Der Jazzpianist James Williams erwähnte Pianisten, die er sich anhörte. Seine Liste habe ich in seinem Sinne ergänzt. Sie ist für alle nützlich, die neue Pianisten kennenlernen wollen.

Dieses Buch stellt eine Anleitung dar, weitere Pianisten zu entdecken. Wenn Mulgrew Miller mit dem Trompeter Woody Shaw zusammenspielt, der gefällt, sucht man sich weitere Cds von Woody Shaw, bis man auf einen anderen Pianisten trifft. Man entdeckt Andrew Hill (Free) und George Cables (Mainstream). Ebenso käme man bei Miller mit Greg Osby weiter oder bei Bill Evans mit Tony Scott. Oder Charles Tolliver mit Stanley Cowell und entdeckt das Indielabel Strata-East. Solche Listen lassen sich genauso von anderen Instrumenten anfertigen.

In den 1930ern übernahm der Gospel harmonische Elemente aus dem Swing. Viele Jazzpianisten begannen als Pianisten in der Gemeinde. Das ist der rote Faden, den ich von Williams aufgreife. Diese Kultur ist außerhalb der afroamerikanischen USA unbekannt, dort populär und in den kleinen Kirchen musikalisch innovativ. James Williams entwickelnte bis in die 1990er das Gospelpiano. Es gibt dank youtube inzwischen viele gute tutorials. Wovon ein J.J. von hnsmusic mitteilt, dass er stolz sei darauf, wie weit sich der moderne Gospel entwickelt habe. Insbesondere aber wenn er vorschlägt einige kleine Jazzphrasen einzubauen, weist er darauf hin, dass sie nicht zum Gospel gehören und man damit den Gottesdienst am nächsten Sonntag verhauen kann, wofür er keine Verantwortung übernehmen kann. Zur Improvisation benutzt der Gospel die Bluestonleitern. Fachbegriffe sind shout music, congregational song und talk music.

Fachlich kurz: Es geht andeutungsweise um die plagale Formel, eine Armenformel und ein Dur-Mollwechsel:

 

Und ihre Verwandten, veränderten Ableitungen, da der cm6 mit F im Bass ein F7 ist. Sozusagen die Doppelsubdominante, im Gegensatz zur klassischen Doppeldominante.

Ray Charles verband die Richtungen Swing, Blues und Gospel. Viele neuere Pianisten begannen im Rhythm- and Bluesbereich, der Entwicklungen mit dem Gospel und Soul teilt. Im Funk teilen sie sich die Auseinandersetzung mit dem Bebop.

Der Gospel ist kaum dokumentiert, in der Wikipedia zu einem Drittel. Typisch sind wie in den Spirituals plagale Wendungen.

Man bemerke die Jazzorganisten: Count Basie und Fats Waller spielten Unterhaltungsorgeln in Theatern, viele Jazzpianisten oder Shirley Scott begannen in denselben Kirchen, wo die Orgel oder das Harmonium dazugehörte.

Ragtime/Stride und Klassik hatten einen Einfluss. Bill Evans vertritt die bitonale Richtung des Woody Herman Swing.

Pianisten erscheinen aus angrenzenden Bereichen, wie Ahmad Jamal, der modal spielte, oder Walter Davis Jr., der Jazzstandards komponierte.

Hat man sich ein weiterreichendes Bild des aktuellen und vergangenen Jazz entwickelt, kann man sich der ersten Garde zuwenden, zum Beispiel Erroll Garner.

Musiker wie McCoy Tyner tauchen in der ersten Garde auf, und es gäbe eine dritte Garde für all diejenigen, die herausgefallen sind, zum Beispiel Sam Dockery, der seine Pianistenkarriere nicht weiterverfolgen konnte. Oder Lamont Johnson. Oder Bobby Timmons in der anderthalbten.

Die zweite Garde spielt Stücke aus der zweiten Garde, zum Beispiel Little Niles, Whisper Not, Stablemates oder Witchcraft.

(Es gibt Internetauftritte mit Hörbeispielen, eine teure Cd-Sammlung zur Orientierung ist unnötig. Cds gibt es billiger übers Internet, für 17 Euro und darüber sind sie zu teuer, und wenn man sich auskennt, bekommt man sie im Ausverkauf von Beständen.) Videos zu rippen ist illegal. GEMAs Auftrag, gegen Interessen der Hörer zu arbeiten, ist legal.

Falls das jemand am Klavier studieren will, empfehle ich für den Swing Phineas Newborn, Nat King Cole und Art Tatum spielerisch zu imitieren. James P. Johnson oder Pete Johnson sind als Vorläufer wichtig und bieten Boogie. Tonk vom Strayhorn/Ellington Duo oder Mary Lou Williams.

Man halte sich auch an den Hinweis von Mary Lou Williams und andere: "Fats Waller hören!" Wir empfehlen die modernen Piano Solos bei Victor.

Übung:

  • Der Swing bei Cole spielt vier Halbtöne, also drei Halbtonschritte.
  • Verzierung: Diatonische Töne werden mit zwei chromatischen Tönen von oben und einem von unten angespielt. Z.B. c mit d, des, h, c. Nur bei Tönen unterhalb eines Halbtonschrittes dreht man das um, also e in C: f, d, dis, e.
  • Eine geachtelte oder noch kleiner Viertel. Cole auf 4, Peterson auf Zwei.
  • Dezimen oder Schweineterzen für kleine Hände.

Die Kirche und den Swing vereinigt in der ersten Garde Bobby Timmons, der in der Qualität der Soli unterschiedlich ist. Moanin ist mittelmässig. Bei ihm kann man Kirchenmusik heraushören, und unbekannt ist er ebenso. Ähnlich Kombinationen wie Kelly/Montgomery und Evans/Hall.

Beim Bebop sieht es mager aus, nach 1947 gibt es wenige gute Aufnahmen von Bud Powell, besonders die mit Sonny Stitt, und obwohl Barry Harris es nicht kann, spielt er 1972 mit Stitt hervorragend. Kenny Kirkland fand man vermittels Charles Fambrough und Blakey.

Übung:

  • Powell begleitete mit Ragtime Stride und Kenny Clarke drehte es um, Basston oben, dann Akkord darunter oder Ähnliches.
  • Harris lässt seine Terzschichtungsakkorde und Verminderten, die länger stehen, in Terzen in den Lagen springen. Zusatztöne variieren.
  • Stitt spielt fünf Halbtöne, also vier Halbtonschritte, in die Gegenrichtung weniger. Z.B. Straight No Chaiser bei den Akkordwechseln. Ein doppelter double chromatic approach.
  • Weiterer Aufbau der Bopsolos. Akkordtöne auf die betonten Zeiten, Arpeggios, auch mit extensions, Optionen, oder Skalen, und die schrittweise diatonische oder bis zu mehrfach chromatische Annäherung an den nächsten Akkordton.
  • Melodien rhythmisch bilden. Z.B. 6/8 ǘber 4/4 umsetzen.
  • jazzpianoonline.com hat prima Anleitungen.
  • "Bebopskalen": Wenn man einer Tonleiter einen chromatischen Ton hinzufügt, kann man ihn mit zwei Akkorden, sozusagen blocktechnisch, durchspielen. Beispiel cis in C-Dur mit dm7 und c#m7b5, also halbvermindert auf cis.

Zu solchen Themen gibts auf YouTube kurze Videos. Es ist Werbung darunter, was nicht illegitm ist, aber es sind Halbwahrheiten. Reissues: (z. Zt. Real Gone Jazz (several) Classic Albums, oder mp3 Sammlungen Non Stop Music, membran music. Ich hatte Savoy Records von Denon abgegriffen!)

Im Chaos der Onlineallesverfügbarkeit, à la Spotify und Co., fängt man damit an, dort die Musiker zu suchen, und blickt, wenn man sich verrannt hat, ins Buch.

Der Autor dankt dem Leser, denn für ihn ist das Thema damit erledigt, er macht Jazz selbst, der Lernaufwand, zum Trost, bleibt endlich. Das ist ein anderes Buch oder kleines Heft.

-- Room 608