Bukidomino, auch Buki-Domino, Bookie-Domino bzw. Booky-Domino geschrieben, oder kurz Buki ist ein Glücksspiel, das in Wien zu Anfang des 20. Jahrhunderts viel gespielt wurde.
Der Ablauf einer Buki-Partie wird im 15. Kapitel des Romans Zwischen neun und neun von Leo Perutz geschildert. Die folgende Beschreibung stützt sich auf die in Perutz' Roman gegebenen Hinweise, sowie auf die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen.
Beschreibung
BearbeitenVier Spieler spielen eine Partie „normales Domino“; gemeint ist ein Blockdomino für vier Personen. Domino wurde in Österreich früher mit 36 Steinen gespielt: man nahm die 45 Steine eines Doppel-Acht-Spiels und entfernte daraus die neun Doppelsteine (0-0, 1-1 bis 8-8) [1]. Die Steine werden vom Spielleiter, dem Buki oder Bankhalter, verdeckt gemischt, jeder der Spieler erhält sechs Steine, der Bankhalter bedient sich selbst zuletzt. Die verbleibenden Steine bilden den „Stamm“ und werden im Laufe des Spieles nicht verwendet.
Auf der Liste verbotener Spiele des k.u.k. Justizministeriums wird das Booky- oder Sechser-Domino angeführt: Im Gegensatz dazu wurde laut Beck das Buki-Spiel mit sieben Steinen je Spieler nicht als Glücksspiel angesehen und daher toleriert.
Das erste Spiel einer Partie beginnt derjenige Spieler, der den höchsten Stein besitzt, d.h. den Stein 8–7, falls dieser nicht im Stamm liegt. Nach dem ersten Spieler legen die übrigen Spieler nacheinander je einen Stein an; gespielt wird gegen den Uhrzeigersinn. Wer nicht anlegen kann, muss aussetzen; es gibt kein Kaufen. Wer zuerst alle Steine angelegt hat, ist Sieger.
Vor jedem Spiel können neben den beteiligten Spielern auch die Zuschauer, Kiebitze oder Galeristen genannt, auf einen der vier aktiven Spieler – bzw. nach Unger und Beck: auf einen der drei Gegenspieler des Bankhalters – setzen. Diese Wetten werden beim Buki abgeschlossen.
Die Bezeichnung Buki leitet sich von engl. bookie (seltener booky geschrieben), der Abkürzung für bookmaker, ab. Um 1900 war im Pferderennsport die englische Bezeichnung bookmaker gebräuchlich, die eingedeutschte Bezeichnung Buchmacher setzte sich erst später durch. Die Verbindung zur Pferdewette wird in Perutz' Roman zum einen durch den Hinweis deutlich, dass man auf die Spieler „wie auf Rennpferde“ setzt, zum anderen lässt Perutz diese Episode im Café Turf spielen.
Gewinnt der Spieler, auf den man gesetzt hat, so erhält man vom Buki „dreifaches Geld“. Wie aus Perutz' Beschreibung klar hervorgeht, ist damit eine Gewinnquote von 2 : 1 gemeint: Nachdem Stanislaus Demba, die Hauptfigur des Romans, 10 Kronen gesetzt und gewonnen hat, besitzt er 30 Kronen, sein Gewinn beträgt daher nur 20 Kronen. Sodann lässt er Einsatz und Gewinn stehen − er legt „Geld auf Geld“ − und gewinnt abermals, wodurch sich sein Vermögen auf 90 Kronen erhöht. Nach einem weiteren Gewinn besitzt er 270 Kronen und wird dann vom Buki um den Gewinn und den ursprünglichen Einsatz geprellt.
Da der Buki im Fall eines Gewinnes nur eine Quote von 2 : 1, anstelle der fairen Quote von 3 : 1 bezahlt, gewinnt er im Mittel 25 Prozent der getätigten Einsätze (Bankvorteil). Beck gibt eine Gewinnquote von 2½ : 1 an, der Bankvorteil beträgt dann 12,5 Prozent. (Bei diesen Berechnungen ist vorausgesetzt, dass man als Spieler in jedem einzelnen Spiel denselben Einsatz riskiert – unabhängig davon, ob man den „Ansatz“ hat oder nicht.)
Der Gewinner eines Spieles hat den Ansatz beim nächsten Spiel; er muss seinen Einsatz vor dem Spielen des ersten Steines tätigen. Die anderen Spieler dürfen – nach Beck – mit ihren Einsätzen solange warten, bis sie das dritte Mal an der Reihe sind anzulegen, bzw. – nach Unger – müssen ihren Einsatz leisten, solange sie noch mindestens fünf Steine besitzen.
Sonstiges
Bearbeiten„Galerie“ ist eine Bezeichnung für die Wiener Unterwelt; dieser Name leitet sich vom Photoalbum der Polizei ab, das ebenfalls Galerie genannt wird; die darin abgebildeten Personen heißen „Galeristen“ [2]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Fritz Beck: Domino in vielen Spielarten, Verlag Perlen Reihe, Wien 1960
- Leo Perutz: Zwischen neun und neun, dtv
- Franz Unger: Domino, Buki-Domino, Karten-Domino, Cooncan. Wenedikt's Spielbücher, 5. Auflage, Wien - Leipzig, 1913
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ http://www.pagat.com/tile/wdom/austrian.html
- ↑ Peter Wehle: Sprechen Sie Wienerisch? Wien 1980
Kategorie:Glücksspiel Kategorie:Historisches Spiel Kategorie:Legespiel
Materialien
BearbeitenBUKIDOMINO
Teilnehmer
Ein Bankhalter, drei Gegenspieler, Kiebitze (Mitsetzer) nach Belieben
Spielmaterial
Gespielt wird mit einem Achter-Domino ohne Doppelsteine, d. h. mit 36 Steinen
Vorbereitungen
Der Bankhalter mischt die Steine. Jeder der vier aktiven Spieler nimmt sich sechs (bzw. sieben) Steine; der Bankhalter bedient sich zuletzt.
Der Bankhalter legt die verbleibenden zwölf Steine in drei Reihen zu je vier Steinen auf, diese bilden die Einsatzfelder. (Erhält jeder Spieler sieben Steine, so ordnet der Bankhalter den Stamm in einer Reihe zu acht Steinen.)
Wer beginnt?
Das erste Spiel beginnt jener Spieler, der den höchsten Stein besitzt (d. h. die 8-7, falls dieser Stein nicht im Stamm liegt).
In den folgenden Spielen beginnt stets der Gewinner des vorangegangenen Spiels.
Spielrichtung
Bukidomino wird gegen den Uhrzeigersinn gespielt.
Wie wird gespielt?
„Normales Domino“: d.h. Blockdomino ohne Kaufen; Anlegen gemäß Figur
Einsätze
a) Der Spieler, der den Ansatz hat, muss seinen Einsatz mit dem Spiel seines ersten Steines erlegen. Dies gilt auch für alle Kiebitze, die auf diesen Spieler setzen.
b) Für die übrigen Spieler gilt folgende Regel
• Der Einsatz muss getätigt werden, solange der Spieler noch fünf Steine besitzt (Unger). • Ein Spieler muss spätestens dann setzen, sobald er das dritte Mal an die Reihe kommt, einen Stein anzulegen. (Beck) (Dies muss nicht unbedingt das dritte Mal sein, dass er einen Stein anlegen kann, da er ja in einer früheren Runde möglicherweise passen musste.) Limits Minimum = „Marke“ Maximum = „Taxe“
Das Maximum beträgt das Zehnfache des Minimums.
Spätere Einsätze
Ein Spieler kann seinen Einsatz auch noch zu einem späteren Zeitpunkt erhöhen, bzw. ein Kiebitz auch noch später setzen, z. B. nach dem Spielen des vierten Steines, doch ist der Bankhalter nicht verpflichtet, diese Wetten anzunehmen.
Ende eines Spieles
durch Ausmachen (Domino) oder Sperren
Wer gewinnt?
Gewinner ist derjenige Spieler, der Domino macht oder, falls das Spiel gesperrt ist, der Spieler mit der niedrigsten Augenzahl.
Auszahlung
Wenn einer der Gegenspieler des Bankhalters gewinnt, so werden die Einsätze auf diesen Spieler mit der Quote 2½:1 ausbezahlt, die anderen Einsätze werden eingezogen.
Wenn der Bankhalter gewinnt, zieht er alle Einsätze ein.
Was geschieht, wenn zwei Spieler bzw. ein Gegenspieler und der Bankhalter die gleiche niedrigste Augenzahl besitzen?
In diesem Fall endet das Spiel unentschieden, es gibt keinen Gewinner, das Spiel wird nicht gewertet. Die Einsätze der Spieler bleiben stehen, sie dürfen (bis zum Erreichen des Maximums) erhöht, aber nicht verringert werden. Das nächste Spiel beginnt derjenige Spieler, der den letzten Stein gesetzt hat, d.h. der die Partie gesperrt hat (Unger, Beck).
Besser: In diesem Fall gibt keinen Gewinner.
Die Einsätze auf die bzw. den Spieler mit der niedrigsten Augenzahl bleiben stehen, sie dürfen (bis zum Erreichen des Maximums) erhöht, aber nicht verringert werden.
Die Einsätze auf Spieler mit einer höheren Augenzahl werden eingezogen.
Das nächste Spiel beginnt der Spieler mit der niedrigsten Augenzahl, der zuletzt an der Reihe war.
Verleugnen: Kommt das Verleugnen bei einer Buki-Partie vor, so wird der verleugnende Spieler mit dem Verluste seines Einsatzes an den Buki bestraft. Verleugnet der Buki, so teilen die Mitspieler seinen Einsatz. (???, Unger)
Falsches Anlegen: Wird im Laufe einer Partie ein falscher Stein angelegt, und wird dies erst später oder am Schluss der Runde entdeckt, so ist die Partie ungültig und muss wiederholt werden (Beck).
Spielerwechsel
Sobald ein Spieler seinen Einsatz verliert, verliert er auch seinen Platz am Spieltisch, und ein bisher nicht aktiver Spieler nimmt seine Stelle ein.