Illuminiert

Was hat mir persönlich die Teilnahme an der Wikimania gebracht und konnte ich anderen etwas weitergeben?

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Ich bin davon überzeugt, dass die gegenwärtige Situation der Welt es erfordert, dass wir mehr persönlich miteinander reden. Deshalb habe ich die Gelegenheit der Wikimania 2024 in Europa genutzt, im vollen Bewusstsein, dass meine Anreise mit Pkw und Flug (Bahnreise hätte beim gegenwärtigen Zustand der Bundesbahn drei Tage benötigt) 587 Kilogramm CO2 erzeugt hat. Es war meine erste in-person Wikimania.

Ich habe vor Ort die Zeit genutzt, um mit möglichst vielen anderen Teilnehmer:innen zu sprechen. So waren wir auch gebrieft worden - Kontakte sind wichtiger als Vorträge. Teilweise hatten wir Treffen geplant (siehe unten), aber meist ergaben sie sich zufällig bei den Mahlzeiten und Kaffeepausen. Das Tagungszentrum eignete sich durch seine gruppierende Möblierung gut dazu. Alle waren freundlich und offen, es war jederzeit möglich, auch in laufende Gespräche einzusteigen. Ich habe dabei gelernt, wie fremd mir die Situation anderer Freiwilliger ist. Während wir im globalen Westen unsere Projekte als gemütliches Hobby betreiben, spielen die Benutzergruppen anderswo in der Welt eine lebenswichtige Rolle für die soziale Weiterentwicklung, für Demokratie, Frauenrechte etc.. Die nächste Mania beispielsweise wird in Nairobi stattfinden, wo ausgelebte Homosexualität mit langen Haftstrafen bedroht wird.

 
"The Skyscraper" (erbaut 1934)

Man hatte uns sehr empfohlen, auch Zeit einzuplanen, um uns in der Stadt und Region umzusehen. Das habe ich getan und festgestellt, dass meine Vorstellungen vom oberschlesischen Bergbaugebiet veraltet waren. Katowice ist modern, elegant, und lebenswert. Es gibt viel zu sehen. Meine Highlights sind das schlesische Museum, die städtische Architektur aus den 1920ern bis heute, und der schlesische Park & Zoo. Leider waren die Exkursionen und Führungen im Beiprogramm alle schon früh ausgebucht gewesen. Ich habe mir mit einem gedruckten Reiseführer und der App Katowice City Break (Google Apple) beholfen. Vor allem die App erlaubt einen wunderbaren architektonischen Rundgang durch die Katowicer Bauten der letzten Jahrzehnte.

Bericht über eine Einzelveranstaltung

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Für mich war der Kontakt mit polnischen Wikipedianern ein wesentliches Ziel der Veranstaltung. Die Mitglieder des polnischen Chapters und der polnischen Community waren naturgemäß zahlreich zugegen. Einige waren auf den Bühnen gestanden, andere durch ihre grünen Lanyards als Mitorganisatoren erkennbar. Insofern war es leicht, sie kennenzulernen. 1rhb und ich hatten aber auch ein offizielles plwiki-meetup [2] bekommen, welches sehr gut besucht war (ca. 10 einheimische Personen, darunter vier Admins), auch von unserer dewiki-Seite (5 Personen). Wir haben nach einer kurzen Vorstellungsrunde vor allem über das Problem gesprochen, das 1rhb in seinem lightning talk "Fake & Hate" (Programmlink, Slides, Video der Session ab 7:36:08) beschreibt. Kurzgefasst geht es um Vandalismus weniger, aber hochaktiver Personen im dewiki und auf OpenStreetMap. Es werden systematisch ungültige deutsche Namen für polnische Orte eingepflegt, nicht etwa echte Namen aus der Vergangenheit, sondern auch kurzlebige Umbenennungen der Nationalsozialisten oder sogar freie Erfindungen. Das ist schwer zu erkennen, und die OSM-Karten werden nicht nur bei uns eingespiegelt, sondern auch in vielen anderen Projekten und selbst kommerziellen Reiseportalen. Wir sind übereingekommen, dass mit Ausnahme der im Deutschen tatsächlich gebräuchlichen geografischen Bezeichnungen wie "Danzig" oder "Weichsel" immer die polnischen Namen verwendet werden sollten. Die polnischen Kollegen haben ihre Hilfe zugesagt, aber auch darauf hingewiesen, dass sie den laufenden revanchistische Vandalismus in der OpenStreetMap auch nicht direkt hindern können. Deren Community müssen wir noch sensiblisieren.

Empfehlungen

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Łukasz Lamża bei seiner keynote "Katowice as the European City of Science" [1]

Welche Veranstaltungen soll ich den Daheimgebliebenen zum Nachsehen empfehlen? Schwierig, jede/r hat andere Interessen und es lohnt sich auf jeden Fall, das Programm durchzusehen und die Videos, die von den gestreamten Sitzungen jetzt nach und nach bei Youtube erscheinen.

Mir persönlich ist vor allem der Talk von Victoria Doronina in Erinnerung geblieben "Bringing a fork to the the dronefight: encyclongs of the Russian Wikipedia". Beeindruckend, Victorias selbstbewusste Ruhe im Umgang mit einem offen wissensfeindlichen Staat, der prominente Wikipedianer korrumpiert hat und mit ihnen einen verfälschten Fork produziert. "Habt ihr Pläne für den Fall, dass ru.wikipedia.org in Russland geblockt wird?" - (Pause) "Wir haben Pläne." Programmlink, Slides, Video. - Dann ein lakonischer Bericht von Anton Protsiuk: "Ukrainian wiki community during the war." Programmlink, Slides, Video.

Wiki-politische Talks hatten Eva Martin (WMDE) und Nicole Ebber (WMDE) eingebracht: "Looking into the future of affiliate gatherings: what comes after the Wikimedia Summit?" Programmlink, Slides, Video, und "Wikimedia Summit 2024 Follow-Up - Looking back and ahead." Programmlink, Slides, Video. Der zweite hat etwas feurigere Qualität - er beschäftigt sich mit Szenarien, die die vom Board verursachte Blockierung der Governance-Diskussion auflösen könnten.

Nach diesen Downern etwas Feelgood: Natalia Szafran-Kozakowska (WMPL) und Jimmy Wales präsentierten die "Wikimedians Of The Year 2024." Programmlink, Blog, Video (DerHexer wird ab 2:11:07 gewürdigt).

In praktischer Hinsicht hat es sich bewährt, Visitenkarten mitzubringen (selbstgebastelt oder von WMDE gedruckt), und das Namensschild mit einem fetten Filzstift neu zu beschriften, damit es besser lesbar ist. Ich empfehle außerdem, in das unterkühlte Zentrum einen Pullover mitzubringen, egal welche Temperaturen draußen herrschen. Wer wie ich zu Migräne neigt, muss ein bisschen aufpassen, mit der Kombination aus kaltem Luftzug, Flackerlicht und Stress.

Siehe auch

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meinen Kurierbeitrag vom 11. August.

--MBq Disk 15:11, 12. Aug. 2024 (CEST)