Benutzer:Thomas Erhard/Sankt Matthias Wolfratshausen-Waldram

St. Matthias Wolfratshausen-Waldram ist eine katholische Einrichtung des zweiten Bildungswegs im Ortsteil Waldram der Stadt Wolfratshausen in Bayern. Sie besteht aus den drei Schulen: dem Spätberufenengymnasium, dem Kolleg und der Fachoberschule St. Matthias. Ihnen ist ein Wohnheim angeschlossen. Träger der Einrichtung ist die „Erzbischöfliche Stiftung St. Matthias Wolfratshausen-Waldram“. Seit Mai 2016 ist Joachim Burkard ihr Direktor. Schulleiter ist seit 2018 Ralf Wiechmann.[1]

Geschichte

Bearbeiten

Ursprung

Bearbeiten

Die Einrichtung wurde am 1. September 1927 durch Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber in München als Spätberufenenseminar und Spätberufenenschule gegründet. Ihr erstes Zuhause fand sie in den Hansa-Heimen in Schwabing.[2] Ihr Besuch war jungen Männern katholischer Konfession vorbehalten und ursprünglich ganz auf die Vorbereitung zum Priesterberuf ausgerichtet. Am 1. Mai 1929 wurde die Schule durch Johannes Neuhäusler in das Schloss Fürstenried verlegt. 1932 fand an der Schule die erste Reifeprüfung statt, allerdings durch eine Kommission des Gymnasiums Pasing. Von 13 Kandidaten erhielten 10 das Reifezeugnis. Im Jahre 1933 übernahm P. Alfons Maria Zimmermann OSB vom Kloster Metten die Leitung der Schule. Im September 1939 wurden Seminar und Schule geschlossen.

Neubeginn nach dem Krieg

Bearbeiten

Am 15. Oktober 1949 konnte das Spätberufenenseminar neu eröffnet werden. Alfons Maria Zimmermann kehrte als Schulleiter nach Fürstenried zurück und 59 Schüler zogen ein. Im September 1957 wurde die Einrichtung nach Wolfratshausen-Waldram in die umgebauten Verwaltungsgebäude des ehemaligen Munitions- und DP-Lagers Föhrenwald verlegt. 1958 übernahm Karl Braun die Leitung der Schule. Direktor Zimmermann kehrte in das Kloster Metten zurück, wo er am 18. März 1962 starb.

Staatliche Anerkennung und Öffnung

Bearbeiten

Am 12. März 1964 erhielt die Schule durch das Bayerische Ministerium für Unterricht und Kultus die staatliche Anerkennung und kann seit diesem Zeitpunkt wie ein staatliches Gymnasium die allgemeine Hochschulreife verleihen.
Dem Spätberufenengymnasium wurde im Jahre 1968 das „Altsprachliche Kolleg – Institut zur Erlangung der Hochschulreife“ als offizielle Einrichtung des Zweiten Bildungsweges angegliedert. Gleichzeitig wurde der Besuch der Schule auch Schülern anderer Konfession oder Religion und Bekenntnislose eröffnet.
Im Jahr 1971 erfolgte die Genehmigung der Aufnahme externer Schülerinnen und Schüler durch das Ordinariat. Dies ließ die Zahl der Schülerinnen und Schüler auf über 200 ansteigen.

Erhebung zur Stiftung

Bearbeiten

Seit der Erhebung zur Stiftung am 9. Februar 1982 durch Erzbischof Josef Kardinal Ratzinger lautet die offizielle Bezeichnung „Erzbischöfliches Spätberufenenseminar St. Matthias in Wolfratshausen-Waldram“.[3] Die gleichnamige Stiftung ist seitdem Träger der Einrichtung. 1993 wurde die Schule um das Neusprachliche Kolleg erweitert. Im September 2011 zog die Schule in einen modernen Neubau um, der längs der Thomastraße auf dem Schulgelände errichtet worden war.

Neuausrichtung

Bearbeiten

Aufgrund der abnehmenden Zahl an Interessenten entschloss sich die Erzdiözese München und Freising 2016, das Spätberufenenseminar, das im Laufe seiner Geschichte auf über 400 Priester oder Ordensleute unter seinen ehemaligen Schülern zurückblicken kann, in ein Wohnheim mit christlicher Prägung für volljährige Schülerinnen und Schüler überzuführen.
Die Neuausrichtung der Einrichtung wurde mit der Änderung der Satzung der Stiftung im Jahre 2017 wirksam. Sie trägt nun den Namen „Erzbischöfliche Stiftung St. Matthias Wolfratshausen-Waldram“. Die Engführung der Stiftungszwecks auf die geistlichen Berufe wurde damit aufgehoben. Nun liegt das Augenmerk daruf, den jungen Menschen in St. Matthias die Vielfalt und Breite der Berufungen und Berufe in der Kirche vorzustellen.
Im Einklang mit diesem Ziel steht auch die Fachoberschule St. Matthias, die mit dem Schuljahr 2017/18 ihren Betrieb aufgenommen hat.

Spätberufenseminar

Bearbeiten

Wie der lateinische Name „Seminarium“ zum Ausdruck bringt, diente die Einrichtung dem Zweck, die Seminaristen in ihrer Berufung für ein geistliches Amt, vornehmlich dem Priesterberuf, zu unterstützen und Orientierung zu bieten. Daher war der Besuch der Einrichtung ursprünglich katholisch getauften Männern vorbehalten, die dort wohnten und versorgt wurden. Nur die Ferien wurden zu Heimfahrten genutzt. Neben dem Seminardirektor kümmerten sich Spirituale und Präfekten um die geistliche Begleitung der Seminaristen. Das gemeinsame Leben im Seminar unter der Leitung des Direktors, eines katholischen Priesters, war von gemeinsamen Gottesdiensten, Gebets- und Essenszeiten und verschiedenen Diensten geprägt. Außerdem engagierten sich die Seminaristen in der Gemeindearbeit der Waldramer Pfarrei St. Josef der Arbeiter. Das Seminar stand zum gegenseitigen Austausch in Kontakt mit Ordensgemeinschaften, den Priesterseminaren, den Bistümern und anderen kirchlichen Einrichtungen. Als Anfang der 70er Jahre auch externe Schülerinnen und Schüler Zugang zu Gymnasium und Kolleg erhielten, nahm der Anteil der nicht im Seminar wohnenden Schüler sowie die der Schülerinnen stetig zu; im Gegenzug fiel die Zahl der Seminaristen langsam, aber kontinuierlich.

Schulen St. Matthias

Bearbeiten

Das Gymnasium und das Kolleg sind darauf ausgerichtet, jungen Frauen und Männern, die sich weiterbilden wollen, im direkten Anschluss an einen mittleren Schulabschluss bzw. nach einer Berufsausbildung oder Berufstätigkeit die Möglichkeit zu eröffnen, die allgemeine Hochschulreife (Abitur) zu erwerben bzw. nachzuholen.
Seit dem Schuljahr 2017/18 besteht an der Fachoberschule zusätzlich der Weg zur Fachhochschulreife.[4]
Neben der Vorbereitung auf die genannten Schulabschlüsse ist es Ziel der katholischen Einrichtung, den Schülerinnen und Schülern Orientierung in religiösen Fragen und Leitlinien für ein Leben als Christ in der Gesellschaft zu geben. Der Besuch des Religionsunterrichts, entweder des katholischen oder des evangelischen, ist Pflicht. Ethikunterricht wird nicht erteilt.

Spätberufenengymnasium

Bearbeiten

Das Spätberufenengymnasium umfasst die Jahrgangsstufen 10, 11 und 12. Es ist ein sprachliches (humanistisches) Gymnasium mit der Sprachenfolge Latein, Englisch, Griechisch/Französisch/Russisch. Insbesondere für Bewerberinnen und Bewerber ohne mittlerem Schulabschluss ist ein einjähriger oder ein zweijähriger Vorkurs vorgeschaltet. Bewerber mit mittlerem Schulabschluss, die ein pädagogisches Gutachten vorlegen, das die uneingeschränkte Eignung für das Gymnasium bescheinigt, können unter Umständen den Einführungskurs besuchen. Er entspricht der staatlichen Einführungsklasse. Der erfolgreiche Besuch dieses Einführungskurses berechtigt zum Eintritt in die Qualifikationsphase des Gymnasiums. Damit bietet St. Matthias auch einen dreijährigen gymnasialen Weg zur allgemeinen Hochschulreife an.

Am Kolleg, dem „Gymnasium des zweiten Bildungswegs“, wie das erklärende Attribut inzwischen lautet, können bereits berufserfahrene Menschen ihr Abitur im Vollzeitunterricht nachholen. Voraussetzungen für den Besuch des Kollegs:

  • Mindestalter: 18 Jahre
  • Abgeschlossene Berufsausbildung oder zweijährige Berufstätigkeit
  • Mittlere Reife. Bewerber, die keinen mittleren Schulabschluss nachweisen können, können sich einer Aufnahmeprüfung unterziehen oder den Vorkurs besuchen.

Das Kolleg St. Matthias bietet zwei sprachliche Zweige an:

  • Das Altsprachliche Kolleg mit der Sprachenfolge Latein, Griechisch oder Latein, Englisch
  • Das Neusprachliche Kolleg mit der Sprachenfolge Englisch, Latein oder Englisch, Französisch.

Fachoberschule

Bearbeiten

Ab dem Schuljahr 2017/18 nahm die Fachoberschule St. Matthias, die vom bayerischen Kultusministerium genehmigt wurde, ihren Betrieb auf. Sie ist auf die Ausbildungsrichtung Sozialwesen beschränkt und führt in zwei Schuljahren, den Jahrgangsstufen 11 und 12, zur Fachhochschulreife.

Wohnheim

Bearbeiten

Seit dem Schuljahr 2016/17 ist das ursprüngliche Spätberufenenseminar in ein Wohnheim mit christlicher Prägung übergegangen. Nun können sich alle volljährigen Schüler, die in einer christlichen Gemeinschaft leben wollen, um einen Wohnheimplatz bewerben. Grund für diese Öffnung durch die Leitung der Stiftung und das Erzbistum München und Freising war insbesondere der stetige Rückgang der Zahl der Seminaristen.

Bearbeiten
Commons: St. Matthias Waldram – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Leitung St. Matthias, aufgerufen am 05. Dezember 2019 (Memento des Originals vom 5. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sankt-matthias.de
  2. 50 Jahre St. Matthias 1927-1977. Hrsg. von Seminar St. Matthias.
  3. 60 Jahre Erzbischöfliches Spätberufenenseminar St. Matthias 1927-1987. Hrsg. von Erzbischöfliches Spätberufenenseminar St. Matthias.
  4. Schullaufbahnen ins St. Matthias, aufgerufen am 05. Dezember 2019 (Memento des Originals vom 5. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sankt-matthias.de

Koordinaten: 47° 54′ 1,6″ N, 11° 26′ 44″ O


Kategorie:Bildung in Bayern Kategorie:Katholische Erwachsenenbildung Kategorie:Wolfratshausen Kategorie:Bauwerk in Wolfratshausen Kategorie:Katholische Schule in Deutschland Kategorie:Gegründet 1927 Kategorie:Bildungseinrichtung des Erzbistums München und Freising