Olha Faustinivna Ilkiv (ukrainisch Ільків Ольга Фаустинівна; 21. Juni 1920 – 6. Dezember 2021) war eine ukrainische Partisanin und Verbindungsoffizierin der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA).[1][2] Sie ist in der Ukraine vor allem als Verbindungsoffizierin des Oberbefehlshabers Roman Schuchewytsch bekannt.[1]
Ilkiv saß dafür 14 Jahre lang in sowjetischen Gefängnissen ein.[1]
2008 wurde ihr der Orden der Fürstin Olga, dritter Klasse, verliehen[1] und 2015 wurden sie und die anderen Mitglieder der Partisanenarmee UPA vom ukrainischen Parlament als Unabhängigkeitskämpfer anerkannt. Jedoch wird die UPA vor allem in der Ostukraine und in Polen als verbrecherische Organisation betrachtet, die zeitweise mit den Nazis kollaborierte und Kriegsverbrechen wie das Massaker in Wolhynien und Ostgalizien beging, denen bis zu 300.000 Polen zum Opfer fielen.
Leben
BearbeitenIlkiv wurde am 21. Juni 1920 als Tochter von Faustin Ilkiv and Rosalia-Caterina (geborene Kotsur) in Stryi (Polnisch Stryj) geboren, das zu dieser Zeit Teil der neu gegründeten Zweiten Polnischen Republik war.[3]
Nach der Scheidung der Eltern 1934 lebte sie mit ihrer Mutter in Warschau[4] und besuchte das Ukrainische Institut für Mädchen in Przemyśl,[4] wo sie auch der ukrainischen Pfadfinderorganisation Plast beitrat.[4] Am 30. Juni 1941 schloss sie sich der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) an.[4] Nachdem Teile der Ukraine von Nazideutschschland eingenommen und als Reichskommisariat Ukraine (RKU) besetzt worden waren, floh Ilkiv nach Schytomyr, wo sie Arbeit bei der Bahn fand.[4] Dort nutzte sie ihre Dokumente, um Fahrscheine für ukrainische Aufständische zu besorgen.[4] Außerdem gehörte es zu ihren Aufgaben neue Mitglieder für de Frauenflügel der OUN zu rekrutieren.[4]
Im April 1943 heiratete Ilkiv Wolodymyr "Danylo" Lykota, ein Mitglied der Ukrainische Aufständische Armee (UPA), dem militärischen Flügel der OUN.[4] Das Paar hatte zwei Kinder, Zvenislava (geboren 1946) und Wolodymyr (geboren 1947). Im Frühjahr 1947, als ihre Tochter drei Monate alt war, wurde ihr die Aufgabe übertragen den Oberbefehlshaber der UPA Roman Schuchewytsch zu verstecken.[4] Man war der Ansicht, dass sie junge Familie sich als perfekte Tarnung eigne[4] und Ilkiv ging dafür sogar eine Scheinehe mit Schuchewytschs Leibwächter Lubomyr Polyuha ein, der ebenfalls über gefälschte Papiere verfügte. Ilkivs Ehemann Wolodymyr fiel am 17. März 1948,[4] ohne je seinen Sohn gesehen zu haben.[4]
Gefangenschaft
BearbeitenDie Führung der OUN entschied Ilkiv und ihre kleinen Kinder in den Donbas zu schicken, wo sie ein neues Leben beginnen sollten.[3][4] In letzter Minute beschloss sie jedoch sich von Freunden in Lwiw zu verabschieden, wo sie am 14. März 1950 verhaftet [3][4] und als Mitglied des Widerstands inhaftiert wurde.[4] Im Gefängnis erfuhr sie dass Schuchewytsch wenige Tage vor ihrer Verhaftung in seinem Versteck im Dorf Bilohorshcha nahe Lwiw angegriffen und von einer Einheit des Ministeriums für Staatssicherheit der UdSSR getötet worden war.[5][3] Ilkiv selbst wurde geschlagen, gefoltert und von ihren Gefängniswächtern gezwungen psychotische Substanzen zu nehmen.[6]
1952 wurde sie wegen "Teilnahme in einer antisowjetischen Gruppierung" zu 25 Jahren Haft verurteilt.[3][4] Ihre Kinder kamen in ein Heim in Pohuljanka, wo sie in Vira and Andriy Boyko umbenannt wurden,[6] und als regimetreue Leninisten erzogen werden sollten.[4]
Nach Stalins Tod im Jahr 1953 begnadigte sein Nachfolger Nikita Khrushchev hunderte Gefangene unter der Bedingung, dass sie ihrer Sache abschwörten. Ilkiv tat dies jedoch zusammen mit nur drei anderen Frauen in der gesamten Sowjetunion nicht. Alle vier, Ilkiv sowie Kateryna Zarytska, Halyna Didyk und Daria Husyak waren ehemalige Verbindungsoffiziere von Schuchewytsch.[4] Um zu verindern, dass sie andere Insassen anstifteten, wurden sie zusammen in eine Zelle gesperrt. Erst 14 Jahre nach ihrer Verurteilung stellte sie ein Begnadigungsgesuch - auf Anraten eines KGB-Offiziers, der ihr mitteilte, dass ihre Kinder bald die Schule abschließen würden und niemanden sonst hatten, da ihre Mutter gestorben war. Sie wurde entlassen.[4] Bereits 1953 war es ihr gelungen ihre Kinder trotz der Namensänderung aufzuspüren. Nachdem sie jahrelang weder lesen noch schreiben durfte, war ihr erlaubt worden pro Jahr einen Brief zu schreiben, was sie nutzte um der Leiterin des Kinderheims Valentina Antipova zu schreiben, die ihre Anfrage auf eigenes Risiko beantwortete. So erst erfuhren ihre Kinder, dass ihre Mutter noch am Leben war.[4]
Späte Jahre
BearbeitenAb September 1964 arbeitete Ilkiv in einem Kiosk, als Garderobenfrau und Krankenschwester in Lwiw und ab 1966 als Hausmeisterin.[3] Schließlich fand sie 1972 Arbeit im Historischen Museum von Lwiw, wo sie bis zu ihrer Pensionierung 1976 blieb. Danach arbeitete sie in der Abteilung des Museums für Volksarchitektur und Leben von 1977–1979.[3]
Ilkiv nahm an der konstituierenden Sitzung des Kongress Ukrainischer Nationalisten (KUN) teil, einer 1992 In Kiew gegründeten Partei, die sich als Nachfolger der OUN betrachtet.[3] Von 1995 bis 2000 war sie außerdem stellvertretende Vorsitzende der Liga Ukrainischer Frauen.[3]
Ilkiv starb am 6. Dezember 2021 im Alter von 101 in Lwiw.[1]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e Зв’язкова Шухевича Ольга Ільків померла на 102-му році життя, Ukrayinska Pravda
- ↑ У Львові на 102-му році життя померла зв'язкова УПА Ольга Ільків.
- ↑ a b c d e f g h i Olha Ilkiv: 101 years of service to God and Ukraine (according to the program "Gene of Ukrainians"), Iryna Farion blog on Ukrayinska Pravda
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Olha Ilkiv, Roman Shukhevych's liaison, Istorychna Pravda
- ↑ Kentiy, A. Roman Shukhevych. Encyclopedia of History of Ukraine. 2013
- ↑ a b Former UPA liaison officer receives copy of her criminal case as recorded by Soviet NKVD, Euromaidan Press (24 September 2017)
Personendaten | |
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NAME | Olha Ilkiv |
KURZBESCHREIBUNG | ukrainische Partisanin |
GEBURTSDATUM | 21. Juni 1920 |
STERBEDATUM | 6. Dezember 2021 |
STERBEORT | Lwiw |