Howard Carter, Arthur R. Callender und ein Vorarbeiter beim Öffnen des vierten Schreines in der Grabkammer Tutanchamuns am 02. Februar 1924 [1]

Der Fluch des Pharao bezeichnet den Glauben, dass die altägyptischen Könige (Pharaonen) ihre Gräber mit magischen Sprüchen gegen Eindringlinge schützten. Dieser Fluch wird vorwiegend mit den Todesfällen in Verbindung gebracht, die sich nach der Öffnung des Grabes von Tutanchamun durch Howard Carter im Jahre 1922 ereigneten. Eine andere Bezeichnung ist deshalb auch der Fluch des Tutanchamun, obwohl anderen Pharaonengräbern und weiteren Gräbern außerhalb Ägyptens ebenfalls Flüche zugeschrieben werden.

Ihren Ursprung hat die Legende um den Fluch des Pharao allerdings bereits in den 1820er Jahren. Zu dieser Zeit fand nahe des Londoner Piccadilly Circus eine bizarre Theateraufführung statt, in der Mumien ausgewickelt wurden. Es wird vermutet, dass die Schriftstellerin Jane Loudon Webb dadurch zu ihrem Buch „The Mummy“ inspiriert wurde.[2]

Die Geschichte um den Fluch des Pharao stellt zur Zeit der Entdeckung des Grabes des Tutanchamun und seiner Entstehung in der zeitgenössischen Berichterstattung der Tageszeitungen einen enormen weltweiten Medienrummel dar, der auch in den folgenden Jahrzehnten in Literatur und Film unterschiedlich thematisiert wurde. Die Wirksamkeit oder Existenz eines derartigen Fluches im Zusammenhang mit der Öffnung des Grabes des Tutanchamun oder anderen Gräbern ist nicht nachgewiesen. Der bis in unsere Zeit andauernde Glaube an den Fluch des Tutanchamun basiert auf Aberglauben, Gerüchten, Fehlinterpretationen und Unverständnis alter ägyptischer Texte und ist die Auslegung verschiedener Ereignisse durch Journalisten oder Buchautoren.

Grabflüche im Alten Ägypten

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Howard Carter (1924)
 
George Herbert, 5. Earl of Carnarvon (Lord Carnarvon)

Grabflüche und Todeswünsche sind zwar für das Alte Ägypten belegt, sind jedoch in allen Epochen selten. So gibt es Beispiele in Gräbern, die Drohungen enthalten, um Respekt für die Toten zu erlangen. Wissenschaftler, die sich eingehend mit Grabflüchen beschäftigt haben, weisen aber darauf hin, dass sich die Flüche vorwiegend ausdrücklich an Bedienstete der Nekropolen richteten. Diese waren tagtäglich der Versuchung ausgesetzt, sich Grabbeigaben anzueignen oder sich von Grabräubern bestechen zu lassen.[3] Andere Grabflüche wiederum sollten bei Vernachlässigung des Totenkults oder des Gedächtnisses an den Verstorbenen greifen. In ihnen werden sowohl irdische als auch jenseitige Strafen beschworen.[4] Aus der 5. Dynastie stammt die vielleicht älteste Warnung des Alten Reiches, in der es heißt:

Der große Gott wird über all jene richten, die dieses Grab zu ihrer eigenen Begräbnisstätte machen oder ihm Böses zufügen.

In der 13. Dynastie hatte anscheinend eine Person namens Teti einen Teil der Grabbeigaben veruntreut und wurde dafür von den Priestern streng bestraft:

Verweist ihn des Tempels, enthebt ihn seines Amtes, ihn und den Sohn seines Sohnes und den Erben seines Erben. Auf Erden sei er ausgestoßen; sein Brot, seine Nahrung, sein geweihtes Fleisch seien ihm genommen. In diesem Tempel soll nichts an seinen Namen erinnern. Ausgelöscht seien seine Schriften im Tempel des Fruchtbarkeitsgottes Min, in der Schatzkammer und in jedem anderen Buch.[3]

Die Flüche betrafen sowohl die Leibsphäre einer Person, die körperliche Existenz, als auch die Sozialsphäre, hier insbesondere den Namen und das soziale Umfeld, wie bspw. die Familie.[5] Derartige Inschriften mit Verfluchungen richteten sich in der Regel gegen potentielle Grabräuber und hatten die völlige Vernichtung einer Person zum Ziel: Im Jenseits (das Weiterleben nach dem Tode), wie im Diesseits (das Andenken des Verstorbenen).

Entstehung des Fluches

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Umstände der Graböffnung

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Hauptartikel: KV62

 
Grundriss von KV62. Links oben die Grabkammer (2) mit dem Sarkophag. Darunter schließt die Vorkammer (4) an, von der aus man am 16. Februar 1923 in die Grabkammer vordrang. Rechts unten schließen an die Vorkammer ein Korridor und eine Treppe an, die zur Felsoberfläche führen. Der Korridor wurde am 5. November 1922 sichtbar, die Vorkammer am 26. November 1922.

Die Grabstätte Tutanchamuns ist eines der Gräber im Tal der Könige des antiken Theben, das heute über das touristische Zentrum Luxor erreicht wird. In der ägyptologischen Nomenklatur der Fundstätten im Tal der Könige wird Tutanchamuns Grab als KV62 bezeichnet.

Die Ausgrabung leitete der Archäologe Howard Carter, der diese im Auftrag des britischen Aristokraten Lord Carnarvon durchführte. Aus finanziellen Gründen sollte dies die letzte von Carnarvon geförderte Grabung und Zusammenarbeit mit Carter sein. Carter entdeckte den oberirdischen Zugang zum Grab am 4. November 1922. Bis Ende November erkannte man die Bedeutung und Pracht des Fundes und drang über eine Treppe und einen abschüssigen Korridor hinab in die sogenannte „Vorkammer“ (Antechamber) vor.[6] Zuständige Beamte, gesellschaftliche Größen sowie die Presse waren zur Beobachtung anwesend. Unter ihnen Carnarvon und dessen Tochter Lady Evelyn (24. November 1922). Carnarvon begleitete Carter an der Spitze des Grabungsteams bei der Öffnung eines Durchblicks in die Vorkammer am 26. November.

Im Dezember 1922 und Januar 1923 waren die Archäologen wieder unter sich und trieben die wissenschaftliche Auswertung des Fundes voran.[6][1] Am 16. Februar 1923 erfolgte – erneut mit großem Publikum, darunter Carnarvon und Lady Evelyn – die Öffnung der eigentlichen Grabkammer und der darin ineinander geschachtelten vier vergoldeten Schreine, die den ebenfalls prachtvollen Sarkophag umschlossen. Die Weltsensation war perfekt. Allerdings kam die wissenschaftliche Untersuchung des Grabes in den darauffolgenden Tagen wegen des starken Besucherandrangs zum Erliegen.

Presse und Berichterstattung

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Bereits direkt nach der Grabentdeckung kursierten zahlreiche Gerüchte zum Fund. Um dies zu beenden entschlossen sich Howard Carter und Lord Carnarvon zur formellen Graböffnung, zu der außer britischen und ägyptischen Amtspersonen auch der Kairoer Korrespondent der Londoner Times, Arthur Merton, der später dem Team als Presseagent beitrat, eingeladen war. Charles Breasteds Memoiren zufolge hatte Carter dazu geneigt, der ägyptischen und ausländischen Presse den Vorzug zu geben, wohingegen Carnarvon „den Gentleman“ von der Times bevorzugte. So erfolgte die erste exklusive Berichterstattung über den einmaligen Fund durch die Londoner Times. So konnte die Nachrichtenagentur Reuters erst einen Tag später eine Eilmeldung hierüber bringen. Dennoch bewirkten die sensationellen Meldungen über angebliche Schätze im Wert von mehreren Millionen Pfund Sterling einen großen Andrang der Weltpresse im Tal der Könige. [7] Es hieß, Luxor gliche einem Tollhaus.

Der zunehmende Besucherstrom im Grab und die große Anzahl der Journalisten, die mit Informationen aus erster Hand vor Ort versorgt werden wollten, begannen die archäologische Arbeit des Grabungsteams zu erschweren. Gegenüber Sir Alan Gardiner beklagte sich Lord Carnarvon über den Medienrummel und die ihn umlagernden Reporter. [8] Einem weiteren Gespräch mit Gardiner folgte schließlich am 09. Januar 1923[9] der Abschluss eines Exklusivvertrages mit der Londoner Times über 5000 Pfund und drei Viertel des Gewinns an andere Zeitungsverlage.[10] Die Schilderungen zum Vertragsabschluss und Carters Meinung dazu sind unterschiedlich. Allerdings konnte Lord Carnarvon durch den Vertrag einen Teil der sehr kostspieligen Ausgrabung decken, die er finanzierte. Die Berichterstattung zu allen Geschehnissen in und um Grab KV62 erfolgte zuerst ausschließlich durch die Londoner Times, so dass andere Presseagenturen, darunter auch die ägyptischen, ihre Informationen erst aus London erhielten, bevor sie sie selbst veröffentlichen konnten. Mit fortschreitender Arbeit am Grab nahm der Unmut der Presseagenturen und Journalisten zu. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit überforderte Howard Carter zunehmend. Ihn verärgerten vorwiegend die Journalisten, die durch den Vertragsabschluss mit der Times keinen Zutritt zur Grabkammer hatten und die kleinste Neuigkeit zu einem bombastischen Bericht aufbauschten. So wurde beispielsweise aus einer Mitteilung der Times zu einem Unwetter im Tal der Könige: Panik breitete sich aus / Ernste Sorge, dass morgen unschätzbare Antiquitäten total vernichtet werden. [11]

Die Tontafel

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Eine mysteriöse Tontafel, die angeblich bei der Öffnung von Tutanchamuns Grab (KV62) durch Howard Carter gefunden wurde und auf der ein Fluch gestanden haben soll, brachte die Geschichte vom Fluch aufgrund der später folgenden Ereignisse und des allgemeinen Aberglaubens schließlich ins Rollen. Über den Fundort dieser Tontafel in KV62 gibt es unterschiedliche Schilderungen: Zum einen heißt es, sie befand sich zu Füßen der beiden Grabwächterfiguren im Vorraum des Grabes[12] (26. November 1922 oder später)[6]; ein anderes Mal wurde sie am Grabeingang gefunden (4. November 1922 oder später)[6].

Die Übersetzung der Inschrift der Tafel wurde u. a. Sir Alan Gardiner zugeschrieben.[13] (Gardiner traf am 2. Januar 1923 in Luxor ein und untersuchte ab dem folgenden Tag die in der Vorkammer gefundenen Texte.)[14] Sie soll gelautet haben:

  • Death shall come on swift wings to him that toucheth the tomb of the pharaoh.[15]

Übersetzt:

  • Der Tod wird auf schnellen Schwingen zu demjenigen kommen, der die Ruhe des Pharao stört.[16]

Etwas abweichend wird auch angegeben:

  • Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharao stört.[12]

Danach sei die Tontafel verschwunden und niemand habe sie je wieder gesehen. Anderen Autoren zufolge hat die Tafel hingegen nie existiert. Die archäologische Wissenschaft hält sie für eine reine Erfindung, da es keinerlei Fotos hiervon gibt, obwohl die Funde im Grab fotografisch dokumentiert und mit Fundnummern registriert wurden. Auch Howard Carters Aufzeichnungen enthalten keinerlei Notizen zu einer derartigen Tontafel.

Philipp Vandenberg vermerkt hierzu ohne Angabe von Quellennachweisen, dass die Erwähnung der Tontafel aufgrund des Aberglaubens der einheimischen Arbeiter aus den Protokollen der Grabung gestrichen wurde und als verschollen gilt. Der Fluch tauche zudem ein weiteres Mal in abgewandelter Form auf der Rückseite einer magischen Figur in der Hauptkammer auf: Ich bin es, der den Grabräuber zurückweist mit der Flamme der Wüste. Ich bin es, der das Grab des Tut-ench-Amun schützt.[17]

Wortwahl und Formulierung sind im Vergleich zu anderen ägyptischen Texten, die als Grabflüche anzusehen sind, untypisch und deshalb eher unägyptisch. Das hier gezeichnete Bild des „Todes mit Schwingen“ wäre mit dieser Tontafel zum ersten Mal belegt.

Weitere Varianten zur Inschrift

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Die Tontafel ist das bekannteste Objekt, auf der der Fluch gestanden haben soll. Weiteren zeitgenössischen Berichten zufolge befand sich die Fluchinschrift auf anderen Gegenständen.

  • Eine damalige Zeitung veröffentlichte, der Fluch sei in Hieroglyphen auf der Tür des zweiten Schreins neben einem geflügelten Wesen zu lesen gewesen und habe gelautet: Wer dieses geheiligte Grab betritt, den werden die Flügel des Todes treffen. Allerdings spricht die Inschrift auf diesem Schrein von nichts Derartigem.[3]
  • Eine ebenfalls in der Presse veröffentlichte Geschichte ist die eines Magiers, der sich selbst als Archäologe bezeichnete. Ihm zufolge habe sich am Eingang des Grabes ein Stein befunden, in den ein Fluch eingemeißelt war und der lautete: Die Hand, die sich gegen meinen Bau erhebt, möge verdorren! Diejenigen, die meinen Namen, mein Fundament, mein Abbild und Bilder von mir angreifen, seien der Vernichtung preisgegeben! Howard Carter habe diesen Stein an sich genommen und vergraben.[3]
  • Ein Reporter griff die Inschrift des Keramiksockels der Kerze vom Anubisschrein auf: Ich verhindere, dass Sand die geheime Kammer füllt. Ich bin zum Schutze der Toten da. Er wollte daraus eine Warnung für das Grabungsteam ablesen und verlieh dem Ganzen mit eigenen Zeilen Nachdruck: Und ich werde alle töten, die diese Schwelle zum Heiligtum des Königs der Könige übertreten, der lebet in Ewigkeit.[3]
 
Marie Corelli
  • Die Zeitschrift P. M. History schreibt in der Ausgabe Oktober 2007 die Worte der Hieroglyphen-Inschrift (ohne Angabe von Quellen) aber auch der Okkultistin Marie Corelli (s. u.) zu.

Okkultismus, Spiritismus und Aberglaube

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Ausschlaggebend für das Interesse der Öffentlichkeit am Alten Ägypten war die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun (KV62) im Tal der Könige im Jahr 1922. Die Öffnung der Grabkammer im Jahr 1923 trieb die bereits entstandene Ägyptomanie weiter voran. Einen guten Nährboden für den Glauben an einen Fluch bereitete zu dieser Zeit das große Interesse an Übersinnlichem, Okkultem sowie der ägyptischen Religion. Spiritistische Sitzungen waren Bestandteil gesellschaftlicher Veranstaltungen. Sogar Lord Carnarvon war Mitglied der Londoner „Spiritistischen Gesellschaft“.[18] So waren zum Beispiel auch die hieroglyphischen Texte und Zaubersprüche durch Champollions Übersetzungen inzwischen jedermann zugänglich, ohne dass es hierzu jedoch erläuternde Kommentare gab. Dies führte zu zahlreichen Missverständnissen über die Inhalte der ägyptischen Theologie. Hinzu kamen der Unmut und das Unbehagen über die Archäologen, die hier ein Grab öffneten und die Toten offenbar nicht respektierten und das Grab schändeten. In diesem Zusammenhang bestanden Unsicherheiten darüber, ob die Alten Ägypter nicht vielleicht ungeahnte Kräfte besaßen, die die Toten schützen sollten.[19]

Die Ereignisse

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Die angebliche Tontafel mit dem Fluch, Aberglaube, die Summe der Ereignisse und die Umstände bei und nach der Graböffnung waren es schließlich, die die Geschichte über den Fluch des Tutanchamun bzw. den Fluch des Pharao entstehen ließen. Die Berichterstattung in der Presse wurde durch das Verdrehen von Tatsachen und Hinzufügen eigener Fantasien der jeweiligen Journalisten aufgebauscht.[20] Die Angaben zu den Ereignissen sind auch in der Literatur, die mehr oder weniger ausführlich über die Geschichten zum Fluch berichtet, sehr unterschiedlich. Die Beschreibungen differieren in den Angaben zu den jeweiligen Personen, die einzelnen Umstände und in den Angaben über den Todeszeitpunkt, die Todesursache und das Alter. Aber auch noch Jahrzehnte nach der Grabentdeckung werden manche Todesfälle oder mysteriöse Ereignisse mit dem Grab und dem Fluch in Verbindung gebracht.

  • Als Howard Carters Kanarienvogel am Tag der Graböffnung in seinem Haus von einer Kobra getötet wurde, bekam dieser Vorfall für die Einheimischen eine besondere Bedeutung: Schlangen, insbesondere aber die aufgeblähte Kobra, galten als Beschützer des Pharaos. Sie sahen im Tod des Vogels ein böses Omen, ein Zeichen der Bestrafung für die Öffnung des Grabes.
  • Als Lord Carnarvon das Grab betrat, bemerkte Arthur Weigall scherzhaft: Wenn ich so sehe, in welcher Stimmung er hinuntergeht, gebe ich ihm noch sechs Wochen zu leben. Sechs Wochen nach dieser Äußerung war der Lord tot.[21]
  • Die Tontafel mit der Inschrift des Fluches wurde gefunden.
  • Zwei Wochen vor Lord Carnarvons Tod sprach die Okkultistin und Romanautorin Marie Corelli (Pseudonym für Minnie MacKay) eine Warnung aus: The most dire punishment follows any rash intruder into a sealed tomb.[15] („Die schrecklichste/furchtbarste Bestrafung folgt jedem voreiligen Eindringling eines versiegelten Grabes.“)[22].
  • Zum Zeitpunkt von Lord Carnarvons Tod, am 5. April 1923 etwa um 2:00 Uhr morgens, fiel in ganz Kairo der Strom aus und in derselben Nacht starb, angeblich zum Todeszeitpunkt Carnarvons, in Highclere Castle dessen Lieblingshund. Danach gewann die Geschichte um den Fluch des Pharao an internationalem Auftrieb. Lord Carnarvon starb zwei Wochen nach Marie Corellis Warnung.
 
Arthur Conan Doyle 1913
  • Sir Arthur Conan Doyle, der ein Anhänger des Spiritismus war, äußerte sich einen Tag nach Lord Carnarvons Tod zu den Ereignissen. Die Morning Post zitierte ihn mit: Möglicherweise ist etwas elementar Böses die Ursache von Lord Carnarvons tödlicher Krankheit. Man weiß nicht, welche Geistwesen in jener Zeit existiert haben und in welcher Form sie in Erscheinung getreten sind. Die alten Ägypter hatten wesentlich mehr Kenntnisse über diese Dinge als wir.[23] Doyle wird aber auch dahingehend zitiert, dass er daran glaubte, eine ägyptische Mumie könne „verheerende Strahlen“ aussenden.[18]
  • Zudem ließ Arthur Weigall, der auch für die Daily Mail schrieb, nach Carnarvons Tod die Geschichte wieder aufleben, von altägyptischen Gräbern gehe ein Unglück aus. Nicholas Reeves zitiert hierzu Rex Engelbach, den damaligen Generalinspektor der Altertümerverwaltung: Als sich meine Frau und ich bei Weigall beschwerten, erklärte er: „Aber sehen Sie nur, wie sich die Öffentlichkeit darauf stürzt.“ [24]
  • Aber auch Marie Corelli wird mit der Aussage No good will come of disturbing Pharao’s bones. zugeschrieben, die Ursache des Fluches zu sein.[25]

Angebliche Opfer und Todesumstände

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Nachdem die zeitgenössische Presse nach Lord Carnarvons Tod den Begriff vom Fluch des Pharao geprägt hatte, werden jenem Fluch Personen als „Opfer“ zugeschrieben, die in irgendeiner Weise an der Ausgrabung beteiligt oder scheinbar mit Gegenständen aus dem Grab in Berührung gekommen waren sowie das Grab besucht hatten. Sie alle starben angeblich keines natürlichen Todes und unter mehr oder weniger mysteriösen Umständen. Die Reihenfolge, in der der Fluch die vermeintlichen Opfer heimsuchte, ist auch in der Literatur nicht immer eindeutig wiedergegeben. Oft fehlen die Angaben des Sterbejahres. Die damalige zeitgenössische Presse vergab für die vermutlichen Opfer sogar Nummerierungen, so dass z. B. Arthur Weigall als 21. Opfer galt, das einem unbekannten Fieber erlegen war.[16] Im Jahr 1939 zählten so auch Howard Carter und die beiden Ausgrabungszeichner Lindsey Hall und Walter Hauser zu den Opfern.[25]

1923 und 1924

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Lord Carnarvon war sowohl bei der Graböffnung im November 1922 als auch bei der Öffnung der Grabkammer am 16. Februar 1923 anwesend. Beim Verlassen der Grabes wurde er von einem Moskito gestochen. Als er sich später den Stich beim Rasieren aufschnitt und sich dieser entzündete, zog sich der 5. Earl of Carnarvon eine Blutvergiftung zu. Zusammen mit einer Lungenentzündung führte dies am 5. April 1923 zum Tode des bereits seit langem lungenkranken Lords. Sein Totenschein führt Pneumonie als Todesursache auf[26]. Er starb im Alter von 57 Jahren. Später kam das Gerücht in Umlauf, die Mumie Tutanchamuns habe an derselben Stelle im Gesicht eine Wunde aufgewiesen.

1924 verstarben:

Gardian La Fleur, Literaturwissenschaftler der McGill University in Kanada, besuchte das Grab und starb zwei Tage danach. Sein Begleiter und Assistent beging Selbstmord durch Erhängen und machte in seinem Abschiedsbrief den Fluch des Pharaos dafür verantwortlich.

Der amerikanische Millionär und Freund Lord Carnarvons, George Jay Gould, besuchte die Grabstätte und erkältete sich dabei. An der daraus entstandenen Lungenentzündung starb er kurze Zeit später an der französischen Riviera. Anderen Berichten zufolge starb er noch am selben Tag bzw. einen Tag später in Ägypten.[27] Gould wurde 59 Jahre alt.

Der Röntgenologe Douglas Archibald Reed untersuchte die Mumie Tutanchamuns und brach dabei zusammen. Er starb später an einer Lungenstauung und einem unbekannten Fieber. Einer anderen Quelle nach starb er noch am Fundort.

Der Halbbruder Carnarvons, Oberst Aubrey Herbert war beim Öffnen des Sarkophags anwesend und starb einige Wochen später an einer Bauchfellentzündung. Anderen Berichten zufolge beging er Suizid, bedingt durch einen depressiven Anfall.

Der britische Industrielle Joel Woolf war ebenfalls beim Öffnen anwesend und fiel auf der Schiffsreise nach Luxor von Bord und ertrank. Einer anderen Geschichte zufolge fiel er auf der Rückfahrt in tiefe Bewusstlosigkeit und starb.[28]

H. G. Evelyn-White, ein Ägyptologe der University Leeds, erhängte sich nach intensivem Studium pharaonischer Papyrus-Rollen. In seinem Abschiedsbrief machte er „den Fluch“ dafür verantwortlich.

1926 und 1928

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1926 starb Georges Bénédite, Chefkonservator der Abteilung für ägyptische Altertümer im Louvre in Paris, angeblich am selben Tag, an dem er das Grab zum ersten Mal betrat. Er hatte nach seinem Besuch des Grabes einen tödlichen Hitzschlag erlitten bzw. erlag einem Schlaganfall[29]. Ein anderer Bericht lautet, dass er an den Folgen eines Sturzes starb, nachdem er das Grab betreten und wieder verlassen hatte.[15]

Zwei Jahre später starb Arthur C. Mace, Konservator des New Yorker Metropolitan-Museums of Art und Howard Carters rechte Hand, angeblich an einer seltsamen Krankheit. Tatsächlich war Mace bereits vor Beginn der Ausgrabung an einer periodisch wiederkehrenden Rippenfellentzündung erkrankt und erlag schließlich dieser Erkrankung. Die Arbeiten im Tal hatte er deswegen bereits 1924 abgebrochen. Er starb im Alter von 54 Jahren.[30]

1929 und 1930

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Howard Carters Sekretär, Richard Bethell, wurde 1929 im Alter von 35 Jahren tot in seiner Wohnung aufgefunden. Suizid gilt heute als wahrscheinlich, da er am Abend zuvor noch bei bester Gesundheit war. Bewiesen werden konnte eine Selbsttötung jedoch nicht. Andererseits heißt es, er sei unter mysteriösen Umständen im Bath Club [15] bzw. an Kreislaufversagen gestorben.[31]

Im selben Jahr infizierte sich Carnarvons Ehefrau Lady Almina durch einen Moskitostich und verstarb kurze Zeit darauf. Auch Carnarvons Freund und Testamentsvollstrecker, John G. Maxwell verstarb in diesem Jahr.

Ali Farmy Bey gab sich als ägyptischer Prinz aus und behauptete von sich, in direkter Linie von Tutanchamun abzustammen. Er wurde in seinem Hotelzimmer im Londoner Savoy ermordet aufgefunden und war offenbar von seiner Ehefrau erschossen worden. Kurze Zeit später beging sein Bruder Selbstmord.

Ein Jahr später stürzte sich im Februar 1930 sein Vater, der 78-jährige Lord Westbury, aus dem Fenster seines Londoner Domizils. Ob Suizid oder Unfall konnte nie zweifelsfrei geklärt werden. Auf dem Weg zum Friedhof wurde der Leichenwagen in einen Unfall verwickelt und dabei ein Kind getötet. Da sich in Westburys Wohnung Alabastervasen aus dem Besitz Tutanchamuns fanden, war für viele eindeutig der Fluch daran schuld. Im selben Jahr verstarb Lord Carnarvons Halbbruder, Mervyn Herbert, unerwartet im Alter von 41 Jahren.

1966 und 1969

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1966 wollte Dr. Mohammed Ibrahim, Leiter des ägyptischen Museums in Kairo, verhindern, dass seine Regierung eine Ausstellung der pharaonischen Schätze in Paris ausrichtete. Er hatte geträumt, er würde zu Beginn dieser Ausstellung bei einem Autounfall sterben. Ibrahim wurde vor seinem Museum in Kairo von einem Taxi überfahren und starb zwei Tage später.

Drei Jahre später äußerte sich Richard Adamson, ein Kollege von Howard Carter, in einem Interview sehr despektierlich über „den Fluch des Pharao“. Einen Tag später starb plötzlich und unerwartet seine Ehefrau und eine Woche später hatte sein Sohn einen sehr schweren Unfall.

1992 und 2005

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Als 1992 ein Filmteam der BBC einen Dokumentarfilm über Tutanchamun drehte, kam es an den Original-Schauplätzen immer wieder zu merkwürdigen Unfällen.[25]

Mit der Untersuchung der Mumie Tutanchamuns mittels CT-Untersuchung im Jahr 2005, war auch in diesem Zusammenhang wieder vom Fluch des Pharao die Rede, da Mumie hierfür aus dem Grab geholt werden musste. Sie sollte nicht dem Tageslicht ausgesetzt werden und zudem hatten viele Ägypter aus Angst vor dem Fluch gegen die Untersuchung protestiert. Deshalb fand die Untersuchung nachts statt.[32] Es ereigneten sich allerdings tatsächlich einige Unannehmlichkeiten für das Untersuchungsteam: Ein Sandsturm brach los; es fing an zu regnen, was in dieser Region selten vorkommt; das Auto mit dem Computertomographen hatte beinahe einen Unfall und das Gerät selbst fiel für zwei Stunden aus.[33]

Weitere Opfer

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Zu weiteren Opfern unter vielen galt der Freund eines Touristen, der die Grabkammer betreten hatte und in Kairo von einem Taxi überfahren worden war. Auch der Kurator der Ägyptischen Abteilung des Britischen Museums zählte zu den angeblichen Opfern des Fluches, obwohl er in seinem Bett starb. Ein Angestellter des Britischen Museums soll beim Etikettieren von Gegenständen aus dem Grab tot umgefallen sein. Allerdings gibt es in diesem Museum keine Gegenstände aus dem Grab Tutanchamuns – und gab es auch nie.[30]

Auswirkungen des Glaubens an diesen Fluch

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Der Fluch des Pharao beherrschte nach den Ereignissen nach der Graböffnung und Lord Carnarvons Tod die weltweite Presse und löste Vorfälle aus, die an Hysterie grenzten.[30] Obwohl kein Grund zur allgemeinen Beunruhigung bestand, trafen im Britischen Museum danach viele Pakete mit ägyptischen Antiquitäten ein. Eine Vielzahl der Absender äußerte, Carnarvon sei sicher vom Ka Tutanchamuns getötet worden. Obwohl ein Sprecher des Museums verkündete, dass diese Ängste völlig unbegründet seien, erhielt die ägyptische Abteilung des Museums weiterhin ägyptische Relikte, darunter auch Hände und Füße von Mumien.[34]

Vermutungen und Theorien

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Philipp Vandenberg führt in seinem Buch Der Fluch der Pharaonen unterschiedliche Beispiele zum Wissen der alten Ägypter an: Altägyptische Antibiotika, Kenntnisse zu pflanzlichen Giften und Rauschmitteln sowie Bakterien. Nicht nur dieses Wissen könnte der Sicherung der Königsgräber gedient haben, sondern die ägyptischen Priester hätten im Laufe der Jahrhunderte Kenntnisse erworben, die zur Änderung der Schutzsysteme der Gräber geführt hätten. Hinter dem Fluch müsse sich also nicht zwangsläufig eine Art von Gift verbergen.

Dass beispielsweise Haremhab das Grab des Tutanchamun unangetastet ließ, ist für ihn ein ausschlaggebender Punkt: Gift oder Bakterien im Grab hätten den letzten König der 18. Dynastie nicht von einer Grabplünderung abgehalten. Vandenberg wertet dies als Indiz dafür, es habe zur Zeit der Pharaonen ein Sicherungssystem für die Gräber und Mumien gegeben, bei dem allein der Besitz solcher Grabgegenstände tödliche Folgen gehabt hätte. [35]

Nicht nur die Sterbedaten der mit dem Grab in Verbindung stehenden Personen wurden untersucht und analysiert, sondern es wurde auch nach wissenschaftlichen Erklärungen für die „Häufungen der Todesfälle“ gesucht.

Als eine Ursache für Lord Carnarvons Tod wurde neben dem Fluch Gift vermutet, das auf Grabgegenständen aufgetragen worden war. Diese Theorie geht auf Ralph Shirley von der Occult Review zurück. Bereits in den zwanziger Jahren berichteten Artikel von tödlichen Bakterien im Grab, die zum Tode Carnarvons geführt haben sollen.

1949 stellte der Atomphysiker Louis Bulgarini die Behauptung auf, die alten Ägypter hätten bereits den Atomzerfall gekannt und die dabei entstehende Strahlung zum Schutz der Gräber eingesetzt.[13]

 
Aspergillus flavus

Die bekannteste Theorie der Neuzeit ist allerdings die zum Schimmelpilz Aspergillus flavus, die in den 80er Jahren durch die Dokumentationsreihe Terra X sehr großen Bekanntheitsgrad erreichte. Der Pilz sei wegen seiner lebensgefährlichen Wirkung von den alten Ägyptern zum Schutz des Grabes in dieses gebracht worden. Der Theorie zufolge sollen die Pilze der Aspergillus-Gruppe, die nicht nur im Grab Tutanchamuns nachgewiesen worden waren, für alle Krankheits- und Todesfälle der verschiedenen Epochen im Zusammenhang mit Graböffnungen verantwortlich sein.[12]

Erklärungen und Widerlegungen

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Seit der Entstehung der Geschichte über einen Fluch des Pharao gab es sowohl Anhänger des Fluches als auch Skeptiker, die diesen durch Untersuchungen, Statistiken und mit rationalen Erklärungen zu widerlegen versuchten.

Analysen der Sterbedaten

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Professor Georg Steindorff arbeitete 1933 heraus,[16] dass die meisten der mit dem Fluch in Verbindung gebrachten Opfer im Alter von 70, 80 Jahren verstarben. Der australische Forscher Mark Nelson von der Monash University wiederum analysierte die Lebensläufe und Teamzugehörigkeiten der Mitarbeiter Carters von 1923 bis 1926. Er kam zu dem Ergebnis, dass die bei der Graböffnung aktiv Beteiligten keinem höheren Risiko ausgesetzt waren als die nur bei den Expeditionen mitwirkenden Personen. Es besteht kein Hinweis darauf, dass sich die Ausgrabungen negativ auf die zu erwartende Lebenszeit der „Grabschänder“ ausgewirkt hätte. Vielmehr ist die britische Presse ihrer Sensationssucht erlegen, indem sie das Ideengut von Louisa May Alcotts Novelle Lost in a Pyramid: The Mummy’s Curse aufgriff.

Der amerikanische Ägyptologe Herbert E. Winlock legte 1934 eine Statistik zu den Ereignissen und Todesfällen an. Diese Aufzeichnungen enthielten Sterbedatum und Todesursache und zeigten ein völlig anderes Bild über die Zeiträume der Ereignisse nach Graböffnung.[15] Nach jeder neuen Zeitungsmeldung, es habe ein neues Opfer des Fluches gegeben, schickte er eine Richtigstellung an die entsprechende Zeitung. So starben von den 26 bei der Graböffnung anwesenden Personen sechs innerhalb von 10 Jahren; von 22 Personen, die bei der Öffnung des Sarkophages zugegen waren, starben zwei; von 10 Personen, die beim Auswickeln der Mumie anwesend waren, erlag keine dem Fluch.[15]

Howard Carter starb 1939 im Alter von 64 Jahren; Herny (Harry) Burton, der Fotograf, starb 1940 im Alter von 60 Jahren; Lady Evelyn, Lord Carnarvons Tochter, die das Grab als eine der ersten betreten hatte[6] und auch der Öffnung der Grabkammer beiwohnte[1], starb 1980 im Alter von 79 Jahren. Anderen Mitgliedern des Ausgrabungs-Teams war ebenfalls ein langes Leben beschieden: Percy E. Newberry, ein Freund von Carter und dessen Mentor, starb 1949 im Alter von 80 Jahren; Sir Alan Gardiner, der die Grabinschriften studierte, starb 1963 im Alter von 84 Jahren; Douglas E. Derry, der die Autopsie an der Mumie Tutanchamuns durchführte, starb 1969 im Alter von 87 Jahren.[15]

Wissenschaftliche Erklärungen

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Aspergillus flavus: Der australische Schwarzschimmelforscher John Pitt führt hierzu aus: „Es ist jedenfalls ausgeschlossen, dass die Sporen auch nur hundert Jahre in einem trockenen Grab überleben können. Außerdem sind Aspergillus-Sporen wirklich überall zu finden, und falls sie gefunden wurden, könnten sie das Grab zu jeder x-beliebigen Zeit kontaminiert haben.“ Der Schimmelpilz kann sich zwar im menschlichen Körper dauerhaft einnisten, wenn er über lange Zeit hinweg eingeatmet wird, doch dann auch nur, wenn die betreffende Person bereits zuvor krank war.[25]

Gifte: Die Theorie über Gifte im Grab wurde bereits in den zwanziger Jahren von Algernon Blackwood, einem vielgelesenen Schriftsteller, in Zweifel gezogen: „Wie kommt es dann wohl, dass das Gift nur bei einer Person wirkte?“ Auf diese Frage folgte die nächste Theorie: die Hohepriester sollten damals auf einige Grabbeigaben Gift gestrichen haben – und ausgerechnet Lord Carnarvon hatte einen dieser Gegenstände berührt. Ein französischer Professor hielt Howard Carter für schuldig am Tod Carnarvons und erklärte, weswegen Carter nicht auch von dem Fluch betroffen gewesen sei: Er sei ein Experte gewesen, der gewusst habe, welche Gegenstände im Grab berührt werden durften und welche nicht.[18]

Rationale Erklärungen für die Ereignisse nach Carnarvons Tod

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  • Der Kanarienvogel war keineswegs am Tag der Sargöffnung von einer Kobra verschlungen worden: Howard Carter hatte das Tier bei einer Bekannten zur Pflege untergebracht.[25]
  • Stromausfälle in Kairo waren selbst Jahrzehnte nach Lord Carnarvons Tod noch sehr häufig der Fall. Dass sein Todeszeitpunkt mit einem Stromausfall zusammen fiel, gab dem Ereignis zwar etwas mysteriöses, war aber Zufall und hatte nichts mit seinem Tod zu tun.
  • Der Hund Carnarvons starb nicht zur gleichen Zeit wie der Lord, sondern vermutlich erst vier Stunden später.[25]
  • Über Douglas E. Derry, der die Mumie Tutanchamuns untersuchte, und Alfred Lucas, dem Chemiker vor Ort im Tal der Könige, der Derry assistierte, wurde berichtet: Die Obduktion Tut-ench-Amuns am 11. November 1925 im anatomischen Institut der Kairoer Universität hatte tragische Folgen: Alfred Lucas erlag bald darauf einem Herzanfall. Wenig später starb Professor Derry, der den ersten Schnitt an der Mumie Tut-ench-Amuns ausgeführt hatte, an Kreislaufversagen.[20] Tatsächlich starben aber beide erst sehr viele Jahre später.
  • Die Mumie Tutanchamuns wies keine Verletzung im Gesicht auf, die auf einen Moskitostich hingewiesen hätte.

Die Mehrheit der Besucher des Grabes und andere Personen, die mit der Mumie Tutanchamuns Kontakt hatten, starb krankheits- und alterbedingt. Der Jahresdurchschnitt der Todesfälle nach Betreten des Grabes und Öffnung des Sarges lag bei 24 Jahren der beteiligten Personen, die ein Altersmittel von 73 Jahren erreichten. Zudem waren fast alle angeblichen Opfer älter oder hatten bereits gesundheitliche Einschränkungen, bevor sie nach Ägypten reisten. Lord Carnarvon beispielsweise war seit einem Autounfall 1901 in Deutschland ein kranker Mann, der zur Genesung und gesundheitlichen Stärkung regelmäßig nach Ägypten reiste. Auch George Jay Gould, ein Freund des Lords, war bereits vor seinen Aufenthalten in Ägypten krank und reiste zur Erholung in das Land. Howard Carter selbst litt seit der Ausgrabung bis zu seinem Tod (1939) unter verschiedenen gesundheitlichen Problemen, darunter Kopfschmerzen und Kreislaufbeschwerden.

Bewertung

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Howard Carter kommentierte bereits seinerzeit die Geschichten über den Fluch mit den Worten: […] all sane people should dismiss such inventions with contempt.[15] („Alle gesunden Menschen sollten solche Erfindungen mit Verachtung abweisen.“)[22]

Thomas Hoving, ehemaliger Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York, schreibt 1978 hierzu: Von dieser allgemeinen Warnung in der Schatzkammer abgesehen, war im Grab des Tut-ench-Amun kein wirklicher Fluch gefunden worden – und es war auch keiner zu erwarten; und weiter: Wenn es je einen Fluch gegeben hat, dann war er weder in Hieroglyphen geschrieben, noch in Bildern ausgedrückt. Er entstammte nicht dem Munde des Pharaos und war auch nicht von den Priestern des Neuen Reiches ausgesprochen worden. Er war nicht als unvergängliches Gift in gewisse Gegenstände eingedrungen, sondern er wurde, wie so oft im Gefolge verblüffender Entdeckungen von unermesslichen Schätzen, aus der menschlichen Schwäche geboren.[36]

 
Zahi Hawass  (August 2003)

Trotz Nachweisen für natürliche Erklärungen der Ereignisse und Todesfälle und richtiger Darstellungen der Umstände werden auch heute noch Anspielungen auf den Fluch des Pharao gemacht, wenn es sich um Ereignisse handelt, die mit dem Grab Tutanchamuns in Verbindung stehen. Renate Germer beschreibt dies sehr treffend: Es ist aber wohl Überzeugungssache, ob man an die Wirksamkeit solcher Flüche glaubt oder nicht. Im Grab des Tutanchamun gab es auf jeden Fall keinerlei Texte, die einen solchen Fluch aussprachen.[20]

Zu den Vorfällen im Zusammenhang mit der CT-Untersuchung Tutanchamuns äußerte sich Zahi Hawass zum Fluch des Pharao zweifach: „I think we should still believe in the curse of the pharaohs, he said from the tomb of Tutankhamun“;[33] und die Frage, ob auch er Angst vor dem Fluch des Pharao habe, beantwortete er ein anderes Mal mit einem Schweigen.[32]

Der „Fluch“ in Literatur und Film

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Bereits 1828 veröffentlichte die englische Schriftstellerin Jane Loudon Webb ihren Roman The Mummy, der vom Rachefeldzug einer Mumie im 22. Jahrhundert handelt. 1869 baute die US-amerikanische Schriftstellerin Louisa May Alcott mit ihrer Geschichte Der Fluch der Mumie darauf auf.

Auch in zahlreichen Filmen werden fluchbeladene Gräber und auferstehende Mumien thematisiert. Der bekannteste Horrorfilm aus der Zeit der Arbeiten am Grab des Tutanchamun ist Die Mumie mit Boris Karloff aus dem Jahr 1932. 1999 erfolgte eine Neuauflage dieses Films mit Brendan Fraser und Rachel Weisz, der 2001 mit Die Mumie kehrt zurück und 2008 mit Das Grabmal des Drachenkaisers fortgesetzt wurde. Ein Film, der Bezug auf König Tutanchamun und die Tontafel nimmt, ist King Tut – Der Fluch des Pharao (2006).

Scherzhaft abgewandelte Bedeutung

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Die Reisediarrhoe (Reisedurchfall) wird scherzhaft auch „Fluch des Pharao“ genannt, wenn sie bei touristischen Ägyptenreisen auftritt. Ursache sind schlicht Toxine verschiedener Bakterien, die am Reiseziel häufiger vorkommen als in der Heimat der Touristen. Ein weiterer begünstigender Umstand ist die Verbindung mit unzureichender Hygiene. Bei Mittel- und Südamerikareisen spricht man stattdessen von Montezumas Rache“.

Literatur

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  • Arnold C. Brackman: Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung. Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0333-9
  • C. W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte. Rowohlt, Hamburg 1967 Buch-Nr. 5889/8
  • Ulrich Doenike: Die Rache der Mumie: Mythos und Wahrheit. In: P. M. History, Oktober 2007, S. 58–62
  • Christiane Desroches-Noblecourt: Tut-ench-Amun. Frankfurt 1963. Büchergilde Gutenberg.
  • Gottfried Kirchner: TERRA X Rätsel alter Weltkulturen: Der Fluch des Pharao. Bertelsmann, Frankfurt 1986, Buch-Nr. 02353
  • Christine El Mahdy: Tutanchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao. Karl Blessing, München 2000, ISBN 3-89667-072-7
  • Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun. Droemer Knaur München/Zürich 1978, ISBN 3-426-03639-8
  • Nicholas Reeves: The Complete Tutankhamun. Thames & Hudson, London 1995, ISBN 0-500-27810-5, S. 62–63
  • Joyce Tyldesley: Mythos Ägypten. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 3-15-010598-6
  • Philipp Vandenberg: Der Fluch der Pharaonen. Moderne Wissenschaft auf den Spuren einer Legende. Alfred Scherz, Bern (ohne Jahresangabe), Bestell-Nr. 07325 4
  • Philipp Vandenberg: Der vergessene Pharaon. Unternehmen Tut-ench-Amun - das größte Abenteuer der Archäologie. Bertelsmann, München (ohne Jahresangabe), Buch-Nr. 03119 5
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Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. a b c Howard Carters Tagebuch 1923 (1. Januar bis 31. Mai); vgl. KV62 auf Englisch.
  2. Origins of the Mummy’s Curse auf touregyt.net
  3. a b c d e Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun, S. 182–184
  4. Hans Bonnet: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, S.195
  5. Jan Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten S.54
  6. a b c d e Howard Carters Tagebuch 1922 (28. Oktober bis 31. Dezember); vgl. KV62 und KV62 auf Englisch.
  7. Arnold C. Brackman: Sie fanden den goldenen Gott. Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung. S. 119
  8. Arnold C. Brackman: Sie fanden den goldenen Gott. Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung. S. 125
  9. Nicholas Reeves: The Complete Tutankhamun. S.64
  10. Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun. S.128
  11. Arnold C. Brackman: Sie fanden den goldenen Gott. Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung. S. 131
  12. a b c Gottfried Kirchner: Der Fluch des Pharao – Das Geheimwissen der alten Ägypter in: TERRA X Rätsel alter Weltkulturen. S. 24, 36
  13. a b Ulrich Doenike: Die Rache der Mumie: Mythos und Wahrheit. In: P. M. History, Oktober 2007, S. 58–62
  14. Howard Carters Tagebuch 1923 (1. Januar bis 31. Mai)
  15. a b c d e f g h Nicholas Reeves The Complete Tutankhamun, S. 62–63 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Reeves“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  16. a b c C.W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte, S. 203
  17. Philipp Vandenberg: Der Fluch der Pharaonen. Moderne Wissenschaft auf der Spur einer Legende. S. 20
  18. a b c Arnold C. Brackman: Sie fanden den goldenen Gott. Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung; S. 153–154 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Brackman“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  19. Joyce Tyldesley: Mythos Ägypten. Die Geschichte einer Wiederentdeckung; S. 240
  20. a b c Renate Germer: Mumien. S. 64 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Germer“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  21. Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun. S. 159
  22. a b Übersetzung der Bearbeiterin (Sat Ra)
  23. Ulrich Doenike: Die Rache der Mumie: Mythos und Wahrheit. In: P. M. History, Oktober 2007, S. 59
  24. Zitat von Rex Engelbach in: Nicholas Reeves: Faszination Ägypten. S. 165
  25. a b c d e f Mark Benecke: siehe Weblink Endlich Ruhe im Sarkophag.
  26. Nicholas Reeves: The Complete Tutankhamun. S.63
  27. Philipp Vandenberg: Der vergessene Pharao. , S. 179
  28. Philipp Vandenberg: Der vergessene Pharao. , S. 179
  29. Christiane Desroches Noblecourt: Tut-Ench-Amun. S. 20
  30. a b c Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun, S. 183
  31. Philipp Vandenberg: Der vergessene Pharao. , S. 180
  32. a b abendblatt.de: Der Mordfall Tutanchamun. 7. Januar 2005 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Abendblatt“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  33. a b arabnews.com: Pharaohs’ Curse Released During Tutankhamun Scan? 8. Januar 2005 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Scan“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  34. Arnold C. Brackman: Sie fanden den goldenen Gott. Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung. S. 153
  35. Philipp Vandenberg: Der Fluch der Pharaonen. Moderne Wissenschaft auf der Spur einer Legende. S. 208-209
  36. Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun, S. 184