Dienstflagge Galiciens (Seitenverhältnis: 2:3)

Die Flagge Galiciens wurde im 19. Jahrhundert in Anlehnung an die Flagge der maritimen Provinz A Coruña in der Autonomen Gemeinschaft Galicien geschaffen.

Legitimierung

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Der Artikel 6 des Autonomiestatuts von Galicien aus dem Jahr 1981 legt fest:

  1. Die Flagge Galiciens ist weiß mit einem diagonalen Band blauer Farbe, welches sie von der oberen linken Ecke bis zur unteren rechten durchkreuzt.
    (La bandera de Galicia es blanca con una banda diagonal de color azul que la atraviesa desde el ángulo superior izquierdo hasta el inferior derecho.)
  2. Galicia tiene […] escudo propio.
    (Galicien besitzt […] ein eigenes Wappen.)

Gestaltung

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Das Gesetz 5/1984 vom 29. Mai 1984 der Xunta de Galicia regelt die heutige galicische Flagge. Darin wird festgelegt, dass die Flagge Galiciens dreimal so breit wie hoch ist. Sie ist weiß mit einem himmelblauen Streifen, dessen Breite ein Viertel der Höhe der Flagge beträgt und der sich von der Ecke des oberen Lieks zur Ecke des unteren Flugteils zieht.

Diese Version ohne Wappen wird vexillologisch Bürgerliche Flagge genannt und kann von allen nichtstaatlichen Organisationen und den Einwohnern Galiciens verwendet werden. Die öffentliche Verwaltung hingegen muss zwingend die Dienstflagge mit Wappen führen, die aber auch von der Zivilbevölkerung verwendet werden kann.

Das Dekret 73/1985 vom 18. April 1985 legt die technischen Spezifikationen der in der Flagge verwendeten Farben im CIELab-Farbraum durch Angabe der Polarkoordinaten (siehe LCh-Farbraum) fest. Durch Umrechnung lassen sich auch die kartesischen Koordinaten erhalten:

Farbe L* C* a* b* RGB (Hex) RGB (Farbe)
Farben der Bürgerlichen Flagge ohne Wappen:
Weiß 95,0 0,0 270,0 0,0 0,0 F0 F0 F0  
Blau 70,0 30,0 255,0 −7,8 −29,0 80 B2 E0  
Tinkturen des Wappens:
Blau (Azur) 40,0 50,0 270,0 0,0 −50,0 00 62 B1  
Rot (Gules) 37,0 65,0 30,0 56,3 32,5 A8 18 26  
Grün (Sinople) 31,0 41,0 160,0 −38,5 14,0 00 57 39  
Silber (Plata) 72,0 3,0 255,0 −0,8 −2,9 AD B2 B6  
Gold (Oro) 60,0 35,0 85,0 3,1 34,9 A5 8E 52  

Geschichte

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Im 5. Jahrhundert schufen die Sueben aus der ursprünglichen römischen Provinz Gallaecia ihr Königreich Gallaecia – das „Galliciense Regnum“ des heiligen Gregors von Tours. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ist auch der Kelch als Symbol für den Heiligen Gral im Wappen dieses Königreiches belegt. Er erscheint zum ersten mal in der Wappenrolle Segars von England.[1]

 
Das Wappen Galiciens

Die grafische Wiedergabe des Wappens des Königreichs Gallaecia änderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Der zunächst in einen Reliquiar eingefasste Kelch[2] wurde später offen dargestellt; der ursprünglich blaue Grund der Flagge erschien auch in roter und weißer Farbe; der ursprünglich einfach tingierte Grund unter dem Kelch ohne jegliche Ausschmückungen trug zwischenzeitlich verschiedene Dekorationen wie Engel oder eine variierende Zahl von Kreuzen oder war zum Teil auch als Saatfeld gestaltet. Häufig werden die sieben Kreuze im Wappen Galiciens als Zeichen für die Städte des alten Königreiches missdeutet, obwohl ihr Ursprung rein dekorativer Natur ist.

Im Mittelalter trugen die galicischen Soldaten Standarten oder Wimpel, die nicht das galicische Königreich symbolisierten. Sogar deren Farbgebung unterschied sich von Anführer zu Anführer, wenngleich die Farbe Weiß ein wenig häufiger erscheint.

Ab dem 17. Jahrhundert erscheint die galicische Flagge in heraldischen Veröffentlichungen: Weiß mit einem von sechs Kreuzen umgebenen, offenen goldenen Kelch in Zentrum.

 
Handelsflagge von A Coruña (1845–1891)
 
Seekriegsflagge des Russischen Reichs (1712–1917)

Für die heutige Flagge Galiciens mit dem blauen Streifen gibt es keine Belege vor Ende des 19. Jahrhunderts, da sie von der Handelsflagge der Maritimen Provinz A Coruña abgeleitet wurde, die seit dem 22. Juni 1891 als Ersatz für die bis dahin gültige Handelsflagge eingeführt worden war.

Die Neugestaltung der Handelsflagge von A Coruña war angeordnet worden, um Verwechslungen mit der von 1712 bis 1917 gültigen der Seekriegsflagge der Kaiserlich-Russischen Marine zu vermeiden. Die андреевский („des [Heiligen] Andreas’“)zeigte ebenfalls ein blaues, jedoch etwas schmaleres Andreaskreuz auf weißem Grund.

Als im ausgehenden 19. Jahrhundert tausende Galicier nach Amerika emigrierten, nutzten sie dabei A Coruña als wichtigsten Auswandererhafen. Der Überlieferung zufolge dachten viele von ihnen, dass die Flagge, die auf den Transatlantikschiffen und im Hafen A Coruñas wehte, die Flagge Galiciens wäre. Demzufolge hissten sie diese auch nach Ankunft in der neuen Welt – im Glauben, die galicische Heimatflagge zu zeigen. Einen Beleg für diesen Fehler findet sich 1898 in der Zeitung El Eco de Galicia (Havanna, Kuba):

« La Bandera Gallega sólo tiene dos colores: blanco y azul. El fondo es blanco, y desde el ángulo superior de la izquierda hasta el ángulo inferior de la derecha, atravesando el centro, una franja de color azul […] »
(„Die Galicische Flagge hat nur zwei Farben: Weiß und Blau. Der Grund ist weiß und von der linken oberen Ecke durch die Mitte bis zur unteren rechten Ecke liegt ein blaues Band […]“)

Erst als die Flagge Jahre später wieder über den Atlantik zurückkam, sollte sie offiziell zur Flagge Galiciens bestimmt werden. Die Erscheinungsformen der galicischen Flagge und des Wappens wurden 1972 von der Real Academia Gallega (RAG) festgelegt. Die RAG hatte der Xunta de Galicia vorgeschlagen, die Erinnerung an die alte galicische Flagge in der modernen zu erhalten. Das Ergebnis kombiniert das alte galicische Wappen mit der neuen bürgerlichen Flagge und bildet damit die so genannte Dienstflagge. Die Staats-, Institutions- oder offizielle Flagge Galiciens wird bei feierlichen Anlässen der galicischen Verwaltungsbehörden, allen voran der Autonomen Regierung, gehisst:

Die Flagge Galiciens soll das offizielle Wappen tragen, wenn sie in öffentlichen Gebäuden und bei offiziellen Feierlichkeiten der Autonomen Gemeinschaft weht.[3]

Verwendung?

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Stilisierte Form des galicisches Wappens auf einer Hinweistafel der Xunta de Galicia

Andere Flaggen und Symbole

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Einleitung …

Estreleira

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Die Estreleira

Einige nationalistische linke und kommunistisch orientierte Gruppen haben die Estreleira als Symbol gewählt. Dies ist eine galicische Fahne mit dem roten Stern, welcher als Symbol für nationale und soziale Freiheit stehen soll.

Die Estreleira ist das häufigste Symbol nationalistischer und separatistischer Gruppierungen in Galicien. Sie wird unter anderem von der Confederación Intersindical Galega (CIG), der kommunistischen Unabhängigkeitsbewegung Frente Popular Galega (FPG) und der marxistischen Vereinigung Nós–Unidade Popular (Nós–UP) verwendet. Anhänger des Bloque Nacionalista Galego (BNG) verwenden ebenfalls die Estreleira, wenngleich der BNG eine eigene Flagge hat.

Castelao

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1937 entwarf der galicische Schriftsteller und Politiker Alfonso Daniel Rodríguez Castelao ein Wappen für eine unabhängige galicische Republik mit den Worten „Denantes mortos que escravos“ („Eher Tote als Sklaven“), darin eine Sichel und ein Stern. Das Wappen wird von einer Meerjungfrau gehalten.

Nunca Máis

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Nunca Máis

Während der Umweltkatastrophe, die 2002 durch den Unfall des Tankers Prestige ausgelöst wurde, verwendete man auch eine galicische Flagge mit schwarzem Grund als Zeichen für den Ölteppich auf den Wassern der galicischen Küste. Darüber waren mit weißer Schrift die Worte „Nunca Máis“ („Nie mehr“, „Nie wieder“) gelegt, die zum namensgebenden Schlagwort der Bürgerbewegung im Kampf um wirtschaftliche und soziale Hilfe für die Katastrophenregion werden sollte.

Einzelnachweise

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  1. Gerard J. Brault: The Rolls of arms of Edward I (1272–1307): Herald’s roll; Dering roll; Camden roll; Saint George’s roll; Charles’ roll; Segar’s roll; Lord Marshal’s roll; Collins’ roll; Falkirk roll; Guillim’s roll; Caerlaverock poem; Galloway roll; Smallpece’s roll; Stirling roll; Nativity roll; Fife roll; Sir William Le Neve’s roll, 2 Bde. London, 1977.
  2. Jan Raneke: Bergshammarvapenboken: en medeltidsheraldisk studie, 2 Bde. Lund, 1975.
  3. Artikel 2.2 Gesetz 5/1984 über die Symbole Galiciens.

Literatur

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