Pilger und Mörder ist ein 1997 erschienener Historienroman des deutschen Schriftstellers Robert Gordian. Es handelt sich um den fünften Band der Reihe Odo und Lupus, Kommissare Karls des Großen. Er spielt im Frankenreich des Frühmittelalters und handelt von zwei Königsboten, dem Mönch Lupus und dem Adeligen Odo von Reims, die im Osten Neustriens dem Mord an einem Bischof nachgehen, den ein jüdischer Kaufmann begangen haben soll. Es handelte sich damals um den vorerst letzten Roman der Reihe, der nächste Band erschien mit Tödliche Brautnacht erst 2008.
Handlung
BearbeitenOdo und Lupus haben als Königsboten ein neues Mandat erhalten, das sie in die linksrheinischen Gebiete des Frankenreichs führt. Dort sollen sie drei Grafschaften näher begutachten. Der Auftrag erfüllt sie diesmal mit einer gewissen Vorfreude, denn bei dem ersten, das sie aufsuchen, handelt sich um das Komitat des Grafen Magnulf, mit dem sie bereits früher einmal weniger erfreulich zu tun hatten. Dieser hat in letzter Zeit kaum noch Steuern und Bußgelder abgeführt, die Königsboten sollen den Grund dafür herausfinden. Auch den für die Gegend zuständigen Bischof Pappolus sollen sie dabei untersuchen, denn über diesen wird viel Schlechtes gesagt: Er soll ein weniger sittliches Leben führen und bei seinen Messen zum Teil Namen von Heiligen und Erzengeln erfinden.
Als sie in der Stadt, in der sich Magnulfs Sitz befindet, ankommen, müssen sie jedoch erfahren, dass der Bischof nicht mehr am Leben ist – er wurde ermordet. Die beiden Königsboten bekommen mit, dass auf dem Marktplatz hierzu eine große Gerichtsversammlung abgehalten wird. Ein jüdischer Kaufmann namens Tobias wird beschuldigt, aus Habgier den Grafen ermordet zu haben. Ein Priester namens Sallustus führt die Anklage und führt dabei immer wieder Stimmen aus der Bibel und Schriften der Kirchenväter an, wie schlecht die Juden von ihrem Wesen her seien. Das Beschuldigte behauptet, dass der Bischof bei ihm Schulden hatte, die er, da er selbst in Geldnöten ist uns fürchtet, keine neue Ware aus Ägypten mehr erwerben zu können, einholen wollte. Man hält ihn jedoch für einen Mörder und Dieb, der mehrere wertvolle Gegenstände aus den Räumen des Bischofs mitgehen ließ. Er wird für schuldig befunden und verhaftet und kann seine Freiheit nur wieder erlangen, wenn seine Verwandten eine hohe Geldsumme aufbringen.
Odo, der rasch merkt, dass die Summe viel zu hoch angesetzt ist, sieht hier den Vorwurf, dass Magnulf sich bereichert, gegeben. Die Königsboten begeben sich zum Sitz des Grafen und verkünden, dass sie ab sofort der Sache nachgehen werden. Magnulf und die Seinen sind alles andere erfreut darüber. Im Amtssitz des Bischofs, wo sie nächtigen sollen, werden sie Zeuge, wie sich Romila, das Kebsweib des verstorbenen Bischofs mit dem Koch Griffo streitet. Griffo behauptet, der Bischof habe ihm eine Reihe von Wertgegenständen vermacht und kann sogar ein Testament vorweisen. Dem des Lesens Unkundigen enthüllt Lupus jedoch, dass der Bischof sich einen Scherz mit ihm erlaubt habe, denn auf dem Zettel steht nur, dass Griffo ein schlechter Mensch war und er 150 Peitschenhiebe erhalten soll. Odo und Lupus fragen sich, ob Griffo der Mörder des Bischofs sein kann, denn er hätte ein Motiv, indem er von einem größeren Gewinn ausgegangen war. Sie versehen ihn mit einer Fußfessel, damit er den Ort nicht verlassen kann, aber das Abendessen zubereiten kann.
Während Odo mit Romila ein Bad nimmt, begibt sich Lupus zur örtlichen Kirche um zu beten. Dort trifft er auf Sallustus, der noch nicht weiß, dass Lupus Königsbote ist und ihn für einen Wandermönch handelt. Sie kommen ins Gespräch und Sallustus klagt über die schlimmen Zustände vor Ort, die Führung sei zutiefst verkommen und unsittlich. Er selbst habe zudem sich erhofft, der Nachfolger des vorherigen Bischofs zu werden, dieses Amt wurde jedoch mit Hilfe von Geldzahlungen dem kaum dafür geeigneten Pappolus übergeben. Als der Geistliche auch den Koch als verdächtig erwähnt und meint, dass es in dessen Garten viele Giftpflanzen gäbe und man nicht wisse, was er alles in sein berühmtes Garum mische, schrickt Lupus auf, denn er erinnert sich, dass Griffo für sie eben ein solches Mahl diesen Abend zubereitet. Er begibt sich sogleich zurück und findet Romila tot und Odo mit schweren Schmerzen, aber am Leben vor. Griffo ist nicht mehr auffindbar, er muss mit Hilfe von anderen Personen befreit worden sein.
Als dieser schließlich ergriffen werden kann, ehe er aus der Stadt entkommen konnte, wird er von Lupus verhört. Es stellt sich heraus, dass der Mann damals, als der Bischof ermordet wurde, eine schwarzhaarige Gestalt in einem roten Mantel gesehen hat, die mit Romilda zusammen gesehen hatte und die in die Residenz des Bischofs gegangen war. Griffo hatte Odo für dieselbe Person gehalten und denjenigen, den er für den Mörder des Bischofs hielt, vergiften wollen. Lupus vermutet dadurch, dass weder Tobias noch Griffo den Mord begangen haben. Verdächtig erscheint auch, dass bei einer Durchsuchung von Sallustus' Kammer eine Quittung des jüdischen Händler gefunden wird, die angeblich nicht gefunden worden war. In der Korrespondenz ist auch ein Brief von Fausta, der ins Kloster gegangenen Schwester des Bischofs vorhanden, der nur noch zum Teil erhalten ist, Lupus das noch Lesbare aber für einen Hinweis hält, dass Sallustus den Mord begangen haben könnte und dazu von Fausta angestiftet worden ist.
Gerade als er Sallustus damit konfrontiert, erscheint Fausta am Hof, die nun wieder den Besitz übernimmt. Die energische und sehr religiöse Frau führt fortan ein strenges Regiment im Haus. Lupus kommt es allerdings verdächtig vor, dass sie so schnell vom Kloster hierher gelangt ist, nachdem sie vom Tod ihres Bruders gehört hatte, da das Kloster immerhin gute 70 Meilen entfernt ist. Gemeinsam mit Odo bereisen sie in den nächsten Wochen das Mandatsgebiet und können eine Reihe von Untaten aufdecken, etwa Falschmünzerei oder heimliche Sklavenmärkte. Die Suche nach dem Mörders des Bischofs gerät dabei in den Hintergrund. Lupus denkt immer wieder mal darüber nach, kommt aber nicht weiter. Er hat aber den Eindruck, dass Griffo mehr weiß, als er gesagt hat, und will ihn nochmals befragen, muss aber erfahren, dass Odo ihn bereits vor einigen Tagen hinrichten hat lassen.
Ausgaben
Bearbeiten- Robert Gordian: Piler und Mörder, Bleicher-Verlag, Gerlingen 1997, ISBN 978-3883508597
- Robert Gordian: Piler und Mörder, Universo, Langenfeld, ISBN 978-3-95674-188-3
- Robert Gordian: Piler und Mörder, dotbooks Verlag, München 2013, ISBN ISBN 978-3-95520-258-3
Rezeption
BearbeitenDas Stadtmagazin für die Region Heilbronn und Ludwigsburg urteilte im Oktober 1997: „Da sie ihr Handwerk mit einer gehörigen Portion Zynismus versüßen, macht es auch dem zeitgenössischen Leser um so mehr Spaß, dem Treiben der Zwei (im Geiste) zuzuschauen. Auch wenn Historiker noch mehr Vergnügen an der Lektüre der sprachlichen Mitgift haben werden.“[1]
Die Geschichtszeitschrift Geschichte mit Pfiff urteilte im Dezember 1998 zu den fünf bisher erschienenen Bänden der Reihe, dass die Lösung der Fälle durch die Protagonisten unkoventionell sei und „der Autor, Robert Gordian, öffnet den Blick in die Welt des Frühmittelalters auf unterhaltsam-informative Weise.“[2]
Das Online-Magazin Kulturpfleger.de urteilte 2014 zur Neuauflage des Romans als E-Buch, dass der fünfte Roman sich von seinen Vorgängern dadurch unterscheide, dass erstmals die Protagonisten eine Gegend nochmals aufsuchen, zum anderen wird auch anders als gewohnt zur Lösung gelangt: „Stand in den ersten vier Geschichten noch eine Gerichtsverhandlung als Ort der Wahrheitsfindung im Mittelpunkt, ist es nun eine klassische Falllösung mit Faktensuche und Zeugenbefragungen.“ Die neue Herangehensweise mache den Band dabei „aber nicht minder spannender oder unterhaltsamer. Von Anfang an ist der Leser von der Handlung gefesselt und die authentische, spannende Erzählweise Gordians macht es dem Leser schwer, das Buch aus der Hand zulegen.“ Der Fokus liege diesmal stärker auf Lupus, weshalb der Roman auch als „Fall Lupus“ bezeichnet werden können, dieser wachse im Laufe des Romans über sich hinaus und zeige nun Eigenschaften, die man vorher bei ihm noch nicht kannte. Insgesamt habe sich der fünfte Roman somit von den vorherigen ab, was aber dafür sorgt, dass sich die Geschichte „somit nicht in ein ewig gleiches Fahrwasser“ gerät.[3] kulturpfleger.de vom 19. Mai 2014, abgerufen am 27. Februar 2023.</ref>
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Stadtmagazin für die Region Heilbronn und Ludwigsburg, Oktober 1997.
- ↑ Geschichte mit Pfiff, Dezember 1998.
- ↑ Rezension: Pilger und Mörder von Robert Gordian (Ebook), kulturpfleger.de vom 19. Mai 2014, abgerufen am 27. Februar 2023.