Eine Summationsmethode oder Summationsverfahren ist ein mathematisches Verfahren, das einer Reihe einen (Summen-)Wert zuordnet, möglicherweise sogar in Fällen, in denen die Reihe divergiert, d.h. wenn die Folge ihrer Teilsummen keinen Grenzwert hat.

Eines der bekanntesten Beispiele für eine divergente Reihe ist die harmonische Reihe

deren Teilsummen nicht beschränkt sind. Je nach Kontext kann es aber durchaus sinnvoll sein, auch solch einer divergenten Reihe einen „Summen“-Wert zuzuordnen. Dieser braucht in keinem anschaulichen Zusammenhang mit den Teilsummen zu stehen, könnte beispielsweise negativ sein, obwohl alle Teilsummen positiv sind.

Beispielsweise liefert die Cesàro-Summation (s.u.) für die divergente Reihe

,

deren zugehörige Teilsummen immer abwechselnd 1 und 0 sind, den Wert . Die Cesàro-Summation basiert auf einer Mittelwertbildung, andere Methoden beruhen auf der Fortsetzung zugehöriger analytischer Funktionen. Besonders in der Physik werden zahlreiche verschiedene Methoden zur Regularisierung verwendet.

Äquivalent zum Summieren einer divergenten Reihe ist es, einer divergenten Folge (nämlich der Teilsummen) einen verallgemeinerten „Grenz“-Wert zuzuordnen.

Formale Definition

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Sei   ein Körper (i.a. der Körper   der reellen Zahlen oder der Körper   der komplexen Zahlen). Ein Summationsverfahren   ist eine partielle Abbildung von der Menge   der  -wertigen Folgen nach  , also eine auf einer Teilmenge   definierte Abbildung  .

Bemerkung: In dieser Form besteht noch kein Zusammenhang mit der Summation konvergenter Reihen. Dies ergibt sich erst im Zusammenspiel mit weiteren Eigenschaften, insb. Regularität (s.u.).

Schreibweisen

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Ein Beispiel für ein Summationsverfahren ist die in diesem Artikel mit   bezeichnete gewöhnliche Summierung konvergenter Reihen:

 .


Mit   wird in diesem Artikel die lineare Abbildung in   bezeichnet, die die Glieder einer Folge in   um eins nach links verschiebt und das erste Glied fortlässt:

 .

Eigenschaften von Summationsmethoden

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Zwei Summationserfahren   und   heissen konsistent, falls sie dort übereinstimmen, wo beide definiert sind, falls also   für alle   gilt, oder kurz:  . Gilt zusätzlich  , so heisst   mindestens so stark wie  . Dies definiert eine Halbordnung auf der Menge der Summationsverfahren.

Die folgenden Eigenschaften sind besonders wünschenswert:

  1. Regularität: Die Summationsmethode   regulär, falls sie mindestens so stark wie   ist, d.h. für   gilt  , falls die Reihe konvergiert.
  2. Linearität: Die Summationsmethode   heisst linear, falls   ein Untervektorraum und   ein lineares Funktional ist, d.h.
    1. falls   und   definiert sind, so ist auch   definiert und es gilt  , und
    2. falls   ein Skalar aus dem Grundkörper ist, so ist mit   auch   definiert und es gilt  .
  3. Stabilität: Die Summationsmethode   heisst stabil, wenn endlich viele Summanden „herausgezogen“ oder vorangestellt werden können, formal:   und für alle   gilt   .

Bemerkungen: Die Methode   ist trivialerweise regulär, linear und stabil. Aber nicht jede in Anwendungen wichtige Summationsmethode erfüllt alle drei Kriterien. So ist die Borel-Summation nicht stabil und einige bedeutende Extrapolations-Methoden aus der Numerik sind weder regulär noch linear.

Verallgemeinerter Grenzwert

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Ist   eine Folge, so kann man dieser umkehrbar eindeutig eine Reihe   zuordnen, indem man   und ansonsten   setzt. Dann gilt

 

und insb. konvergieren entweder beide Seiten oder keine. Wendet man auf der rechten Seite anstelle der gewöhnlichen Summation   eine Summationsmethode   an, so ergibt sich auf diese Weise für die linke Seite eine Verallgemeinerung des Grenzwert-Begriffs. Formal ist dies ebenfalls zunächst nur eine partielle Abbildung  . Eventuelle Eigenschaften der benutzten Summationsmethode   übersetzen sich in ähnliche Eigenschaften des verallgemeinerten Grenzwertes  :

  • Ist   regulär, so gilt  , wenn die Folge konvergiert.
  • Ist   linear, so ist auch   linear
  • Ist   stabil, so gilt stets  , wenn   aus   durch Hinzufügen, Fortlassen oder Veränderung endlich vieler Folgenglieder entsteht.

Beispiele

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Cesàro-Summe

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Zu einer Folge   betrachte die Teilsummenfolge  , gegeben durch  . Hierzu wiederum bilde man die Mittelwerte

 

Setze

 

sofern der Grenzwert existiert. Die so erklärte (gewöhnliche) Cesàro-Summe   ist eine reguläre, stabile, lineare Summationsmethode und stärker als die gewöhnliche Summation. Bildet man erneut Mittelwerte

 

so gelangt man zu

 

und durch weiteres Wiederholungen der Mittelwertbildung zu höheren Cesàro-Summen  ,   usw., die sämtlich regulär, stabil und linear sind. Lässt man den Schritt der Mittelwertbildung aus, ergibt sich noch  . Für   ist dann stets   stärker als  .

Verallgemeinerung: Nørlund-Summation

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Anstelle des arithmetischen Mittels, wie es bei der gewöhnlichen Cesàro-Summation eingesetzt wird, kann man gewichtete Mittelwerte betrachten. Sei   eine Folge positiver Zahlen mit

 .

Wiederum ausgehend von der Partialsummenfolge   betrachte

 

und setze

 

sofern der Grenzwert existiert. Die Nørlund-Methode ist regulär, linear und stabil und zwei zu verschiedenen   gehörige Nørlund-Methoden sind konsistent. Die Cesàro-Summe   ( ) ergibt sich als Spezialfall, wenn man

 

wählt, die gewöhnliche Summation ergibt sich mit   und   sonst.

Abelsche Summation

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(Der Begriff ist nicht zu verwechseln mit: Abelsche partielle Summation.)

Zur gegebenen Folge   wird die Potenzreihe

 .

betrachtet. Die Abelsche Summation   setzt

 

sofern die Potenzreihe für alle   mit   konvergiert und der Grenzwert existiert.

Die Abelsche Summation ist regulär, linear und stabil. Zudem ist sie stärker als die Cesàro-Summation   für jedes  .

Verallgemeinerung der Abelschen Summation

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Potenzreihen sind spezielle verallgemeinerte Dirichlet-Reihen. Entsprechend kann man die Abelsche Summation verallgemeinern: Sei   eine unbeschränkte, streng monotone Folge nichtnegativer reeller Zahlen. Die verallgemeinerte Dirchlet-Reihe

 

konvergiere für alle positiven  . Dann ist die verallgemeinerte Abel-Summation   definiert über die stetige Fortsetzung nach 0, sofern diese existiert, also als

 .

Die gewöhnliche Abelsche Summation ergibt sich als Spezialfall durch Substitution   mit der Wahl  .

Verallgemeinerte Abelsche Summationen sind regulär, linear und stabil, aber zwei zu verschiedenen  -Folgen gehörige sind nicht immer konsistent.


Sätze über Summationsmethoden

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Für eine gegebene Summationsmethode   ist der Nachweis ihrer eventuellen Regularität bedeutsam. Ein solches Resultat wird auch Abelscher Grenzwertsatz für   genannt, in Anlehnung an Abels ursprünglichen Grenzwertsatz für Potenzreihen. Für Summationsmethoden, die stärker als   sind, kann man in der Gegenrichtung überlegen, unter welchen zusätzlichen (Wachstums-)Bedingungen an die   aus der  -Summierbarkeit auch die Konvergenz der Reihe folgt. Ein solches Resultat wird als Tauberscher Satz für   bezeichnet, wiederum in Anlehnung an das entsprechende ursprüngliche Resultat Alfred Taubers betreffend Potenzreihen und die Wachstumsbedingung  .

Das Lemma von Zorn lässt sich auf die „stärker als“-Halbordnung anwenden, wodurch die Existenz einer regulären, linearen, stabilen Fortsetzung   von   auf den gesamten Vektorraum   aller Folgen gezeigt werden kann. Aufgrund der nicht-konstruktiven Natur des Zornschen Lemmas lässt sich jedoch keine solche Fortsetzung konkret angeben, so dass die Existenzaussage für die praktische Anwendung eher bedeutungslos ist. Im Fall   kann man   auf den Unterraum der Folgen mit beschränkten Partialsummen   sogar derart fortsetzen, dass auch für die Fortsetzung   gilt, aber auch dies gelingt nur nicht-konstruktiv.

Axiomatischer Zugang

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Nimmt man Regularität, Linearität und Stabilität als Axiome, so kann man viele divergente Reihen durch elementare Umformungen summieren. Beispielsweise ergibt sich im Fall   für die geometrische Reihe

 

ohne Betrachtung der Konvergenz. Dies bedeutet jedoch lediglich, dass jede stabile, lineare Summationsmethode   enweder den Wert   zuweisen muss oder gar keinen (endlichen) Wert. Für welche   dies aber tatsächlich der Fall ist, hängt von der Summationsmethode ab. So ist für   der Wert   nur für   definiert, für alle Mittelwert-bildenden Summationsmethoden allenfalls für  . In der Tat ergibt sich für die Cesàro-Summation  . Eine Summationsmethode, die   einen Wert zuweist, kann hingegen nicht zugleich linear und stabil sein, da sich sonst der Widerspruch   ergäbe.

Auch andere oszillierende Reihen lassen sich so in den Griff bekommen:

 

gilt für jede stabile, lineare Summationsmethode, die dieser Reihe überhaupt einen Wert zuweist, beispielsweise höhere Cesàro-Summen ab  .

Siehe auch

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