Treideln

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Treidelschiff am Rhein (am Binger Mäuseturm), Federzeichnung (1636) von Wenzel Hollar
 
Treidelschiffe auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal, Stahlstich (1845) von Alexander Marx
 
Treideln mit Zugtieren am Finowkanal, um 1885

Treideln (oder sächs. Bomätschen, auch Halferei) bezeichnet die Tätigkeit des Schiffeziehens auf Flüssen durch Menschen oder Zugtiere.

Später kamen dazu auf bestimmten Abschnitten (z. B. vor Schleusen) auch technische Hilfsmittel zum Einsatz, wie Lokomotiven (Treidelloks, bis heute am Panamakanal) oder Traktoren (am Rhein-Marne-Kanal).

Beim Treideln wurden die Schiffe in der Regel nur stromaufwärts gezogen und stromabwärts durch die Strömung oder den Wind angetrieben. Die Pfade der Schiffszieher wurden Leinpfad, Treidelpfad, Reckweg (Schweiz)[1], (sächs.) Bomätscherpfad oder im Donauraum Treppelpfad oder Treppelweg genannt.

Treideln am Rhein

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Das Treideln am Rhein ist seit dem 8. Jahrhundert belegt. Der Bau und Unterhalt der Treidelpfade und der Treideldienst waren überörtlich organisiert. Knechte zogen an langen Seilen, die an einem Mast am Vorschiff befestigt waren, die Schiffe stromaufwärts. Teilweise wurden die Schiffe auch mit langen Stangen gestakt. Durch die Trägheit des breiten Stromes reichten vielfach 7 bis 10 Mann oder 1 Pferd für Ladungen von 10 bis 15 Tonnen. Für 2000 Zentner Fracht wurden zehn bis zwölf Pferde benötigt. An Stellen mit starker Strömung wurden mehr als zweihundert Männer zum Treideln eines Lastschiffes benötigt. Getreidelt hatten vor dieser Zeit auch die Römer.

An einigen Stellen so, z.B. bei Schröck (heute Leopoldshafen/Baden), fehlten Treidelpfade ganz und es musste gestakt oder durchs flache Wasser gewatet werden.

Der Unterhalt der Treidelpfade, die oft nur aus schmalen Knüppeldämmen bestanden gaben oftmals Anlass zu Klagen. Am nördlichen Oberrhein ist das Treideln bei Nieder-Ingelheim ab 1385 nachgewiesen.

An Stellen mit besonders starker Strömung (z. B. unter Brücken) wurden teilweise ortsfeste Seilwinden eingesetzt, wie der Schiffsdurchzug an der Steinernen Brücke in Regensburg.

Das Aufkommen der Ketten- und Dampfschifffahrt sowie der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts verdrängte den Berufsstand der Treidler.

Treideln an der Wolga

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Wolgatreidler, Gemälde (1870-73) von Ilja Repin

Auch an der Wolga war das Treideln üblich. Dort wurde ein Treidler als Burlak (russisch Бурла́к) bezeichnet. Bei den Burlaken handelte es sich üblicherweise um Leiharbeiter, die sich für einen Treidelauftrag zu einer Artel zusammenschlossen. Der russische Maler Ilja Repin hat den Schiffsziehern mit seinem Bild Die Wolgatreidler ein Denkmal gesetzt. Außerdem gibt es ein international bekanntes Lied über die Wolgatreidler (Ej, uchnjem).

Treideln an der Gudenå

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Das Treideln auf der Gudenå begann spätestens mit dem Transport von jütländischem Kalkstein. Dieser wurde beim Bau des Kloster Øm verwendet, das im Jahre 1172 am Oberlauf des Flusses fertig gestellt war. Das Ende war mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie zwischen Skanderborg und Silkeborg im Jahre 1871 eingeleitet und 1921 nach dem Bau des Kraftwerks von Tangeværket erreicht. In der Zeit vor der Eisenbahn waren Transporte auf dem Landwege zeitraubend und schwierig. Der Zustand der Wege und Fahrzeuge erlaubte lediglich Transporte kleinerer Warenmengen.

Veranlasst vom Bau der "Silkeborg Papirfabrik begann die von 1850 bis 1880 andauernde Hochzeit des Treidelns. Jetzt verkehrten etwa 120 Lastkähne auf dem Fluss. Bevor die Gudenå im 19. Jahrhundert ausgebaggert wurde, konnte man mit einem Lastkahn mit einer Ladefähigkeit von 10 Tonnen von Randers bis Silkeborg fahren. Für die 3 Tage andauernde Bergfahrt heuerte der Schiffer 2-3 Tagelöhner an. Bis Bjerringbro wurde der Lastkahn gezogen (ca. 30 km). In Bjerringbro übernahmen Pferde die Arbeit, weil die Steigung so groß war, dass wenige Männer den Kahn nicht ziehen konnten. Die Gefahr des Aufsetzens war besonders an scharfen Flussbiegungen gegeben. Hier konnte der Kahn anlanden. Man löste das Problem indem man an den Landspitzen Führungsrollen für das Tau platzierte.

Der Treidelpfad von Randers nach Silkeborg ist als Wanderweg wieder eröffnet und mit Schildern gekennzeichnet. Die Broschüre "Traekstien Randers — Silkeborg" (Der Treidelpfad von Randers nach Silkeborg) ist in der Touristeninformation erhältlich. Beim Kraftwerk Tangeværket liegt ein ca. 10 Meter langer Kahn, der früher die Gudenå befuhr.

Treideln an den Kanälen der Fehn-Kultur im Emsland

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Treideln eines Torfschiffes vor der von Velen-Anlage in Papenburg (Splitting rechts)

In der Fehn-Kultur im Emsland wurden Kanäle (wijken) gegraben. Auf ihnen wurde der Torf transportiert. Die Schiffe wurden getreidelt.

Siehe auch

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Mediographie

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Verweise

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  1. Die Tätigkeit wurde als "Recken" bezeichnet.

Literatursuche

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Schiffziehen als Strafe

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  • ) Die zum Schiffziehen Verurteilten wurden, mit eisernen Ringen um Hals und Leib, je fünf zu unzertrennlicher Genossenschaft zusammengeschmiedet. Wenn Einer unter der Last erlag, mußten die Anderen die Leiche so lange fortschleppen, bis der Ring, an dem sie befestigt war, gelöst werden konnte. Bei Tage wurden sie von der Peitsche wie Zugvieh angetrieben, erhielten nur die elendeste Kost, und hatten auch in der Nacht keine andere Lagerstätte, als das von quälenden Insekten umschwärmte Stromufer, weil die wenig zahlreichen Wächter sich nicht getrauten, Leute, die den Tod um jeden Preis suchten, zu sich in die Schiffe aufzunehmen. — Stockprügel sollten nicht mehr als hundert an einem Tage zugetheilt werden; die Strafe konnte aber mehrere Tage nach einander sich wiederholen. In Gemäßheit dieser Milde sah Feßler in Lemberg ein junges, schönes Weib, welches, von der Neigung zu einem Liebhaber bethört, ihren alten Ehemann vergiftet hatte und dafür zum Tode verurtheilt worden war, auf des Kaisers Befehl drei Tage hinter einander auf einer hierzu errichteten Bühne geprügelt werden, bis der zarte Körper in einen unförmlichen Klumpen verwandelt war, der noch athmend in den Kerker zurückgetragen wurde. Feßlers Rückblicke. S. 2lä.
  • http://books.google.de/books?id=yNoGAAAAcAAJ&pg=PA171&dq=schiffziehen&hl=de&ei=YP-YTIasLZTNjAeNv-EL&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=7&ved=0CEgQ6AEwBjgU#v=onepage&q=schiffziehen&f=false „ Die schreckliche Strafe der zum Schiffziehen verurtheilten Misse» thäter kanu sich kein Mensch vorstellen, der sie nicht entweder selbst ge» sehen oder eine wahrhafte Beschreibung davon gehört hat. Die vorher in dem Arrest ausgemergelten und von Hunger ausgezehrten Verbrecher werden zum Schiffziehen abgegeben, wo sie alfo angespannt werden, daß sie in der Reihe durch Moräste und Waffer üher den halben Leib und bis an den Hals durchwaten, zugleich ziehen müssen. Stößt einem und dem andern eine Mattigkeit und Schwäche zu, daß er daran stirbt, wird er ausgeschlossen und eingegraben oder in das Schiff gebracht, worin er bis zur Erreichung eines Straforts verharren muß. Der den ganzen Tag durch und durch naß gewordene Züchtling wird Abends in den Kleidern, welche ihm am Leibe trocknen müssen, auf die Erde hin» gestreckt und angeschmiedet; wenn er dann durch die Nacht trocken ge» worden, fängt sich der Zug wieder au, wodurch dann auch das Ableben so vieler Züchtlinge erfolgt, gleichwie von den den 14. Oetober zum Schiffzuge abgegebenen 46 Züchtlingen 4 Kranke in Szegedin verblie» ben, 29 Köpfe sehr schwach, dann 26 alldort eingerückt und 20 davon verstorben sind."