Zieglhar/Küssaburg - Überarbeitung | ||
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Bechtersbohl und die Küssaburg | ||
Alternativname(n) | Burg Küssaberg | |
Staat | Deutschland | |
Ort | Küssaberg-Bechtersbohl | |
Entstehungszeit | 1125 bis 1141 | |
Burgentyp | Höhenburg,Gipfellage | |
Erhaltungszustand | Ruine | |
Ständische Stellung | Grafen | |
Geographische Lage | 47° 36′ N, 8° 21′ O | |
Höhenlage | 634 m ü. NN | |
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Die Küssaburg, auch Burg Küssaberg oder „Küssenberg“ genannt, (vielleicht abgeleitet aus dem Römischen Personennamen, ‚Cossinius‘ eher jedoch von Kissen, nach der Form des Berges, im alem. Chüssi;) ist die Ruine einer Gipfelburg auf 634 m ü. NN in Bechtersbohl, einem Ortsteil der Gemeinde Küssaberg im Landkreis Waldshut (Baden-Württemberg).
Die Höhenburg ist eines der bedeutendsten historischen Baudenkmäler am Hochrhein und ein Wahrzeichen des Landkreises Waldshut. Ihre erste Erbauung wird zwischen den Jahren 1125 und 1141 vermutet. Die Vorgängerburg war unter anderem im Besitz der Grafen von Küssenberg, des Bistums Konstanz und der Grafen von Sulz. Zerstört wurde die später zur Festung ausgebaute Burg durch einen von der Besatzung gelegten Brand am 8. März 1634 beim Herannahen der schwedischen Armee im Dreißigjährigen Krieg und durch einen Bergsturz am 25. Dezember 1664. Im 19. Jahrhundert begann die Freilegung der Burgruine, die seither ein beliebtes Ausflugsziel der Region ist.[1]
Geographische Lage und Geologie
BearbeitenDie Ruine liegt oberhalb der Ortschaft auf einer Höhe von etwa 634 Metern. Sie ist ein Wahrzeichen dieser Region und überblickt den Klettgau, der sich östlich der Burg erstreckt, und das Rheintal (Hochrhein). Man sieht sie außerdem vom Südschwarzwald und vom Aargau in der Schweiz.
Der Burgberg besteht aus Weißjura (Küssaburg-Schichten). Der Südhang ist als Naturschutzgebiet Ruine Küssaburg ausgewiesen.[2]
Geschichte
BearbeitenDie genaue Entstehungsgeschichte ist unbekannt, doch wird spekuliert, dass der Küssenberg bereits von Kelten bewohnt war. Reste eines Steinwalls könnten Hinweise auf ein Oppidum, eine keltische Fluchtburg, sein. Außerdem wird vermutet, dass an gleicher Stelle vor etwa 2000 Jahren ein Wach- und Signalturm stand, um das Teilstück der römischen Heeresstraße von Tenedo (Bad Zurzach/Schweiz) bis Juliomagus (Schleitheim/Schweiz) zu sichern. Am Fuß des Berges befand sich ein Gallo-römischer Umgangstempel.
Die Freiherren und Grafen von Küssenberg
BearbeitenErste urkundliche Belege über die Existenz der Burg, damals auch „Hochschloß“ genannt, stammen von 1141. Werner von Küssenberg war von 1170 bis 1178 Abt im Kloster St. Blasien. Graf Heinrich III. von Küssenberg, der letzte seines Stammes, verkaufte die Burg um 1240 an den Konstanzer Bischof Heinrich von Tanne.
Durch Erbanspruch des Grafen von Lupfen entbrannte ein Streit über den rechtmäßigen Besitz der Küssaburg durch das Hochstift Konstanz. Später wurde ein Vergleich getroffen, in dem der Bischof 1251 die Anlage endgültig behalten durfte und der Graf dafür Stühlingen zugesprochen bekam, das ebenfalls aus dem Besitz des Grafen Küssenberg stammte.
Damit entstand um 1120 aus der Landgrafschaft Klettgau die Landgrafschaft Stühlingen. ????
Unter dem Hochstift Konstanz
BearbeitenUnter der Herrschaft des Hochstifts Konstanz, das zur Verwaltung der Burg einen Vogt einsetzte, wurde die Burg ausgebaut und mit einer Ringmauer befestigt. Der Burg und der östlich anliegenden Siedlung wurde im Jahre 1346 das Stadtrecht zugesprochen. Einige Gemeinden, die heute auch unter dem Namen Küssaberg zusammengefasst sind, waren zu dieser Zeit als „Küssenberger Schloß und Tal“ mit eingemeindet worden. Von 1410 bis 1441 war der designierte Bischof von Konstanz Albrecht Blarer Burgvogt. Die Burg und das Anliegen wurden dann des Öfteren verpfändet. 1444 durch den Bischof von Konstanz, Heinrich von Hewen, an den Ritter Bilgeri von Heudorf.
Kauf durch die Grafen von Sulz
Bearbeiten1497 kauften die Grafen von Sulz, denen bereits Tiengen und der Klettgau gehörte, die Burg und die Vorstadt. Es wurde ein Preis von 6.000 Gulden gezahlt, und die Burg sollte solange von dieser Familie verwaltet werden, bis die männliche Erbfolge erloschen war.
Landgrafschaft Klettgau#Unter den Grafen von Sulz (1408–1687) Die Sulzer residierten zudem auch noch auf der Küssaburg, die sie 1492 als Pfand und 1497 als Lehen übernehmen konnten. Im Austausch wurde Bohlingen an das Hochstift Konstanz abgetreten.
Im Schwabenkrieg
BearbeitenIm Schweizerkrieg von 1499 waren die Küssaburg und die Stadt Tiengen völlig von den Eidgenossen zerstört worden. Die Besatzung der Küssaburg unter dem Kommando des legendären Remigius Mans, die, etwa 25 Mann stark, zum Größtenteil aus Bauern aus der Gegend bestand, meuterte, und zündete die Burg selbst an, damit sie den Feinden nicht in die Hände fallen konnte, und ergab sich einer Streitmacht von etwa 500 Eidgenossen, die über schwere Geschütze verfügte.[3] 20 Meuterer wurden nach ihrem Rückzug in Waldshut hingerichtet. Nach dem Frieden zu Basel wurde die ausgebrannte Burg an die Grafen von Sulz zurückgegeben. Die Stadt Tiengen blieb von Schaffhausen mehrere Jahre besetzt.
Während des Schweizerkrieges 1499 diente Remigius Mans als Büchsenmeister auf der Küssaburg. Für seine Taten während des Krieges erhielt er vom römisch-deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. eine Pfründe im Villinger Spital.
Darauf zogen die Eidgenossen am 17. April erneut in den Klettgau und den Hegau und plünderten mehrere Städte, so Tiengen und Stühlingen (Zweiter Hegauerzug).
Item am 4. Donnerstag nach Ostern (nach Roder: 25. April) schlossen sich die Schweizer zusammen und zogen heraus vor ein Städtlein, namens Tiengen … machten große Beute und verbrannten die Stadt. … Das war unsererseits eine Schande und verbreitete großen Schrecken … Item in diesen Tagen kam der Römische König (Anm.: Maximilian I.) nach Freiburg … Item von Tiengen zogen die Schweizer nach Stühlingen und belagerten Schloß und Städtlein … sie verbrannten Schloß und Städtlein „butzen und stil“. Item von Stühlingen zogen die Schweizer vor ein Schloß namens Küs-saburg. Auf diesem Schloß waren 25 starke Männer und war Romias Manss ein Büchsenmeister (Anm.: Befehlender über Feuerwaffen). Als die Schweizer vor das Schloß kamen, wollte die Mannschaft den Büchsenmeister nicht schießen lassen. Der Schloßhauptmann stellte sich vor sie und sagte: ,Wer mit mir das Schloß verteidigen will, stelle sich auf meine Seite“. Nur vier Mann stellten sich auf seine Seite. Zwanzig wollten das Schloß aufgeben und ergaben sich ohne alle Not. Man ließ sie abziehen, doch als sie nach Waldshut kamen, wurden sie gefangen genommen. Den Anstiftern ließ der Landvogt den Kopf abhauen, weil sie Verräter waren, nur fünf ließ man leben…. Item am Donnerstag nach dem St. Georgstag (nach Roder: 25. April) kam der König nach Villingen 11). Zu seineun Empfang zogen ihm einhundert Vertreter der Stadt entgegen. Denen schenkte der König sechs Gulden, die wir in geselliger Runde verzehrten. Freitagfrüh um zehn Uhr ritt dann der gesamte Zug mit dem König und achthundert Pferden nach Konstanz….
b) Die Belagerung und Einnahme des Schlosses Küssaburg
Die stattliche Küssaburg, als Ruine heute noch weit ins Land schauend, liegt etwa sieben km östlich der Stadt Tiengen am Hochrhein, heute kommunalpolitisch mit Waldshut vereinigt, nördlich des Rheins und unweit der Bundesstraße 34, die eine Ost-West-Verbindung über die grüne Grenze hinweg durch den Kanton Schaffhausen über Singen hinaus, an den Bodensee herstellt. Folgt man den Ausführungen Heinrich Hugs, versammelten sich die Schweizer am vierten Donnerstag nach Ostern (nach Roder: 25. April 1499) und zogen vor das Städtchen Tiengen. Nach dessen Einnahme führte der Weg von Tiengen etwa 23 km ins nordöstlich gelegene Stühlingen. Als dieses zerstört war, ging es angeblich zur Küssaburg, die wieder rund 20 km südlich liegt. Am selben 25. April sei der König nach Villingen gekommen. Wie konnte er zu diesem Zeitpunkt etwas vom tapferen Verhalten des Romias Manss wissen? An der Schilderung dieser kriegerischen Ereignisse wird einmal mehr deutlich, daß Heinrich Hug dort, wo er nicht unmittelbarer Erlebniszeuge war, auch hörensagend auf Nachrichten angewiesen war, die sich rückblickend widersprechen konnten, obwohl er die Vorgänge grundsätzlich richtig wiedergibt. Im konkreten Falle müssen wir deshalb die zeitliche Abfolge des Geschehens und die taktischen Verläufe überprüfen. Über den zweiten Zug der Schweizer in den nördlich gelegenen Hegau vom 16. April bis 1. Mai während des Schweizerkriegs (Schwabenkrieg) 1499 erfahren wir aus anderer Quelle einen modifizierten Verlauf 17).
Danach überschritten die Schweizer am 16. April etwa neun Kilometer südöstlich der Küssaburg bei Kaiserstuhl (mittelalterlicher Rheinbrückenüber-gang mit Burg Röteln) den Fluß. Ihr Vorstoß in den Klettgau erfolgte nach Norden und Nordwesten. Es seien 4000 Berner gewesen. Die von Luzern, Fryburg und Zürich belagerten Tiengen. Von den Bernern erhielten sie Verstärkung und zählten nun 4000 Mann. … Nach der Besetzung der Küssaburg seien die Eidgenossen vor Stühlingen gezogen. Tags darauf habe sich das oberhalb liegende Schloß Hohenlupfen ergeben. Dann marschierten sie am 27. April weiter nach Norden bis Watterdingen, wo sie einen Tag ruhten …
Nach dieser Darstellung dürfte die Küssaburg entweder am 16. April oder kurz danach eingenommen worden sein. Das heißt, Romias Manss konnte schon einige Tage vor Ankunft des Königs in Villingen am 25. April in der Stadt eingetroffen sein. Nur so läßt sich zeitlich die Pfründverleihung erklären. Über den Beweggrund gilt es zu spekulieren. Villingen war eine habsburg-vorderösterreichische Stadt und der König in Personalunion gleichzeitig der Landesherr. Die Bürger waren als Untertanen auf Seiten des Königs in den Schweizerkrieg einbezogen, ergänzend als Koalitionspartner des Schwäbischen Bundes. Die Allianz galt umso mehr, nachdem Maximilian I. am 22. April 1499 den Eidgenossen als Angehörige des Reiches den Reichskrieg erklärt hatte.
Der Auszug eines städtischen Heerbanns in das Schaffhauser Gebiet nach Schleitheim und Hallau wurde zu einem erfolglosen Unternehmen 18). Dagegen konnte man in der Person des Romias Manss einen wagemutigen Mann nach dessen unmittelbar zurückliegender „Feindberührung“ vorzeigen und ihn dem König vorstellen. Dieser hatte sich ja schon beim Empfang spendabel gezeigt, so daß auch hier eine Anerkennung der kriegerischen Verdienste des Romias Manss in Form einer Pfründe naheliegt. Sach- und Rechtszuwendungen als Belohnung für kriegerische Verdienste waren zu allen Zeiten üblich.
11) Vgl. auch Baum Wilhelm a.a.O., S. 34 Baum Wilhelm, Die Besuche der Habsburger in Villingen im Mittelalter, in: Geschichts- u. H.verein Villingen, Jahresh. XIV, 89/90 S.25 ff. Beitl Klaus, Die Umgangsriesen, Verlag Notring der wissenschaftlichen Verbände Österreichs, Wien 1961
17) Rothfelder Hubert a.a.O., S. 97 Rothfelder Hubert, Der Schwabenkrieg und Tengen 1499, in: He-gau, Zeitschrift f. Geschichte …, Singen, Heft 2 (4) 1957, S. 97 ff. Schleicher Johann Nepomuk, Beitrag zur Geschichte der Stadt Villingen… 1854, in: Hofbuchhdlg. L. Schmidt, Donaueschingen, Anhang S. 81-96: Romeius Manns
18) Vgl. Revellio Paul a.a.O., S. 474
Im Bauernkrieg
BearbeitenDie Klettgauer Bauern, die teils Leibeigene waren, litten unter der harten Abgabepflicht. Wer sich der Leibeigenschaft entzog, konnte sogar mit dem Verlust seiner gesamten Habe bestraft werden. Die Jahre 1524 und 1525 fielen in die Zeit, die von der Reformation und dem aufkommenden Selbstbewusstsein der Landleute geprägt war. Es wurde viel propagiert und die Menschen aufgehetzt; es mündete 1525 in den Deutschen Bauernkrieg.
Die Klettgauer Bauern, militärisch schlecht ausgerüstet, unternahmen in diesem Jahr vier vergebliche Versuche, die von etwa 40 österreichischen Söldnersoldaten und anderen Burgbewohnern unter Graf Rudolf V. von Sulz besetzte Küssaburg zu stürmen.
Die Burg wurde verteidigt durch Wolf Hermann von Sulz, den Bruder des Landgrafen, und dessen Landvogt, Johann Jakob von Heidegg. [4]
Die Klettgauer Bauern belagerten am 16. Oktober 1525 noch einmal die Küssaburg.
Der Graf von Sulz vermutete, Hans Rebmann habe den Widerspruchsgeist seiner Untertanen geweckt. Er liess ihn am 10. November 1525 verhaften und auf die Küssaburg bringen, wo er am nächsten Tag, ohne dass er verhört worden wäre, geblendet wurde. Darauf übergab man ihn zwei Waldshutern, denen man die Schwurfinger abgehauen hatte.
Bei der Niederschlagung des „kleggauer“ Bauernaufstandes in der Schlacht von Grießen am 4. November 1525 wurde Hans Rebmann gefangengenommen und in der Küssaburg auf Anordnung des Landgrafen Rudolf V. von Sulz mit einem eisernen Löffel geblendet. Der blinde Rebmann, dessen Augenhöhlen mit Hanf tamponiert waren, wurde von zwei Begleitern, denen man die Schwurfinger abgehackt hatte nach Waldshut geführt.
Die größte Schlacht erlebte die Burg am 4. November 1525, einem Samstag, um 15 Uhr. Stunden zuvor hatte das Bauernheer, verstärkt durch 200 Schweizer und ein Geschütz aus Waldshut, westlich von Grießen sich den 700 Landsknechten des Adels gestellt. Mit Hieb- und Stichwaffen ausgerüstet wagten sie den Sturm auf die Burg. Das aufständische Bauernheer konnte mit seinen Waffen aber bei weitem nicht so gut umgehen wie die Soldaten, die obendrein über Hakenbüchsen und Armbrüste verfügten. Die Chronik des Berners Valerius Anshelm berichtet, dass rund 200 Bauern umkamen und viele Häuser zerstört wurden: „Weiber und Kinder sind in der Nacht unter so jämmerlichem Schreien und Weinen gen Kaiserstuhl geflohen, dass man sie aus Erbarmen einlassen musste“. Auf dem Grießener Friedhof ging tief in der Nacht der ungleiche Kampf zu Ende, die Bauern mussten sich ergeben. Es war nicht nur das Finale des Bauernkriegs, sondern auch das Ende des Versuches, die Reformation im Klettgau einzuführen. Es folgte ein grausames Strafgericht. Die Soldaten aus Zürich wurden laufengelassen, doch dem Anführer der Bauern, dem Grießener Claus Wagner, wurden ebenso wie dem reformierten Pfarrer Hans Rebmann die Augen ausgestochen. Viele Bauern, die mit dem nackten Leben davonkamen, wurden Opfer der plündernden Soldateska, mussten Geldbußen entrichten oder wurden verstümmelt, indem man ihnen Finger abhackte.[5]
Landgraf Rudolf V. von Sulz trug fortan den Beinamen „Der Bauern(be)zwinger“.
Im Dreißigjährigen Krieg
BearbeitenIm Dreißigjährigen Krieg wurde der endgültige Niedergang der Burg besiegelt. Am 8. März 1634 zog eine schwedische Truppe unter Führung von Feldmarschall Gustaf Horn heran. Die kaiserliche Besatzung der Küssaburg sprengte die Burg, damit sie den Feinden nicht als Bollwerk und Stützpunkt dienen konnte.
Der Bergsturz
BearbeitenNach dem Westfälischen Frieden von 1648 wurden Pläne zum Wiederaufbau erwogen, doch wegen Unrentabilität nicht umgesetzt. Am 25. Dezember 1664 richtete ein Bergsturz an der unbewohnten Burg weitere schwere Schäden an. Das Aufsehen erregende Ereignis und seine Topographie wurden durch den Kupferstecher Conrad Meyer 1665 in einem Einblattdruck dokumentiert[7]. Die Burg, der keine weitere strategische Bedeutung zukam, verfiel weiter. Bis zum Erwerb des Klettgaus durch das Großherzogtum Baden 1812 blieb sie im Besitz der Fürsten von Schwarzenberg.
Beschreibung
BearbeitenDie Vorburg
BearbeitenDie Burgkapelle und das Kaplaneihaus befanden sich außerhalb der eigentlichen Burg in der Vorburg.[8]
Die Herrschaft Küssenberg bestand aus der Burg, der Vorburg (Stadt Küssenberg), Küßnach, Dangstetten, Rheinheim, Reckingen und Bechtersbohl.
Die Burg
BearbeitenDer Burgberg besteht aus Gesteinen des Weissen Jura, aus dem auch die Burgmauern erstellt sind. Die (erneuerte) Wappentafel mit dem Sulzer Wappen am Eingang und einige Formsteine wurden aus Bruchstein der darunterliegenden Ornatenton-Formation angefertigt, die einst in einem Steinbruch in der Nähe abgebaut wurden. Die Burg wurde von 1525 bis 1529 unter Rudolf V. von Sulz nach der damals neuesten Fortifikationstechnik ausgebaut. Vor der Burg, auf dem großen Vorplatz, befand sich eine Vorburg in der Art einer eigenen kleinen Stadt mit zeitweise eigenem Stadtrecht. Der Grundriß der Burg ist auf einer Hinweistafel am Eingang ersichtlich, die jeweiligen Gebäudeteile tragen die Nummern. In der ehemaligen Burgküche sind zwei Konsolsteine mit Fratzen erhalten. Die Bastion wird durch ein mächtiges Rondell geschützt wie die Sulzer es auch auf ihrer Burg Vaduz errichteten.
Die Burg soll 136 Zimmer besessen haben. Bis zum 30-jährigen Krieg ging es wohl teils recht ausgelassen zu und her, wie Joseph Bader aus dem bis 1821 im Kapuzinerkloster Waldshut aufbewahrten Gästebuch der Küssaburg den Eintrag von "Anno 1611 den 18 May auf Schloss Küssaberg" zitiert:
Nicasius Beyer zum Edelbach / hat ordentlich schön verrichtet sein Sach / Wilkomm getruncken auch / wie sich gebürt nach altem Brauch / dabei sich also befand / das er das Bett nicht finden khunt
.
Wappen
BearbeitenZu diesem Trinkspruch passt auch das Wappen der Küssenberger das einen goldenen Stauf bzw. einen Nuppenbecher auf blauem Schild zeigt, die Helmzier besteht aus einem roten Kissen mit gleichfalls, daraufstehendem, Stauf bzw. Nuppenglas. Das Wappen ist überliefert in der Züricher Wappenrolle. Allerdings war im Jahr 1611 die Burg bereits durch die Sulzer (nach der Zerstörung der alten Anlage 1499) neu erbaut worden und ihr Allianzwappen Sulz-Brandis befindet sich daher auch über dem Eingang.
Verfall und Erhaltung
BearbeitenNach ihrer letzten Zerstörung durch ein Feuer wurde sie von den Bauern im Umfeld als Steinbruch genutzt. Erst 1855 wurden der weitere Verfall und die Nutzung als Steinbruch unterbunden.
1932 bis 1939 wurde die Wehranlage wieder freigelegt. Sie ist seither ein beliebtes Ausflugsziel. Die Ruine wurde im Jahre 1978 aus der Hand Baden-Württembergs dem Landkreis Waldshut übergeben. Seit vielen Jahren kümmert sich der Küssaburg-Bund um den Erhalt der Burg.
Von der gern besuchten und zum Aussichtsturm umfunktionierten Schildmauer ist der Blick bei klarer Sicht frei mit dem Panorama der schneebedeckten Gipfel der Schweizer Alpen - nach Bechtersbohl am Fuße der Küssaburg, nach Lauchringen und zum Vitibuck, vom Randen bis nach Bad Zurzach in das Rheintal und weit in den Schwarzwald.
Heutige Nutzung
BearbeitenIn der Neuzeit war sie eher beliebt als Aufführungsort für Freilichtspiele, etwa von Alexander Würtenbergers »Elsbeth vom Turmhof« oder Stücken von Ferdinand Hasenfratz.
Rezeption
BearbeitenRezeption in bildender Kunst und Literatur
BearbeitenDie Küssaburg war nur selten ein Objekt für Künstler, allerdings skizzierte William Turner sie 1802, wohl während einer Vorbeireise.
- Conrad Meyer: Eigentlicher Abriss des merkwürdigen Bergfalls am Küssaberg, 1665.
- Joseph Mallord William Turner: Ruined Castle among Trees; Küssaberg near Lauchringen 1802, Lake Thun Sketchbook in der Tate Gallery London [1]
- Wolf Pabst: Die Küssaburg in gemalten Bildern. pdf
- Wolf Pabst: Elsbeth von Küssaberg und ihre Zeit — erzählt und nacherzählt von Wolf Pabst. pdf
- Karl Friedrich Würtenberger: Elsbeth von Küssaberg das Gotteli von St. Agnesen, St. Petersburg, 1889. Project Gutenberg's Elsbeth von Küssaberg
Sagen
BearbeitenAuch um die Küssaburg ranken sich Sagen. Nachdem Bernhard von Clairveaux auch in Tiengen für den Kreuzzug geworben hatte. Zog eine junge Zigeunerin durch das Land und auch auf die Küssaburg. Sie fristete ihr Dasein mit Wahrsagerei. Ein stolzes Burgfräulein ließ sie durch Hunde verjagen. Das Zigeunermädchen sagte der Burg eine Feuerbrunst und dem Burgfräulein einen untreuen Verlobten voraus. Als sie tatsächlich Nachricht von der Untreue des auf dem Kreuzzug befindlichen Ritters erhielt, stürzte sie sich in den Schlossbrunnen.[9]
Landgraf Rudolf V. von Sulz „Der Bauern(be)zwinger“ muss zur Strafe für die grausame Unterdrückung des Bauernaufstandes auf ewig jede Nacht auf der Burg umgehen.[10]
Heinrich von Küssenberg wurde nach seiner Heirat mit Kunigunde, der Schwester des Grafen Rudolf von Habsburg, hochmütig und wurde vom Schicksal damit bestraft, dass er als letzter männlicher Vertreter seines Geschlechts keine Nachkommen bekam.[11]
Literatur
Bearbeiten- Andreas Weiß, Christian Ruch: Die Küssaburg. Herausgegeben vom Küssaburg-Bund e.V., o. O. 2009. Rezension mit Bezugsquelle
- Robert Feger: Burgen und Schlösser in Südbaden. Eine Auswahl. Weidlich, Würzburg 1984, ISBN 3-8035-1237-9.
- Norbert Nothhelfer (Hrsg.): Der Kreis Waldshut. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart/Aalen 1975, ISBN 3-8062-0124-2.
- Gemeinde Lauchringen (Hrsg.), Brigitte Matt-Willmatt, Friedrich Hoggenmüller: Lauchringen. 1985.
- Arthur Hauptmann: Burgen einst und jetzt - Burgen und Burgruinen in Südbaden und angrenzenden Gebieten. Verlag Südkurier, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-040-1, S. 259–263.
- Heinz Voellner: Die Burgen und Schlösser zwischen Wutachschlucht und Hochrhein. Schriftenreihe Heimat am Hochrhein, Waldshut 1975, S. 57–60
- Helmut Bender, Karl-Bernhard Knappe, Klauspeter Wilke: Burgen im südlichen Baden. 1979, S. 94-99, ISBN 3-921340-41-1.
- Karl Siebold: Ruine Küssaburg. In: Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen (Herausgeber): Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten, Band 34 (1933); S. 37–39 Digitalisat
- Christian Roder: Küssaberg. In: Franz Xaver Kraus (Herausgeber): Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden, Freiburg im Breisgau, 1892, Band III - Kreis Waldshut; S. 133–142 online
- Christian Roder: Die Schloßkaplanei Küssenberg und die St. Annenkapelle zu Dangstetten. In: Freiburger Diözesan-Archiv Band 31 = N.F. 4, 1903 (Digitalisat).
- Gemeinde Küssaberg (Hrsg.), Emil Müller-Ettikon: Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs. 1986.
- Samuel Pletscher: Küssenberg im badischen Klettgau. Schleitheim, 1883.
- Vertrag zwischen dem Bischofe von Konstanz und dem Freiherrn von Krenkingen wegen des Lehens zu Thiengen, im Kletgau, von 1262. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 5 (1854), S. hier S. 238–239 im Internet Archive
- Josef Bader: Das klekgauische Hochschloß Küssachberg. In: Badenia oder das badische Land und Volk, Band 1 (1839), S. 34–44 Google-Digitalisat
- Friedrich Emanuel Hurter: Ein Tag auf Küssenberg, 1818
Literatur EBIDAT
Bearbeiten- Dehio BW II (1997), S. 397-398;
- Hauptmann, Burgen I (1984), S. 259-263; KD 3 Waldshut(1892), S. 119; S. 133-142;
- A. Nohl, Der Dreißigjährige Krieg und die Zerstörung der Küssaburg, in: Land zwischen Hochrhein und Südschwarzwald Jg. 1994, S. 44-48;
- A. Nohl, Die Vorburg der Küssaburg, in: Land zwischen Hochrhein und Südschwarzwald Jg. 1997, S. 103-104;
- Schuster, Burgen Badens (1908), S. 87-88;
- E. Wellenreuther, Die Küssaburg. Fundbericht und Rekonstruktion. Heimat am Hochrhein Bd. 2, 1965/66, S. 9-18.
Weblinks
Bearbeiten- Commons: Zieglhar/Küssaburg - Überarbeitung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Wikisource: Josef Bader: Der letzte Küssaberger, in Badisches Sagenbuch, 1846 – Quellen und Volltexte
- Offizielle Internetpräsenz
- Küssaburg-Führer Küssaburg.com
- Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun
- Eintrag zu Küssaburg in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Webseite Klettgau-Historia, darin Artikel zur Namenentstehung Küssaburg, von Hubert Roth (Autor), Woher kommt ihr Name? PDF
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Dirk Salzmann: Die Küssaburg. In: Südkurier vom 6. Mai 2010
- ↑ [https://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/11107/ 11. NSG : Ruine Küssaburg, Küssaberg. In: Geotope im Regierungsbezirk Freiburg, S. 271–273
- ↑ Vgl. Die Belagerung und Kapitulation Tiengens im Schwabenkrieg 1499. Festschrift für Thomas Zotz, Thorbecke 2004, S. 156.
- ↑ [https://books.google.de/books?id=viENAAAAYAAJ&pg=PA57 Geschichte der Bauernkriege in Teutschland und der Schweiz von Franz Anselm Deuber Digitalisat]
- ↑ Dirk Salzmann: Der Bauernkrieg im Klettgau und die Küssaburg. In: Südkurier vom 6. Mai 2010
- ↑ Heinrich Schreiber: Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau (Der deutsche Bauernkrieg : 1525; Januar bis Juli), 1864; S. 238 CCCLV. Aufforderung des Schlosses Küssenburg durch die Bauern. Digitalisat
- ↑ Jahrbuch des Landkreises Waldshut, Band 2, Schriftenreihe des Landkreises Waldshut, Waldshut, 1965/66
- ↑ siehe Roder Schloßkaplanei
- ↑ Die Wahragerin auf der Küssaburg. In: Hans und Brigitte Matt-Willmatt: Sagen vom Hochrhein und Hotzenwald, Lahr/Schwarzwald 1986, ISBN 3-7946-0243-9; S. 24
- ↑ Der Bauernhasser Graf Rudolf von Sulz. In: Hans und Brigitte Matt-Willmatt: Sagen vom Hochrhein und Hotzenwald, Lahr/Schwarzwald 1986, ISBN 3-7946-0243-9; S. 24–25
- ↑ siehe Josef Bader: Der letzte Küssaberger
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