Benutzer:Colonialwarrior/Königliche Eisenstädter Schützengesellschaft

Logo der ESG
Logo der ESG

Die Königliche Eisenstädter Schützengesellschaft kurz ESG ist, trotz des etwas irreführenden Namens, kein Schützenverein sondern war stets die Bewaffnete Macht der Freistadt Eisenstadt. Ihr oblag die Verteidigung der Stadtmauern , die Bewachung der Stadttore, sowie die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit. Die ESG wurde 1619 gegründet und existiert, mit einigen Unterbrechungen, bis heute, somit ist sie die älteste Bürgerwehr des damaligen Königreich Ungarn bzw. des heutigen Burgenlandes. Traditionstag ist der 18. Juni (Tag der Schlacht von Kolin) 1757.



Geschichte

Bearbeiten
 
Stich von Eisenstadt aus der Topographia Austriacarum das Gebäude ganz links scheint die alte Schießstatt auf der Osterwiese zu zeigen.
 
Neue Gedenktafel der ESG am Kriegerdenkmal Eisenstadt.


Eisenstadt lag seit der Landnahme der Ungarn, den Gebietsausweitungen der Babenberger, Böhmen und Habsburger, den Türkenkriegen und den Freiheitskämpfen der nationalen Ungarn, stets im Brennpunkt der östlichen und westlichen Interessen. Mit der Errichtung der Wehrmauern, Türme, und Basteien ab 1373 und dem Neubau der Wasserburg, war Eisenstadt ein Teil des ungarischen Grenzverteidigungssystemes gegen den Westen. Obwohl Deutschwestungarn mehrmals in Schutt und Asche gelegt wurde und ca. 90 Orte als Wüstungen verlassen werden mussten, konnten die Stadtväter von Alt-Eisenstadt ( Kismarton) ihre Stadt verteidigen, die Selbstverwaltung bewahren und die Reichsunmittelbarkeit erlangen. Die schwierige Aufgabe, die Ruhe, Ordnung und Sicherheit innerhalb der Stadt zu gewährleisten und die Stadt zu verteidigen, war Aufgabe einer bewaffneten Bürgerwehr. In den Rechtsaltertümern der Stadt findet sich die Verpflichtung: "Jeder behauste Bürger und deren erwachsene Söhne, ........... hat auf der Schießstatt zu erscheinen, im Ernstfall die Stadt zu verteidigen, ................ verpflichtet und angelobt!". Aus der Zeit nach 1550 sind noch Abrechnungen von Schützenveranstaltungen und Bürgerwehrschiessen vorhanden, die Jährlich an besonderen kirchlichen Festtagen abgehalten wurden. Nach 1565 wurde die Stadt durch eigene Büchsenmacher innerhalb einer Handwerkerzunft mit Radschlossgewehren ausgerüstet. Von 1606 bis 1618 erfolgten 8 Angriffe auf die Stadt, weshalb die Verteidigung laufend reformiert und Nachgerüstet werden musste. Die ständige Ausbildung aller Bürger am Gewehre führte 1619 zur Gründung der Eisenstädter Schützengesellschaft. Sie hatte stets Regimentsstärke, besaß eigene Feldschere, eigenes Verwaltungs[[personal und Zeugwarte. Es gab auch einen eigenen Musikzug aus dem, später, die „ Katholische Burschenschaftskapelle“ und in weiterer folge die „Stadt und Feuerwehrkapelle Eisenstadt“ hervorging. Beurkundet ist auch der Besitz eigener Wald und Weideflächen. Auch diese wurden von eigenen Schaffern (Forstbeamten) betreut. Die ESG besaß mehrere Schießstätten, die größte davon, mit eigener Kegelbahn, befand auf der Osterwiese im Bereich der heutigen Bezirkshauptmannschaft. Jahrhundertelang Zeit war die ESG im, noch heute erhaltenen, sogenannten Vize-Dom, in der nähe der Domkirche, untergebracht, dort befanden sich auch ihre Wach und Schreibstuben sowie der Amtssitz des Stadthauptmannes, darunter lagen die Vorrats und Eiskeller der Stadt. Die Munitionsvorräte waren im, ebenfalls noch erhaltenen, Pulverturm an der alten Stadtmauer, eingelagert. Die ESG verteidigte die Stadt gegen Türken und Kuruzen und war, mit mehr oder minder großer Truppenstärke, am Krieg gegen Preußen sowie an den Napoleonischen Kriegen beteiligt. Anzumerken wäre auch dass ein berittenes Kontingent der Eisenstädter, im Verbande der Esterhazyschen Husaren, am berühmten Berliner Husarenstreich des Grafen Hadik v. Futak teilgenommen hat. In den Nachwehen des Revolutionsjahres 1848 wurde die ESG, ebenso wie alle anderen Österreichischen Bürgerwehren, Bürgermilizen und Wehrhaften Schützenvereine, kurzfristig aufgelöst. Interessanterweise ging in diesem Jahre der Großteil der neuwertigen Waffen, die abzuliefern gewesen wären, verloren. Jahre später waren sie plötzlich wieder da. 1851 wurden allerhöchsten Kaiserlichen Erlass die „Pandureninstitute“ in Ungarn, Kroatien und Slowenien aufgelöst. Die Eisenstädter Bürgerwehr hatte damit erneut ihre Existenzberechtigung verloren. 1868 erklärte sich Ungarn durch das „Nationalitätengesetz“ vom 4. Dezember zum „Nationalstaat“ worauf auch die ESG wiedererstehen konnte. Im gleichen Jahre wurde auch die Freiwillige Feuerwehr Eisenstadt geründet und damit die verplichtende Brandwache von der Bürgerwehr getrennt. Nach dem Bau der Martinkaserne (1858) war Eisenstadt allerdings zur Garnisonstadt geworden, wodurch die ESG Militärisch immer mehr an Bedeutung verlor und Ende des 19. Jahrhunderts nur mehr Paradedienste leistete. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie 1918 und dem Anschluss des Burgenlandes an die Republik Österreich 1921 hatten die Eisenstädter offenbar das Interesse an ihrer Garde verloren. Zwar versuchte der „Verein der Tapferkeitsmedaillenträger des Weltkrieges“ die Organisation wieder aufleben zu lassen, doch rüstete in dieser unruhigen Zeit jede Politische Partei, der noch jungen Republik, ihren eigenen Wehrverband auf. Die Fahne der ESG trug in jenen Jahren nur der sogenannte Jagdschutzverein weiter, der bei Veranstaltungen straff und geschlossen auftrat, weshalb er von den Eisenstädtern den Spitznamen „Die Jägerkompanie“ erhielt. Doch die Zeit arbeitete gegen sie. 1938 verschwand das Nordburgenland dann, als Teil von Niederdonau, wieder von der Landkarte. Alle Bürgerwehren und Wehrhaften Schützenvereine galten, die ESG nun zum dritten male, als mit sofortiger Wirkung als aufgelöst. Im Kriegsjahr 1945 und der anschließenden Besetzung durch Sowjetische Truppen wurde der Bestand der Rüstkammer zum größten Teil zerstört oder verschleppt. Der Bevölkerung wurde, von den Besatzern, das Üben mit der Waffe sowieso verboten. Stellten sich viele Eisenstädter nun die Frage wer nach dem Wiedererstehen Österreichs, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, den Sinn und Geist dieser Bürgerwehr weitertagen sollte, so musste diese leider eindeutig mit „Keiner“ beantwortet werden. Dies sollte noch bis zur „Wiedergründung“ im Jahre 1999 andauern. Heute ist die ESG ein politisch und konfessionell ungebundener kultureller Verein, hat derzeit etwa Kompaniestärke und dient der Pflege des Eisenstädter Schützenwesens. Die Rüstkammer der ESG ist derzeit im Keller des GH "Haydnbräu" in der Pfarrgasse untergebracht. Im dortigen Schützensaale finden auch die monatlichen Kameradschaftsabende statt.

 
Derzeitige Uniformierung, v.l. n. r. Feldwebel der Fahnenwache, Schütze, Feldscher, Schütze, Musiker, Schütze, Ordonnanz.

Die Heutige Uniformierung entspricht, in etwa, der die vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zur Jahrhundertwende getragen wurde. Sie ähnelt, selten für eine „Ungarische“ Stadtwehr, der "Deutschen" Jägeruniform des ehem. kaiserlich und königlichen Heeres, nur das sehr dunkle Grau (Moorengrau) des Waffenrocks unterschied sie etwas von der regulären Truppe. Die Egalisierungsfarbe ist dunkelgrün, ebenso die der Schulterklappen. Die Knöpfe des einreihigen Waffenrockes sind, bei Offizieren und Mannschaften einheitlich, Goldfarben gehalten. Orden und Auszeichnungen werden, Altösterreichischen Reglement entsprechend, in höhe des ersten Knopfes getragen. Feldscher und Sanitäter tragen zusätzlich einen Gestickten Wappenschild des Lazarus-Ordens am linken Ärmel. Die Hosen sind schwarz . Deren Passepolierung entspricht der Egalisierungsfarbe. Die Schützenoffiziere tragen zusätzlich einen breiten Goldstreifen. Dazu wird ein braunes Koppel (Überschwung) mit Doppeladlerschnalle getragen. Die Kopfbedeckung, der korsische "Korsianer" oder Stulphut wurde 1805 von den Franzosen übernommen. Der Korsianerhut ist rechts und links aufgestülpt und mit einem Federbusch aus schwarzen Hahnenfedern (Spanischer Hahn) geschmückt. An der linken Krempe ist das Wappen der Freistadt angebracht. Die Offiziere tragen einen Zweispitz, ebenfalls mit schwarzen Hahnenfedern. Die Schützenausbildung entspricht dem, bis zur Jahrhundertwende gültigen, Reglement für die Eisenstädter Bürgerwehr von 1837, nur die Gewehrgriffe wurden für den "neuen" Repetierstutzen übernommen.

Bewaffnung

Bearbeiten
Datei:Eisenst. radschlossgewehr.jpeg
Radschloss, auch „deutsches Schloss“ genannt, einer Büchse aus Eisenstädter Fertigung.

Zur Zeit ihrer Gründung war die ESG mit Hackenbüchsen und, für die damalige Zeit sehr modernen, Radschlossgewehren ausgerüstet. Im laufe der Jahrhunderte wurde die Bewaffnung, vom Steinschloss über das Augustin Zündschloßgewehr bis hin zum Perkussionsgewehr und dem Metallpatronen verfeuerndem Werndlgewehr, immer dem neuesten Technischen Standard angepasst. Im Arsenal der ESG befanden sich stets auch einige kleine Kanonen und Mörser. Der heute in Verwendung befindliche Mannlicher Modell 1895 Stutzen stammt aus der Zeit der Zeit um 1900. Dieses, offiziell als Mannlicher-Repetierstutzen M1895, bezeichnete Gewehr, ist ein gezogener Hinterlader mit Geradezug-Drehwarzenverschluß und Kastenmagazin. Für Repräsentationszwecke, zb. Rathauswache, sind auch einige „lange“ M1895 Infanteriegewehre vorhanden. Als Faustfeuerwaffe wird der Rast & Gasser M1898 Revolver getragen.

Die älteste noch erhaltene Fahne ist die 1809 von Franz II. (HRR) den Eisenstädtern für ihre Tapferkeit in den Franzosenkriegen verliehene. Die Vorderseite zeigt einen Doppeladler mit Kaiserkrone. Im Brustschild ist ein Ungarisches Wappen dargestellt. Die Rüchseite zeigt das Wappen der Familie Esterházy mit dem Fürstenhut und das Stadtwappen mit der Umschrift: „KÖNIGLICHE FREYSTADT EISENSTADT“ Die Fahne ist in den Farben Gold/blau umrahmt. 1846 schenkte Fürst Nikolaus Esterházy der ESG, zusammen mit 160 Gewehren, eine zweite Fahne. Diese zeigt ebenfalls ein Ungarisches Wappen mit der Königskrone und der Ung. Umschrift „ Sz. Kin. Kismartoni varos polgari orhada“ (Gestiftet) „Der Bürgerwehr der königlichen Freistadt Eisenstadt“ Die Rückseite zeigt den Hl. Martin von Tours bei der Mantelteilung. Diese Fahne ist in den Farben rot/weiß/grün gerändert. War hoher Besuch des Kaiserhauses angesagt so trugen die Eisenstädter die Fahne mit dem Doppeladler voraus. Beim Empfang Ungarischer Gäste die mit dem Königswappen. Da sich beide Originalfahnen in einem stark beschädigten Zustand befinden wird von einer Verwendung bei Ausrückungen Abstand genommen. Die Vorderseite der heute bei Ausrückungen getragenen Fahne zeigt ein Spruchband mit dem Motto „VIVAT CRESCAT ET VLORIAT“, den Hl. Sebastian sowie zwei Büchsenschützen mit der Umschreibung „Eisenstädter Schützengesellschaft 1619 – 1999“. Die Rückseite zeigt das Stadtwappen sowie das Wappen der Familie Esterházy mit dem Fürstenhut. Die Fahne ist grau/grün und rot/gold umrahmt. Ebenso ist, wie in Alter Zeit, eine zweite Fahne mit dem Ungarischen Königswappen vorhanden.

Regelmäßige Ausrückungen

Bearbeiten
 
Waffenbrüder seit 300 Jahren Eisenstädter Schützen und Esterházysche Husaren, erster v. links Fürst Anton Esterhazy

Palmsonntagsumzug

Freischießen zu Fronleichnam

Kleinhöfleiner Winzerkirtag

Samsonumzug in Murau

Totengedenken Heerestruppenschule

Husarenfest in Loretto

Adventmarkt in Eisenstadt




Anekdoten

Bearbeiten

Einer Eisenstädter Legende nach soll das Kreuz der Stephanskrone von einem Eisenstädter Büchsenschützen verbogen worden sein. Als man Joseph Haydn fragte ob er nicht vereidigter Bürger der Stadt werden ( Das Bürgerrecht war damals ein Persönliches und nicht Vererbbares Privileg) wolle, meinte er, dass sich ja ein jeder Bürger der Wehr und Verteidigungspflicht zu unterwerfen habe, in Uniform an Exerzier und Paradediensten teilnehmen müsse, Übungsschüsse auf der Schießstatt abzufeuern hätte und er sich in seinem fortgeschritten Alter nicht dem Millitärischen Drill unterwerfen könne. 1848 schickte der Stadtmagistrat eine Kompanie der ESG nach Schützen am Gebirge um dort den „Ungarischen Revolutionsfeind“ gebührend zu empfangen. Da der böse Feind jedoch nicht erschien nutzten die Bürger die Zeit um die dortigen Weinkeller leerzutrinken. Als die Truppe unverrichteter Dinge wieder in die Stadt einrückte sollen einige so betrunken gewesen sein dass ihre eigenen Kinder sie nicht mehr wiedererkannt haben. Eine weitere Eisenstädter Legende besagt dass das Motto „Vivat, crescat et floriatHoch (Eisenstadt) wachse, blühe und gedeihe!“ einem Schützenoffizier beim betrachten einer Weinrebe eingefallen sein soll.

Homepage der ESG

Facebookseite der ESG

Freistadt Eisenstadt

Homepage der Partnergarde "Bürgergarde Murau"