Als Bootsklasse im Sinne des Segelsports werden Boote gleicher Bauart zusammengefasst, um in einem sportlichen Wettkampf (Regatta) gegeneinander antreten zu können.
Um einer Bootsklasse zugehörig zu sein müssen entsprechende Richtlinien erfüllt werden, die von der ISAF (International Sailing Federation) bzw. dem DSV (Deutscher Segler-Verband), einem anderen nationalen Seglerverband oder einer eigenständigen Klassenvereinigung aufgestellt wurden. Dies wird durch eine Vermessung überprüft und in einem Messbrief dokumentiert, vgl. auch Vermessung (Regattasegeln). Man unterscheidet Bootsklassen nach Klassenstatus (international, national, olympisch, siehe unten) sowie Vermessungsmodus (Einheitsklasse, Konstruktionsklasse, Ausgleichsklasse) wie in der folgenden Übersicht dargestellt:
Einheitsklassen
BearbeitenBei Einheitsklassen sind alle Boote innerhalb geringster Toleranzen baugleich. Es ist also weitestgehend gewährleistet, dass bei einer Regatta das seglerische Vermögen der Crew entscheidend ist. Man unterscheidet nach Verbreitung verschiedene Einheitsklassen: |
Internationale Einheitsklassen
Bearbeiten- Internationale (von der ISAF anerkannte) Einheitsklassen, die in mindestens sechs Ländern auf mindestens drei Kontinenten verbreitet sind. Internationale Klassen haben entweder einen Internationalen Klassenverband (Klassenvereinigung) oder werden direkt durch die ISAF verwaltet.
Kielboote Jollen 2 Pers. Einhandjollen Mehrrumpfboote - 11m One Design - Vaurien - Contender - Dart 18 - Bénéteau 25 - 29er - Europe - Hobie Cat - H-Boot - 420er - Splash - Soling - 505er - OK-Jolle - Tempest - Cadet - Topper - Melges24 - Laser II - Optimist - J22 - Fireball - J24 - Flying Dutchman - X-99 - Flying Junior - Drachen
- Als Untergruppe der Internationalen Einheitsklassen seien die Olympischen Klassen erwähnt, die durch das Internationale Olympische Komitee für die Austragung der Olympischen Segelregatten vorgesehen sind. Der Olympische Status einer Bootsklasse kann sich im Gegensatz zum Internationalen Status allerdings sehr schnell ändern.
Olympische Bootsklassen und zugehörige Disziplinen - Finn-Dinghy Einhandjolle (Dinghy) - Laser Einhandjolle, Herren - Laser Radial Einhandjolle, Damen - 49er Jolle, 2 Personen - 470er Jolle, 2 Personen, Damen- und Herrenklassement - Starboot Kielboot, 2 Personen, Herren - Yngling Kielboot, 3 Personen, Damen - Tornado Mehrrumpfboot - Katamaran, 2 Personen
- Als Paralympische Klasse ist darüberhinaus das Sonar als 3-Personen-Kielboot durch die ISAF anerkannt, sowie die 2.4mR Klasse (Siehe Konstruktionsklassen mit Ausgleichsformel) als Paralympisches Einhandboot. Früher gab es unter den Olympischen Klassen auch Konstruktionsklassen (z.B. 5.5mR), heutzutage sind aus Kostengründen nur noch Einheitsklassen olympisch.
Nationale Einheitsklassen
Bearbeiten- Nationale Einheitsklassen sind Einheitsklassen die durch einen nationalen Seglerverband (in Deutschland: Deutscher Segler-Verband) diesen Status erhalten. Der Deutsche Seglertag oder der Seglerrat spricht diese Anerkennung auf Vorschlag der zuständigen Fachausschüsse aus. Eine Nationale Klasse hat in der Regel auch einen Nationalen Verband (Klassenvereinigung).
Kielboote Jollenkreuzer Jollen 2 Pers. Einhandjollen Mehrrumpfboote - Kielzugvogel - Famas - Hansa-Jolle - O-Jolle - Topcat - Monas - Teeny - Dyas - Ixylon - Trias - Jeton - Varianta - Korsar - Conger - Pirat - Schwertzugvogel
Weitere vom DSV anerkannte Einheitsklassen
Bearbeiten- Es gibt noch weitere vom Deutschen Segler-Verband anerkannte Einheitsklassen die keinen der oben genannten Status erreicht haben. Sie werden wie folgt eingeteilt:
Anerkannte Ausl. Klassen Verbandsklassen Registrierte Klassen - Nordisches Folkeboot - International 806 - X-79 - Fighter - Albin Vega - IF-Boot - Laser 5000 - Javelin - EFSIX 2000 - Lis-Jollenkreuzer - Express - Monarch - Fun - Sailhorse - Micro - Sprinta Sport - Neptun 22 - Sunbeam - Seggerling - Tempo Jolle - Shark 24 - Windy - Sharpie - Trainas - VB-Jolle
Regionale Klassen
Bearbeiten- Regionale Klassen sind oft auch von einem ausländischen nationalen Seglerverband als Klasse anerkannt, oder haben ein auf eine Region begrenztes aktives Klassenleben.
Regionale Klassen - Aphrodite IOI (Dänische Nationale Klasse) - BM-Jolle (Kielboot, Niederländische 16-qm-"Jolle") - Knarr-Boot (Skandinavisches Kielboot) - Folke-Junior (Dänisches Jugendboot) - Stjärnboot (Schwedisches Jugendboot) - Flash (Niederl. Nat. Klasse) - Eikplast (Klasse in der früh. DDR) - Rügenjolle (Klasse in der früh. DDR) - Spaekhugger (dänische Einheitsklasse)
- (Liste unvollständig)
Werftklassen
Bearbeiten- Als Werftklasse bezeichnet man eine Einheitsklasse deren Bauvorschriften durch eine Werft kontrolliert werden, die gleichzeitig im Besitz aller Rechte an dieser Klasse ist. Werftklassen stellen inzwischen den Löwenanteil an Neubauten und haben oftmals gar nicht mehr das Ziel eine einheitliche Klasse zu bilden, da es reine Fahrten- oder Charteryachten sind. Der DSV kann eine Werftklasse auch in den Status der Nationalen Klasse erheben, wie es im Fall der Varianta geschehen ist.
Kielboote Jollen - Quartas - Acros - Toucan - Aquila - Dynamic/Diamant 2000 - Dynamic 35 - Diamant 3000 - Flying Sailor - J80 - Asso99 - BB10 - Laser 4000 - Esse 850 - Lacustre - Avance 36 - Trainer - Bavaria 35 Match - Bavaria 42 Match - Rommel 33 - Musto Performance Skiff - Contention 33 - Contessa 35 - Cometino 701 - Laser Vago - Duetta 94 - Argo 680 - Atlantic 23 S - Diabolo (Jollenreuzer) - OneDesign27 - Swan 48
- (Liste unvollständig)
Konstruktionsklassen
BearbeitenBei den Konstruktionsklassen trägt der Konstrukteur eines Bootes genauso viel zum Sieg bei einer Regatta bei wie die Crew. Zum Beispiel wird der America’s Cup durch Teams bestritten, die das eigene Schiff selbst konstruieren, bauen und es anschließend auch selbst segeln. Im Unterschied zu den Ausgleichsyachten entscheidet bei Konstruktionsklassen nur die Reihenfolge des Zieleinlaufes. |
Konstruktionsklassen ohne Ausgleichsformel
Bearbeiten- Konstruktionsklassen ohne Ausgleichsformel (auch als Grenzmaßklasse bezeichnet) erlauben dem Konstrukteur im Rahmen gewisser Vorgaben je nach Beschaffenheit des Reglements Freiheiten. Maßgebliche Faktoren (z.B. Länge, Breite, Gewicht, Segelfläche, Tiefgang...) können dabei innerhalb vorgegebener Grenzen variiert werden.
Kielboote Jollenkreuzer Jollen Mehrrumpfboote - 30-qm-Binnenkieler - 15er Jollenkreuzer - Z-Jolle (3 Pers.) - Formula 18 - Open 60 - 16er Jollenkreuzer - H-Jolle (2 Pers.) - A-Cat - Libera Class - 20er Jollenkreuzer - 14 Footer (2 Pers.) - 30er Jollenkreuzer - 18 Footer (3 Pers.) - Moth (1 Pers.)
- Bei den Klassen Open 60, 14 Footer, Moth und Formula 18 handelt es sich um Internationale Klassen, die Jollenkreuzer und die H-Jolle gehören zu den Nationalen Klassen, der 30er Binnenkieler und die 20-qm-Rennjolle sind vom DSV registrierte Klassen.
Konstruktionsklassen mit Ausgleichsformel
Bearbeiten- Eine Sonderstellung unter den Konstruktionsklassen nehmen Bootsklassen ein, deren maßgebliche Faktoren gegeneinander verrechnet werden. Ein Längeres Boot muß z.B. mit weniger Segelfläche auskommen. Ähnlich wie bei Ausgleichsklassen wird ein Rennwert ermittelt, aber verschiedene Boote mit gleichem Rennwert segeln dann 1:1 ohne Ausgleich gegeneinander. Siehe auch Meter-Klasse und Meterformel.
Meter Klassen Tonner Klassen America’s Cupper - 2.4mR - Minitonner/Microtonner - IACC - Yachten - 5.5mR - 1/8-Tonner (Siehe America’s Cup) - 6mR - 1/4-Tonner - 8mR - 1/2-Tonner - 12mR - 3/4-Tonner - Eintonner - Zweitonner
- Während die hier aufgeführten Meter-Klassen den Status Internationale Klasse genießen, tun dies die Tonnerklassen nicht mehr. Die 2.4mR Klasse ist aktuelles Einhandboot der Paralympics. Streng genommen ist die 2.4mR Klasse zwar Konstruktionsklasse, wird aber wie eine Einheitsklasse gehandhabt.
Schärenkreuzer
Bearbeiten- Eine weitere Sonderstellung nehmen die Schärenkreuzer ein. Bei diesen Yachten war ursprünglich lediglich die maximale Segelfläche vorgeschrieben, alles andere war freigestellt. (Die Formel bestand also nur aus einem einzigen Term: Rennwert=Segelfläche). Dieser Ansatz kommt aus Skandinavien (siehe Schäre) und stellte zu den in mitteleuropäischen Ländern bevorzugten Meter-Klassen eine Alternative dar. Mittlerweile ist das Regelwerk der Schärenkreuzer aber sehr komplex geworden, da es immer wieder galt Extrembauten zu vermeiden, und hat mit dem Ursprungsgedanken nichts mehr zu tun. Daher könnte man die Schärenkreuzer heute auch den Konstruktionsklassen ohne Ausgleichsformel zuordnen.
Schärenkreuzer - 15-qm-Schärenkreuzer (Traditionsklasse) - 22-qm-Schärenkreuzer (Schwedische Nationale Klasse) - 30-qm-Schärenkreuzer (vom DSV registrierte Klasse) - 30-qm-Tourenversion (bekannt als "Tourendreissiger") - 40-qm-Schärenkreuzer (Traditionsklasse) - 75-qm-Schärenkreuzer (Traditionsklasse)
Ausgleichsklassen
BearbeitenInnerhalb von Ausgleichsklassen segeln in ihrer Bauart unterschiedliche Boote gegeneinander. Schnellere Boote räumen langsamer eingestuften Gegnern eine Zeitvergütung ein. Nachteil von Ausgleichsklassen: Wer als erster ins Ziel kommt hat noch lange nicht gewonnen. Dieser Umstand ist sowohl für die Teilnehmer als auch für die Zuschauer eher unbefriedigend. |
Moderne Ausgleichsklassen
Bearbeiten- Bekannteste und beliebteste unter den Ausgleichformeln ist die Yardstick Wertung. Sie ist sehr einfach, beruht auf Erfahrungswerten und wird daher gerne von regattierenden Fahrtenseglern genutzt.
- IMS (International Measurement System) ist ein komplexes wissenschaftliches Vermessungssystem und die heute aktuelle Ausgleichformel im Hochseesegeln.
- ORC Club ist ein vereinfachtes IMS und ist vor allem für Clubregatten gedacht.
Historische Ausgleichsklassen
Bearbeiten- CR Yachten, (Internationale Cruiser-Racer-Formel) ab 1950/51
- KR Yachten, bis in die 70er Jahre in Deutschland die verbreitete Ausgleichsformel (z.B. 7KR Kreuzer) wurde abgelöst durch die
- IOR (International Offshore Rules) Formel. Auf der Grundlage der IOR Formal wurde die heute eingesetzte ungleich komplexere IMS Formel entwickelt.
Traditionsklassen (Altersklassen)
BearbeitenBootsklassen älterer Bauart die i.d.R. nicht mehr, bzw. als Traditionsklasse, vom DSV anerkannt sind, und auch kein überregionales aktives Klassenleben mehr haben. In der Regel handelt es sich um Konstruktionsklassen. |
Meter Klassen | Nationale Kreuzer | Nordische- u. Seefahrtskr. | weitere Traditionsklassen |
- 5mR Klasse | - 35er Nat. Kreuzer | - J-Klasse | |
- 6.5mR Klasse | - 45er Nat. Kreuzer | (ähnliche Einteilung wie | - Sonderklasse |
- 7mR Klasse | - 60er Nat. Kreuzer | Nationale Kreuzer | - Vertenskreuzer |
- 10mR Klasse | - 75er Nat. Kreuzer | und Schärenkreuzer) | - Malteserkreuzer |
- 15mR Klasse | - 125er Nat. Kreuzer | - 12 Fuß Dinghy | |
- 19mR Klasse | - 10-qm-Rennjolle (N-Jolle) | ||
- 23mR Klasse | - 10-qm-Wanderjolle (z-Jolle) | ||
- 15-qm-Rennjolle (M-Jolle) | |||
- 20-qm-Wanderjolle (E-Jolle) | |||
- 22-qm-Rennjolle (J-Jolle) |
(Liste unvollständig)
Traditionelle Segelboote aus der ganzen Welt, auch ohne Klassenverbände | |
- Jangada | (Traditionelles brasilianisches Segelfloß) |
- Waarschip | (Traditionelles niederländisches Segelschiff) |
- Marinekutter | (Traditionelles in Norddeutschland verbreitetes Ausbildungsboot) |
- Jugendwanderkutter | (Traditionelles in Norddeutschland verbreitetes Jugendboot) |
- Kutter ZK10 | (Sportgerät der ehemaligen Gesellschaft für Sport und Technik, Sektion Seesport) |
- Lagatoi | (Traditionelles Segelboot in Papua-Neuguinea) |
- Paranzella | (Traditionelles Fischerboot in Italien) |
- Vela Latina | (Traditionelles Regattaboot mit Lateinersegel auf den Kanarischen Inseln) |
- Lädine | (Traditioneller Lastensegler auf dem Bodensee) |
- Gulet | (Traditioneller türkischer Lastensegler) |
- Dschunke | (Traditioneller chinesischer Lastensegler) |
(Liste unvollständig)
Siehe auch
Bearbeiten[[Kategorie:Segelbootstyp]]