Öffentliche Philosophie

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Öffentliche Philosophie bezeichnet alle Formen der Philosophie, die sich innerhalb der Öffentlichkeit abspielen oder sich an diese richten. Darüber hinaus ist sie ein Teilgebiet der akademischen Philosophie, welches die Philosophie selbst und insbesondere ihr Verhältnis zur Öffentlichkeit betrachtet.

So scheint die Philosophie vielen zu abstrakt, unverständlich und nutzlos zu sein... Die Philosophie wird immer wieder zu Stellungnahmen aufgefordert: so etwa zu Ergebnissen anderer Wissenschaften wie etwa der Kognitions- oder Neurowissenschaft[1]

In der Debatte wird auch teilweise die Zuwendung zur Öffentlichkeit infrage gestellt.

  • Amts- und Würdenträger, die sich durch die philosophischen Gespräche oder Schriften herausgefordert oder angegriffen wähnten
  • akademischen Vertretern der Philosophie (z.B. Kant, Fichte). Diese artikulierten vor allem die Sorge, dass komplexe philosophische Inhalte simplifiziert würden[1]

Dem gegenüber steht öffentliches Interesse, insbesondere an praktischer (Lebens-) Philosophie, sowie das Ziel einiger Philosophinnen und Philosophen die „Welt (…) zu verändern“.[2]

  • Forderung dass sich die Philosophie stärker an öffentlichem Interesse orientiert.

Geschichte

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Als Begriff gibt es 'Öffentlichkeit' vor der Aufklärung nicht. Der ursprüngliche Gegensatz zwischen den Adjektiven 'öffentlich' und 'heimlich, geheim' zeigt den wichtigen Aspekt des Raumes (das Heim). Im Zuge der Einführung römischer Rechtsformen in der Neuzeit, wird 'öffentlich' mit der Staatlichkeit in Verbindung gebracht und steht nun auch im Gegensatz zu 'privat'.[3]

Jahrhunderte früher unterscheidet Aristoteles in seinem Werk Politik zwischen Polis (Stadtstaat) und Oikos (Haushalt, Familie). Dabei war die Gestaltung der Polis jedoch nur den Polites (Bürgern) vorbehalten, die sich als Herren der Oikoi die Zeit für politisches Engagement nehmen konnten.[4] Für die politische Organisation spielte die Agora (Versammlungs- und Marktplatz) eine wichtige Rolle. Hier begegnet in Platons Dialogen auch Sokrates seinen Gesprächspartnern.[5] Die Philosophie beginnt dem Mythos nach also zuerst in der Öffentlichkeit und wird später von Platon in die Akademie überführt. Diese war zwar offen zugänglich, aber dennoch "ein Raum der Wenigen und ihrer Freiheit".[6] In Sophistes versucht Platon außerdem, den Philosophen einen besonderen Status einzuräumen, indem er die Sophisten als deren Gegenspieler definiert: Sie gäben nur vor Weise zu sein und wüssten durch Trugbilder und Überredungskunst zu täuschen. Außerdem erwarteten sie einen Lohn und träten, im Unterschied zu korrumpierten Volksrednern, "unter Wenigen" auf.[7] Im Kontrast dazu machte man sich in Komödien über die philosophierenden Müßiggänger (vgl. σχολή, schol) lustig: Sie erscheinen wie Einwohner des Wolkenkuckucksheims, sind auf ihr Äußeres bedacht und diskutieren melodramatisch über Nichtigkeiten. Durch diese übertreibende Darstellung im Theater fand gleichzeitig eine öffentliche Reflexion des normüberschreitenden Verhaltens statt.[8] Wie umstritten Philosophen waren, sieht man auch an der Verurteilung von Sokrates (399 v.Chr.) oder dem Gesetz des Sophokles (306/5 v.Chr.). Letzteres verbot philosophische Schulen ohne offizielle Genehmigung und sorgte für eine zeitweilige Verbannung vieler Philosophen. Ihnen wurde eine anti-demokratische Haltung zugesprochen, beginnend bei aristokratischen Idealen, als Teil einer Elite sogar mit Beziehungen zu Oligarchen und Königen. So stand auch der von den Makedoniern eingesetzte Statthalter für Athen (317-307 v.Chr.) Demetrios von Phaleron in enger Verbindung zu den Peripatetikern. Vermutlich mit Berufung auf Traditionen wurde das Gesetz des Sophokles jedoch nach einem Jahr wieder aufgehoben.[9] Mit Unterbrechungen hielten sich Nachfolger der platonischen Akademie bis zur Auflösung 529 durch Kaiser Justinian I. Das Modell einer Studien- und Lebensgemeinschaft, wie es Platon von den Pythagoreern übernommen hatte, wurde auch in christlichen Glaubensgemeinschaften fortgeführt und in der Renaissance (14./15. Jh.) entstanden dann explizit wieder 'Akademien' die sich mit den Lehren Platons beschäftigten.[10]

Betrachtet man Philosphie nur als kritischere, "intensivere und systematischere From des normalen Denkens" (Spaemann, 2012)[11] fällt die Schwierigkeit auf, sie von anderen Wissenschaften und Tätigkeiten abzugrenzen. Genauso schwer lassen sich die Wirkungen philosophischer Ideen auf Individuen und die Gesellschaft nachverfolgen. In der Antike findet man sie mit Mythen vermischt in Dichtungen wie Werke und Tage von Hesiod (7. Jh.v.Chr.), die zu verschiedenen Anlässen vorgetragen wurden, oder auch durch Darstellungen in der bildenden Kunst und im Theater. Für die explizite Vermittlung von Philosophie spielten später Schulen eine wichtige Rolle, dabei sollte mit Werbereden (Protreptikoi) und exoterischen Texten die Öffentlichkeit erreicht und neue Schüler gewonnen werden. Im Zuge der Christianisierung ging die Philosophie in religiösen Predigten auf, letztere prägte unter anderem Augustinus im 3./4. Jh. mit seinem "De doctrina christiana".[12] Auch Universitäten (von lat. universitas magistrorum et scolarium, „Gemeinschaft der Lehrer und Schüler“) entstanden ab dem 11. Jh. unter kirchlicher Kontrolle und lösten sich erst durch den Renaissance-Humanismus langsam von der Theologie. Während der Aufklärung ermöglichte der weiterentwickelte Buchdruck eine deutsche Popularphilosophie (18. Jh., vgl. Damenphilosophie) und bot neue Möglichkeiten "Fragen, Einsichten und Arbeitsweisen des professionellen Philosophierens an ein weiteres, interessiertes Publikum zu vermitteln". Als wichtige Autoren gelten der Frühaufklärer Christian Thomasius (1655-1728), später dann H.S. Reimarus (1694–1768), Moses Mendelssohn (1729–1786), J.G.H. Feder (1740–1821), J.J. Engel (1741-1802) und Christian Garve (1742–1798), die versuchten, "in ihren Texten an die Lebenswirklichkeit ihres Lesepublikums anzuschließen und die philosophischen Inhalte in teils auch unterhaltenden, aber gleichwohl belehrenden Darstellungen zu vermitteln."[1]

Philosophie und Öffentlichkeit

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Öffentlichkeit entstand als Begriff während der Aufklärung im Sinne der Publizität, also mit der Forderung nach Meinungs- und Pressefreiheit. Von den liberalen, bürgerlichen Gesellschaften wurde er mit dem Raum für freien geistigen Austausch verbunden und bekam mit Blick auf die Beteiligten auch die Bedeutung einer "sozialen Gesamtheit".[3] Grundlegend für die gegenwärtige Bedeutung ist neben der Kommunikation auch der Zugang:

„Die bürgerliche Öffentlichkeit steht und fällt mit dem Prinzip des allgemeinen Zugangs. Eine Öffentlichkeit, von der angebbare Gruppen eo ipso ausgeschlossen wären, ist nicht etwa nur unvollständig, sie ist vielmehr gar keine Öffentlichkeit.“

J. Habermas 1992: Faktizität und Geltung, S.436.

Das Ideal hinter dieser Definition steht im Konflikt zur praktischen Realität. So wird allgemein von einer 'öffentlichen Veranstaltung' oder 'Veröffentlichung' gesprochen, selbst wenn der Zugang beschränkt ist. 'Öffentlichkeit' beschreibt in der Praxis also verschiedene Stufen der Zugänglichkeit. Für die Philosophie stellen Zeit und Geld, sowie Bildung relevante Hürden dar.

Ein weiteres Modell gliedert die Öffentlichkeit in Ebenen, die von der Kommunikationssituation und dem öffentlichen Interesse abhängen: Die spontane Begegnung (Encounter) ohne feste Rollenverteilung und mit fließendem Übergang zu privater Kommunikation. Die Themen- und Versammlungsöffentlichkeit mit gemeinsamen Inhalten und klareren Rollen. Die Medienöffentlichkeit mit dem größtem Einfluss und einer Trennung zwischen Leistungs- und Publikumsrollen. Zwischen diesen Ebenen existieren Selektionsstufen, die bestimmen, welche Themen von einer Ebene zur nächsten gelangen.[13]

Publikum, Schulen? Experten - Laien Verhältnis

 
Die Schule von Athen (1510/1511), Stanza della Segnatura, Vatikan

Öffentliches Bild von Philosophie ! akademische Philosophie - Wild [14] Es gibt für verschiedene Wissenschaften Klischees die auch in der Popkultur thematisiert werden. (vgl. Big Bang Theory)

- Beckermann [15]

"Philosophie" als Label?

Abgrenzung zu anderen (Nicht-) Wissenschaften?

Ist Philosophie eine Wissenschaft? Vgl. zu anderen Wissenschaften in der Öffentlichkeit - Ja wenn: Wissenschaft ein systematische Erforschung der Struktur der Realität

Dimensionen öffentlicher Philosophie

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Öffentliche Philosophie lässt sich am besten mit Blick auf ihre verschiedenen Dimensionen erfassen.

Methoden und Fähigkeiten

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Was kann insbesondere die öffentliche Philosophie? – In Abgrenzung zur Philosophie im Allgemeinen (kritisches, offenes denken)

argumentieren/ schlussfolgern - implikationen des denkens aufzeigen (logik > kausalität), moderieren (Debattenkultur - Konsens schaffen), Begriffsentwicklung, einordnen/ systematik, interpretieren, abstrahieren

narrative entwickeln - suche nach Bedeutung, Deutungsmuster, axiome des denkens

widersprüche im eigenen und im denken anderer finden

schwierigkeit der komplexitätsreduktion - dagegen aber die Vorstellung dass alle bei null anfangen müssen.

  • Wie weit kann man und darf man zu Zwecken der Vermittlung komplexe philosophische Theorien und Argumentationen vereinfachen, ohne dass sie dadurch bis zur Unkenntlichkeit entstellt oder in dogmatische Hüllen ihrer selbst verkehrt werden?

Philosophinnen und Philosophen

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Wer Bekommt einen Status als Philosoph anerkannt? Vgl. zu markennamen

Es gibt zwei extreme: entweder sind alle Philosophen oder es sind alte, weise Männer mit Bärten

Vorurteile, „Nimbus“    intelligenz, weisheit, alte männer (habermas, sloterdijk, Žižek) Ego,

Intellektuelle    encyclopedic knowledge

Exzentriker sokrates, diogenes, jesus Dichter goethe: urworte orphisch

           Kritische Haltung eine essentielle Eigenschaft?

Zitat diderot, Nicht-akademische philosophen, z.B. schopenhauer, gurus etc. ken wilber

Wo sind akademische Philosoph*innen beschäftigt?

KI?

Formate und Ausspielorte

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offensichtliche Beispiele,

angewandte Ethik - deutscher Ethikrat zum Teil von Philosophen besetzt

Philosophische Praxis - Lesezirkel

versteckte Beispiele (Unterhaltung) Herr der Ringe, Brothers in Arms, The Dark Knight

Kritik an Philosophie - Kritik an öffentlicher Philosophie

Probleme durch Unnahbarkeit/ Irrelevanz?

Einfluss

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Wo spielt die gegenwärtige Philosophie eine Rolle?

Beispiele für politischen, kulturellen Einfluss z.B. Skeptizismus: Cartesischer/ Methodischer Zweifel (Meditationes 1641)

Literatur

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[16] [17] privat [18]

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  • PhilPublica: Medienbeiträge akademischer Philosoph:innen und Ressourcen zur philosophischen Wissenschaftskommunikation.

Einzelnachweise

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  1. a b c Andrea Marlen Esser: Philosophie aktuell: Public Philosophy – brauchen wir das? In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Band 71, Nr. 1, 1. März 2023, ISSN 2192-1482, S. 119–121, doi:10.1515/dzph-2023-0008.
  2. Karl Marx (1845): Thesen über Feuerbach. Nach dem von Engels 1888 veröffentlichten Text. In: Institut für Marxismus-Leninismus (Hrsg.): Marx-Engels-Werke. Band 3. Dietz Verlag, Berlin 1978, S. 535 (marxists.org).
  3. a b Lucian Hölscher (1984): Öffentlichkeit. In: J. Ritter/K. Gründer (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Schwabe Verlag, Basel, doi:10.24894/HWPh.2844 (später bei Tönnies: heimlich, vertraut > Gemeinschaft; öffentlich, fremd > Gesellschaft).
  4. Julia Mönig: Vom »oikos« zum Cyberspace: Das Private in der politischen Philosophie Hannah Arendts (= Edition Moderne Postmoderne). transcript-Verlag, 2017, ISBN 978-3-8394-4005-6, S. 25 (transcript-verlag.de [PDF]).
  5. Dietram Müller: Raum und Gespräch: Ortssymbolik in den Dialogen Platons. In: Hermes. Band 116, Nr. 4, 1988, ISSN 0018-0777, S. 387–409.
  6. Mönig, S.52
  7. Platon: Der Sophist. 216-218, 222-226, 234, 264-268 (projekt-gutenberg.org – Originaltitel: Σοφιστής (Sophistes). Übersetzt von Friedrich Schleiermacher).
  8. Plato's Academy: Its Workings and its History. Cambridge University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-1-108-42644-2, Kap. 5.3 (cambridge.org).
  9. Plato's Academy: Its Workings and its History, Kap. 5.4-.6
  10. Helmut Meinhardt (1971): «Akademie, akademisch», in: J. Ritter (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Basel: Schwabe Verlag. doi.org/10.24894/HWPh.67
  11. Philosoph der Neuen Rechten? 3. Januar 2019, abgerufen am 16. September 2024.
  12. Jesus Morcillo: Ars longa: Wissenschafts­kommuni­kation in der Antike. In: Wissenschaftskommunikation.de. 13. April 2018, abgerufen am 16. September 2024 (deutsch).
  13. In Jarren, O.: Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft. Hrsg.: Jarren, O., & Donges, P. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, 5. Strukturen der Öffentlichkeit, S. 95–117 (springer.com [PDF]).
  14. Markus Wild: Diesen Zustand können wir ändern. In: Georg Brun, Claus Beisbart (Hrsg.): Mit Philosophie die Welt verändern: in Bildung und Öffentlichkeit (= Schwabe reflexe BV035856873. Band 67). Schwabe Verlag, 2020, ISBN 978-3-7965-4162-9.
  15. Ansgar Beckermann: Philosophie und Öffentlichkeit. 2022, Bielefeld. https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/philosophie/personen/beckermann/Philosophie-und-Offentlichkeit.pdf Beckermann, Prof. Dr. Ansgar - Universität Bielefeld. Abgerufen am 2. Mai 2024.
  16. Lee McIntyre: What is Public Philosophy? In: A companion to public philosophy (= Blackwell companions to philosophy). John Wiley & Sons, Inc., 2022, ISBN 978-1-119-63525-3.
  17. Adam Briggle: The Professionalization of Philosophy: From Athens to the APA and Beyond. In: A companion to public philosophy (= Blackwell companions to philosophy). John Wiley & Sons, Inc., 2022, ISBN 978-1-119-63525-3.
  18. Carsten Ochs: Soziologie der Privatheit. 2022, doi:10.17170/kobra-202306018142 (uni-kassel.de).