Entwurf für den Artikel Aussendungsrede.

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Als Aussendungsrede wird eine Komposition von Jesusworten im Neuen Testament bezeichnet, die durch das gemeinsame Thema der Jüngerbeauftragung verbunden sind. Sie ist in zwei Formen überliefert:[1]

  • Im Evangelium nach Lukas wird die Aussendung der Zwölf in Kapitel 9 (mit Parallele in Mk 6,7–13) und die Aussendung der 70 (oder 72) Jünger in Kapitel 10 erzählt.
  • Im Evangelium nach Matthäus sind diese beiden Fassungen zu einer einzigen Rede an die Zwölf verbunden (Mt 9,36–11,1). Sie ist dort, ebenso wie die Bergpredigt, eine der großen Jesusreden, die für dieses Evangelium kennzeichnend sind.

Aussendungsrede im Matthäusevangelium

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Nachdem er im Anschluss an die Bergpredigt von Heilungswundern Jesu berichtet hat, schließt der Evangelist an, dass die Vollmacht zu Wundertaten auch seinen Jüngern gegeben ist. „Wichtig ist Matthäus also, daß die in Kap. 5–9 aufgezeigte Vollmacht Jesu in seiner Gemeinde weitergeht.“[2]

Die Einsetzung des Zwölferkreises berichtet Matthäus nicht; er setzt ihn in Mt 10,1 einfach voraus. In der Namensliste der Jünger wird Petrus als der „Erste“ besonders hervorgehoben; das entspricht der besonderen Bedeutung des Petrus in der Matthäusgemeinde. Die Jünger sind nach Mt 10,5–6 nur zu Israel gesandt. Da sie nach Mt 10,7 umsonst Kranke heilen, ist ihre Existenz ungesichert. Ihre Ausrüstung (oder vielmehr ihr Verzicht auf Ausrüstung) wird in Mt 10,10 genau beschrieben. Man kann das allgemein als Demonstration ihrer Wehrlosigkeit und Friedfertigkeit verstehen; wortwörtlich genommen, ist der Verzicht auf Sandalen und Wanderstab in einem Land, in dem es Schlangen gibt, schwer durchzuhalten. Wo den Jüngern Gastfreundschaft gewährt wird, bringen diese dem Haus ihres Gastgebers Gottes Segen; wo man sie abweist, das Gericht.[3]

In Mt 10,17–25 wird entfaltet, dass der Auftrag der Jünger ihnen Verfolgung eintragen wird, und zwar sowohl durch Synagogen als auch durch Statthalter und Könige. Diese Sätze haben einerseits das Kolorit der Naherwartung, andererseits bringt Matthäus sie hier, nicht in der Endzeitrede, wohl um deutlich zu machen, dass „Verfolgung zum normalen Leben des Jüngers gehört.“[4]

In Mt 10,26–33 folgt eine Sammlung von Worten gegen die Furcht. Obwohl die Menschen ihnen oft feindselig begegnen, sollen sich die Jünger nicht zurückziehen, sondern öffentlich auftreten. Alles, was ihnen an Unglück zustoßen mag, entspreche Gottes Willen, den sie als „Vater im Himmel“ ganz vertrauen könnten.[5]

In Mt 10,34–39 erklärt Jesus den Jüngern, dass der Einsatz für das Reich Gottes notwendigerweise zu Konflikten in ihren Familien führen werde und den Jüngern zumute, „ihr Kreuz aufzunehmen“. Wer auf Sicherheit verzichte und zum leiden bereit sei, werde Leben finden; wer dagegen dem Leiden ausweiche, werde es verfehlen.[6]

Mt 10,40–42 fasst noch einmal zusammen: In den Jüngern begegnet man Jesus selbst. Nichts Außerordentliches ist dazu nötig, schon ein Becher Wasser als Geste der Gastfreundschaft ermöglicht solche Begegnung.[7]

Nach Ulrich Luz ist die Aussendungsrede, die er als Jüngerrede bezeichnet, der grundlegende ekklesiologische Text des Matthäusevangeliums. Er entnimmt ihr folgende Aussagen zum Wesen der Kirche:[8]

  • Die Kirche verdanke sich Jesu Erbarmen.
  • Sie übernehme von Jesus den Auftrag an die Welt, sowohl Verkündigung als auch Krankenheilung.
  • Sie übernehme von Jesus auch die Lebensgestalt, nämlich Wanderschaft, Armut und Wehrlosigkeit.
  • Sie teile das Leiden Jesu, nicht weil sie es von sich aus suche, sondern weil es unvermeidlich sei.
  • Sie gehe auf das endzeitliche Gericht zu: „Die Jüngerrede stellt also die Kirche in die Spannung zwischen der Bevollmächtigung durch Jesus und dem Getragensein durch den Vater einerseits und dem Gericht, in dem sich ihre Praxis und ihr Leben vor dem Menschensohn und dem Vater zu bewähren haben, andererseits.“ (S. 156)

Der ekklesiologische Schlüsselbegriff des Evangeliums ist nach Luz „Jünger“ (μαθητής mathētḗs): Kirche sei personal und nicht als Institution verstanden; alle Jüngerinnen und Jünger hätten den gleichen Auftrag und die gleiche Vollmacht. Im Sinne des Matthäus sei Kirche ihrem Wesen nach sowohl demokratisch-geschwisterlich als auch dynamisch.

Aussendungsrede im Lukasevangelium

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Auch im Lukasevangelium wird über die Aussendung der zwölf Jünger (Lk 9,1-6 EU) berichtet. Ebenfalls wird von den Anweisungen, Vollmachten und Geboten, die Jesus den Aposteln mit auf den Weg gab, gesprochen. Bei ihm zählt ebenfalls der Wanderstab zu den Gegenständen die nicht mitgeführt werden sollen. Zu der Aussendungsrede an die zwölf auserwählten Jünger gesellt sich im Lukasevangelium im Abschnitt „Auf dem Weg nach Jerusalem“ die „Aussendung der zweiundsiebzig Jünger“ (Lk 10,1-13 EU). Inhaltlich und auftragsgebend stimmt sie mit den Reden an die zwölf Jünger in vielen Dingen überein. Die Zahl zweiundsiebzig zeugt von der symbolischen Herleitung, dass der Erdkreis aus zweiundsiebzig Völker bestehe, während die Zahl zwölf symbolisch auf die zwölf Stämme Israels verweist. Somit wird die Aussendung der Jünger, die zunächst nur für Israel galt, auf den Erdkreis erweitert.

Rezeptionsgeschichte

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Die Aussendungsreden werden vielfach mit der Einsetzung der Apostel und der Mission verbunden, es müsste aber berücksichtigt werden, dass bereits eine Trennung zwischen Judentum und den Nachfolgern Jesu stattgefunden hatte. Es geht also um die Rückgewinnung der vom Glauben abgefallenen Menschen. Fraglich wäre, ob es sich bei der Aussendung der Jünger um einen einmaligen Auftrag oder einem für immer gültigen Auftrag handelte.

Vita apostolica

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Aus der Aussendung der Apostel, wie sie sich in den Aussendungsreden darstellt, entwickelte sich ein Ideal apostolischen Lebens, bekannt als Vita apostolica. Zu diesem Vorbild gehören die apostolische Armut und die Verkündigung des Evangeliums. In der Anweisung für die Mission[9], der sich in der Beschreibung von Matthäus widerspiegelt, erklärte Jesus, an wen sich diese Mission richtete und wen er beabsichtigte zu missionieren.

Apostel Paulus

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Paulus von Tarsus, ein Missionar,[10] verstand sich als von Gott berufener „Apostel des Evangeliums für die Völker“ (Gal 1,15 EU). Er verkündete vor allem Nichtjuden den auferstandenen Jesus Christus. In den echten Paulusbriefen geht er vielfach auf das Leben in den Gemeinden ein und deutet die von Jesus erteilten Aufträge und Anweisungen. Im 1. Brief an die Korinther geht er auf das Beispiel der Apostel ein und greift das Angebot über den Lohn auf, den Jesus in seiner Aussendungsrede versprochen hat: „So hat auch der Herr denen, die das Evangelium verkünden, geboten, vom Evangelium zu leben. Ich aber habe all das nicht in Anspruch genommen“ (1 Kor 9,14-15 EU).

Franziskus

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Mit dem Beginn der franziskanischen Bewegung im Jahre 1208[11] versammelten sich mehrere Gleichgesinnte und begannen mit der Umsetzung der Aussendungsrede. Die Überlieferung deutet an, dass Franz von Assisi (1181/82–1226) in diesem Jahr die Aussendungsrede gehört hatte und beschloss, ein Wanderleben in der Nachfolge Jesu zu führen. Aus der Aussendungsrede entwickelte er die ersten Ordensregeln für den von ihm gegründeten Franziskanerorden, einer der bekannten Bettelorden. Für Franziskus war es eine Aufforderung gewesen, so zu leben und zu wirken wie die zwölf von Jesus ausgeschickten Jünger es aus der Aussendungsrede übernommen hatten.

Armutsideal

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Vor der Gründung der sogenannten Bettelorden hatten sich aus religiösen Laiengruppierungen, wie den Humiliaten, den Waldenser und den Katharer, Gemeinschaften gebildet, deren Ideal darin bestand die apostolische Armut, wie sie in den Aussendungsreden festgelegt war, praxisnah zu verwirklichen. In diese Armutsbewegung hinein folgten im frühen 13. Jahrhundert die Bettelorden, deren Bestreben es war, ihre Ordensgemeinschaften nach dem Armutsideal, welches sie aus den Aussendungsreden zu erkennen glaubten, auszurichten. Zu den bekanntesten Bettelorden des Mittelalters gehörten die Dominikaner, die Franziskaner, die Karmeliten und die Augustiner.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Eduard Schweizer: Das Evangelium nach Matthäus (= NTD 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976, S. 152.
  2. Eduard Schweizer: Das Evangelium nach Matthäus (= NTD 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976, S. 151.
  3. Eduard Schweizer: Das Evangelium nach Matthäus (= NTD 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976, S. 154–156.
  4. Eduard Schweizer: Das Evangelium nach Matthäus (= NTD 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976, S. 158.
  5. Eduard Schweizer: Das Evangelium nach Matthäus (= NTD 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976, S. 158–161.
  6. Eduard Schweizer: Das Evangelium nach Matthäus (= NTD 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976, S. 161–163.
  7. Eduard Schweizer: Das Evangelium nach Matthäus (= NTD 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976, S. 163–165.
  8. Ulrich Luz: Das Evangelium nach Matthäus (Mt 8–17) (= EKK I/2).Benziger und Neukirchener Verlag, 3. durchgesehene Auflage Zürich u. a. 1999, S. 154–156.
  9. Auch als Missionsbefehl bekannt (Mt 10,5-15 EU)
  10. Erster Missionar des Urchristentums
  11. 800 Jahre Franziskanische Bewegung, [1]

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