Sexological Bodywork arbeitet mit einer Vielfalt von körperorientierten Methoden. Diese unterstützen die Menschen selbstbestimmt Erfahrungen mit dem eigenen Körper, ihren Sinneswahrnehmungen und ihrer Sexualität zu machen. Durch das Erleben können insbesondere sexuelle Fähigkeiten und ihr emotionales Potential erschlossen werden (Embodiment). Einzigartig ist die professionelle Nähe, da Sexological Bodyworker dazu ausgebildet werden, Menschen im Intimbereich absichtslos und unterstützend zu berühren.

Geschichte und Entwicklung

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In den 90er Jahren, als die Angst vor AIDS allgegenwärtig war, entwickelte Joseph Kramer zusammen mit Annie Sprinkle verschiedene Methode der Berührung und Massage, um Sexualität auf eine sichere Art leben zu können.[1] Er unterrichtete dies an seiner Body Electric Schule und nannte es Sacred Intimacy. Die Methoden wurden zum Teil auch in die Tantramassage übernommen.

Nach Ende des Ph.D. in somatischer Sexualwissenschaft, mit Forschungsthemen wie taoistische erotische Massage [2] und körperzentriertes somatisches Lernen, entwickelte Joseph Kramer zusammen mit Dr. Margaret Wade und Dr. Jack Morin Sexological Bodywork. Durch die strikte Einhaltung von Hygienestandards und der Tatsache, dass Bodyworker immer angezogen bleiben, genehmigte 2003 das California State Bureau of Private Post-Secondary Education den Lehrgang Sexological Bodywork als professionelles Ausbildungsprogramm mit Zertifikats-Abschluss. Im selben Jahr startete der erste Ausbildungslehrgang.

Im Jahr 2008 brachten Didi Liebold und Janine Hug Sexological Bodywork nach Europa. Gemeinsam und mit Unterstützung durch den Begründer Joseph Kramer bauten Sie das International Institute for Sexological Bodywork IISB® in Zürich (Schweiz) auf. Die zertifizierte Berufsausbildung in Sexological Bodywork gehört zum Hauptlehrangebot des Instituts – bis Ende 2016 wurden über 20 Lehrgänge in der Schweiz, Deutschland, Tschechien und Spanien durchgeführt.

Grundlagen

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Sexological Bodywork arbeitet auf der Grundlage, dass individuelles somatisches Lernen stattfinden kann, wenn ein Lernziel mit begrenzter einvernehmlicher Berührung (Sexological Bodyworker zum Klient) kombiniert wird. Insofern werden die Prinzipien somatischer Psychologie mit direkter Berührung am Körper angewendet. Die Grundannahme besteht darin, dass der Körper eine eigene Weisheit besitzt, die zugänglich gemacht werden kann.

Die Grundtechniken sexueller Körperarbeit wurden von Joseph Kramer entwickelt: z.B. taoistische erotische Massage, Genitalmapping, Coaching zur Selbstliebe (“Orgasmic Yoga”), Erotic Massage Dancing. Seither trugen viele Menschen mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund zur gemeinschaftlichen Entwicklung des Berufs bei, wie z.B. Ellen Heed im Bereich von Anatomie und Lockerung von Narbengewebe, Linda Poezl und Judiann Simon für Techniken zur Lockerung des Beckenbodens, Chester Maynard entwickelte Techniken zur Analmassage und Annie Sprinkle half bei der Entwicklung von Techniken zur weiblichen Genitalmassage.

Sexological Bodywork ist u.a. beeinflusst von der Arbeit Silvan Tomkins zu Affekttheorie und Schamforschung, Donald Mosher's Theorie zur Tiefe sexuellen Erlebens, Bettie Dodson's Arbeiten zu Masturbation und Sexualcoaching, Jack Morins Forschungen über die erotische Intelligenz. Ebenso David Schnarchs Arbeiten zur Psychologie sexueller Leidenschaft, Thomas Hannas Arbeiten zum Thema sensomotorische Amnesie, Daniel J. Siegels Werk über Achtsamkeit, Empathie und Resonanz und verschiedene Arbeiten zum Thema Embodiment (z.B. Cantieni, Hannah, Storch, Hüther).

Sexological Bodywork geht davon aus, dass sexuelle Fähigkeiten durch das Erleben am eigenen Körper über die Zeit gelernt werden kann, und dass geschlechtliche Identität und Sexualität über die Lebensspanne hinweg veränderlich bleiben. Durch somatisches Lernen kann das emotionale und sexuelle Potential gefördert, erweitert und integriert werden.

Es wird eine Vielzahl von Techniken aus der Körperarbeit (Atmung, Bewegung, Exploration, Mapping, Massage, Stimme, Tanz u.a.) eingesetzt. Dadurch können sich die einzelnen Sitzungen unterscheiden, da die Methoden individuell angepasst werden können.

Das Konzept der professionellen Nähe ist einzigartig, es erfordert von den Sexological Bodyworker hohe ethische Standards[3][4] und eine grosse Achtsamkeit. Die professionelle Nähe erlaubt es, im Genital-, Beckenboden- und Analbereich zu berühren. Sexological Bodyworker bleiben bekleidet und werden von der empfangenden Person angeleitet. Durch das Teilen von einem intimen Moment entsteht eine Nähe, die sonst dem Privatbereich vorbehalten bleibt. Sexological Bodyworker begleiten und unterstützen die empfangende Person zu differenzieren und das eigene Potential zu sehen (Empowerment).

Sexological Bodywork begleiten Menschen themenfokussiert. Eine Begleitung besteht in der Regel aus mehreren Sessions im Abstand von etwa vier Wochen. Die Begleitung insgesamt als auch die einzelnen Sessions sind auf die individuellen Lernziele und Bedürfnisse der Klienten zugeschnitten. Eine Session dauert normalerweise zwei bis drei Stunden und beinhaltet je nach Thema und Lernziel Gespräche, Berührung, Atemtechniken, Übungen zum Erkennen von Grenzen, Wahrnehmungsübungen, Explorationen des erotischen Kernthemas (core erotic theme, CET) und der gespeicherten Körpererinnerungen , das Erlernen und Einüben neuer Fähigkeiten zu Sexualität und Intimität.

Sexological Bodyworker verstehen sich als Coach. Sie schaffen für ihre Klienten eine positive Umgebung fürs Lernen und Erfahren – sie kreieren ressourcenorientierte Erfahrungs- und Lernräume. Sie können auch mit Fachpersonen aus anderen Gebieten zusammen arbeiten, z.B. aus der Paartherapie.

Ausbildung

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Die Ausbildung umfasst ein Onlinestudium mit 17 Modulen (>200h) und ein Vororttraining von insgesamt 16 Tagen (ca. 150h). Es wird ein spezifisches Wissen rund um die Themen Sexualität, Beziehung, Kontakt und Kommunikation in der Beziehung vermittelt. Sexological Bodyworker lernen mit Menschen körperlich zu arbeiten, insbesondere im gesamten Beckenboden-, Genital- und Analbereich. Soweit erforderlich wird Wissen vermittelt über Anatomie, Erregungsformen, Libido, Orgasmus, Berührungstechniken und -formen, Wahrnehmung, Achtsamkeit, Bewusstsein, Selbstliebe.

Online werden in verschiedenen Medienformaten die Theorie und die Techniken vermittelt. Ausgebildete Sexological Bodyworker begleiten die Studierenden im selbständigen Lernen und der schriftlichen Reflexion. Im Vororttraining werden die Lerninhalte vertieft und die Studierenden setzen sich intensiv mit ihrer eigenen Sexualität auseinander. Anschliessend wird das Gelernte in praktischen Sitzungen angewendet, welche schriftlich festgehalten und supervisiert werden (ca. 300h). Durch Körperarbeit werden die körperliche Wahrnehmung geschult, Massage- und Berührungstechniken erlebbar gemacht und verinnerlicht, sowie die Verbindung vom theoretischen Wissen zum praktischen Erfahren hergestellt.

Sexological Bodyworker haben die Möglichkeit sich als Somatic Sex Educator weiterzubilden. Sie lernen Menschen in der Ausbildung zum Sexological Bodyworker zu begleiten, Gruppen anzuleiten und vertiefen die bereits gelernten Methoden. Am IISB ist ein Modul somatische Sexualberatung enthalten.

Im Rahmen somatischer Sexualberatung werden Klienten im Gespräch in ihrer Auseinandersetzung und Reflexion über die eigene und die partnerschaftliche Sexualität begleitet. Die somatische Sexualberatung wurde von Didi Liebhold entwickelt. Der Fokus liegt hier im Gespräch und der Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Zielgruppe

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Sexological Bodywork ist für Menschen, die sich ein bereicherndes und erfüllendes Sexualleben wünschen, Sexualität als fortdauernde Lern- und Entwicklungschance betrachten, neue Wege in Ihrer Beziehung, Sexualität und Intimität beschreiten und ihr sexuelles Potential erweitern möchten.

Es ist für Menschen, die Unterstützung möchten oder Antworten suchen in den Bereichen Sexualität, Beziehung, Intimität, etc.; oder für ihr spezifisches Thema eine sach- und fachkundige Beratung, in einer offenen, nichtwertenden Atmosphäre, wünschen.

Häufige Themen aus der Praxis:

  • Entdeckung und Erweiterung des eigenen sexuellen Potentials
  • Entwicklung einer selbstbestätigten Intimität und Sexualität
  • Themen rund um Erregung, Orgasmus, Erektion und Ejakulation
  • Paare, die ihre Intimität und ihr gemeinsames Sexualleben vertiefen wollen
  • der Wunsch zu lernen, wie man Sinnlichkeit schenken und empfangen kann
  • Selbstakzeptanz des eigenen Körpers und Geschlechts
  • die Sexualität annehmen und lieben lernen
  • Zurückgewinnen sexueller Funktionsweisen und Genussfähigkeit nach einer Geburt oder nach operativen Eingriffen im Genitalbereich, Brustbereich, Prostata
  • Schmerz- und Narbengewebe im Becken- und Intimbereich
  • Anale Gesundheit und Genussfähigkeit

Für Menschen mit einer medizinischen Diagnose, ist Sexological Bodywork nicht geeignet oder allenfalls nur als Therapieergänzung. Sexological Bodyworker arbeiten u.a. nach dem PLISSIT Model und triagieren falls Therapie notwendig ist, da sie darin nicht ausgebildet sind.

Ausbildungsorte

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Übersicht

Berufsverbände

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Einzelnachweise

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  1. Joseph Kramer von Shreve, J. In: Salon, 28. Mai 1999, abgerufen 18. März 2018.
  2. A Social History of the First Ten Years of the Taoist Erotic Massage von Kramer, J. PUPLIKATIONSDATUM, abgerufen 18. März 2018.
  3. Ethische Richtlinien. Abgerufen am 22. März 2018.
  4. Code of Professional Conduct and Ethics. Abgerufen am 22. März 2018 (englisch).

Literatur

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  • Hanna, T. (2016). Beweglich sein - ein Leben lang: Die heilsame Wirkung körperlicher Bewusstheit. Mit Übungsprogramm - Überarbeitete Neuausgabe (2. Aufl.). Kösel-Verlag.
  • Morin, J. (2012). The Erotic Mind: Unlocking the Inner Sources of Passion and Fulfillment. Harper Collins.
  • Schnarch, D. (2006). Die Psychologie sexueller Leidenschaft. Klett-Cotta, Stuttgart, , ISBN 978-3-608-94161-6.
  • Ventegodt, S., Kandel, I., & Merrick, J. (2007). Clinical Holistic Medicine: Factors Influencing The Therapeutic Decision-Making. From Academic Knowledge to Emotional Intelligence and Spiritual “Crazy” Wisdom [Research article]. https://doi.org/10.1100/tsw.2007.303
  • Ventegodt, S., & Merrick, J. (2009). A Review of Side Effects and Adverse Events of Non-Drug Medicine (Nonpharmaceutical Complementary and Alternative Medicine): Psychotherapy, Mind-Body Medicine and Clinical Holistic Medicine. Journal of Complementary and Integrative Medicine, 6(1). https://doi.org/10/frscck
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Kategorie:Sexualaufklärung Kategorie:Sexualität des Menschen