Proboscidea | ||||||||||||
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Proboscidea fragrans | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Proboscidea | ||||||||||||
Schmidel |
Proboscidea (L.) ist der Name einer präkarnivoren Pflanzengattung mit sieben Arten aus der Familie der Gemsenhorngewächse (Martyniaceae) innerhalb der Ordnung der Lippenblütler (Lamiales). Im Deutschen Sprachraum sind die Pflanzen unter den Trivialnamen „Teufelskralle“, „Rüsselfrucht“ und (veraltet) „Gemsenhorn“ bekannt.
Das ursprüngliche, natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die Südstaaten der USA über Mexiko bis nach Mittelamerika. Einige Arten werden als Zier-, Nutz- und Gemüsepflanzen kultiviert, die Gattung hat eine lange und traditionsreiche Kulturgeschichte in ihren Herkunftsländern. Besonders von den Ureinwohnern werden einige Arten noch heute genutzt und geschätzt. In Ländern außerhalb der ursprünglichen Heimat werden Proboscidea ebenfalls angebaut – mancherorts sind sie als Neophyten allerdings nicht immer willkommen.
Beschreibung
BearbeitenHabitus
BearbeitenProboscidea-Arten wachsen als Einjährige (Annuellen) oder Mehrjährige (Pluriennen) in Gestalt kräftiger Krautpflanzen oder Halbsträucher. Im nicht-blühenden Zustand erinnert ihr äußeres Erscheinungsbild an Malven und niedrige Stockrosen. Sie entspringen einfachen, wenig verzweigten Pfahlwurzeln oder verdickten Rübenwurzeln. Die oberirdischen Pflanzenteile sind fast vollständig behaart und/oder mit leicht klebrigen, duftenden Drüsenhaaren bedeckt. Die bis zu 1 Meter langen Stängel wachsen -je nach Art- niederliegend bis kriechend, oder halb aufrecht bis aufrecht. Sie können, arten- oder standortbedingt, verzweigt oder unverzweigt sein.
Laub
BearbeitenDie Laubblätter sind in der Regel langstielig und gegenständig bis wechselständig angeordnet. Die Blattbasis ist herzförmig bis abgeflacht, gleichseitig bis ungleichseitig und meist tief eingeschnitten. Die gefurchten und/oder stark geäderten, rauhen Blattspreiten sind breit-eiförmig, rundlich, halbnieren- oder schildförmig bis dreieckig, einfach bis eingebuchtet oder handförmig gelappt. Ihr Umriss kann spiegelsymmetrisch oder asymmetrisch sein. Die Blattränder sind -artenbedingt- glatt, leicht gezähnt und/oder gewellt. Die Laubblätter sind mehr oder weniger dicht oberseitig mit einfachen, weichen Haaren und unterseitig mit klebrigen Stieldrüsen bedeckt. Nebenblätter fehlen an allen Arten.
Blüte
BearbeitenDie Blütenstände (Infloreszenzen) erscheinen nahe dem Ende der Triebe aus den Blattachseln, sie sind langstielig und überragen das Laub, oder sie bleiben kurz und werden vom Laub verdeckt. Sie sind durch Tragblätter (Brakteen) geschützt. Die Blüten erscheinen zu wenigen -maximal 5 an Proboscidea sabulosa- oder zahlreich -bis zu 50 an Proboscidea parviflora- in mehr oder weniger lockeren Trauben. Direkt unter den Blüten sitzen jeweils ein oder zwei, oft abfallende Vorblätter (Brakteolen). Die Blütezeit liegt meist im Hoch- bis Spätsommer.
Die stark duftenden, zwittrigen Blüten sind spiegelsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf mehr oder weniger ungleichen, 1 bis 2 cm langen Kelchblätter sind meist frei oder nur kurz verwachsen. Die glockenförmige Blumenkrone (Corolla) kann cremefarben, gelb, pink, violett, magenta und/oder lavendelfarben sein. Die fünf auffälligen, 2 bis 5 cm langen Kronblätter sind ab der unteren Hälfte miteinander verwachsen, der Blütengrund ist eingeschnürt. Die so gebildeten, zylindrischen Kronröhren besitzen einen 10 bis 30 mm großen Schlund. Der freie Teil der Corolla ist zweilippig und fünflappig. Der Schlund und die Unterlippe weisen bei einigen Arten andersfarbige Ornamente auf, bei jeder Art sind Saftmale vorhanden. Sowohl die Außenseite der Blütenröhre wie auch die Kelchblätter sind bei den meisten Arten mit leicht klebrigen Drüsenhaaren besetzt. Von den vier Staubblättern sind zwei kürzer als die anderen, es ist je ein unfruchtbares Staminodium vorhanden. Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, einkammerigen Fruchtknoten verwachsen. Der schmale Griffel endet in einer zweilappigen, flachen Narbe.
Die Narbe besitzt einen Klappmechanismus, der bei Berührung und/oder starker Erschütterung ausgelöst wird, woraufhin die Narbe wie ein Buch zusammenklappt. Vermutlich soll so sichergestellt werden, dass mitgebrachter Pollen nicht von Pollenräubern wie zum Beispiel bestimmten Blütenkäfern entwendet werden kann. Früher wurde zudem vermutet, dass Proboscidea so eine Selbstbestäubung verhindern will, doch dies konnte zwischenzeitlich widerlegt werden. Die Gattung betreibt Fremd- und Selbstbestäubung. Proboscidea wird überwiegend von Bienen, Hummeln und Schwärmerarten mit extra langen Saugrüsseln aufgesucht.
Frucht
BearbeitenProboscidea bildet längliche, dreischichtige und fachspaltige Kapselfrüchte (oft fälschlich als „Schoten“ bezeichnet). Die Fruchthaut ist oberseitig mit Drüsenhaaren bedeckt, die darauf folgende Fruchtschicht ist fleischig. Die junge, heranreifende Frucht bildet einen spulen- bis walzenförmigen, etwa 5 bis 10 cm langen „Körper“ mit oft beidseits einem kleinen Kamm. Mit zunehmender Reife fällt das Fruchtfleisch ab oder trocknet aus. Die danach freiwerdende innere Schale, das Endokarp, bildet später die eigentliche Fruchtkapsel. Diese ist ledrig bis holzig und gefurcht oder skulptiert. Die Kapselschale ist dunkelbraun bis grauschwarz gefärbt. Jede Kapsel besitzt außerdem einen stark verlängerten, an der Spitze leicht bis merklich zurückgebogenen „Schnabel“ (das Rostrum), der sich bei abgeschlossener Samenreife in zwei bis fünf verholzende Haken (die namensgebenden „Teufelskrallen“) aufspaltet. Die Haken sind eineinhalb- bis dreimal länger als die eigentliche Kapsel und äußerst bruchfest. Die Trockenfrüchte spalten sich mit Abschluss der Samenreife an ihren Spitzen entlang der Nähte bis zum untersten Drittel der Kapsel auf.
Samen
BearbeitenPro Kapsel sind -abhängig von der jeweiligen Art- 8 bis 31 Samenkörner enthalten. Die einzelnen Samen sind bei einer Länge von 6 bis 10 mm und und einer Breite von 4,5–5,5 mm ei- oder tropfenförmig und abgeflacht. Die korkige Samenschale ist mehrschichtig, grob texturiert und gräulich bis schwarzbraun und leicht glänzend. Die Oberfläche der Schale ist gefurcht, skulptiert oder genoppt. Vom Äußeren her erinnern die Samen von Proboscidea sehr an jene der Sonnenblumen, oder an besonders dunkle Rosinen. Die Samen zeichnen sich durch eine bemerkenswert lange Lagerungsfähigkeit von bis zu 5 Jahren aus.
Die Chromosomenzahl beträgt: 2n = 30.
Ausbreitungsbiologie
BearbeitenDie Ausbreitung der harten Kapselfrüchte und Samenkörner erfolgt als Trampelkletten: die verhärteten Spitzen umklammern die Hufe oder Pfoten größerer Säugetiere wie Zangen, oder sie verhaken sich im Fell, gelegentlich auch am Schuhwerk unachtsamer Wanderer. Die unfreiwilligen „Verbreiter“ zertreten die Kapselfrüchte oder schleifen sie hinter sich her, scheuern sie auf und setzen so die einzelnen Samen frei.
Ökologie
BearbeitenChemotaxonomie
BearbeitenIn allen Pflanzenteilen wurden hohe Mengen an verschiedenen Bitterstoffen (sogenannte Iridoide) nachgewiesen, vor allem Martynisonin, Aucubin und Catalpol. Diese nutzen die Pflanzen als Fraß- und Schädlingsschutz. Die Samen zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Öl (bis 56%), Protein (bis 26%) und speziellen Gerbstoffen (bis 18%) aus. Das Öl ist reich an ungesättigten Fettsäuren, Linolsäuren und Palmfetten, der Nährwert konkurriert mit dem von Sojaöl.
Präkarnivorie
BearbeitenBei verschiedenen Arten von Proboscidea, wie auch bei Ibicella lutea, wurde vermutet, dass sie fleischfressend (karnivor) sein könnten, da die Pflanzen fast vollständig mit klebrigen Drüsenhaaren bedeckt sind und zahllose, kleinere Insekten fangen. In ihrem Aufbau und in ihrer Eigenschaft sind die Drüsenhaare denen der Regenbogenpflanzen der Gattung Byblis sehr ähnlich. Chemische Laboruntersuchungen und -tests ergaben, dass die Pflanzen zwar keine Aminosäuren und Carbonsäuren produzieren (was aber „echte“ fleischfressende Pflanzen können), diese wären für das Aufweichen und Zersetzen von tierischem Körpergewebe und Fett nötig. Aber dafür produzieren die Pflanzen verschiedene Eiweiss spaltende Enzyme (Proteasen). Dadurch findet eine nur unvollständige Verdauung statt, welche zumindest die Aufnahme und Verwertung bereits gelöster Nährstoffe und tierischer Proteine über die Stängel und Blätter erlaubt. Proboscidea gilt daher als prä- oder protokarnivor.
Krankheiten und Schädlinge
BearbeitenVor allem junge Pflanzen von Proboscidea können von insgesamt sechs verschiedenen Viren befallen werden, so besonders vom Bohnenmosaikvirus (BMV) und vom Gurkenmosaikvirus (GMV). Beide Viren werden überwiegend durch Blattläuse übertragen. Fast alle Arten von Proboscidea (besonders Prob. fragrans, Prob. louisianica und Prob. parviflora) haben sich in Labor- und Kulturtests als äußerst resistent gegen Schädlingsbekämpfungsmittel (Pestizide) und Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide) erwiesen.
Verbreitung
BearbeitenUrsprungsgebiet(e)
BearbeitenDie Gattung Proboscidea stammt aus der Neuen Welt, hauptsächlich aber aus Nord- und Mittelamerika. Ihr ursprüngliches und natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die US-Bundesstaaten Kalifornien, Arizona, New Mexico, Texas, Louisiana, Alabama, Mississippi, Georgia und Florida. Sie kommen außerdem natürlich bis in den Norden und im Zentrum Mexikos vor.
Heutige Verbreitung
BearbeitenSowohl in den kanadischen Provinzen Saskatchewan und Ontario ist Proboscidea louisianica eingebürgert. Speziell diese Art gilt mittlerweile nahezu weltweit als invasiv. Sie wird in einigen US-Bundesstaaten als „Unkraut“ angesehen und bekämpft, weil sie dort vor allem die Baumwoll- und Melonenplantagen überwuchert und durch ihren Nährstoffkonsum und Lichtraub die Nutzpflanzen kümmern lässt und die Ernten mindert. Sie kommt als Neophyt auch außerhalb Nordamerikas vor, in Europa in Portugal, Spanien, Italien, im westlichen (europäischen) Grenzgebiet von Russland und in der Türkei. Proboscidea althaeifolia wurde in Peru und Guatemala eingebürgert. Proboscidea louisianica und Ibicella lutea wurden auch im Südosten Australiens eingeschleppt, besonders in den Provinzen South Wales, Queensland und Victoria werden sie inzwischen bekämpft. Proboscidea louisianica und Prob. fragrans breiten sich auch in Südafrika aus, wo sie die Yams- und Bohnenfelder bedrängen. Die Invasivität der meisten Arten wird durch ihre enorme Widerstandskraft und Regenerierungsfähigkeit begünstigt: werden sie niedergemäht oder gar gestutzt, wachsen sie rasch wieder nach. Auch plötzliche Klimaveränderungen wie zum Beispiel Temperaturstürze schaden ihnen nicht, sofern sie nicht zu lange anhalten.
Standorte
BearbeitenBis auf Proboscidea sabulosa sind die restlichen Arten bezüglich ihrer Standortwahl sehr genügsam. Sie bevorzugen offene, vollsonnige und dauerfeuchte Anbauflächen und natürliche Feuchtsavannen. Dass sie auf nährstoffreichen wie sauren Böden gleichermaßen gedeihen können, erleichtert ihnen die Ausbreitung und Besiedelung neuer Standorte. Einzig Prob. sabulosa gedeiht ausschließlich auf Sanddünen mit hohem Sauerkalk-Gehalt. Auch Prob. althaeifolia bevorzugt stark versandete Areale.
Systematik
BearbeitenGattungsübersicht
BearbeitenDie Gattung Proboscidea wurde 1762 durch den deutschen Arzt und Botaniker Casimir Christoph Schmidel in Icones Plantarum, Edition Keller, Band 49, Tafel 12–13 aufgestellt. Typusart ist Proboscidea louisianica (Mill.) Thell. mit dem Ursprungsnamen (Basionym) Martynia louisianica Mill.. Die Gattung gehört aktuell zur Familie der Gemsenhorngewächse (Martyniacea), in früherer Literatur wurde sie noch, gemeinsam mit den Gattungen Ibicella und Craniolaria, den Sesamgewächsen (Pedaliaceae) unterstellt. Allerdings hat sich die aktuelle Zuordnung noch nicht vollständig durchsetzen können, was in Fachliteratur und auf botanischen Websites zu widersprüchlichen Angaben führt. Proboscidea wird mittlerweile in zwei Untergattungen aufgeteilt: Dissolophia und Eu-Proboscidea.
Die meisten Arten und ihre Unterarten leben allopatrisch voneinander, das heisst, ihre Habitate überschneiden sich nicht. Obgleich zahlreiche Synonyme, Unterarten und Varietäten beschrieben wurden und an manchen Naturstandorten gewisse Arten gleichzeitig wachsen, konnten bislang weder Natur- noch Kulturhybriden nachgewiesen werden. Proboscidea ist mit einiger Wahrscheinlichkeit kreuzungsresistent.
Proboscidea gilt als artenreichste Gattung unter den Gemsenhorngewächsen. Sie kann im Allgemeinen recht gut von den übrigen Gemsenhorn-Gattungen unterschieden werden: mit Ausnahme von Ibicella bildet nur Proboscidea Kapseln mit den typischen langen Fruchtschnäbeln. Von Ibicella unterscheidet sich Proboscidea durch die unbestachelten Kapselfrüchte.
Artenübersicht
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Aktuell werden sieben Arten anerkannt:
PROBOSCIDEA ALTHAEIFOLIA ((Benth.) Decne.); Malvenblättrige Teufelskralle
Syn. Martynia althaeifolia, Proboscidea arenaria, Martynia arenaria, Proboscidea peruviana, Martynia palmeri; Verbr. Kalifornien, Arizona, New Mexico, Texas. Beschr. Mehrjährig, sommergrün, kriechendes Kraut mit sukkulenter Rübenwurzel. Laub langgestielt, Blätter breit-eiförmig und schwach gelappt. Blüten leuchtend gelb mit kastanienroten Ornamenten und Saftmalen, ca. 3,5cm lang. Blütezeit von Mai bis August. Früchte ca. 5,5cm lang mit ca. 14cm langem Rostrum.
PROBOSCIDEA FRAGRANS ((Lindl.) Decne.); Wohlriechende Teufelskralle
Syn. Proboscidea louisianica subsp. fragrans, Martynia fragrans, Martynia violacea, Proboscidea violacea. Verbr. Texas, New Mexico, nördliches Mexiko. Beschr. Einjährig, halbaufrechtes großes Kraut mit Rübenwurzel. Laub langgestielt, Blätter breit-eiförmig, 5-lappig gebuchtet mit herzförmig eingeschnittener Basis. Blüten magentafarben mit orange-gelbem Saftmal, stark duftend, ca. 4 - 4,5cm lang. Früchte bis 8cm groß, Rostrum ca. 18cm lang.
PROBOSCIDEA LOUISIANICA ((Mill.) Thell.); Louisiana-Teufelskralle
Syn. Martynia louisianica, Proboscidea jussieui, Martynia jussieui, Martynia alternifolia, Martynia proboscidea; Verbr. Louisiana, Mississippi, Alabama, Georgia, Florida. Beschr. Einjährig, halbaufrechtes bis aufrechtes, kräftiges Kraut mit dicklicher Pfahlwurzel. Laub langgestielt, Blätter pikförmig bis schildförmig mit fein gesägten Rändern. Blüten pink mit zahlreichen magentafarbenen Punkten im Schlund, orange-gelbe Saftmale vorhanden. Früchte 8cm groß, Rostrum ca. 17cm lang.
PROBOSCIDEA PARVIFLORA (Wooton & Standl.); Kleinblumige Teufelskralle
Syn. Martynia parviflora; Ssp. Prob. parviflora ssp. gracillima, Prob. parviflora ssp. sinaloensis; Var. Prob. parviflora var. hohokamiana; Verbr.: Kalifornien, New Mexico, Louisiana, Florida, Mexiko. Beschr. Einjährig, halbaufrechtes kräftiges Kraut mit Pfahlwurzel. Laub langgestielt, Blätter schmal-halbnierenförmig mit gesägten Rändern. Blüten pink mit je einem großen, magentafarbenen Fleck auf jedem der beiden oberen Kronblätter, orange-gelbe Saftmale vorhanden. Früchte 5cm groß, Rostrum bis 13cm lang.
PROBOSCIDEA SABULOSA (Correll); Sanddünen-Teufelskralle
Syn. keine; Verbr. West-Texas und Nord-Mexiko. Beschr. Einjährig, halbaufrecht bis aufrechtes Kraut mittlerer Größe mit Pfahlwurzel. Laub langgestielt, Blätter ei- bis halbnierenförmig, an der Basis herzförmig eingeschnitten, am Rand leicht gesägt. Blüten dunkelmagenta, vanillefarbener Schlund mit dunklen Flecken, die zum Saftmal hin mehr und mehr ins Orangegelb übergehen, Saftmal selbst orange-gelb. Kleinste Blüten innerhalb der Gattung. Blütezeit August und September. Früchte 8cm groß, Rostrum bis 17cm lang.
PROBOSCIDEA SPICATHA (Correll); Ährige Teufelskralle
Syn. keine; Verbr. West-Texas und Mexiko. Beschr. Einjährig, eher zierliches, niedrig wachsendes Kraut mit Rübenwurzel. Laub langgestielt, Blätter eiförmig mit herzförmig eingeschnittener Basis und gebuchteten Rändern. Blüten ährig angeordnet, pink mit dunkelmagentafarbenen Flecken in zwei Reihen entlang des orange-gelben Saftmals. Blütezeit im Juni und Juli.
PROBOSCIDEA TRILOBA (Correll); Dreilappige Teufelskralle
Syn. Martynia triloba, Proboscidea botteri, Proboscidea confusa, Martynia confusa; Ssp. Proboscidea triloba subsp. triloba, Prob. triloba subsp. diversifolia; Verbr. Guatemala, Kolumbien, Mexiko. Beschr. Einjährig, niedrig wachsendes Kraut mit Pfahlwurzel. Laub langgestielt, Blätter halbnierenförmig und stark fingrig, teils ungleichseitig gelappt. Blüten hell lavendelfarben mit deutlichen, dunklen Flecken und Ornamenten um den Schlund herum. Starker Moschusduft. Blütezeit von Juni bis September. Früchte 6cm groß, Rostrum bis 7cm lang.
Ethnobotanik
BearbeitenEtymologie und Volksnamen
BearbeitenDer Gattungsname Proboscidea ist dem griechischen Wort Proboskis (προβοσκίσ) entlehnt und bedeutet „Schnabel“, „Rüssel“ oder „Elefantenrüssel“. Er bezieht sich auf den „Schnabel“ (das Rostrum) der Kapselfrüchte, dessen Gestalt an die Rüssel und Stoßzähne von Elefanten und Mammute erinnert. Im deutschen Sprachraum werden die Pflanzen „Gemsenhorn“ und/oder „Rüsselfrucht“ genannt. Allerdings wird der Volksname „Gemsenhorn“ mittlerweile fast nur noch für Ibicella lutea verwendet und es setzt sich der Name „Teufelskralle“ (eine Übersetzung des englischen Trivialnamens Devil’s claw) durch.
Aufgrund der recht weit zurückreichenden Kulturgeschichte der Gattung haben sich -vor allem im ursprünglichen Verbreitungsgebiet- zahlreiche Volksnamen eingebürgert. Die meisten davon nehmen entweder Bezug auf die Gestalt der Pflanzen (speziell ihrer Früchte), oder auf besondere Eigenschaften einzelner Arten. Im englischen Sprachraum sind die Namen Devil's claw (dt. „Teufelskralle“), Unicorn-flower (dt. „Einhorn-Blume“) und Ram's horn (dt. „Bockshorn“) geläufig. Im spanischen Sprachraum (besonders in Mexiko und Mittelamerika) sind die Pflanzen unter den Namen Uña del Diablo (dt. „Teufelskralle“), Espuela del diablo (dt. „Teufelssporn“), Uña de gavilán (dt. „Sperberkralle“) und Toríto (dt. „Stierhorn“) bekannt. Aus dem Nahuatl-Dialekt der Azteken ist unter Anderem der Name Toloache (dt. „Geierklaue“) überliefert. Bei den Maya und Inka hießen die Pflanzen xchukch ikil, was „Flohangel“ bedeutet.
Kulturgeschichte
BearbeitenMehrere Arten von Proboscidea finden besonders in den Südstaaten der USA seit der Frühzeit als Zier-, Nutz- und Medizinpflanzen Verwendung. Indianervölker wie die Apachen, Navajo, Pima, Havasupai und auch die Zuñi kultivieren Proboscidea louisianica, Prob. fragrans und Prob. parviflora schon seit Jahrhunderten auf eigens angepflanzten Feldern. Die ältesten Kulturnachweise lassen sich bis ins späte 9. Jahrhundert zurückverfolgen. Ein besonderer Kultivar (Proboscidea parviflora var. hohokamiana, nach der Hohokam-Kultur) konnte auch junge Früchte mit doppelter Spitze bilden, doch kam diese Selektion aus der Mode, weil die Indianer glaubten, dass doppelt gehörnte Früchte zu vermehrten Zwillingsgeburten bei Frauen führen würden. Allerdings ist die Keimrate der Samen ungleich höher als die der Wildformen, sodass eine dauerhafte Kultur trotz Allem lohnte. Proboscidea althaeifolia wurde und wird von den Seri-Indianern wegen ihrer medizinisch nutzbaren Wurzeln kultiviert. Während der Eroberungskriege in Oklahoma zwischen 1870 und 1930 galten die Samen nicht näher bestimmter Proboscidea-Arten unter gefangenen Indianern wie zum Beispiel den Comanche und den Cherokee als „Arme-Leute-Essen“. Das Laub einiger Arten wurde (und wird) nach der Frucht- und Wurzelernte als Schaf- und Ziegenfutter verwendet.
Proboscidea fragrans, Prob. louisianica, Prob. parviflora, aber auch Ibicella lutea, werden seit dem frühen 17. Jahrhundert in Europa kultiviert. Erste Samen erreichten England, Frankreich und Spanien aus dem Gebiet des ehemaligen Vizekönigreichs Neuspanien. Ihre hübschen Blüten machten sie zunächst vor allem an königlichen Hofgärten als Zierpflanzen beliebt. Bald darauf erkannte man ihren Nutzen als Gemüsepflanzen und da sie so einfach auszusäen waren, erfreuten sie sich schon bald auch unter Privatgärtnern großer Beliebtheit. Besonders die französische und deutsche Garten- und Küchenliteratur empfiehlt die jungen Früchte als eingelegtes Gemüse und setzt sie mit den heute beliebten Essiggurken gleich. Auch die Tatsache, dass die Pflanzen Unmengen an Ungeziefer wegfangen, steigerte ihre Beliebtheit. So breiteten sie sich rasch über verschiedenste Regionen Europas aus, wo sie den dortigen Gartenkulturen entkamen und lange Zeit stellenweise als Neophyten Teil der dortigen Flora waren. Heute sind der Nutzen und die Bekanntheit von Proboscidea und Ibicella fast völlig in Vergessenheit geraten und die meisten Arten werden -zumindest innerhalb Europas- nur noch als „Kuriositäten“ gehandelt.
Nutzung
BearbeitenWegen der vielseitigen Nutzbarkeit werden Prob. louisianica, Prob. fragrans und Prob. parviflora bis heute in Texas und New Mexico (aber auch außerhalb der USA) teil-kommerziell angebaut, eine wirtschaftlich tragende Rolle spielen sie allerdings nicht. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Gattung kreuzungsresitent ist und die reifen Samenkapseln nur sehr schwer zu knacken sind - der Mehraufwand für eine industrielle Massengewinnung des Samenöls wäre einfach zu hoch. Im Grunde genommen sind die heranreifenden Früchte aller Proboscidea-Arten essbar, aber speziell jene von Prob. althaeifolia, Prob. fragrans, Prob. louisianica und Prob. parviflora werden noch heute von Einheimischen gerne wie Essiggurken eingelegt und später verzehrt. Oder sie werden, ähnlich wie Okra, gekocht oder gedünstet und mit Zwiebel und Butter serviert. Auch in Mexiko und in den Südstaaten sind die eingelegten, jungen Früchte und die Samen (roh wie geröstet) als Snacks bekannt. Eine besondere Kulturform von Proboscidea parviflora kann Fruchthaken mit einer Länge von bis zu 45 cm ausbilden, was für die Korb- und Ornamentflechterei genutzt wurde (und wird).
Die Trockenfrüchte sind in Mexiko auch als Blumen- und Gesteckschmuck beliebt. Dort sind bis heute auch Amulette und kleine Kunstwerke aus den holzigen Kapseln als Geschenke populär. Neben den Navajo und den Pima nutzen auch die Havasupai die Samen der oben genannten Arten zur Speiseölgewinnung, oder sie rösten und verzehren sie als Snacks. Ihr Geschmack wird als ähnlich dem von Sonnenblumenkernen beschrieben. Die dicklichen Rübenwurzeln von Prob. althaeifolia werden von den Pima und Tohono O’Odham zu einem Tonikum gegen Nierenleiden und Arthritis verarbeitet. Die Navajo und Pima berichten, dass die getrockneten Blätter und Blüten einiger Arten zu einem Tee gegen Kopfschmerzen verarbeitet werden können. In vielen modernen Industrieländern, in denen Proboscidea als unerwünschtes „Unkraut“ in Erscheinung tritt, werden die Pflanzen auch zu Tierfutter und/oder zu Gründünger verarbeitet.
In ländlichen Gegenden von Mexiko und Guatemala werden die klebrigen Blätter von Proboscidea und Ibicella als natürliche Leimruten gegen Ungeziefer an Haustieren eingesetzt, besonders gegen Läuse, Federlinge und Flöhe an Hunden, Katzen, Meerschweinchen und Haushühnern. Aber auch gegen Haarläuse am Menschen sollen sie effektiv sein.
Kultivation und Pflege
BearbeitenDie meisten der Proboscidea-Arten erweisen sich in der Anzucht und Pflege als recht einfach. Besonders die Arten Proboscidea louisianica, Prob. fragrans und Prob. parviflora sind bei Anfängern und Laien beliebt. Saatgut dieser Arten kann inzwischen fast ganzjährig von Online-Anbietern erworben werden. Da die Samen unter entsprechenden Bedingungen sehr lange haltbar sind, kann auch der Zeitpunkt der Aussaat individuell angepasst werden. Weil die drei vorgenannten Arten einjährig sind, ist die regelmäßige Wieder-Aussaat die einzige Vermehrungsmöglichkeit. Bei der Aussaat ist zu beachten, dass die Samen eine sehr harte und kräftige Schale besitzen, weshalb zu einem Tauchbad in lauwarmem Wasser und einer Behandlung mit Gibberellinsäure für 1 - 2 Tage geraten wird. Vielversprechend ist die Vorkeimung im Januar oder Februar, sodass die Jungpflanzen etwa Anfang April ins Freie gebracht werden können.
Bezüglich des Substrates ist Proboscidea ausgesprochen anspruchslos. Nahezu jede Garten- und Topferde kann genutzt werden, sie sollte allerdings möglichst torffrei und durchlässig sein. Bewährt haben sich auch Mischungen mit Kokosfasersubstrat und Kakteenerde. Ab Anfang bis Mitte April sollten die Pflanzen etwa alle 14 Tage mit Kräuter- oder Orchideendünger versorgt werden. Da Proboscidea ein ausladendes Wurzelwerk bildet, empfehlen sich große, hohe Tontöpfe. Oder sie werden in geräumige Frühbeetkästen gepflanzt. Je größer das Platzangebot, desto größer und buschiger werden die Pflanzen. Die Erde sollte stets feucht sein, besonders im Sommer können die Pflanzen äußerst „durstig“ werden. Staunässe ist allerdings zu meiden.
Der Standort sollte so gewählt werden, dass die Pflanzen zu jeder Zeit volle Sonne abbekommen. Proboscidea liebt vollsonnige, offene Standorte mit frischer Luft. Eine Zimmerkultur ist nicht ratsam, nicht nur, weil die Pflanzen frische, bewegte Luft verlangen, sondern auch, weil der Weihrauchduft der Blüten nicht von jedem vertragen wird und in geschlossenen Räumen recht aufdringlich werden kann. Außerdem neigen die Pflanzen in geschlossenen Räumen zu Spinnmilbenbefall und Kümmerwuchs. Neben Spinnmilben und Blattläusen können an schlecht gepflegten und schwachen Pflanzen auch Raupen und Thripse auftreten.
Quellen
Bearbeiten- Fachliteratur
- Clarence A. Hall: Introduction to the Geology of Southern California and Its Native Plants. University of California Press, Berkeley 2007, ISBN 978-0-520-93326-2.
- Joachim W. Kadereit: Flowering Plants · Dicotyledons: Lamiales (except Acanthaceae including Avicenniaceae) (= The Families and Genera of Vascular Plants, Band 7). Springer, Berlin/New York City 2004, ISBN 978-3-540-40593-1, S. 283–288.
- Jackie M. Poole, William R. Carr, Dana M. Price: Rare Plants of Texas: A Field Guide (= W.L. Moody, Jr., natural history series, Band 37). Texas University Press, College Station 2007, ISBN 978-1-5854-4557-8.
- Ernest Small: North American Cornucopia: Top 100 Indigenous Food Plants. CRC Press, Boca Raton 2014, ISBN 978-1-4665-8592-8, S. 265–269.
- Fachzeitschriften
- Raul Gutierrez: A Phylogenetic Study of the Plant Family Martyniaceae (Order Lamiales). Dissertation, Arizona State University, Dezember 2011, ASU Digital Repository, S. 128–218.
- J. Berry, P.K. Bretting, G.P. Nabhan, C. Weber: Domesticated Proboscidea parviflora: a potential oilseed crop for arid lands. In: Journal of Arid Environments, 4. Band, 2. Ausgabe. Juni 1981, Elsevier, ISSN: 0140-1963, S. 147-160.
- Michael Simon Riffle, Eugene Thilsted, Don Samuel Murray, Robert Ahring, George Waller: Germination and Seed Production of Unicorn Plant (Proboscidea louisianica). In: Weed Science, 36. Ausgabe, Camebridge University Press, Nasheville (Tennessee) 1988; ISSN 0043-1745, S. 787–791.
- P. K. Bretting: Folk Names and Uses for Martyniaceous Plants. In: Economic Botany: Commemorating the 25th Anniversary of the Founding of the Society for Economic Botany, 38. Ausgabe, 4. Quartal 1984. Springer-Verlag New York/Berlin 1984, ISSN 0013-0001, S. 452–465.
- Weblinks