Die römisch-katholische Kirche St. Martin befindet sich in Heimertingen im Landkreis Unterallgäu in Bayern. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte
BearbeitenDer älteste Teil der Kirche, die Apsis, stammt aus dem späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert. Das Turmuntergeschoss entstammt vermutlich der gleichen Zeit. An den Strebepfeilern am Chor können Bautätigkeiten im späten Mittelalter nachgewiesen werden. Im 17. Jahrhundert wurde die Sakristei errichtet. In den Jahren 1750–53 fand eine Umgestaltung im Inneren der Kirche, sowie der Ausbau des Kirchturmes statt.[2]
Baubeschreibung
BearbeitenDas Langhaus ist ein Saal mit vier Fensterachsen und Pilastergliederung. Die Decke des Langhauses ist eine Flachtonne mit Stichkappen. Die Außenfassade des Langhauses ist schlicht. Unter der Traufe befindet sich ein Rundbogenfries. Im Langhaus sind rundbogige Fenster angebracht. An das Langhaus schließt sich durch einen runden Chorbogen der etwa quadratische Chorraum an. Die Ecken der Apsis sind gerundet. Im Chor befinden sich durch runde Scheidbögen abgetrennte Abseiten mit Quertonne. In der Kirche befindet sich an der Westseite eine zweigeschossige Empore. Die obere Empore ist weiter zurückliegend als die untere Empore und hat einen geschwungenen Mittelteil. Die Empore wird duch marmorierte Holzsäulen gestützt. An der Südseite des Chores befindet sich der Kirchturm, dessen unterer Teil ungegliedert ist. Die Mauern im Untergeschoss sind aus Ziegelsteinschalen mit Kiesfüllung gefertigt. Ansätze eines rundbogigen Kreuzgewölbes sind im Untergeschoss vorhanden. Das Oberteil des Kirchturmes besitzt eine Lisenengliederung mit Gebälk. Der Kirchturm ist mit einer ausladenden mit Biberschwänzen gedeckten Zwiebelkuppel gedeckt.[2]
Innenausstattung
BearbeitenDer Hochaltar wurde 1817 errichtet. Die sarkophagförmige Mensa und der Tabernakel sind aus hellgrau marmoriertem Holz geschaffen. Die Sockelzone ist mit Rankendekor umgeben. Rechts und links befinden sich zwei weiß und gold gefasste Engel. Die Türe des vorgeschwungenen Mittelteiles ziert die Darstellung des Abendmahles. Über dieser Darstellung befindet sich der Drehnischentabernakel. Dieser ist von Voluten flankiert. Auf dem Gebälk befinden sich zwei Putten, bekrönt wird der Tabernakel vom Lamm Gottes.[3]
Die beiden Seitenaltäre sind aus marmorierten Holz gefertigt und stammen aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts. Sie sind verziert mit vergoldetem Rocailledekor. Über den jeweils sarkophagformigen Mensen befinden sich die Altarblätter. Auf diesen ist links der Hl. Ulrich in der Ungarnschlacht und rechts die Mantelteilung des Hl. Martin abgebildet. Flankiert werden die Seitenaltäre durch Freisäulen mit geschwungenem Gebälk. Als Bekrönung der Seitenaltäre ist das Herz Jesu und das Herz Mariä in durchbrochener Schnitzerei dargestellt.[4]
Die Deckengemälde in Chor und Langhaus zeigen die Rosenkranzmadonna, die Geburt Christi und die Verklärung Mariä. In der Apsis ist das letzte Abendmahl dargestellt. Die Gemälde wurden von Ferdinand Wagner 1866 geschaffen. Die entsprechende Bezeichnung findet sich im Rosenkranzbild. Die Gewölbe der beiden Chorabseiten zieren Felder mit marianischen Allegorien aus dem Jahr 1753. Die Gewölbe von Chor und Langhaus sind mit Stuck aus dem Jahr 1753 verziert. Die Gemäldefelder und Gewölbegrate sind mit reichem Muschelwerk verziert. Der Chorbogen ist mit einer Kartusche mit aufgemalten Jesusmonogramm versehen.[2]
Das Taufbecken stammt aus der Zeit nach 1589 und ist mit B + W bezeichnet. Es ist aus Sandstein gefertigt und enthält ein fuggerisches Allianzwappen. Der Holzdeckel ist mit der Figur des Johannes des Täufers bekrönt. Die Figur wurde im späten 18. Jahrhundert gefertigt. Die Kanzel ist ein marmorierter Holzaufbau und mit vergoldetem Rocailledekor verziert. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Unterteil der Kanzel ist geschweift, darüber befindet sich ein mit Volutenvorlagen gegliederter runder Korb. In den Feldern befinden sich die weiß und gold gefassten Holzfiguren der vier Evangelisten. Auf dem Schalldeckel befinden sich Putten, auf dem geschweiften Aufsatz die Figur von Johannes dem Täufer.[4]
Das Laiengestühl stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zwei Reihen des Gestühls sind mit Eichenholzwangen geschwungen und mit Muschelwerk verziert. Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen die fünfzehn Bruderschaftsstangen. Die Blechschilder sind mit neutestamentlichen Darstellungen bemalt.[4]
In der Kirche befinden sich mehrere Gemälde, welche allesamt aus dem 18. Jahrhundert stammen. Diese zeigen den Hl. Franziskus und den Hl. Aloysius, die Darstellung der Fürbitte Mariä für die armen Sünder und die Abbildung von Christus wie dieser auf die Fürbitte Mariens Krieg, Habsucht und Tod vertreibt. Die gefassten Holzfiguren aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts stellen den Hl. Antonius von Padua sowie ein Kruzifix dar.[4]
In der Kirche ist eine Gedenktafel für die Gefallenen und Vermißten aus den Jahren 1805–15 angebracht. Die Gedenktafel wurde 1833 auf Anweisung König Ludwigs I. von Bayern aufgestellt.[4]
An der südlichen Aussenfassade befindet sich eine Ölbergdarstellung. Die aus Terrakotta gefertigten und gefassten Figuren stellen Jesus Christus und drei Apostel dar. Die Figuren stammen aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts. Der Engel in der Ölbergdarstellung ist aus Holz gefertigt und stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.[4]
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Ölbergdarstellung, Terrakottefiguren 15. Jahrhundert
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Bruderschaftsstange aus dem 19. Jahrhundert
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Prozessionsstange mit der Darstellung der Marienkrönung, 17. Jahrhundert
Weblinks
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Tilmann Breuer: Stadt- und Landkreis Memmingen. Hrsg.: Heinrich Kreisel und Adam Horn. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 121, 122.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Eintragung D-7-78-150-1
- ↑ a b c Tilmann Breuer; Heinrich Kreisel und Adam Horn (Hrsg.): Stadt- und Landkreis Memmingen. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 121
- ↑ Tilmann Breuer; Heinrich Kreisel und Adam Horn (Hrsg.): Stadt- und Landkreis Memmingen. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 121, 122
- ↑ a b c d e f Tilmann Breuer; Heinrich Kreisel und Adam Horn (Hrsg.): Stadt- und Landkreis Memmingen. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 122
Koordinaten: 48° 2′ 31,2″ N, 10° 9′ 11,8″ O
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