Gregor MacGregor (* 24. Dezember 1786 in Edinburgh; † 3. Dezember 1845 in Caracas) war Heerführer in den südamerikanischen Befreiungskriegen. Später wurde er als Betrüger und Hochstapler bekannt, der als „Fürst von Poyais“ ein südamerikanisches Land frei erfunden und vermarktet hat.
Leben
BearbeitenErste Jahre
BearbeitenGregor MacGregor war der einzige Sohn von Daniel MacGregor, einem ehemaligen Hauptmann der East India Company, und Ann MacGregor, geborene Austin, die im März 1786 geheiratet hatten.[1] Über MacGregors familiäre Wurzeln ist wenig bekannt. Er selbst bezeichnete sich als Sohn einer alten schottischen Offiziersfamilie, die seit Generationen Offiziere für das „Black Watch“-Regiment gestellt hatte.[2] Sein Vater starb bereits 1794.[3] Gregor und seine zwei Schwestern wurden unter Vormundschaft gestellt und von der Mutter Ann, geborene Austin, mit Hilfe von Verwandten erzogen.[4] MacGregor war etwa 1,75 m groß und stämmig. Da er ein „Genussmensch“ war und gerne aß, trank und rauchte, wurde er mit zunehmenden Alter immer beleibter.[5]
Nach Besuch der Primary School war MacGregor Schüler an der Laing-Akademie in der “New Town” von Edinburgh[6] und im Taylors-Internat, wo er bis 1800 blieb.[7] Mit 16 Jahren, dem frühestmöglichen Zeitpunkt, wurde er Soldat der britischen Armee. MacGregor diente ab März 1803 beim „57. (Middlesex) Regiment zu Fuß“ und wurde im Februar 1804 zum Leutnant befördert. Durch die Heirat mit Maria Bowater, der Tochter eines (zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen) britischen Admirals, im Juni 1805 wurde er wohlhabend und machte schnell Karriere. Im August 1805 wurde er zum Hauptmann und Kompaniechef ernannt.[8] 1808/09 studierte er vorübergehend Chemie und Naturwissenschaften an der Universität Edinburgh.[4] 1810 musste er infolge einer Auseinandersetzung mit Vorgesetzen seinen Abschied nehmen und trat daraufhin als Major kurz unter Marshall William Carr Beresford in portugiesische Dienste, die er nach kurzer Zeit aber ebenfalls unfreiwillig verlassen musste. Danach lebte er mit einem angeblichen portugiesischen Adelstitel als „Oberst a.D.“ in seiner Heimatstadt Edinburgh.[5] Seine Frau starb überraschend bereits 1811, wodurch MacGregor die gesellschaftliche und finanzielle Unterstützung durch ihre Familie verlor.
Der Freiheitskämpfer
BearbeitenErste Kontakte zur südamerikanischen Revolutionsbewegung
BearbeitenAnfang des 19. Jahrhunderts verfolgte ganz Europa den Befreiungskampf Südamerikas gegen die spanischen Kolonialherren. Als der venezolanische Revolutionsführer Simón Bolívar 1811 nach London kam, um Offiziere für seine Armee anzuwerben, trat auch MacGregor in seine Dienste.[2]
- Vor dem erfolgreichen Abschluß seiner “Bewunderungswürdigen Kampagne” 1813 war Bolívar nicht mehr, als ein Mitläufer: er war nicht in der Regierung und als er in London war, um diplomatische Gespräche mit der englischen Regierung zu führen, so war dies der Tatsache geschuldet, daß er einer der reichsten Familien angehörte und in Spanien ausgebildet worden war. Für die Englandreise war er noch nicht einmal Verhandlungsführer. Sein Verwandter Luis Mendez Lopéz war für die Rekrutierung in England zuständig. Trotz des diplomatischen Charakters der Reise, war letztlich das wichtigste Ergebnis die Rückkehr Mirandas, die Bolívar selbst vorbereitete.
Einer anderen Darstellung nach traf MacGregor den in London im Exil lebenden General Francisco de Miranda, der als junger Mann bereits im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatte.[4] Miranda war „der Typus des aufgeklärten Verschwörers und Konspirators des ausgehenden 18. Jahrhunderts“[9] und hatte seinen Zenit bereits überschritten, war aber zu diesem Zeitpunkt für den militärisch unerfahrenen Bolívar für die Vorbereitung und Durchführung der Revolution in Südamerika unentbehrlich. Miranda verfolgte seit langem den Traum eines neuen Inkareichs, vielleicht die erste Wurzel für MacGregors spätere Staatsgründungsträume.[2]
Ende 1811 reiste MacGregor – wie mehrere Hundert andere englische und französische Freiwillige – nach Südamerika. Dort hatte sich der von Aristokraten dominierte Kongress in Caracas am 5. Juli 1811 von Spanien losgesagt und die Unabhängigkeit Venezuelas beschlossen (1. Venezuelanische Republik). Doch da die Masse der Bevölkerung die neue Regierung als Ausbeuter betrachtete („Diablocracia“) und auch die Oligarchien anderer venezuelanischer Städte den Führungsanspruch des Caracas-Kongresses nicht anerkannten, kam es zum Bürgerkrieg.
- In Venezuela ist die Einheit zu dieser Zeit nicht wesentlich größer, als in Neu-Granada beispielsweise. Der Unterschied ist nur, daß die kleinen weniger bedeutenden Gefechte der Patrioten untereinander in Venezuela verschwiegen werden. Neben den Royalistenhochburgen Maracaibo, Coro, Guyana, und Barinas standen Caracas und andere Städte auf Seiten der Unabhängigkeit (nur die Hälfte der Provinzen schickte Vertreter zum ersten Kongress). Selbst inerhalb von kleinen Dörfern sind Meinungsunterschiede überliefert, die teilweise gewaltsam ausgetragen wurden. Die “Masse” der Bevökerung war keineswegs gegen Loslösung von Spanien, sie wollten nur keinen Krieg dafür in Kauf nehmen. Reiche Kaufleute, die ihren Gewinn, Großgrundbesitzer, die ihren Reichtum und spanische Funktionäre, die ihre Stellung in Gefahr sahen, weil das Handelsmonopol fallen, die Sklaven befreit und die Verwaltung in südamerikanische Hände gelegt werden sollte, fanden das System natürlich diabolisch, die Masse der Bevölkerung profitierte allerdings durchaus.
Darüber hinaus musste sich die Revolutionsregierung gegen die Angriffe der im Land befindlichen spanischen Armeeeinheiten wehren.[10] Obwohl General Miranda im August 1811 Valencia, die drittgrößte Stadt des Landes, einnehmen konnte, blieb der Nordwesten Venezuelas königstreu.
Über Kingston auf Jamaica und Trinidad erreichte MacGregor Anfang 1812 die von Erdbeben fast völlig zerstörte Stadt Caracas, wo die demoralisierten Revolutionäre gerade den Gegenangriff der spanisch-royalistischen Truppen erwarteten. Die Revolutionsregierung hatte den Regierungssitz nach La Victoria (im heutigen Bundesstaat Aragua) verlegt. MacGregor erhielt in der reorganisierten Revolutionsarmee das Kommando über eine Kavallerieeinheit. Engen Kontakt hatte er zu General Miranda, der im April 1812 Oberbefehlshaber der Revolutionsstreitkräfte wurde.
- Nun gerade eben nicht zu Miranda hatte Bolívar engen Kontakt: Miranda wollte ihn nicht zum Valencia-Feldzug mitnehmen (nur mithilfe eines befreundeten Offiziers gelang es Bolívar doch an den entscheidenden Gefechten teilzunehmen. Danach wurde er zum Obersten befördert und erhielt das Kommando über Puerto Cabello, wo er wenige Wochen später einen Aufstand königstreuer Gefangener nicht unter Kontrolle bekam. Wenige Wochen später übergab Bolívar Miranda den Spaniern, die ihn im Kerker von Cadíz sterben ließen. Von einem engen, oder gar guten Verhältnis der beiden ist daher nicht auszugehen. - Ich habe in Caracas mit dem Leiter des Bolivarianischen Archivs, General Hector Bencomo Barrios über Valencia 1811 gesprochen, weil er dazu ein Buch veröffentlicht hat. Als ich ich dem Buch las, bin ich nicht auf den Namen MacGregor gestoßen. Ich finde MacGregor erstmals 1812 bei der Kavallerieablenkung im Mai während des „Monterverdefeldzugs“ (vgl. Inhaltsverzeichnis meiner Webseiten zum Befreiungskrieg).
Trotz des wechselhaften Kriegsglücks blieb MacGregor bei den Revolutionären und wurde aufgrund seiner strategischen Begabung schließlich zum General ernannt.[11]
- MacGregor kam bereits als als Oberst 1811 nach Venezuela, seine Ernennung zum Brigadegeneral war daher schon fast vorprogrammiert. Im Stab von Miranda konnte er sich als dessen Adjutant bewähren und konnte daher den obengenannten Unterfeldzug als Brigadier absolvieren. Den Brigadierstitel erkannten die Neu-Grenadiner später nicht an. Stimmt, der Feldzug von Monteverde verlief nicht immer rund für ihn, aber das wechselnde Kriegsglück (das am Ende doch eine katastrophale Niederlage war) war für MacGregor weniger ausschlaggebend: eher seine Bildung und Grundüberzeugungen. Seine Ehe mit der Nichte Bolívars dürfte ebenfalls ein Grund dafür gewesen sein.
1812 heiratete er in zweiter Ehe Bolívars Nichte Josefa Antonia Lovera.[4]
Verteidigung der 1. Venezuelanischen Republik 1812
BearbeitenIm März 1812 begann der königstreue Fregattenkapitän Domingo de Monteverde y Rivas vom Nordwesten aus einen Rückeroberungsfeldzug. Miranda stellte sich ihm mit fast 3000 Mann bei Guacara entgegen, musste sich aber unter dem Druck Monteverdes Stück für Stück bis La Victoria zurückziehen. Der Weg nach Valencia war für die Royalisten frei.
Am 10. Mai rückte MacGregor vergeblich auf den „Hügel von Valencia“ („Morro de Valencia“) vor, dessen Rückeroberung schon am 3. Mai gescheitert war und mußte sich nach Guacara zurückziehen, wo er Miranda mit Verstärkungen erwartete.[12] Aber das Schicksal der Stadt war besiegelt, als Miranda am 14. Mai die Schlacht von Valencia durch Verrat verlor. Bei diesen Verteidigungskämpfen stellte Mac Gregor erstmals seine den Südamerikanern und Spaniern überlegenen taktischen Fähigkeiten, insbesondere was die Beweglichkeit der Truppen im Gelände betraf, unter Beweis. Um Monteverde abzulenken, ließ Miranda ihn an der Südflanke einen Angriff starten. MacGregor glückte mit seinen Truppen zwar am 18. Mai der Durchbruch durch die Linien Monteverdes und sie nahmen die Stadt Villa de Cura ein, ein weiterer Vorstoß gelang aber nicht.
- Von einer derart detaillierten Feldzugsbeschreibung würde ich absehen, zumal die Rolle von MacGregor so deutlich nun auch wieder nicht beschrieben ist. Sinnvoll wäre ein Hinweis auf seine gegenüber den Südamerikanern verbesserten Beweglichkeit im Gelände und seine taktischen Fähigkeiten, die er hier unter Beweis stellt.
In den folgenden Wochen wechselte das Schlachtenglück. Am 10. Juni eroberte Miranda Valencia zurück, wurde aber von Monteverde umgangen und zum Rückzug Richtung Caracas gezwungen. Dagegen scheiterte Monteverde am 20. und 29. Juni mit seinen Angriffen auf den Regierungssitz La Victoria, was in erster Linie einer verwegenen Kavallerie-Gegenattacke MacGregors zu verdanken war.[13] Monteverdes Feldzug war ins Stocken geraten.
Im Juli 1812 kam es zur Katastrophe für die Revolutionäre. In der Region Barlovento revoltierten die Plantagensklaven, zeitgleich gewannen die Spanier das von Bolivar verteidigte Puerto Cabello zurück. Daraufhin kam es zum Bruch zwischen den politisch uneinigen Führern Miranda und Bolivar. Miranda sah keinen Sinn in der Fortsetzung der Kämpfe und nahm in Hoffnung auf einen milden Frieden Kapitulationsverhandlungen mit Monteverde auf. Daraufhin ließ Bolivar Miranda am 29. Juli 1812 als Verräter verhaften und lieferte ihn sechs Tage später an Monteverde aus. Miranda starb im Juli 1816 nach 4 Jahren Kerkerhaft. Ein letzter Verzweiflungsangriff der Revolutionäre auf Monteverde scheiterte.
- (s.o.)
MacGregor in Neu-Granada 1813 - 1815
BearbeitenDa mit den spanientreuen Siegern keine Garantien für die ausländischen Kämpfer vereinbart worden war, folgte MacGregor im August 1812 Bolívar auf die britisch verwaltete Insel Curacao und ging mit ihm von dort im November 1812 nach Cartagena in Neugranada, dem heutigen Kolumbien, wo ebenfalls um die Unabhängigkeit gekämpft wurde. MacGregor baute sofort eine kleine Armee von 1.200 Mann auf. Im Mai 1813 begann von dort die Wiederbefreiung Venezuelas mit der Besetzung von Mérida, gefolgt von der Eroberung von Trujillo im Juni und von Caracas am 6. August. Dort rief Bolívar die 2. Venezuelanische Republik aus, die aber bereits Mitte 1814 von spanischen Truppen wieder zerschlagen wurde.
- Langsam! MacGregor landete in Cartagena, aber weil hier bereits andere (Die drei Expeditionen Cartagenas, Bolívars Magdalena-Feldzug) Truppen ausgehoben hatten, begab er sich noch 1812 auf die Ostkordillere, in die Provinz El Socorro. In Málaga erhielt er von der Neugrenadiner Union (die ebenfalls Bolívar nach seiner erfolgreichen Magdalenakampagne unter Vertrag nahm) das Kommando über 1200 Mann, die er reorganisierte. Zuerst half er bei der Verteidigung der Ostgrnze und später brachte er die Truppen Nariño für dessen Südfeldzug. Er selbst kehrte in die Grenregion zu Venezuela in den Anden zurück, um Santander und García Roviro zu unterstützen. An der Campaña Admirable war er jedenfalls nicht beteiligt. Oder bestenfalls marginal mit der Sicherung des neugrenadiner Rückraums, da die Spanier in Venezuela durchaus trotz des Wirkens von Bolívar für die Patrioten der Neugrenadiner Union eine Gefahr darstellten.
In Málaga (im heutigen Departamento Santander) übernahm MacGregor sechshundert Mann Grenztruppen, eroberte am 1. Februar 1814 zusammen mit seinem Stellvertreter Francisco de Paula Santander die Stadt Pamplona zurück und errang im März 1814 einen Sieg über die konterrevolutionären Guerillatruppen, ohne sie aber vollständig vernichten zu können. Dadurch wurde die Verbindung zwischen den revolutionären Kräften in Neu-Granada und Venezuela wieder hergestellt.[14]
McGregor wurde zum Chef der Grenztruppen ernannt und richtete ein Hauptquartier in Örtchen Villa del Rosario ein. Im September 1814 kehrte auch Bolívar nach dem Scheitern der 2. Republik nach Cartagena zurück, wo er zum Generalissimus einer kolumbianischen Revolutionsarmee ernannt wurde, mit der er Bogotá einnahm.
- Nach der verheerenden Niederlage Santanders im Oktober 1813 bei Carillo, rückte MacGregor von Málaga mit seinem Bataillon aus, um sich mit den Truppen um Pamplona zu vereinigen. Mit Santander bekam er die Guerilla in den Griff („Santander und die Guerilla“ in 4.2.5.) und marschierte anschließend auf Bogotá, wo er seine Soldaten dem Südfeldzug Nariños anschloß. Zuvor hatte er ein Hauptquartier in Villa del Rosario errichtet, wo ihn Custodio Garcia Rovira ablöste (vgl. auch die Biografie von [Francisco de Paula Santander]). Ich habe keine Hinweise darauf gefunden, daß er selbst mit Nariño in Pasto war, bei den Aktionen in dem Jahr 1814 soll er später wieder bei Garcia Rovira gewesen sein, aber auch da fehlen eindeutige Hinweise auf ihn.
1815 war MacGregor im Auftrag von Bolívar als Kommandeur einer Truppe von Einheimischen daran beteiligt, Cartagena vor dem Angriff des royalistischen Generals Pablo Morillo (1775-1837) zu schützen. Nach einer mehr als dreimonatigen Belagerung mussten sie die Stadt aber im Dezember 1815 räumen. MacGregor floh nach Jamaica und reiste anschließend nach Santo Domingo, wo Bolívar erneut Truppen für eine Rückeroberung Venezuelas sammelte.[7]
- Nochmals, Bolívar ist zu diesem Zeitpunkt nur einer unter vielen, die die Unabhängigkeit wollten; er selbst macht kein Geheimnis daraus, daß Antonio Nariño der reputiertere Staatsmann ist. Und er arbeitet im Auftrag des Kongresses. Bolívar macht zwar gelegentlich, was er will, und läßt sich dies auch vom Kongress absegnen, aber nominell ist er nur Ausländer, der auf die Aufträge der Union angewiesen ist. Morillo ist sicher Royalist gewesen, vor allem aber Leiter des spanischen Expeditionsheeres, das mit der Rückeroberung der Kolonien beauftragt worden war. Niemand hat im Dezember 1815 in Cartagena kapituliert, die Straßen der Stadt lagen voller Verhungerter. Die letzten verbliebenen Patrioten waren nachts geflohen, so daß Morillo ohne Gegenwehr das Tor aufbrechen lassen konnte.
Die gescheiterte Rückeroberung Venezuelas 1816
Bearbeiten1816 war MacGregor auf Haiti bei Bolívar, der beim haitianischen Präsidenten Alexandre Sabès Pétion um Unterstützung für die Rückeroberung Venezuelas warb. Er wurde Mitglied von Bolívars „Special-Kriegsrat“[15] und zum Präsidenten des Militärgerichts ernannt.[7]
Ende April 1816 stieß die Truppe von Aux Cayes aus in See. Im Mai 1816 traf Bolívar auf der Insel Margarita die in Venezuela gebliebenen Revolutionäre unter Führung des Generals Juan Bautista Arismendi (1775-1841) und ließ sich zum Oberkommandierenden der Revolutionsstreitkräfte küren. Am 6. Juli landete Bolívars Flotte mit 800 Mann bei Ocumare de la Costa, einem Tal an der Küste Venezuelas auf ungefähr halber Strecke zwischen Valencia und Caracas, wo sie die Garnison und die Küstenbatterie handstreichartig besetzten. Die königstreuen Truppen besiegten die Revolutionäre aber am 13. Juli und Bolívar floh mit einem Teil der Truppe zurück zum Landeplatz und schiffte sich ein.
- Wieder recht ausführlich ohne Bezug auf MacGregor. Seine Stunde kam nach der Schlacht von Aguacates, die daher Erwähnung verdient. Der „Rückzug der Sechshundert“ (in 5.1.) ist sicer wieder eine seiner Sternstunden, die in die nach der Vereinigung mit den „Unverwüstlichen von Guayana“, „die Sicherung Barcelonas“ entscheidend mit seinem Sieg zum Auftakt einleitete. El Juncal ist das unrühmliche Ende des Feldzugs, wegen des Streits mit Manuel Piar.
MacGregor rekrutierte in dieser Zeit in Choroni bei Ocumare Kreolen und Indianer für die Revolutionstruppen. Nach dem Scheitern der Landungsoperation brachen MacGregor in Begleitung seiner Frau Josefa und mit dem Truppenführer Carlos Soublette (1789-1870, später Staatspräsident von Venezuela) mit etwa 600 Mann nach Osten durch die feindlichen Linien.[16] Durch die Täler von Aragua und den Ebenen von Guárico zog die Truppe auf der Strecke Maracay, La Victoria, El Pau de Zarate, San Sebastian de los Reyes, Chaguaramas, Valle de La Pasqua und Quebrada Honda bis August 1816 in einem 500 Kilometer langen Fußmarsch Richtung Ostküste, wobei sie immer wieder in Gefechte mit den royalistischen Truppen verwickelt wurden („Retirada de los Seiscientos“). Nach 34 Tagen erreichte MacGregor mit seiner dezimierten Truppe die Nähe der Hafenstadt Barcelona, wo sie sich mit José Tadeo Monagas Revolutionstruppe vereinigten.[17][18]
Ende August 1816 verbreitete die Presse der spanischen Regierung in Caracas die Nachricht, Mac-Gregor sei bei einer Auseinandersetzung mit königstreuen Truppen gefallen. Der Philosoph, Dichter und zeitweilige republikanische Diplomat Andrés Bello schrieb über diese Falschmeldung das satirische Gedicht „Dios me tenga en gloria“, das im Juli 1818 in Chile veröffentlicht wurde.[19]
- Carlos Soublette hatte kurz zuvor seine Karriere als Generalstabschef Bolívars begonnen. Mit dem Streit mit Bolívar und der Niederlage in Aguacates erltt seine Karriere zwar einen Knick,aber bald darauf führte er wieder Bolívars Truppen. Zu diesem Zeitpunkt war er Oberst, seinen ersten Generalsrang dürfte er bei der Beförderungswelle ende 1817 erhalten haben, als fast alle Offiziere, die mit Bolívar in Haiti gewesen waren, befördert wurden.
MacGregors Feldzug im September 1816
BearbeitenDie vereinigte Revolutionstruppe begann sofort mit der Eroberung der Halbinsel Paria mit dem Ziel, die Spanier anschließend von Cumaná aus gleichzeitig von Osten und Süden zu attackieren. MacGregor zog am 2. September mit dreihundert Mann gegen eine königstreue Einheit von 1.000 Mann, die er bei Alacrán besiegte und damit die Kontrolle der Umgebung von Barcelona errang. Daraufhin nahmen die Revolutionäre Mitte September Barcelona ein, was neue Nachschubwege eröffnete und Bolívars die Möglichkeit bot, am Jahresende dort mit einem neuen Expeditionskorps zu landen.
Inzwischen war ein spanisches Heer mit 11.000 Soldaten unter dem Generalkapitän von Venezuela Francisco Tomás Morales (1781/83-1845) angerückt, dem sich am 26. September 1816 bei El Juncal in der Nähe von Barcelona das vereinigte Heer der Revolutionäre mit 13.000 Mann entgegenstellte. Bei Tagesanbruch des 27. September begann die Schlacht. Auf der linken Flanke, wo der Führer der Revolutionstruppen Manuel Piar (1774-1817) das Kommando hatte, griff die spanische Kavallerie an und trieb dort die Revolutionäre zurück. Dies ermöglichte MacGregor durch die entstandene Lücke ins Zentrum der Spanier vorzustoßen. Morales floh, von MacGregor und Monagas verfolgt, mit seiner Truppe nach Westen.
- Nein! Das spanische Expeditionsheer unter Morillo enthielt eine Abteilung Llaneros, die er unter Morales den Patrioten entgegengesandt hatte. Bei den Zahlenangaben ist jeweils eine Null zuviel - es kämpften dort jeweils gut Tausend Mann gegeneinander (empfehle hier meine "Relativierung" in der Einleitung). Piar selbst griff mit seinen Reitern an, oder zumindest provozierte er den vorzeitigen Angriff der Spanier. Die beiden anderen Abteilungen von Monagas und MacGregor rückten einfach planmäßig vor. MacGregor forcierte sogar den Angriff zugunsten der Kavallerie Piars. Daß der Aktion wenig Erfolg beschieden sein würde, weil sich Kavallerie schneller bewegt, als Infanterie , war von vorneherein abzusehen.
Nach Abschluss der Kämpfe kam es aber zwischen McGregor und Piar zu einem Streit, der mit MacGregors Ausscheiden aus der Armee endete.[17] Bolívar ernannte ihn zwar noch zum General und verlieh ihm den „Orden de los Libertadores“, aber MacGregor verließ das Land. Er reiste zunächst auf die Insel Margarita und anschließend in die USA, um auf eigene Faust gegen die Spanier zu kämpfen.
MacGregors Floridainvasion 1817
BearbeitenMacGregor plante nichts weniger als die Eroberung von Spanisch-Florida.[20] Um Geldgeber für sein Vorhaben zu finden, besuchte MacGregor Philadelphia und anschließend Washington. Zur Finanzierung des Florida-Unternehmens gab er sogenannte „Scripts“ aus, die den Inhabern gegen Zahlung von 1.000 Dollar 2.000 Acres Land in Florida versprachen. Dadurch konnte er 160.000 Dollar sammeln.[5]
Von der Politik wurde MacGregor dabei misstrauisch beobachtet. Für Jean-Guillaume Baron Hyde de Neuville (1776-1857), Botschafter des französischen Königs Ludwig XVIII. in Washington, war MacGregor „zweifellos ein britischer Agent.“ Und der damalige amerikanische Außenminister John Quincy Adams vermutete, er habe Verbindungen zu einem Kreis ehemaliger Napoleon-Anhänger um Henri Lallemand, einem ehemaligen napoleonischer General, der in den USA im Exil lebte.[21]
Am 29. Juni 1817 gelang ihm und 55 Söldnern die kampflose Eroberung der Insel Amelia, die er unter der Flagge des Green Cross of Florida für unabhängig erklärte.[22][23] Als weitere Unterstützung durch seine Geldgeber ausblieb und sich auch das Verhältnis zwischen der Bevölkerung und der wilden Truppe von Abenteurern zuspitzte, verließ MacGregor nach nur 64 Tagen im September 1817 die Insel. Amelia Island wurde daraufhin von dem Piraten Louis Michel Aury besetzt, der die Insel zu einem „Anhang“ der mexikanischen Republik erklärte, aber schon im selben Jahr von Truppen der Vereinigten Staaten vertrieben wurde.[24]
In Süd- und Mittelamerika 1819/20
BearbeitenMacGregor kehrte nach England zurück, wo er neue Söldner rekrutierte. Mit sechs Schiffen und – je nach Quelle – zwischen 250 und 600 Mann griff er am 30. April 1919 das spanische Portobelo in der Landenge von Panama an. Keine der südamerikanischen Regierungen oder Revolutionsbewegungen stand bei diesem Unternehmen hinter MacGregor. Er war zum „Freibeuter“ geworden.[25] Aufgrund der starken spanischen Gegenwehr misslang das Unternehmen. Nach 20-tägigen Kämpfen gelang nur einer Handvoll der Angreifer, darunter MacGregor, die Flucht.[2][26]
- MacGregor entkam, aber das Groß seiner Landsleute ließ er den Spaniern unter Feldmarschall Alejandro Hore, die die Stadt zurückeroberten. Diese Gefangenen befreite John Illingworth, indem er eine Insel auf der pazifischen Seite besetzte, Gefangene machte, und den Spaniern den Austausch anbot (s. in 7.4.: „Schützehilfe aus Chile“. Seine britischen Söldner verdienen der Erwähnung, denke ich.
Als Nächstes eroberte der Schotte mit 300 Mann, teilweise neu geworbenen Rekruten, am 6. Oktober 1819 den royalistischen Hafen Riohacha, wo er sich selbst als „Inka von Rio Hacha“ zum Herrscher ernannte. Bereits nach wenigen Tagen wurde er von spanischen Truppen aber wieder aus der Stadt vertrieben.[27]
- Bei mir ist der Tag der Rückeroberung durch Vicente Sanchez Lima der 05. September.
1820 kehrte MacGregor kurz auf die Insel Margarita zurück, wo er zu einem der fünf Abgeordneten ernannte wurde, die die Insel beim „Konstituierenden Kongress“ in Cúcuta vertreten sollten, trat dieses Amt aber nicht an.[7]
Stattdessen landete MacGregor wenig später mit dem Rest seiner Truppe an der sogenannten Moskitoküste in Nicaragua. Der Besitz des Küstenstreifens hatte zwischen 1655 und 1786 mehrfach zwischen Großbritannien und Spanien gewechselt, aber Ende des 18. Jahrhunderts hatten die meisten Siedler die ungesunde und wirtschaftlich uninteressante Gegend verlassen. MacGregor besetzte quasi Niemandsland. Er schloss mit dem Häuptling der dort lebenden Poyais-Indianer einen Konzessionsvertrag und erklärte, das Gebiet kolonisieren zu wollen.[28][29]
...
Letzte Jahre
Bearbeiten1839, sein Vermögen war verbraucht, beantragte er die venezolanische Staatsbürgerschaft, die Wiedereinsetzung in seinen Generalsrang und die sofortige Pensionierung. Seine Anträge wurden genehmigt und er siedelte nach Caracas um.[2]
Dort beschäftigte er sich mit der Zucht von Seidenraupen und veröffentlichte 1939 eine halbautobiografische Broschüre unter dem Titel Exposición documentada... al gobierno de Venezuela. Erblindet starb er 1845, ohne je für seine betrügerischen Machenschaften bestraft worden zu sein. Seine Frau war bereits vorher verstorben. Er hinterließ die Kinder Gregorio, Constantino und Josefa Anna Gregoria (nach anderer Quelle: Josefa Maria).[7][8]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ The Scots Magazine 48. Edinburgh 1786, S. 154.
- ↑ a b c d e Egon Larsen: Gregor MacGregor, Fürst von Poyais. In: Ders.: Hochstapler. Hamburg 1984, S. 88 – 102.
- ↑ The Scots Magazine 56. Edinburgh 1794, S. 655.
- ↑ a b c d Oxford Dictionary of National Biography. Oxford 2004, S. 432.
- ↑ a b c M[ichael] Rafter: Memoirs of Gregor M'Gregor. London 1820.
- ↑ zur Laing-Akademie vgl. Memoir of Major Alexander Gordon Laing. In: The Annual Register of World Events. A Review of the Year 1829. London 1830, S. 526.
- ↑ a b c d e Tulio Arends: (Stichwort) MacGregor, Gregor. In: Diccionario de Historia de Venezuela. 2. Aufl. Caracas 1997; s.a. Gregor MacGregor. Hasta la Independencia auf www.venezuelatuya.com (spanisch).
- ↑ a b David Sinclair: The Land That Never Was: Sir Gregor MacGregor and the Most Audacious Fraud in History. London 2003.
- ↑ Michael Zeuske: Francisco de Miranda und die Entdeckung Europas. Berlin/Hamburg/Münster 1995, S. 244.
- ↑ Michael Zeuske: Francisco de Miranda und die Entdeckung Europas. Berlin/Hamburg/Münster 1995, S. 252ff.
- ↑ Die Darstellung der militärischen Tätigkeit McGregors zwischen 1812 und 1820 basiert – soweit nicht anders angegeben - auf M[ichael] Rafter: Memoirs of Gregor M'Gregor. London 1820 sowie Stefan K. Beck (d.i. Benutzer:Huaquero): Unabhängigkeit (2007/08).
- ↑ Edgar Esteves González: Batallas de Venezuela, 1810-1824. Caracas 2004, S. 42.
- ↑ Richard W. Slatta, Jane Lucas De Grummond: Simón Bolívar's quest for glory. College Station (TX) 2003, S. 62.
- ↑ José Antonio de Plaza: Compendio de la historía de la Nueva Granada desde antes de su descubrimiento, hasta el 17 de noviembre de 1831. Bogota 1850, S. 119 (PDF).
- ↑ [Henri La Fayette Villaume] Ducoudray-Holstein: Bolivar's Denkwürdigkeiten. Bd.1. Hamburg 1830, S. 284.
- ↑ vgl. Politisches Journal, nebst Anzeige von Gelehrten und andern Sachen 1816 2/7 (Juli 1816), S. 1085-1089 (PDF).
- ↑ a b s.a. Richard W. Slatta, Jane Lucas De Grummond: Simón Bolívar's quest for glory. College Station (TX) 2003, S. 149f.
- ↑ vgl. Edgar Esteves González: Batallas de Venezuela, 1810-1824. Caracas 2004, S. 94-99.
- ↑ Luis Bocaz: Andrés Bello. Una biografía cultural. Bogotá 2000, S. 100f.; Pedro Grases: Sobre un soneto de Andrés Bello. In: Thesaurus 2 Núm. 3 (1946), S. 530-532 (PDF); Gedichttext bei es.wikisource.org (spanisch).
- ↑ Frank Lawrence Owsley, Gene A. Smith: Filibusters and Expansionists: Jeffersonian Manifest Destiny, 1800-1821. Tuscaloosa (AL) 1997, S. 118-140.
- ↑ Ines Murat: Napoleon and the American Dream. Baton Rouge (LA) 1976, S. 119-121, Zitat: S. 119.
- ↑ Proclamation of the Liberating Army v. 30. Juni 1817, Erstdruck im New Hampshire Patriot v. 29. Juli 1817 (Text online).
- ↑ s.a. Niles' Weekly Register XIII, Sept. 1817 - March 1818 (1818), S. 346-352 (PDF).
- ↑ Stanley Faye: Commodore Aury. In: Louisiana Historical Quarterly 24 (1941), S. 611-697.
- ↑ The Annual Register or A view of the history, politics, and literature for the year 1819. London 1820, S. 241.
- ↑ Allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre 1821. Bd. 3. Halle/Leipzig 1821, Sp. 788 (PDF).
- ↑ vgl. Matthew Brown: Rebellion at Riohacha, 1820: Local and International Networks of Revolution, Cowardice and Masculinity. In: Jahrbuch für Geschichte Lateinamerikas 42 (2005), S. 77 - 98. (PDF).
- ↑ Josiah Conder: The Modern Traveller. VII, 2. Boston 1830, S. 182f. (PDF).
- ↑ [Verax]: A Letter to the Editor of the Quarterly Review, for February 1923, on a Review of Captain Strangeway's Sketch of the Mosquito Shore. London 1823 (PDF).