Der FC St. Pauli (vollständiger Name Fußball-Club St. Pauli von 1910 e.V.) ist ein Sportverein im Stadtteil St. Pauli [ ] in Hamburg. Die 1682 erbaute und 1814 von Napoleonischen Truppen niedergebrannte St.-Pauli-Kirche auf dem Pinnasberg gab 1833 dem Quartier seinen Namen. Die Kirche war dem Apostel Paulus von Tarsus gewidmet. Der Verein belegt im Vereinsmarkenranking 2015 den vierten Platz von den insgesamt 36 deutschen Profivereinen.[1]
Dieser Artikel listet wichtige Namen und Zahlen, die die Fußballabteilung des FC St. Pauli betreffen, auf.
Bedeutende Spiele der Vereinsgeschichte
BearbeitenPaarung | Hamburger SV – FC St. Pauli |
Ergebnis | 0:2 (0:1) |
Datum | Samstag, 3. September 1977, 15:30 Uhr (MESZ), 6. Spieltag |
Stadion | Volksparkstadion, Hamburg 48.000 Zuschauer |
Schiedsrichter | Walter Eschweiler |
Tore | 0:1 Gerber (30.) 0:2 Kulka (87.) |
Hamburger SV | Rudi Kargus – Hans-Jürgen Ripp, Peter Nogly, Peter Hidien (32. Ivan Buljan), Manfred Kaltz – Caspar Memering, Kevin Keegan, Felix Magath Arno Steffenhagen, Willi Reimann (74. Keller), Georg Volkert Trainer: Rudi Gutendorf |
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FC St. Pauli | Jürgen Rynio – Rudi Sturz, Rolf Höfert, Dietmar Demuth , Niels Tune Hansen – Rolf Blau, Walter Oswald, Klaus Beverungen, Wolfgang Kulka – Franz Gerber , Horst Neumann (67. Manfred Mannebach) Trainer: Diethelm Ferner |
1. Fußball-Bundesliga, Saison 1990/91
BearbeitenFC Bayern München – FC St. Pauli 0:1 (0:1)
BearbeitenHintergrund: In der Startaufstellung des FC Bayern München standen sechs deutsche Weltmeister von 1990 und mit Brian Laudrup ein späterer Europameister von 1992. Der FC St. Pauli hatte vor dem Spieltag nach einer schwachen Vorrunde den Trainer gewechselt, wodurch Horst Wohlers beim amtierenden Meister seinen Einstand gab.
Spielverlauf: Der Torschütze erinnert sich: „Ich sah, dass Ivo lange mit der Pille lief und hatte gehofft, dass er sie zu mir rüberpasst. Ich war in unserer Hälfte gestartet und bereits ziemlich lange unterwegs. Meine einzige Angst war, dass mir die Beine versagen.“[3] Nach dem Tor haben Bayern „gedrückt ohne Ende, erspielten sich zahlreiche Chancen. Aber Volker hat gehalten wie ein Teufel. Der hat uns das Ding gerettet.“
Paarung | FC Bayern München – FC St. Pauli |
Ergebnis | 0:1 (0:1) |
Datum | Samstag, 2. März 1991, 15:30 Uhr (MESZ), 19. Spieltag |
Stadion | Olympiastadion München, München 15.000 Zuschauer |
Schiedsrichter | Manfred Führer |
Tore | 0:1 Ralf Sievers (43.)[4] |
FC Bayern München | Raimond Aumann – Klaus Augenthaler – Roland Grahammer (46. Manfred Schwabl), Jürgen Kohler, Hans Pflügler – Stefan Reuter, Stefan Effenberg, Olaf Thon, Manfred Bender (73. Christian Ziege) – Roland Wohlfarth, Brian Laudrup Trainer: Jupp Heynckes |
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FC St. Pauli | Volker Ippig – Ján Kocian – Dieter Schlindwein, Andre Trulsen – Ralf Sievers, André Golke, Jürgen Gronau, Peter Knäbel , Bernd Hollerbach (67. Dirk Dammann), Dirk Zander – Ivo Knoflíček Trainer: Horst Wohlers |
Nichtabstieg, 2. Bundesliga, Saison 1999/2000: FC St. Pauli – Rot-Weiß Oberhausen 1:1 (0:1)
BearbeitenHintergrund: Der FC St. Pauli stand am letzten Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga auf einem Nichtabstiegsplatz, nur ein Tor besser als die punktgleichen Stuttgarter Kickers auf dem Abstiegsplatz 15.
Spielverlauf: Zur Halbzeitpause führten die Kickers 1:0, der FC St. Pauli lag 0:1 zurück und wäre bei diesem Ergebnis abgestiegen. In der 62. Minute fiel der Ausgleich gegen die Kickers. Die Mannschaft des FC St. Pauli kam trotz energischer Angriffsbemühungen erst in der Nachspielzeit zum ligarettenden, abseitsverdächtigen Ausgleichstreffer.[5]
Nachspiel: Durch den Lizenzentzug von Tennis Borussia Berlin zehn Tage nach Saisonende wurde der Abstieg der Stuttgarter Kickers in die Regionalliga Süd am Grünen Tisch jedoch vermieden.
Paarung | FC St. Pauli – Rot-Weiß Oberhausen |
Ergebnis | 1:1 (0:1) |
Datum | Freitag, 26. Mai 2000, 19:00 Uhr (MESZ), 34. und letzter Spieltag |
Stadion | Millerntor-Stadion, Hamburg 20.751 (ausverkauft) Zuschauer |
Schiedsrichter | Lutz Wagner (GER) |
Tore | 0:1 Ciuca (23.) 1:1 Marin (90+1., Rechtsschuss, Klasnić) |
FC St. Pauli | Carsten Wehlmann – Holger Stanislawski, Thomas Puschmann, Andre Trulsen, Holger Wehlage (67. Zlatan Bajramović), Stephan Hanke – Andrij Polunin, Christian Rahn (46. Henning Bürger), Fabian Gerber (46. Markus Lotter) – Ivan Klasnić, Marcus Marin Trainer: Dietmar Demuth |
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Rot-Weiß Oberhausen | Oliver Adler – Jürgen Luginger, Daniel Scheinhardt, Zlatko Basic, Frank Scharpenberg – Jörg Lipinski, Daniel Ciucă , Zvetomir Tchipev, Thorsten Judt (5. Radoslav Komitov), Angelo Vier (69. Vedran Madzar), Adis Obad (82. Sven Backhaus) Trainer: Aleksandar Ristić |
Hintergrund: Der FC St. Pauli lag vor dem letzten Spieltag auf dem dritten Aufstiegsplatz, einen Punkt und sechs Tore vor Waldhof Mannheim und drei Punkte bei schlechterem Torverhältnis vor der SpVgg Greuther Fürth. Das letzte Spiel erfolgte auswärts gegen den 1. FC Nürnberg, den bereits feststehenden Meister der 2. Bundesliga.
Spielverlauf: Bereits ab der 9. Minute führte Nürnberg 1:0. Der FC St. Pauli konnte kurz vor der Pause noch zum 1:1 ausgleichen, wäre bei diesem Ergebnis jedoch nicht aufgestiegen, da Waldhof kurz vor der Pause in Führung gegangen war. Erst in der 76. Minute konnte Deniz Barış den entscheidenden Kopfballtreffer zum Bundesligaaufstieg erzielen.[6]
Nachspiel: Nach Abpfiff konnten die 10.000 Fans des FC St. Pauli im Frankenstadion zusammen mit denen des 1. FC Nürnberg den Aufstieg in die erste Bundesliga feiern.[7]
Paarung | 1. FC Nürnberg – FC St. Pauli |
Ergebnis | 1:2 (1:1) |
Datum | 20. Mai 2001, 15:00 Uhr (MESZ), 34. und letzter Spieltag |
Stadion | Frankenstadion, Nürnberg 44600 (ausverkauft) Zuschauer |
Schiedsrichter | Hellmut Krug |
Tore | 1:0 David (9.) 1:1 Kolinger (45.) 1:2 Deniz Barış (76. Kopfball) |
1. FC Nürnberg | Andreas Köpke – Rajko Tavčar, Marek Nikl, David Bergner , Frank Wiblishauser – Stefan Leitl, Stojtscho Stoilow, David Jarolím, Jacek Krzynówek – Louis Gomis , Pavel David Trainer: Klaus Augenthaler |
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FC St. Pauli | Heinz Weber – Holger Stanislawski – André Trulsen (46. Deniz Barış ), Daniel Scheinhardt Zlatan Bajramović , Dubravko Kolinger (65. Markus Lotter), Henning Bürger , Christian Rahn – Thomas Meggle – Marcel Rath , Ivan Klasnić (46. Fabian Gerber) Trainer: Dietmar Demuth |
Hintergrund: Der FC St. Pauli stand vor dem 21. Spieltag mit 12 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Bayern München war vierter der Fußball-Bundesliga und hatte 10 Wochen zuvor am 27. November 2001 in Tokio gegen die Boca Juniors den Weltpokal gewonnen.
Spielverlauf: Der FC St. Pauli konnte innerhalb von drei Minuten zwei Treffer gegen den Rekordmeister erzielen und durch eine konsequente Abwehrleistung den Sieg trotz eines späten Anschlusstores im heimischen Millerntor-Stadion sicherstellen. Der kicker zog das Fazit: „Ein auf Grund einer überragenden ersten Halbzeit und einer tollen kämpferischen Gesamtleistung völlig verdienter Sieg gegen zu zögerliche Bayern, die eine Halbzeit verschliefen und nie richtig ins Spiel fanden.“[8]
Nachspiel: Der FC St. Pauli stieg als Tabellenletzter mit nur vier Siegen wieder ab, Bayern München wurde mit zwei Punkte Rückstand auf den Meister Dritter.
Paarung | FC St. Pauli – FC Bayern München |
Ergebnis | 2:1 (2:0) |
Datum | 6. Februar 2002, 21:00 Uhr (MESZ), 21. Spieltag |
Stadion | Millerntor-Stadion, Hamburg 20.735 (ausverkauft) Zuschauer |
Schiedsrichter | Hellmut Krug |
Tore | 1:0 Meggle (30., Rechtsschuss, Rath) 2:0 Patschinski (33., Linksschuss, Rath) 2:1 Sagnol (87., Kopfball, Effenberg) |
FC St. Pauli | Simon Henzler – Cory Gibbs , Holger Stanislawski – Dmytro Kowalenko, Morten Berre (66. Andre Trulsen), Jochen Kientz – Zlatan Bajramović, Christian Rahn, Thomas Meggle – Marcel Rath (88. Deniz Barış), Nico Patschinski Trainer: Dietmar Demuth |
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FC Bayern München | Oliver Kahn – Willy Sagnol , Thomas Linke, Robert Kovac, Samuel Kuffour – Thorsten Fink (64. Giovane Élber), Ciriaco Sforza (46. Paulo Sergio), Stefan Effenberg, Owen Hargreaves – Carsten Jancker (46. Mehmet Scholl), Claudio Pizarro Trainer: Ottmar Hitzfeld |
DFB-Pokalviertelfinale 2005/06: B-Serie
BearbeitenHintergrund: Der Regionaligist FC St. Pauli hatte sich durch einen spektakulären 4:3-Heimsieg gegen Hertha BSC den Einzug in das Viertelfinale des DFB-Pokalwettbewerbs gesichert. Als Amateurmannschaft hatten die Hamburger Heimrecht gegen Werder Bremen. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) wollte das Spiel live im Fernsehprogramm Das Erste übertragen. Nachts hatte es geschneit, vormittags wurde der Platz geräumt. Das Millerntorstadion hatte 2006 keine Rasenheizung. Nach insgesamt drei Platzbegehungen und vier Stunden vor Spielbeginn wurde der Platz durch das Schiedsrichtergespann unter Leitung von Felix Brych trotz massiver Proteste durch die Bremer Vereinsführung für bespielbar erklärt.[9] Thomas Schaaf erklärte: „Wenn das Spiel bei diesen Verhältnissen stattfindet, riskieren wir die Gesundheit unserer Spieler“. Werders Geschäftsführer Klaus Allofs ergänzte: „Wenn man Spaß haben will, kann man das machen, wenn man seriös sein will, kann man ein Spiel unter solchen Bedingungen nicht anpfeifen.“[10] Unmittelbar nach der Entscheidung setzte erneuter Schneefall ein.[11]
Spielverlauf: Der FC St. Pauli ging auf verschneitem Boden früh in Führung und hätte durch ein abgepfiffenes Tor von Felix Luz noch weiter erhöhen können, stattdessen glich Werder Bremen in der 27. Minute durch Micoud aus. Drei Minuten vor der Halbzeitpause kugelte Nationalstürmer Miroslav Klose sich bei einem Zweikampf im Strafraum die rechte Schulter aus. In der zweiten Halbzeit erzielte St. Pauli auf den schwierigen Platzverhältnissen innerhalb von sechs Minuten zwei weitere Treffer. In der 78. Minute hielt der FC St. Pauli-Torwart Hollerieth einen von Tim Borowski geschossenen Elfmeter.
Nachspiel: Der Trainer Schaaf kritisierte nach dem Spiel: „Dieser Unfall [von Miro Klose] ist durch den Boden herbeigeführt worden. Es war verantwortungslos, dieses Spiel anzupfeifen“, und fügte an, dass Werder beim DFB gegen die Austragung schriftlich protestieren werde: „Die Personen, die in der Verantwortung stehen, müssen sich Gedanken machen.“[10]
Paarung | FC St. Pauli – Werder Bremen |
Ergebnis | 3:1 (1:1) |
Datum | Mittwoch, 25. Januar 2006, 20:30 Uhr (MESZ), Viertelfinale |
Stadion | Millerntor-Stadion, Hamburg 19.800 (ausverkauft) Zuschauer |
Schiedsrichter | Felix Brych |
Tore | 1:0 Mazingu-Dinzey (10., Linksschuss, Lechner) 1:1 Micoud (27., Rechtsschuss, Klose) 2:1 Boll (59., Rechtsschuss, Morena) 3:1 Schultz (65., Linksschuss, Mazingu-Dinzey) |
FC St. Pauli | Achim Hollerieth – Florian Lechner , Fabio Morena, Ralph Gunesch, Ian Joy – Fabian Boll (85. Ive Sulentic), Hauke Brückner, Jens Scharping (83. Thomas Meggle ), Timo Schultz – Michél Mazingu-Dinzey (88. Robert Palikuča), Felix Luz Trainer: Andreas Bergmann |
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Werder Bremen | Andreas Reinke – Patrick Owomoyela, Frank Fahrenhorst (72. Leon Andreasen), Naldo , Christian Schulz – Frank Baumann, Thorsten Frings, Tim Borowski, Johan Micoud – Miroslav Klose (42. Nelson Valdez ), Ivan Klasnić Trainer: Thomas Schaaf |
Spielverlauf: Nach bereits fünf Minuten führte Hansa Rostock mit 2:0. Rauchbomben aus dem Rostocker Gästeblock nebelten in der Halbzeitpause kurz vor der zweiten Spielhälfte das Spielfeld des Millerntorstadions ein, so dass der Wiederanpfiff um 6 Minuten verzögert wurde. Morike Sako, der im Hinspiel in Rostock durch Affenlaute verunglimpft worden war, verwandelte in der 53. Minuten einen Strafstoß. Rostocks Ersatzspieler Kern sah Gelb wegen unsportlichen Verhaltens (54.).
Nachspiel: Mit Fin Bartels, Bastian Oczipka und Kevin Schindler wechselten drei Spieler von Hansa Rostock zum FC St. Pauli.
Paarung | FC St. Pauli – Hansa Rostock |
Ergebnis | 3:2 (0:2) |
Datum | Freitag, 6. März 2009, 18:00 Uhr (MESZ), 23. Spieltag, 2. Bundesliga |
Stadion | Millerntor-Stadion, Hamburg 22.138 (ausverkauft) Zuschauer |
Tore | 0:1 Myntti (2., Rechtsschuss, Retov) 0:2 Bartels (5., Rechtsschuss, Retov) 1:2 Sako (53., Foulelfmeter, Rechtsschuss, Brunnemann) 2:2 Hoilett (72., Kopfball) 3:2 Hoilett (84., Rechtsschuss) |
FC St. Pauli | Mathias Hain – Carsten Rothenbach , Ralph Gunesch, Marcel Eger, Davidson Eden – Fabian Boll , Timo Schultz – Filip Trojan, Alexander Ludwig, David Hoilett – Morike Sako Trainer: Holger Stanislawski |
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Hansa Rostock | Hahnel – Schöneberg, Orestes, Gledson, Bastian Oczipka – Martin Retov, Sebastian Svärd – Kevin Schindler, Mario Fillinger (82. Felix Kroos) – Myntti , Fin Bartels (70. Kern ) Trainer: Dieter Eilts |
Hintergrund: Der FC St. Pauli hatte zuletzt 1977 gegen den HSV gewonnen, der HSV gewann zuletzt am 19. April 2002 4:0 gegen den Stadtteilverein beim letzten Derby der beiden Mannschaften. Nachdem das Hinspiel bereits 1:1 durch einen späten Ausgleichstreffer von Mladen Petrić ausgegangen war, trafen sich die beiden Hamburger Vereine erneut vor ausverkauftem Stadion. Die erste Spielansetzung am 6. Februar musste wegen Unbespielbarkeit des drei Tage zuvor im Volksparkstadion verlegten Rollrasens kurzfristig um 10 Tage verschoben werden. Holger Stanislawski nominierte für das Spiel überraschend Benedikt Pliquett als Torwart, wodurch dieser zu seinem Bundesligadebüt kam.
Spielverlauf: Kicker: „Eine Flanke von Thorandt senkte sich gefährlich aufs Tor von Rost, der an den Pfosten und zur Ecke klärte. Diese wurde von Kruse getreten und sollte den Spielverlauf auf den Kopf stellen: Boll verlängerte mit der Fußspitze Richtung Tor, wo Asamoah den Ball per Kopf über die Linie beförderte.“[12]
Nachspiel: HSV-Sportchef Bastian Reinhardt kommentierte im Anschluss des Spiels seine Stimmung mit den Worten: „Wenn ich sehe, wie die Paulianer hier in unserem Stadion feiern, könnte ich kotzen.“[13] Der Trainer des HSV Armin Veh wurde fünf Spieltage später entlassen, Sportchef Reinhardt zum Saisonende durch Frank Arnesen ersetzt. Der FC St. Pauli konnte bis Saisonende nur noch ein Spiel gewinnen und stieg ab.
Paarung | HSV – FC St. Pauli |
Ergebnis | 0:1 (0:0) |
Datum | Mittwoch, 16. Februar 2011, 18:45 Uhr (MESZ), 21. Spieltag |
Stadion | Volksparkstadion, Hamburg 57.800 (ausverkauft) Zuschauer |
Schiedsrichter | Günter Perl |
Tore | 0:1 Asamoah (59., Kopfball, Boll) |
HSV | Frank Rost – Guy Demel , Heiko Westermann , Joris Mathijsen, Dennis Aogo – David Jarolím , Zé Roberto – Änis Ben-Hatira (72. Jonathan Pitroipa), Marcell Jansen (46. Eljero Elia) − Ruud van Nistelrooy (72. Paolo Guerrero), Mladen Petrić Trainer: Armin Veh |
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FC St. Pauli | Benedikt Pliquett – Markus Thorandt, Carlos Zambrano , Ralph Gunesch, Moritz Volz – Fabian Boll (89. Florian Bruns), Matthias Lehmann – Max Kruse, Charles Takyi (58. Marius Ebbers), Fin Bartels – Gerald Asamoah (71. Dennis Daube ) Trainer: Holger Stanislawski |
Sozialromantiker
Bearbeiten- Samstag 18. Dezember 2010, 18:30: FC St. Pauli – 1. FSV Mainz 05 2:4 (1:3) (17. Spieltag)
- Samstag 15. Januar 2011: FC St. Pauli – Freiburg 2:2 (18. Spieltag)
- Ritualtheorie
„Eine LED-Leuchtschrift, die während des letzten Heimspiels ständig SMS-Botschaften verbreitete, ist ihnen genauso ein Dorn im Auge wie eine Stripshow, die während der Spiele in einem der Stadionlogen dargebracht wird.“
Spielfilme / Dokumentationen
Bearbeiten1991 produzierten Mitarbeiter des Fanzines Millerntor Roar die erste Dokumentation über den FC St. Pauli und dessen Abstiegssaison 1990/91 mit dem Titel „…und ich weiß, warum ich hier stehe!“ und zeigen „die Heim- und Auswärtsspiele, die Erfolge und Niederlagen, sowie die Sonnen- und Schattenseiten des bezahlten Fussballs. Und das keineswegs objektiv, sondern aus der Sicht der Fans.“[16]
1993 produzierte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) unter der Regie von Bernd Schadewald den Spielfilm Schicksalsspiel.[17] Der Fernsehfilm erzählt eine tragische Liebesgeschichte mit Parallelen zu Romeo und Julia[18] vor dem Hintergrund der Fan-Rivalität zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock.[19] Das Programm Das Erste zeigte den Film, in dem unter anderem die Schauspieler Benno Fürmann und Jürgen Vogel mitspielen, erstmals am 31. August 2004.
2011 drehte der Regisseur Tarek Ehlail den Low-Budget-Film[20] Gegengerade – 20359 St. Pauli, dessen Handlung im Umfeld des Vereins und des Stadtteils spielt und der Themen wie Gegenkultur und Gentrifizierung thematisiert.[21] Insgesamt ein schrecklicher Episodenfilm „im Stile einer groben Tätlichkeit und nur mit etlichen Flaschen Astra zu ertragen.“[22][23]
In der seit 2002 produzierten Tatort-Fernsehserie aus Münster verkörpert die Figur Frank Thiel einen aus Hamburg stammenden Kommissar, der in St. Pauli aufgewachsen und leidenschaftlicher Fan des Stadtteilvereins ist und dessen Fankollektion bevorzugt trägt.[24]
Der Verein und dessen aktive Fanszene war darüber hinaus wiederholt Gegenstand von Dokumentarfilmen. Die Firma „01film“ produzierte mit maßgeblicher Hilfe des Fanladens unter der Regie von Michael Müller[25] zur Aufstiegssaison 2000/01 eine 92-minütige Dokumentation mit dem Namen „Wir waren Absteiger Nummer 1“.[26] Die Regisseure Julia Föhn und Dirk Laabs drehten über die unmittelbar anschließende Abstiegssaison 2001/02 ebenfalls eine Dokumentation mit dem Titel „Irgendwo da unten“.[27]
In der am 1. August 2008 veröffentlichten Dokumentation Sankt Pauli! – Rausgehen – Warmmachen – Weghauen thematisiert der Regisseur Joachim Bornemann die Vorbereitungen auf das letzte Heimspiel in der Regionalligasaison 2006/07 gegen Dynamo Dresden, in dem nach vier Jahren der Spielklassenwechsel in die 2. Bundesliga geschafft wurde, sowie den Abriss und Neubau der Südtribüne des Millerntor-Stadions und die Geschehnisse und Entwicklungen in den angrenzenden Stadtquartieren St. Pauli, Karolinen- und Schanzenviertel.[28]
2011 drehte der Hamburger Dokumentarfilmer Felix Grimm den Film Das ganze Stadion, der statt Spielszenen die Fans auf den Tribünen zeigt. Der Spielverlauf erschließt sich ausschließlich aus den Kommentaren und Reaktionen der Fans auf das Spielgeschehen.[29]
Spielfilme / Dokumentationen
Bearbeiten- 1991: ... und ich weiß, warum ich hier stehe! – Produktion: Millerntor Roar [30]
- 1993: Schicksalsspiel – Regisseur: Bernd Schadewald [31]
- 2001: Aufstiegsvideo „Wir waren Absteiger Nummer 1“ – Regisseur: Michael Müller – Produktion: 01film
- 2002: Abstiegsvideo „Irgendwo da unten“ – Regisseur: Julia Föhn, Dirk Laabs [32]
- 2004: Für immer mit Dir – Regie: sieben Anhänger aus dem Umfeld des Fanladens[33]
- 2008: Sankt Pauli! – Rausgehen – Warmmachen – Weghauen – Regisseur: Joachim Bornemann
- 2011: Gegengerade – 20359 St. Pauli – Regisseur: Tarek Ehlail [34]
- 2011: Das ganze Stadion – Regisseur: Felix Grimm [35]
- 2011: Vom Kiez zum Kap – Regisseur: Joachim Bornemann [36]
Video-Dokumentationen
Bearbeiten- Raphael Honigstein: FC St. Pauli: zwischen Mythos und Realität. In: Vice Sports. 15. April 2015. (Video, 21 Minuten)
- Copa90: »Where the atmosphere is electric«. In: 11 Freunde. 9. April 2015. (Video, 14 Minuten, englisch)
- Marcel Theroux, Shehani Fernando: St Pauli: a socialist football club in Hamburg’s red light district. In: The Guardian. 16. März 2011. (Video, 10 Minuten, englisch)
- Erik Hauth: Mythos FC St. Pauli. In: Norddeutscher Rundfunk. 30. September 2010. (Video, 45 Minuten)[37]
Sportfernsehen
BearbeitenLaut Marco Carini in der taz begründet sich der „bundesweite Hype“ des Vereins in „einem Wandel in der Sportberichterstattung“.[38]
Mit Beginn der Bundesliga-Saison 1988/89 ging die „Fußballshow“ Anpfiff des Privatsenders RTL auf Sendung und trat in direkte Konkurrenz zur Sportschau und deren nachrichtlichen Konzept, „kurze, rein auf das sportliche Geschehen bezogener Spielberichte“ zu produzieren. Nach Aussage des frühere RTL-Sportchefs und Moderators Ulli Potofski wurde „die Berichterstattung um das drumherum einer Partie größer und ausgiebiger“ und der FC St. Pauli und seine unkonventionellen Fans „zum bunten Farbtupfer“ der Berichterstattung: „Während wir bei anderen Vereinen nach Kuriosem und Skurilem mühsam suchen mussten, trat das am Hamburger Kiez geballt auf.“ Das Privatfernsehen transportierte ein Bild des FC St. Pauli mittels griffiger Etiketten und Slogans, die zumeist eine mediale Erfindungen waren.[38]
Nach Stefan Reinke in dem Online-Magazin DerWesten war der Hamburger Verein ein „Glück für den Tutti-Frutti-Kanal: Der FC St. Pauli spielte zu jener Zeit in der Fußball-Bundesliga und so konnte RTL nach Belieben Schmuddel-Image und Fußball-Show miteinander verknüpfen. Es war eben die Zeit, als Fernseh-Deutschland sich ausprobierte. So fand Sex-Beraterin und Bett-Problemlöserin Erika Berger ebenso den Weg in die Fußball-Show wie St. Paulis Huren-Ikone Domenica. Was das mit Fußball zu tun hatte? Wenig.“[39]
Der Autor und Chronist Christoph Nagel bezeichnet im Interview die übertriebene Darstellung „ewig feiernder Fans“ und Slogans wie „Freudenhaus der Liga“ als reines Klischee und stellt fest, dass die weitgehend inhaltslose Vokabel "Kult" bei vielen Fans „inzwischen auf dem Index gelandet“ sei.[40]
Musik
BearbeitenFanzines
Bearbeiten- Millerntor Roar (1989–1993)
- Der Übersteiger (seit 1993)
- Unhaltbar (1993–????)
- Basch
Auszeichnungen
Bearbeiten- Der Julius-Hirsch-Preis für den „Einsatz gegen Rechts“ ging am 11. Oktober 2016 an den Fanladen des FC St. Pauli.[41]
- Die Sepp-Herberger-Stiftung vergab am 26. März 2015 den Hauptpreis in der Kategorie Blindenfußball an den FC St. Pauli.[42]
- Der Deutscher Fußball-Bund und Mercedes-Benz vergaben am 19. Januar 2015 den Integrationspreis an die „Initiative NestWerk“ und den FC St. Pauli.[43]
- Die Tierschutzvereinigung PETA bewertet 2013 das Nahrungsmittelangebot im Millerntorstadion als zweitbestes im Ranking für vegetarisches Essen.
- Der ehemalige Fußballspieler Benjamin Adrion erhielt am 5. Oktober 2009 das Bundesverdienstkreuz für die Non-Profit-Organisation Viva con Agua, die im Nachgang an ein Trainingslager auf Kuba gegründet wurde.[44]
- Das Bundesministerium des Innern zeichnete den Fanladen des FC St. Pauli am 23. Mai 2007 als „Botschafter der Toleranz 2007“ aus.[45]
Sakralstätte Millerntorstadion
BearbeitenFußball und Religion sind beides „soziale Institutionen mit ritualisierten Handlungselementen, beide werden durch eine solidarische Glaubensgemeinschaft getragen. Ferner definieren sich beide durch einen überpersönlichen Bezug, zu einem Gott oder einer Mannschaft.“[46] Laut dem Schweizer Theologen Hans Küng kann der Fußball „eine ernsthafte Konkurrenz sein zur Religion. Er kann Ersatzreligion werden. Man spricht ja sogar vom Gott Fußball. Und das Ritual im Stadion zeigt deutliche Parallelen zur Liturgie“.[47]
Der Begriff „Fan“ leitet sich vom vom lateinischen Wort „fanaticus“ ab, was mit „göttlich begeistert“ übersetzt werden kann.[48] Der „Homo fanaticus“[49] „pilgert“ an Spieltagen ritualisiert zum Stadion auf dem Heiligengeistfeld mit seinem „heiligen Rasen“. Die Volkskundlerin Bettina Schmidt-Lauber, die 2003 eine Ethnographie des FC St. Pauli erstellte, zeige bereits die Spielansetzung am Sonntag „die religiöse Dimension“ des Spieltags.[50] Der Verein wird von Medien auch als „Kultklub“ bezeichnet, wobei der Begriff Kult (von lauteinisch cultus „Götterverehrung“) im engeren Sinne die Gesamtheit religiöser Handlungen umfasst. Unterhalb der Tribüne werden in einem Museum[51] die „Reliquien“[52] des Vereins verwahrt. Eine Werbeagentur hat oberhalb der Südtribüne eine „sakrale Kapelle mit Engelsfiguren, Altar und Ikonen der Kiezkicker“[53] eingerichtet, die konservative Kreise der christlichen Kirche der Blasphemie verdächtigt. Der unterhalb der Südkurve integrierte Fan-Shop bietet umfangreiche Fan-Devotionalien.[54] Im Stadion kauft der Fan vor Betritt der Tribünen die Insignien des Fußballs: Bratwurst und Bier.
Die Stadionordnung ist wie die Bibel bzw. deren Zehn Gebote ein Wertekanon, insbesondere die unter §6 definierten Verbote „Parolen zu rufen, die nach Art oder Inhalt geeignet sind, Dritte aufgrund ihrer/ihres Hautfarbe, Religion, Geschlechts oder sexuellen Orientierung zu diffamieren“.[55] Das „Selbstverständnis der eingetragenen Fanclubs des FC St. Pauli“ formuliert zusätzlich zu dem Verbot der Diffamierung darüber hinaus das Gebot, sich gegen „jede Form der Diskriminierung von Menschen und gegen jede Form von Rassismus, Sexismus und Hooliganismus, ferner gegen jegliche Art der Verächtlichmachung und Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Vorlieben und Neigungen“[56] zu wenden.
Beliebt ist das Tragen von braunen Kapuzenpullover, deren Schnitt auf der Gugel basieren, der formellen Kleidung christlicher Mönche im Mittelalter. Das Totenkopfsymbol, das sich auch auf vielen schwarzen Pullovern befindet, wurde bei christlichen Grabskulpturen zur Symbolisierung der Vergänglichkeit menschlichen Lebens verwendet.
Im Stadion wird, während die Fans die Tribünen betreten, zur Einstimmung Musik gespielt. Der Stadionsprecher ruft die Vornamen der Spieler aus, die Fans ergänzen die Nachnamen ihrer Idole, vergleichbar einem Wechselgesang (Antiphon) zwischen Vorsänger und kirchlicher Gemeinde.[57] Den Stadionsprecher Rainer Wulff erinnern die „Stadion-Rituale fast schon an kirchliche Liturgie“.[52] Die Einlaufzeremonie wird mit dem gesampelten Glockengeläut des War Memorial Campanile aus dem Lied Hells Bells eröffnet. Die Fußballer betreten mit Minderjährigen an der Hand den Innenraum des Stadions, wie Messdiener im katholischen Gottesdienst. Der (ehemals einheitlich schwarz gekleidete) Schiedsrichter wacht über die Einhaltung der Regeln, wie es im Gottesdienst auch von Pfarrer und Kirchenvorsteher gemacht wird, und eröffnet das Spiel. Statt Weihrauch weht ein vergleichbar aromatisches Gemisch aus Tabak und Marihuana von den Tribünen in den Innenraum.[58] Während des Spiels wird gemeinschaftlich gesungen:
„Oh, FC St.Pauli – wir woll’n Dich siegen seh’n!
Die ganze Kurve singt und tanzt für Dich,
unser Ein und Alles – Ja, wir lieben Dich!“
Auch Call and Response-Wechselgesänge zwischen den Kurven sind üblich.
Nach Aussage von Erik Zyber hebt der Glaube an die eigenen Mannschaft „den Einzelnen über sich hinaus. Er lässt den Zuschauer an einer überpersönlichen Ordnung teilhaben, an einer Ordnung, die durch die Gruppe getragen und zuweilen als göttlich hypostasiert wird. Was in der Religion Gott, ist im Fußball der Verein – die Spieler werden zu seinen irdischen Vertretern.“[46] Des weiteren ist der Fußball „durch seine integrative Kraft für viele zu einer Ersatzreligion geworden“. Der UN-Sonderberater für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung Willi Lemke hingegen möchte „keine anderen Götter haben, auch keinen Fußballgott“.[59]
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Nikolaus Schneider äußerte 2012 scharfe Kritik: „Wir erleben den Tanz ums goldene Kalb: Alles ist Gegenstand der Kommerzialisierung und wird zur Ware gemacht, sogar das Vater Unser.“[60]
„Das Bedürfnis nach Sinnsuche im Fußball ist ja vielleicht auch deshalb so ausgeprägt, weil der Sinn sich dort, wo die eigentlich zukunftsweisenden Dinge verhandelt werden sollten, rar gemacht hat. Wer es nicht glaubt, möge sich einmal auf Phoenix eine Regierungserklärung in voller Länge anschauen. Selbst Interviews mit Bastian Schweinsteiger haben mehr visionäre Kraft als Reden von Angela Merkel.“
Rezension
Bearbeiten- Allie Conti: It’s an Anti-Fascist Thing: How an Obscure German Soccer Team Gained a Brooklyn Cult. In: New York Times. 7. Februar 2019. (englisch) en-US
„Kein anderer Proficlub erfüllt die Sehnsüchte und Ansprüche unserer Zeit so gut wie der FC St. Pauli. Denn welchen Kriterien müsste ein idealer Fußballverein heute entsprechen? Der Verein müsste demokratisch sein, also seine Mitglieder ernst nehmen und nicht das Wohl einiger weniger Investoren. Er müsste politisch sein, also sich für das interessieren, was in der Welt geschieht. Er müsste lokal verankert sein, also seinem Stadtteil eine Identität verschaffen. Er müsste zusammenhalten, sollte also nicht alles rücksichtslos auf den sportlichen Erfolg der Profimannschaft ausrichten. So ein Verein ist der FC St. Pauli.“
„Die Schnurre enthält alle Ingredienzen, die dem Kiezklub eine Sonderstellung im Profifußball eingebracht haben: Freundschaft und Empathie, Solidarität und Nahbarkeit, Humor und Chaos. Zudem zeugt sie von der schmalen Grenze zwischen Triumph und Leid, die St. Pauli und seine Gefolgschaft über Jahre zu einer Wertegemeinschaft verschmolzen und dafür gesorgt haben, dass der Klub heute einen Lebensstil verkörpert, mit dem sich viele identifizieren. Der Kern der Philosophie ist etwas, das der Gesellschaft zunehmend abhanden zu kommen scheint: Die ständige Frage, ob man mit seinen Mitmenschen richtig umgeht. Das macht den FC St. Pauli für viele zu einer Heimat, in der es um deutlich mehr geht als Fußball. Der FC St. Pauli ist der Gegenentwurf zum Konservatismus, zum Establishment.“
„Dies ist ein Klub, der für Werte steht, die viele meiner Freunde und ich schon immer vorbehaltlos unterschrieben hätten. Es geht um die permanente Auseinandersetzung, ein tolerantes und respektvolles Miteinander in der Gesellschaft und damit auch im Klub zu erreichen. Damit sind Faschismus, Sexismus, Ablehnung von Homosexualität und so weiter, automatisch Ausrichtungen, die wir im Verein vorbehaltlos ablehnen und bekämpfen. Hier wird Demokratie mit allen Konsequenzen aktiv gelebt.“
„Solange der Totenkopf ein Symbol bleibt, bleibt auch der Verein bedeutsam. Warum zieht sich jemand in Leipzig so einen Pullover an? Weil er etwas nach außen tragen möchte, weil er sich positionieren will. Mein kleiner Bruder kommt aus Sachsen und sagt: Wenn du bei uns mit einem Pauli-Pullover in die Disko gehst, vergehen maximal zehn Sekunden, ehe dir jemand auf die Schnauze haut. Solange das so ist, gibt es einen Daseinsgrund für den besonderen Ruf des Vereins.“
„Der FC St. Pauli fungiert für viele Bundesliga-Vereine als ein Vorbild im Hinblick auf die Entwicklung und den Aufbau eines unverwechselbaren Vereinsimages. Wie die Ergebnisse der Fußballstudie aufführen können, erweist sich das positive Vereinsimage des „Kiez-Clubs“ zudem als weitgehend losgelöst von bestehenden sportlichen Schwächeperioden des Vereins.“
„Das Bild des FC St. Pauli wird seit Ende der Achtzigerjahre über griffige Etiketten transportiert, die oft mediale Erfindungen sind. Die Spieler werden ganz selbstverständlich als ‚Kiez-Kicker‘ inszeniert, das Privatfernsehen bedient unter dem Slogan ‚Freudenhaus der Liga‘ das Bild der unaufhörlich feiernden, dem verbissenen Wettkampf abschwörenden Fans aus dem weltbekannten Rotlichtviertel.“
“From a distance, St Pauli must indeed seem cool to anyone who sees football as more than just a game. The club says the right things, does the right things, and wears the right clothes. It’s a welcome antidote for people who have become disillusioned with the greed, the hype, and the emptiness of modern football, and the perfect alternative for those who find following a big, rich and successful club like Bayern Munich too easy, too slick.”
„Aus der Ferne muss St. Pauli in der Tat auf all jene cool erscheinen, für die Fußball mehr als nur ein Spiel ist. Der Club sagt die richtigen Dinge, tut die richtigen Dinge und trägt die richtigen Klamotten. Er ist ein willkommener Gegenentwurf für Menschen, die von der Gier, dem Hype und der Leere des modernen Fußballs desillusioniert sind, und die perfekte Alternative für jene, denen die Anhängerschaft an große, finanzkräftige und erfolgreiche Clubs wie Bayern München zu einfach und glatt ist.“
“But now it is the skull and crossbones – which fly from almost every shop front and street corner – rather than sleaze that defines this working-class district of Germany's second city. The notorious black and white standard isn't a sop to the city's seafaring past, but rather a homage to one of the area's most famous sons: FC St. Pauli, often described as the most left-wing team in the world.”
„Doch nun ist es der Totenkopf und die gekreuzten Knochen – die von fast jeder Ladenfassade und Straßenecke wehen – eher als schmierige Typen, die dieses Arbeiterviertel in Deutschlands zweitgrößter Stadt bestimmen. Das berühmt-berüchtigte schwarz-weiße Banner ist keine Reminiszenz an die Seefahrervergangenheit der Stadt, als vielmehr eine Hommage an einen der berühmtesten Söhne des Viertels: FC St. Pauli, oft beschrieben als das linksgerichteste Team der Welt.“
“In a ratty stadium a few hundreds yards from the Reeperbahn, this port city's wild and weird boulevard, German soccer's renegades welcomed international soccer's outsiders – a perfect pairing between teams with absolutely nothing in common except their cultures of expression. The host was St. Pauli, a poor third-division club that has attracted a fanatical following all around this soccer-mad country by opening its tattooed arms to free spirits, left-wingers, outcasts, punks, dockworkers, the homeless and transvestites.”
„In einem rottigen Stadion, nur wenige hundert Meter von der Reeperbahn entfernt, diesem wilden und bizarren Boulevard der Hafenstadt, begrüßen Deutschlands Fußballabtrünnige den Außenseiter des internationalen Fußballs – eine perfekte Partnerschaft zwischen Mannschaften, die absolut nichts gemein haben außer ihrem kulturellen Ausdruck. Der Gastgeber war St. Pauli, ein armer Drittligaclub mit fanatischer Anhängerschaft quer durch dieses fußballverrückte Land, der seine tätowierten Arme öffnete für Freigeister, Linksdenkende, Ausgegrenzte, Punks, Hafenarbeiter, Heimatlosen und Transvestiten.“
„St. Pauli präsentiert sich seitdem als Gegenentwurf. In Zeiten, in denen die Hemmschwelle der Klubs, sich für Investoren zu öffnen, spürbar sinkt, sie in ihren Aktiengesellschaften Anteile offerieren oder mit strategischen Partnern in einer GmbH kooperieren, um sportlich erfolgreich oder überhaupt konkurrenzfähig bleiben zu können, handelt St. Pauli antizyklisch. Es ist ein Bekenntnis wider den modernen Fußball, das es in dieser Deutlichkeit und Konsequenz noch nicht gegeben hat.“
„Ein Vergleich aus meiner Branche wäre ein Erfolg wie das ,Berghain', welches auch finanziell erfolgreich gegenüber mainstreamigen Großraumdiskos ein Ort für Subkultur und Mythen bleibt, wenngleich so ein Erfolg auch immer den Kommerzvorwurf nach sich zieht – ähnlich wie Streetart, die inzwischen monetär hochgehandelt wird. Genau dieses Spannungsfeld zwischen cool und Kommerz können wir beim FC St. Pauli nur gemeinsam definieren.“
„Und deshalb ist es natürlich nicht nur legitim, sondern grundsympathisch, wenn sich Fans zusammentun, um dafür zu sorgen, dass der Fußball nicht ausschließlich Bühne für die neurotischen, proligsten und peinlichsten Menschen in unserer Gesellschaft ist. Den Fans des FC St. Pauli ist jedenfalls mehr als ein Spagat gelungen: Sie haben die rechten Dummköpfe, die sich eine Zeitlang noch in fast alle Stadien breitgemacht haben, weggegrätscht. Und das hat vielen vernünftigen Leuten von Augsburg bis Berlin Mut gemacht, sich ebenfalls gegen die Heimsuchung zu stellen.“
„Die Quintessenz ist vielleicht deshalb so überraschend, weil sie so simpel ist: Beim FC St. Pauli geht es um mehr als nur den Konsum von (Profi-)Fußball. St. Pauli-Fan zu sein, so scheint es, ist für viele mehr als nur ein Hobby. Es ist Teil eines spezifischen Lebensgefühl, das sich im Fan-Dasein ausdrückt.“
Kritik
Bearbeiten„Der FC St. Pauli hatte Fußball und Revolution unter eine Mütze gebracht, samt des unvermeidlichen Zubehörs: pubertärer Heldenverehrung, miefender Bierseligkeit, schleimiger Verbrüderung und spießiger Selbstzufriedenheit. Vor jedem Spiel gegen die Bayern wurde der Klassenkampf ausgerufen, danach bewunderte man sich dann selbst insgeheim in der Glotze, wenn Jörg Wontorra das putzige bunte Fanvolk vom "Freudenhaus der Liga" wegen der Farbtupfer, die es in die Wohnstuben bringe, über den grünen Rasen lobte.“
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ David M. Woisetschläger, Christof Backhaus, Jan Dreisbach, Marc Schnöring: Fußballstudie 2015 – Die Markenlandschaft der Fußball-Bundesliga. In: Technische Universität Braunschweig. 2015. ISSN 2192-8150
- ↑ Buttje Rosenfeld: Derby-Sieg vor 40 Jahren Als St. Pauli-Sprechchöre durch den Volkspark hallten. In: Mopo. 3. September 2017.
- ↑ Als St. Pauli erstmals die Bayern besiegte. In: NDR. 29. Mai 2012.
- ↑ Bayern München – FC St. Pauli. In: kicker. 2. März 1991.
- ↑ Christoph Jäger: STP–RWO. In: kicker. 28. Mai 2000.
- ↑ Mike Glindmeier: Mysterium St. Pauli - Und ewig lockt die Bundesliga. In: Spiegel Online. 27. Oktober 2007.
- ↑ Bundesliga-Aufstieg: St. Pauli lässt den Kiez brennen. In: Spiegel Online. 20. Mai 2001.
- ↑ Thiemo Müller, Bernd Jankowski, Karlheinz Wild: Meggle und Rath düpierten den Rekordmeister. In: kicker. 6. Februar 2002.
- ↑ Mike Glindmeier: Wirbel um St.-Pauli-Sieg: Bremer in Rage über die Rutschpartie. In: Spiegel Online. 26. Januar 2006.
- ↑ a b Mike Glindmeier: DFB-Pokalsensation: St. Paulis Gespür für "B". In: Spiegel Online. 26. Januar 2006.
- ↑ Tuninho TV: DFB-Pokal 2005/2006 Viertelfinale FC St.Pauli – Werder Bremen. In: YouTube. 9. November 2014.
- ↑ Christoph Jäger: Asamoah köpft St. Pauli ins Derby-Delirium. In: kicker. 12. Februar 2011.
- ↑ Birger Hamann: Erfolg im Stadtderby: Asamoah schießt St. Pauli zum Sieg beim HSV. In: Der Spiegel. 16. Februar 2011.
- ↑ Marco Carini: Gegen Busen und Banken. In: taz. 17. Januar 2011.
- ↑ Marco Carini: Schluss mit Go-go. In: taz. 20. Januar 2011.
- ↑ FC St. Pauli und seine Fans. In: mpz-hamburg.de.
- ↑ Elzbieta Tittelbach: Leben und Liebe pur. In: Berliner Zeitung. 1. September 1994, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ Rainer Tittelbach: Fernsehfilm „Schicksalsspiel“. In: Tittelbach.tv. 19. August 2013, abgerufen am 11. Oktober 2015.
- ↑ Carsten Heidböhmer: Romeo und Julia im Fußballstadion. In: Stern. 19. August 2013, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ »Alles ist erlaubt«. In: 11 Freunde. 16. Februar 2011, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ Christian Spiller: St. Pauli verliert im Kino. In: Die Zeit. 29. März 2011, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ Aber immer mitten in die Fresse rein. In: Die Tageszeitung. 15. November 2010, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ Volker Behrens: "Gegengerade" verkommt zum Namedropping-Spiel. In: Die Welt. 30. März 2011, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ Christian Görtzen: Die Liebe des TV-Kommissars zum FC St. Pauli. In: Die Welt. 17. September 2008, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ Wir waren Absteiger Nr. 1. In: Internet Movie Database.
- ↑ Wir waren Absteiger Nr. 1. In: 01film.tv.
- ↑ Julia Föhn, Dirk Raabs: Irgendwo da unten. In: Vimeo. 2002.
- ↑ Georg Ismar: St.-Pauli-Kicker kommen ins Kino. In: N24. 2. August 2008, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ Knut Henkel: Das ganze Stadion. In: Die Tageszeitung. 29. September 2011, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑ Millerntor Roar: Und ich weiss, warum ich hier stehe! – Trailer. In: YouTube. 1991.
- ↑ San Andreas/Namen und Zahlen bei IMDb
- ↑ Julia Föhn, Dirk Raabs: Irgendwo da unten. In: Vimeo. 2002.
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- ↑ Stefan Reinke: Anpfiff für eine neue Zeit. In: DerWesten. 27. Juli 2008.
- ↑ Willy Winkler: Fuck you Freudenhaus. In: 11 Freunde. 29. August 2014
- ↑ Hendrik Buchheister: Dazugelernt. In: Der Spiegel. 11. Oktober 2016.
- ↑ Sepp-Herberger-Urkunde: Hauptpreis geht an den FC St. Pauli . In: dfb. 26. März 2015.
- ↑ sid: DFB: Integrationspreis an NestWerk und den FC St. Pauli. In: Die Zeit. 19. Januar 2015.
- ↑ Christian Wiebe: Wir sind Bundesverdienstkreuz!. In: Viva con Agua. 5. Oktober 2009.
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- ↑ a b Erik Zyber: Zwischen Abseits und Jenseits. In: Die Zeit. 9. Februar 2007, abgerufen am 6. November 2015.
- ↑ Evi Simeoni: „Fußball macht der Religion Konkurrenz“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. Dezember 2005.
- ↑ Eugen Eckert: Der Heilige Geist ist keine Schwalbe: Gott, Fußball und andere wichtige Dinge. Kösel-Verlag. ISBN 978-3-466-37097-9.
- ↑ Lutz Wendler: Vom Homo Fanaticus zum Fan-Abitur. In: Hamburger Abendblatt. 15. September 2014.
- ↑ a b Frank Heike: Volkskundler untersuchen den FC St. Pauli. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Februar 2003, abgerufen am 6. November 2015.
- ↑ 1910 - Museum für den FC St. Pauli e.V.
- ↑ a b Ronny Galczynski: „Ich wurde ins kalte Wasser geworfen“. In: Der Übersteiger. Ausgabe 118. 20. Dezember 2014.
- ↑ dpa/mv: Eine sakrale Loge für die Pilger des FC St. Pauli. In: Die Welt. 11. Dezember 2008.
- ↑ Sven Astheimer: Das Geschäft mit dem Totenkopf. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. November 2011.
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- ↑ Robert Schöffel: Gott im Abseits: Fußball als Ersatzreligion?. In: Bayerischer Rundfunk. 12. Juni 2014.
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- ↑ Evangelischer Pressedienst: Ersatzreligion Fußball. In: Kreiszeitung. 31. Mai 2012.
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- ↑ Tim Jürgens: »Die Utopie wird hier gelebt«. In: 11 Freunde, Ausgabe #166. Nr. 09, 2015, ISSN 2196-9094 (11freunde.de).
- ↑ Moritz Herrmann: »Dieser Verein funktioniert wie die Grünen«. In: 11 Freunde. 1. Januar 2012.
- ↑ Prof. Dr. David M. Woisetschläger, Prof. Dr. Christof Backhaus, Dipl.-Kfm. Jan Dreisbach, Dr. Marc Schnöring: Fußballstudie 2015. In: Technische Universität Braunschweig. 2015.
- ↑ Marco Carini: Das Freudenhaus der Medien. In: Die Tageszeitung. 14. Mai 2010.
- ↑ Uli Hesse: St Pauli: the club that stands for all the right things… except winning. In: The Guardian. 6. September 2015, abgerufen am 8. September 2015 (englisch).
- ↑ James Montague: Punks, prostitutes and St. Pauli: Inside soccer's coolest club. In: CNN. 20. August 2010, abgerufen am 24. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ Steven Goff: Crazy' St. Pauli Is a Welcoming Host. In: Washington Post. 8. Juni 2006, abgerufen am 24. Oktober 2015 (englisch).
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- ↑ Christoph Ruf: Zwischen Wertegemeinschaft und Erfolgstruppe. In: Online-Texte der Evangelische Akademie Bad Boll. 6. August 2010. Seite 3.
- ↑ Brigitta Schmidt-Lauber: FC St. Pauli: Zur Ethnographie eines Vereins. Lit Verlag, 2004. ISBN 978-3825870065.
- ↑ Joachim Frisch: You will never wank alone. In: Jungle World. 20. November 1997.