Eric Persing (* 21. Juli 1960, Landstuhl) ist ein in Deutschland geborener US-amerikanischer Sounddesigner, Studiomusiker am Keyboard, Arrangeur, Produzent und Unternehmer. Er lebt und arbeitet in Los Angeles, Kalifornien. Er war über zwei Jahrzehnte leitender Sounddesigner der Roland Corporation. Zusammen mit seiner Frau gründete er das Softwareunternehmen Spectrasonics, das virtuelle Musikinstrumente herstellt.
Eric Persing wuchs in einer musikalischen Familie in San Francisco auf. Sein Vater war Chorleiter und Multiinstrumentalist. Er lehrte an der Stanford University und war Mitglied des dortigen Symphonieorchesters. Nach einem unglücklichen Start mit der Trompete erlernte Eric ab der sechsten Klasse von seiner Mutter das Klavierspiel.
Seine Berufung fand er, als er 1975 in einer Musikalienhandlung erstmals einen Moog Minimoog spielen konnte. Seit diesem prägenden Erlebnis saugte er jegliche Information über elektronische Musik auf und ihm wurde schnell klar, dass neben Spieltechnik und Musiktheorie auch die Klangerstellung Teil des begonnenen Lernprozesses war, da die analogen Synthesizer damals noch keine Speicherbänke für Klänge/keine voreingestellten Werksklänge hatten. Anlässlich seiner Arbeit als Studiomusiker in Los Angeles stellte er fest, dass die meisten Profikeyboarder keine Erfahrung mit der Klangerstellung hatten und ihm gerade diesbezügliche Kenntnisse viele Türen öffnen konnten.
1982 arbeitet Persing in einer sehr großen Musikalienhandlung in Orange, Kalifornien. Während dieser Zeit verdiente er sich bereits ein Zubrot, indem er zu den relativ günstigen Roland JX-3P-Synthesizern für 100 $ eine Datenkassette mit selbst entstellten Klängen anbot, die das Qualitätsniveau wesentlich teurerer Synthesizer erreichten. Da diese Geschäft eine ein großes Sortiment von Keyboards und Synthesizern vorrätig hatte, aufgrund seiner ungünstigen Verkehrsanbindung aber nur ein geringes Kundenaufkommen hatte, hatten Pershing und seine Kollegen genügend Zeit, um sich mit den aktuellen Entwicklungen und technischen Möglichkeiten vertraut zu machen: Sie experimentierten mit den elektronischen Musikgeräten, verkabelten die ganze Ausstellung über die damals noch neue MIDI-Schnittstelle und erarbeiteten Vorführungen von Instrumenten, die durch den 1984 erschienen (weltweit ersten) MIDI-Sequenzer Roland MSQ700[1] gesteuert wurden. Darauf wurde das US-amerikanische Roland-Vertriebsteam aufmerksam, das sich an diesem neuen Gerät schulen lassen wollte. Als der Präsident von Roland US ebenfalls zu Besuch kam, war er von Persings Vorführung dermaßen beeindruckt, dass er ihn einlud, Roland auf der NAMM Show 1984 in Chicago als Produktvorführer zu vertreten. Diese Musikmesse war ein großer Erfolg für Roland und Persing wurde wenig später in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Roland Corporation nach Japan geholt,[2][3] wo er von 1984 bis 2005 leitender Sounddesigner war und an vielen einflussreichen Musikprodukten, vornehmlich an der Soundentwicklung von – mittlerweile klassischen – Synthesizern und Samplern mitwirkte.[4][5] Persings erstes Projekt in dieser Funktion war die Erstellung von Werksklängen für den MKS-80 Super Jupiter und den JX-8P, die ebenfalls noch 1984 vorgestellt wurden. Weitere Bekanntheit erlangte er durch seine Arbeit für den 1987 erschienenen Synthesizer Roland D-50, von dem einige Klangideen sogar in den General MIDI-Standard übernommen wurden, wie z. B. Fantasia (Klang Nr. 89). Ferner erstellte Persing sämtliche Werkssounds für den 1991 erschienen JD-800 und einen Großteil der Klänge von Rolands JV-, XP- und XV-Serie.[6] Noch heute sind eine Sounds aus dieser Schaffensperiode in vielen Produktionen zu hören. Ab Anfang der 1990-er Jahre erlebte der von ihm – bereits für die 1985 erschienene Alpha-Juno-Serie von Roland – erstellte Hoover-Sound eine regelrechte, bis heute anhaltende Renaissance in der elektronischen Tanzmusik.
Während sich Roland am Markt weiterhin hauptsächlich als Hardwarehersteller platzierte, sah Persing in zunehmendem Maße das Marktpotential von Musiksoftware, sodass er 1994 unter Beibehaltung einer Beraterfunktion bei Roland zusammen mit seiner Frau Lorey das Musiksoftware-Unternehmen Spectrasonics gründete.[7][8] Als dessen Kreativdirektor trug er maßgeblich zu allen Produkten des Unternehmens bei, darunter Omnisphere, Keyscape, Stylus RMX, Trilian, Atmosphere und Trilogy.[9][10] Auf der NAMM Show 2011 stellte Persing im Rahmen einer gemeinsamen Kampagne mit der Bob Moog Foundation den OMG-1-Synthesizer vor, den er auf der Basis eines Moog Little Phatty, einem Apple Mac mini und zwei iPads mit virtuellen Instrumenten kombinierte, die in einem gemeinsamen Gehäuse aus Ahorn untergebracht waren.[11]
Als wichtige musikalische Einflüsse nennt Persing Vangelis, Kraftwerk, Jan Hammer, Yes, Genesis and Thomas Dolby.[12]
Persing arbeitete u. a. für Herbie Hancock, Michael Jackson, Hans Zimmer, Nile Rogers, Knower, Quincy Jones, Danny Elfman, Marcus Miller, Sergio Mendes, Luther Vandross, James Newton-Howard, Chaka Khan, Eddie Jobson, Michel Colombier, Diana Ross, Arif Mardin, Bette Midler, Larry Carlton, Leonard Cohen, Bon Jovi, Randy Newman and Celine Dion.[6] Auf seine Mitarbeit an dem 1993 mit dem Grammy für Weltmusik ausgezeichneten Album Brasileiro von Sérgio Mendes, an dem er u. a. als Arrangeur, Keyboard-/Synthesizerspieler/-programmierer mitwirkte,[13] ist er besonders stolz.
Auszeichnung
BearbeitenIm Jahr 2011 nahmen Persing und das Team von Spectrasonics im Rahmen der NAMM Show für Omnisphere Version 1.5 den TEC Award für die „Beste Musikinstrumentensoftware“ entgegen.[14]
Weblinks
Bearbeiten- Eric Persing Interview. In: www.kvraudio.com. 30. Juli 2011, abgerufen am 14. November 2023 (englisch).
- ERIC PERSING: Creating Spectrasonics. In: www.soundonsound.com. 7. Juni 2015, abgerufen am 23. Dezember 2024 (englisch).
- Spectrasonics Artisans - Eric Persing. In: www.spectrasonics.net. Abgerufen am 14. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- Eric Persing - Roland History. In: www.spectrasonics.net. Abgerufen am 14. November 2023 (englisch).
- Traxmusic, pro audio reviews. In: www.traxmusic.org. Abgerufen im Jahr 2009 (englisch). (Link funktioniert nicht mehr)
- Eric Persing | NAMM.org. In: www.namm.org. 15. September 2011, abgerufen am 14. November 2023 (amerikanisches Englisch).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Roland Corporation: Roland - Company - History - Our History. In: www.roland.com. Abgerufen am 26. November 2023.
- ↑ David Battino, Kelli Richard: The Art of Digital Music | 56 Visionary Artists & Insiders Reveal Their Creative Secrets. Backbeat Books, San Francisco 2005, S. 76 f. (archive.org).
- ↑ Interview // Spectrasonics Founder Eric Persing. In: The Church Collective. 17. Dezember 2013, abgerufen am 14. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Roland meeting stresses educational market. In: Music Trades. Music Trades Corp., 1. März 1990, abgerufen am 14. November 2023 (englisch).
- ↑ Eric Persing - Roland History. In: www.spectrasonics.net. Spectrasonics, 2023, abgerufen am 26. November 2023 (englisch).
- ↑ a b Spectrasonics Artisans - Eric Persing. In: www.spectrasonics.net. Spectrasonics, 2023, abgerufen am 26. November 2023 (englisch).
- ↑ ERIC PERSING: Creating Spectrasonics. In: www.soundonsound.com. 7. Juni 2015, abgerufen am 23. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ Spectrasonics - About Us. Abgerufen am 23. Dezember 2024.
- ↑ Stylus Virtual Groove Module. In: Canadian Musician. Norris-Whitney Communications Inc., 7. Oktober 2014, abgerufen am 23. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ Spectrasonics Artisans - Eric Persing. In: www.spectrasonics.net. Abgerufen am 14. November 2023.
- ↑ Mark Vail: The Synthesizer: A Comprehensive Guide to Understanding, Programming, Playing, and Recording the Ultimate Electronic Music Instrument. Oxford University Press, 2014, ISBN 978-0-19-539481-8, S. 221 (englisch).
- ↑ Eric Persing Interview. 30. Juli 2011, abgerufen am 14. November 2023 (englisch).
- ↑ Sergio Mendes - Brasileiro Album Reviews, Songs & More. www.allmusic.com, abgerufen am 26. November 2023 (englisch).
- ↑ The 27th TEC Awards Winners. http://tecfoundation.com, 20. Januar 2012, abgerufen am 14. November 2023 (amerikanisches Englisch).