Mkill/1981
Columbia (Raumfähre)
Start des Space Shuttle Columbia
Jahreswidmungen
Vereinte Nationen Internationales Jahr der Behinderten“
Blume des Jahres (Deutschland) Gelbe Narzisse
Vogel des Jahres (Deutschland) Schwarzspecht
Wort des Jahres Nulllösung

Das Jahr 1981 stand vor allem im Zeichen der Friedensbewegung. Der Kalte Krieg, der sich nach dem Ende des Vietnamkriegs an der Ermüdung der Beteiligten etwas entspannte, hatte wieder an rhetorischer Schärfe zugenommen. Die Sowjetunion war unter Leonid Iljitsch Breschnew 1979 in Afghanistan einmarschiert, was das Augenmerk der kalten Krieger auf Zentralasien lenkte. Die SALT-II-Gespräche waren gescheitert, die NATO setzte statt dessen den NATO-Doppelbeschluss dagegen. Mit Ronald Reagan wurde 1981 zudem ein Hardliner US-Präsident, dessen erklärtes Ziel es war, den Rüstungswettlauf im Kalten Krieg zu gewinnen. Das geteilte Europa sollte dabei als Basis für nukleare Mittelstreckenraketen eine Schlüsselrolle spielen.

Vor diesem Hintergrund kam es in Deutschland und im übrigen Europa zu Friedenskundgebungen, von denen die größte, am 21. November in Amsterdam 400.000 Menschen anzog. Die Proteste waren Teil einer größeren Untergrundkultur, die auch Umweltbewegung, die Atomkraftgegner und die Hausbesetzerszene umfaßte.

Politik
1. Januar Kurt Furgler wird Bundespräsident der Schweiz

Das Steuerentlastungsgesetz tritt in Deutschland in Kraft

Griechenland wird EG-Mitglied

Abdou Diouf wird Präsident des Senegal

13. Januar Der polnische Gewerkschaftsführer Lech Wałęsa reist mit einer Delegation der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność zu einem einwöchigen Besuch nach Italien. Dort führt er Gespräche mit den Führern der drei großen italienischen Gewerkschaften und wird von Papst Johannes Paul II. empfangen.
19. Januar Iran und die USA unterzeichnen ein Abkommen, um die Geiselnahme von Teheran zu beenden.
20. Januar Ronald Reagan wird als 40. Präsident der USA vereidigt

Freilassung der amerikanischen Geiseln im Iran.

Eine neue EU-Kommission unter Präsident Gaston Thorn wird eingesetzt.

23. Januar Südkoreas Machthaber Chun Doo-hwan begnadigt den im Zusammenhang mit den Unruhen in Gwangju zum Tode verurteilten Kim Dae-jung.
25. Januar Im Prozeß gegen die Viererbande erhalten Jiang Qing und Zhang Chunqiao die Todesstrafe (1983 in lebenslange Haft umgewandelt); Yao Wenyuan und Wang Hongwen werden jeweils zu einer 20-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
29. Januar Spanien: Ministerpräsident Adolfo Suárez tritt zurück

Straßenschlachten zwischen der Polizei und Mitgliedern der Hausbesetzer-Szene in West-Berlin. Anlaß ist ein Hausbesetzer-Prozeß, in dem ein Student wegen Beteiligung an Ausschreitungen im Dezember 1980 zu 14 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt wurde.

30. Januar Großdemonstration gegen Atomkraftwerke in der BRD in Brokdorf nahe Itzehoe
4. Februar Gro Harlem Brundtland wird Premierminister von Norwegen
9. Februar Polen: Premierminister Józef Pinkowski tritt zurück und wird durch General Wojciech Jaruzelski ersetzt
23. Februar Spanien: Putschversuch von Teilen der Guardia Civil und des Offizierskorps unter Antonio Tejero
27. Februar Spanien: Leopoldo Calvo Sotelo wird neuer Ministerpräsident
28. Februar Bislang größte Demonstration von Kernkraftgegnern in der BRD mit 100.000 Teilnehmern in der Wilstermarsch nordwestlich von Hamburg, gegen den Bau des Kernkraftwerkes Brokdorf
1. März IRA-Mitglied Bobby Sands beginnt einen Hungerstreik im Long-Kesh-Gefängnis.
7. März Kolombianische Guerillas exekutieren den amerikanischen Bibelübersetzer Chester Allen Bitterman als verdächtigter CIA-Agent
11. März Der Chilenische Präsident Augusto Pinochet legt den Eid für eine achtjährige Amtsperiode ab.
24. März Das Bundesverfassungsgericht spricht das Sorgerecht für nichteheliche Kinder allein der Mutter zu und weist mit dem Urteil die Verfassungsklage von drei Vätern ab.
29. März General Roberto E. Viola wird Argentiniens Staatspräsident.
30. März Attentat auf US-Präsident Ronald Reagan in Washington, D. C.
3. April Samoa wird Mitglied in der UNESCO
11. April Straßenkämpfe in Brixton, South London
15. April Der australische Außenminister Andrew Peacock tritt zurück und wirft Premierminister Malcolm Fraser Illoyalität vor
16. April Der Terrorist Sigurd Debus stirbt im Krankenhaus Hamburg-Barmbek an den Folgen eines Hungerstreiks für bessere Haftbedingungen.
23. April Die Bahamas werden Mitglied in der UNESCO
1. Mai Der Wiener Stadtrat Heinz Nittel wird von einem Palästinenser erschossen
5. Mai Bobby Sands stirbt als erster von 10 Männern nach einem Hungerstreik.
10. Mai Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin. Klarer Sieger wird die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Richard von Weizsäcker. Damit ist nach dem Scheitern des Senats von Dietrich Stobbe (SPD) auch sein Nachfolger Hans-Jochen Vogel (SPD) gescheitert

Frankreich, Präsidentschaftswahlen: François Mitterrand besiegt Valéry Giscard d'Estaing knapp mit 51,76%

11. Mai Attentat auf den hessischen Wirtschaftsminister Heinz Herbert Karry, Bekennerschreiben der Revolutionären Zellen
13. Mai Mehmet Ali Ağca verübt ein Attentat auf Papst Johannes Paul II.
16./17. Mai Bundeskanzler Helmut Schmidt spricht vor SPD-Funktionären in Recklinghausen eine indirekte Rücktrittsdrohung aus, indem er sagt, er „stehe oder falle“ mit dem NATO-Doppelbeschluss. Er erhält daraufhin die Unterstützung seiner Partei.
21. Mai Amtsantritt von François Mitterrand
24. Mai Der ecuadorianische Präsident Jaime Roldós verunglückt tödlich bei einem Flugzeugabsturz unter ungeklärten Umständen
25. Mai Kuwait: Gründung des Golfkooperationsrates (GCC) gemeinsam mit Saudi-Arabien, Oman, Bahrain, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten
26. Mai Rücktritt der italienischen Regierung, nachdem Verbindungen zu P-2 offenbar werden

Niederlande: Parlamentswahlen

29.-31. Mai Der FDP-Vorsitzende Hans-Dietrich Genscher droht auf dem 32. Bundesparteitag der FDP mit seinem Rücktritt, falls sich die FDP gegen den NATO-Doppelbeschluß ausspreche. Den Beschluß erhält 271:103 Stimmen.
30. Mai Bangladesch: Ziaur Rahman, Nachfolger von Mujibur Rahman wird ermordet
7. Juni Israelischer Luftangriff auf den Kernreaktor Osirak

Frankreich: Parlamentswahlen

11. Juni Irland: Parlamentswahlen
14. Juni DDR: Die Nationale Front erhält bei den Volkskammer-Wahlen nach offiziellen Angaben 99,86 % Stimmen. Erstmalig werden auch die Berliner Volkskammerabgeordneten direkt gewählt, wogegen die Westmächte in Moskau formalen Protest erheben
15. Juni Abkommen über wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit zwischen Portugal und Deutschland
17. Juni Der Anführer der verbotenen rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann“, Karl-Heinz Hoffmann, wird am Flughafen Frankfurt/Main festgenommen
19. Juni Beim dreitägigen "Deutschlandtreffen 1981" der schlesischen Landsmannschaften in Hannover demonstrieren rund 140.000 Menschen für das Selbstbestimmungsrecht der Schlesier.
21. Juni Das iranische Parlament fällt ein Mißtrauensvotum gegen Präsident Abolhassan Banisadr
22. Juni Der iranische Präsident Abolhassan Banisadr wird von Ajatollah Chomeini entlassen

In West-Berlin wird ein besetztes Haus geräumt. In der folgenden Nacht kommt es zu den seit Wochen schwersten Krawallen zwischen Hausbesetzern und der Polizei in West-Berlin.

23. Juni Ein Abkommen über wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit zwischen der EG und Indien wird unterzeichnet.
26. Juni Der MfS-Hauptmann Werner Teske wird wegen Vorbereitung seiner Flucht in den Westen hingerichtet. Damit wird das letzte Todesurteil der DDR-Justiz vollstreckt. Prozess und Todesurteil bleiben streng geheim bis zum Ende der DDR.
29. Juni – 2. Juli Gespräche zwischen dem SPD-Vorsitzenden Willy Brandt, seinem Stellvertreter Hans-Jürgen Wischnewski und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid I. Breschnew in Moskau. Im Mittelpunkt stehen Fragen der Abrüstung.
30. Juni Urteilsverkündung im Majdanek-Prozess
17. Juli Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Kanada

Ein israelischer Luftangriff zerstört das PLO-Hauptquartier in Beirut

9. August USA: Beschluß des US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan zum Bau der Neutronenbombe
19. August Zwischenfall im Golf von Sidra: Zwei libysche Suchoi Su-22 werden von zwei F-14 Tomcat der US Navy abgeschossen

US-Präsident Ronald Reagan ernennt die erste Richterin am Obersten Gerichtshof der USA, Sandra Day O'Connor

28. August Südafrikanische Truppen marschieren in Angola ein.
1. – 14. September Frankreich: In Paris findet die UN-Konferenz über die am wenigsten entwickelten Länder statt.
13. September In West-Berlin kommt es wegen des Besuchs des amerikanischen Außenministers Alexander Haig zu Zusammenstößen zwischen Rüstungsgegnern und der Polizei.
15. September Vanuatu wird Mitglied bei den Vereinten Nationen
18. September Frankreich schafft die Todesstrafe ab
21. September Belize wird unabhängig

Deutschland erkennt Belize als unabhängigen Staat an

22. September Nach der polizeilichen Räumung von acht besetzten Häusern in West-Berlin stirbt bei anschließenden Auseinandersetzungen zwischen zahlreichen Hausbesetzern und der Polizei der Demonstrant Klaus-Jürgen Rattay.
25. September Belize wird Mitglied bei den Vereinten Nationen
6. Oktober Ägypten: Ermordung Anwar as-Sadats durch den Ägyptischen Islamischen Dschihad
10. Oktober In der Bundeshauptstadt Bonn demonstrieren 300.000 Menschen für den Frieden und gegen den NATO-Doppelbeschluss

Günter Guillaume, früherer Referent des Bundeskanzlers Willy Brandt, der 1975 wegen DDR-Spionage zu dreizehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden war, wird im Zuge eines Agentenaustausches in die DDR entlassen

14. Oktober Vizepräsident Mohamed Hosni Mubarak wird zum Präsident Ägyptens gewählt
21. Oktober Andreas Papandreou wird Premierminister von Griechenland
22. Oktober Cancun, Mexiko: Beim Nord-Süd-Gipfel wird die Dringlichkeit eines Konsenses über Globalverhandlungen in der UNO anerkannt.
25. Oktober Großdemonstration der Friedensbewegung mit 200.000 Menschen in Brüssel.
26. Oktober Deutschland schließt ein Abkommen über die Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie mit Ägypten
1. November Antigua und Barbuda erhält seine Unabhängigkeit
8. November Belgien: Parlamentswahlen
11. November Antigua und Barbuda wird Mitglied bei den Vereinten Nationen
12. November Der Bundestag verabschiedet Spargesetze zur Sanierung des Bundeshaushaltes 1982. Von den Sparmaßnahmen sind unter anderem die Ausbildungsförderung, der öffentliche Dienst, das Kindergeld und die Krankenversicherung betroffen.
14. November rund 100.000 Gegner der Startbahn West versammeln sich in Wiesbaden zu einer friedlichen Demonstration
15. November Schweren Ausschreitungen zwischen der Polizei und Gegnern der geplanten Startbahn-West auf dem Frankfurter Flughafengelände
17. November Luftverkehrsabkommen zwischen Taiwan und Deutschland
18. November US-Präsident Ronald Reagan nennt in einer Rede in Washington als wesentliches Ziel der Genfer „Intermediate (Range) Nuclear Forces (Nukleare Mittelstreckenwaffen)“ (INF)-Verhandlungen die „Null-Lösung“, das heißt den Abbau der sowjetischen Mittelstreckenraketen und den Verzicht auf die Stationierung der amerikanischen Pershing II und Marschflugkörper in Europa
19./20. November Das ZK der SED verabschiedet den Entwurf des Fünfjahrplans 1981 bis 1985, der eine Steigerung des Nationaleinkommens um 5 % vorsieht.
21. November Friedensdemonstration in Amsterdam mit 400.000 Menschen
22. November Der sowjetische Staats- und Parteichef Leonid I. Breschnew trifft zum dritten Mal zu einem Staatsbesuch in der Bundesrepublik ein. Im Mittelpunkt der Gespräche mit Bundeskanzler Schmidt steht die Frage der Abrüstung der Mittelstreckenraketen in Europa.
23. November Iran-Contra-Affäre: Ronald Reagan unterzeichnet die geheimt National Security Decision Directive 17 (NSDD-17), die die CIA authorisiert, Contra-Rebellen in Nikaragua zu rekrutieren und zu unterstützen
30. November Vertreter von USA und Sowjetunion verhandeln über die Reduzierung nuklearer Mittelstreckenraketen in Europa (bis 17. Dezember)
4. Dezember Südafrike gewährt dem homeland Ciskei die Unabhängigkeit

Das OLG Düsseldorf verurteilt das RAF-Mitglied [[[Stefan Wisniewski]] zu lebenslanger Haft wegen Mittäterschaft bei der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer im Oktober 1977.

8. Dezember Dänemark: Parlamentswahlen
11. Dezember El-Mozote-Massaker in El Salvador, die Armee tötet 900 Zivilisten

Drittes Innerdeutsches Gipfeltreffen zwischen Erich Honecker und Helmut Schmidt in der DDR.

13. Dezember (bis 22. Juli 1983: in Warschau verhängt Wojciech Jaruzelski, der neue Partei- und Staatschef in Polen, das Kriegsrecht. Die Gewerkschaft "Solidarität" wird verboten
15. Dezember Eine Autobombe zerstört die Irakische Botschaft in Beirut, Lebanon, mit 61 Toten. Der syrische Geheimdienst wird beschuldigt.

Der peruanische Diplomat Javier Pérez de Cuéllar wird als Nachfolger von Kurt Waldheim zum Generalsekretär der Vereinten Nationen gewählt.

31. Dezember Ghana: Revolutionsregierung unter Jerry Rawlings

siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter 1981

Friedensbewegung

Bearbeiten

Bundesrepublik Deutschland

Bearbeiten

Bis zum Vorjahr 1980 hatte sich die gesamtwirtschaftliche Lage in Polen dramatisch verschlechtert: die Subventionen für Grundnahrungsmittel verschlangen etwa 40% der Staatseinnahmen, der Kaufkraftüberhang nahm zu, die im Westen aufgenommenen Schulden konnten nicht mehr bedient werden. Die Regierung reagierte mit weiteren Preiserhöhungen zum 1. Juli. Daraufhin brachen in vielen Betrieben umgehend Streiks aus. Die Belegschaft der Danziger „Lenin-Werft“ trat am 14. August wie schon 1970 komplett in den Ausstand, stellte politische Forderungen und gründete eine neue, unabhängigen Gewerkschaft, die „Solidarność“. Schon im November gehörten ihr etwa 10 Mio. von 16 Millionen Arbeitnehmer an.

Nachdem Parteichef Gierek schon im September 1980 durch den gemäßigten Stanisław Kania ersetzt und die meisten Hardliner aus dem Politbüro entfernt worden waren, schien sich die innenpolitische Lage noch zu entspannen. Und obwohl ein Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen von Moskau abgelehnt wurde, steigerte der Kreml trotzdem den Druck auf die PVAP, die „Konterrevolution“ zu bekämpfen, und veranstaltete wiederholt Manöver in der Nähe der Grenzen Polens. Im Frühjahr 1981 kam es wiederholt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Staatsorganen und Gewerkschaftsaktivisten. Aufgrund der sich weiter verschlechterten wirtschaftlichen Lage häuften sich wilde Streiks. In dieser entscheidenden Phase waren zudem die bewährten Vermittlungsmöglichkeiten der Kirche eingeschränkt, weil im Mai erst das Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübt worden war und dann auch noch Primas Stefan Wyszyński verstarb.

Nachdem der erste Landeskongress der Solidarność im September 1981 ein noch stärkeres politisches Engagement beschlossen und eine Botschaft an alle Arbeiter der anderen sozialistischen Staaten gerichtet hatte, entschloss sich die PVAP-Führung endgültig zum Konfrontationskurs. Auf dem 4. ZK-Plenum vom 16. bis 18. Oktober wurde Parteichef Stanisław Kania durch den als Hardliner geltenden Verteidigungsminister General Wojciech Jaruzelski ersetzt. Die Vorbereitungen für einen entscheidenden Schlag gegen die Opposition waren zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen. Trotz der Bereitschaft der „Solidarność“ zu Kompromissen übernahmen in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1981 Militär und Sicherheitsorgane die Macht in Polen. General Jaruzelski verkündete in einer Fernsehansprache die Verhängung des Kriegszustandes. Die Führungsspitze der Gewerkschaft wurde in Danzig verhaftet. Regionalführer, Leiter der Betriebskommissionen und oppositionelle Intellektuelle, insgesamt einige Tausend Personen, wurden in Internierungslager gebracht. Jaruzelski rechtfertigt bis zum heutigen Tage diesen Schritt mit einer vorgeblichen unmittelbaren Gefahr des Einmarsches der Roten Armee, an dieser Version bestehen jedoch Zweifel.

Die kommunistische Partei, deren Tätigkeit ebenfalls kurzfristig suspendiert worden war, besaß kein Konzept zur inneren Erneuerung des Landes. Man suchte vielmehr nun Wege der Verständigung mit den gesellschaftlichen Kräften, die nicht zur „Solidarność“ gehörten, vor allem mit der katholischen Kirche. Im wirtschaftlichen Sektor begann man mit zaghaften Reformen, deren Erfolge aber zu wünschen übrig ließen. Sie waren begleitet von internen Machtkämpfen zwischen „Falken“ und „Tauben“ in der PVAP.

Ägypten

Bearbeiten

Der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat hatte Ägypten bereits 1979 durch den Israelisch-ägyptischen Friedensvertrag in der arabischen Welt isoliert. Zusätzliche interne Feinde machte er sich, als er im Semptember gegen zahlreiche muslimische und koptische Organisationen sowie Studentengruppen vorging, es kam zu etwa 1.600 Verhaftungen. Das Ausmaß der Maßnahmen rief weltweite Kritik hervor. Zusätzlich geriet Ägypten in eine wirtschaftliche Krise.

Sadats Gegner in der Armee, die dem Ägyptischen Islamischen Dschihad angehörten, verübten am 6. Oktober bei einer Militärparade einem Attentat auf ihn. Von Omar Abdel-Rahman, einem islamischen Geistlichen, der später für seine Rolle im Anschlag auf das World Trade Center 1993 verurteilt wurde, wurde das Attentat durch eine Fatwa unterstützt.

Die Parade wurde als sicher angesehen, da die Munition vorher beschlagnahmt wurde, die Offiziere, die mit dieser Aufgabe betraut waren befanden sich jedoch auf der Hadsch nach Mekka. Während der Überflug eines Mirage-Kampfflugzeugs die Menge ablenkte, hielt ein Truppentransporter vor der Loge des Präsidenten und ein Leutnant trat nach vorn. Während Sadat aufstand, um den Salut zu empfangen, stiegen die Attentäter aus dem Lastwagen, warfen Granaten und schossen auf den Präsidenten. Im folgenden Schußwechsel wurden sieben Menschen getötet, darunter der kubanische Botschafter, und 28 wurden verletzt, darunter der Außenminister und spätere UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali. Das Attentat war live im Fernsehen zu verfolgen.

Sadat wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, doch binnen Stunden wurde sein Tod festgestellt. Bei der Beerdigung von Sadat waren zahlreiche Regierungsmitglieder aus aller Welt anwesend, darunter vier US-Präsidenten: Ronald Reagan, Gerald Ford, Jimmy Carter, and Richard Nixon. Sadats Nachfolger wurde Vizepräsident Hosni Mubarak, der sich am 14. Oktober durch eine Wahl bestätigen ließ.

Gambia wurde 1981 von einem gewaltsamer Staatsstreich erschüttert. Im Nachspiel zum Putsch unterzeichneten am 12. Dezember 1981 Gambia und Senegal einen Vertrag, der die Vereinigung der Streitkräfte, der Währung und des Wirtschaftsraumes in der Konföderation Senegambia vorsah. Diese Konföderation bestand vom 1. Februar 1982 bis zum 30. September 1989, als Gambia aus dem Bund austrat.


Wirtschaft

Bearbeiten
Wirtschaft
1. Januar Der ECU (European Currency Unit) wird als einzige EG-Verrechnungseinheit in der Europäischen Gemeinschaft eingeführt
16. November Die seit Dezember 1977 schwelende Poullain-Affäre findet mit dem Freispruch des angeklagten früheren WestLB-Chefs Ludwig Poullain ihr Ende

1981 verringerte sich der Ölabsatz. Die Industriestaaten waren in Rezession und aufgrund der 1. Ölkrise und der hohen Erdölpreise investierten viele Länder in alternative Energiequellen, was in den Jahren 1979 bis 1983 den weltweiten Ölverbrauch um 11 % und den OPEC-Weltmarktanteil auf 40 % senkte.

20./21.7. Der siebte Weltwirtschaftsgipfel findet in Ottawa/Kanada statt. Im Mittelpunkt der Diskussionen stehen die Stagnation von Produktion und Nachfrage, wachsende Arbeitslosigkeit und Protektionismus im Welthandel.

20.11. In Essen wird ein neuer Erdgas-Lieferungsvertrag zwischen der Ruhrgas AG und der sowjetischen Sojusgas-Export unterzeichnet.


Kultur
Oscarverleihung 1981
Grammy Awards 1981
Eurovision Song Contest 1981
16. Juni 3. Rundfunk-Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Theater und Oper

Bearbeiten

Mit dem Launch von MTV am 1. August beginnt ein neues Zeitalter in der Musik: Musikvideos entscheiden nun mehr und mehr über Erfolg und Mißerfolg von Singles und Bands. Das erste auf MTV gespielte Video, Video Killed the Radio Star der Band The Buggles läutet diese neue Ära ein.

International ist die New Romantic-Bewegung auf dem Höhepunkt, mit Bands wie Duran Duran (1. Album Duran Duran), Visage (Fade to Grey).

Die Neue Deutsche Welle, die sich in den letzten fünf Jahren im Untergrund entwickelt hatte, wird nun von den großen Plattenfirmen „entdeckt“, und Trio (erstes Album Trio 1981) wird eine der ersten kommerziell erfolgreichen Bands unter dem NDW-Etikett.

Mit Polonäse Blankenese hinterläßt Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals einen Partyschlager und Nummer-1-Hit.

Film und Fernsehen

Bearbeiten

14.1. Der Film "Lili Marleen" von Rainer Werner Fassbinder wird in West-Berlin uraufgeführt. Er zeichnet den Lebensweg der Sängerin Lale Andersen (1908-1972) nach, die in der NS-Zeit durch ihr Lied "Lili Marleen" berühmt wurde.

19.5. In der Bundesrepublik läuft die ungarisch-österreichisch-deutsche Koproduktion "Mephisto" von István Szabó (geb. 1938) nach dem Roman von Klaus Mann mit Klaus Maria Brandauer (geb. 1944) in der Hauptrolle an. Die Geschichte eines begabten, aber charakterschwachen Schauspielers und seiner Karriere in der NS-Zeit ist dem Lebensweg von Gustaf Gründgens nachempfunden.

28.6. Die ARD zeigt den ersten "Tatort"-Krimi mit Hauptkommissar Horst Schimanski, gespielt von Götz George (geb. 1938).

4.9. In der Bundesrepublik läuft der Film "Die bleierne Zeit" von Margarethe von Trotta an. Nach dem Vorbild der Ensslin-Schwestern werden die völlig unterschiedlichen Lebenswege zweier Schwestern beschrieben: Während die eine Frau bei einer Frauenzeitschrift arbeitet, versucht die andere, ihre Ziele radikal im politischen Untergrund zu verwirklichen.

18.9. In den Kinos der Bundesrepublik läuft der Film "Das Boot" von Wolfgang Petersen (geb. 1941) an. Der mit 25 Millionen DM Produktionskosten bisher teuerste deutsche Film schildert das Leben in einem deutschen Unterseeboot während des Zweiten Weltkriegs und basiert auf dem gleichnamigen Welt-Bestseller von Lothar-Günther Buchheim (geb. 1918).

Literatur

Bearbeiten

20.1. Im Rechtsstreit zwischen dem Axel-Springer-Verlag und dem Schriftsteller Günter Wallraff (geb. 1942) wegen der in dem Buch "Der Aufmacher" veröffentlichten Anschuldigungen gegen die Bild-Zeitung entscheidet der Bundesgerichtshof zugunsten Wallraffs.

22.1. Die französische Schriftstellerin Marguerite Yourcenar (1903-1987) wird als erstes weibliches Mitglied in die Académie française aufgenommen.

18.10. Der russische Exil-Schriftsteller Lew Kopelew (1912-1997) wird in Frankfurt/Main mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Schriftsteller aus West und Ost treffen sich am 13. und 14. Dezember auf Initiative Stephan Hermlins in Ost-Berlin.

1.5.-29.9. Der Künstler Wolf Vostell läßt seinen "Fluxus Zug" über 15 Stationen durch Deutschland reisen.

September 10 - Picasso's painting "Guernica" is moved from New York to Madrid.


Wissenschaft, Technik und Raumfahrt

Bearbeiten
Wissenschaft
Januar Die Kammer von Sarawak, die größte Höhle der Welt, wird entdeckt.
18. März Rastertunnelmikroskop: erstes erfolgreiches Experiment zum Nachweis eines abstandsabhängigen Tunnelstromes
12. April erster Start eines Space Shuttle (STS-1)
25. August Die amerikanische Raumsonde Voyager 2 fliegt an Saturn vorbei und liefert Fotos von Saturn, seinen Ringen und Monden
22. September Einweihung des Hochgeschwindigkeitszuges TGV durch François Mitterrand
Auf der Internationalen Funkausstellung Berlin werden die Compact Disc und das Stereo-Fernsehen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Nobelpreise
alternative Nobelpreise

Architektur

Bearbeiten

May 6 - A jury of architects and sculptors unanimously selects Maya Ying Lin's design for the Vietnam Veterans Memorial from 1,421 other entries.

16.5. In Krefeld eröffnet das Museum Haus Esters in einem von dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe in den Jahren 1927 bis 1930 entworfenen Wohngebäude.

Computertechnik

Bearbeiten

August 11 - The original Model 5150 IBM PC with a 4.77 Mhz Intel 8088 processor was released in the United States at a base price of $1,565.

Xerox Star, einer der ersten PCs mit GUI

MS-DOS Version 1.0 erschien 1981 als Nachbildung von CP/M und wurde für PCs eingesetzt. Es setzt auf das BIOS auf und stellt Dateisystemoperationen zur Verfügung.

1981 stellte Richard Feynman auf einem der ersten Workshops zum Thema Physics and Computation (Physik und Berechenbarkeit) die wichtige Frage Can (quantum) physics be (efficiently) simulated by (classical) computers?, womit er einer der Väter des Quantencomputers, einem interdisziplinären Gebiet der Physik und Informatik, wurde.

Medizin und Gesundheit

Bearbeiten

June 5 - The Centers for Disease Control and Prevention report that five homosexual men in Los Angeles, California have a rare form of pneumonia seen only in patients with weakened immune systems (these were the first recognized cases of AIDS).

December 28 - The first American test-tube baby, Elizabeth Jordan Carr, is born (Norfolk, Virginia)

19. August: Das Bundesgesundheitsamt verbietet das Stärkungsmittel „Frauengold“, da es möglicherweise krebsfördente Substanzen (Aristolochiasäuren) enthält

In der Bundesrepublik wird ab sofort auf den Zigarettenschachteln vor den gesundheitlichen Gefahren des Rauchens gewarnt. Auf den Packungen ist zu lesen: "Der Bundesgesundheitsminister: Rauchen gefährdet ihre Gesundheit. Der Rauch einer Zigarette dieser Marke enthält nach DIN druchschnittlich ... mg Nikotin und ... mg Kondensat (Teer)".

Energie und Umweltschutz

Bearbeiten

6.6. Der kommerzielle Handel mit Großwalen und aus ihnen gewonnenen Erzeugnissen wird weltweit verboten.

15.5. Die Bauarbeiten für das Windkraftwerk GROWIAN im Kaiser-Wilhelm-Koog an der Nordseeküste bei Marne beginnen.

7.7. Erstmals überquert ein durch Sonnenkraft angetriebenes Leichtflugzeug von Paris aus den Ärmelkanal.

Frauenforschung

Bearbeiten

23.5. In Bonn wird das erste Frauenmuseum der Welt eröffnet.

23.11. Als erstes Bundesland gründet Niedersachsen in Hannover ein Institut für Frauenforschung. Ziel des Instituts ist die Erforschung der Stellung der Frau in Familie, Beruf und Öffentlichkeit.


15.8. Mit einem Festakt in der West-Berliner Philharmonie wird die Ausstellung "Preußen - Versuch einer Bilanz" eröffnet.


Terrorismus, Katastrophen, Verbrechen

Bearbeiten
Naturkatastrophen
8. Februar Bei einer Panik im Karaiskaki Stadion kommen 21 Fans des Vereins Olympiakos Piräus ums Leben.
24. Februar Erdbebem der Stärke 6,7 (11 Uhr) und Nachbeben der Stärke 6,4 (16.30 Uhr) in der Nähe der Alkyonides-Inseln, 60 km westlich von Athen. Zahlreiche Gebäude in Loutraki, Kiato und Xylocastro stürzen ein. 16 Tote.
11. Juni Erdbeben der Stärke 6,9 im Iran, ca. 3.000 Tote
28. Juli Erdbeben der Stärke 7,3 im Iran, ca. 1.500 Tote
Verbrechen und Terrorismus
  Kreuzworträtselmord in Halle-Neustadt, DDR
21. Februar Bombenattentat auf das Haus der US-Sender Radio Free Europe und Radio Liberty in München, 8 Verletzte
6. März Beim Prozeß gegen den mutmaßlichen Mörder ihrer siebenjährigen Tochter erschießt Marianne Bachmeier den Angeklagten Klaus Grabowski im Saal des Lübecker Schwurgerichts.
22. Mai Peter Sutcliffe, der „Yorkshire Ripper“ erhält eine lebenslange Haftstrafe wegen 13-fachem Mord
29. Juni Der mit einem Maschinengewehr bewaffnete Morris Edwin Robert nimmt Geiseln in der FBI-Abteilung des Bundesgebäudes in Atlanta. Nach drei Stunden werden die Geiseln befreit und Robert erschossen.
13. Juni Der Jugendliche Marcus Sargeant feuert bei der Trooping the Colour ceremony in London sechs Schüsse auf Königin Elisabeth II. ab
22. Juni Anschlag der Hamas auf ein Reisebüro in Athen, 2 Tote
31. August Eine Bombe explodiert in der Ramstein Air Base (BRD) und fordert 20 Menschenleben.
15. September In Heidelberg wird auf den Oberbefehlshaber der amerikanischen Landstreitkräfte in Europa, General Frederick James Kroesen, ein Attentat verübt. Das „Kommando Gudrun Ensslin“ bekennt sich zu dem Anschlag.
Unfälle
27. Januar Beim Untergang des Fährschiffs „Tamponas 2“ (Indonesien) nördlich von Java sterben 512 Menschen
10. Februar Bei einem Feuer im Las Vegas Hilton Hotel-Casino sterben acht Menschen und 198 werden verletzt.
19. März Bei einem Test des Space Shuttle Columbia werden drei Arbeiter getötet und fünf verletzt.
6. Juni In Bihar, Indien, entgleisen sieben Wagen eines überfüllten Passagierzugs und rutschen in den Bagmati-Fluss – 800 Tote
11. Juni Zugunglück in Erfurt. 14 Menschen sterben, 93 werden schwer verletzt.
17. Juli Im Hyatt Regency Hotel in Kansas City brechen zwei Gangways in der Lobby ein, 114 Tote
30. August Gas-Kohle-Ausbruch im Bergwerk Ibbenbüren mit 8 verunglückten Kumpel
4. September Explosion in einer Mine in Zalizin, Tschechoslowakei - 65 Tote
19. September Das Flußpassagierschiff „Sobral Santor“ (Brasilien) kentert auf dem Amazonas. 300 Menschen sterben
6. Oktober Eine Fokker F-28 der niederländischen NLM Cityhopper gerät nahe Rotterdam in einen Tornado und stürzt ab. Alle 17 Insassen sterben
1. Dezember Ajaccio, Korsika: Eine McDonnell Douglas MD-80 der jugoslawischen Inex Adria Aviopromet prallte während des Landeanflugs gegen einen Berg. Alle 178 Personen an Bord starben
8. Dezember Explosion in Mine 21 in Whitwell, Tennessee, 13 Tote


Baseball

Bearbeiten

June 12 - Major League Baseball goes on strike, forcing the cancellation of 38 percent of the schedule.

August 9 - Major League Baseball resumes from strike with the All-Star Game in Cleveland's Municipal Stadium.

Eiskunstlauf

Bearbeiten

Fußball

Bearbeiten

Leichtathletik

Bearbeiten

Einträge von Leichtathletik-Weltrekorden siehe unter der jeweiligen Disziplin unter Leichtathletik.

Motorsport

Bearbeiten

May 24 - Indianapolis 500-Mile Race: Bobby Unser wins for a third time for both he as a driver and Roger Penske as a car owner, but race sanctioning-body USAC temporarily strips him of victory over accusation of illegally passing other cars under a caution period (see racing flags). After team appeal, Unser's win is reinstated on October 8.

Segelfliegen

Bearbeiten

Sonstiges

Bearbeiten

Am 29. Juli heiraten Prinz Charles und Lady Diana Spencer (Prinzessin Diana).

Siehe auch

Bearbeiten
Commons: Mkill/1981 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Bearbeiten