Film
Titel Der gestiefelte Kater (nur BRD-Kino: Perix der Kater und die drei Mausketiere)
Originaltitel Nagagutsu o haita neko
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Erscheinungsjahr 1969
Länge 80 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Kimio Yabuki
Drehbuch Hisashi Inōe, Morihisa Yamamoto
Produktion Hiroshi Ōkawa
Musik Seiichirō Uno

Der gestiefelte Kater (jap. 長靴をはいた猫, Nagagutsu o haita neko, wörtlich „Die Katze, die Stiefel trug“) ist ein japanischer Zeichentrickfilm (Anime) von Tōei Dōga aus dem Jahre 1969 nach dem Märchen Meister Kater oder der gestiefelte Kater (Le Maître Chat ou le Chat botté, 1697) von Charles Perrault. Der Kinotitel in der BRD lautete Perix der Kater und die drei Mausketiere.

Handlung

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Der gestiefelte Kater Pero wird aus dem Reich der Katzen verstoßen. Er hat Mäuse vor dem Tod bewahrt. Ein richtiger Kater macht so etwas nicht. Aber nicht nur, dass man ihn verstößt, er wird auch zum Tode verurteilt. Drei haudegenbewaffnete Katzen sollen das Urteil vollstrecken.

Auf seiner Flucht trifft der gestiefelte Kater den Bauernjungen Pierre, den seine Brüder nach dem Tod des Vaters aus dem Hause jagten. Von nun an ziehen beide gemeinsam durch die Lande. Als sie von den Heiratsabsichten der Prinzessin Rosa hören, ist die Sache für den Kater klar: Pierre muss Rosa bekommen. Aber da ist auch noch der König Luzifer als Bewerber. Mit dem ist nicht zu spaßen, denn er kann zaubern. Zunächst aber arrangiert der Kater ein Rendezvous. Pierre und Rosa finden sich sympathisch. Bleibt als Problem nur noch der mächtige Luzifer ...

Aber mit listigem Verstand und einer gehörigen Portion Glück wird nach turbulenten Kämpfen der zaubernde König besiegt. Der Weg zum Glück ist frei. Und wenn sie nicht gestorben sind, lieben Pierre und Rosa sich noch heute, und der gestiefelte Kater ist auch dabei.

Veröffentlichung

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Die Schatzinsel gilt nach Der gestiefelte Kater (1969) als zweiter Welterfolg von Tōei Dōga. Der Film wurde anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Studios[1] auf 35mm in Cinemascope und Farbe produziert und ist 2121 Meter lang. Premiere in Japan war am 20. März 1971. Der Film erhielt von japanischen Kulturministerium eine Empfehlung.[2]

Am 29. März 1973 kam der Film im Verleih der Cinama unter dem Titel Jolly Joker in die Kinos der BRD. Von Cinama wurde eine Szene einschließlich eines kompletten Liedes herausgeschnitten. Im BRD-Fernsehen wurde der Film nie gezeigt.

In den Kinos der DDR startete der Film ungeschnitten am 8. März 1974 unter dem Titel Die Schatzinsel im Verleih von Progress. Die Erstsendung im DDR-Fernsehen erfolgte am 31. Dezember 1975 um 16:00 Uhr innerhalb der rund ein Jahrzehnt lang gepflegten Tradition, zur Jahresendzeit japanische Zeichentrickfilme auszustrahlen. Eine einzige Wiederholung folgte im Ferienprogramm am 30. Juli 1976 um 15:05 Uhr. Die Lizenz zur Aufführung des Films für die DDR endete am 1. März 1979. Um 1987 wurde noch einmal ein kurzer Musikausschnitt in der Sendung des DDR-Fernsehens Kino-Musik mit Dagmar Frederic gezeigt.

1983 veröffentlichte Atlas Video die BRD-Kinofassung unter dem Titel Die Schatzinsel auf VHS.

Am 22. Februar 2013 wurde Die Schatzinsel von Picture Lake Film Entertainment / Intergroove auf DVD herausgebracht. Außer der zusätzlichen Tonspur mit der japanischen Originalfassung entspricht diese Veröffentlichung jedoch der VHS-Ausgabe von 1983, d.h. sie enthält weder die DDR-Synchronversion noch die seinerzeit für den BRD-Kinoverleih herausgeschnittene Traumszene.

Synchronisation

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Rolle Originalsprecher BRD-Fassung (1973) DDR-Fassung (1974)
Jim Minori Matsushima (unbekannt) Carmen-Maja Antoni
Kathy Fusako Amachi (unbekannt) Helga Piur
Glan Eiko Masuyama Gerd Duwner Helga Sasse
Silver Asao Koike Arnold Marquis Hans-Peter Reinecke
Billy Bones Hitoshi Takagi Wolfgang Hess (unbekannt)
Affe Nishikibito Tamura Erich Ebert Karl Heinz Oppel
Kater Naozumi Yamamoto Norbert Gastell (unbekannt)

Der Cinama-Verleih veranlasste die erste deutsche Synchronisation mit Sprechern wie Arnold Marquis, der u.a. die deutsche Stimme von John Wayne war, Gerd Duwner, u.a. die deutsche Stimme von Ernie aus der Sesamstrasse und Norbert Gastell, bekannt u.a. als die deutsche Stimme von Homer Simpson.[3]

Für die DDR-Kinos fertigte der Progress-Filmverleih eine eigene Synchronisation an. Carmen-Maja Antoni ist in der Rolle des Jungen Jim zu hören. Hans-Peter Reinecke spricht mit seiner rauhen Stimme den Kapitän Silver und Karl Heinz Oppel ist in der kleineren Rolle des Affen mit der grünen Farbe zu hören. Helga Sasse spricht die Maus Glan in derselben Stimme und Tonlage, wie sie auch die Tochter der Familie Mezga in der ungarischen Zeichentrickserie Heißer Draht ins Jenseits sprach. Einen ihrer seltenen Synchronauftritte hat die Schauspielerin Helga Piur in der Rolle des Mädchens Kathy.

Alle im Film gespielten Lieder wurden in beiden Synchronversionen im japanischen Original belassen. Allerdings wurde in der BRD-Fassung ein Lied (Traumszene von Jim und Kathy) komplett herausgeschnitten.

Bemerkenswert ist die sehr verschiedene Ausrichtung beider Synchronversionen auf ihre jeweilige Zielgruppe: Die BRD-Fassung ist für ein älteres Publikum (FSK 12) konzipiert, was sich auch in Sprüchen wie „Blut soll fließen“ zeigt. Demgegenüber wurde die Synchronisation der DEFA-Studios dem japanischen Original entsprechend für ein junges Publikum („P6“) angefertigt. So erhalten allein durch die Wahl der Synchronstimme einige Figuren teils sehr verschiedene Persönlichkeiten. Besonders deutlich wird dies im Fall von Jims Begleiter, der kleinen Maus Glan: In der BRD-Fassung verleiht ihr Gerd Duwners Stimme einen eher groben männlichen Charakter, während sie in der DEFA-Fassung mit Helga Sasses heller, verspielter Stimme kindlich-mädchenhaft wirkt. Der Vergleich der BRD- und der DDR-Kinofassung liefert somit ein beeindruckendes Beispiel, wie grundlegend die Synchronisation eines Films dessen Rezeption durch den Zuschauer beeinflussen kann.

Die DEFA-Synchronfassung nimmt gelegentlich bewussten Bezug auf den Zeitgeist in der DDR, was aus heutiger Sicht als Originalitäts- und Qualitätsmerkmal gewertet wird. Dies zeigt sich z.B. in einer Szene in der 76. Minute: Nachdem das Mädchen Kathy, Kapitän Silver und der Affe vom Strand aufgebrochen sind, um den Schatz zu suchen, ist von hinten ein Schuss zu hören. In der BRD-Fassung ist danach folgender Dialog zu hören

  • Kathy: Du hast mich angeschwindelt, ich will sofort umkehren.
  • Silver: Das kann auch ein Knallfrosch gewesen sein.

In der DEFA-Synchro läuft dieselbe Szene mit folgenden Text:

  • Kathy: Was war das?
  • Silver: Die anderen schießen sich nur einen Goldbroiler zu Mittag.

Parallel zum Film entstand ein Manga in 13 Kapiteln, der zwischen Januar und März 1971 in den Sonntagsausgaben der Zeitungen Chūnichi Shimbun und Tōkyō Shimbun veröffentlicht wurde. Dieser wurde von Hayao Miyazaki gezeichnet und stellt auch sein Manga-Debütwerk dar. Die Kapitel wurden 1983 im Manga-Magazin Comic Box Ausgabe 2–3/1983 erneut veröffentlicht.[4][5] Miyazaki wird in den Credits des Films auch als Ideengeber für die Handlungsstruktur aufgeführt.

Drei Synchronsprecher der BRD-Kinofassung, Erich Ebert, Wolfgang Hess und Norbert Gastell, hatten schon 1966 bei der deutsch-französischen Fernsehserie Die Schatzinsel als Synchronsprecher mitgewirkt.[6] Auch Gerd Duwner hatte bereits 1972 eine Sprecherrolle in der deutschen Fassung der Schatzinsel-Verfilmung von John Hough.[7]

In der DDR-Kinofassung wurden sämtliche japanischen Verleihzeichen von Toei weggelassen. Der Film beginnt sofort mit der kurzen Krabbelszene und dem Jungen Jim. Danach setzt der von der DEFA eigens gestaltete Vorspann ein, bei dem die deutsche Schrift vor einem mit hellen Farben wie gelb und orange bunt gestalteten Hintergrund läuft. Die im japanischen Originalvorspann am Bildrand laufenden Zeichentrickfiguren wurden komplett weggelassen, ebenso der japanische Abspann, es erfolgt lediglich eine Abblendung ins Schwarze mit dem Ausklang der Musik.

Kritiken

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„Japanischer Zeichentrickfilm mit der Schatzinselgeschichte von R.L. Stevenson, die das klassische Abenteuerbuch in eine Orgie von Aggressionen umsetzt.“

Lexikon des Internationalen Films[8]

„Die höchst aufregenden Begegnungen eines kleinen Jungen mit finster dreinblickenden Piraten enthüllen sich als Leinwandspaß von durchgehender Wirksamkeit. Manches ist anders als in der literarischen Vorlage: Figuren aus der Tierwelt agieren als Ober- und Unterpirat, und als Begleiter des Jungen erleben wir einen pfiffigen Mäuserich. Aber die Geschichte wird so lustig und einfallsreich erzählt, dass man diesen Figuren-Austausch keineswegs als Nachteil empfindet.“

Filmspiegel Nr. 6/74 vom 13. März 1974[9]

„Diese „Schatzinsel“ macht einen bekannten Stoff durch künstlerische Qualität, Humor und technische Vollkommenkeit zu einem Genuss für alle, die noch Raum für Phantasie und Spaß am Spaß haben. Das dürften nicht nur die Kinder sein.“

Treffpunkt Kino Nr. 3/1974[10]
  1. 日本漫画映画の全貌 -その誕生から「千と千尋の神隠し」、そして….-. 作品紹介. Nittele, abgerufen am 21. Juli 2014 (japanisch).
  2. どうぶつ宝島. Tōei Animation, abgerufen am 21. Juli 2014 (japanisch).
  3. Jolly Joker / Die Schatzinsel in der Synchrondatenbank
  4. Comic Box'82年11・12月号 Comic Box'83年2・3月号. Mandarake, 14. Februar 2008, abgerufen am 21. Juli 2014 (japanisch).
  5. Bessatsu Comic Box. Vol. 2 「もののけ姫」を読み解く. Fusion Product, 1. August 1997, S. 70 ([1] [PDF]).
  6. Die 4-teilige Fernsehserie Die Schatzinsel (1966) von Wolfgang Liebeneiner in der Synchrondatenbank
  7. Die Realverfilmung Die Schatzinsel (1972) von John Hough in der Synchrondatenbank
  8. Filmkritik im Lexikon des Internationalen Films
  9. Ankündigung des DDR-Kinostarts mit Bild im Filmspiegel Nr.6/1974
  10. Filmbesprechung in der DDR-Zeitschrift Treffpunkt Kino Nr. 3/1974
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Kategorie:Filmtitel 1969 Kategorie:Anime-Film Kategorie:Zeichentrickfilm