Wer wissen will, wie ich zur Wikipedia gekommen bin, warum ich nicht gleich wieder abgehauen bin, was ich hier treibe und vor allem wie und weshalb, wie ich das Projekt so sehe, was ich mir erwarte, oder zumindest eines von all dem, der kann ja mal durch das Folgende stöbern. Mich würde es freuen :-)

Vom kleinen Maxdorfer zum alten Wikipedia-Hasen, oder: Anfänge und Motivation

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Ich (* 1998) bin mehr oder weniger mit Wikipedia aufgewachsen. Das Projekt war für mich schon sehr früh eine bequeme Möglichkeit, Informationen zu so ziemlich allen erdenklichen Themen auf meist aktuellem Stand zu erfahren. Unter anderem interessierte ich mich sehr für Geschichte und las querbeet alles, was ich so dazu fand, darunter eben auch die Artikel dieser Enzyklopädie, die bei meinen Google-Anfragen immer ganz oben auftauchten. Eines Tages, es muss so 2011 gewesen sein, machte ich allerdings bei meinen Nachforschungen eine Entdeckung, die mich damals sehr faszinierte: Ich wusste etwas, was das Online-Lexikon nicht wusste. Im Prinzip kein Wunder, da es sich um Detailwissen zu meinem Heimatort Maxdorf handelte. Aber sofort fühlte ich mich dafür verantwortlich, diese exklusiven Informationen, die ich als Maxdorfer hatte, weltweit online zur Verfügung zu stellen.[1]

Diese Motivation, diese Mischung aus Stolz und Verantwortungsgefühl, hat sich bis heute erhalten und ist immer wieder Ansporn für mich, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten in der Artikelarbeit einzubringen. Irgendwann kaufte ich mir Bücher allein zu diesem Zweck, etwas später entdeckte ich den Neuen Pauly in der Bibliothek meines Gymnasiums. Seit dem Wintersemester 2015/2016 studiere ich nunmehr und bin der Sorge um geeignete Literatur vollends enthoben, der Universitätsbibliothek und den geschichtswissenschaftlichen Institutsbibliotheken sei Dank. Umso mehr sehe ich die Verpflichtung, meine wissenschaftliche Ausbildung und die damit verbundenen Möglichkeiten der interessierten Allgemeinheit zugute kommen zu lassen. Ich würde es ja ohnehin nicht übers Herz bringen, die Wikipedia denen zu überlassen, die sich bei ihrer Mitarbeit auf blind Zusammengegoogeltes stützen und Quellen nicht von Literatur unterscheiden können... In universitären Kreisen umschreibe ich meine Motivation für die Wikipedia-Mitarbeit daher auch gerne mit den Worten, ich hätte das Elend nicht mehr mit ansehen können. ;-)

Andererseits kann ich auch nicht abstreiten, dass mir die Artikelarbeit hier eine Menge Nutzen bringt. Meine hobbymäßigen wie universitären Recherchen lassen sich in der Wikipedia in eine ansehnliche Form bringen und werden noch dazu gelesen. Zwar nicht allzu häufig, angesichts der Randgebiete, die ich überwiegend abackere. Aber vermutlich immer noch häufiger als die meisten anderen Texte, die zu den jeweiligen Themen publiziert werden... Und schließlich kommt immer mal wieder eine Form von Anerkennung für mich zurück, durch nette Nachrichten, die wunderbare Dankes-Funktion oder einfach durch tolle Bekanntschaften mit Wikipedianern. Dass sich Freunde und Kommilitonen mittlerweile bei mir bedanken, wenn ihnen irgendein Wikipedia-Artikel gefallen oder weitergeholfen hat, ist ein amüsanter wie beglückender Nebeneffekt.

Vom kleinen Internet-Experiment zum Hort des Weltwissens, oder: Qualitätsansprüche

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Indem sie sich meistens auf wissenschaftlich abgesicherte Werke stützt, hat die Wikipedia den meisten Internet-Angeboten mittlerweile etwas voraus; ihr Ruf ist dementsprechend auch nicht mehr der schlechteste. Was folgt, mag also Pingeln auf hohem Niveau sein. Und doch sehe ich ein Problem darin, dass Wikipedia-Artikel rein auf Basis der Lehrbücher oder (Fach-)Enzyklopädien erstellt werden. Nicht nur, dass „unsere“ Enzyklopädie keine Kopie des Neuen Paulys oder des Lexikons des Mittelalters sein sollte, um mein Fachgebiet als Beispiel zu nehmen. Darüber hinaus besteht auch noch die Gefahr, dass wir in unseren Artikeln immer weiter von dem, was die Wissenschaftler bei ihrer Forschungsarbeit zutage gefördert haben, wegrücken: Wikipedia wird zur Quartärliteratur. Zumindest Tertiärliteratur[2] zu werden, sollte für uns drin sein, finde ich... ;-)

Was heißt das konkret? Nun, wenn wir ein Mindestmaß an wissenschaftlicher Anerkennung erlangen wollen, müssen wir unsere Artikel anhand der Werke verfassen, in denen neue Erkenntnisse gewonnen werden und Wissenschaft betrieben wird. Wikipedia hat an diesem Punkt die bisher einmalige Chance, eine direkte und einigermaßen bequeme Brücke zwischen der Forschung und der Öffentlichkeit zu schlagen. Hier ist es möglich, bei etwas geringerem Platzmangel als anderswo den Stand der Forschung bezüglich eines Themas darzustellen und dem Leser zu vermitteln. Als ein Beispiel unter glücklicherweise gar nicht so wenigen mag der Artikel zu Iulius Placidianus dienen (ganz unbescheiden ein von mir stammender Text): Kein Prachtexemplar, keine spannende Unterhaltungslektüre, aber er führt die maßgeblichen wissenschaftlichen Arbeiten überblicksweise zusammen und zieht die Essenz aus der bisherigen Foschung. Nicht jeder ambitionierte Wikipedianer hat den Zugang zu jeglicher Fachliteratur, das stimmt. Doch zum Glück ist mittlerweile so viel davon online vorhanden (man schaue nur auf die Publikationsplattformen der einzelnen Universitäten), dass es auch bei knappen Budget und ohne wissenschaftliche Bibliothek vor der Haustür möglich ist, direkt auf wissenschaftliche Arbeiten zuzugreifen und diese in Artikeln nutzbar zu machen. Auf diese Weise vermeiden wir nebenbei auch, am Ende Serien hunderter gleichförmiger Einträge zu haben, denen jede Individualität verlorengegangen ist, weil sie auf ihrerseits bereits extrem zusammengestampften Wissenskondensaten aus der Tertiärliteratur beruhen.[3]

Außerdem ist diese Mehrarbeit ein guter Weg, als Wikipedia-Autor doch noch ein kleines bisschen indirekten Forscherdrang zu verspüren: Es ist spannend, abwechslungsreich und am Ende befriedigend, für seinen Text ein breites Forschungssprektrum zu erfassen, trotz des größeren Aufwandes (und auch wenn es vom „Spaßfaktor“ nicht an die – hier zu Recht nicht zugelassene – Originäre Forschung heranreicht). Zumindest mir geht es immer wieder so, am Thema Ummidia Quadratilla sitze ich zum Beispiel auch schon seit über drei Jahren...[4]

Lesenswert, aber bisserl pessimistisch in den Schlussfolgerungen: Benutzer:Decius/Wikipedia ist im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften gescheitert

Mentorenschaft, Universitätsprojekte - die Zukunft der Wikipedia

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Folgt in Kürze

Schiedsgericht und Metabereich - die Altlasten der Wikipedia

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Folgt in Kürze[5]

Was halt noch gesagt werden muss...

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... aber nicht mehr in den Fließtext passt:

  1. Bitte nicht zu genau nachforschen, was ich da unter den Vorgängeraccounts gepostet habe. Allzu hilfreich war es seinerzeit nicht. Und zur Beruhigung: Die Namen der Accounts sind zu auffällig, als dass ich damit Sockenspielerei betreiben könnte.
  2. Hinweis: Ich richte mich hier nach der geisteswissenschaftlichen Definition von Sekundär- und Tertiärliteratur, nach der primäre Werke historische Dokumente sind und erst bei der Sekundärliteratur die Wissenschaft beginnt. Zu diesen Unterschieden siehe den Artikel Sekundärliteratur.
  3. Was ich hier schreibe, ist übrigens kein Widerspruch zum Inklusionismus, mit dem ich (ohne das pauschalisieren zu wollen) ebenso sympathisiere.
  4. Zumindest nehme ich mir seit Juni 2013 alle paar Wochen vor, mich mal wieder dran zu setzen. Ein paar mal hat es bisher schon geklappt ;-)
  5. Vielleicht, schließlich habe ich eigentlich nicht wirklich Lust, mich auch noch auf so theoretischen Niveau mit den negativen Seiten des Projektes zu beschäftigen. Und bei den meisten Entwicklungen war ich eh noch nicht dabei, bin also unschuldig! :-D

Seite zuletzt aktualisiert: 19:11, 28. Sep. 2016 (CEST)