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Trotz größten Veränderungen der es umgebenden Machtverhältnisse konnte sich Sulzbach stets seine Eigenständigkeit und territoriale Einheit bewahren und kann heute auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken.

Das vermutlich 817[1][2][3] erstmals erwähnte Sulzbach liegt an teilweise schon in der Römerzeit genutzten wichtigen Straßenverbindungen. In seinem Ursprung ist Sulzbach deshalb wohl wesentlich älter. Einst stand der Ort unter der Lehnsabhängigkeit des benachbarten Klosters Murrhardt.

Der Ortsname ist aus „Sülze“ oder „Sulz“ abzuleiten, was so viel wie „morastige Stelle“ oder „sumpfiges Wasser“ bedeutet. Im Ortswappen erinnert noch heute der Löwe an die Grafen von Löwenstein als einstige Grundherren der Gemeinde, der Fisch an den namengebenden Fischbach. Auf einer kleinen Geländeschwelle westlich über diesem Bach liegen hochwassersicher die ältesten Teile des Ortskerns mit den Resten der einstigen Wehrkirchenanlage rund um die markante Ulrichskirche.

Beherrschung

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Gebietsstand des Löwensteinischen Stabsamtes Sulzbach um 1800
Farblegende
  • Löwenstein
  • Württemberg
  • Murrhardt
  • Ritterschaft
  • Auch als politische Einheit kann Sulzbach heute auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken.

    Mit einiger Sicherheit lässt sich sagen, dass Sulzbach im fränkischen Murrgau lag.

    Aus einer Urkunde aus dem Jahre 1027 geht hervor, dass die Gegend um Sulzbach Königsgut war. In dieser Urkunde finden sich außerdem die ersten schriftlichen Erwähnungen von Lauter („Lutihara“) und Siebersbach („Siurenesbach“).

    Die Grafschaft Löwenstein, der Sulzbach seither angehörte und mit deren Geschichte die des Ortes eng verbunden ist, wurde im Landshuter Erbfolgekrieg 1504 durch das Herzogtum Württemberg erobert und kam erst 1510 als württembergisches Lehen an die Grafen von Löwenstein zurück.

    1504 kam Sulzbach als Teil der Grafschaft Löwenstein unter württembergische Oberhoheit, blieb jedoch weiterhin Sitz des Amtes Sulzbach-Fornsbach. 1573 erhielt die Gemeinde das Marktrecht, welches bis zum heutigen Tage in Form von drei Jahrmärkten und einem Wochenmarkt ausgeübt wird.

    Wie alt ist Sulzbach an der Murr?

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    Die Urkunde Ludwigs des Frommen, in der der Name Sulzbach zum ersten Mal erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 817[4]. Sie soll die Schenkung des Reichswaldes zwischen Rot- und Lautertal mit der Pfarrei Sulzbach an das Kloster Murrhardt belegen, existiert aber nur noch in Form einer Abschrift aus dem späten 12. Jahrhundert, deren Glaubwürdigkeit lange Zeit stark angezweifelt wurde.[3] In der Oberamtsbeschreibung von 1871 heißt es hierzu:

    „Wenn auch die Stiftungsurkunde des Klosters Murrhardt von 817, nach welcher König Ludwig der Fromme diesem Kloster die Pfarrei Sulzbach geschenkt hätte, unächt, und die Zurückführung Kloster murrhardtischen Zehentbesitzes dahier durch das Chronicon Murrhartense auf einen seiner Mönche, Konrad von Roth, unerwiesen ist, so stand doch von Alters her der Kirchensatz, die Kastvogtei, das Patronatrecht, die Advokatie, Kollatur und Lehenschaft der Pfarrei dem Kloster zu.“

    Ortsbeschreibungen, Beschreibung des Oberamts Backnang

    Während die Existenz Sulzbachs also nur für die Entstehungszeit der Fälschung um 1160 als gesichert angenommen werden konnte – immerhin scheint das Bestehen der Pfarrei 817 für den Verfasser dieser Fälschung selbstverständlich gewesen zu sein –,[5][2] so hat die neuere Forschung ergeben, dass die Abschrift „nach aller Wahrscheinlichkeit als Vorlage ein – oder zwei? – echtes Ludivicianum“ besessen hat.[6] Zwar findet sich der Name Sulzbach auf einer Inhaltsangabe der Originalurkunde in den Murrhardter Summarien zunächst nicht. Eine Urkunde des Klosters aus dem Jahre 873[7] bestätigt jedoch weitgehend die Angaben von 817. In der Privilegiensammlung des Klosters haben sich für die Abschrift außerdem zahlreiche Bestätigungsurkunden gefunden.[8] Man kann also davon ausgehen, dass die Stiftung des Reichswaldes mit Sulzbach an das Kloster Murrhardt 817 also tatsächlich so stattgefunden hat.

    Das Sulzbacher Patrozinium, Ulrich, kann 817 noch nicht bestanden haben und lässt keine Rückschlüsse auf das Alter des Ortes zu.[8]

    Die erste einwandfreie Erwähnung Sulzbachs in einem Originaldokument findet sich gleichwohl erst in einer Urkunde aus dem Jahre 1295.

    1277 wird Sulzbach erwähnt, wobei es sich allerdings um einen Flurnamen bei Markgröningen handeln soll.[9]

    Innere Organisation

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    Fluren der Markung Sulzbach

    Sulzbach im 16. Jahrhundert

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    Geistliche Obrigkeit

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    Die geistliche Obrigkeit Sulzbachs mit allen Rechten und Pflichten gehörte dem Kloster Murrhardt. Für ihre Aufgaben erhob die Kirche den „Zehnten“ und erbat sich Stiftungen.

    Weltliche Obrigkeit

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    Die weltliche Obrigkeit teilten sich das Kloster Murrhardt und die Grafschaft Löwenstein. Die Verhältnisse waren deshalb etwas verwirrend.

    Das Kloster Murrhardt war der Lehensherr sämtlicher alter Lehen auf der Sulzbacher Markung (1590 gab es 27 Lehen, darunter die Dorfmühle) und verwaltete diese. Das Dorfgericht in Sulzbach gehörte zur Hälfte dem Kloster. Das Kloster Murrhardt forderte diverse Abgaben von den Sulzbachern.

    Um 1510 mussten die Grafen von Löwenstein den Herzog von Württemberg als Oberlehensherr anerkennen und verloren damit ihre Reichsunmittelbarkeit. Sie erbten aber 1574 die reichsunmittelbare Grafschaft Wertheim. Der Herzog von Württemberg war damit der dritte Landesherr von Sulzbach.

    Obrigkeit im Dorf

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    Die beiden Ämter von Sulzbach (das obere und das untere Amt) wurden von einem Stabschultheiß, der seinen Sitz in Sulzbach hatte, vertreten. Der Stabschultheiß wurde von der Grafschaft ernannt. Die Amtsbezirke umfassten das untere Amt mit Sulzbach, Lautern, Siebersbach, Kleinhöchberg, Berwinkel, Erlach, Liemersbach, Trauzenbach, Kieselhof, Zwerenberg, Bartenbach, Schleißweiler, Siebenknie, Eschelhof, Ittenberg; das obere Amt Fornsbach, Köchersberg, Mettelberg, Schlossberg und Hinterwestermurr.

    Jeder dieser Teilorte war innerhalb seiner Markungsgrenzen eine selbstständige Verwaltungseinheit und musste für seine Belange selbst sorgen. Außerdem wurden eigene Bürgermeister gewählt. Die Obrigkeit griff in die Gemeindeverwaltung nur ein, wenn ihre Interessen berührt wurden.

    Viermal im Jahr tagte das Dorfgericht in Sulzbach. Es konnte einfache Fälle eigenständig bearbeiten.

    Die Bürgerwehr Sulzbachs umfasste sieben Musketiers und 2 Tambours (Trommler), die dem Korporal Schneeberger unterstanden. Dem Konstabler (Büchsenschütz) unterstand ein Katzenkopf[10] (Böllerkanone) auf einem zweirädrigen Wägelein. Beim Tambour Reeber wurden eine Trommel und eine Zwerchpfeife aufbewahrt.

    Sulzbach seit dem 18. Jahrhundert

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    Am 29. Mai 1753 vernichtete ein großer Brand zwei Drittel des damaligen Gebäudebestandes nebst Kirche und Rathaus. Lediglich 62 Gebäude blieben vom Brand verschont. 1756 wird die neue evangelische Kirche eingeweiht. Rund 50 Jahre später fiel Sulzbach aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses vollends an Württemberg. 1844 erfolgte die Abtrennung von Fornsbach. Mit dem Verkauf des Schlosses Lautereck im Jahr 1867 gaben die Grafen von Löwenstein ihren Besitz auf. Im Königreich Württemberg und im Volksstaat gehörte Sulzbach zum Oberamt Backnang. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Sulzbach 1938 dann zum Landkreis Backnang. Ab 1945 gehörte die Gemeinde zum Land Württemberg-Baden in der Amerikanischen Besatzungszone und seit 1952 zum neu gegründeten Bundesland Baden-Württemberg. Nach der Auflösung des Landkreises Backnang kam die Gemeinde im Zuge der Kreisreform in Baden-Württemberg zum neu gebildeten Rems-Murr-Kreis.

    Das Rathaus

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    Weil dem großen Brand von 1753 auch das Rathaus zum Opfer fiel, wurde der Bau eines Rathauses immer dringender. Wann mit dem Bau begonnen wurde, ist unbekannt, es muss aber 1779 fertiggestellt gewesen sein. Das Rathaus stand unweit der Kirche, in der Nähe des Brunnens. Die Straße führte unter einem Torbogen durch das Rathaus hindurch.

    Im Jahr 1876 wurde das alte Rathaus aufgrund seiner ungünstigen Lage zugunsten einer Straßensanierung abgerissen.

    Die Kirche

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    Auf einer kleinen Geländeschwelle westlich über diesem Bach liegen hochwassersicher die ältesten Teile des Ortskerns mit den Resten der einstigen Wehrkirchenanlage rund um die markante St.-Ulrichs-Kirche. Nach dem Brand von 1753 wurde mit Hilfe einer Kollekte die Kirche wieder aufgebaut und 1756 eingeweiht. Sie erhielt damals im Wesentlichen ihre heutige Gestalt mit Ausnahme des Turmes, den 1856 ein Blitzschlag traf und der infolgedessen ausbrannte. Vor dem Brand von 1856 war der Turmhelm zwiebelförmig.

    Das Schulwesen

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    Um 1797 hatten sämtliche Filialen von Sulzbach bereits eigene Schulen, allerdings wurde das Lehramt von Handwerkern und Arbeitern wahrgenommen. Der Sulzbacher Lehrer wurde im Jahr mit 463 Gulden Jahresgehalt besoldet, rangierte damit im ganzen Herzogtum Württemberg an zweiter Stelle. Im Jahr 1760 wurde die Schule von 130 Schülern besucht, im Jahr 1838 waren 230 Kinder schulpflichtig.[3][11]

    Religionen

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    Eine Kirche wird in Sulzbach erstmals 1295 erwähnt. Sie wird mit der Einführung der Reformation in Württemberg evangelisch-lutherisch. Die heutige St.-Ulrichs-Kirche von 1875 bildet den Ortskern und diente in der Vergangenheit als Wehrkirche.

    Eine römisch-katholische Kirche entstand erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg nördlich der Landesstraße 1066. Daneben gibt es auch eine neuapostolische und eine evangelisch-methodistische Gemeinde.

    Klickbare Karte

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     Lautern (Sulzbach an der Murr)Siebersbach (Sulzbach an der Murr)IttenbergSchleißweiler (Sulzbach an der Murr)Sulzbach an der Murr

    Entwurf einer Tabelle für die Bürgermeister der Gemeinde Sulzbach an der Murr

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    Die Bürgermeister der Gemeinde seit 1509 (teilweise lückenhaft):

    Die Gemeindeoberhäupter seit 1509
    1509 Hans Jäger Schultheiß
    1544 Jörg Maier Schultheiß
    1590 Jakob Geiger Schultheiß
    1809 Wilhelm Heinrich Künzle[T 1] Amts-Verweser, zugleich Amts-Bürgermeister
    1812 Johann Konrad Schätzlein[T 2] Stabschultheiß und Gerichtsschreiber
    1828 Ungerer[T 3] Schultheiß
    1847 Clausnizer[T 4] Schultheiß
    1854 Bosch[T 5] Schultheiß
    1866–1894 Gustaf Wenzel[T 6] Schultheiß
    1894–1922 Gottlieb Friederich Haag[T 7] Schultheiß
    1922–1932 Friedrich Schmidt Schultheiß
    1932–1945 Hermann Stroh Bürgermeister
    1946–1948 Hugo Bezler Bürgermeister
    1948–1954 Hermann Stroh Bürgermeister
    1954–1992 Willy Ehnis Bürgermeister
    1992–2023 Dieter Zahn Bürgermeister
    seit 2024 Veronika Franco Olias Bürgermeister
    1. Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch, Joh. Frid. Steinkopf, Stuttgart 1810.
    2. Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch, Joh. Frid. Steinkopf, Stuttgart 1812.
    3. Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch, Joh. Fried. Steinkopf, Stuttgart 1828.
    4. Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch, Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei zu Guttenberg, Stuttgart 1847
    5. Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch, Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei zu Guttenberg, Stuttgart 1866
    6. Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch, Hrsg. Königl. Statistisch-Topographisches Bureau, Stuttgart 1854
    7. Hof- und Staats-Handbuch des Königreiches Württemberg, Hrsg. Königl. Statistisches Landesamt, Stuttgart 1894


    1. Lutz Reichardt: Ortsnamenbuch des Rems-Murr-Kreises (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Band 128). W. Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-011967-2.
    2. a b Heinz Mayer, Dr.: Sulzbach an der Murr – von seiner Gründung bis zum Jahre 1500. Sulzbach an der Murr Dezember 1989.
    3. a b c Ernst Jäckle: Sulzbach an der Murr. Ein Beitrag zur Chronik eines Dorfes. Hrsg.: Gemeinde Sulzbach an der Murr. April 1989.
    4. Landesarchiv Baden-Württemberg: Württembergisches Urkundenbuch Online. Band I., Nr. 78; Stand 24. Oktober 2016. http://www.wubonline.de/?wub=147
    5. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2.
    6. Karl-Heinz Mistele: Zur Gründung der Benediktinerabtei in Murrhardt. In: Kommission für geschichtliche Landeskunde Baden-Württemberg, Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.): Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte. Band 22, 1963, ISSN 0044-3786, S. 377–383.
    7. Landesarchiv Baden-Württemberg: Württembergisches Urkundenbuch Online. Band I., Nr. 147; Stand 24. Oktober 2016. http://www.wubonline.de/?wub=234
    8. a b Gerhard Fritz: Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter: eine Abtei und der Adel an Murr und Kocher (= Forschungen aus Württembergisch Franken. Nr. 18). J. Thorbecke, Sigmaringen 1982, ISBN 978-3-7995-7617-8.
    9. Landesarchiv Baden-Württemberg: Württembergisches Urkundenbuch Online. Band VIII., Nr. 2689; Stand 17. Januar 2016. http://www.wubonline.de/?wub=3522
    10. Böllerschussapparat / Katzenkopf auch für Böllerkanone, bei bawue.museum-digital.de
    11. Heinz Mayer: Sulzbach an der Murr im 16. Jahrhundert. Hrsg.: Gemeinde Sulzbach an der Murr. November 1986.