrift, womit das klassische westliche System gemeint ist – natürlich gibt es auch andere moderne Notenschriften, die hier aber außen vorbleiben– das ist die erste Stelle, wo sich der Artikel nicht entscheiden kann, ob er sich nun der Notation allgemein oder einer ganz besonderen westlichen Notenschrift widmen will. Da der Artikel schlicht „Notation“ heißt, zunächst zu dem, was ich in einem solchen Artikel erwartet hätte.

Hier fällt zunächst auf, dass der internationale Vergleich aus nicht mehr als ein bis zwei Absätzen besteht – angesichts der Vielfalt der weltweiten Notationstraditionen ist das unangemessen kurz. „Das genauere Notensystem“ in Europa ist entschieden POV; was unter Genauigkeit in diesem Zusammenhang zu verstehen ist, wird leider gar nicht erst diskutiert. Gerade die großen Probleme, die sich bei ethnomusikalischen Forschungen aus der Verwendung der klassischen westlichen Notation ergeben, zeugen davon, dass das westliche System allenfalls an eine bestimmte Form von Musik sehr gut angepasst ist, bei anderen, außereuropäischen Musiktraditionen aber oft versagt. Was mir ganz fehlte, war eine grundsätzliche Diskussion: Welche Bedeutung kommt Notation in der Musik überhaupt zu? Der Artikel spricht hier in erster Linie die Reproduzierbarkeit von Musik an – aber inwiefern ist das überhaupt wünschenswert? Hier fehlt die ganze musiktheoretische Debatte darüber, wieviel von einem Musikstück überhaupt „festgehalten“ werden soll – alles, wie in einigen modernen Stücken des 20. Jahrhunderts, wo selbst etwa Tonstärken und –dauern genau in physikalischen Einheiten festgelegt sind – oder vielleicht nur Harmonien, über denen dann frei improvisiert werden soll? Dazu, welche Auswirkungen die Notation auf die notierte Musik hat, gibt es ja die unterschiedlichsten Positionen, die man zumindest kurz hätte diskutieren müssen. Auch hinsichtlich der Konservierung in der Zeit bestehen Probleme – inwiefern kommt es durch die Notation nicht auch zu Fehlschlüssen hinsichtlich der musikalischen Aufführungspraxis, weil alte Notentexte gelesen werden wie zeitgenössische – ein nicht selten anzutreffendes Phänomen der Musikgeschichte? Ein zweiter wichtiger Punkt neben der Reproduzierbarkeit: Komplexität der Musik – hier wird durch Notation einerseits dem individuellen Solisten eine Gedächtnishilfe gegeben (man denke auch an das durch Notation immens vergrößerte Repertoire), andererseits Kooperation zwischen einer Vielzahl von Musikern erst ermöglicht – eine Brucknersymphonie könnte kein noch so begabtes Musikerensemble improvisieren. Dritter Punkt: Notation als Kompositionshilfe (intellektuelle Planung einer Komposition), damit zusammenhängend Notation als Mittel der theoretischen Analyse – die arabische Notenschrift wird im Text erwähnt, auch der improvisatorische Charakter der Musik – beides hängt aber zusammen, weil Notenschrift in der Praxis dort zwar keine große Rolle gespielt hat, wohl aber in der gelehrten musiktheoretischen Diskussion. Vierter Punkt: Notation als Grundlage eines tonlosen Musikgenusses – man braucht nicht auf Beethoven zu verweisen, um darzulegen, dass Musik für den Kundigen auch durch die Notation, also ihre bildliche Repräsentation zugänglich sein kann. Die urheberrechtliche Bedeutung der Notation wäre ein netter Bonuspunkt. Was ebenfalls fehlte: Eine allgemeine Beschreibung und Kategorisierung von Notationssystemen: Hierhin hätte der Unterschied von Solmisations- und Fixtonnotation (Notation relativ zu einem Grundton oder Tonhöhe physikalisch festgelegt) mitsamt einer Diskussion der Vor- und Nachteile gemusst, ebenso eine Erörterung von Mensural- und Fixwertsystemen (hinsichtlich der Notendauer). Wie sind Notationssysteme abstrakt aufgebaut, das heißt, welche Zeichen nutzen sie, welche Beziehungen bestehen zwischen den Zeichen und wie werden sie auf der Schreibfläche angeordnet? Hier gibt es ja zahlreiche Variationen – für Instrumentalmusik werden oft Buchstaben, Silben oder ganze Worte etwa als Notenbezeichnungen benutzt, für Gesangsmusik hat sich dagegen charakteristischerweise vielfach ein eigenes, separates System herausgebildet, weil die Sprachschrift schon für den gesungenen Text benötigt wird (dazu zählt letztlich auch das klassische westliche System). Buchstaben, aber auch Zahlen als Notensymbole kommen mit einer eingebauten Ordnungsrelation daher, die etwa die Tonhöhe bezeichnen kann – in einem grafischen System wie dem westlichen muss man dazu die zweite Dimension der Schreibfläche, senkrecht zur Schreibrichtung, opfern. Werden Silben oder Worte als Notensymbole genutzt, ergeben sich Möglichkeiten für Lautmalerei oder Wortspiel, mit denen der Komponist spielen kann, weil die Notenbezeichnung noch eine Bedeutung außerhalb der Musik hat (verschiedene Töne einer chinesischen Notenschrift werden etwa durch Wörter wie „Waldglocke“ oder „üppiger Garten“ bezeichnet). Hinsichtlich der Anordnung einer Melodie auf dem Notenblatt müsste man die verschiedenen Varianten (von links nach rechts, von rechts nach links, von oben nach unten) mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen vorstellen – wie bereits erwähnt muss die Dimension senkrecht zur Schreibrichtung nicht notwendigerweise für die Tonhöhe, sondern kann auch für andere Informationen wie Tondauer, -stärke oder instrumentspezifische Angaben (Saiten- oder Flötenlochzahl) genutzt werden. Natürlich verbinden alle real existierenden Notationssysteme verschiedene Prinzipien miteinander, die westliche nutzt etwa Buchstaben (Notenschlüssel, Vorzeichen), Worte (dynamische Vortragszeichen), Ziffern (Metrum, rhythmische Sonderformen wie Triolen, Metronomangaben) und grafische Symbole nebeneinander. Letzter Punkt: Wie entsteht Notation? Möglichkeiten: aus der Niederschrift von Handzeichen (möglicher Ursprung der westlichen Neumen), weil die Instrumente gleichsam „sprechen“ (Grundlage afrikanischer „Trommelnotation“), aus der normalen Schreibschrift, aus einer Nachbildung oder Memorisierung der Musik durch gesprochene Sprache (orale Notation, vgl. auch Scat-Gesang), etc. Zusammenfassend fehlt mir also für einen allgemeinen Notationsartikel doch noch recht viel.

Was ich in einem Artikel zur klassischen westlichen Notation erwartet hätte: Zunächst einmal eine Darstellung der Notenschrift selbst. Sehr gut gefallen hat mir hier das Beispiel, aber eine systematische Darstellung des eigentlichen Themas kann das nicht ersetzen. Während die Tonhöhendarstellung erläutert wird (Vorzeichen und Notenschlüssel aber nicht), fehlen Angaben zur rhythmischen Notation, zur Notengruppierung, zum Metrum, zur Artikulation und Phrasierung, zur Dynamik, usw. Im geschichtlichen Teil fehlt die Diskussion zum Ursprung der Neumen (Akzentzeichen oder niedergeschriebene Handzeichen (Stichwort Cheironomie)) und damit der Westlichen Notation sowie ein Hinweis darauf, dass Intervalle dadurch noch nicht festgelegt waren; daneben der Gebrauch der Farbe als Zeichen für die Notendauer und die Unterscheidung in perfekte und imperfekte Noten. Im 13. Jahrhundert gab es auch noch keine Minima oder Semiminima – diese kurzen Notenwerte wurden erst später eingeführt. Der durch einen Bruch ausgedrückte Wechsel im Zeitmaß eines Stückes als Vorläufer des Metrums wird nur angedeutet, die Verlangsamung der Musik über die Jahrhunderte hinweg, die dazu führte, dass die semibrevis (brevis heißt kurz, die semibrevis ist nochmals kürzer) später zum längsten gebräuchlichen Notenwert, der ganzen Note, wurde, wird gar nicht angesprochen. In diesem Zusammenhang müsste man auch davon sprechen, dass die ursprünglich durch die Notenwerte ausgedrückte Notendauer variabel wird, so dass man durch Wörter (adagio, largo, allegro) das Tempo andeuten oder später wie etwa bei Beethoven durch Metronomangaben festlegen muss. Die Niederlegung der „modernen“ Notationsprinzipien durch Hugo Riemann, Moritz Hauptmann, etc. und die damit einhergehende „Kanonisierung“ des klassischen westlichen Notationssystems müsste man mit einer Diskussion des dadurch heraufbeschworenen Konflikts zwischen Urtextausgabe und moderner Notationspraxis auch erwähnen. Schließlich wäre trotz eines lohnenden selbständigen Artikels zu westlichen Notationssystemen des 20. Jahrhunderts ein kurzer Überblick über Neuerungen ‘‘innerhalb‘‘ des klassischen Rahmens (Vierteltonnotation, Clusternotation, etc.) wünschenswert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Artikel auf das Thema Westliche Notation besser zugeschnitten ist, aber auch hier noch eine Reihe in meinen Augen wichtiger Punkte fehlt.

Stilistisch hat mir der Artikel gefallen; der Abschnitt Kopisten enthält allerdings die Stelle „was eine zeitraubende Arbeit gewesen sein muss“ – solche Spekulationen sollten entweder als Tatsachen oder gar nicht daherkommen. Die Verweise auf die englische Wikipedia im Text haben mich auch etwas gestört – dafür sind Interwiki-Links da. Sehr positiv aufgefallen ist mir die herausragende Illustration des Artikels; Literatur und Weblinks sind in Ordnung, aber größtenteils auf das Thema Westliche Musiknotation zugeschnitten.

Fazit: Ein sehr liebevoll geschriebener und illustrierter Artikel, der aber wegen einer sehr ungünstigen Entscheidung, das riesige Thema allgemeine Musiknotation und das ebenfalls schwer überschaubare Thema Westliche Notation in ‘‘einem‘‘ Artikel abzuhandeln aus meiner Sicht keinem der beiden Themen wirklich gerecht wird oder werden kann.

Ein schöner Artikel zu diesem musikalischen Thema, der mir allerdings an den interessanten Stellen zu wenig in die Tiefe geht und außerdem stilistisch nicht ganz überzeugt.

Die Einleitung definiert das Thema gut, hätte aber aus meiner Sicht die Probleme des Begriffs etwas stärker diskutieren müssen – die Unterscheidung zwischen Melodie- und Begleitstimmen ist ja nicht bei jedem Musikstück eine triviale – die verschiedenen Stufen zwischen Melodie und Akkordbegleitung einerseits und einer beinahe gleichberechtigten Behandlung von Melodie und „Begleitung“ hätte etwas stärker herausgestellt werden müssen. Das Thema rhythmische Begleitung taucht leider nur im Abschnitt vor 1600 auf und wird nicht zuletzt dadurch etwas herabgewürdigt (ungewollt, wie ich denke), erscheint quasi als „primitiv“. Angesichts der Tatsache, dass die Musiktraditionen vieler Völker eine sehr starke rhythmische Komponente haben, die oft hochkomplex sein kann und vielfach den ganzen Körper als „Begleitinstrument“ einbezieht, fand ich dies etwas unglücklich. Im Abschnitt zur Antike hätte ich mir eine kurze Erwähnung des leierbegleiteten Lieds gewünscht, immerhin leitet sich der Name einer ganzen Literaturgattung (Lyrik) davon ab. Für die Neuzeit fehlte die Bedeutung der Orgel als aufkommendes Begleitinstrument für die singende Kirchengemeinde, die den Begleitungsaspekt der westlichen Musik ja stark befördert hat; für erwähnenswert halte ich auch die englischen Ayres (man denke an John Dowland), die gerade im englischen Raum stilbildend für die „Liedbegleitung“ waren. Im Abschnitt Obligates Accompagniment wird darauf eingegangen, dass die Freiheit der Besetzung des Generalbass verloren ging – dazu hätte man eben diese Freiheit aber besser schon im Generalbassteil erwähnt. Das Thema Alberti-Bässe hätte eine kurze Ausführung verdient gehabt und hängt gegenwärtig etwas in der Luft. Ein Teilaspekt dieses Themas ist die Möglichkeit der Selbstbegleitung auf einem Instrument, die ja profunde Auswirkungen auf die europäische Konzertpraxis hat (man vergleiche die Zahl der Solo-Klavierabende oder der Orgelkonzerte mit der Zahl der soloistischen Auftritte anderer Instrumentalisten), die man allerdings wohl besser im Einführungsteil ansprechen sollte. In diesen Zusammenhang gehört auch die Frage des Verhältnisses zwischen Solo- und Begleitinstrument – hier gibt es im 18. und frühen 19. Jahrhundert mit dem Klavier einerseits und Violine oder Flöte andererseits ein instruktives Beispiel dafür, dass die Wahrnehmung des Verhältnisses Solo-Begleitung nicht objektiv festlegbar ist, weil sie eben historisch genau anders herum war als heute – die ursprüngliche Vorstellung der begleiteten Klaviermusik, also eines von der Violine oder Flöte begleiteten Klaviers, ist uns ja heute eher fremd geworden. In Bezug auf die Liedbegleitung hätte ich mir etwas mehr Fleisch am Knochen gewünscht – das Thema psychologische Begleitung hätte eine etwas ausführlichere Behandlung verdient, zum Beispiel die Verlegung der „Innenwelt“ in die Gesangstimme und der „Außenwelt“ in die Klavierbegleitung (man denke an den „Erlkönig“). Der Satz, dass Schumann, Brahms und Wolf diese Tradition fortsetzen (die Herren hätten übrigens einen Vornamen verdient) ist zwar nicht falsch, aber doch etwas lakonisch. Die Steigerung der Intensität hin zu Mahlers „Kindertotenliedern“ könnte man noch erwähnen. In diesem Zusammenhang sehe ich auch eine gute Möglichkeit, den Gegensatz zwischen Kunstlied- und Volksliedbegleitung sinnvoll abzuhandeln; letzteres steht im Abschnitt „Einfache Liedbegleitung“ etwas in der „Diaspora“ des Artikels, sollte aber auch zu seinem Recht kommen. Unter dem Aspekt „historische Aufführungspraxis“ bzw. ihres Gegenteils hätte man auf die im frühen 19. Jahrhundert gängige Vorgehensweise eingehen können, die Werke der älteren Meister durch erweiterte Begleitstimmen zu „verbessern“ – Händel und (weniger) Bach wurde etwa diese Ehre zuteil – dies wäre zudem eine Gelegenheit, das Thema Begleitung auch kritisch zu beleuchten. Schließlich: Begleitung in der atonalen Musik, etwa bei Schönberg mit ihrer stärker am kontrapunktischen als am harmonischen orientierten Natur und der demzufolge auch theoretisch geänderten Rolle der Begleitung. Begriffe, die kurz (in einem Halbsatz) erklärt werden sollten: „melismatisch“, „Monodie“, „Continuo“. Hinsichtlich des Stils: „Wo gesungen wird, ist ein Begleiter immer willkommen“, „ist oft guter Rat teuer“ – ist beides weitgehend inhaltslos, „wer sich im stillen Kämmerlein interessiert“ zu salopp; explizite Erwähnung anderer Wikipedia-Artikel (außerhalb der normalen Links natürlich) halte ich für keine gute Idee, ganz besonders dann, wenn noch herausgehoben wird, dass es sich wie beim Quintenzirkel um Exzellente handelt – die geruchlichen Folgen von Eigenlob (=Lob für die Wikipedia) sollten bekannt sein. Sehr gut gefallen haben mir dagegen die beiden Zitate, die herausragende Bebilderung und die Hörbeispiele. Bei Literatur und Weblinks habe ich keine Bedenken.

Fazit: Ein von einigen stilistischen Schwächen abgesehen schon sehr schöner Artikel, der die zahlreichen und vielfältigen Aspekte dieses hochinteressanten Themas oft aber nur berührt.

Ein sehr schöner Artikel zu einer bedeutenden Florentiner Kirche mit zahlreichen Informationen zur Kunstgeschichte.

Der Beitrag wird sehr schön eingeleitet, beschreibt kurz und präzise die Lage und das Umfeld (letzteres ist besonders positiv hervorzuheben) und lässt die Geschichte des Bauwerks anschaulich werden. Die kunstgeschichtliche Bedeutung sowohl der Kirche selbst als auch der Bronzetore wird angemessen hervorgehoben. Ein paar Begriffe, die mit einem halben Satz bei ihrem ersten Auftreten im Artikel erläutert werden sollten: Streifeninkrustination, Stylobat, Pilaster; daneben sollten die Personen, die hinter den diversen Namen stecken, ob mittelalterlich (Dante, Boccaccio, Bruni, Poliziano, Vasari, Borgini) oder modern (Straehle) kurz (in zwei, drei Worten) charakterisiert werden (etwa „der italienische Dichter Dante“, „der deutsche Kunstgeschichtler Gerhard Straehle“ etc.). Im Satz „Neben dem Pisaner Giovanni Pisano zählen vor allem Giotto und die französische Bildhauerkunst zu seinen Einflüssen.“ gibt es keinen Bezug für „seinen“ (aus dem Kontext ist allerdings klar, dass Andrea Pisano gemeint ist). Der Artikel ist verständlich und sehr schön geschrieben, aber von zu vielen störenden Rechtschreib- und Grammatikfehlern durchsetzt, als dass man sie vollkommen ignorieren könnte; durch die Bilder ist er allerdings schön illustriert; Literatur und Weblinks sind in Ordnung.

Fazit: Ein herausragender kunstgeschichtlicher Artikel, der viele Informationen rund um die Kirche zusammengetragen hat und anschaulich präsentiert. Ohne die leider erheblichen Rechtschreib- und Grammatikschwächen gehörte er für mich zur Spitzengruppe; nach sorgfältigem Korrekturlesen meiner Meinung nach reif für die Exzellenz.

Der Artikel weckt auf überzeugende Weise das Interesse des Lesers an einem nicht-existenten Bauwerk, was an sich schon eine Leistung darstellt.

Die gute Einleitung wird durch eine angemessene Darstellung der Vorgeschichte ergänzt, die bereits wichtige Ereignisse wie die Architektenwettbewerbe erwähnt und so einen guten Überblick über das folgende ermöglicht. Die Einzelwettbewerbe und auch die Entwürfe Hoffmans werden anschaulich beschrieben, die Bilder und Zitate lockern den Text angenehm auf. Einige häufig auftauchende Begriffe – Vestibül, Proszenium, Risalit – werden bei ihrem ersten Auftreten nicht erklärt – dies sollte nach Möglichkeit jeweils in einem Halbsatz geschehen; wenn es sich bei Karl Liebknecht um den bekannten SPD-Abgeordneten handelt, sollte seine Parteimitgliedschaft erwähnt werden, damit die Opposition zum Kaiser besser eingeordnet werden kann. Im Abschnitt zum zweiten Architektenwettbewerb ist davon die Rede, dass „nach der Neufestlegung des Bauprogramms ... ein offener Ideenwettbewerb ... gefordert werden sollte.“ – welche Neufestlegung ist hier gemeint? Von Architekt Hoffman wird zunächst ausgesagt, dass er unbeteiligt war – wie verträgt sich das mit der Tatsache, dass er als Teil der Gutachtergruppe „sich eingehend mit dem Gebäude befasst“ hatte? „Im Gesamtbild stellte ... die Ausbreitung in der Länge das größere Problem dar, zumal der Bau ... nicht die gesamte Breite ... ausfüllen sollte.“ – kann es sein, dass die erste Länge der zweiten Breite entspricht – ansonsten ergibt der Satz für mich geometrisch keinen Sinn. Im Abschnitt zu Hoffmanns Entwürfen ist von Einsparungen am Depotraum die Rede – der wurde allerdings noch nicht erwähnt. Gelegentlich gibt es einige stilistische Probleme, die allerdings insgesamt nicht sehr ins Gewicht fallen: „beste Anregungen der Ergebnisse aller bisherigen Konzepte“ – hier kann man auf die Ergebnisse verzichten, was den Satz einfacher macht; „der Kaiser ... willigte dem Bau des Opernhauses ... zu.“ – entweder er willigte in den Bau ein oder er stimmte dem Bau zu. „Bau von Sozial- und Wohlfahrtsbauten“ liest sich nicht schön. Die Literatur sieht gut aus, Weblinks gibt es keine, müssen bei einem so speziellen Thema meiner Meinung nach allerdings auch nicht unbedingt sein.

Fazit: Ein sehr schöner Artikel zu einem nicht-existenten Bauwerk, der nach einer leichten Überarbeitung reif für die Exzellenten ist.

Ein übersichtlicher Artikel zu einem nicht unumstrittenen Denkmal, der alle wesentlichen Aspekte des Themas abdeckt.

Die Einleitung legt einen guten Grundstein für den Rest des Artikels; die Bestandteile des Denkmals und seine Geschichte werden angemessen beschrieben. Die Gliederungsentscheidung, die Geschichte hinter die Beschreibung zu setzen, erscheint mir im konkreten Fall nicht als glücklich, weil beim Lesen der vorigen Abschnitte die Kontroversen um das Hauptdenkmal vorausgesetzt werden, was an diesen Stellen für leichte Verwirrung sorgt. Inhaltlich kam bei mir die Frage auf, welche Bedeutung die Ausrichtung der zwei „Arme“ des Denkmals auf das Washington Monument und das Lincoln Memorial haben. Bedeutet die angeführte Tatsache, dass sich auf den Mauern kein Kreis befindet, dass niemand von den Vermissten überlebte? Wenn ja, sollte das kurz explizit vermerkt werden; Andeutungen sind nichts für eine Enzyklopädie. Aus ähnlichem Grund sollte auch die „Deutung“ der dritten Frauenfigur entfallen – wenn die Künstlerin sich nicht über ihre Motivation geäußert hat, sollten Spekulationen unterbleiben, jedenfalls solange sie nicht von prominenten Stimmen vertreten werden. Leider gibt es keine Literatur, dafür allerdings viele schöne Fotos.

Fazit: Ein Artikel, der nach kleineren Umstellungen und Präzisierungen meiner Meinung nach reif für die Exzellenten ist und schön zeigt, dass ein exzellenter Artikel, solange er sein Thema nur vollständig behandelt, nicht notwendigerweise lang sein muss.

Ein sehr schöner, aber leider etwas arg philatelie- und geschichtslastiger Artikel, in dem die modernen Aspekte des Flugpost deutlich zu kurz kommen.

Die Einleitung hätte zwar ein oder zwei Sätze mehr vertragen können, erlaubt aber eine gute Einordnung des Begriffs. Weil ich den Zusatz „muss nicht zwingend durch Luftfahrzeuge geschehen“ erst nach Lesen des Folgenden verstanden habe, sollte man allerdings eine Ergänzung, etwa durch „sondern kann zum Beispiel auch durch Brieftauben erfolgen“ in Betracht ziehen. Die Geschichte der Luftpost und die Bedeutung für die Philatelie sind im Folgenden liebevoll dargestellt, dafür fehlt allerdings vieles, was mit der modernen Luftpost zusammenhängt, ihre interne Organisation (wonach entscheidet sich, ob ein Brief mit Flugpost oder auf andere Weise transportiert wird, gibt es spezielle Flugzeuge nur für Flugpost? Spezielle Dienststellen der Post an den Flughäfen?) und etwas mehr zur wirtschaftlichen Bedeutung. Einige inhaltliche Anmerkungen: „Aufzeichnungen“ über die Verwendung von Brieftauben aus dem Jahre 5600 v. Chr. überraschen mich etwas – die Schrift wurde erst weit über ein Jahrtausend später erfunden, von welchen Aufzeichnungen ist also die Rede? Wieso wird die Brieftaube durch Kreuzritter nach Europa gebracht, wenn schon Cäsar ihren Einsatz kannte? War das Wissen darum zwischenzeitlich verloren gegangen? Australien ist ein Kontinent, keine Insel. Flugmarken werden im Artikel im Präsens abgehandelt, gab es aber anscheinend nur bis 1933 – in diesem Fall sollte man konsequenterweise die Vergangenheitsform wählen. In Bezug auf Saint-Exupery würde ich statt des „Kleinen Prinzen“ eher dessen Novelle „Nachtflug“ erwähnen, die sich explizit um die Flugpost dreht. Stilistisch sind „Poststempel der Post“ im Abschnitt „Amtliche Luftpoststempel“ nicht sehr schön, bei dem häufig gebrauchten „verausgabte“ (Briefmarken) bin ich mir nicht sicher, ob das ein etablierter postalischer Wortgebrauch ist, ansonsten wäre „gab ... aus“ vorzuziehen. Etwas unangenehm aufgefallen sind mir eine große Reihe grammatischer Fehler – hier müsste man noch einmal sorgfältig korrekturlesen. Literatur und Weblinks sehen gut aus.

Fazit: Ein liebevoll geschriebener Artikel zu einem postalischen Thema mit langer Tradition, dessen philatelistischer und auch geschichtlicher Teil mich überzeugt hat, der aber hinsichtlich der profaneren Aspekte des Themas noch eine Erweiterung gebrauchen könnte.

Ein solider Beitrag zu einem bayrischen Berg, der aber noch ein paar inhaltliche und stilistische Schwächen aufweist.

Die Einleitung ermöglicht einen guten ersten Überblick über das Thema. Die Schichtfolge des Berges im nächsten Abschnitt hätte aber im Text erklärt und nicht nur auf der Schautafel dargestellt werden müssen; insbesondere hätte mich interessiert, aus welchen Gesteinen der Berg hauptsächlich besteht; eine Sage erzählt zudem von einer Höhle – gibt es überhaupt Höhlen im Hesselberg? Im nächsten Abschnitt müsste Steinzeit mit Jungsteinzeit präzisiert werden, die Daten für die „Keltenzeit“ sind viel zu früh. Im Römerabschnitt fehlt mir etwas der konkrete Bezug zum Hesselberg, im Mittelalterabschnitt ist „gehörte zu den Forstbereichen der Könige“ zu ungenau; der plötzliche Sprung zu den Nationalsozialisten lässt zudem eine riesige Zeitspanne aus – ist dort nichts am Hesselberg geschehen? Der Sagenabschnitt hat mir sehr gut gefallen. Die Auflistung der Ausflugsziele erinnert mehr an Reiseführer als an Enzyklopädie – hier hätte der Bezug zum Berg stärker herausgestellt werden müssen; alternativ sollte man diesen Teil weglassen – das nichtssagende „diverse Orte und Museen“ wäre ein natürlicher Kandidat für letzteres. Der Begriff „Quatembern“ sollte kurz erläutert werden. Auch stilistisch braucht der Beitrag noch eine Überholung: „leider kann der Berg nicht reden“ – diese Information kann man wohl ohne Verlust weglassen, die westliche Hochfläche „hat einen sehr urtümlichen Charakter“ – was muss man sich darunter vorstellen? „und obendrauf die des Weißen Jura“ – obendrauf? „bis in unsere Tage“ – bitte keine erste Person in Enzyklopädieartikeln; „ist zum Glück nichts übriggeblieben“ – stimmt zwar, muss man aber nicht so offensichtlich wertend schreiben; „der aufmerksame Leser“ – Leser sollten nicht im Text angesprochen werden; „dieser Fremdenverkehrsverband vertritt hauptsächlich touristische Interessen“ – ist das nicht bei allen Fremdenverkehrsverbänden so? „in dem sich seltene Tiere und Pflanzen wohlfühlen“ – welche genau man dort findet, wäre interessant gewesen, dass sie sich „wohlfühlen“ ist dagegen keine belegbare Aussage und sollte daher entfallen. Der Hesselberg-Pfad informiert „über allgemein Wissenswertes“ – was muss man sich darunter vorstellen? Bei der Literatur ist anzumerken, dass Schautafeln gemeinhin nicht zu selbiger gezählt werden, weil der Leser selten die Muße hat, zu ihrem Aufstellungsort zu fahren und die Inhalte dort noch einmal vertieft nachzulesen. Die Weblinks sollten kurz kommentiert werden; bei der VHS Hesselberg kann ich zudem die Relevanz nicht ganz erkennen.

Fazit: Ein guter, schon recht informativer Artikel zu einem individuellen Berg, der inhaltlich aber noch nicht ganz überzeugt und auch stilistisch noch eine gründliche Überarbeitung benötigt.

Der Artikel ermöglicht einen guten Überblick über diese Spinnenart, ist allerdings für einen Wildtier-Artikel noch zu stark auf Haltungsfragen fokussiert.

Nach einer guten Einleitung, neben der allerdings die Nicht-Standardtaxobox etwas unangenehm auffällt, kommt der Artikel auf die Verbreitung zu sprechen, erzählt im entsprechenden Kapitel dann aber hauptsächlich von Haltung und ihren Folgen, statt sich auf die Verbreitungsangaben zu konzentrieren; dafür fehlt später ein Gefährdungsabschnitt, in dem die Probleme, die der Zoohandel für diese wohl populärste Vogelspinne mit sich gebracht hat, sorgfältig hätte diskutiert werden müssen; der Bestandseinbruch dieser Tiere ist wesentlich auf Entnahmen aus der Wildnis zurückzuführen. Der Abschnitt zum Aussehen wiederholt anfangs einige Eigenschaften, die auf alle Spinnen oder gar Kieferklauenträger (Chelicerata) zutreffen; obwohl ich eine gewisse Redundanz positiv finde, ist es im Fall eines Artartikels überflüssig auf Merkmale einzugehen, die für die ganze Klasse gelten. Gut gefallen hat mir dagegen die Abgrenzung zu ‘‘Brachypelma annitha‘‘. Im Abschnitt Verhalten wird leider kaum das natürliche Verhalten der Spinne beschrieben, die Bedeutung der Brennhaare wird nicht richtig deutlich. Die Besonderheiten für den Menschen sollten besser in einen eigenen Abschnitt, wo sie zusammenfassend behandelt werden können. Im Abschnitt Ernährung könnte man bei einer Artbeschreibung etwas detaillierter auf die konkreten Beutetiere eingehen; die Aussage „Anschließend wird sie [die Beute] ... verflüssigt und aufgesaugt.“ ist unpräzise; die ganze Beute wird natürlich keineswegs aufgesaugt. Im Abschnitt Fortpflanzung wird die chronologische Reihenfolge nicht eingehalten, was mir unglücklich erscheint; erst wird das Paarungsritual beschrieben, dann die Art und Weise, wie das Männchen sein Sperma aufnimmt. Im Abschnitt Medienauftritte finden sich einige irrelevante Angaben (Auftritt bei Stern TV, Spielfilmszenen); hier wäre ein allgemeiner Abschnitt zur Beziehung des Menschen zu diesen Spinnen besser gewesen, der dann auch konkret auf die Therapien gegen Arachnophobie, die etwas unpassend im Verhaltenskapitel angesprochen wurden, hätte eingehen können. Der nun folgende Heimtierteil ist wie schon erwähnt zu umfangreich; es spricht nichts gegen einige Informationen dazu, wie die Tiere gehalten und gezüchtet werden, aber eine detaillierte Haltungsanleitung kann und soll eine Enzyklopädie nicht liefern – ob etwa das Terrarium nun 30x30 oder 40x40 Quadratzentimeter groß ist, ist für Nichthalter uninteressant (und Halter haben hoffentlich andere, detaillertere Informationsquellen). Dass die Aufzucht von bis zu 1000 Jungtieren keine Probleme bereiten soll, will mir auch nicht einleuchten – ziemlich bald wird man dafür eine entsprechend große Zahl an Terrarien benötigen, die wohl nicht jeder bereitstellen mag. Ganz fehlen Angaben zu Fressfeinden und Parasiten sowie zur Lebensdauer in freier Wildbahn (wo sich das Problem, wo 1000 Jungtiere hinsollen, für 99% von selbst erledigt; auch das hätte man erwähnen können). Stilistisch kann der Artikel leider nicht überzeugen; Ausdrücke wie „Wesen“ oder „gutmütig“ sind für Spinnen zu vermenschlichend, „überwältigt alles, was ihr vor die Beißklauen läuft“, „hat noch ein bis zwei Jahre zu leben, wenn alles gut läuft“ zu salopp, „schöne Erwachsenenfärbung“, „immer wieder schön anzusehen“ zu wertend, auch Wiederholungen wie „durch Einbringen von Verdauungsflüssigkeit verflüssigt“ oder „kann man noch Pflanzen ... pflanzen“ sollte man vermeiden. Die Literaturangaben sehen vernünftig aus.

Fazit: Ein Artikel, der schon eine ganze Reihe wichtiger Informationen zu dieser Art zusammengetragen hat, aber insbesondere hinsichtlich Stil und Gliederung noch einer Generalüberholung bedarf.

Ein guter Artikel zu dieser Insektenfamilie, der allerdings das Thema besser nach „oben“ und „unten“, also zur Ordnung einerseits und den Gattungen andererseits hätte abgrenzen müssen.

Die Einleitung erwähnt die Ordnungseinteilung zu den Langfühlerschrecken oder die Verwandtschaft mit den Grillen leider nicht; die Zugehörigkeit zu den Insekten ist dagegen bei einem Familienartikel nicht mehr besonders erwähnenswert, das gilt auch für die triviale Aussage, dass der Familie Gattungen untergeordnet sind. Die Heraushebung der in Deutschland lebenden Art gehört in den Verbreitungsabschnitt; nationale Sonderinformationen müssen nicht gleich in die Einleitung. Der Etymologie-Abschnitt ist bis auf die in meinen Augen überflüssige Anführung des englischen Namens soweit in Ordnung. Im Abschnitt innerer und äußerer Bau ist die Aufführung allgemeiner Insekteneigenschaften wie Tracheen und Zentralnervensystem nicht notwendig, auch die kurzen Flügel wurden bereits zuvor behandelt. Im Abschnitt Lebensraum ist mit „zum Verstärken der Kammern“ von Kammern die Rede, die noch nicht eingeführt wurden – hierzu müsste man vorher ein bis zwei Sätze verlieren, dort könnte man auch kurz auf die verschiedenen Typen von Kammern eingehen. Im Abschnitt Evolution hätte „was Funde belegen“ etwas ausgeführt werden müssen, die Aussage selbst ist eigentlich selbstverständlich; ohne Funde könnte man die Trennung der Entwicklungslinien ja nur sehr ungenau durch die „molekulare Uhr“ schätzen. Im gleichen Abschnitt hat mich die Anführung der Konvergenzen mit Maulwürfen in Verbindung mit der Aussage „zeugen von der frühen Trennung der Evolutionslinien“ etwas irritiert – ich hoffe hier ist nicht die Trennung der Entwicklungslinien von Maulwurfsgrillen und Maulwürfen gemeint. Die sich anschließenden Angaben zur modernen Verbreitung stehen in diesem Abschnitt etwas unmotiviert; die Verbreitung hätte man von der Fossilgeschichte trennen müssen. Im Fortpflanzungsabschnitt hätte man etwas näher auf den Bau der charakteristischen Schalltrichter eingehen können – es ist verblüffend, dass modernes Lautsprecherdesign auf sehr ähnliche Ergebnisse geführt hat; bei zumindest einer amerikanischen Art sind die Geräusche bis über einen Kilometer weit hörbar. Die angegebenen Zeiten für die Häutungen gelten mit großer Wahrscheinlichkeit nur für die europäische Art; tropische Arten werden jedenfalls kaum einen Winterschlaf halten. Der letzte Satz im Abschnitt Angriff und Verteidigung passt nicht dorthin, sondern müsste in den „Maulwurfsgrillen und Mensch“-Abschnitt. Im Systematik-Abschnitt hätte ich mir detailliertere Angaben zur Unterscheidung der Gattungen gewünscht; die Aufzählung der einzelnen Arten hätte man dafür in die entsprechenden Gattungsartikel verlegen können. Den Abschnitt „Arten und ihr Lebensraum“ halte ich für komplett überflüssig – dafür gibt es die Gattungs- und falls nötig Artartikel. Allerdings wäre ein zusammenfassender Überblick über die Gefährdung dieser Tiergruppe sinnvoll gewesen; hinsichtlich der Frage „Pflanzliche Nahrung oder nicht“ müsste man darauf hinweisen, dass zumindest die Nymphen auch pflanzliches Material erhalten. ‘‘Scapteriscus vicinus‘‘ gilt bei großen Populationen als Plage für Rasenflächen, aber auch für Treibhäuser, auch das hätte man erwähnen müssen. Was mir ganz fehlte, war eine Diskussion der näheren stammesgeschichtlichen Verwandtschaft der Familie. Dafür sind die Bilder und Zeichnungen gut gelungen. Bei der Literatur habe ich mich etwas über eine ungarische Veröffentlichung von 1891 gewundert – ich denke nicht, dass die unseren Lesern viel weiter helfen wird; auch die Originalausgabe von Brehms Tierleben finde ich nur bedingt relevant. Bei den Weblinks könnte man sich die Verbreitungskarte der saarländischen Maulwurfsgrillen sparen, die zu speziell für den Familienartikel ist.

Fazit: Ein informativer Artikel, der allerdings das Thema zu wenig in den Zusammenhang der anderen Langfühlerschrecken einordnet und sich andererseits zu lange mit einer Reihung von Artbeschreibungen aufhält.

Der Artikel behandelt in herausragender Weise die besonders ausgefallene Larvenform der Ameisenjungfern.

Die Einleitung hat mir sehr gut gefallen, auch das Kapitel zum Körperbau überzeugt. Einzig die verschiedenen Borstentypen hätte man hier kurz erklären, das Fehlen eines Anus kurz motivieren können (es ergibt keinen Sinn, die eigene Wohnung zu verschmutzen...). Abfallstoffe existieren natürlich auch bei Ameisenlöwen, werden aber separat gespeichert und bei der Verpuppung zurückgelassen. Vorbildlich fand ich die häufigen Vergleiche mit anderen Insektenfamilien, aber auch die sehr gute Differenzierung innerhalb der Ameisenjungfern; dass nicht alle Ameisenlöwen auch Trichter bauen, wurde gut kenntlich gemacht. Der Abschnitt zur Stammesgeschichte überlappt allerdings zu stark mit dem notwendigen gleichnamigen Abschnitt im Artikel zu den Ameisenjungfern; Stammesgeschichte ist ein Aspekt des ganzen Tiers und nicht nur der Larven. Der Abschnitt zum Trichterbau ist sehr gut gelungen, wenn auch Angaben zur Kraterbreite und –tiefe wünschenswert wären. Dass die Larven bei zu starkem Regen am Grund ihrer Trichter regelrecht ertrinken, ist ein nennenswerter Grund für die Begrenzung des Verbreitungsgebietes der trichterbauenden Arten. Im Abschnitt zur Fangmethode könnte man erwähnen, dass auch in den Trichter rieselnder Sand das Sandwurfverhalten auslöst; die Präzision, mit der die Beute lokalisiert wird, könnte man etwas stärker herausstellen. Die Angabe, dass das Körperinnere der gefangenen Tiere vollständig aufgelöst würde, ist zumindest für Ameisen nicht ganz richtig: Interessanterweise lassen Ameisenlöwen nämlich das Ameisensäure-Reservoir ihrer Beute vollkommen unangetastet – wie sie das tun, ist anscheinend noch ein Rätsel. Auch die Frage, warum sich Ameisen nicht durch Versprühen derselben wehren – auf Ameisensekrete reagieren Ameisenlöwen mehr als allergisch – hätte man kurz ansprechen können. Im Abschnitt Entwicklung braucht „Imago“ einen erklärenden Halbsatz, meines Wissens erfolgt auch nach jeder Häutung ein Trichterwechsel, da bin ich mir aber nicht hundertprozentig sicher. Der kulturgeschichtliche Teil ist ganz toll geworden, Vulgata und Physiologus sind aber wahrscheinlich nicht allen Lesern ein Begriff, ein oder zwei erklärende Worte wären hier nicht schlecht. Literatur und Weblinks sehen sehr gut aus.

Fazit: Ein sehr liebevoll geschriebener Artikel über diese faszinierenden Larven, der für mich eine Riesenüberraschung des Wettbewerbs war und hoffentlich bald unter den Exzellenten weilt.

Ein aus biologischer Sicht herausragender Artikel, der allerdings hinsichtlich der Laienverständlichkeit noch verbessert werden müsste und bei dem der Abschnitt zur Evolutionsgeschichte noch ein paar Ergänzungen und Umlagerungen vertragen könnte.

Die Einleitung ist in Ordnung, es fehlt allerdings die Erwähnung der charakteristischen fünfzähligen Symmetrie; die Einordnung in die Neumünder (Deuterostomier) könnte man kurz erläutern. Der Anatomie-Abschnitt ist sehr gut gelungen. Hinsichtlich des Blutgefäßsystems fehlt die Angabe, dass es trotz manchmal vorhandenen Herzens keinen eigentlichen Blutkreislauf gibt; auch die Abwesenheit von Blutpigmenten ist von Bedeutung, weil sie bedeutet, dass das Blut keine große Rolle beim Sauerstofftransport spielt; dafür sind die Amöbozyten, eine Art primitives „Immunsystem“, erwähnenswert. Beim Nervennetz könnte man den Zusammenhang mit der Radialsymmetrie hervorheben, nicht umsonst findet sich eine ähnliche Struktur auch bei den Nesseltieren und Rippenquallen. Ganz fehlen die charakteristischen Eigenschaften des Bindegewebes, die nur bei Stachelhäutern zu finden sind: Die extrazelluläre Matrix kann durch Nerveneinwirkung offenbar einen beliebigen Zwischenzustand zwischen fest und flüssig einnehmen – die regelmäßigen Versteifungen und Flexibilisierungen werden bei der Fortbewegung und Ernährung genutzt und intensiv in der menschlichen Arthritisforschung untersucht. Im Abschnitt sexuelle Fortpflanzung habe ich mir die Frage gestellt, wie die Abstimmung der Befruchtung ausfällt – wie bei den Korallen offenbar durch Mondeinfluss? Die Getrenntgeschlechtlichkeit müsste man explizit erwähnen. Der Abschnitt zur Larvalentwicklung ist leider sehr schwer verständlich; die nicht nur Laien verwirrende Larventerminologie hätte ich ganz aus dem Artikel herausgelassen, evtl. hätte man (kurz) auf die Ähnlichkeiten zur Tornaria-Larve der Hemichordaten zu sprechen kommen können. Stattdessen wären zwei charakteristische Merkmale beim Übergang von der Larven- zur Erwachsenenform (Verschiebung der Körperachse und Torsion des Gesamtkörpers um die neue Längsachse) interessant und wohl auch laienverständlich vermittelbar gewesen. Die Namen der einzelnen Larven könnte man dann passender bei den Klassenartikeln nennen. Die ontogenetischen Details sind wiederum für Laien etwas arg technisch und vielleicht auch in den Klassenartikeln besser platziert. Hier hat sich denn auch ein Fehler eingeschlichen, wenn es heißt, „das linke und das rechte Mesocoel lagern sich als Somatocoel übereinander“ - Axocoel, Hydrocoel und Somatocoel entsprechen (in dieser Reihenfolge) Protocoel, Mesocoel und Metacoel, es müsste also Meta- statt Mesocoel heißen. Die weiteren Abschnitte sind wieder herausragend, allerdings würde ich nicht sagen, dass Menschen Seeigel “jagen” – besondere Jagdfähigkeiten muss man ja eigentlich nicht mitbringen. Damit zum Evolutions(geschichtlichen) Abschnitt: Zunächst einmal wäre hier die Angabe wichtig, dass Stachelhäuter eine fossil wegen ihres Skeletts außerordentlich gut erhaltene Tiergruppe sind, so dass eine vergleichsweise gute Datenbasis besteht. Frühe Formen wie die Homalozoa hätten eine etwas detailliertere Erwähnung verdient, hier gibt es eine interessante Gattung (Name muss ich nochmal nachschauen), die eine Reihe als Kiemenschlitze interpretierter Öffnungen auf der Körpermittellinie aufweist – wenn die Interpretation zutrifft, wäre dies für die stammesgeschichtliche Einordnung der Echinodermata hochinteressant. Was mir etwas fehlte, ist eine Diskussion zur Ausprägung der Radialsymmetrie; hier hätte man darauf eingehen müssen, dass die frühesten erkennbaren Stachelhäuter Filtrierer mit sessiler Lebensweise waren – dadurch ergibt sich sofort eine Motivation von der bilateralen zur radialen Symmetrie zurückzukehren. Die asymmetrischen Fossilformen werden übrigens oft als Zwischenstadien auf dem Weg zur pentameren Symmetrie gedeutet. Bei der sekundären Rückkehr zur motilen Lebensweise, etwa bei Seesternen war dann strukturell bedingt keine Rückkehr zur bilateralen Symmetrie mehr möglich. Die Frage, warum die Echinodermata nie das Land erobert haben (intelligente Spekulation: unüberwindbare Probleme mit Osmoregulation und Gasaustausch), hätte man kurz ansprechen können. Was ganz fehlt: Eine kurze Erläuterung, wie sich die Echinodermata in die Neumundtiere einordnen – die komplizierten Verhältnisse müssen zwar nicht im Detail aufgedröselt werden, aber drei oder vier Sätze zu den Problemen wären schon schön gewesen. Der Systematikabschnitt ist mit der riesigen Tabelle unter Aufzählung sämtlicher fossiler Klassen etwas überfrachtet – diese Information könnte man in entsprechende Artikel zu den übergeordneten Taxa auslagern. Die Crinoidea gibt es bereits seit dem Kambrium (zum Beispiel ‘’Echmatocrinus’’), Helioplacoidea und Stelleroidea sind ausgestorben und nicht bis heute erhalten wie angegeben. In Bezug auf die interne Systematik könnte man kurz auf die Synapomorphien für Eleutherozoen und Pelmatozoen eingehen. Die Kulturgeschichte fehlte ganz – zumindest Seesterne sind aber recht auffällige Tiere und wurden angeblich bereits in minoischen Malereien dargestellt; auch die taxonomische Geschichte (erst in Mollusca, dann in Radiata, schließlich eigenes Taxon) hätte man kurz ansprechen können. Für die Verständlichkeit problematisch sind die vielen nicht erklärten Fachtermini, außer den ganzen Coelombegriffen wären hier beispielhaft „sessil”, „bilateralsymmetrisch”, „Epidermis“, „Cilie“, „Mesoderm“, „Ontogenese“, „Exkretion“, „Osmoregulation“, „Mesenterien“, „Gonaden“, „Predatoren“, „entheogen“ und natürlich die entwicklungsbiologischen Termini „äquale Teilung“, „Coeloblastula“, „Gastrula“ usw. zu nennen; letztere würde ich aber vielleicht ganz weglassen. Die Bilder sind hervorragend, Literaturangaben und Weblinks sehen gut aus.

Fazit: Ein fachlich exzellenter Artikel, dessen evolutionsgeschichtlicher Teil noch etwas überarbeitet werden könnte und der zudem nicht immer ganz laienverständlich daher kommt. Das extrem schwierige Thema (in meiner Einschätzung nach Chordatieren, Gliederfüßern und Weichtieren der schwierigste Tierstamm) habe ich bei meiner Jury-Wertung berücksichtigt.

Ein hübscher Entenartikel, der vor allem durch die tollen Fotos besticht; einige Kleinigkeiten fehlen noch.

Die Einleitung sieht gut aus, müsste aber kurz erwähnen, dass Eiderenten zu den Meerenten gehören. Die Erkennungsmerkmale der Art sind sehr gut und verständlich beschrieben, hier wäre nur kurz die Frage erwähnenswert, wann die Männchen ihr Prachtkleid tragen. Im Abschnitt zur Verbreitung wird nicht richtig deutlich, dass die Eiderente in erster Linie ein Vogel des hohen Norden ist (eine zirkumpolare Verteilung hat) – in Großbritannien ist sie etwa vornehmlich in Schottland verbreitet, in England dagegen weitaus seltener, in Irland kommt sie sehr häufig im Norden, nicht aber im Süden vor usw. auch für andere Länder. Als isolierte Vorkommen in Europa könnte man die Schwarzmeer-Bestände der Ukraine erwähnen. Der Abschnitt zur Lebensweise widmet sich ausschließlich der Ernährung, die gut beschrieben ist; zumindest der Lebensraum (durch Meerenten bereits angedeutet) könnte aber kurz beschrieben werden. Das Beutespektrum müsste man noch um Stachelhäuter (Seeigel) erweitern; daneben könnte man die Nahrung der Küken (junge Muscheln) aufführen. Im Fortpflanzungsabschnitt wäre die Tatsache, dass Eiderenten zum Schutz vor Fressfeinden oft zusammen mit Möwen brüten, gerne auch in der Nähe zu Schneeeulen – die Tiere wissen anscheinend, dass diese nicht in direkter Nestumgebung jagen – erwähnenswert. Sie müssen übrigens nicht notwendigerweise direkt in Meeresnähe ihr Nest bauen, man findet Eiderentennester durchaus einige Kilometer im Inland. Die Brutzeit kann im hohen Norden, etwa auf Spitzbergen oder in Russland, durchaus auch erst im Juni beginnen; vorher sind die Brutflächen oft noch nicht eisfrei – sobald das Eis geschmolzen ist, geht es dann los; die Eier sind in selteneren Fällen auch schon mal bläulich. Dass das Männchen sein Weibchen direkt nach dem Schlüpfen verlässt, hätte man etwas prägnanter herausstellen können; daneben gibt es auch zwischen Mutter und Küken oft nur eine schwache Bindung und „aunties“, also „Tanten“ passen auf die in kleineren Gruppen vereinigten Jungtiere auf. Im Abschnitt Zugverhalten wird auf die eingeschränkte Flugfähigkeit eingegangen – die gilt natürlich nur zur Mauserzeit, ansonsten sind Eiderenten starke Flieger; das könnte man im Artikel missverstehen. Die Darstellung der Unterarten ist gut; man müsste hier aber herausstellen, dass es sich um eine phänotypische Klassifikation handelt; die Populationen der Nominatform auf den Shetlandinseln sind etwa wesentlich enger mit den ‘‘faroensis‘‘-Formen verwandt als mit anderen ‘‘mollissima‘‘. Die Beziehung zum Menschen ist schön dargestellt; dass man für ein Kilo Daunen etwa 60 bis 80 Nester „plündern“ muss, wäre allerdings erwähnenswert, um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen; eine wichtige historische Nutzung besteht auch in der Sammlung von Eiern, die man dann durch Haushühner ausbrüten ließ – später eine willkommene Abwechslung im Kochtopf. Etwas wichtiger sind die Konflikte, die sich zwischen dem Schutz der Eiderente und den ökonomischen Interessen von Muschelzüchtern ergeben – hier können Eiderenten oft große Schäden anrichten, wodurch ein hoher Druck besteht, die Vögel zu jagen. Was ganz fehlte: Lebensdauer (10-15 Jahre) und eine kurze Diskussion der Einordnung in die Gattung ‘‘Somateria‘‘. Stilistisch sind einige Sätze nicht so schön: Im Abschnitt Jagd: „Die Jagd auf die Eiderente ist ... erlaubt. Sie wird dort zum Teil stark bejagt.“ Im Abschnitt wirtschaftliche Nutzung zweimal „immer noch“ direkt hintereinander; im zweiten Absatz des Abschnitts zur Ernährung „muschelt“ es etwas häufig. Besonders positiv aufgefallen sind die schönen Bilder, Literatur und Weblinks sind passend.

Fazit: Ein herausragender Vogelartikel, der besonders durch die tollen Fotos besticht und nach kleineren Ergänzungen für mich exzellent ist.

Der Artikel überzeugt durch seine gute Gliederung und schöne Bebilderung, ist allerdings in manchen Aussagen etwas stark auf Mitteleuropa fokussiert.

Der Einleitung hätte man ein oder zwei weitere Sätze spendieren können. Der Abschnitt zum Aussehen ist gut, könnte aber eine kurze Abgrenzung zur Sumpfohreule vornehmen. Hinsichtlich des zugegebenermaßen ziemlich großen Verbreitungsgebiets müsste man in Europa zumindest noch Südskandinavien und die Kaukasusregion erwähnen, in Afrika die Vorkommen in Ägypten (und dem angrenzenden Israel), Kenia und Zentralafrika; die nordamerikanischen Vorkommen könnte man etwas präzisieren. Hinsichtlich des Zugverhaltens wären die skandinavischen Waldohreulen interessant, die teilweise bis nach Spanien ziehen. Der Lebensraum ist für Mitteleuropa gut beschrieben, in der Stadt findet man sie häufiger auf Friedhöfen; außerhalb Mitteleuropas leben „Wald“ohreulen aber auch in Halbwüsten und Sanddünen und brüten dann oft in Palmen oder Kakteen; auf den kanarischen Inseln finden sie sich auch auf den dortigen (erkalteten) Lavafeldern. Territorialverhalten und Stimme sind sehr schön beschrieben, bei letzterer könnte man erwähnen, dass die Rufe sehr durchdringend und bis zu 1 Kilometer weit zu hören sind. Im Abschnitt zu den Beutetieren müsste man hinsichtlich der Kleinvögel erwähnen, dass ihr Anteil an der Beute insbesondere in der Brutzeit oft deutlich höher ist (in GB wurde bis zu einem Drittel festgestellt). Im Abschnitt Brut wären neben den angegebenen Greifvogelnestern auch ehemalige Eichhörnchenkobel zu nennen, daneben werden aber auch Nistkästen angenommen. Die Zahl der Jahresbruten (bis zu 2), Eifarbe und das Alter bei Flugfähigkeit sollte man noch kurz nachtragen. Die Brutzeit schwankt insgesamt etwas stärker als angegeben, ihr Beginn liegt in Europa und Nordafrika variabel zwischen Februar und Juni – für die afrikanischen, asiatischen und amerikanischen Unterarten müsste man hier noch einmal schauen. Die Bestandsentwicklung ist schön beschrieben, allerdings sollte man kurz auf die indirekte Gefährdung durch Krähen- und Elsterjagd eingehen; da Waldohreulen die Nester dieser Vögel für ihre eigenen Bruten nutzen, sind sie von der Verfolgung auch selbst betroffen. Die Konkurrenz zum Waldkauz könnte man etwas weniger defensiv formulieren – ähnliche Untersuchungen sind auch aus Großbritannien bekannt, Populationsdichten in waldkauzfreien Gebieten sind durchweg wesentlich höher. Die Bilder sind sehr schön, die Literatur gut kommentiert, der Weblink nützlich.

Fazit: Ein weiterer schöner Eulenartikel, der leicht erweitert hoffentlich schon bald bei den Exzellenten Artikeln steht.

Ein sehr schöner Vogelartikel, der allerdings noch etwas auf Mitteleuropa zentriert ist.

In die ansonsten sehr gute Einleitung gehört die Angabe, dass Uhus die größten Eulen der Welt sind, auch die Auszeichnung als Vogel des Jahres könnte man hier erwähnen; dass Eigentliche Eulen zu den Eulen zählen, braucht man dagegen nicht unbedingt in jedem Artartikel zu wiederholen. Im Abschnitt Aussehen ist der Teilabschnitt „Sonstige Merkmale“ nicht sehr schön benannt; zudem fehlt die Erwähnung der sehr charakteristischen, je nach Unterart gelben oder orangefarbenen Augenfarbe. Der Teilabschnitt Tarnen und Drohen wäre im Verhaltensabschnitt besser platziert. Die Verbreitungsangaben sind sehr unpräzise; eine Verbreitung in Nordamerika könnte man nur postulieren, wenn man den amerikanischen Uhu ‘‘Bubo virginianus‘‘ als Unterart begreifen würde, was meines Wissens aber nicht üblich ist. Dafür fehlen Arabien und Nordafrika bis in den Tschad hinein sowie die indischen Formen. Hier könnte man geltend machen, dass es sich etwa bei den nordafrikanischen Tieren (‘‘Bubo bubo ascalaphus‘‘) um eine eigenständige Art handelt, was anscheinend neuerdings so gesehen wird – dann hätte aber eine entsprechende Abgrenzung in den Text gemusst. Die fehlende Abgrenzung von ‘‘Bubo bubo‘‘ zu den anderen ‘‘Bubo‘‘-Arten fällt hier leider stark auf. Im Abschnitt Lebensraum könnte man noch Sand- und Kiesgruben erwähnen, bei ausgesiedelten Uhus findet man gelegentlich auch Vögel, die in Gebäuden wie etwa Scheunen brüten. Der Verhaltensabschnitt hat mir sehr gut gefallen; die nächtliche Jagd gilt aber nur für den mitteleuropäischen Raum; gerade im hohen Norden jagen Uhus auch bei Tag, im Sommer ist die Nacht dort einfach zu kurz. Der Abschnitt Beutetiere könnte erwähnen, dass sich Uhus manchmal auch an frischem Aas vergreifen. Im Abschnitt Fortpflanzung müsste man für Europa den frühesten Brutbeginn auf Dezember vorziehen, das ist jedenfalls anscheinend für Südfrankreich belegt. Die Eifarbe könnte man kurz ansprechen. Im Abschnitt zu den Unterarten sollte man auf den Einfluss der Höhe auf die Körpergröße und –färbung noch eingehen; insgesamt sind die Variationen hauptsächlich klinal, also kontinuierlich mit dem geografischen Terrain, so dass die Unterarteneinteilung etwas künstlich ist. Im Abschnitt Mensch und Uhu fehlt die Gefährdung durch den Straßen- und Eisenbahnverkehr, durch Stromleitungen und die Intensivierung der Landwirtschaft. Sehr positiv aufgefallen ist mir, dass die Problematik der Wiederansiedlungen sehr differenziert diskutiert wird; in diesem Zusammenhang könnte man noch das Problem der durch freigelassene Vögel eingeschleppten Krankheiten einarbeiten. Hinsichtlich der Schutzmaßnahmen verdient die Tatsache, das auch nur geringfügig gestörte Weibchen sehr schnell bereit sind, ihre Brut aufzugeben, noch eine Erwähnung; die vielleicht unverhältnismäßig scheinenden Kletterverbote und Einschränkungen von Steinbrucharbeiten werden dadurch vielleicht etwas plausibler. Was mir ganz fehlte: Der Uhu als Zugvogel. In Mitteleuropa sind die Tiere zwar Standvögel, aber über weite Teile Asiens hinweg ziehen sie regelmäßig zwischen Brut- und Winterquartier. Die Bilder sind allesamt sehr schön, die Literatur passend, der eine noch im Text verbliebene Weblink würde sich auch am Ende des Textes gut machen.

Fazit: Ein herausragender Artikel, der nach ein paar kleineren Ergänzungen hoffentlich bald die Biologie-Sektion der Exzellenten auffrischt.

Ein Haustier-Artikel, der die Haustier-Eigenschaften des Frettchens gut herausstellt, aber daneben nur wenig Hintergrundinformationen bietet.

Die Einleitung ist hier zu kurz und hätte zwei bis drei weitere Sätze vertragen können; wie der Artikel zudem später selbst feststellt, sind keineswegs alle Frettchen Albinos. Der Geschichtsabschnitt hätte informativer sein können; hier würde ich mir einerseits einen ausführlicheren Vergleich zwischen Wild- und Zuchttier wünschen, andererseits fehlen Angaben zur mittelalterlichen Frettchenjagd und zum Einsatz auf Segelschiffen in der Neuzeit zum Zweck der Rattenbekämpfung. Leonardo da Vinci hat Frettchen gemalt, Elisabeth I. von England wurde mit Frettchen dargestellt; der vergleichsweise moderne „Gebrauch“ bei der Kabelverlegung durch enge Röhren wäre ebenso wie die Namensherkunft auch eine Erwähnung wert gewesen. Der Abschnitt Aussehen verzichtet leider auf einige grundlegende Angaben zur Körperform, etwa die kurzen Beine, die eine unterirdische Kaninchenjagd erst möglich machen. Auf die Sinne (guter Geruchs- und Tastsinn, schlechter Gesichtssinn) wird auch nicht eingegangen. Die Farbformen sind wie der Artikel selbst sagt, sehr deutschlandzentriert; die Situation in anderen Ländern hätte zumindest kurz angerissen werden müssen. Das gilt auch für den Absatz zur Jagd, der verschweigt, dass Frettchenjagd heute vielfach schlichtweg ganz verboten ist. Der Verhaltensabschnitt stellt leider keine Vergleiche zum natürlichen Jagdverhalten der Wildform an. Hinsichtlich der Fortpflanzung fehlt der Zusammenhang zwischen Nackenbiss und Eisprung beim Weibchen, der das etwas rauhe Paarungsritual erklärt; die Nachkommenzahl erscheint mir dagegen etwas sehr hoch, dafür fehlen Angaben, wieviele Zuchten pro Jahr möglich sind und wann die Tiere geschlechtsreif werden. Im Wildtierabschnitt wird leider auf die Beute der verwilderten Tiere nicht eingegangen. Im Gegensatz dazu gehen die Haltungsangaben manchmal in zu viele Details; auch wenn dies bei einem Haustier stärker gerechtfertigt ist als bei einer Wildform, sind doch Detailangaben, wie junge Frettchen erzogen werden müssen, im Rahmen einer Enzyklopädie, wo es weniger um Handlungsratschläge, sondern mehr um Hintergrundinformationen gehen sollte, zu viel des Guten. Stilistisch enthält mir der Text zu viele „sollte“ und Angaben, dass bestimmte Laute „wie ein erkältetes Huhn“ klingen, ermöglichen wohl auch nur wenigen Lesern eine Orientierung. Literatur und Weblinks gefallen mir auch nicht so recht; da müsste es doch Besseres geben, als eine Vereinsschrift und ein Webforum.

Fazit: Ein Artikel, der in seinen Angaben zur Haltung sehr detailliert, teilweise wohl zu detailliert daherkommt, aber leider außerhalb dieser Halterperspektive noch zu wenige Informationen anbietet.

Der Artikel stellt in herausragender Weise eine kleine Tiergruppe dar und holt aus dem Thema fast das Maximum heraus, was dazu zu sagen ist.

Obwohl man der Einleitung noch einen Extrasatz hätte spendieren können, dahingehend, dass Dreifinger-Faultiere die vollendeten Pflanzenfresser sind und sich wohl besser als alle anderen Säugetiere an ihre Nahrungsgrundlage angepasst haben, ordnet sie das Thema angemessen ein. Zur Abgrenzung von den Zweifinger-Faultieren hätte man noch auf die im Vergleich eher homodonten Zähne, die größeren „Reviere“ und die höhere Gesamtaktivität hinweisen können. Dadurch dass die Nahrungsvorlieben schon bei den Jungtieren durch die Muttermilch geprägt und quasi vererbt werden, ist das Interesse meist auf nur sehr wenige Pflanzen eingegrenzt, so dass relativ viele Tiere auf engem Raum leben können, was höhere Populationsdichten als bei den Zweifingerfaultieren ergibt. Im Verbreitungsabschnitt hätte man kurz darauf hinweisen können, dass die Areale der einzelnen Dreifinger-Faultierarten nicht überlappen, wohl aber Zwei- und Dreifingerfaultiere im selben Gebiet zusammenleben können – innergenerische Koexistenz ist also wegen der hohen Ähnlichkeit anscheinend kaum möglich. Im Abschnitt Fressfeinde könnte man erwähnen, dass letztere weitgehend ohne Einfluss auf die Populationsgröße sind. Die Trennung von der Mutter, von deren „Revier“ ein Stückchen ererbt wird, beginnt nach meinen Informationen erst nach bis zu 9 Monaten; die Lebensdauer der Tiere wird auf 12 Jahre geschätzt, in Gefangenschaft bis über 30. Im Abschnitt zur Evolutionsgeschichte hätte man das Stichwort „konvergente Evolution“ erwähnen müssen. Literatur und Weblinks sind gut.

Fazit: Ein sehr schöner Artikel, der für mich schon jetzt exzellent ist.

Ein schöner und informationsreicher Artikel zu dieser Substanzgruppe, bei dem allerdings die Gliederung noch nicht überzeugt.

Die Einleitung hat mir gut gefallen und ermöglicht eine erste Orientierung zum Thema, lediglich den Satz zu den Lebensmittelzusatzstoffen fand ich an so prominenter Stelle fehlplatziert. Der Geschichtsabschnitt ist dagegen ohne Kenntnis der Struktur der Anthocyane unverständlich – diesen Punkt hätte man besser weiter hinten untergebracht, den beteiligten Wissenschaftlern könnte man zudem Vornamen und Nationalität spendieren. Der Abschnitt zum Vorkommen ist übersichtlich und schön geschrieben, allerdings stimmen nicht alle Details; auch bei Tieren lassen sich, wenn auch selten, Anthocyane nachweisen, etwa bei einigen Fliegen- und Wanzenarten; bei Pflanzen finden sie sich auch in den Wurzeln, etwa bei roten Beeten; bei den Blumen hätte ich noch symbolisch die Rose erwähnt. Die große Vielfalt natürlicher Anthocyane und ihrer Mischungen lässt sich durch darauf gerichtete Selektion in der Beziehung zwischen Pflanze und Bestäuber/Samenverbringer erklären, auch das könnte man kurz erwähnen. Der Abschnitt zur Biosynthese steht wieder sehr ungünstig; es ist schwierig den Aufbau einer Struktur nachzuvollziehen, die man noch gar nicht kennt. Das Wort „Hypokotyl“ sollte in einem Halbsatz erklärt werden, ein Diagramm, dass den schrittweisen Aufbau der Struktur bildlich darstellt wie im späteren Synthese-Teil wäre auch hilfreich gewesen. Zum Phenylalanin-Abbau könnte man erwähnen, dass dieser zur Stickstoffmobilisierung stattfindet; bei zur Stickstofffixierung fähigen Pflanzen findet man ihn daher nicht und so auch keine Herbstfärbung durch Anthocyane. Gewinnung und Darstellung sind durch das Diagramm sehr übersichtlich dargestellt, könnten aber ein paar erläuternde Extrasätze für die Nichtchemiker gebrauchen. Auch chemisch etwas besser Vorgebildeten müsste man die „elektrophile Cyclisierung von Benzolessigsäureestern“ etwas ausführlicher nahe bringen, je nach Wichtigkeit könnte man sie aber auch weglassen; man muss vielleicht nicht jeden möglichen Syntheseweg behandeln. Den Strukturabschnitt finde ich sehr gut gelungen und auch gut verständlich – ihn hätte ich mir wesentlich weiter vorne gewünscht. Bei den Zuckern hätte ich noch die Xylose zu bieten, die Begriffe Glykosid und Acylierung sollten kurz in einem Halbsatz umschrieben werden. Im Abschnitt Eigenschaften hätte ich mir eine kurze Erklärung gewünscht, wie die Farben überhaupt physikalisch entstehen und worauf die pH-bedingten Farbumschläge beruhen (Stichwort delokalisierte Elektronen). An dieser Stelle hätte man auch darauf eingehen können, dass ein und dasselbe Anthocyan in verschiedenen Pflanzen verschiedene Farben hervorrufen kann. Im Abschnitt Physiologie sollten die Begriffe „Bioverfügbarkeit“, „in vitro“ und „in vivo“ erklärt werden, im Abschnitt Analyse „HPLC“ und „Reversed-Phase-C18-Phase“, obwohl ich diese Details für den Anthocyane-Artikel fast schon zu speziell finde. Der Satz zum Wein könnte in einen eigenen Absatz. Ein kurzer Vergleich mit anderen Pflanzenpigmenten wie Betacyanen, Antho- und Betaxanthinen fehlte leider ganz. Literatur und Weblinks sehen gut aus.

Fazit: Eine inhaltlich bereits sehr gute Darstellung dieser Stoffgruppe, bei der allerdings noch etwas an der Verständlichkeit gearbeitet werden muss. Ein paar interne Umstellungen wären schon ein großer Schritt auf dem Weg dorthin.

Ein Artikel, der als Arbeitsskizze einen ersten Überblick über das Thema geben kann, aber noch extrem unvollständig ist.

Bereits die Einleitung müsste ausführlicher sein und bereits die wichtigsten ökonomischen und sozialen Folgen des Fabriksystems vorstellen. Die Unterscheidung von Fabrik und Manufaktur in der Vergangenheitsform legt nahe, dass es heute keine Manufakturen mehr gibt; die lapidare Erwähnung „damit einhergehende(r) Notsituation(en)“ bleibt unausgeführt. Wenn der Text sagt, dass „Zweifel an der Notwendigkeit von Fabrikationsbetrieben aufkommen“ bleibt unklar, inwiefern selbige überhaupt als notwendig angesehen wurden – damit wird meines Erachtens eine stärkere wirtschaftspolitische Planung impliziert, als es sie tatsächlich gegeben hat. Die Gesetzgebung zur Fabrik ist leider vollkommen ausgelagert, alle anderen Abschnitte sind viel zu kurz. So hätte insbesondere die Fabrik als eines der wichtigsten Elemente des Industrialisierungsprozesses herausgestellt werden müssen, das Stichwort „industrielle Revolution“ wird aber gar nicht erst erwähnt. Hinsichtlich des Ursprungs der Fabriken fehlt die Bedeutung fossiler Energien und ihrer Nutzung aber auch die Rolle des Bankwesens und der dadurch möglichen Kapitalakkumulation. Die unterschiedliche Entwicklung in den verschiedenen Staaten, etwa in Frankreich (Merkantilismus), Großbritannien und USA (Entrepreneur) oder der Sowjetunion (Staat als Ersatzfabrikant) müssten herausgestellt werden. Daneben fehlt eine Würdigung der geografischen Faktoren, die für die Ansiedelung von Fabriken relevant sind, sowohl im großräumigen Maßstab (Industrieregionen wie das Ruhrgebiet), als auch im Kleinen, etwa mit der Entstehung von separaten Industriegebieten und Arbeitersiedlungen, hierhin gehört auch die Bedeutung des Fabriksystems für das teilweise explosive Städtewachstum. In sozialer Hinsicht fehlen Kinder- und Jugendarbeit, die Entstehung eines regelrechten Arbeits-Marktes, die Einführung anderer Arbeitsformen, etwa durch festgelegte Arbeitsregeln, das Verdrängen qualifizierter Arbeitskräfte durch ungelernte Arbeiter und damit die Verlagerung der Bedeutung von individuellem Können auf den Organisationsprozess, die Bedeutung der Fabrik als Lebensstätte und Familienersatz, umgekehrt die Auflösung traditioneller dörflicher Strukturen, der Einfluss auf Religiosität und Weltbild des Einzelnen sowie der Aufbau von Hierarchien, die die persönliche Bindung zwischen Fabrikant und Arbeiter stark beeinflussen. Weiterhin sollte man kurz aufführen, in welchen Branchen sich das Fabriksystem besonders durchgesetzt hat und wieso, auch der Begriff der Agrarfabrik müsste in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Für die Gegenwart fehlt eine Diskussion der Rolle der Fabrik in der modernen Dienstleistungsgesellschaft und die Entstehung von Industrieruinen aus veralteten Fabriken. Literatur und Weblinks fehlen ganz, was bei dem Thema nicht notwendig gewesen wäre.

Fazit: Ein Artikel, der als Arbeitsgrundlage für Erweiterungen dienen kann, der aber so unvollständig ist, dass noch viel Arbeit geleistet werden muss, um ihn auf Exzellenten-Standard zu bringen.

Ein Artikel, der ein Thema aus dem Film-/Bildverarbeitungsbereich aufgreift und gut illustriert beschreibt, allerdings keine Zusammenhänge herstellt.

Die Einleitung definiert leider das Thema nicht richtig und spricht sofort von dem „Beschneiden der Bildränder“, ohne dass klar wäre, welche Bildränder hier gemeint ist. Hier sollte erst einmal kurz erklärt werden, in welchen Bereich der Begriff gehört (Filmtechnik? Bildverarbeitung?). Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Bildformaten fehlen leider weitgehend und machen ein Verständnis des Nachfolgenden schwierig; die rudimentären Erklärungen zu den Beispielbildern müssten weiter nach vorne gestellt und ergänzt werden (welche Bedeutung haben welche Bildformate?) Während der Filmabschnitt selbst noch halbwegs verständlich formuliert ist, ist der (arg kurze) DVD-Abschnitt zu jargonlastig. Einige Fachbegriffe wie Letterboxing und HDTV werden leider im Artikel nicht erklärt. Inhaltliche Fragen, die offen blieben: Wer betreibt Cropping – der Filmregisseur, die Studios, Fernsehanstalten, Filmverleiher? Welche Technik wird zu diesem Zweck eingesetzt? Welche Beziehung besteht zwischen dem Cropping beim Film und dem Cropping bei einzelnen Bildern? Ist bei letzterem vielleicht einfach nur gemeint, dass man einen beliebigen Bildausschnitt auswählt und gewissermaßen „ausschneidet“? Stilistisch ist es ungeschickt, den Leser direkt anzusprechen: „bei Ihnen“. Positiv sind die schönen Illustrationen, negativ fällt das Fehlen von Literatur und (eingeschränkt) von Weblinks auf.

Fazit: Ein solider Artikel zu einem sehr speziellen Thema, der aber wenig Hintergrundinformationen bereitstellt und nicht zuletzt deswegen, aber auch wegen zuviel Fachjargon teilweise schwer verständlich ist.

Ein sehr ausführlicher, aber dennoch nicht ausufernder Artikel zu einer kanadischen Eisenbahngesellschaft, der das Thema von vielen Seiten beleuchtet.

Die Einleitung ist gut gelungen, der Geschichtsabschnitt überzeugt, insbesondere weil er dunkle Flecken, wie die Behandlung der Arbeiter nicht verschweigt. Die Gliederung ist übersichtlich, Querverweise aus parallele Ereignisse der Weltgeschichte und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft vorbildlich; auch stilistisch fällt der Artikel nicht ab – dazu kommen schöne Fotos. Einige Kleinigkeiten: Im Abschnitt 1871 bis 1881 wird zweimal erwähnt, dass John MacDonald wieder an die Macht gelangte, was den Eindruck erweckt, er habe dementsprechend zweimal zurücktreten müssen. Außerdem ist mir nicht klar, warum CPR so versessen darauf war, dass Vermesser Rogers seinen wohlverdienten Scheck einlöste – das ist vielleicht auch ein nicht ganz so furchtbar wichtiges Detail. Erklärt werden sollten die Begriffe „teeboys“ und „Pufferküsser“, daneben werden Sandford Fleming und die Metis erwähnt, ohne dass klar wird, wer dies ist. „Verdieselung des Hauptnetzes“ und „verunmöglichen“ sieht beides nicht sehr schön aus. Die Bedeutung in der kanadischen Alltagskultur bildet einen schönen Abschluss; Literatur und Weblinks sehen gut aus, insbesondere die Erwähnung der Standardwerke hat mir hier gut gefallen.

Fazit: Ein ausgesprochen schöner Artikel zu einem eher peripheren Thema, der es schafft, auch das Interesse von Nicht-Eisenbahn-Fans zu halten und besonders durch die große Informationsvielfalt besticht. Einer meiner Favoriten.