Bei der bayesianischen Inferenz wird die A-priori-Verteilung, die auf dem Parameterraum eines zu schätzenden Parameters definiert ist, unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeitsverteilung des Stichprobenvektors und unter Verwendung eines realisierten und beobachteten Wertes des Stichprobenvektors in die A-posteriori-Verteilung transformiert. Dabei ist die A-posteriori-Verteilung proportional zum Produkt aus A-priori-Verteilung und der Likelihoodfunktion. Die Likelihoodfunktion gibt im diskreten Fall die Wahrscheinlichkeit und im stetigen Fall die Wahrscheinlichkeitsdichte des beobachten Wertes für alternative Parameter an und wird als Funktion auf dem Parameterraum interpretiert.
Falls eine suffiziente Stichprobenfunktion (suffiziente Statistik) existiert, kann die Stichprobenverteilung dieser Stichprobenfunktion an die Stelle der Verteilung des Stichprobenvektors treten, ohne dass sich die resultierende A-posteriori-Verteilung ändert.
Die Stichprobenvariablen seien stochastisch unabhängig und identisch Bernoulli-verteilt mit unbekanntem Bernoulli-Parameter. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung des Stichprobenvektors ist dann
wobei .
Wenn die gegebene Dichtefunktion einer A-Priori-Verteilung auf dem Intervall ist und ein relasierter und beobachteter Wert des Suchprobenvektors ist, dann ist die Dichtefunktion der A-Posteriori-Verteilung proportional zum Produkt aus und der Likelihoodfunktion
Es gilt also
.
Die Summe der Stichprobenvariablen ist eine suffiziente Stichprobenfunktion für den Parameter mit der Stichprobenverteilung
und der Likelihoodfunktion
Da sich die Likelihoodfunktionen und nur durch einen konstanten Faktor unterscheiden, gilt auch
ist ein signiertes Maß; und sind Maße. Die Mengenfunktion ist nicht additiv und darf nicht mit der Totalvariation verwechselt werden.
Die Totalvariationsnorm des signierten Maßes ist .
Beispiele zum Variationsabstand von Wahrscheinlichkeitsmaßen
Gegeben seien der Meßraum mit , und die beiden Wahrscheinlichkeitsmaße und .
Der Variationsabstand[1] zweier Wahrscheinlichkeitsmaße und , die auf demselben Messraum definiert sind, ist die Totalvariationsnorm des signierten Maßes
Im Beispiel gilt .
Eine ähnliche Distanz ist
.
Allgemein gilt für zwei Wahrscheinlichkeitsmaße auf demselben Messraum
(Quelle?, Beweis?)
Im Beispiel ist .
Von einigen Autoren wird die Distanz als Variationsabstand oder Totalvariationsdistanz bezeichnet, obwohl sich die beiden Distanzen um den Faktor 2 unterscheiden. Daraus ergeben sich Verwechselungen und Inkonsistenzen in der Literatur. (Z. B. Abweichung zwischen englischer und französischer Wikipedia).
Für einen diskreten Messraum mit abzählbarem und zwei Wahrscheinlichkeitsmaße und , die auf definiert sind, gilt
Gegeben seien der Meßraum mit , und die beiden endlichen signierten Maße und mit und für .
Der Variationsabstand der signierten Maße und ist
Für die Distanz gilt
.
Die für zwei Wahrscheinlichkeitsmaße gültige Proportionalität
gilt nicht analog für signierte Maße,
Für und
gilt und .
Für und
gilt und .
↑Metriken in der Wahrscheinlichkeitstheorie. In: P. H. Müller (Hrsg.): Lexikon der Stochastik – Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik. 5. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1991, ISBN 978-3-05-500608-1, S.257–259.