Neues Projekt: Sinti und Roma in Bayreuth in der Zeit des Nationalsozialismus

Vorgeschichte

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Sinti und Roma leben seit Jahrhunderten in Europa. Im deutschsprachigen Mitteleuropa wurden sie zu Beginn des 15. Jahrhunderts erstmals in schriftlichen Quellen erwähnt und als „Zigeuner“ bezeichnet. In der Annahme, sie seien Pilger oder von den Türken vertriebene christliche Glaubensbrüder, wurden sie zunächst offenbar wohlwollend aufgenommen. Mit der zunehmenden Expansion des Osmanischen Reichs nahm die Furcht Mittel- und Westeuropas vor den „türkischen Ungläubigen“ jedoch zu. Zugleich begann man, sie ob ihrer nichtsesshaften Lebensweise als „kriminelle Vaganten“ abschätzig zu betrachten. 1497/98 Auf dem Freiburger Reichstag wurden sie 1497/98für „vogelfrei“ erklärt. Der Mord an Angehörigen dieser Minderheit war damit strafffrei möglich.[1]

In den folgenden drei Jahrhunderten wurden in den meisten Territorien des Heiligen Römischen Reichs immer wieder Verordnungen erlassen, in denen diese Menschen als landesschädliches „herrenloses Gesindel“ bezeichnet wurden. Vielfach ordneten die Landesherren ihre Ausweisung, Vertreibung und schließlich sogar Ermordung an. Entsprechende Verordnugen wurden im Fürstentum Bayreuth in den Jahren 1590, 1622, 1672 und 1716 erlassen. Im Jahr 1632 ist ein Pogrom bei Weißenstadt im Fichtelgebirge belegt, als das im Ort stationierte Militär eine vor den Toren des Orts abgewiesene Gruppe von etwa 20 Personen verfolgte. Von Teilen der ansässigen Bevölkerung unterstützt erschlugen die Soldaten die ganze Gruppe, darunter auch Kinder. Auf einem Flurstück am seit 1970 als „Zigeunermühle“ bezeichneten Weilers wurden die Leichen verscharrt.[1]

Die frühneuzeitliche Verfolgung erreichte im frühen 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt, als die Reichsstände und ganze Reichskreise „Ausrottung“ dieser Minderheit anvisierten. Militärische Aktionen, bewaffnete Zusammenstöße sowie staatliche und spontane Gewaltausbrüche gegen die „Zigeuner“ waren die Folge.

Am 16. Dezember 1942 unterzeichnete Heinrich Himmler den sogenannten Auschwitz-Erlass. Mit ihm wurde die Deportation der innerhalb des Deutschen Reichs lebenden Sinti und Roma angeordnet, um sie als Minderheit komplett zu vernichten. Aufgrund dieses Erlasses wurden von März 1943 an fast 23.000 Sinti und Roma in ganzen Familien aus elf Ländern in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Unter ihnen befanden sich rund 10.000 Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit. In Bayreuth waren 1939 etwa 15 Sinti gemeldet; das Schicksal der meisten von ihnen ist nicht bekannt, da die Akten über die Deportationen in der Endkriegszeit vernichtet wurden. [2]

Max Rose

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Max Rose, geboren am 10. September 1899 in Rädnitz, war ein Sohn von Oskar und Henriette Rose,[3] die seit etwa 1915 als Schausteller und Musiker in der Frauengasse 6 in Bayreuth ihren festen Wohnsitz hatten.[4] Der ledige Musiker war zuletzt als Hilfsarbeiter in Nürnberg gemeldet. Am 15. Juni 1942 von der Bayreuther Kriminalpolizei verhaftet und als Schutzhäftling in das Konzentrationslager Flossenbürg gebracht. Von dort wurde er am folgenden 18. Juli zunächst in das Konzentrationslager Ravensbrück verlegt. Am 3. November jenes Jahres wurde er in das Konzentrationslager Dachau überstellt,[3] wo er 18. November 1942 als „gestorben“ registriert wurde.[2] Ein Pappkarton[5] mit seiner Asche wurde seinen Eltern nach Bayreuth geschickt und im Stadtfriedhof Bayreuth beigesetzt.[3]

Wilhelm Rose

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Wilhelm Rose, geboren am 23. Mai 1901 in Peine], war ebenfalls ein Kind von Oskar und Henriette Rose. Der geschiedene Arbeiter wohnte zuletzt in Link-TextKrefeld, wo er am 15. Januar 1943 von der Kriminalpolizei festgenommen wurde.[4] Am 29. Januar 1943 wurde er in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert, wo er am 14. April 1943 unter unklaren Umständen starb.[2] Seine Asche wurde mit der seines Bruders Max in einem Karton seinen Eltern in Bayreuth zugesandt[5] und im örtlichen Stadtfriedhof beigesetzt.[4]

Hulda Siebert

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Die sechzehnjährige Bayreuther Sintezza Hulda Siebert wurde am 11. März 1945 im Würzburger Gestapogefängnis erschlagen.[6] Das tote Mädchen wurde zunächst in Ochsenfurt beigesetzt und später nach Bayreuth überführt.[5]

Einzelnachweise

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  1. a b Marcus Mühlnikel, Eric Salomon: An den Rand gedrängt. Der Umgang mit Sinti und Roma im Markgraftum Brandenburg-Bayreuth in: Geschichte lernen 215, Friedrich Verlag Hannover, ISSN 0933-3096, S. 37–43.
  2. a b c Vor 25 Jahren. Gedenktafel für alle, besonders für zwei in: Nordbayerischer Kurier vom 17. Dezember 2024, S. 10.
  3. a b c Rose, Max bei gedenkbuch.bayreuth.de, abgerufen am 19. Dezember 2024
  4. a b c Rose, Wilhelm bei gedenkbuch.bayreuth.de, abgerufen am 19. Dezember 2024
  5. a b c Gedenktafel auf dem Stadtfriedhof Bayreuth
  6. Wunsch nach einer Gedenkstätte. in: Nordbayerischer Kurier vom 30. Juni/1. Juli 2018, S. 15.