Silberstreifen (Neuforchheim) | |
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Koordinaten | 48° 57′ 46″ N, 8° 20′ 12″ O |
Höhe | 116 m |
Fläche | 2,1 km² |
Postleitzahl | 76287 |
Vorwahl | 0721 |
Verkehrsanbindung | |
Stadtbahn (KVV) | S 7 S 8 |
Bus (KVV) | 106 |
Silberstreifen ist eine zu Forchheim gehörende Ortschaft der Stadt Rheinstetten im Landkreis Karlsruhe. Sie liegt zwischen der Bundesstraße 36 und Ettlingen an der Rheinbahnlinie und hat etwa 600 Einwohner.
Der Ortsteil liegt außerdem am westlichen Waldrand des Hardtwaldes auf dem Hochgestade. Im Silberstreifen befindet sich der Epplesee, der zu den beliebtesten Baggerseen im Karlsruher Raum zählt. Der Ort beheimatet ein großes Kieswerk der HeidelbergCement AG und die Firma Bruker Biospin, die dort ihren Firmensitz hat.
Im Silberstreifen befindet sich außerdem eine Außenstelle des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg.
Geschichte
Bearbeiten1890–1920: Frühgeschichte und militärische Nutzung
BearbeitenDie erste Bebauung auf dem Gebiet des heutigen Silberstreifens begann 1894 mit dem Bau des Exerzierplatzes der Karlsruher Garnison. Er wurde hauptsächlich für die Ausbildung und Manöver der Karlsruher Garnison genutzt. Die Anlage war auch Schauplatz bedeutender militärischer Zeremonien, einschließlich der Kaiserparaden, bei denen Kaiser Wilhelm II. mehrfach anwesend war.[1] Die militärische Nutzung des Gebiets und der Bedarf an einer besseren verkehrlichen Anbindung des Exerzierplatzes führten 1903 zur Errichtung des Bahnhofs Forchheim an der Rheinbahn, die hier bereits von 1892 bis 1894 im Bau war.
1917 ging das Gelände des Exerzierplatzes in den Besitz der Badischen Landwirtschaftskammer über, die dort ein Versuchs- und Lehrgut einrichtete. Die Hauptaufgabe dieses Gutes war die Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Auf diesem Areal wurden 1927 das Tabakforschungsinstitut (heute: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg) mit Paul Koenig als erstem Direktor gegründet und 1932 die Staatliche Mastprüfungsanstalt, die heute als Landesanstalt für Schweinezucht benannt ist. Letztere zog jedoch 2006 ins badische Boxberg um. [2]
Im Jahr 1915 wurde im Hardtwald eine rund 1800 Meter lange und 50 Meter breite Schneise geschlagen, um Platz für eine Hochspannungsleitung von 100.000 Volt zwischen dem Murgtalkraftwerk und dem Umschaltwerk Scheibenhardt zu schaffen.
1920–1960: Entstehung der Siedlung, industrielle Entwicklung und der Epplesee
BearbeitenDie eigentliche Siedlung Silberstreifen wurde 1924 mit der Eröffnung der Gaststätte „Haus Waldfrieden“ begründet. Eine Tafel am Hauseingang erinnert noch heute an diese Ursprünge und trägt folgende Inschrift:
"Nicht aus Trotz, mit zart' Gefühle
steh ich hier am Waldesrand.
Und ich ward mit großer Liebe
Haus Waldfrieden drum benannt.
Dieses Haus wurde 1924/25 erbaut von Anton Leicht und seiner Frau Katharina geb. Mohr.
Es war das erste Haus im Walde. Damit wurde Neu-Forchheim gegründet."
Im Jahr 1926 siedelte sich als erster von vielen Handwerks- und Industriebetrieben die Herdfabrik Josef Klein [3] am Bahnübergang an. Mit der Zeit wuchs die Siedlung weiter und der „Starkstromstreifen“ begann wieder zu bewalden. Von November 1932 bis zum Frühsommer 1933 machten 40 Jugendliche des Freiwilligen Arbeitsdienstes die Fläche urbar, um landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Ein Artikel im Gemeindeanzeiger vom 9. November 1932 beschreibt diesen Vorgang und schließt mit den Worten:
„Hoffen wir, daß sich der freiwillige Arbeitsdienst in Forchheim ebenso gut wie anderwärts bewährt und sein Gelingen zur Kultivierung des Rheinberg als Notstandsarbeit ermuntert. Vielleicht wird dann aus dem sandigen Starkstromstreifen jener berühmte Silberstreifen zur Ankurbelung neuen Lebens in der Gemeinde.“
Dieser Artikel gab der Starkstromlinie den Namen „Silberstreifen“, der sich dann auf die entstehende Siedlung übertrug.
1937 wurde der Epplesee als künstlicher See im Zuge von Kiesabbauarbeiten angelegt. Der See dient heute als Naherholungsgebiet und ist ein beliebter Ort für Freizeitaktivitäten. 1944, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, entstanden auf dem Gebiet des "Silberstreifens" rund drei Dutzend Behelfsheime aus Hurdissteinen und Pressplatten, die für ausgebombte Angehörige Karlsruher Firmen genutzt werden sollten. Als im Jahr 1946 insgesamt 780 Heimatvertriebene nach Forchheim zugewiesen wurden, konnte die Gemeinde diese Baracken nutzen, um Dutzende von Familien unterzubringen. Die Siedlung wuchs daraufhin schnell und bestand zunächst aus etwa 120 Wohngebäuden.
Nach dem Krieg entwickelte sich Silberstreifen zu einem Industrieviertel mit mehreren bedeutenden Firmen, darunter die Möbelfabrik Thome. 1950 wurde auf einem Teil des Geländes des Tabakforschungsinstituts die katholische Maria-Hilf-Kapelle errichtet.
1960–2000: Wachstum der Siedlung und infrastrukturelle Entwicklungen
BearbeitenIn den 1960er Jahren wuchs die Siedlung weiter, als 1964 Bruker einen neuen Firmensitz in Silberstreifen bezog. Der 50.000 m² große Standort beherbergte Labors und Produktionsstätten. Am 29. Februar 1972 wurde der Kindergarten Silberstreifen eröffnet, der später den Namen „Sterntaler“ erhielt. Im Oktober 1973 wurde der Trimm-Dich-Pfad durch Bürgermeister Ernst Heil eingeweiht, ein 2,3 Kilometer langer Vita-Parcours durch den Hardtwald, der besonders bei den Bewohnern der Siedlung sehr beliebt war. [4]
Ab 2000: Neuere Entwicklungen und Umstrukturierungen
BearbeitenUm die Siedlung vom Durchgangsverkehr der Messe Karlsruhe zu entlasten und die Anforderungen der Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe–Basel zu erfüllen[5], wurde zwischen 2002 und Ende 2004 der 349 Meter lange Messetunnel gebaut, der den Silberstreifen unterirdisch durchquert.[6][7] Auf dem Gelände der 2005 abgerissenen Möbelfabrik Thome entstand 2007 das Wohn- und Gewerbegebiet „Domicil am Hardtwald“, das 72 Häuser umfasst.
Nach dem Abriss des Kindergartens Sterntaler im Jahr 2011 wurde dieser bis Ende 2012 neu gebaut und auf 1.500 m² vergrößert. Die ursprünglich geplanten Dusch- und Lagerräume für die örtlichen Sportvereine wurden jedoch nicht umgesetzt.
2017 begann der Bau des albanisch-islamischen Gemeindezentrums im Kutschenweg, welches 2021 fertiggestellt wurde.
Im Jahr 2022 zog Bruker seinen Firmensitz nach Ettlingen um[8] und gab den Standort Silberstreifen endgültig auf.[9] Das über 50.000 m² große Gelände wurde von der Karlsruher Baugenossenschaft Familienheim übernommen, mit dem Ziel, es neu zu bebauen und die Siedlung zu erweitern.[10] Im November 2024 genehmigte die Stadt die Planung des „Waldquartiers“ auf dem ehemaligen Bruker-Gelände. Geplant sind Gewerbeflächen, Geschosswohnungsbau mit sozialem Wohnraum sowie familienfreundliche Reihenhäuser, ergänzt durch Nahversorgung und Gastronomie. Die Familienheim übernimmt die Planungskosten und verpflichtet sich zu naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen sowie einer Mietpreisbindung für geförderte Wohnungen.[11]
Verkehr
BearbeitenDer Silberstreifen liegt direkt an der badischen Rheinbahnlinie und ist am Bahnhof Forchheim mit den Karlsruher Stadtbahnlinien S7 und S8 im 20/40-Minuten-Takt mit den Städten Karlsruhe und Rastatt sowie den dazwischenliegenden Nachbarorten verbunden. Nach Achern und Freudenstadt gibt es Direktverbindungen im Stundentakt. Des Weiteren ist der Silberstreifen mit einer Buslinie zwischen Ettlingen und Neuburgweier im 20/40-Minuten-Takt verbunden.
Freizeit
BearbeitenIm Silberstreifen befindet sich der Epplesee, einer der beliebtesten Baggerseen in der Region Karlsruhe. Er ist sowohl bei Badegästen als auch bei Wassersportlern sehr beliebt. Im nördlichen Teil befindet sich ein großer Parkplatz, eine Liegewiese mit Textilbereich, Toiletten, ein Kiosk und ein Beachvolleyballplatz. Am westlichen Ufer gibt es einen großen FKK-Bereich mit eigenem Kiosk und Toiletten.
Am See wird bis heute Kies gefördert. Der Bezeichnung des Sees geht auf die gleichnamige Firma zurück, die hier eine Saugbaggeranlage installiert hat und Kies aus einer Tiefe von 60 Metern gewinnt. Da der Wasserspiegel weit unter der Geländefläche liegt, ragen hinter dem kleinen Strand hohe Böschungen empor.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Historische Kurzfassung des Stadtteils Forchheim. Stadt Rheinstetten, abgerufen am 5. Februar 2018.
- ↑ Die Geschichte der LSZ. Landesanstalt für Schweinezucht, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2018; abgerufen am 5. Februar 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Museum für Siedlungsgeschichte im PAMINA-Raum. museum-digital:deutschland, abgerufen am 7. Februar 2018.
- ↑ Freizeitgruppe Silberstreifen, Freizeitgruppe, abgerufen am 14. November 2023
- ↑ DB ProjektBau (Hrsg.): Karlsruhe–Basel im Fokus, Nr. 1/2010. (PDF-Datei ( des vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 740 kiB).
- ↑ Plan für Untertunnelung von Neuforchheim übergeben. ka-news.de, abgerufen am 5. Februar 2018.
- ↑ 2001-2010. Stadt Rheinstetten, abgerufen am 5. Februar 2018.
- ↑ Spatenstich erfolgt. (PDF) albrings+müller ag, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Oktober 2019; abgerufen am 3. Oktober 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bruker Biospin zieht um. Rheinpfalz, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Oktober 2019; abgerufen am 3. Oktober 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Karlsruher Baugenossenschaft will auf dem Bruker-Gelände im Forchheimer Silberstreifen Mietwohnungen schaffen, Badische Neueste Nachrichten vom 5. Juni 2021
- ↑ Bebauungsplan „Waldquartier“: Städtebaulicher Vertrag zur Übernahme der Planungskosten bewilligt, Stadt Rheinstetten vom 5. November 2024