Ruth-Nunzia Preisig, 2018

Ruth-Nunzia Preisig, eingetragen als Ruth Preisig-Meier (* 20. Dezember 1952 in St. Gallen) war Mal- und Gestaltungstherapeutin. Als Aktivistin und Autorin trat sie für eine Geburtskultur[1] ein, in der die Frau im Zentrum steht. Der Begriff wurde aktuell, weil Frauen ein ganzheitliches Verständnis des Gebärens forderten. Es entstand eine Bewegung, welche im Bereich der Geburtshilfe nach Jahren Veränderungen bewirkte.

Leben und Wirken

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Ruth-Nunzia Preisig war eine der neun Initiantinnen des 1990 gegründeten Forum Geburt Graubünden.[2] Ihr Anliegen war, den Frauen eine Stimme zu geben. Sie wirkte durch verschiedene Aktionen auf eine neue Geburtskultur hin. Das Buch «Geburtszeiten – Geschichten vom Kinderkriegen von 1950 bis 2000» entstand, das sie 2006 herausgab. Anhand von Interviews betroffener Frauen wurde die Entwicklung vom rein medizinischen Vorgang zu einer anderen Betrachtungsweise aufgezeigt. Die Mitherausgeberin Ursula Brunold-Bigler zeichnete im Schlusskapitel den historischen Wandel nach und stellte ihn in den Gesamtzusammenhang der Körpergeschichte. Preisig plädierte schon 1996 in ihrer Diplomarbeit «Geburt und Kreativität – den Übergang malend und gestaltend erleben» für ein umfassendes Verständnis der Geburt, auch als kulturelles und spirituelles Ereignis. Diese Betrachtungsweise wird von der Theologin Hanna Strack im Buch «Spirituelle Reise zur Gebärmutter: Entdecken – Staunen  – Würdigen».[3] unter Bezugnahme auf Preisigs Arbeit aufgegriffen.

Mit einer Schwester verbrachte Ruth-Nunzia Preisig ihre Kindheit in Goldach SG, Frauenfeld und Gossau SG. In St. Gallen schloss sie die Ausbildung zur Kindergärtnerin ab. In Schiers und Haldenstein arbeitete sie in diesem Beruf. Sie leitete als Erwachsenenbildnerin Studienreisen nach Sizilien im Auftrag der Schweizer Jugendakademie (SJA),[4] später Bildungswerkstatt. Es folgten Seminare zu den Themen Immigration, Rassismus und Kampf der Frauen gegen die Mafia, unter anderen mit Sozialreformer Danilo Dolci.

Sie gründete 1986 ihr eigenes Atelier für Ausdrucksmalen in Chur. Als Mal- und Kunsttherapeutin befasste sie sich ebenfalls intensiv mit dem Thema «Geburt und Kreativität».[5] Sie organisierte Ausstellungen mit Werken aus dem Malatelier in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen.

Lebensform

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Sie ist eine Frau, die ihrer eigenen Kraft vertraut.[6] Ihr Wirken im Beruf, in der Gesellschaft und im Privaten ist ineinander verwoben. Die freischaffende Autorin und Therapeutin lebt seit 1987 mit Richi Diener, Gründer des «Theater Colori»[7] in Partnerschaft in Chur. Ihre Tochter und ihr Sohn wurden 1989 und 1991 geboren. Für beide Elternteile war die Aufteilung der Betreuungsarbeit und eine teilzeitliche Berufstätigkeit selbstverständlich. Preisig nimmt seit 1989 am jährlich stattfindenden Treffen einer europäischen Frauengruppe, abwechselnd in Italien, Frankreich, England oder in der Schweiz teil. Ihre Auslandaufenthalte mit zeitweiligen Sozialeinsätzen in Deutschland, England, Südindien, in der Karibik und immer wieder in Sizilien beeinflussten ihr Lebensverständnis massgeblich. Sie engagiert sich weiterhin für gesellschaftspolitische Frauenanliegen. 2020 publizierte sie die Lebensgeschichte von Marlyse Fuchs: «Eine vielseitig engagierte Frau erzählt.»

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Das Frauen Museum Hittisau definiert „Geburtskultur“ mit «Geburt geht uns alle an. Wie der Tod betrifft sie ausnahmslos jeden Menschen. Die Bedingungen, die eine Schwangerschaft und Geburt begleiten, prägen unser Leben. Geburtskultur ist die Art und Weise, wie der Start ins Leben von einer Gesellschaft gestaltet wird und welche Rahmenbedingungen sie dafür schafft.»
  2. Forum Geburt Graubünden, archiviert im Frauenkulturarchiv GR am 24. Juli 2014
  3. Hannah Strack: Spirituelle Reise zur Gebärmutter: Entdecken – Staunen – Würdigen, Seite 72–73
  4. Schweizer Jugendakademie (SJA), archiviert im Schweizer Sozialarchiv
  5. Viresha J. Bloemeke: Es war eine schwere Geburt: Wie schmerzliche Erfahrungen heilen., Seite 51
  6. Verena Zimmermann in Südostschweiz Graubünden: Eine Frau vertraut Ihrer eigenen Kraft.
  7. Theater Colori, St. Gallen


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