Der Marktkieker ist ein Marketing- und Innovationspreis der Backbranche in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der 1987 gegründete Preis zeichnet unternehmerische Leistungen der Branche aus.[1] Seit 2006 wird er nur noch alle zwei Jahre verliehen.
Etymologie (Namensherkunft)
BearbeitenDer Name Marktkieker rührt einerseits von dem Ort der ersten Verleihung (Hotel Marktkieker in Großburgwedel) her und soll andererseits die Idee der Marktbeobachtung (norddeutsch kieken: nach etwas schauen oder (neugierig) Ausschau halten.[2]) verkörpern.
Geschichte
BearbeitenDie Auszeichnung wurde 1986 von Herrn Hans-Gerhard Dobler und Herrn Wilhelm Menge zu gleichen Teilen gestiftet. Die Stiftung wurde von der Fachzeitschrift Back Journal und der Isernhäger Landkost Menge GmbH & Co. getragen. [3] 1987 haben der damalige Chefredakteur des Fachmagazins Back Journal, Günther Wohlers, und Unternehmer Fridjof Olms (Isernhäger) den Preis ins Leben gerufen.
Zu dieser Zeit fand ein Kulturwandel im Bäckerhandwerk durch Filialisierung statt. Zusammen entwickelten Wohlers und Olms das Konzept für einen Branchenpreis, der sich nicht als erweiterte Brotprüfung verstand, sondern die unternehmerischen Leistung der Bäcker in den Vordergrund rückte. Die Preisträger sollten marktnahe Ideen entwickelt und realisiert haben, die für andere Bäcker ein Vorbild sein konnten. Gleichzeitig gab es aber noch einen weiteren Gedanken: der Bäcker als Unternehmer sollte in den Mittelpunkt rücken.
Die Idee machte nicht nur Freunde. Hinter den Kulissen beschwerten sich die Verbände, weil sich jemand anmaßte, Bäcker auszuzeichnen. Die anderen Fachzeitschriften ignorierten die Verleihung schlichtweg. Der Wettbewerb versuchte den Marktkieker als Preis eines Lieferanten abzuqualifizieren – mit ein Grund, warum sich Isernhäger nach einigen Jahren als Veranstalter zurückzog und das Back Journal die Gala in Eigenregie organisierte.
Mit dem Preis wurden von 1987 bis 2018 74 Betriebe aus Deutschland, der Schweiz und Österreich ausgezeichnet.[4]
Die Skulptur
BearbeitenDie 25 Zentimeter hohe Marktkieker-Skulptur stellt einen Bäcker mit dem Brotschieber dar, der symbolisch einen Schritt nach vorne macht. Die Skulptur repräsentiert dabei die Grundidee des Preises, neue Ideen anzupacken und umzusetzen. Gleichzeitig symbolisiert er die Rückbesinnung auf das Handwerk und dessen Ursprünglichkeit. Die Bronzefigur wurde von der Berliner Künstlerin Sati Zech entworfen und wird bis von ihr in Handarbeit gefertigt.[5]
Die Preisverleihung
BearbeitenDie Verleihung erfolgt auf einer festlichen Gala in Berlin, in der Regel im Hotel Adlon. Es handelt sich um eine Abendveranstaltung.[6] Die erste Verleihung erfolgte 1987 noch im Hotel Marktkieker in Großburgwedel.[3]
Marktkieker-Satzung 1987 (Auszug)[3]
BearbeitenPräambel
BearbeitenDas Anforderungsprofil der backenden Betriebe unterliegt einem ständigen Wandel. Neben der Produktqualität, die eine unabdingbare Voraussetzung für den Unternehmenserfolg bleibt, wachsen die Anforderungen an das unternehmerische Geschick des Bäckermeisters. Mit dem Marktkieker – er steht als Sinnbild für eine vorausschauende, innovative und erfolgreiche Konzeption – wollen die Stifter des Preises das Bewusstsein für diesen Wandel im Backgewerbe wecken und fördern.
Die Auszeichnung
BearbeitenMit dem Marktkieker sollen jährlich bis zu vier Persönlichkeiten und / oder Betriebe ausgezeichnet werden, die durch richtungsweisende unternehmerische Leistungen für das Backgewerbe vorbildlich sind. Preisträger können Betriebe aus dem In- oder Ausland sein, die Brot und Backwaren produzieren und / oder vermarkten sowie einzelne Persönlichkeiten dieser Betriebe (Inhaber sowie Mitarbeiter). Symbol der Auszeichnung sind ein Bronzeguss des Marktkiekers sowie eine Urkunde.
Die Jury
BearbeitenDie Jury wählt die Preisträger. Die Mitglieder der Jury sind gehalten, ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen sowie unter Ausschaltung aller persönlichen und geschäftlichen Interessen zu treffen. Die Jury besteht aus je einem von den Beiden Stiftern bestimmten Mitarbeitern sowie sechs weiteren ordentlichen Mitgliedern, die weder direkt noch indirekt von den Stiften abhängig sein dürfen. Alle acht Jury-Mitglieder verfügen über je eine Stimme. Die Berufung der Jury erfolgt durch die Stifter. Die Mitarbeit der sechs ordentlichen Mitglieder ist auf drei, in Ausnahmefällen auf vier Jahre begrenzt. Eine erneute Berufung ist frühestens drei Jahre nach dem Ausscheiden möglich. Die Delegation der beiden Mitarbeiter der Stifter erfolgt bis auf Widerruf. Ab 1988 wird jeweils ein Preisträger des Vorjahres als neuntes stimmberechtigtes Mitglied angehören. Die Berufung, die für jeweils ein Jahr erfolgt, obliegt der Jury. Die Jury kann weitere beratende, aber nicht stimmberechtigte Mitglieder zu ihren Sitzungen einladen.
Das Entscheidungsverfahren
BearbeitenDas Vorschlagsrecht liegt bei den stimmberechtigten Jury-Mitgliedern. Eine offizielle Bewerbung um den Preis ist nicht möglich. Die Jury trifft ihre Entscheidungen mit der Mehrheit der anwesenden Mitglieder. Sie ist beschlußfähig, wenn mindestens sechs Mitglieder anwesend sind. Die Entscheidungen der Jury werden durch die Unterschriften aller stimmberechtigten Mitglieder auf den Verleihungsurkunden bestätigt.
Preisträger (Auswahl)
Bearbeiten- 1988 Karl Leysieffer GmbH & Co. KG, Osnabrück
- 1990 Brezelbäckerei Ditsch GmbH, Mainz
- 1991 Resch und Frisch, Wels, Österreich
- 1994 Der Beck, Erlangen-Tennenlohe
- 1994 Kaiser’s Backstube GmbH, Schallstadt bei Freiburg [7]
- 1999 Kamps AG, Düsseldorf
- 2000 Kütschers Backstube, Eifel
- 2002 Bäckerei Dreißig, Guben [8]
- 2006 Altstadtbäckerei Hinkel, Düsseldorf [9]
- 2014 Bäckerei Pappert, Fulda [10]
- 2016 Martin Auer, Graz, Österreich [11]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Petra Laqua: Diplomarbeit: Konzentration und Verdrängung am Backwarenmarkt - Wie der Handwerksbäcker mit Hilfe von Marketing seine Wettbewerbssituation verbessern kann. (PDF; 19,4 MB) In: www.baeckerhandwerk.de. Abgerufen am 1. Februar 2019 (Seite 101).
- ↑ Duden: kieken. In: www.duden.de. Duden, abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ a b c Günther Wohlers: Marktkieker: Back Journal und Isernhäger stiften Unternehmer-Preis für das Backgewerbe. In: Hans-Gerhard Dobler (Hrsg.): Back Journal für Bäcker und Konditoren. Mai 1987, Heft 5. Gildefachverlag GmbH & Co. KG, ISSN 0176-5604, ZDB-ID 741896-6, S. 10–12 (74 S.).
- ↑ Geschichte des Marktkiekers. In: www.backjournal.de. INGER Verlagsgesellschaft mbH, abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ Die Idee hinter der Skulptur. In: ww.backjournal.de. INGER Verlagsgesellschaft mbH, abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ Bildergalerie der Veranstaltung. In: www.ingerverlag.de. INGER Verlagsgesellschaft mbH, abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ Firmenhistorie – Kaiser gewinnt Marktkieker. (PDF; 1,23 MB) In: www.kaisers-backstube.de. Abgerufen am 1. Februar 2019.
- ↑ Marktkieker 2002 im Gemeindespiegel Blender. (PDF; 4,88MB) In: www.gemeindespiegel-blender.de. Selbstständigen-Gemeinschaft Gemeinde Blender e.V., S. 16, abgerufen am 1. Februar 2019.
- ↑ Hinkel gewinnt Marktkieker in PM Jakob-Faasen-Plakette 2018. (PDF; 103,47 kB) In: www.schuetzen-bilk.de. Bilker Schützen, Kreissparkasse Düsseldorf, S. 2, abgerufen am 1. Februar 2019.
- ↑ Pappert gewinnt Marktkieker in Osthessen News. In: osthessen-news.de. Medienkontor M. Angelstein GmbH & Co. KG, abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ Auer gewinnt Marktkieker in der Kleine Zeitung Steiermark. In: www.kleinezeitung.at. Kleine Zeitung GmbH & Co KG, abgerufen am 31. Januar 2019.
Weblinks
Bearbeiten- Marktkieker beim Back Journal
- Schweizerischer Bäcker-Confiseurmeister-Verband: Die Mohn AG erhält den Bäcker-Oskar (abgerufen am 02.02.2019)
- Westdeutsche Zeitung: Dieser Düsseldorfer Bäcker ist der beste in Deutschland, Österreich und Schweiz (abgerufen am 02.02.2019)
- Backwerk, Bäko Österreich: „Ehre wem Ehre gebührt“ – wieder wurde eine österreichische Bäckerei ausgezeichnet (PDF; 28,77 MB; Seite 36-37, abgerufen am 02.02.2019)
Kategorie:Auszeichnung Kategorie:Backen als Thema Kategorie:Erstverleihung 1987