Hallo, ich bin Kai und seit Mai 2009 in der Wikipedia angemeldet. Ich bin sehr für den freien Austausch von Ideen und deshalb spontan von solchen Dingen wie der Wikipedia begeistert. Mal sehen...
Ich mag es sehr, wie hier durch Freie Vereinbarung, ohne Entlohnung, ohne Ansporn durch Namensnennung am Artikel substantielle Arbeit geleistet wird. Letzteres gilt umso mehr für die wirklich Anonymen, die hier mit einer IP mitarbeiten, allerdings wäre mir das zu schwierig. Und ich will schon gefragt werden können nach meinen Edits und wieder erkannt werden. Natürlich wirft die Gesellschaft „draußen“ ihre Schatten hier rein, aber ich denke, wir können damit leben.
Ganz naiv erstellte ich als erstes eine Weiterleitung, für Laien hilfreich bei der Suche. Die wurde sofort gelöscht, als unerwünscht und „Wiedergänger“. Hier hätte ich meinen ersten und finalen Fehler machen können: Ich hätte mit Beleidigungen um mich werfen können. Solches kam mir aber nicht in den Sinn. So besteht die Weiterleitung Wiesenraute noch heute… Statt zu schimpfen, begann ich zunächst tagelang Hilfe- Projekt- und Diskussionsseiten zu lesen, stieß dabei auf lustiges (WP:Humorarchiv) und unverständliche Anspielungen („Bertramsocke“) – manches davon verstehe ich heute noch nicht – und erschrecke, wenn dies Unverständliche als Begründung für eine lebenslängliche Benutzersperre dient.
Dann ging’s an meinen ersten Artikel. Da alle Artikel, die ich gern schreiben wollte, schon geschrieben waren, verfiel ich schließlich auf die Sterilbank, eines der Geräte, die ich regelmäßig auf der Arbeit benutze. Nicht mein Wunsch-Artikel, aber es gab ihn noch nicht.
Dann beobachtete ich im Artikel des Tages peinliche Fehler. Also machte ich mich daran, diese im Vorfeld zu korrigieren. Hier machte ich sehr unterschiedliche Erfahrungen: Ich wurde darauf angesprochen, dass ich sehr viele Bearbeitungen am Artikel mache; dass meine Bearbeitung den Stilwünschen des Hauptautoren widerspreche; und so weiter. Einige dieser „Hauptautoren“ revertieren nicht deutlich und sofort, sondern „schleichen“ die unerwünschte Änderung „ihres“ Artikels allmählich wieder aus. Unnötig zu sagen, dass ich keinen Besitzanspruch an Artikeln erhebe und auch nicht akzeptiere.
Angeregt von den geistreichen Konversationen, die da mitunter geführt werden, habe ich mich dann ein wenig übertrieben in der Auskunft getrollt – bis ich da die Erfahrung machen musste, das ein Administrator durchaus mal: „Klappe! Hier wird nicht diskutiert!“ sagen kann, ohne dass es für ihn Konsequenzen hat. Ich war frustriert und zog mich zurück. (Andere Administratoren retteten allerdings, was dieser gegen meinen Widerspruch gelöscht hatte.)
Allmählich wurde ich sicherer und machte mich an Artikelimporte, -ubersetzungen und -vereinigungen. Dennoch harrten meine Artikel der Sichtung. Ich musste das Sichterrecht ausdrücklich beantragen, die automatische Erteilung ließ auf sich warten.
Mit dem Sichterrecht ausgestattet, wurden meine Bearbeitungen im Artikelnamensraum rasch mehr. Denn ich konnte mich nicht überwinden, einfach „gesichtet“ oder „revertiert“ zu sagen. Wo es möglich und nötig ist, bessere ich nach. Trotzdem kam ich August 2009 unter die Top 100 der Sichter. Dass dieser Wettbewerb um die meisten Sichtungen auch seine Schattenseiten hat, musste ich bald erfahren: Da hatte ich einen Artikel aus dem Bereich Steuerrecht, den ein neuer Benutzer beim Einfügen von Quellen verunstaltet hatte, geheilt und noch nach den Maßgaben des Portals Recht verbessert, nur um von dem neuen Benutzer revertiert zu werden. Ich ließ es ruhen, um keinen Edit-War zu beginnen. Sagte voraus, dass das so kein Sichter sichten würde. Ratet mal was passiert ist…
Frustriert ließ ich sichten sichten sein und las nur noch mit… ich prokrastinierte. Danke Schwäbin für das Wort – ich bin auch einer der Besten darin. dann verabschiedete sich mein Rechner. Es dauerte eine Weile, bis ’raus war, dass das Netzteil unterdimensioniert war. Und vom Arbeitsplatz aus wollte ich nicht wirklich an der Wikipedia arbeiten. Das riskierte Entlassung. Schön, dass mich Catfisheye vermisst hat. Nun, die Pause wurde dann etwas länger: Zunächst stellte ich endgültig auf Ubuntu um, musste (wieder) lernen die Kommandozeile zu nutzen. (Aber ich kenne das alles noch von der Amiga und sogar noch vorher, als Modellversuch in der Schule vom Siemens System 4004 an der TH Darmstadt, lang, lang ist’s her!)
Meist lerne ich autodidaktisch. Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl dabei, lediglich mit der Anleitung der Seiten des Wikipedia-Namensraums und in Diskussionen aufgeschnapptem Halbwissen größere Manipulationen vorzunehmen. Hofres hat mich in der ersten Zeit betreut. Zwar habe ich seine Hilfe dann nicht wirklich gebraucht, es hat mir aber Sicherheit gegeben, ihn im Notfall darum bitten zu können. Zum Mentaten bin ich dadurch nicht geworden, daran arbeite ich noch.