Geschichte
BearbeitenZahlreiche Funde belegen eine frühgeschichtliche Besiedelung der Gemarkung.
Das Schloss Hemmersdorf wurde 1150 als Besitz derer von Hymmersdorf erstmals urkundlich erwähnt. Das Lehen ging 1450 in den Besitz der Familie Bechel über und wurde 1589 von Johann Zandt von Merl übernommen. Franz Duhan, der spätere Graf Duhan, erwarb 1719 Rechte und Güter. Die heutigen Besitzer bemühen sich um Restaurierung und Erhalt des Schlosses.[1]
Der heutige Ort Hemmersdorf entstand im Zuge einer Verwaltungsreform der Nationalsozialisten im Jahre 1937 aus den zuvor eigenständigen Orten Großhemmersdorf links der Nied und Kerprichhemmersdorf rechts der Nied. Hieraus erklärt sich auch die Existenz zweier Kirchen, St. Nikolaus in Groß-Hemmersdorf und St. Konrad in Kerprich-Hemmersdorf. Die beiden früher selbständigen Pfarreien bilden heute eine Pfarrgemeinde mit Sitz in St. Konrad. Die Nikolauskirche sowie die Kirche Maria Hilfe der Christen im Nachbarort Fürweiler auf dem nördlichen Saargau sind Filialkirchen.
Bis Ende 1973 war Hemmersdorf eine eigenständige Gemeinde im damaligen Amtsbezirk Siersburg. Im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Hemmersdorf am 1. Januar 1974 ein Gemeindebezirk der Gemeinde Rehlingen[2], die später in Rehlingen-Siersburg umbenannt wurde.
Die Prägung des Ortes als früheres Arbeiter- und Bauerndorf zeigt sich noch heute vor allem in den für die Region typischen Lothringer Bauernhäusern; viele von ihnen wurden in vorbildlicher Weise restauriert, sodass Hemmersdorf zahlreiche Auszeichnungen im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden errang.
Im Rahmen des saarländischen Entwicklungsplanes für den ländlichen Raum 2014–2020, „Dorferneuerung und Entwicklung“, wurde das St. Florianhaus Kemmersbach, vor Jahrzehnten von der Dillinger Hütte AG auf dem Gelände des ehemaligen Kalkwerkes[3] als Veranstaltungsraum für die Werksfeuerwehr errichtet, für die gemeinschaftliche Nutzung durch die Hemmersdorfer Vereine umgebaut und saniert. 126.000 € (50 % der Förderung) stammten aus Mitteln der Europäischen Union (ELER). Die Gesamtkosten des Projektes beliefen sich auf 430.000 Euro.[4]
Politik
BearbeitenOrtsvorsteher
BearbeitenDietmar Zenner (seit Juli 2014).[5]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenHeimatmuseum
BearbeitenSeit 2006 gibt es das von einem Verein getragene Heimatmuseums Hemmersdorf.[6]
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In der Steinzeit
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Steinbohrer
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Webstuhl
Brunnen
Bearbeiten- Bongert's Burren
- St. Nikolaus-Brunnen
- Apollonia-Brunnen[7]
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Bongert's Burren
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St. Nikolaus-Brunnen
Naherholung
BearbeitenDer hochwassergefährdete Niedtalradweg, der Hemmersdorf an das saarländische Radwandernetz anschließt, und die Wackenmühle bieten Naherholungssuchenden Freizeitmöglichkeiten vor Ort.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenIm Bereich Nahversorgung sind wenige lokale Einkaufsmöglichkeiten, die Grenzlandhalle (Mehrzweckhalle) und der Jugendtreff Hemmersdorf zu nennen.
Bildung
BearbeitenIn Hemmersdorf bestehen Kindergarten und Grundschule für die Gemeindebezirke Hemmersdorf, Niedaltdorf, Fürweiler, Gerlfangen, Biringen und Oberesch. Zur Unterstützung der Grundschule „Niedschule Hemmersdorf“ wurde im Jahr 1999 der Förderverein Niedschule e. V.[8] gegründet.
Verkehr
BearbeitenHemmersdorf besitzt eine ruhige, aber dennoch zentrale Lage unweit der Industriestadt Dillingen und der Kreisstädte Saarlouis und Merzig. Der Ort ist durch eine Umgehungsstraße (Französische Grenze–Dillingen) weitgehend vom Durchgangsverkehr befreit und durch einen Bahnhof an der Strecke (Bouzonville–)Niedaltdorf–Dillingen (Niedtalbahn) sowie Regionalbuslinien an das saarländische Nahverkehrsnetz angeschlossen.
Die Landesstraße 356 verläuft durch Hemmersdorf.
Die Hemmersdorfer Spracheigenart „heezer un doozer“
BearbeitenHemmersdorf ist aus zwei eigenständigen Orten entstanden. Vor dem Zusammenschluss hatten beide Orte jeweils eigene Ortsvorsteher, Gemeinderäte, Kirchen, Friedhöfe, Schulen, Feuerwehren etc. Gleichzeitig gab es wechselseitige familiäre und geschäftliche Verbindungen. Um zu beschreiben, von welchem Ort die Rede ist, wurden (in beiden Orten) die moselfränkischen Adjektive heezer [hei.t͡sa] und doozer [dɔː.t͡sa] benutzt. Die hochdeutsche Entsprechung für heezer ist hiesige, die für doozer ist dasige oder dortige. Wobei heezer von hei und doozer von do abgeleitet wurde.[9]
Beispielsätze:
„Em Schmittchen sein Bou ess in da heezer Feiaweer.“ „Der Sohn von Schmidt ist in der hiesigen Feuerwehr.“
„Moa is de doozer Kirmes.“ „Morgen ist die dasige Kirmes.“
Die beiden Begriffe wurden auch substantiviert.
„Moa han di Doozer Kirmes.“ „Morgen haben die Dortigen Kirmes.“
Belege für die Verwendung der Begriffe heezer und doozer außerhalb der gesprochenen Sprache liegen nicht vor. Auch in den Sitzungsprotokollen, der Gemeinderäte, aus der Zeit vor dem Zusammenschluss beider Orte, finden die Begriffe heezer und doozer keine Verwendung.[10]
Der Karnevalsverein Hemmersdorf e. V. benutzt die beiden Begriffe auch heute noch.[11]
Weblinks
Bearbeiten- Inoffizielle Internetseite zu Hemmersdorf
- Offizielle Präsentation von Hemmersdorf auf den Seiten der Gemeinde Rehlingen-Siersburg
- Literatur zu Krompa/Artikelentwurf in der Saarländischen Bibliographie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Dörte Grabbert: Die Seele des Schlosses freigelegt. In: Saarbrücker Zeitung. 29. Oktober 2009, ZDB-ID 200773-3 (saarbruecker-zeitung.de).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 807 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Hemmersdorf – Lager für Zwangsarbeiter des Kalkwerks, auf erinnert-euch.de
- ↑ Renovierung des Florianheims | Umweltministerium unterstützt Hemmersdorf mit rund 221.000 Euro, auf saarland.de
- ↑ Gemeinde Rehlingen-Siersburg: Ortsvorsteher der Gemeinde Rehlingen-Siersburg. rehlingen-siersburg.de ( vom 1. November 2014 im Internet Archive) abgerufen am 1. November 2014
- ↑ „Dann gehen wir gerade noch in die Steinzeit“. In: saarbruecker-zeitung.de. 14. August 2018, abgerufen am 4. November 2024.
- ↑ Rehlingen-Siersburg, Unbekannt, Brunnen, auf institut-aktuelle-kunst.de, abgerufen am 4. November 20204
- ↑ Förderverein Niedschule e. V. Abgerufen am 12. Mai 2024.
- ↑ Michael Ferdinand Follmann, Quellen zur lothringischen Geschichte. 12, Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten, 1909, Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 30. August 2024
- ↑ Beschlussbücher der Gemeinde Großhemmersdorf von 1866–1937, Beschlussbuch der Gemeinde Kerprichhemmersdorf von 1894–1934, Archiv der Gemeindeverwaltung Rehlingen–Siersburg
- ↑ Willkommen bei den Heezern und Doozern!, auf kv-hemmersdorf.de
Kategorie:Ort im Landkreis Saarlouis Kategorie:Rehlingen-Siersburg Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Saarlouis) Kategorie:Gemeindegründung 1937 Kategorie:Gemeindeauflösung 1974 Kategorie:Ort an der Nied
Folgende Mitglieder der Synagogen-Gemeinde Hemmersdorf aus Hemmersdorf wurden während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet:
Name | Vorname | Todeszeitpunkt | Alter | Ort des Todes | Bemerkung | Quellen |
---|---|---|---|---|---|---|
Hanau | Josef | unbekannt | unbekannt | Konzentrationslager Auschwitz | Yad Vashem 11515923 | |
Levy | Benjamin | 1944 | 73 Jahre | Konzentrationslager Auschwitz | Deportation ab Sammellager Drancy | Yad Vashem 11574515 |
Michel | Edmund | 25. Juli 1942 | 38 Jahre | Konzentrationslager Auschwitz | Deportation ab Durchgangslager Pithiviers | Yad Vashem 3203475 |
Michel | Irma | 25. Juli 1942 | 34 Jahre | Konzentrationslager Auschwitz | Deportation ab Durchgangslager Pithiviers | Yad Vashem 3203483 |
Michel | Isidor | vermutlich 1943 | 48 Jahre | Konzentrationslager Auschwitz | Deportation ab Berlin | Yad Vashem 11595514 |
Michel | Rosa | unbekannt | unbekannt | Konzentrationslager Auschwitz | Deportation am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs. Am 11. November 1942 Deportation von Lager Drancy (Transport 45, Zug Da.901/38) nach Auschwitz | Yad Vashem 3203510 |
Salm | Milli | 1944 | 55 Jahre | Konzentrationslager Auschwitz | Deportation am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs. Am 30. Mai 1944 Deportation von Lager Drancy (Transport 75) nach Auschwitz | Yad Vashem 3215417 |
Schwarz | Clementine | 3. Juni 1942 | 62 Jahre | Vernichtungslager Sobibor | Deportation am 1. Juni 1942 von Halle an der Saale | Yad Vashem 11630304 |
Süßkind | Babette | 16. Oktober 1942 | 76 Jahre | Ghetto Theresienstadt | Deportation ab Hannover (Transport VIII/1, Zug Da 75) | Yad Vashem 14861769 |
Süßkind | Leo | unbekannt | unbekannt | unbekannt | unbekannt | Yad Vashem 4424018 |
Süßkind | Siegmund | 6. November 1942 | 72 Jahre | Ghetto Theresienstadt | Deportation ab Dortmund (Transport X/1, Zug Da 72) am 29. Juli 1942 | Yad Vashem 4878900 |
Süßkind | Walter | 28. Februar 1945 | 39 Jahre | Konzentrationslager Auschwitz | Yad Vashem 4426410 |
Folgende Mitglieder der Synagogen-Gemeinde Hemmersdorf aus Niedaltdorf wurden während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet:
Name | Vorname | Todeszeitpunkt | Alter | Ort des Todes | Bemerkung | Quellen |
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Folgende Mitglieder der Synagogen-Gemeinde Hemmersdorf aus Fürweiler wurden während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet:
Name | Vorname | Todeszeitpunkt | Alter | Ort des Todes | Bemerkung | Quellen |
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Folgende Mitglieder der Synagogen-Gemeinde Hemmersdorf aus Biringen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet:
Name | Vorname | Todeszeitpunkt | Alter | Ort des Todes | Bemerkung | Quellen |
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Literatur
Bearbeiten- Hans Peter Klauck: Jüdisches Leben in der Stadt und im Landkreis Saarlouis 1680–1940. In: Veröffentlichungen der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis. (= Veröffentlichungen der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis. Band 20). 2016, ISBN 978-3-933926-65-4.