Der Adler der neunten Legion (Originaltitel The Eagle of the Ninth) ist ein Historienroman der englischen Schriftstellerin Rosemary Sutcliff und erschien 1954. Es handelt sich um ihr bis heute bekanntestes Werk. Der Roman handelt von dem Verbleib der römischen Legio VIIII Hispana im Norden Britanniens.

Handlung

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Der junge Zenturio Marcus Flavius Aquila, ein Anhänger des Mithraskultus, kommt als Kommandant einer gallischen Hilfstruppe nach Britannien, wo er seinen Posten als Befehlshaber einer Grenzfestung antritt. Hier will er, den Grundstock für seine weitere Karriere setzen, trägt aber auch die Hoffnung in sich, herauszufinden, was vor vielen Jahren mit seinem Vater geschah, der Angehöriger der im Norden des Landes verschollenen Neunten Legion war. Mit diesen ging auch deren Adler verloren, was eine besondere Schande bedeutet. Ohne den Adler kann die Legion nicht mehr neu aufgestellt werden.

Von seinem Vorgänger wird Marcus noch gewarnt, dass Gerüchte umgehen, es sei in letzter Zeit in der Gegend ein Druide gesichtet worden. Diese keltischen Priester haben das Potential, die Bevölkerung zu einem Heiligen Krieg gegen die Römer aufzustacheln. Marcus nimmt diese Warnung ernst und tatsächlich erfolgt bald der Angriff von Britanniern, die von einem Druiden angeführt werden. Den Römern gelingt es, den Angriff abzuwehren, allerdings werden sie dann auf freiem Feld von mehreren Streitwagen überrascht und müssen sich zurückziehen. Marcus gelingt es, einen der Streitwägen aus der Bahn zu bringen und so seinen Leuten mehr Zeit zu verschaffen. Er muss dabei sehen, dass es sich bei dem Lenker um Bradoc handelt, einen einheimischen Jäger, zu dem er bislang ein gutes Verhältnis hatte. Marcus wird dabei allerdings schwer verletzt und erleidet den Bruch eines Oberschenkelknochens. Damit ist es ihm nicht mehr möglich, weiterhin Kommandant zu bleiben. Damit haben sich auch seine Pläne zerschlagen, eines Tages Kommandant einer Ägyptischen Legion zu werden.

So sucht er früher als gedacht seinen Onkel Aquila auf, der in Calleva ein Haus hat und schon längere Zeit in Britannien lebt, bei dem er fortan auch lebt, um sein Bein auszuheilen. Anlässlich der Saturnalien suchen sie die Arena auf, wo sie als Höhepunkt den Kampf eines „Fischer“ gegen einen Schwert und Schild tragenden Britannier erleben. Marcus sieht letzterem deutlich die Angst an, dieser unterliegt in dem unvorteilhaften Kampf seinem Gegner. Marcus setzt sich dafür ein, dass der Unterlegene am Leben gelassen wird, was schließlich auch geschieht. Anschließend kauft er Esca, wie der Sklave heißt, der zuvor ein Krieger der Briganten. Dieser wird ein zusätzlicher Haussklave, Marcus fühlt sich diesem rasch freundschaftlich verbunden und kann durch ihn auch die Gegebenheiten in Britannien besser verstehen.

Eines Tages bekommt Marcus' Onkel Besuch von einem Offizier, den er noch aus seiner eigenen Zeit bei der Armee kommt. Während eines Gesprächs kommt das Gespräch auf die Neunte Legion zu sprechen und Marcus wird hellhörig, als der Gast erwähnt, es gehe neuerdings das Gericht um, dass im Norden, in der früheren Provinz Valentia, der verschollene Adler wieder aufgetaucht sein soll. Dieser werde von den dort lebenden Stämmen in einem Tempel kultisch verehrt. Da es nur Gerüchte sind und man nicht weiß, ob daran etwas Wahres ist, sieht Rom noch keinen Bedarf zu handeln. Marcus will selbst nach Norden aufbrechen und schauen, ob die Gerüchte stimmen, er erhofft sich dadurch, mehr über das Schicksal seines Vaters herauszufinden. Er will zudem, dass Esca, der sich in der keltischen Welt auskennt, ihn begleitet. Vorher schenkt er ihm aber die Freiheit, da er will, dass sein Freund frei entscheidet, ob er mitkommen will und nicht, weil sein Herr es ihm befiehlt. Esca entscheidet sich sogleich dafür, Marcus zu begleiten.

Marcus und Esca begeben sich nach Norden und passieren den Hadrianswall, hinter dem die frühere römische Provinz Valenatia liegt. Als Tarnung gibt sich Marcus als griechischer Augenheiler namens Demetrius von Alexandrien aus. Mit seinen Kenntnissen, die er sich von einem römischen Armeearzt angeeignet hat, kann er tatsächlich auf ihrer Reise durch das Gebiet einige Menschen heilen und sich einen Namen machem. Es gelingt ihnen allerdings nicht, einen Hinweis auf den Adler zu finden. Als sie eines Abends in den Überresten einer früheren römischen Siedlung nächtigen stoßen sie auf einen einheimischen Jäger, der er ein bekanntes römisches Soldatenlied singt. Sie beten diesen an ihr Feuer und dieser lädt sie anschließend zu seinem Dorf ein. Marcus erkennt bald, dass es sich bei dem Einheimischen um einen früheren römischen Legionär handelt, denn neben seinen Kenntnissen des Lateinischen ist auf seiner Stirn noch das Zeichen des Mithras zu erkennen und am Kinn sind deutlich Spuren vom langen Tragen eines römischen Helms zu erkennen. Marcus spricht ihn schließlich darauf an und es stellt sich heraus, dass der Jäger tatsächlich Angehöriger der Neunten Armee war. Marcus gibt sich als Sohn des Kommendanten zu erkennen und der Jäger erzählt ihnen, was er über den Verbleib der Legion weiß: Diese wurde zur Niederschlagung eines Aufstandes in Valentia eingesetzt worden, hatte aber bereits viele Verluste erlitten, zudem war es wiederholt zur Fahnenflucht gekommen. Marcus' Vater versuchte schließlich, die verbliebenen Einheiten der Legion zurück nach Süden in Sicherheit zu bringen, auf dem Weg dorthin müssen sie aber von den Kelten vernichtet worden sein. Der Jäger erlebte dies allerdings nicht bis zum Ende, er war schwer verletzt und blieb auf dem Weg nach Süden zurück, konnte sich mit letzter Kraft zu einem Dorf schleppen, wo er von den Einheimischen aufgenommen und seiner zukünftigen Frau gepflegt wurde. Er erinnert sich jedoch deutlich, einen Zug keltischer Krieger gesehen zu haben, die zurück in den Norden marschierten und den römischen Adler mit sich trugen. Er kann Marcus und Esca sagen, dass es sich um Epidaier handelt, der Adler befindet sich daher in ihrem Gebiet. Da das Volk jedoch in zahlreiche kleinere Stämme aufgeteilt ist, vermag er nicht zu sagen, welcher Klan den Adler besitzt, es müsse sich um einen kleinen, allerdings recht mächtigen handeln.

Mit diesen Informationen begeben sich die beiden in das besagte Gebiet, stoßen dort zwar wiederholt auf Heiligtümer, finden aber keinen Hinweis darauf, wo der Adler sein könnte. Sie stoßen eines Tages schließlich auf einige Jäger, denen sich Marcus wie gewohnt als Augenheiler anpreist. Da der kleine Sohn des Anführers eine schwere Augenkrankheit hat, werden sie zu einem Dorf gebracht. Marcus gelingt es, dem Kind zu helfen. Als sie erfahren, dass in Kürze das Fest der Neun Speere, bei dem die Jungen des Stammes zu Kriegern geweiht werden, stattfindet, nehmen Marcus und Esca daran teil. Während des Rituals weiß Marcus dann, dass sie am Ziel ihrer Reise angekommen sind, denn einer der Priester trägt den verschollen Adler als Kopfschmuck.

Sie warten die Nacht ab und schließen sich dann aus der Siedlung und dringen in das Heiligtum vor, wo sie den Adler finden. Sie nehmen ihn an sich und verbergen den Fund am Ufer eines nahegelegenen Sees, um ihn später zu holen. Am nächsten Morgen brechen sie von der Siedlung auf und ziehen zurück nach Süden. Der Raub des Adlers ist inzwischen bemerkt worden und einige Personen verfolgen sie. Als sie eingeholt werden, glauben die Verfolger allerdings, einem Irrtum erlegen zu sein, da der Adler nicht im Gepäck der beiden gefunden werden kann. Sie verbringen ein paar Tage in einer weiteren Siedlung und geben vor, dass Esra schwer krank ist und von Marcus mit Magie geheilt werden muss. Dieser bricht in der Nacht jedoch ungesehen auf und schlägt sich zu der Stelle durch, wo sie den Adler versteckt haben, und bringt diesen Marcus. Damit ziehen die beiden weiter. Esca hat allerdings während der Aktion eine Spange verloren, die am See gefunden wird und den Kelten deutlich macht, dass die beiden doch die Diebe waren. Sie werden nun erneut erfolgt und versuchen, möglichst rasch nach Süden zu kommen. Dabei stoßen sie erneut auf den Jäger Guern, der ihnen hilft, ungesehen von ihren Verfolgern durch ein Moorgebiet zu gelangen. Dahinter trennen sich ihre Wege.

Marcus und Esca gelangen immer näher an den Hadrianswall, die Verfolger kommen ihnen jedoch immer näher, sie müssen schließlich ihre Pferde aufgeben und sich zu Fuß weiter durchschlagen. In einem alten römischen Wachturm werden sie von drei jungen Kriegern gestellt, die sie jedoch überwältigen können. Einer davon erzählt Marcus, dass sein Großvater nun erkannt habe, dass Marcus der Sohn des damaligen Anführers der Legionäre war und hat dem Jungen den Ring, den Marcus am Abend sah, für ihn mitgegeben - er gehöre ihm und solle ihm mit ins Grab gelegt werden. Marcus zwingt den Jungen, die Verfolger auf eine falsche Spur zu locken, indem er droht, den Adler in den nächsten Fluss unter ihnen zu werfen, womit er für beide Seite verloren wäre. Mit einem Vorsprung gelingt es ihnen schließlich, den Wall zu erreichen und wieder in das von den Römern beherrschte Gebiet zu gelangen.

Zurück in Calleva präsentieren Marcus und Esca Onkel Aquila und dem wieder sich dort aufhaltenden Legaten, der Marcus damals seinen Segen für die Reise gab, den Adler. Der Legat zeigt sich erfreut, dass es ihnen gelungen ist, den Adler wieder in römische Hand gebracht zu haben, muss Marcus Hoffnung darauf, dass nun die Neunte Legion wieder aufgestellt werden kann, einen Dämpfer erteilen: Es ist schon zu viel Zeit vergangen, die früheren Angehörigen sind längst auf andere Legionen verteilt und der schlechte Ruf würde der neuaufgestellten Legion nach wie vor anhaften. Er verspricht allerdings, die Sache vor den Senat zu bringen, rechnet sich aber keine großen Chancen aus. Sie verbergen den Adler gemeinsam bei einem im Keller des Hauses befindlichen Altar, da sie der Meinung sind, dass er hier, an einem Ort, wo viele römische Legionen vorbeikommen, besonders gut aufgehoben sei.

Marcus' Bein hat sich durch die Strapazen wieder etwas verschlechtert und er muss sich vorerst schonen, bevor er sich ernsthafte Gedanken machen kann, wie er sein weiteres Leben gestalten will. Es kommt schließlich eine Nachricht des Legatenm an, der das bestätigt, was er vorausgesehen hat: Die Neunte Legion wird nicht neu aufgestellt. Allerdings hat der Senat beschlossen, Marcus und Esca für ihre Tat auszuzeichnen, denn es ist von großem Wert, dass der Adler nicht mehr in den Händen der Britannier ist, da unter diesem Zeichen die Völker einen stärkeren Anreiz besäßen, gegen die Römer in die Schlacht zu ziehen. Esca wird das römische Bürgerrecht verliehen, Marcus erhält eine Abfindung in Form von Sesterzen und Land. Er beschließt, sich Land in Britannien geben zu lassen, dass er gemeinsam mit Esca und einigen freien Arbeitern aufbauen will und nicht wieder in seine etruskische Heimat zurückzukehren. Das Land, wo er einst herstammte, ist ihm inzwischen fremd geworden.

Rezeption

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Verfilmung

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Combat International während der Dreharbeiten zum Film. Dort kommen dem Protagonisten frühere Angehörige der Neunten Legion zur Hilfe.

Das Buch wurde wurde als Hörbuch vertont und war Grundlage einer gleichnamigen, 1977 verfilmten sechsteiligen BBC-Serie.[1] 2011 folgte mit Der Adler der neunten Legion eine Verfilmung des Romans mit Channing Tatum und Jamie Bell in den Hauptrollen.[2]

Der Spielfilm weist einige Unterschiede zum Roman auf:

  • Der Film lässt die Schlacht, in der Marcus verletzt wird, sehr bald nach seiner Ankunft in Britannien geschehen. Es fehlt die im Roman beschriebene längere Zeit dazwischen, wo sich Marcus etwa mit Bradoc, einem britannischen Jäger, anfreundet, der schließlich aber zu den Anführern des Aufstandes gehört. Im Film ist es daher nicht Bradoc, sondern der im Roman nur erwähnte Druide, der auf seinem Streitwagen Marcus entgegenkommt.
  • Die Figur der Cottia, in die sich Marcus verliebt, die für den Roman allerdings keine tragende Rolle spielt, wird im Film vollständig weggelassen.
  • Im Roman erhält Marcus den offiziellen Segen von einem römischen Offizier, nach dem Adler zu suchen, im Film wird die Idee einer möglichen Heimholung von den Bürokraten vielmehr verlacht und Marcus beschließt das Unternehmen alleine.
  • Esca wird im Roman vor dem Aufbruch von Marcus freigelassen, dieser kann sich frei entscheiden, ob er seinen früheren Herren begleiten will, während er im Film nach wie vor Marcus' Sklave ist und erst befreit wird, als Marcus schwer verletzt ist.
  • Während sich im Roman Marcus als griechischer Augenarzt tarnt und man hofft, auf Hinweise über den Adler zu stoßen, fehlt dieses im Film. Dort redet nur Esca mit den Bewohnern, während Marcus, um nicht als Römer erkannt zu werden, sich im Hintergrund halten muss, es wird dabei offen nach dem Adler gefragt.
  • Im Roman kommt Esca von einem anderen britannischen Stamm, im Film hingegen ist er Angehöriger genau jenes Stammes, der damals die Neunte Legion vernichtet hat. Er weiß auch, wo der letzte Kampf stattgefunden hat und bezeichnet die dort gefallenen Kelten als Helden.
  • Das im Roman ausführlich geschilderte freundschaftliche Verhältnis zwischen Marcus und Esca ist im Film deutlich distanzierter. So kritisiert Esca die römische Politik deutlich und belügt Marcus auch, indem er vorgibt, die Bewohner wissen nichts über den Verbleib der Legion, während er in Wirklichkeit diese gar nicht erst danach gefragt hat, weil er selbst die Informationen bereits hat.
  • Im Roman stoßen Marcus und Esca durch Zufall auf den Jäger Guern, im Film werden sie zu diesem geschickt, wobei dieser sie zunächst angreift.
  • Im Roman nahmen Marcus und Esca als Gäste bei der Feier des Stammes teil, während im Film Esca Marcus scheinbar an seine Landsleute verrät und Marcus einige Zeit als dessen Sklave betrachtet und auch entsprechend behandelt wird.
  • Im Roman gelingt der Diebstahl des Adlers und Marcus und Esca werden auf dem Weg zurück nach Süden verfolgt, nachdem der Diebstahl bemerkt wurde, im Film hingegen werden sie noch vor Ort überrascht.
  • Im Roman wird beschrieben, dass der Adler nicht mehr über seine Flügel verfügt, im Film ist er noch vollständig erhalten.
  • Während es im Buch Marcus und Esca gelingt, mit dem Adler zurück auf römischen Boden zu gelangen und so ihren Verfolgern zu entkommen, wird im Film Marcus schwer verletzt und muss zurückbleiben.
  • Im Roman erwähnt Guern nur, dass es noch einige Römer in der Gegend gibt, die inzwischen unter den Kelten leben, er bleibt allerdings der einzige davon, dem Marcus und Esca begegnen. Im Film kommen ihnen hingegen mehrere Veteranen zur Hilfe, die sich nach wie vor Marcus' Vater verpflichtet sehen und bereit sind, den Adler mit ihrem Leben zu verteidigen.
  • Im Roman hilft Guern den beiden, für eine Weile ihren Verfolgern zu entkommen, danach trennt man sich, im Film hingegen ist Guern Teil der kämpfenden Veteranen und überlebt die Schlacht nicht.
  • Im Roman wird der Adler schließlich im Haus von Marcus' Onkel unter einem Altar begraben, im Film hingegen bringen ihn Marcus und Esca nach Rom. Während im Buch gesagt wird, dass der wiedergefundene Adler nicht zu einem neuen Aufstellen der Legion führen wird, bekommt Marcus im Film sogar den Befehl über diese angeboten, was er jedoch ausschlägt. Ein alternatives Filmende hingegen zeigt, wie der Adler dem im Kampf gefallenen Guern auf den Scheiterhaufen gelegt wird und schließlich dort im Feuer schmilzt.
  • Die im Roman beschriebene Belohnung für Marcus und Esca (ersterer erhält Land, zweiterer des römische Bürgerrecht) fehlt im Film.
  • Marcus' im Buch beschriebene Pläne, sich dauerhaft (mit Cottia) auf einem Landgut in Britannien niederzulassen, das er mit Esca gemeinsam verwalten will, ist im Film nicht zu sehen. Dort fragt ihn Esca, was sie nun machen wollen, woraufhin Marcus meint, er selbst solle entscheiden.

Ausgaben

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  • Rosemary Sutcliff: Der Adler der Neunten Legion, dtv junior, 27. Auflage, München 2001, ISBN 3-423-07012-9

Einzelnachweise

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  1. Serie auf imdb.com
  2. Film auf imdb.de