Thorag oder Die Rückkehr des Germanen ist ein Historienroman des deutschen Schriftstellers Jörg Kastner aus dem Jahr 1996, der im Germanien des 1. Jahrhunderts spielt. Der Protagonist ist Thorag, ein Cherusker, der in der römischen Armee dient und als Gefährte von Arminius zurück in seine Heimat kehrt. Es handelt sich um den ersten der fünfteiligen Germanen-Saga Kastners.
Handlung
BearbeitenNach dem Tode des seines Vaters Segimer kehrt Armin, ein cheruskischer Adeliger mit römischem Bürgerrecht, in seine germanische Heimat zurück, da er das politische Erbe seines Vaters antreten will. Zu seinen Begleitern zählt auch der Cherusker Thorag, der damals in jungen Jahren gemeinsam mit Armin nach Rom gegangen war und den Rang eines Zenturio trägt. Sie kehren auf dem Weg bei dem Bauern Thidrik ein, wo sie auch die Nacht verbringen. In dieser geschieht allerdings ein brutaler Überfall, bei dem sogenannte Wolfshäuter, in Wolfsfelle gekleidete Männer, die als „Römlinge“ bezeichneten Gäste zu töten versuchen. Sie können abgewehrt werden, allerdings findet einer der beiden pannonischen Diener Armins ums Leben. Es ist ihnen jedoch gelungen, drei der Angreifer zu töten – einer davon war Hasko, der Sohn ihres Gastgebers, der andere Notker, der Sohn des als romfeindlich bekannten Gaufürsten Onsaker. Es stellt sich heraus, dass sie einer Gruppe junger Germanen anhörten, die aufgrund der als zu hoch empfundenen Steuern und Abgaben an die Römer eine Widerstandsgruppe gebildet haben und sich, in Anklang an ihre Mythologie, Fenrisbrüder nennen. Thidrik gibt an, nichts von den Machenschaften seines Sohnes gewusst zu haben.
Auf dem weiteren Weg trenne sich die Wege von Armin und Thorag, obwohl Thorag anbot, diesen zu begleiten, da er um die Sicherheit seines Freundes fürchtet. Thorag begibt sich anschließend zu seinem Vater, dem Gaugrafen Wisar, wo er erfahren muss, dass seine Mutter als auch seine beiden Schwestern an einer Krankheit gestorben sind. Sein jüngerer Bruder Gundar hingegen ist bei der Jagd auf einen schwarzen Ur, der die Gegend verheert, ums Leben gekommen. Thorag schließt sich der Jagd an und es gelingt ihm schließlich, das gefährliche Tier zur Strecke zu bringen. Hinzu kommt für Thorag die schmerzliche Erkenntnis, dass seine Jugendliebe Auja, die er nach seiner Rückkehr zur Frau zu nehmen gedachte, inzwischen mit Asker, dem Sohn Onsakers, verheiratet worden ist.
Onsakers Leute überfallen schließlich sie Siedlung, es kommt schließlich zu Verhandlungen. Onsaker gibt Thorag die Schuld am Tod seiner beiden Söhne, denn inzwischen wurde auch Asker tot aufgefunden und einiges spricht gegen Thorag, dem unterstellt wird, dies getan zu haben, um Auja wieder für sich gewinne zu können. Als Gottesurteil wird ein Schwertkampf durchgeführt, den Thorag für sich entscheiden kann. Als Sieger verzichtet er jedoch darauf, Onsaker zu töten.
Bei einem bedeutenden Heiligtum der Cherusker treffen sich Thorag und Armin wieder, wo das Thing abgehalten wird. Neben den religiösen Handlungen kommt es dort auch zur Wahl des neuen Fürsten über die Cherusker, wo sich Armin schließlich durchsetzen kann. Es sind auch Onsaker und seine Leute anwesend, welche Thorag trotz der Klärung durch das Gottesurteil erneut des Mordes bezichtigen und ihn vor Gericht bringen. In diesem ist auch Armin als neues Oberhaupt vertreten. Das Gericht entscheidet schließlich, dass ein weiteres Gottesurteil darüber entscheiden soll, wessen Darstellung die richtige ist. Dieses besteht darin, ohne Waffen gegen einen wilden Eber zu kämpfen. Thorag gelingt es schließlich, diesen zu bezwingen, wodurch seine Aussage für das Gericht als wahr gilt.
Thorag, der durch den Tod seiner Angehörigen und den Verlust Aujas, die ihn für den Mörder ihres Mannes hält, wenig Sinn mehr darin sieht, vor Ort zu bleiben, beschließt, nun erneut dem römischen Militär zu dienen. Er begibt sich dafür nach Oppidum Ubiorum (das heutige Köln). Auf dem Weg dorthin stößt er auf die Römerin Flaminia, die Schwester des örtlichen Präfekten Maximus, die während ihrer Rückreise mit ihrem Folge von Fenrisbrüdern bedroht wird. Thorag schreitet ein und kann mehrere der Angreifer, die schließlich fliehen, töten. Die Tat erweckt in der Stadt Aufmerksamkeit und Thorag wird zum Stadthalter Varus gebracht, der ihm angesichts der zunehmenden Bedrohung durch die Fenrisbrüder zum Garnionskommandanten am oberen Hafen ernennt. Die Römer haben allerdings Zweifel, ob Thorag aufgrund seiner germanischen Abstammung wirklich zu trauen ist und beauftragen Flaminia, die eine sexuelle Beziehung zu Thorag unterhält, diesen im Auge zu behalten und ihnen regelmäßig Bericht über seine Tätigkeiten zu erstatten.
Thorag erwirbt sich in seiner neuen Stellung rasch das Ansehen vor allem der germanischstämmigen Soldaten. Als er auch mit der Beaufsichtigung des Baus einer steinernen Brücke über den Rhein betraut ist, kommt es zu einem Anschlag der Fenrisbrüder auf die Baustelle, die zerstört wird. Ein zweiter Anschlag auf eine andere Brücke kann hingegen abgewendet werden. Thorag kann auch einen der Fenrisbrüder gefangennehmen, bei diesem handelt es sich zu seinem Erstaunen um Thidrik, der sich nach dem Tod seines Sohns nun auch den Fenrisbrüdern angeschlossen hat. Thorag wird im Anschluss daran unterstellt, als Germane mit den Fenrisbrüdern gemeinsame Sache gemacht zu haben. Bei dem von Varus selbst geführten Prozess wird ihm kaum eine wirkliche Möglichkeit gegeben, sich zu verteidigen, das Urteil lautet, dass er und Thidrik bis zu ihrem Tode als Kämpfer im örtlichen Zirkus eingesetzt werden sollen. Die Angehörigen der germanischen Auxiliartruppen reagieren empört auf die Verhaftung und Verurteilung ihres Vorgesetzten, nur Thorags besonnene Worte können verhindern, dass es seinetwegen zu einer offenen Meuterei kommt.
Rezeption
BearbeitenAusgaben
Bearbeiten- Jörg Kastner: Thorag oder die Rückkehr des Germanen, Weltbild, Augsburg o.D., ISBN 4-026411-104003